Wahlpflichtvorlesung Antennen und Ausbreitung Skriptversion 3.0 30. August 2010 FH Aachen FB5 Elektrotechnik und Informationstechnik Lehrgebiet Hoch- und Hoechstfrequenztechnik Prof. Dr.-Ing. H. Heuermann Erneuert und erweitert über Studiengebühren von Torsten Finger ii Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1 1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Radargleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3 Grundprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.4 Radarfrequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Grundbegriffe der Antennentheorie 2.1 11 Das Feld eines Elementarstrahlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.1 Elektrischer Elementarstrahler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.2 Magnetischer Elementarstrahler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2 Das Fernfeld einer beliebigen Stromverteilung im freien Raum . . . . . . . 18 2.3 Das Äquivalenzprinzip (Huygensches Prinzip) . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.4 Zusammenhang zwischen Aperturbelegung und Richtcharakteristik bei Flächenantennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Kenngrößen einer Antenne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.5.1 Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.5.2 Kenngrößen einer Antenne für den Sendefall . . . . . . . . . . . . . 41 2.5.3 Kenngrößen einer Antenne für den Empfangsfall . . . . . . . . . . 46 2.5.4 Das Reziprozitätstheorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 2.5 3 Spezialantennen 51 3.1 Streifenleitungsantennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.2 Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.3 Strahlungsfelder 54 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Streuung elektromagnetischer Wellen an Radarzielen 4.1 Allgemeine Betrachtung der Streuung an einem einzelnen Radarziel . . . . iii 59 60 iv INHALTSVERZEICHNIS 4.2 Berechnung des Radarquerschnittes von metallischen Objekten . . . . . . 4.2.1 63 Reflexion bei Einfall einer ebenen homogenen Welle auf eine leitende ebene Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Reflexion an der Vorderseite einer metallischen Kugel . . . . . . . 70 Streuung an dielektrischen Körpern, die klein gegen die Wellenlänge sind (Rayleigh–Streuung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.4 Reflexion an einer leitenden Halbebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.5 Abhängigkeit des Radarquerschnitts von der Frequenz und dem Aspektwinkel 77 4.6 Volumenhafte meteorologische Radarziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 4.3 5 Phasengesteuerte Antennen 79 83 5.1 Prinzipielle Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.2 Die Richtcharakteristik einer phasengesteuerten Antenne . . . . . . . . . . 84 5.3 Kenngrößen einer phasengesteuerten Antenne . . . . . . . . . . . . . . . . 89 5.4 Diskretisierungsfehler bei einer phasengesteuerten Antenne . . . . . . . . 90 5.5 Array aus Patch-Antennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.5.1 Lineares Patch-Array mit λ/4 Abständen . . . . . . . . . . . . . . 95 5.5.2 Lineares Patch-Array mit λ/2 Abständen . . . . . . . . . . . . . . 96 5.5.3 Lineares Patch-Array mit 3λ/4 Abständen . . . . . . . . . . . . . . 98 5.5.4 Getapertes Patch-Array . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.6 Phasengesteuerte Empfangsantennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 6 Antennenmesstechnik 6.1 101 Die Messeinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Literaturverzeichnis 105 Kapitel 1 Einführung Wellenfronten Ltg. Ant S11 1 2 S 22 Abbildung 1.1: Reziproke: S21 = S12 ~ 0.2mm Bonddraht (vergoldet, Ø=17 μm) IC Abbildung 1.2: Kleinstantennen 1.1 Einleitung Unter dem Kunstwort RADAR (RAdio Detection And Ranging) werden die Methoden zur Entdeckung von Objekten und zur Bestimmung ihrer räumlichen Lage sowie ihres Bewegungszustandes mit Hilfe elektromagnetischer Wellen zusammengefaßt. 1 2 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG Folie Duenn- oder Dickschichtmetallisierung H tr F-E on le ik k- Abbildung 1.3: Folienantennen Abbildung 1.4: Substratantennen Trotz eines relativ geringen Auflösungsvermögens werden Radarverfahren sehr häufig eingesetzt, da diese in der Lage sind, unabhängig von den Witterungsbedingungen Entfernungsangaben über große Reichweiten zu liefern. 1904 wurde erstmalig ein Radarverfahren zur Ortung von Schiffen als Patent angemeldet und realisiert. Nach 1940 erfolgte eine rasante systemtechnische und technologische Entwicklung in der Militärtechnik. Im weiteren etablierte sich die Radartechnik in dem ebenfalls kostenunempfindlicheren Bereich der Luft- und Raumfahrt. Die technologische Entwicklung der letzten Jahre ermöglichte die kostengünstige Realisierung von Radargeräten für verschiedenste industrielle Bereiche, z.B. zur Füllstandsmessung und für den Verkehrsbereich mit Anwendungen zur berührungsfreien Weg- und Abstandsmessung. Während zur Navigation von Flugzeugen aufgrund der Forderung, große Reichweiten überwachen zu können, vor allem das Impulsradar Anwendung findet, setzen sich in der industriellen Meßtechnik vermehrt Systeme durch, die auf dem sogenannten FMCW–Prinzip (engl. frequency modulated continuous wave) beruhen. Mit FMCW–Verfahren lassen sich Präzisionsentfernungsmesser mit Genauigkeiten bis in den Submillimeterbereich realisieren. Abbildung 1.5: Drahtantennen 1.2. RADARGLEICHUNG 1.2 3 Radargleichung Nach wie vor sind die verbreitetsten Einsatzgebiete von Radargeräten die Überwachung des Luftraumes und die Ortung von Schiffen. Ein wesentliches Leistungsmerkmal derartiger Radaranlagen ist ihre maximale Reichweite. Den Zusammenhang zwischen der maximal detektierbaren Entfernung Rmax und den Kenngrößen der Radaranlage, wie beispielweise der Sendeleistung sowie den Reflexionseigenschaften des Radarzieles gibt die Radargleichung an. Zur Herleitung dieser Radargleichung soll zunächst das Bild 1.6 betrachtet werden. Das Radargerät strahlt einen kurzen Impuls elektromagnetischer Energie über die Antenne ab. Diese Antenne weise den Gewinn G auf. Als Gewinn wird das Verhältnis der maximalen Strahlungsdichte der Antenne zur Strahlungsdichte eines isotropen Strahlers (Kugelstrahlers) bezeichnet. Abbildung 1.6: Anwendung eines Radargerätes in der Schiffahrt Das Radarziel liegt praktisch immer im Fernfeld der Antenne und hat Ausdehnungen, die klein gegen die Strahlungskeulenbreite der Antenne sind. Somit trifft eine homogene ebene Welle mit der Strahlungsdichte Sa auf das Radarobjekt. Die Intensität der auf das Ziel einfallenden Strahlung steigt mit zunehmender Sendeleistung Pt und verbessertem Antennengewinn G. Mit zunehmendem Abstand R verringert sich die Strahlungs- bzw. Leistungsdichte Sa umgekehrt proportional zur anwachsenden Kugeloberfläche 4πR2 eines isotropen Strahlers. 1 Sa = Pt G (1.1) 4πR2 Das im allgemeinen richtungsabhängige Reflexionsverhalten des Zieles wird über den sogenannten Radarquerschnitt σ beschrieben. Unter Berücksichtigung der Entfernung R vom Radarziel zur Empfangsantenne erhält man die Empfangsstrahlungsdichte Se : Se = Pt G 1 σ 4πR2 4πR2 . (1.2) 4 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG Unter Verwendung der Antennenwirkfläche Ae , die direkt mit dem Gewinn G der Antenne verknüpft ist, Ae = λ2 G 4π (λ: elektr. Wellenlänge) , (1.3) erhält man die Empfangsleistung Pe = Se · Ae : Pe = Pt G Ae σ 2 (4π) R4 . (1.4) Übersprecher, Systemrauschen und die verwendete Filterbandbreite beschränken das Empfangssystem auf eine minimal noch nachweisbare Empfangsleistung Pe,min . Die sogenannte Radargleichung gibt die maximale detektierbare Entfernung Rmax an : Rmax = Pt G Ae σ 1/4 2 (4π) Pe,min . (1.5) Diese hängt sowohl von den Systemparametern Pt , G, Ae und Pe,min als auch von dem Reflexionsvermögen des Meßobjektes mit dem Radarquerschnitt σ ab. 1.3 Grundprinzip Abbildung 1.7: Pulsradar Beim klassischen Pulsradar wird die Entfernung zum Radarziel aus der Impulslaufzeit und dessen Richtung aus der Winkelstellung einer gut bündelnden Antenne bestimmt. Die Entfernung R ergibt sich aus der Impulslaufzeit τR zum Ziel und zurück unter der Annahme, daá sich die elektromagnetische Welle mit der Lichtgeschwindigkeit c ausbreitet. c τR (1.6) R = 2 Eine elektromagnetische Welle benötigt für eine Wegstrecke von 30 cm gerade 1 ns oder für 300 m die Zeit von 1 μs. Nachdem ein einzelner Impuls gesendet worden ist, sollte eine gewisse Zeit vergehen, bis auch die Echos von den am weitesten entfernten Radarzielen empfangen worden sind, bevor ein weiterer Impuls ausgesendet wird, damit Entfernungen 1.3. GRUNDPRINZIP 5 Abbildung 1.8: Dispersive Leitung verzögert 9 GHz Signal um 0.5 μs eindeutig bestimmt werden können. Der maximale eindeutige Entfernungsbereich Reind hängt von der Pulsfolgefrequenz fp bzw. der Pulsfolgezeit Tp = 1/fp ab: Reind = c Tp 2 . (1.7) Das Grundprinzip eines typischen Pulsradargerätes für Weitbereichsanwendungen kann anhand des Blockschaltbildes 1.9 erläutert werden. Abbildung 1.9: Blockschaltbild eines Pulsradars Ein Taktgeber steuert den zeitlichen Ablauf der Signalerzeugung und der Darstellung auf dem Sichtgerät. Dieser Taktgeber triggert den Pulsmodulator, der seinerseits über die Versorgungsspannung einen Hochleistungssender amplitudenmoduliert. Ein Weitbereichs– Radargerät weist typisch eine Impuls–Spitzenleistung von einigen Megawatt und Impulsbreiten von einigen Mikrosekunden auf. Der Sendeimpuls wird über eine rotierende Antenne, die wiederum auch für den Empfang benutzt wird, abgestrahlt. Ein Sende–Empfangsschalter (Duplexer) schaltet für die Zeit 6 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG des Sendeimpulses den Sender auf die Antenne durch und trennt den Empfänger von der Antenne, wodurch eine Zerstörung des Empfängers durch die Sendeenergie vermieden wird. Wenn nicht gesendet wird, führt der Duplexer die von der Antenne empfangenen Signale der rauscharmen Empfangsstufe zu und entkoppelt den Sender vom Empfänger. Um das Systemrauschen möglichst gering zu halten, müssen die Empfangssignale möglichst rauscharm sein und soweit verstärkt werden, wie es die größtmöglichen Empfangsimpulse erlauben. Mit Hilfe eines Fest- bzw Lokaloszillators und einem Mischer wird der Impuls, der im einfachsten Fall aus einer kurzen hochfrequenten Folge von Sinusschwingungen besteht, in einen Zwischenfrequenzbereich (ZF-Bereich) umgesetzt. Zur weiteren Signalaufbereitung wird das ZF–Signal zunächst verstärkt und anschließend gefiltert. Stand der Technik ist die Verwendung eines geeignet geformten Bandpaßfilters, welches das Verhältnis der durchgelassenen Signalenergie zu dem am Ausgang verbleibenden Rauschpegel optimiert. Liegt weißes Rauschen vor, so muß das Optimal–Filter (engl. matched filter) eine Impulsantwort aufweisen, die dem gespiegelten Verlauf des Sendeimpulses entspricht. In einem nächsten Schritt wird durch Gleichrichtung mit dem Detektor die Einhüllende des gefilterten ZF–Signalimpulses gewonnen, verstärkt und in einer Komparatorschaltung mit einem Schwellwert verglichen. Sämtliche Signale, die den Schwellwert überschreiten, werden bei einem derartigen Rundsichtradar als Funktion des Azimutwinkels und der Entfernung zur Anzeige gebracht (Bild 1.10). Abbildung 1.10: Bildliche Darstellung der Radarinformation: links: in Polarkoordinaten mit Entfernung und Winkel, rechts: bei festen Winkel mit der Amplitude als Funktion der Entfernung 1.4. RADARFREQUENZEN 1.4 7 Radarfrequenzen Die Wahl des Frequenzbandes für ein Radargerät wird zunächst von den Anforderungen an das Winkelauflösungsvermögen bestimmt. So ergibt sich beispielsweise für eine rechteckige Flächenantenne mit der Breite L eine sogenannte Halbwertsbreite Δϕ in der Winkelauflösung von Δϕ = 0.88 λ0 L (λ0 : Wellenlänge im freien Raum, Δϕ in Radian) . (1.8) Somit erzwingt die Vorgabe einer Winkelauflösung Δϕ und einer maximalen Antennengröße L die kleinste Betriebsfrequenz f . f = 0.88 c0 Δϕ L (c0 : Lichtgeschindigkeit im freien Raum) (1.9) Ein weiteres und oft erheblicheres Kriterium für die Wahl der Betriebsfrequenz sind die rechtlichen Vorschriften. Speziell bei Entfernungsmessern für industrielle Anwendungen sind von den deutschen Behörden lediglich drei Bänder freigegeben (Tabelle in Bild 1.12). Will man jedoch bei anderen Frequenzen arbeiten, so darf das Gerät entweder im Einsatzfall keine Strahlung in die Umwelt abgeben, wie zum Beispiel bei einem Stahltank, oder muß mit einer Sendeleistung von weniger als ca. -60 dBm arbeiten. Des weiteren sind in der Tabelle 1.12 die wichtigsten freien Frequenzbänder für Industrieanwendungen in den USA und international vereinbarte Frequenzbänder für spezielle Anwendungen im Schiffahrts- und Flugbereich angegeben. Neben diesen künstlichen Einschränkungen muß man noch den Einfluß der Atmosphäre beachten (Bild 1.11). Den für unsere Atmosphäre charakteristischen Dämpfungsverlauf, der durch Molekülresonanzen der Gase der Atmosphäre bewirkt wird, überlagert sich unter Umständen der dämpfende Einfluß von Nebel oder Regen. Diese Dämpfung hängt stark von der Nebeloder Regendichte ab. Die Sauerstoffresonanz beschränkt die meisten Anwendungen auf Frequenzen bis 36 GHz. Jedoch sind bei speziellen Anwendungen hohe Dämpfungen erwünscht, wie beispielsweise beim Abstandswarnradar. Da speziell der Nebel bei höheren Frequenzen über den infraroten Bereich bis weit über den sichtbaren Bereich hinaus elektromagnetische Wellen erheblich dämpft, ist das Fenster bei 94 GHz für viele zukünftige Anwendungen von großer Bedeutung. 8 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG Abbildung 1.11: Allgemeine Freiraumdämpfung in der Atmosphäre 1.4. RADARFREQUENZEN USA L S C X K Q V W 9 Frequenzbänder Freie Bänder für International vereinbarte Frequenzbänder Bandbezeichnung Industrieanwendungen für Radaranwendungen Frequenzin in den FrequenzEU BRD bereich in Deutschland USA in bänder in typische Radaranwendungen GHz in GHz GHz GHz 0.3 B ISM · 0.433 · ISM/RFID UHF · C 0.868 GSM 1 0.900 1.215 1 Sekundärradar; Mittelbereich· ⁞ · 1.500 1.400 Rundsichtradar für LuftraumüberL D · 1.800 1.722 wachung; GPS; GSM; UMTS 2.000 ⁞ 2 2.400 2.200 2.300 2 · ⁞ E ⁞ Flughafen-Rundsichtradar · 2.500 2.500 Weitbereichsver-folgung S · 3.358 2.700 (Tracking); Schiffsradar · ⁞ ⁞ F 3.600 3.700 4 4 · 5.725 5.460 5.250 G · ⁞ ⁞ ⁞ Präzise Schiffsführung C · 5.875 5.925 · 7.250 H 8 8.500 8.500 8 · ⁞ · I Präzisions-Anflug-radar; · 9.000 · Wetterradar in Flugzeugen; X · 9.500 · Schiffsradar · ⁞ · 10.60 10.68 12 12.7 13.40 12 · ⁞ ⁞ J · 13.25 14.00 Dopplernavigation Ku · 13.40 15.70 · ⁞ ⁞ 14.47 17.70 18 18 · 24.00 24.00 · ⁞ · K · 24.25 · Rollfeldüberwachung auf · 27 · K 27 Flughafen · 31.20 · 31.80 33.40 Ka · ⁞ ⁞ 36.50 36.00 40 40 · 60 Körperscanner; L · ⁞ V Short-Range-Communication · 65 75 75 · 77 Autoradar M · W · 110 Abbildung 1.12: Aufstellung von Frequenzbändern der wichtigsten HF-Anwendungen 10 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG Kapitel 2 Grundbegriffe der Antennentheorie 1 Während die Baugruppen des Sende- und Empfangszweiges für verschiedene Anwendungen ähnlich sind, bringt die Applikation der Antenne eines Radargerätes an ein spezielles Einsatzgebiet häufig neue Problemstellungen mit sich. Die exakte Berechnung der Abstrahlung elektromagnetischer Wellen muß von der Lösung der Maxwellschen Gleichungen unter Berücksichtigung der Randbedingungen erfolgen. Erfüllt eine Lösung die Maxwellschen Gleichungen, so ist diese Lösung aufgrund des Eindeutigkeitsatzes die einzige. Diese Vorgehensweise ist nur in Sonderfällen wie zum Beispiel dem Elementarstrahler und der offenen Rechteckhohlleitung möglich. Daher greift man in der Regel schon bei einfachen Anordnungen auf numerische Verfahren zurück. In vielen Fällen wird lediglich die Stromverteilung auf der Antenne numerisch berechnet, da bei vorgegebener Stromverteilung sich das abgestrahlte Feld geschlossen berechnen läßt. Für einige sogenannte Flächenantennen wie den Hornstrahler und die Parabolantenne kann man die Stromverteilung in guter Näherung angeben und deren Abstrahlung somit ohne numerische Hilfsmittel berechnen. 1 Die Kapitel 2. und 3. sind aus dem Manuskript „Mikrowellentechnik“ bzw. „Radartechnik“ von Prof. H. Chaloupka übernommen und nur geringfügig verändert worden. Der Abdruck hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. 11 12 2.1 2.1.1 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Das Feld eines Elementarstrahlers Elektrischer Elementarstrahler Aus der Elektrostatik ist der statische Dipol bekannt. Man erhält ihn aus zwei Punktladungen der Ladung q und −q, indem man deren Abstand gegen Null gehen läßt und dabei q so vergrößert, daß das Produkt, nämlich das Dipolmoment p p = q (2.1) endlich bleibt. Das von diesem Dipol im leeren Raum erregte Feld ist: → p → → u u E = + 2 cos ϑ sin ϑ . ϑ r 4π0 r3 → (2.2) → Dabei sind u ϑ und u r Einheitsvektoren, r ist der Abstand zum Aufpunkt, ϑ ist der Elevationswinkel und ϕ der Azimutwinkel (Bild 2.1). z ur Aufpunkt uϑ ϑ r +q l y Ha up ta bs tr ah l- -q ϕ ng tu h c ri x Abbildung 2.1: Zur Erläuterung des statischen Dipoles Falls zwischen den beiden Punktladungen ein zeitabhängiger Strom i(t) (positive Zählrichtung +z) fließt, wird auch das Dipolmoment p zeitabhängig, und es gilt: dp dq = ṗ = = i(t) dt dt . (2.3) Ein elektrischer Elementarstrahler, der auch als Hertz’scher Dipol bezeichnet wird, weist ein derartig zeitabhängiges Dipolmoment auf und wird, wie im Bild 2.2 angegeben, realisiert. 2.1. DAS FELD EINES ELEMENTARSTRAHLERS 13 z i(t) l y x Abbildung 2.2: Realisierung des elektrischen Elementarstrahlers Das elektromagnetische Feld dieses Dipols muß im quellenfreien Raum die entsprechenden Maxwellschen Gleichungen für r = 0 erfüllen. → ∂E rot H = 0 ∂t → und → ∂H rot E = −μ0 ∂t → (2.4) Dabei ergibt sich die Lösung → p(t − rc ) ṗ(t − rc ) p(t − rc ) ṗ(t − rc ) p̈(t − rc ) 1 → → u u + + + cos ϑ r , sin ϑ ϑ +2 E(r, ϑ, t) = 4π0 r3 cr2 c2 r r3 cr2 (2.5) 1 ṗ(t − rc ) p̈(t − rc ) → + sin ϑ u ϕ H(r, ϑ, t) = 2 4π r cr → , (2.6) √ wobei c = 1/ 0 μ0 die Lichtgeschwindigkeit bedeutet. Die Gültigkeit der Lösung mit den Gleichungen (2.5) und (2.6) läßt sich bestätigen, indem man zeigt, daß • die Maxwellschen Gleichungen erfüllt sind und • im Grenzfall ergibt. ṗ = p̈ = 0 und p(t − rc ) = p sich die statische Lösung Die Lösung, die diese beiden Bedingungen erfüllt, ist wegen des Eindeutigkeitssatzes auch die einzige Lösung des Abstrahlungsproblems. Aus den Gleichungen (2.5) und (2.6) erkennt man, daß der zeitliche Verlauf des elektrischen und magnetischen Feldes durch den zeitlichen Verlauf des Dipolmomentes p(t) und seiner Ableitungen ṗ und p̈ bestimmt wird. Dabei tritt allerdings wegen der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des elektromagnetischen Feldes eine Zeitverzögerung (Retardierung) von τ = r/c auf. Die retardierte Zeit τ gibt somit die Laufzeit an, die eine elektromagnetische Welle vom Quellpunkt zum Aufpunkt r bei einer Ausbreitung mit der Lichtgeschwindigkeit c benötigt. 14 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Für den Fall einer harmonischen Zeitabhängigkeit (Kreisfrequenz ω, Freiraumwellenlänge λ0 = 2πc/ω) erhält man nach Einführung der üblichen Phasorenschreibweise p(t) = Re P e jωt , i(t) = Re I e jωt usw. (2.7) und unter Berücksichtigung von I = jωP (siehe Gleichung (2.3)) aus den Gleichungen (2.5) und (2.6) für die Phasoren des elektrischen und magnetischen Feldes: → 1 1 1 → → 1 + + sin ϑ u ϑ + 2 cos ϑ u r jk0 r (jk0 r)2 jk0 r (jk0 r)2 (2.8) → I → −jk0 r 1 + 1 e (r, ϑ) = j (2.9) sin ϑ u ϕ H 2 λ0 r jk0 r I e −jk0 r E(r, ϑ) = jZ0 2 λ0 r und 1+ √ mit der Wellenzahl k0 = ω 0 μ0 = 2π/λ0 und dem Ausbreitungswiderstand bzw. Feldwellenwiderstand im leeren Raum Z0 = μ0 /0 ≈ 377 Ω . Das Nahfeld ist dadurch charakterisiert, daß k0 r 1 gilt. Führt man diese Näherung ein, so ergibt sich für das E–Feld ein Ausdruck, der dem statischen Feld entspricht und für das H–Feld ein Feld, das dem stationären Feld eines stromdurchflossenen Leiters entspricht (Nahfeld = ˆ statischen Feldern). Im Fernfeld ist k0 r 1 und folglich 1 1/k0 r 1/(k0 r)2 . Aus den Gleichungen (2.8) und (2.9) ergibt sich für den Hertz’schen Dipol das elektromagnetische Feld im Abstand von mehreren Wellenlängen (Fernfeld) in guter Näherung zu → I → e −jk0 r sin ϑ u ϑ 2 λ0 r (2.10) I → e −jk0 r sin ϑ u ϕ . 2 λ0 r (2.11) E(r, ϑ) ≈ jZ0 und → H(r, ϑ) ≈ j z y x Abbildung 2.3: Fernfeld 2.1. DAS FELD EINES ELEMENTARSTRAHLERS 15 Schließlich kann man die Gleichungen (2.10) und (2.11) in koordinatenfreier Vektor- → schreibweise formulieren, wenn man die Orientierung des Dipols durch den Vektor → → mit dem Betrag = | | und die Richtung zum betrachteten Aufpunkt durch u r beschreibt. (Siehe auch Bild 2.4) Aufpunkt ur Dipol r I I Abbildung 2.4: Beschreibung des Dipols als Vektor → → I × u r −jk0 r e H( r ) ≈ j 2 λ0 r → → und → → E ( r ) ≈ Z0 → → H × ur . A t0 t=t 0 t=t 4 t3 t6 t=t 1 t t=t 2 t=t 5 t=t 3 t=t 6 Abbildung 2.5: Feldablösung (2.12) (2.13) 16 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Die durch den Raum emittierte Strahlungsleistungsdichte erhält man aus dem Realteil des komplexen Poynting–Vektors → 1 → → ∗ , (2.14) S = E×H 2 der für den Elementarstrahler nur eine Komponente in r–Richtung aufweist: Sr Z0 ≈ 2 I 2 λ0 r 2 sin2 ϑ . (2.15) Aus den Gleichungen (2.10), (2.11) und (2.15) kann man die folgenden Eigenschaften des Feldes in der Fernzone eines elektrischen Elementarstrahlers ablesen: 1. Die Flächen konstanter Phase (Phasenflächen) werden von den Kugelflächen um den Ort des Dipols gebildet. → → 2. E und H liegen tangential zur Kugeloberfläche. → 3. H liegt senkrecht zur Orientierung des Dipols. → → 4. E und H stehen senkrecht aufeinander und es gilt wie für ebene homogene Wellen → → | E | = Z0 · | H | . → → 5. | E | und | H | fallen mit wachsendem Radius entsprechend 1/r ab. 6. Es findet ein reiner Wirkleistungstransport in Ausbreitungsrichtung statt. 7. Das Feld ist auf der Achse des Dipols (ϑ = 0, π) Null und wird in der Ebene durch den Dipol, auf der der Dipol senkrecht steht, maximal. Die Felder sind unabhängig vom Azimutwinkel ϕ. z Dipolantenne 0.02 a- 0 x y −0.02 0.06 0.04 0.05 0.02 Rundum-Strahlungsverhalten 0 −0.02 −0.04 −0.06 0 −0.05 Abbildung 2.6: Darstellung einer (symmetrischen) Dipolantenne entlang der z-Achse und der zugehörigen Strahlungscharackteristik (Form eines Toroids) der Hauptkeule angesteuert über eine symmetrische Quelle mittles eines Gegentaktsignales (links: 2D, rechts: 3D) 2.1. DAS FELD EINES ELEMENTARSTRAHLERS 2.1.2 17 Magnetischer Elementarstrahler Eine stromdurchflossene Leiterschleife mit kleinen Abmessungen (Abmessungen λ0 ) erzeugt ein Feld, das zu dem Feld des oben beschriebenen elektrischen Elementarstrahlers → → dual ist, d. h. die Felder gehen bis auf Konstanten durch Vertauschen von E und H auseinander hervor (Bild 2.7). Flaeche A M I Abbildung 2.7: Magnetischer Elementarstrahler Führt man formal den magnetischen Strom M ein, → → M = j Z0 k0 A I , (2.16) wobei A den Flächeninhalt der Leiterschleife angeben soll, dann erhält man für die Fernzone, also für k0 r 1, dieses magnetischen Elementarstrahlers analog zu den Gleichungen (2.12) und (2.13) → → → → M × u r −jk0 r r ( e (2.17) ) ≈ −j E 2 λ0 r und → → H( r ) ≈ → 1 → ur × E . Z0 (2.18) 18 2.2 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Das Fernfeld einer beliebigen Stromverteilung im freien Raum In diesem Abschnitt soll das Gesamtfeld betrachtet werden, das aus der Überlagerung der Felder mehrerer Elementarstrahler entsteht. Dabei wird angenommen, daá der Abstand r des Aufpunktes P zu den Elementarstrahlern (Quellpunkte) die Fernfeldbedingung k0 r 1 erfüllt. Die Grundidee soll zunächst anhand des Sonderfalls von zwei elektrischen Elementarstrahlern erläutert werden. Die beiden Elementarstrahler mögen sich entsprechend Bild 2.8 in → → den Punkten befinden, die durch die Ortsvektoren ρ 1 und ρ 2 beschrieben werden. I1 1 ur1 r1 r ur Aufpunkt P r2 ur2 I2 2 Abbildung 2.8: Berechnung des Fernfeldes von zwei Elementarstrahlern → Für die Beträge r, ρ1 und ρ2 sowie den Aufpunktvektor u r gilt: → ρi = ρ i ; → r = r ; → → ur = r . r Das elektrische Feld im Aufpunkt P erhält man durch Überlagerung der Einzelbeiträge → → mit den Aufpunktsvektoren u r1 und u r2 nach Gleichung (2.13) und (2.12) zu: → 1 → 1 → → → → → jZ0 → r r −jk −jk 0 1 0 2 I1 1 × u r1 × u r1 e + I2 2 × u r2 × u r2 e . E( r ) = 2λ0 r1 r2 (2.19) → → → Die Größen r1 , r2 , u r1 und u r2 sollen durch die Größen r, u r und die Ortsvektoren der Quellpunkte ρ1 und ρ2 ersetzt werden. Die Anwendung des Satzes des Pythagoras liefert für das rechtwinklige Dreieck mit der Hypotenuse r1 r12 = (r − ρ1 cos β) 2 2 + (ρ1 sin β) . Multipliziert man Gleichung (2.20) aus und ersetzt das skalare Produkt r · ρ 1 , so errechnet sich r1 zu → → r1 = → → und mit r = r u r zu → → r2 + ρ21 − 2 ρ 1 · r r1 = r 1 + → (2.20) rρ1 cos β durch (2.21) → ρ21 2 ρ 1 · ur − 2 r r . (2.22) 2.2. DAS FERNFELD EINER BELIEBIGEN STROMVERTEILUNG IM FREIEN RAUM19 Der Wurzelausdruck wird in eine Taylorreihe entwickelt: ⎧ ⎨ r1 1 = r 1 + ⎩ 2 → → ρ21 2 ρ 1 · ur − 2 r r 1 − 8 → → ρ21 2 ρ 1 · ur − 2 r r 2 + ... ⎫ ⎬ ⎭ . (2.23) Im Ferfeld gilt ρ1 /r 1 . Weil r1 im Phasenterm des elektrischen Feldes auftritt, werden nichtsdestotrotz zur Berechnung von r1 zunächst sämtliche Glieder mit ρ21 /r2 berücksichtigt: → → r1 = r − ρ 1 · u r + 1 1 2 r → → 2 ρ21 − ρ 1 · u r . (2.24) Abgesehen von den Phasengrößen ϕi = k0 ri der Exponentialfunktionen in Gleichung → (2.19) kann man für die Größen ri und u ri die gröbere Näherung ri ≈ r und → u ri → ≈ ur einführen. Eine Abschätzung des Phasenfehlers ist mit Hilfe des dritten Gliedes möglich, das propor→ → tional (ρ21 − ( ρ 1 · u r )2 ) ist. Der Phasenfehler, der durch das dritte Glied verursacht → → wird, ist maximal, wenn ρ 1 · u r = 0 ist. Benutzt man diese Beziehung und legt eine mehr oder weniger willkürliche Fehlerschranke von π/8 für den Phasenfehler Δϕ fest, dann erhält man, wenn man das dritte Glied der Phase ϕ1 = k0 r1 als Maß für den Phasenfehler nimmt: 1 1 2 π ρ < Δϕ ≈ k0 2 r 1 8 π π ρ21 < . (2.25) Δϕ ≈ λ0 r 8 → → Bezeichnet man mit D = | ρ 1 − ρ 2 | den Abstand zwischen den beiden Quellpunkten → → und nimmt an, daß ρ 1 = − ρ 2 und somit D = 2 ρ1 ist, dann wird die Ungleichung (2.25) erfüllt, wenn r > 2 D2 λ0 (Fernfeldbedingung) (2.26) gewählt wird. Das durch die Ungleichung (2.26) definierte Raumgebiet bezeichnet man als Fernfeldzone oder Fraunhoferzone und das Feld in diesem Gebiet als Fernfeld. Muß man die ersten drei Glieder in der Reihe zur Approximation der Phase verwenden, dann spricht man von der Fresnelzone. Unter Berücksichtigung der oben diskutierten Näherungen für die Fernfeldzone erhält man für das Fernfeld der beiden Elementarstrahler, wenn man die Reihenfolge im Vektorprodukt vertauscht: → → E( r ) = e −jk0 r → → E0 ( u r ) r mit 20 → KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE → E0 ( u r ) = j Z0 → ur × 2 λ0 → ur × → → → → → → ρ ρ I1 1 e (jk0 u r · 1 ) + I2 2 e (jk0 u r · 2 ) . (2.27) Diese am Beispiel von zwei elektrischen Elementarstrahlern gezeigte Vorgehensweise läßt sich auf die Berechnung des Feldes einer beliebigen räumlich verteilten Flächenstromdichte → → übertragen. Das Stromelement I wird dabei durch das Flächenstromelement J ds → mit der Flächenstromdichte J ersetzt (Bild 2.9). → → J ds = J d1 d2 (2.28) J 1 2 Abbildung 2.9: Flächenstromelement → Für die magnetische Flächenstromdichte M gelten ähnliche Überlegungen, wie sie für die → elektrische Flächenstromdichte J angestellt wurden. Zur Berechnung des Feldes einer ausgedehnten Stromverteilung (Bild 2.9) tritt an die Stelle der Summe ein Integral über alle Quellen. Man erhält für das Fernfeld: → → E( r ) = mit → → E0 ( u r ) j = 2 λ0 → ur e −jk0 r → → E0 ( u r ) r (2.29) → → → → → → → ρ) u · (jk 0 r × Z0 u r × J ( ρ ) + M( ρ ) e ds S (2.30) bzw. → → E0 ( u r ) −j = 2 λ0 → → → → → → → → → → → u r · ρ ) ds (jk 0 Z0 J ( ρ ) − J ( ρ ) · u r · u r + M( ρ ) × u r e S (2.31) 2.2. DAS FERNFELD EINER BELIEBIGEN STROMVERTEILUNG IM FREIEN RAUM21 und → → H( r ) = → → 1 → u r × E( r ) Z0 . (2.32) Bild 2.10 dient zur Erläuterung der Umformung von Gleichung (2.30) nach Gleichung (2.31). J J J ur ur ur M ur ur J M ur Abbildung 2.10: Zur Erläuterung einer Vektorumformung → → → → Das Kreuzprodukt u r × J steht senkrecht zu den beiden Vektoren u r und J und das → → → → → → doppelte Kreuzprodukt u r × u r × J nunmehr senkrecht zu u r und u r × J 2 . Die Richtung der Vektoren sind im Sinne einer Rechtsschraube zugeordnet. Die Anwendung der Gleichungen (2.29) bis (2.32) soll anhand des Bildes 2.11 für den Fall, → → daß nur eine Flächenstromdichte J ( ρ ) vorhanden ist, erläutert werden. J( ) H(r) Q=Querpunkt ur P r E(r) D Flaeche S Abbildung 2.11: Zur Erläuterung des Integrals über die Flächenstromdichte Die Integration muß unter Berücksichtigung der eingezeichneten Vektoren über die im Schnitt gezeichnete Fläche S erfolgen. Die Abmessung D der Fernfeldbedingung (Gleichung (2.26)) hat nunmehr die Bedeutung der größten Linearabmessung der Stromverteilung. Die Gleichungen (2.29) bis (2.32) stellen das Ergebnis dieses Abschnitts dar. Die aus diesen Gleichungen folgenden Eigenschaften des Fernfeldes einer beliebigen Stromverteilung können wie folgt zusammengefaßt werden: 2 Der Betrag der Kreuzprodukte ist gleich der aufgespannten Fläche eines Parallelogramms. 22 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE → 1. Die Ortsabhängigkeit der elektrischen Feldstärke E ist durch das Produkt von 1 −jk0 r ist unabhängig zwei Funktionen gegeben. Der erste Faktor nämlich r e von der speziellen Form der Stromverteilung und beschreibt den Amplitudenabfall sowie die Phase des Feldes in Abhängigkeit vom Abstand r. Der zweite Faktor → → → → → u r = u r (ϑ, ϕ) abhängig, also E0 ( u r ) = E0 (ϑ, ϕ) ist nur von der Richtung von r unabhängig. Dabei sind ϑ und ϕ die beiden Koordinatenwinkel in Kugelko→ → → ordinaten. Man nennt E0 ( u r ) = E0 (ϑ, ϕ) die absolute Richtcharakteristik der Stromverteilung. → → → → → → 2. Da nach Gleichung (2.31) die Vektoren ( J −( J · u r ) · u r ) und M × u r im → → → → Integranden auf u r senkrecht stehen, liegt auch E( r ) senkrecht auf u r , also tangential zu der Kugelfläche um den Nullpunkt. → → → 3. Nach Gleichung (2.32) steht H senkrecht auf E und u r . Es gilt für die Beträge: → → E . (2.33) H = Z0 Das elektrische und magnetische Feld sind in Phase. 2.3 Das Äquivalenzprinzip (Huygensches Prinzip) Der Entwurf einer Radaranlage erfordert einerseits Kenntnisse über die Strahlungseigenschaften wie zum Beispiel Richtcharakteristik, Gewinn, Halbwertsbreite, Nebenkeulendämpfung der in Frage kommenden Antennen und anderseits Kenntnisse der Rückstreueigenschaften wie Streumatrix, Radarquerschnitt möglicher Radarziele. Die Bestimmung dieser Größen stellt im allgemeinen ein kompliziertes elektromagnetisches Randwertproblem dar, dessen strenge Lösung im allgemeinen einen sehr hohen rechnerischen Aufwand erfordert. Man benutzt in der Regel Näherungsverfahren, deren Ergebnisse für den hier vorliegenden Zweck praktisch ausreichend sind. Außerdem haben diese Näherungsverfahren den Vorteil, daß sie einen guten Einblick in die prinzipielle Wirkungsweise von Antennen geben. Aus dem vorherigen Abschnitt ist der Zusammenhang zwischen der Verteilung der elektrischen und magnetischen Ströme (Quellen) und dem zugehörigen elektromagnetischen Feld unter der Voraussetzung des freien Raums (d. h. homogener Raum mit r = μr = 1 für alle Punkte) bekannt. Diese Ergebnisse lassen sich nicht auf direktem Wege auf die vorliegenden Probleme (Antenne, Radarziel) anwenden. Hier ist nämlich die Voraussetzung des homogenen Raumes verletzt, da die Antennen und Radarziele aus Material mit r = 1 (meistens Metall) bestehen. Außerdem befinden sich die eigentlichen Quellen elektromagnetischer Felder in den verwendeten Röhren und Halbleiterbauelementen. Man kann jedoch mit Hilfe des Äquivalenzprinzips (auch als Huygensches Prinzip bezeichnet) das vorliegende Problem durch Quellen im freien Raum beschreiben. Die hier benötigten Aussagen des Äquivalenzprinzips lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 2.3. DAS ÄQUIVALENZPRINZIP (HUYGENSCHES PRINZIP) 23 i ) Es werden Volumenbereiche Vi , (i = 1, 2, . . .) , beliebiger geometrischer Gestalt eingeführt, die diejenigen Strukturen einschließen, welche die Homogenität des Raumes stören. In Bild 2.13 ist die Radaranlage samt Antenne in V1 eingeschlossen und das Radarziel in V2 . Radaranlagen mit Antenne Radarziel J n u J u V1 V2 Abbildung 2.12: Einschluß der Radaranlage und des Radarzieles in den Volumen V1 und V2 Radaranlagen mit Antenne Radarziel V1 V2 Abbildung 2.13: Einschluß der Radaranlage und des Radarzieles in den Volumen V1 und V2 ii ) In allen Punkten auf der Oberfläche dieser Volumenbereiche werden ”äquivalente → → Stromdichten” J und M definiert, die sich aus den in diesen Punkten herrschenden → → Feldstärken E und H über → → → → → → J = und n × H M =− n × E → ergeben. Dabei ist n der nach außen zeigende Flächennormalenvektor. (2.34) (2.35) 24 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE J = n H M = -n E n n V1 n n n n V2 Abbildung 2.14: Radaranlage und Radarziel ersetzt durch äquivalente Quellen iii ) Denkt man sich die unter ii) definierten äquivalenten Stromdichten im freien Raum befindlich (Bild 2.14), so erzeugen sie außerhalb von V1 und V2 ein elektromagnetisches Feld, das demjenigen der ursprünglichen Anordnung entspricht. Innerhalb dieser Volumenbereiche wird das von den äquivalenten Strömen erzeugte Feld zu Null. Somit kann man anstelle der ursprünglichen Konfiguration (Bild 2.13) eine Anordnung, die aus elektrischen und magnetischen Quellen im freien Raum besteht (Bild 2.14) und hinsichtlich des Feldes außerhalb von V1 und V2 äquivalent ist, betrachten. Damit hat man zunächst nur eine neue Beschreibungsweise eingeführt. Da die äquivalenten Ströme nach Gleichung (2.34) und (2.35) von dem Tangentialanteil des elektrischen und magnetischen Feldes in der Oberfläche abhängen, dieses Feld jedoch unbekannt ist, bleibt das Randwertproblem nach wie vor ungelöst. Es gibt jedoch, wie weiter unten erläutert wird, brauchbare Näherungen für die Tangentialkomponenten der Felder in der Öffnung (Apertur) von Flächenstrahlern sowie auf der Oberfläche von metallischen Streukörpern (Radarzielen). Diese Näherungslösungen gestatten nach Gleichung (2.34) und (2.35) die Bestimmung äquivalenter Ströme und damit eine näherungsweise Lösung des Antennen- und Rückstreuproblems. 2.3. DAS ÄQUIVALENZPRINZIP (HUYGENSCHES PRINZIP) 25 R F=377 Ω →∞ Abbildung 2.15: Feld im Volumen Monopol E, H=0 E E, H=0 H E, H=0 Abbildung 2.16: Beispiel: Hornantenne 26 2.4 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Zusammenhang zwischen Aperturbelegung und Richtcharakteristik bei Flächenantennen Radargeräte in der Schiffs- oder Flugüberwachung benötigen Antennen, die eine scharfe Richtcharakteristik in der Horizontalebene (Azimut) und eine relativ geringe Bündelung in der Vertikalebene (Elevation) besitzen. Die bisher vorgestellten Linearantennen finden in der Radartechnik lediglich Einsatz als Elemente von sogenannten Gruppenantennen, die im Kapitel 4 ausführlich behandelt werden. Neben den elektronisch steuerbaren Gruppenantennen werden sehr häufig mechanisch schwenkbare Flächenantennen eingesetzt. Flächenantennen werden in zwei Klassen, den Strahlern und den Spiegelantennen, unterteilt. Bei Hohlleiterstrahlern erreicht man eine sehr gute breitbandige Anpassung an den Wellenwiderstand des freien Raumes mit einem trichterförmigen Übergang. Das elektromagnetische Feld in der Öffnungsfläche (Aperturfläche) entspricht dem Feld des angeregten Wellentyps: H10 im Rechteck- bzw. H11 im Rundhohlleiter. Weil bei Rechteckhörnern sich die Richtcharakteristik sehr genau berechnen läßt, werden diese auch als Eichstrahler mit bekanntem Richtfaktor eingesetzt. Einige Beispiele von Horn- bzw. Trichterstrahlern sind dem Bild 2.17 zu entnehmen. Rechteckhorn H-Sektorhorn Kegelhorn Abbildung 2.17: Hohlleiterantennen Als Erreger in Spiegelantennen werden in der Regel Hornstrahler eingesetzt. Einfache Spiegelantennen werden unter Verwendung der Methoden der geometrischen Optik dimensioniert: Der Laufweg aller Strahlen ist vom Wellenzentrum im Brennpunkt F über die Reflexion an der parabolisch geformten Spiegelfläche bis zur Öffnungsebene (Apertur) gleich lang und damit ist die Phasenbelegung in der Apertur konstant. Bild 2.18 illustriert drei häufig eingesetzte Spiegelantennen. Beide Arten von Flächenantennen haben gemein, daß a.) deren geometrische Abmessungen ein Vielfaches der Wellenlänge λ0 beträgt. b.) deren Hauptstrahlrichtung senkrecht zur Hauptausdehnung der Antenne steht. c.) eine in nächster Nähe der Antenne befindliche ebene Fläche (Apertur) begrenzter Abmessung angebbar ist, durch die der weitaus größte Teil der Strahlung hindurchgeht. Nach Abschnitt 2.3 kann man zur Berechnung des Strahlungsfeldes die Antenne durch eine äquivalente Stromverteilung im freien Raum ersetzen (Gleichung 2.34). Für eine exakte 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA Apertur Paraboloid ebene Phasenfront Ausschnitt aus einem Paraboloiden Subreflektor F F D F F Hyperboloid Parabolantenne Muschelantenne Cassegrain-Antenne Abbildung 2.18: Beispiele für Flächenstrahler Abbildung 2.19: Beispiel: TEM-Horn Berechnung müßte man die äquivalente Stromverteilung auf einer geschlossenen, die ganze Antenne umschließenden Oberfläche berücksichtigen. Denkt man sich diese Oberfläche so gelegt, daß die oben eingeführte Apertur Teil dieser Oberfläche ist, so ist aufgrund der Definition der Apertur (=Ebene, durch die der weitaus größte Teil der Strahlung geht) der Beitrag der äquivalenten Ströme auf dem restlichen Teil der Oberfläche vernachlässigbar, besonders bezüglich des Strahlungsfeldes auf der Vorderseite der Antenne. Anstatt über die geschlossene Oberfläche integriert man also näherungsweise nur über die ebene Aperturfläche. Im übrigen Bereich der geschlossenen Oberfläche werden die Flächenströme zu Null angenommen. Grundsätzlich kann bei einer gegebenen Flächenantenne die Apertur mehr oder weniger willkürlich gewählt werden. Im allgemeinen wählt man sie jedoch so, daß man für den Verlauf der äquivalenten Stromdichten (proportio→ → nal den Transversalkomponenten von E und H ) in der Apertur eine einfache Näherung mit genügender Genauigkeit angeben kann. Bei einem zur Achse symmetrischen Parabolspiegel mit kreisförmiger Berandung läßt man sie mit der Spiegelöffnung, bei einem Hornstrahler mit der Hornöffnung zusammenfallen. Bild 2.20 zeigt eine Apertur, die in die Ebene x = 0 gelegt ist. Nach Gl.2.35 ergibt sich für die Apertur eine äquivalente magnetische Flächenstromdichte von → → → → → M(y, z) = − n × E(0, y, z) = − u x × Et (y, z) → → → . (2.36) Dabei ist Et (y, z) = E − Ex · u x der parallel zur Aperturebene orientierte Anteil (Transversalanteil) des elektrischen Feldes. 28 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE z y : Elevationswinkel u =e 2 : Azimuthwinkel ur u =e 1 x Hauptstrahlrichtung Abbildung 2.20: Apertur in der Ebene x = 0 und zugehöriges Koordinatensystem Nimmt man in einer weiteren Näherung an, daß zwischen dem transversalen Anteil des elektrischen und magnetischen Feldes in der Apertur näherungsweise der gleiche Zusammenhang wie für TEM–Wellen gilt, nämlich → Ht (y, z) ≈ → 1 → u x × Et (y, z) Z0 (2.37) . → dann läßt sich auch die elektrische Flächenstromdichte durch Et (y, z) ausdrücken: → J (y, z) = ≈ = → → → → n × Ht (0, y, z) = u x × Ht (y, z) → 1 → → ux × u x × Et (y, z) Z0 1 → − . Et (y, z) Z0 → , , (2.38) → Nach Einsetzen dieses speziellen Ausdrucks für M und J wird aus Gl. 2.30 → → E0 ( u r ) mit j = − 2 λ0 → S ρ = → ur × → → → → → → ρ u x + u r × Et (y, z) e jk0 u r dy dz , → y · uy + z · uz (2.39) . Das Integral ist über die ebene Aperturfläche S zu erstrecken. Der Integralausdruck kann über die in Bild 2.20 eingeführten Koordinaten umgeschrieben werden. Man beachte, daß der Winkel θ sich an der Hauptstrahlrichtung orientiert und nicht mit dem Winkel ϑ nach Bild 2.1 , der von der z–Achse aus gerechnet wird, übereinstimmt. Im einzelnen wird: 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA → a.) das transversale Feld Et (y, z) in der Apertur in seine Komponenten bezüglich der z– und y–Achse zerlegt. → Et (y, z) → → = Ey (y, z) u y + Ez (y, z) u z (2.40) b.) die Richtung vom Koordinatennullpunkt zum Punkt, in dem das Fernfeld bestimmt werden soll (Aufpunkt), durch die Winkel θ und ϕ beschrieben: → → → → u r = sin θ · u z + cos θ · cos ϕ · u x + sin ϕ · u y . (2.41) → → → c.) der Vektor E0 (θ, ϕ) in Komponenten bezüglich der Einheitsvektoren e 1 und e 2 , die aufeinander senkrecht stehen und tangential zur Kugeloberfläche liegen, zerlegt: → E0 (θ, ϕ) mit → e1 → → = E01 · e 1 + E02 · e 2 → → = − sin ϕ · u x + cos ϕ · u y und → e2 (2.42) , → → = e 1 × ur . → → → → → Wenn man Gl. 2.39 mit Hilfe von Gl. 2.40 und 2.41 in den Komponenten u x , u y , u z , Ey , Ez , θ, ϕ → ausdrückt und anschließend E0 aus Gl. 2.39 durch Bildung des Skalarproduktes in zwei → → Komponenten in Richtung von e 1 und e 2 zerlegt, erhält man: → E0 (θ, ϕ) j = 2λ0 → → e 1 · (cos θ + cos ϕ) + e 2 · sin ϕ · sin θ · + Ey (y, z) e jk0 (z sin θ + y cos θ sin ϕ) dy dz → → e 1 · sin ϕ · sin θ − e 2 · (cos θ + cos ϕ) · (z sin θ + y cos θ sin ϕ) jk 0 dy dz Ez (y, z) e Für Aufpunkte in der Horizontalebene θ = 0 (Ebene z = 0) vereinfacht sich Gl. 2.43 zu → → j (1 + cos ϕ) e1 · Ey (y, z) e jk0 y sin ϕ dy dz E0 (0, ϕ) = 2λ0 − → e2 · Ez (y, z) e jk0 y sin ϕ dy dz und für Aufpunkte in der Vertikalebene ϕ = 0 (Ebene y = 0) zu → → j (1 + cos θ) e (θ, 0) = · Ey (y, z) e jk0 z sin θ dy dz E0 1 2λ0 , (2.44) (2.43) 30 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE → e2 − · Ez (y, z) e jk0 z sin θ dy dz . (2.45) → Die Richtungscharakteristik der einzelnen Komponenten von E0 (θ, ϕ) wird nach Gl. 2.44 und 2.45 in den Hauptebenen θ = 0 und ϕ = 0 durch das Produkt der jeweiligen Integralausdrücke mit der Funktion (1 + cos ϕ) bzw. (1 + cos θ) bestimmt. Für den bei stark bündelnden Antennen interessierenden Winkelbereich in der Nähe der Hauptstrahlrichtung θ = ϕ = 0 kann 1 + cos ϕ ≈ 2 und 1 + cos θ ≈ 2 gesetzt werden, so daß die Richtungsabhängigkeit vollständig durch die Integralausdrücke gegeben ist. Da die verschiedenen Integralausdrücke durch Vertauschung von Komponenten und Koordinaten auseinander hervorgehen, soll hier einer der Integralausdrücke exemplarisch herausgegriffen werden, zum Beispiel W (sin ϕ) = 1 λ0 Ey (y, z) e j k0 y sin ϕ dy dz . (2.46) Da die e–Funktion im Integranden nicht von z abhängt, kann Ey (y, z) (Aperturbelegung bezüglich der y–Komponente) zunächst über z integriert werden, so daß eine nur von y abhängige Funktion w̃(y) übrig bleibt. Man erhält auf diese Weise: 1 W (sin ϕ) = 2π +∞ w(k0 y) e j k0 y sin ϕ d(k0 y) (2.47) −∞ mit der Belegungsfunktion (hier bezüglich der y–Komponente und der Horizontalebene) zmax (y) w̃(y) = w(k0 y) = Ey (y, z) dz für ymin < y < ymax ; y ∈ Sa (2.48) zmin (y) = 0 sonst . Damit ist die Belegungsfunktion sowohl von der geometrischen Form als auch von der → → Ortsabhängigkeit der Komponenten von E (hier Ey ) innerhalb der Apertur abhängig. Gl. 2.47 zeigt, daß die Belegungsfunktion w(k0 y) und die für die Richtcharakteristik entscheidene Funktion W (sin ϕ) über eine Fouriertransformation miteinander zusammenhängen. und W (sin ϕ) = w(k0 y) = F −1 {w(k0 y)} F {W (sin ϕ)} bzw. W (sin ϕ) •−−◦ w(k0 y)(2.49) 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA z y a a Abbildung 2.21: geometrische Form für konstante Belegung Die Bilder 2.22 und 2.23 sowie Gl. 2.50 sollen die Analogie zur Signaltheorie verdeutlichen, wobei die Richtcharakteristik mit dem zeitlichen Verlauf f (t) eines Signals und die Belegungsfunktion mit dem Spektrum dieses Signals F (ω) korrespondiert. 1 f (t) = 2π +∞ F (ω) e jωt d(ω) bzw. f (t) •−−◦ F (ω) −∞ Abbildung 2.22: Zur Analogie zwischen Signal- und Antennentheorie I (2.50) 32 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Abbildung 2.23: Zur Analogie zwischen Signal- und Antennentheorie II Für den wichtigsten Sonderfall einer konstanten Belegungsfunktion der Breite a, d.h. 1 : für |y| ≤ a/2 w(k0 y) = (2.51) 0 : sonst erhält man für die Richtcharakteristik W (sin ϕ) eine si–Funktion (auch Spaltfunktion genannt), W (sin ϕ) = = a sin (sin ϕ k0 a/2) · λ0 sin ϕ k0 a/2 a · si (sin ϕ k0 a/2) λ0 a · si (ϕ k0 a/2) λ0 (2.52) für ϕ π 2 deren betragsmäßiger Verlauf in Bild 2.24 wiedergegeben ist. Man erkennt, daß die 3 dB–Grenzen der Hauptkeule bei sin ϕ = ± 0.44 λ0 /a liegen. Für etwa λ0 /a < 1/3 läßt sich damit in guter Näherung für die Halbwertsbreite Δϕ schreiben: oder Δϕ = 2 · 0.443 · Δϕ/◦ ≈ 51 · λ0 a λ0 λ0 = 0.886 · a a . (2.53) Die Hauptkeule ist folglich umso schmaler, je größer das Verhältnis der Aperturbreite a zur Wellenlänge λ0 ist. Ein Beispiel: a = 50 λ0 , somit folgt Δϕ = 1◦ . 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA Abbildung 2.24: Verlauf der Richtcharakteristik für eine rechteckförmige Belegungsfunktion Abbildung 2.25: Belegungsfunktion und Richtcharakteristik einer diracförmigen Belegungsfunktion 34 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE rect 13.2dB Abbildung 2.26: Belegungsfunktion und Richtcharakteristik für eine rechteckförmige Belegungsfunktion inverse Taperung Abbildung 2.27: Belegungsfunktion und Richtcharakteristik für eine inverse getaperte Belegungsfunktion cos 23dB Abbildung 2.28: Belegungsfunktion und Richtcharakteristik einer cosinusförmigen Belegungsfunktion 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA cos2 32dB Abbildung 2.29: Belegungsfunktion und Richtcharakteristik für eine Cosinus Quadrat Belegungsfunktion 36 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Weiterhin erkennt man, daß neben der Hauptkeule weitere Maxima bei den sogenannten Nebenkeulen auftreten. Bei der hier zunächst betrachteten rechteckförmigen Belegungsfunktion liegt das Maximum der ersten Nebenkeule um 20 log0.22 = −13.2 dB unter dem Maximalwert bei ϕ = 0 . Diese Nebenkeulendämpfung von 13.2 dB ist für die meisten Anwendungen zu gering. Aus der Theorie der Fouriertransformation ist bekannt, daß die Nebenmaxima verkleinert werden können, wenn man statt der Rechteckfunktion eine zum Rand hin stetig abfallende Funktion verwendet (“Taperung"). Der Effekt einer Taperung soll anhand verschiedener Belegungsfunktionen mit der normierten Länge von a/2 = 1/k0 demonstriert werden: cosn ( π2 k0 y) : für |y| ≤ 1/k0 w(k0 y) = (2.54) 0 : sonst mit n = 0, 1, 2 . Für die sich ergebende Richtcharakteristik gilt: 1 W (sin ϕ) = 2π 1 cosn ( −1 π k0 y) e j k0 y sin ϕ d(k0 y) . 2 (2.55) Für n = 0 erhält man die bereits betrachtete Rechteckfunktion. Einen Vergleich der Fouriertransformierten der cos–Belegungsfunktion (n = 1) und der cos2 –Belegungsfunktion (n = 2) mit der Rechteckfunktion hinsichtlich der Höhe des ersten Nebenmaximums sowie hinsichtlich der Halbwertsbreite ermöglicht folgende Tabelle: Belegungsfunktion Nebenkeulendämpfung Halbwertsbreite /◦ 13.2 dB 50 λ0 /a 23 dB 69 λ0 /a 32 dB 83 λ0 /a Rechteck w(k0 y) = 1 für |y| ≤ 1/k0 Cosinus w(k0 y) = cos ( π2 k0 y) für |y| ≤ 1/k0 Cosinus–Quadrat w(k0 y) = cos2 ( π2 k0 y) für |y| ≤ 1/k0 Tab. 1: Nebenkeulendämpfung und Halbwertsbreite einer Flächenantenne in Abhängigkeit von verschiedenen Belegungsfunktionen Sowohl die Tabelle als auch die Richtcharakteristiken im Bild 2.31 lassen sich unmittelbar aus den Ergebnissen für die drei Fälle bestimmen. n=0 : W (sin ϕ) = 1 sin (sin ϕ) π sin ϕ (2.56) 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA cos (sin ϕ) 2 ϕ 1 − 2 sin π n=1 : W (sin ϕ) = 2 π2 n=2 : W (sin ϕ) = sin (sin ϕ) π sin ϕ 2π 2 − 2 sin2 ϕ W(k0 ) (2.57) (2.58) rect;n=0 1 Belegungsfunktion cos;n=1 cos 2;n=2 -1 1 k0 0 Abbildung 2.30: Vergleich verschiedener Belegungsfunktionen I W(sin ) W max 1 Richtcharakteristik 1 2 0.5 n=2 n=1 n=0 -3 -2 - 2 3 sin Abbildung 2.31: Vergleich verschiedener Belegungsfunktionen II Man erkennt die Möglichkeit einer deutlichen Erhöhung der Nebenkeulendämpfung durch Taperung der Belegungsfunktion. Dabei muß man allerdings eine Erhöhung der Halbwertsbreite in Kauf nehmen. Bei einer vorgegebenen Antennenbreite widersprechen sich die Forderungen nach hoher Nebenkeulendämpfung und geringer Halbwertsbreite. Es muß also ein Kompromiß zwischen diesen beiden Forderungen geschlossen werden. In den obigen Betrachtungen wurde der Idealfall, daß die Phase des Feldes innerhalb der Apertur konstant ist, zugrunde gelegt. In der Praxis sind jedoch geringe Phasenabweichungen unvermeidlich. Diese Phasenfehler bewirken, daß eine Erhöhung der Nebenzipfeldämpfung über den Wert von etwa 35 bis 40 dB hinaus nur mit hohem Aufwand 38 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE erreichbar ist. Die Beiträge der elektrischen und magnetischen Flächenstromdichte zum Feld in Hauptstrahlrichtung (θ = 0, ϕ = 0) sind gleich und addieren sich, wenn die Näherung gilt, daß das Verhältnis von elektrischem und magnetischem Feld in der Apertur gleich dem Feldwellenwiderstand Z0 ist (Gl. 2.37). Diesen Sachverhalt kann man der Gl. 2.39 entnehmen. Andererseits ist unter den gleichen Voraussetzungen das Feld in Rückwärtsrichtung, also entgegengesetzt zur Hauptstrahlrichtung null, weil sich dann die Beiträge aus der elektrischen und magnetischen Flächenstromdichte gerade aufheben. Dieses Ergebnis läßt sich beispielsweise an der Gleichung 2.31 ablesen. Die Tatsache, daß die Belegungsfunktion und die Richtcharakteristik über eine Fouriertransformation miteinander verknüpft sind, erlaubt die Anwendung einiger aus der Signaltheorie bekannter Theoreme. Es gilt beispielsweise: a.) Ähnlichkeitssatz: F (α ω) w(α k0 y) t 1 f( ) |α| α ◦−−• ◦−−• sin ϕ 1 W( ) |α| α (2.59) Eine “Dehnung"(α < 1) bzw. “Stauchung"(α > 1) der Belegungsfunktion führt zu einer “Stauchung"(α < 1) bzw. “Dehnung"(α > 1) der Richtcharakteristik als Funktion von sin ϕ . b.) Verschiebungssatz: F (ω) e −jωt0 ◦−−• f (t − t0 ) w(k0 y) e −j k0 y sin ϕ0 ◦−−• W (sin ϕ − sin ϕ0 ) (2.60) Eine linear ansteigende Phase der Belegungsfunktion führt zu einer Strahlschwenkung (Bild 2.32 und 2.33). Abbildung 2.32: Strahlschwenkung durch linear ansteigende Phase der Belegungsfunktion I Dies ist, wie wir sehen werden, der Grundgedanke für die Realisierung von Antennen mit elektronisch schwenkbarer Richtcharakteristik. 2.4. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN APERTURBELEGUNG UND RICHTCHARAKTERISTIK BEI FLÄCHENA Abbildung 2.33: Strahlschwenkung durch linear ansteigende Phase der Belegungsfunktion II c.) Verschiebungssatz, angewandt in umgekehrter Richtung: F (ω − ω0 ) w(k0 (y − y0 )) ◦−−• ◦−−• f (t) e jω0 t W (sin ϕ) e j k0 y0 sin ϕ (2.61) Eine räumliche Verschiebung der Belegungsfunktion ändert die Phase der Richtcharakteristik. 40 2.5 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Kenngrößen einer Antenne Die Eigenschaften einer Antenne beim Senden und Empfangen elektromagnetischer Wellen werden durch Kenngrößen charakterisiert. Mittels des Reziprozitätstheorems läßt sich ein Zusammenhang zwischen den Kenngrößen im Empfangs- und Sendefall herleiten. 2.5.1 Polarisation Grundlagen: Freiraumübertragung z Ausbreitungsrichtung E E x y Abbildung 2.34: Lineare Polarisation vertikale Polarisation: E1 · uz horizontale Polarisation: E2 · uy Abbildung 2.35: horizontal polarisierte Welle Zirkulare Polarisation Erzeugung einer zirkular polarisierten Welle: 2.5. KENNGRÖEN EINER ANTENNE 41 Kreuzdipol 0° + - 90° Signalteiler Abbildung 2.36: Erzeugung einer zirkularen Polarisation Abbildung 2.37: linkszirkulare Welle 2.5.2 Kenngrößen einer Antenne für den Sendefall Wie in den vorangegangenen Abschnitten erläutert wurde, gilt im Fernfeld für eine beliebige Antenne: → → E(r) = E0 (θ, ϕ) e −jk0 r r (2.62) . → Hierbei hängt E0 (θ, ϕ) von der Amplitude und Phase der in den Antenneneingang eingespeisten zeitharmonischen Welle a ab. Daher ist es zweckmäßig, die absolute Richtcha→ rakteristik C(θ, ϕ) der Antenne so zu definieren, daß sie eine reine Antennenkenngröße ist. Dies kann zum Beispiel in der Form → E0 (θ, ϕ) = → (Z0 /(2π)) · C(θ, ϕ) · a , (2.63) 42 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE ϕ = 90 Vertikal Horizontal ϕ = −90 Vertikal Horizontal ωt = 0 0 1 ωt = 0 0 -1 ωt = 45 1/2 1/2 ωt = 45 −1/2 −1/2 ωt = 90 1 0 ωt = 90 -1 0 ωt = 135 1/2 −1/2 ωt = 135 −1/2 1/2 ωt = 180 0 -1 ωt = 180 0 1 ωt = 225 −1/2 −1/2 ωt = 225 1/2 1/2 ωt = 270 -1 0 ωt = 270 1 0 ωt = 315 −1/2 1/2 ωt = 315 1/2 −1/2 → C(θ, ϕ) = mit → → C1 (θ, ϕ) e 1 + C2 (θ, ϕ) e 2 (2.64) geschehen. Dabei sind C1 (θ, ϕ) und C2 (θ, ϕ) die Richtcharakteristiken für die Polari→ → → → sation 1 bzw. 2 in Richtung e 1 bzw. e 2 . Die Einheitsvektoren e 1 bzw. e 2 stehen aufeinander senkrecht und stehen tangential zur Kugeloberfläche, in deren Mittelpunkt sich die Antenne befindet. Durch die Normierung der absoluten Richtcharakteristik auf den im allgemeinen größten Wert in Hauptstrahlrichtung gelangt man zur relativen Richtcharakteristik. C(θ, ϕ) Cmax : relative Richtcharakteristik In der Regel gilt Cmax = C(θ = 0, ϕ = 0) . Unter einem Richtdiagramm versteht man die zeichnerische Darstellung eines Schnitts durch die relative Richtcharakteristik. Wegen → → H( r ) = e −jk0 r → → 1 → 1 → · ur × E = · u r × E0 (θ, ϕ) · Z0 Z0 r (2.65) gilt für die Strahlungsdichte S im Fernfeld (mit [S] = W/m2 ) S(θ, ϕ) = → → ∗ → 1 1 →2 1 Re E × H · u r = · · E 2 2 Z0 S(θ, ϕ) = |a|2 2 2 · |C (θ, ϕ)| + |C (θ, ϕ)| 1 2 4πr2 , . Im Bild 2.38 ist die Leistungsaufteilung in einer Sendeantenne angedeutet. (2.66) 2.5. KENNGRÖEN EINER ANTENNE allgemeine Antenne 43 isotrope,verlustlose Antenne P S( , )= 4 r2 2 S( , ) |C( , )| r a P=|a| 2 r , , PS=P-P V P Abbildung 2.38: Zur Strahlungsdichte bei einer Sendeantenne Von der aufgenommenen Wirkleistung P = |a|2 wird ein (meist kleiner) Anteil Pv als Verlustleistung innerhalb der Antenne in Wärme umgesetzt. Dabei wurde angenommen, daß die Antenne angepaßt ist. Die Strahlungsleistung Ps = P − Pv = ηa P ( ηa : Antennenwirkungsgrad ) (2.67) wird in den freien Raum abgestrahlt und es gilt Ps = S(θ, ϕ) dA . (2.68) A Um den Antennenwirkungsgrad zu optimieren können die metallischen und/oder die dielektrischen Verluste verringert werden. Verringerung der metallischen Verluste: • geringe Oberflächenrauigkeit • „viel“ Metall • hohe elektrische Leitfähigkeit Verringerung der dielektrischen Verluste: • DK = 1 (Luft) • oder tan δ → 0 • besseres Platinenmaterial, statt FR4 z.B. Teflon oder ALO2 Zur Beschreibung der Richtwirkung einer Antenne kann man deren Strahlungsdichte auf die mittlere Strahlungsdichte beziehen, die entstehen würde, wenn man die gesamte aufgenommene Leistung gleichmäßig in den gesamten Raum abstrahlen würde, wie es bei einem hypothetischen isotropen Strahler der Fall ist. Es gilt dann: 44 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE G̃(θ, ϕ) = S(θ, ϕ) = |C1 (θ, ϕ)|2 + |C2 (θ, ϕ)|2 P/(4πr2 ) . (2.69) Man nennt G̃(θ, ϕ) die Gewinnfunktion einer Antenne. Der Wert der Gewinnfunktion in Hauptstrahlrichtung wird als Antennengewinn G bezeichnet. G = G̃(θ = 0, ϕ = 0) (2.70) Der Gewinn eines Hertz’schen Dipols ergibt sich zu ∧ GHertz = 1.5 = 1.76 dB und der Gewinn eines λ/2 - Dipols zu ∧ Gλ/2 = 1.64 = 2.15 dB . Für eine verlustlose Antenne mit homogener Feldbelegung (das heißt der Flächenstrom innerhalb der Apertur ist konstant) gilt Ghom. Apert. = 4π A λ20 . (2.71) Beispiel Astra-Antenne: geg.: ∅ = 30 cm, f = 10 GHz → λ0 = 3 cm, A = Πr2 = Π · 152 cm2 Ghom.Aprt. = 4Π2 · 152 cm2 ≈ 1000 32 cm2 GdB hom.Aprt. = 30 dB (2.72) (2.73) Beispiel Effelsberg: geg.: ∅ = 100 m, f = 100 GHz → λ0 = 0.003 m, A = Πr2 = Π · 502 m2 Ghom.Aprt. = 4Π2 · 502 m2 ≈ 11 · 109 0.0032 m2 GdB hom.Aprt. = 100.4 dB (2.74) (2.75) Dabei ist A die geometrische Aperturfläche. Die Halbwertsbreite Δθ bzw. Δϕ ist der Winkelbereich, innerhalb dessen die Strahlungsdichte auf die Hälfte des maximalen Wertes absinkt. Nach Gleichung (2.53) gilt für die Halbwertsbreite der homogen ausgeleuchteten Rechteckapertur Δϕ = 0.88 λ0 L , (2.76) 2.5. KENNGRÖEN EINER ANTENNE 45 Abbildung 2.39: Radioteleskop Effelsberg3 wobei L die parallel zur betrachteten Ebene gemessene Breite ist. Bei nichthomogener, getaperter Ausleuchtung vergrößert sich die Halbwertsbreite bis auf etwa den doppelten Wert. Daraus erhält man eine für beliebige Flächenantennen gültige Abschätzung: Δϕ/◦ ≈ (50 . . . 100) λ0 L (2.77) , wobei der kleinste Wert für den Fall homogener Ausleuchtung gilt. Zu einer groben Abschätzung des Zusammenhangs der Halbwertsbreiten mit dem Gewinn G für Antennen mit sogenannten “Bleistiftkeulen"gelangt man über die Annahme, daß die gesamte Energie in einem durch die Halbwertsbreiten Δθ und Δϕ gegebenen rechteckigen Strahl gleichmäßig verteilt ist: G ≈ 4π 4πr2 = r2 Δθ Δϕ Δθ Δϕ , (2.78) oder als Zahlenwertgleichung mit den Halbwertsbreiten in Grad G ≈ 41000 · 1 Δθ◦ Δϕ◦ . (2.79) 3 |Source = photo taken by Dr. Schorsch |Date = 26. May 2005 |Author = Dr. Schorsch |Permission = Dr. Schorsch put it under the GFDL |oth 46 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE 2.5.3 Kenngrößen einer Antenne für den Empfangsfall Zur Beschreibung des Empfangsverhaltens einer Antenne geht man von einer in Richtung → − u r (Winkel θ, ϕ) auf die Antenne einfallenden ebenen homogenen Welle aus. → → → → → → −jk0 (− u r · r ) E( r ) = (E1 · e 1 + E2 · e 2 ) e (2.80) Führt man in die Gleichung (2.80) die Strahlungsdichte S ein: S = 1 → 2 |E| 2Z0 (2.81) , so läßt sich diese Gleichung auch in der folgenden Form schreiben: → → → → E( r ) = 2 Z0 S → → k · e 1 + (1 − k 2 ) e jψ · e 2 jk0 u r · r e =r . (2.82) Hierbei sind k und ψ reelle Zahlen, die die Polarisation der Welle beschreiben. Im allgemeinen gilt k ≥ 0 und −π ≤ ψ ≤ π und für spezielle Polarisationen: k=1 : k=0;ψ=0 : k= √1 2 ; ψ = ± π2 : → → → → E ist eine linear polarisierte Welle in Richtung e 1 , E ist eine linear polarisierte Welle in Richtung e 2 , → E ist eine zirkular polarisierte Welle (rechts oder links) . Eine entsprechend polarisierte einfallende Welle bewirkt, daß an einer angepaßten Last (Bild 2.40) einer Antenne die Wirkleistung P = |b|2 abgegeben wird. Abbildung 2.40: Zur Erläuterung einer Empfangsantenne Da b eine lineare Funktion der Feldkomponenten E1 und E2 ist, gilt ein Ausdruck der Form 1 b = √ (D1 (θ, ϕ) · E1 + D2 (θ, ϕ) · E2 ) 2 Z0 . (2.83) Dabei sollen D1 (θ, ϕ) und D2 (θ, ϕ) als die absoluten Empfangs–Richtcharakteristiken für die Polarisation 1 bzw. 2 bezeichnet werden. 2.5. KENNGRÖEN EINER ANTENNE 47 Zu den relativen Empfangs–Richtcharakteristiken kommt man, wenn man die Beträge von D1 und D2 so normiert, daß der Maximalwert gerade eins wird. Stellt man die Feldkomponenten der einfallenden ebenen homogenen Welle über die Strahlungsdichte S wie in Gleichung (2.81) dar und setzt in die Gleichung (2.83) ein, dann erhält man: b = √ S k · D1 (θ, ϕ) + (1 − k 2 ) e jψ · D2 (θ, ϕ) . (2.84) Damit wird die an die Last des Empfängers abgegebene Wirkleistung P = |b|2 : P = b · b∗ = S · k 2 · |D1 |2 + (1 − k 2 ) · |D2 |2 + 2 k (1 − k 2 ) Re D1∗ D2 e jψ . (2.85) Die Wirkleistung P ist somit abhängig von der durch a.) θ und ϕ festgelegten Empfangsrichtung, b.) k und ψ festgelegten Polarisation. Der Ausdruck für P in Gleichung (2.85) nimmt in Abhängigkeit von ψ seine Extremwerte an, wenn D1∗ · D2 · e jψ reell wird. Der Ausdruck für P nimmt in Abhängigkeit von ψ sein Maximum an, wenn D1∗ · D2 · e jψ positiv reell wird. Dies ist der Fall für den Winkel ψopt ψ = ψopt = arg (D1 ) − arg (D2 ) (2.86) . Dann wird 2 P = S · k · |D1 | + (1 − k 2 ) · |D2 | . (2.87) Diese Leistung wird maximal für |D1 | k = kopt = (|D1 |2 + |D2 |2 ) (2.88) , mit dem Wert P = Pmax " ! P = Pmax = S · |D1 |2 + |D2 |2 . (2.89) Dagegen verschwindet bei ψ = ψsperr = ψopt + π und (2.90) 48 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE |D2 | k = ksperr = (|D1 |2 + |D2 |2 ) (2.91) die abgegebene Leistung, das heißt P = 0 . Es gibt also für jede Empfangsrichtung eine durch die Gleichungen (2.86) und (2.88) bestimmte optimale Polarisation, die zu einer maximalen Leistungsabgabe führt und eine durch Gleichung (2.90) und (2.91) gegebene Sperrpolarisation, bei der keine Leistung abgegeben wird. Die für eine bestimmte Empfangsrichtung mit optimaler Polarisation nach Gleichung (2.89) aufgenommene Leistung Pmax entspricht derjenigen Leistung, die die ungestörte ebene homogene Welle der Strahlungsdichte S durch eine zur Ausbreitungsrichtung senkrechten Fläche der Größe Ãw (θ, ϕ) = Pmax 2 2 = |D1 (θ, ϕ)| + |D2 (θ, ϕ)| S (2.92) transportieren würde und die von der Empfangsantenne aufgenommen werden kann. Man bezeichnet Ãw (θ, ϕ) als Wirkflächenfunktion. Der Maximalwert von Ãw (θ, ϕ) , der hier in Hauptstrahlrichtung bei θ = ϕ = 0 liegt, wird als Antennenwirkfläche Aw bezeichnet. Aw = Ãw (θ = 0, ϕ = 0) 2.5.4 (2.93) Das Reziprozitätstheorem Das Reziprozitätstheorem liefert einen Zusammenhang zwischen den Richtcharakteristiken C1 (θ, ϕ) und C2 (θ, ϕ) für den Sendefall und D1 (θ, ϕ) und D2 (θ, ϕ) für den Empfangsfall. Dazu wird eine Antennenanordnung betrachtet, bei der die zu untersuchende Antenne I schwenkbar ist (Bild 2.41). Abbildung 2.41: Zur Erläuterung der Anordnung von Sende- und Empfangsantenne Die Antenne II sei mit ihrer Hauptstrahlrichtung entlang der Achse auf die Antenne I hin ausgerichtet. Für den Fall, daß die Antenne I sendet und die Antenne II empfängt, gilt nach Gleichung (2.63) und (2.83) $ bII e −jk0 r # I √ = S21 (θ, ϕ) = C1 (θ, ϕ) · D1II (0, 0) + C2I (θ, ϕ) · D2II (0, 0) aI 2 πr . (2.94) 2.5. KENNGRÖEN EINER ANTENNE 49 Für den umgekehrten Fall, also Antenne II als Sende- und Antenne I als Empfangsantenne bei räumlich gleicher Anordnung, gilt: $ e −jk0 r # II bI √ C1 (0, 0) · D1I (θ, ϕ) + C2II (0, 0) · D2I (θ, ϕ) = S12 (θ, ϕ) = aII 2 πr . (2.95) Falls die Antennenstrecke aus isotropen Materialien aufgebaut ist und keine aktiven Bauelemente enthält, ist die Gültigkeit des Reziprozitätstheorems gesichert und es gilt: S21 = S12 (2.96) und damit auch C1I (θ, ϕ) · D1II (0, 0) + C2I (θ, ϕ) · D2II (0, 0) = C1II (0, 0) · D1I (θ, ϕ) + C2II (0, 0) · D2I (θ, ϕ) . (2.97) Nimmt man an, daß die Antenne II in Hauptstrahlrichtung nur die Polarisation 1 sendet und empfängt, also C2II (0, 0) = D2II (0, 0) = 0 gilt, dann reduziert sich Gleichung (2.97) zu: D1II (0, 0) D1I (θ, ϕ) = = const. = ϕ0 I C1 (θ, ϕ) C1II (0, 0) . (2.98) Damit erhält man das folgende wichtige Ergebnis: Das Verhältnis der Richtcharakteristiken für den Empfangsfall D1,2 (θ, ϕ) zu den Richtcharakteristiken für den Sendefall C1,2 (θ, ϕ) ist unabhängig von der Richtung und ebenfalls unabhängig vom Antennentyp. Kennt man also das Verhältnis für den speziellen Antennentyp und für eine spezielle Richtung, so kennt man es für alle Antennentypen und Richtungen. Für den Hertz’schen Dipol gilt: ϕ0 = 2 λ0 √ π (2.99) . Also gilt allgemein D1,2 (θ, ϕ) = λ0 √ C1,2 (θ, ϕ) 2 π . (2.100) Aus Gleichung (2.100) folgt weiterhin für den Zusammenhang zwischen Antennenwirkfläche Aw und dem Antennengewinn über die Gleichungen (2.69) und (2.92) die Beziehung 50 KAPITEL 2. GRUNDBEGRIFFE DER ANTENNENTHEORIE Aw = λ20 G 4π . (2.101) Ein Vergleich der Gleichung (2.101) mit Gleichung (2.71) erlaubt den Schluß, daß für die Flächenantenne mit homogener Aperturbelegung die geometrische Fläche A und die Wirkfläche Aw gleich sind. Eine optimal ausgerichtete Empfangsantenne nimmt eine Leistung auf, die sich aus dem Produkt der Strahlungsdichte S und der Antennenwirkfläche Aw ergibt. Die Antennenwirkfläche kann man über Gleichung (2.101) aus dem Gewinn der Antenne berechnen. Die Proportionalität zwischen Sende- und Empfangscharakteristik führt dazu, daß die Nebenzipfeldämpfung der Sende- und Empfangsantenne multiplikativ eingeht. Bei gleicher Sende- und Empfangsantenne und rechteckförmiger Belegungsfunktion beträgt die effektive Nebenzipfeldämpfung daher 2 · 13.2 dB = 26.4 dB . Kapitel 3 Spezialantennen 3.1 Streifenleitungsantennen Streifenleitungsantennen (Patch-Antennen) sind gerade im Hochfrequenzbereich von 100 MHz bis 100 GHz sehr attraktiv. Sie bieten die Möglichkeit eines einheitlichen Entwurfs der Mikrowellenschaltung, des Speisenetzwerkes und der Antenne auf einem gemeinsamen Substrat. Vorteile: • hoher Miniaturisierungsgrad, • Reproduzierbarkeit und automatisierte Massenfertigung (niedrige Kosten), • mechanische Belastbarkeit durch Vibration und Stoß und hohe Zuverlässigkeit. Nachteile: • geringer Wirkungsgrad durch Verluste im Substrat, • wodurch Strahlungsleistung und Gewinn begrenzt werden und • kleine relative Bandbreite (einige Prozent). Eine geschlossene Lösung für die Wellenausbreitung kann nicht angegeben werden. Deshalb werden empirische Näherungsformeln verwendet, welche aus den statischen Feldern abgeleitet und für höhere Frequenzen verallgemeinert werden. 3.2 Design Wie in Bild 3.1 zu sehen ist besteht eine Patch-Antenne aus einzelnen Grundelementen. Einem dielektrischen Substrat zwischen einer metallischen Struktur, dem Patch-Element und einer metallischen Grundplatte der Dicke t → 0. 51 52 KAPITEL 3. SPEZIALANTENNEN Substrat Patch h L t W t metallische Grundplatte Abbildung 3.1: Grundlegendes Design einer rechteckigen Patch-Antenne Das Patch-Element lässt sich auf verschieden Möglichkeiten anregen: • a) mit einer Koaxialleitung von unten durch die Grundplatte, • b) direkte Einspeisung mit einer Streifenleitung, • c) elektrodynamische Ankopplung zur Reduktion parasitärer Abstrahlung oder • d) Aperturkopplung durch Schlitze in einer Zwischenmetallisierung Eine gute Anpassung an die Speiseleitung kann oft durch geeignete Wahl des Speisepunktes (xs , ys ) erzielt werden, womit ein zusätzliches Anpassnetzwerk vielfach nicht mehr erforderlich ist. Ein rechteckiges Patch-Element kann als eine an allen vier Seiten offene Streifenleitung der Länge L und der Breite W betrachtet werden. Die bei y = 0, W entstehenden Streufelder werden mit u = W/h näherungsweise durch eine relative Permittivität berücksichtigt, welche kleiner r ist, da die Feldlinien sowohl im Substrat als auch im Außenraum verlaufen: r − 1 r + 1 (0) + r,ef f ∼ = 2 2 1/2 10 1+ u . (3.1) Die Näherung (3.1) unterstellt eine quasi-TEM-Welle auf der Streifenleitung. Der Leitungswellenwiderstand dieser Welle ist: (0) ZL ∼ = F (u) = % ' & F (u) 4 60 Ω + 1 + 2 mit ln (0) u u r,ef f % 0.7528 ' 30.666 6 + (2π − 6) exp − . u (3.2) 3.2. DESIGN 53 xS yS (b) (a) (c) (d) Abbildung 3.2: Verschiedene Möglichkeiten zur Anregung von Patch-Antennen Bei Erhöhung der Frequenz konzentrieren sich die Felder stärker im Substrat, was zu einem Anstieg der effektiven relativen Permittivität führt: r,ef f ∼ = r − (0) r − r,ef f 2 1 + G (f /fp ) ⇒ λ0 λef f = √ ef f (3.3) mit den Hilfsgrößen G = 0.6 + 0.009 (0) ZL Ω sowie fp = (0) ZL . 2 μ0 h (3.4) Die Streufelder bei x = 0, L lassen die Leitung jeweils um ΔL elektrisch länger erscheinen: r,ef f + 0.300 u + 0.262 ΔL ∼ . = 0.412h r,ef f − 0.258 u + 0.813 (3.5) Mit (3.3), (3.5) und Lef f = L + 2 ΔL = λef f /2 findet man die geometrische Patchlänge L: L = λef f − 2 ΔL . 2 (3.6) 54 KAPITEL 3. SPEZIALANTENNEN Es wird somit ein betrieb in Halbwellenresonanz angestrebt, bei dem eine Verkürzung durch kapazitive Endbelastung wirksam wird. Die Breite W der Patch-Antenne ergibt sich aus: W = λ0 hλ0 ln −1 . √ √ r h r (3.7) Der Einspeisepunkt (xs , ys ) ergibt sich aus: xs ∼ = ys = λef f arccos 2π W 2 & RE RS und (3.8) mit dem Strahlungswiderstand RS nach (3.28) L xs εr h D d Abbildung 3.3: Koaxiale Einspeisung durch die Grundplatte hindurch mit Speisepunkt bei xs 3.3 Strahlungsfelder Um die Abstrahlung eines rechteckigen Patches zu berechnen verwenden wir ein kartesisches Koordinatensystem, dessen Ursprung im Zentrum unter dem quaderförmigen Volumen des Patch liegt V = W Lef f h. Der quaderförmige Hohlraum unter dem Patch strahlt seitlich aus den 4 flachen Schlitzen der Höhe h heraus, die sich bei x = ± Lef f /2 und y = ± W/2 befinden. Aufgrund der geringen Substrathöhe h << λ0 können wir annehmen, dass die Felder des Hohlraums nicht von z abhängig sind. Desweiteren nehmen wir zunächst an, dass r = 1 und W = Lef f . Die vertikale elektrische Feldstärke ergibt sich als Lösung der Helmholtz-Gleichung, unter Annahme einer magnetischen Wand als Randbedingung in den vier Schlitzebenen, zu: 3.3. STRAHLUNGSFELDER 55 z W L y h/2 h h/2 x Abbildung 3.4: Luftgefüllter Hohlraumresonator mit zwei elektrischen und vier magnetischen Wänden z E z δE δx 0 cos m π(x + Lef f /2) cos n π(y + W/2) mit = E Lef f W δ Ez = 0 für x = ±Lef f /2 und = 0 für y = ±W/2 . δy (3.9) (3.10) Es gilt: Lef f = λef f /2. Bei Halbwellenresonanz stellt sich die einfachste Wellenform, die E10-Grundwelle ein, falls Lef f ≥ W gilt. Mit m = 1 und n = 0 erhalten wir aus (3.10): z = −E 0 sin π x E Lef f . (3.11) Die elektrischen Aperturfelder ersetzen wir nach dem Huygensschen Prinzip durch äquivaF = E × n und erhalten in allen vier Schlitzen, lente magnetische Flächenstromdichten M wobei n jeweils als äußere Flächennormale zu nehmen ist: F (x = M F (x = M F (y M = F (y M = 0 uz × (−ux ) = −E 0 uy −Lef f /2) = E 0 uz × ux = −E 0 uy Lef f /2) = −E 0 uz × (−uy ) sin π x = −E 0 ux sin π x −W/2) = −E Lef f Lef f π x π x 0 uz × uy sin 0 ux sin W/2) = −E = E . Lef f Lef f (3.12) Die Schlitze bei x = ±Lef f /2 strahlen gleichphasig, während die Schlitze bei y = ±W/2 gegenphasig strahlen (3.4). Wir können die vier Schlitze somit in zwei Gruppen zu je zwei Elementen zusammenfassen und berücksichtigen ihre kombinierte Wirkung durch zwei Gruppenfaktoren. Das elektrische Vektorpotential für den Einzelschlitz bei x = Lef f /2 folgt aus: 56 KAPITEL 3. SPEZIALANTENNEN −jk0 r 0 e Fy = −E 4πr h/2 ejk0 y sin ϑ sin ϕ dy z =−W/2 h/2 ejk0 z cos ϑ dz , (3.13) z =−h/2 während für den anderen Schlitz bei y = −W/2: 0 e Fx = E −jk0 r 4 πr π x jk0 y sin ϑ cos ϕ sin e dx Lef f z =−Lef f /2 Lef f /2 h/2 ejk0 z cos ϑ dz . (3.14) z =−h/2 Die Auswertung der Integrale (3.13) und (3.14) führt auf Fy = Fx = sin Y sin Z e−jk0 r Wh 4πr Y Z −jk0 r X cos X sin Z 0 e 4jLh 2 E 4πr π − (2X)2 Z 0 −E (3.15) mit den Abkürzungen X = 0.5·k0 Lef f sin ϑ cos ϕ, Y = 0.5·k0 W sin ϑ sin ϕ_und_Z = 0.5·k0 h cos ϑ . (3.16) Zwei sich gegenüberliegende Schlitze werden zu einer Zweiergruppe zusammengefasst. Für die gleichphasige Gruppe entlang der x-Achse im Abstand Lef f und die gegenphasige Gruppe entlang der y-Achse im Abstand W erhalten wir die Gruppenfaktoren F1 = F2 = 2 cos[0.5 · k0 Lef f sin ϑ cos ϕ] = 2 cos X −π + k0 W sin ϑ sin ϕ = 2 sin Y . 2 cos 2 (3.17) Nun multiplizieren wir (3.15) mit dem jeweiligen Gruppenfaktor (3.17) Fy F1 Fx F2 sin Y sin Z e−jk0 r W h cos X 2πr Y Z −jk0 r e 4X cos X sin Z 0 Lef f /h 2 = jE sin Y 2πr π − (2X)2 Z 0 = −E (3.18) und erhalten die Fernfelder einer rechteckigen Streifenleitungsantenne (für r = 1): ϑ E ϕ E ϕ = −jk0 (−Fx F2 sin ϕ + Fy F1 cos ϕ) = Z0 H ϑ = −jk0 cos ϑ (Fx F2 cos ϕ + Fy F1 sin ϕ) . 0H = −Z (3.19) 3.3. STRAHLUNGSFELDER 57 Nach einsetzen von (3.18) und (3.19) folgt schließlich ϑ E = ϕ E = 4jLef f X sin Z W cos ϕ cos X sin Y sin ϕ + π 2 − (2X)2 Y Z −jk0 r 4jLef f X sin Z W 0 e cos ϑ − 2 sin ϕ cos X sin Y (3.20) . jk0 hE cos ϕ + 2πr π − (2X)2 Y Z 0 jk0 hE e−jk0 r 2πr Im Vertikalschnitt in der E-Ebene bei ϕ = 0 mit Y = 0 und X = 0.5 · k0 Lef f sin ϑ erhalten wir: ϑ E −jk0 r sin[0.5 · k0 h cos ϑ 0 e cos[0.5 · k0 Lef f sin ϑ] ] = jW hE λ0 r 0.5 · k0 h cos ϑ ϕ E = 0 , (3.21) während in der H-Ebene bei ϕ = π/2 mit X = 0 und Y = 0.5 · k0 W sin ϑ gilt: ϑ E ϕ E = 0 (3.22) 0 e = jW hE −jk0 r λ0 r cos ϑ sin[0.5 · k0 W sin ϑ] sin[0.5 · k0 h cos ϑ 0.5 · k0 W sin ϑ 0.5 · k0 h cos ϑ Die Hauptstrahlungsrichtungen liegen senkrecht zur Oberfläche des Patch-Elementes bei ϑ = 0 und ϑ = π. Es fällt auf, dass die gegenphasigen Schlitze bei y = ±W/2 in den Hauptschnitten keinen Strahlungsbeitrag liefern. Auch in anderen ϕ-Ebenen bleibt dieser Beitrag im Bereich um die Hauptkeulen relativ klein, da dort |X| << πL/λ0 ∼ = 1 gilt. Darum wird er in der Literatur meist nicht behandelt. Da das Strahlungsfeld proportional zu h ist, kann es durch Erhöhung der Substratdicke vergrößert werden. Es muss dabei allerdings die Nebenbedingung h ≤ 0.3 λ0 √ 2 π r (3.23) beachtet werden. Bei größeren Dicken steigt der Energieverlust durch Oberflächenwellen entlang des Dielektrikums spürbar an. An den Grenzfrequenzen fc = n c0 √ mit n = 0, 1, 2, ... 4 h r − 1 (3.24) werden Oberflächenwellen ausbreitungsfähig. Durch (3.23) wird erreicht, dass die niedrigste Oberflächenwelle mit n = 0 nur eine geringe Energie besitzt und keine höheren Wellen ausbreitungsfähig sind. Bei 10 GHz und r = 2.2 sollte die Substrathöhe h also höchstens 0.97 mm betragen. Bislang vernachlässigt haben wir den Einfluss der ausgedehnten Grundplatte und des 58 KAPITEL 3. SPEZIALANTENNEN dielektrischen Substrats. Diese Effekte lassen sich durch ein gleichphasiges Spiegelbild berücksichtigen. Bessere Genauigkeit erreicht man durch folgende Korrekturfaktoren, mit ϕ in (3.20) zu multiplizieren sind: ϑ bzw. E denen E F3 F4 = r − sin2 ϑ ϑ) (für E 2 2 r − sin ϑ − jr cos ϑ cot k0 h r − sin ϑ (3.25) = 2 cos ϑ ϕ) . (für E cos ϑ − j r − sin2 ϑ cot k0 h r − sin2 ϑ (3.26) 2 cos ϑ 0 = hE 0 Die Strahlungsleistung der gesamten Streifenleitungsantenne erhalten wir mit U aus: PS 4 = 2Z0 π/2 ϕ=0 π/2 ϑ=0 1 2 2 2 2 F3 Eϑ + F4 Eϕ r sin ϑ dϑ dϕ = U 0 GS . 2 (3.27) Für den Strahlungsleitwert GS in A/V gilt für h/λ0 ≤ 0.02 folgende Näherung: GS ⎧ 2 2 ⎪ ⎪ für W < 0.35 λ0 ⎪ W /(45 λ0 ) 1 ∼⎨ 2 = = W/(60 λ0 ) − 1/(30π ) für 0.35 λ0 < W < 2 λ0 ⎪ RS ⎪ ⎪ ⎩ W/(60 λ für 2 λ0 < W . 0 (3.28) Kapitel 4 Streuung elektromagnetischer Wellen an Radarzielen Im allgemeinen stellt die exakte analytische Beschreibung des Rückstreuverhaltens von Radarzielen, wie Schiffe und Flugzeuge, ein unlösbares Problem dar. Jedoch kann man viele Radarziele, wie Regentropfen oder den Füllstand in einem Tank, recht gut durch idealisierte Ziele, wie Kugeln oder unendlich ausgedehnte metallische Ebenen, analytisch erfassen. Ziel dieses Kapitels ist es, eine Beschreibung von idealisierten Radarzielen zu geben. Für eine Beschreibung der elektromagnetischen Rückstreuung an Radarzielen L R L Fall I R Fall II Abbildung 4.1: Linearabmessung des Radarziels klein (Fall I) bzw. groß (Fall II) gegenüber der Breite der Antennenkeule empfiehlt es sich, eine Reihe von Fallunterscheidungen zu treffen. Der erste Fall (Fall I im Bild 4.1), der hier betrachtet werden soll, betrifft Radarziele, deren Linearabmessungen 59 60KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN L klein gegen die Breite des ”Radarstrahls” sind, das heißt L Δφ R . (4.1) Dabei ist Δφ die Halbwertsbreite der Antennenkeule und R die Entfernung bis zum Radarziel (Bild 4.1). In dem anderen Grenzfall, der später betrachtet werden soll (Fall II), ist das Radarziel groß gegenüber der Breite der Antennenkeule. 4.1 Allgemeine Betrachtung der Streuung an einem einzelnen Radarziel Bei Abwesenheit des Streukörpers (Radarziel) ist das Fernfeld einer Antenne in der Umgebung eines Punktes OR eine ebene homogene Welle (Bild 4.2). Es a0 b0 e1 Oa Ei e2 , OR ui xi L Rest "verschattet" R Abbildung 4.2: Detaillierte Darstellung eines Radarzieles, das klein gegenüber der einfallenden ebenen homogenen Wellenfront ist Für die allgemeine Betrachtung des Radarstreukörpers soll gelten: λ0 L Δφ R . (4.2) Bei Abwesenheit des Streukörpers hat diese einfallende ebene Welle die Form (der Index i steht für ”incident”): → → → −jk0 xi mit Ei = Ei1 e 1 + Ei2 e 2 e Ei1,2 1 −jk0 R e = R Z0 2π C1,2 (θ, ϕ) a0 . (4.3) 4.1. ALLGEMEINE BETRACHTUNG DER STREUUNG AN EINEM EINZELNEN RADARZIEL61 Hierbei bedeuten C1,2 (θ, ϕ) die Sendecharakteristik für die Polarisation 1 bzw. 2 und a0 die in die Antenne eingespeiste Welle. Bei Anwesenheit des Streukörpers läßt sich dieser hinsichtlich seines Rückstreuverhaltens durch die im freien Raum befindlichen induzierten äquivalenten elektrischen und magne→ → → tischen Flächenströme J s und Ms ersetzen. Das durch diese Ströme erzeugte Feld Es → (Streufeld) überlagert sich dem Strahlungsfeld der Antenne Ei (einfallendem Feld). Der Verlauf der induzierten Ströme in Abhängigkeit vom Ort auf der Oberfläche des Streukörpers stellt sich gerade so ein, daß das Gesamtfeld → → → Eges = Ei + Es (4.4) alle Rand- und Stetigkeitsbedingungen erfüllt. So muß z. B. für einen ideal leitenden me→ tallischen Streukörper die Tangentialkomponente von Eges auf der Oberfläche des Streukörpers verschwinden. Befindet sich auch die Antenne im Streufernfeld des Radarziels, daß heißt R > 2 L2 λ0 (4.5) (keine identischen Fernfeldbedingungen für den Sende- und Streu-Fall), wobei L die größte Linearabmessung des Streukörpers ist, dann kann das Streufeld in der Umgebung des Punktes Oa (siehe Bild 4.2) bei Abwesenheit der Antenne ebenfalls als ebene homogene Welle aufgefaßt werden. → → → −jk0 xi (4.6) Es = Es1 e 1 + Es2 e 2 e Dabei ergeben sich Es1 und Es2 gemäß den Gleichungen (2.29) und (2.30) aus den äqui→ → valenten Flächenströmen J (ρ ) und M(ρ ). Da die Komponenten Es1 und Es2 linear von den Feldern Ei1 und Ei2 abhängen, muß sich die folgende Vierpolgleichung allgemein formulieren lassen: ⎛ ⎝ ⎡ −jk0 R γ e ⎣ 11 ⎠ = √ 2 πR γ21 ⎞ Es1 Es2 ⎤ ⎛ γ12 γ22 ⎦ ⎝ ⎞ Ei1 ⎠ . (4.7) Ei2 Die Elemente γ11 bis γ22 werden als Streuamplituden und die zugehörige Matrix [γ] als Radarstreumatrix bezeichnet. Die Wahl des Vorfaktors in Gleichung (4.7) wird später plausibel werden. Aus dem Reziprozitätstheorem folgt, daß γ12 = γ21 gelten muß. Die drei komplexen Streuamplituden γ11 , γ12 und γ22 enthalten die vollständige Information über die Rückstreuung an einem Radarziel für eine gegebene Frequenz und einen festen Aspektwinkel. Sie sind unabhängig von der Entfernung R und der Richtcharakteristik C1,2 der Antenne. Der erste Index der Streuamplituden charakterisiert die Polarisation der einfallenden Welle und der zweite Index die der gestreuten Welle. 62KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN Hat man diese Streumatrix für zwei orthogonale Polarisationen (z. B. horizontal und vertikal linear) bestimmt, so kann aus dem Meßergebnis die Radarstreumatrix für zwei beliebige andere orthogonale Polarisationen (z. B. links- und rechtsdrehend zirkular) ermittelt werden. Für die von der Antenne empfangene und auf einen angepaßten Verbraucher einfallende Welle b0 gilt mit Gleichung (2.83) und Gleichung (2.100): b0 = λ0 C1 (θ, ϕ) Es1 + C2 (θ, ϕ) Es2 √ √ 2 π 2Z0 . (4.8) Dabei wurden auch für den Empfangsfall die Richtcharakteristiken für den Sendefall verwendet, die im folgenden gemeint sind, wenn nur von der Richtcharakteristik die Rede ist. Setzt man in diese Gleichung Es1 und Es2 aus Gleichung (4.7) ein und danach für Ei1 und Ei2 den Ausdruck aus Gleichung (4.3), so erhält man (Sende- und Empfangsantenne sollen identisch sein): b0 = λ0 e (−j2k0 R) 2 2 √ C γ + C γ + 2 C C γ a0 11 22 1 2 12 1 2 8 π R2 π . (4.9) Für das Verhältnis der empfangenen Wirkleistung |b0 |2 zur eingespeisten Leistung |a0 |2 , d. h. für die Einfügungsdämpfung, ergibt sich daraus der Ausdruck: |b0 |2 |a0 |2 = 2 λ20 2 2 γ + C γ + 2 C C γ C 1 2 12 1 11 2 22 (4π)3 R4 . (4.10) Nach Einführung der Gewinnfunktion G̃(θ, ϕ) aus Gleichung (2.69) und des Radarquerschnitts σ erhält man den Ausdruck: |b0 |2 |a0 |2 = λ20 G̃2 (θ, ϕ) σ (4π)3 R4 (4.11) mit dem Rückstreuquerschnitt: 2 2 C1 γ11 + C22 γ22 + 2 C1 C2 γ12 σ = 2 |C1 |2 + |C2 |2 bzw. 2 γ11 + C2 C1 σ = 1 + γ22 + 2 2 2 C2 C1 C2 C1 2 γ12 , . (4.12) Die komplexe Größe C2 /C1 charakterisiert die Polarisation des abgestrahlten elektromagnetischen Feldes. Damit hängt die Größe σ, die als Radarquerschnitt, Rückstreufläche 4.2. BERECHNUNG DES RADARQUERSCHNITTES VON METALLISCHEN OBJEKTEN63 oder Rückstreuquerschnitt bezeichnet wird, sowohl von den Streuamplituden γ11 bis γ22 als auch von der Polarisation ab. Der Ausdruck in Gleichung (4.12) vereinfacht sich für die wichtigen Sonderfälle der linearen und zirkularen Polarisation. Für eine lineare Po→ larisation in Richtung des Einheitsvektors e 1 , d. h. C2 /C1 = 0, erhält man für den Radarquerschnitt σ: 2 σ = γ11 → (lineare Polarisation in Richtung e 1 ). → Genauso gilt für eine lineare Polarisation in Richtung e 2 , und damit 2 σ = γ22 (4.13) C2 /C1 → ∞ , → (lineare Polarisation in Richtung e 2 ). (4.14) Für eine zirkulare Polarisation gilt entsprechend der rechts- oder linksdrehenden Polarisation C2 /C1 = ±j , und man erhält für den Rückstreuquerschnitt σ = 2 1 γ11 − γ22 ± j 2 γ12 4 (zirkulare Polarisation). (4.15) Um zu einer anschaulichen Deutung des Radarquerschnitts zu gelangen, kann man die Gleichung (4.11) mit Hilfe der Gleichung (2.101) umschreiben und erhält die Radargleichung: 2 b0 = |a0 |2 4 π R2 G̃(θ, ϕ) σ 1 4 π R2 Ãw . (4.16) Diese Gleichung kann man folgendermaßen interpretieren: Die Sendeleistung |a0 |2 , auf die Kugeloberfläche 4πR2 aufgeteilt und um den Gewinn G̃ erhöht, ergibt eine Strahlungsdichte SR am Ort des Streukörpers. Gemäß dem Radarquerschnitt bzw. der Rückstreufläche σ wird eine Leistung SR σ isotrop in alle Raumrichtungen zurückgestreut. Daraus ergibt sich eine Strahlungsdichte Se = (SR σ)/(4πR2 ) am Ort der Empfangsantenne, die gemäß der Wirkfläche Ãw zu einer Eingangsleistung |b0 |2 = Se Ãw in der Empfangsantenne führt. Es sei noch einmal betont, daß ein Streukörper nicht isotrop zurückstreut. Dies wird in der Gleichung (4.16) dadurch berücksichtigt, daß der Streuquerschnitt σ eine Funktion des Aspektwinkels sowie der Polarisation ist. Außerdem ist σ im allgemeinen frequenzabhängig. 4.2 Berechnung des Radarquerschnittes von metallischen Objekten In diesem Abschnitt soll der bisherige allgemein behandelte Rückstreuquerschnitt σ für spezielle metallische Objekte bei homogener einfallender Welle berechnet werden. 64KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN Um zu Aussagen über die durch die einfallende ebene homogene Welle → → → −jk0 xi Ei = Ei1 e 1 + Ei2 e 2 e (4.17) → → xi = u i · ρ mit ausgelöste Radarrückstreuung zu kommen, müßte man die Maxwellschen Gleichungen unter Berücksichtigung der Randbedingungen eines ideal leitenden metallischen Streukörpers lösen, das heißt unter der Randbedingung, daß die Tangentialkomponente des elektrischen Feldes verschwinden muß. Das bedeutet → → → E × n = 0 (idealer Leiter). (4.18) Bei bekannter Lösung des elektromagnetischen Feldes einschließlich Rückstreuung kann man den Streukörper durch im freien Raum befindliche äquivalente Flächenströme ersetzen (siehe Abschnitt 2.3). → Für die äquivalenten magnetischen Flächenströme gilt nach Gleichung (2.35) Ms = → → → → − n × E und damit wegen Gleichung (4.18) Ms = 0 . Es verbleibt daher der elektrische Flächenstrom nach Gleichung (2.34) mit → → → J = n × H . (4.19) → → Bild 4.3 erläutert die Wahl der beiden Polarisationsrichtungen e 1 und e 2 und der Koordinaten. n Streukoerper e1 ui Ei OR e2 xi dS Flaechenstromelement Abbildung 4.3: Koordinaten für die einfallende Welle und den Streukörper Für die elektrischen Streufeldkomponenten Es1 und Es2 aus Gleichung (4.6) kann man mit Hilfe von Gleichung (2.31) unter Berücksichtigung, daß keine Komponenten in Aus→ → → → → breitungsrichtung auftreten ( J ( ρ ) · u r ) u r = 0 und daß die Randbedingung einer 4.2. BERECHNUNG DES RADARQUERSCHNITTES VON METALLISCHEN OBJEKTEN65 → → → ideal metallischen Oberfläche erfüllt sein muß (M( ρ ) = 0 ), auch schreiben: ⎫ ⎧ ⎪ ⎪ √ ⎬ ⎨ −jk R 0 → → −j π Z0 → e x −jk 0 i ρ √ Es1,2 = dS J ( ) · e 1,2 e ⎪ λ0 2 πR ⎪ ⎭ ⎩ (4.20) S → → xi = − u r · ρ mit . Ein Vergleich mit der Definitionsgleichung, Gleichung (4.7), liefert für die Streuamplituden γ11 bis γ22 : √ → → π −jk0 xi dS Z0 , γ11 = − j J · e1 e λ0 S γ21 √ π = −j Z0 λ0 → → −jk0 xi dS J · e2 e , → → −jk0 xi dS J · e1 e , → → −jk0 xi dS J · e2 e , S → mit J für Ei1 = 1 und Ei2 = 0 , γ12 √ π = −j Z0 λ0 S γ22 = − j √ π Z0 λ0 (4.21) S → mit J für Ei1 = 0 und Ei2 = 1 . Bei metallisierten Streukörpern mit Abmessungen, die groß gegen die Wellenlänge sind, dominiert der von der Vorderseite des Streukörpers stammende Anteil. Dieser läßt sich näherungsweise mit Hilfe der ”physikalischen Optik” bestimmen. Dazu wird zunächst die Oberfläche S in ”beleuchtete Bereiche” Si und ”Schattenbereiche” Ss eingeteilt (siehe Bild 4.4). beleuchteter Bereich Si n Schattenbereich Ss ui n P OR Abbildung 4.4: Erläuterung zur Verteilung der Flächenströme 66KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN In den Schattenbereichen wird der äquivalente Strom näherungsweise gleich Null gesetzt: J ≈ 0 → ρ ∈ Ss für (4.22) . → In den Punkten der beleuchteten Gebiete wird der Flächenstrom J gleich demjenigen Flächenstrom gesetzt, der in dem betreffenden Punkt P fließen würde, wenn er auf ei→ ner unendlich ausgedehnten ebenen Platte liegen würde, die n(P ) als Normalenvektor aufweist. Für eine solche ebene Platte ist die Tangentialkomponente des gesamten magnetischen Feldes gerade doppelt so groß wie die Tangentialkomponente des einfallenden Feldes: → → → → n × H = 2 n × Hi (für ebene Platte). (4.23) Daraus ergibt sich die im Rahmen der ”physikalischen Optik” getroffene Näherungsannahme für die äquivalenten Ströme auf der beleuchteten Oberfläche des metallischen Streukörpers → → → → → → ρ ∈ Si für . (4.24) J = n × H ≈ 2 n × Hi Zur einfallenden ebenen homogenen Welle nach Gleichung (4.17) gehört das magnetische Feld → 1 → → e 1 Ei2 − e 2 Ei1 e −jk0 xi (4.25) Hi = Z0 und damit die Näherungslösung für den äquivalenten Flächenstrom nach Gleichung (4.24) → 2 → → → → Ei2 ( n × e 1 ) − Ei1 ( n × e 2 ) e −jk0 xi (für Si ). (4.26) J ≈ Z0 Setzt man diesen Strom in die Gleichungen (4.21) für die Streuamplituden ein, dann folgt wegen → → Ei1 Z0 → → n · ui e −jk0 xi → → Ei2 Z0 → → n · ui e −jk0 xi J · e1 = − 2 und J · e2 = − 2 als Ergebnis für die Streuamplituden: √ π γ11 = γ22 = γ0 = j 2 λ0 → → n · u i e (−j2k0 xi ) dS (4.27) , (4.28) Si γ12 = γ21 = 0 . (4.29) Das Integral ist nur über den beleuchteten Bereich zu erstrecken. Es ergibt sich eine Streumatrix der Form: γ ⎡ = ⎣ γ0 0 0 γ0 ⎤ ⎦ (4.30) 4.2. BERECHNUNG DES RADARQUERSCHNITTES VON METALLISCHEN OBJEKTEN67 mit γ0 nach Gleichung (4.28). Dieses Näherungsergebnis bedeutet, daß für den Fall einer linear polarisierten einfallenden Welle die rückgestreute Welle die gleiche Polarisation aufweist. Weiterhin ist die Amplitude der rückgestreuten Welle unabhängig von der Polarisationsrichtung. Dieses Näherungsergebnis für die Einfachreflexion an der Vorderseite wird von Ergebnissen genauerer Rechnungen sowie durch Meßergebnisse bestätigt, solange die Vorderseite frei von ”Kanten” ist, das heißt, solange die Krümmungsradien groß gegen die betrachteten Wellenlängen sind. Die betrachtete Näherung wird auch dann recht gut sein, wenn die Fläche des Streukörpers groß ist oder wenn die Amplitude des Flächenstromes zu den Kanten hin abnimmt. In der betrachteten Näherung ist γ12 = γ21 = 0 . Dies bedeutet, daß bei Einfall einer linear polarisierten Welle keine dazu kreuzpolare Komponente in der Reflexion auftritt. Weiterhin ist γ11 = γ22 = γ0 . Damit folgt für den Rückstreuquerschnitt σ = σzir der zirkularen Polarisation gemäß Gleichung (4.15), und zwar sowohl für die links- als auch für die rechtszirkulare Polarisation: 2 1 . (4.31) σ = σzir = γ11 − γ22 ± j 2 γ12 = 0 4 Die Gleichung (4.31) besagt, daß der Rückstreuquerschnitt für zirkulare Polarisation, σzir , null ist. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß in Gleichung (4.15) die Annahme steckt, daß die Sende- und Empfangsantenne identisch sind. Verwenden wir hingegen eine Empfangsantenne, welche gerade die kreuzpolare Polarisation empfangen kann, also die zirkulare Polarisation mit entgegengesetztem Drehsinn, dann ist C2 = ±j C1 aber , D1 = ∓j D2 (4.32) . Man erhält somit für den Streuquerschnitt der kreuzpolaren Komponente σkrz : σkrz = |γ11 + γ22 | 4 2 2 = γ0 . (4.33) Der Rückstreuquerschnitt für die kreuzpolare Komponente ist folglich ebenso groß wie für eine lineare Polarisation. Es sei noch erwähnt, daß ein Streukörper, der nicht die Voraussetzungen dieses Abschnitts erfüllt, nämlich metallische Leitfähigkeit und sanft veränderliche Geometrie, im allgemeinen eine kreuzpolare Polarisation erzeugen wird. Insbesondere an gemischt dielektrisch– metallischen Objekten und Kanten kann eine Kreuzpolarisation entstehen. Anderseits wird ein beliebiges Objekt mit Rotationssymmetrie keine Umwandlung in kreuzpolare Komponenten hervorrufen. Für einige einfache Streukörpergeometrien läßt sich Gleichung (4.28) analytisch auswerten. 68KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN 4.2.1 Reflexion bei Einfall einer ebenen homogenen Welle auf eine leitende ebene Platte Wir betrachten zunächst eine kreisförmige ebene Platte (Bild 4.5). Der Integrand in Gleichung (4.28) ist für jeden Punkt auf der Vorderseite der Platte gleich. Mit xi = 0 und → → n · u i = −1 gilt für die Streuamplitude γ0 : n d ui xi OR Abbildung 4.5: Senkrechter Einfall auf eine ebene Platte γ0 = √ j2 π λ0 → → n · u i e (−j2k0 xi ) ds (4.34) , Si γ0 √ 2π r j2 π = (−1) e 0 r dr dϕ λ0 (4.35) √ j2 π π 2 d λ0 4 (4.36) 0 0 und letztendlich γ0 = − . Für λ0 d dominiert dieser Streubeitrag über alle anderen Streubeiträge, und man erhält für den Radarquerschnitt, wenn A die Fläche der Scheibe ist: σlin = |γ0 |2 = 4 π 2 π 2 4π 2 d = A 2 λ0 4 λ20 , σzir = 0 . (4.37) Die Beziehung (4.37) gilt auch allgemein, wenn A die Fläche einer beliebig gestalteten ebenen Platte ist. Kippt man die ebene Platte um einen Winkel Δβ, so verändert sich die Streuamplitude ähnlich wie die Richtcharakteristik bei einer Flächenantenne. Wir hatten gesehen, daß die Richtcharakteristik sich aus der Fouriertransformierten der Belegungsfunktion ergibt. Die Beiträge, die sich aus elektrischer und magnetischer Flächenstromdichte ergeben, waren fast gleich (Gleichung 2.39). Bei dem ebenen leitenden 4.2. BERECHNUNG DES RADARQUERSCHNITTES VON METALLISCHEN OBJEKTEN69 Hauptrueckstreurichtung n ebene Platte OR ui Abbildung 4.6: Reflexion an einer geneigten ebenen Platte idealer Leitfähigkeit Streukörper, den wir in diesem Abschnitt betrachten, gibt es nur eine elektrische Flächenstromdichte, diese aber mit verdoppelter Amplitude. Man beachte aber, daß die Neigung der ebenen Platte um einen Winkel Δβ bereits zu einer linear ansteigenden Phase der äquivalenten Flächenstromdichte führt. Dieser Phasenfaktor in der Belegungsfunktion führt dazu, daß die Hauptrückstreurichtung noch einmal um Δβ gegenüber der Normalenrichtung geschwenkt ist (Gleichung 2.60). Dies ist die aus der Optik bekannte Spiegelreflexion mit Einfallswinkel gleich Reflexionswinkel. Bei einer Neigung der Platte um Δβ ist der Winkel zwischen Einfallsrichtung und Hauptrückstreurichtung bereits 2Δβ. Eine z. B. rechteckige Platte weist eine konstante Flächenstromverteilung auf, und damit weist der Rückstreuquerschnitt σ über den Drehwinkel den Verlauf einer si2 –Funktion auf. Für meßtechnische Anwendungen ist ein sogenannter Tripel–Spiegel oder Winkel–Reflektor (engl. ”corner–reflector”) beliebt. Dieser ist wie die Ecke eines Zimmers aus drei metallischen Dreiecksflächen aufgebaut (Bild 4.7). Draufsicht Schnitt wirksamer Bereich Abbildung 4.7: Draufsicht des und seitlicher Schnitt durch den Tripel–Spiegel Dieser Tripel–Spiegel hat geometrisch–optisch die Eigenschaft, daß ein einfallender Strahl 70KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN parallel zu sich selbst zurückgeworfen wird, unabhängig vom Einfallswinkel Δβ (Prinzip des Katzenauges). Ein derartiger Tripel–Spiegel weist für einen Einfallswinkel von etwa Δβ ≤ 35◦ die nahezu winkelunabhängige Fläche des schraffierten Bereichs im Bild 4.7 mit der Größe von √ 3 4 A = k2 (4.38) auf. Unter Berücksichtigung von Gleichung (4.37) erhält man für einen Winkelspiegel die Rückstreufläche π 3 4 σ = k (4.39) 2 λ0 4 für eine linear polarisierte einfallende Welle. 4.2.2 Reflexion an der Vorderseite einer metallischen Kugel Der Integrand in Gleichung (4.28) ist innerhalb eines Ringes mit xi = konst. ebenfalls konstant (Bild 4.8). n ausgeleuchteter Bereich n dStr a xi n R dx i dS Abbildung 4.8: Schnitt durch eine Kugel zur Berechnung des Rückstreuquerschnittes Die Fläche dS eines kleinen Ringes auf der Oberfläche der Kugel berechnet sich aus dem mittleren Umfang des Ringes und dessen Breite dStr : dS = 2π a2 − x2i dStr . (4.40) 4.2. BERECHNUNG DES RADARQUERSCHNITTES VON METALLISCHEN OBJEKTEN71 Die Breite des Ringes erhält man aus dem Verhältnis : dStr dxi = a a2 (4.41) . − x2i Somit ergibt sich für die Ringfläche dS : dS = 2 π a dxi (4.42) . Da xi im Integrationsbereich kleiner Null ist, gilt weiterhin → xi a → n · ui = (4.43) . Zur Ermittlung der Streuamplitude der Kugel muß die Fläche in der Gleichung (4.28) in dem Bereich von −a xi 0 aufintegriert werden : γ0 γ0 = √ j2 π = λ0 0 −a xi (−j2k0 xi ) e a √ j a j2k0 a j2 π + 2π e λ0 2 k0 1 4 k02 2 π a dxi (4.44) , 1 − e j2k0 a . (4.45) Ist der Durchmesser der Kugel groß gegenüber der Wellenlänge (a λ0 ), so überwiegt der erste Summand in der geschweiften Klammer in Gleichung (4.45) und man erhält: γ0 = − a √ π e j 2 k0 a (4.46) . Daraus ergibt sich ein Rückstreuquerschnitt σ der Kugel zu: 2 ; σzir = 0 σlin = γ0 = π a2 . (4.47) Damit ist der Rückstreuquerschnitt gleich der maximalen Querschnittsfläche der Kugel und unabhängig von der Frequenz. Ist hingegen der Kugeldurchmesser d viel kleiner als die Wellenlänge (a λ0 ), so gilt für r → ∞ abgeleitet aus Gleichung (4.59): σlin = wie im weiteren gezeigt wird. π5 λ40 d6 ; σzir = 0 . (4.48) 72KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN ui L a Abbildung 4.9: Kreiszylinder und dessen Größen zur Berechnung des Rückstreuquerschnittes Streukörper Kugel Streuquerschnitt σ = π a2 Kreiszylinder σ = 2π a L λ0 ebene Platte σ = 4π A2 λ20 Tab. 2: Rückstreuquerschnitte verschiedener Geometrien In der Tabelle 2 sind die Rückstreuquerschnitte von einer ebenen Platte, einem Zylinder (siehe Bild 4.9) und einer Kugel für den Fall, daß die Geometrien viel größer als die Wellenlänge sind, nochmals zusammengestellt. An diesen Ergebnissen ist insbesondere die verschiedene λ0 –Abhängigkeit des Radarquerschnittes bemerkenswert. Während für die Kugel der Wert von σ bei hohen Frequenzen konstant ist, nimmt er beim Zylinder proportional der Frequenz f ( ∼ 1/λ0 ) und bei der ebenen Platte und senkrechten Einfall sogar proportional f 2 zu. Dieses unterschiedliche Verhalten läßt sich verstehen, wenn man die Größe des Streukörpers nicht nur in Richtung des Senders, sondern in allen Raumrichtungen betrachtet (”Streudiagramm”). Während bei der Metallkugel das Streudiagramm bei hohen Frequenzen unabhängig von der Frequenz wird, nimmt bei der Platte die Bündelungseigenschaft stetig mit der Frequenz zu. 4.3. STREUUNG AN DIELEKTRISCHEN KÖRPERN, DIE KLEIN GEGEN DIE WELLENLÄNGE SIND (RAYLEI 4.3 Streuung an dielektrischen Körpern, die klein gegen die Wellenlänge sind (Rayleigh–Streuung) In der Radartechnik spielt die Rückstreuung an Zielen, die sich aus vielen kleinen, räumlich getrennten dielektrischen Partikeln zusammensetzen, eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür ist ein Niederschlagsfeld, das sich aus vielen einzelnen Regentropfen zusammensetzt. Zur Vorbereitung solcher Streuvorgänge soll in diesem Abschnitt die Streuung an einem einzigen dielektrischen Partikel, dessen Abmessungen klein im Vergleich zur Wellenlänge ist, behandelt werden. In diesem Fall kann man sich den Streukörper bezüglich seines Streuverhaltens durch einen elektrischen Elementardipol ersetzt denken. Dessen Dipolmoment ergibt sich als Lösung eines elektrostatischen Randwertproblems. Zu besonders einfachen Ergebnissen gelangt man, wenn der Streukörper eine Kugelform besitzt. Da dieser Fall gleichzeitig von praktischer Bedeutung ist, soll er hier näher behandelt werden. Beim Einbringen einer unmagnetischen Kugel mit der relativen Dielektrizitätszahl r und dem Durchmesser d in ein elektrostatisches Feld werden an der Grenzfläche elektrostatische Ladungen influenziert, die zu einem Dipolmoment p führen. z P r·ur Ez uz x d Ɛr Abbildung 4.10: Dielektrische Kugel im homogenen elektromagnetischen Feld Vor dem Einbringen einer Kugel (Bild 4.10) möge das homogene einfallende Feld in z– Richtung liegen. In Kugelkoordinaten können wir für diese Ez –Komponente schreiben: → Ei → = Ez u z = Ez → → cos ϑ u r − sin ϑ u ϑ . (4.49) Es ist bekannt, daß nach dem Einbringen einer dielektrischen Kugel in ein homogenes elektrisches Feld das Feld im Inneren der Kugel weiterhin nur eine z–Komponente hat. Allerdings ist das Feld um einen Faktor k kleiner als im Außenraum. Im Außenraum überlagert sich dem homogenen einfallenden Feld ein Dipolfeld mit dem Dipolmoment p (Gleichung 2.2), dessen Wert man aus den zu erfüllenden Randbedingungen erhält. 74KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN Für den Innenraum mit r ≤ d/2 gilt → → E = k Ez u z = k Ez → → cos ϑ u r − sin ϑ u ϑ , und für den Außenraum mit r ≥ d/2 gilt → → E = Ez u z + p 4 π 0 r 3 → → sin ϑ u ϑ + 2 cos ϑ u r . (4.50) Die Stetigkeit der Tangentialkomponente des elektrischen Feldes auf der Kugeloberfläche erfordert d d Eϑ − 0 = Eϑ + 0 (4.51) 2 2 und damit − k Ez sin ϑ = p 4 π 0 (d/2)3 oder Ez (1 − k) = sin ϑ − Ez sin ϑ p (4.52) . 3 4 π 0 (d/2) Außerdem muß die Normalkomponente der elektrischen Verschiebung auf der Kugeloberfläche stetig sein: r k Ez cos ϑ = p 3 4 π 0 (d/2) Ez (r k − 1) = 2 cos ϑ + Ez cos ϑ 2p 3 4 π 0 (d/2) , (4.53) . Die Gleichungen (4.51) und (4.52) lassen sich nach k und p auflösen mit dem Ergebnis: 3 r + 2 k = und p = 0 π d3 2 , (r − 1) (r + 2) Ez (4.54) . √ Im Sinne einer ”quasistationären” Betrachtung läßt sich das Ergebnis für den Fall D/ r λ0 auch auf Wechselfelder übertragen. Man erhält dann für den Phasor des induzierten zeitharmonischen Dipolmoments → p = 0 (r − 1) (r + 2) π d3 2 → → Ei1 e 1 + Ei2 e 2 . (4.55) In Gleichung (4.55) bedeuten Ei1 und Ei2 die Komponenten des einfallenden Feldes am Ort des Streukörpers. Das Ergebnis Gleichung (4.55) ist auch dann gültig, wenn wegen 4.3. STREUUNG AN DIELEKTRISCHEN KÖRPERN, DIE KLEIN GEGEN DIE WELLENLÄNGE SIND (RAYLEI dielektrischer Verluste die relative Dielektrizitätszahl r komplex ist. Das Ergebnis läßt sich auf eine metallische Kugel erweitern. → Zu dem Dipolmoment p gehört mit → → I = jω p = j 2πc λ0 → p (4.56) ein Streufeld, das am Ort des Senders nach Gleichung (2.10) mit durch den folgenden Ausdruck gegeben ist: → Es = − π2 2 d3 (r − 1) 2 R λ0 (r + 2) e −jk0 R r = R und → → (Ei1 e 1 + Ei2 e 2 ) . ϑ = π/2 (4.57) Ein Vergleich mit Gleichung (4.7) liefert für die Streuamplituden 5 γ11 = γ22 = − π ( 2 ) (r − 1) (r + 2) d3 λ20 und γ12 = γ21 = 0 (4.58) . Für den Radarquerschnitt der linearen Polarisation folgt damit 2 (r − 1) 2 5 d6 π σ = γ11 = (r + 2) λ40 . (4.59) Der Streuquerschnitt für die zirkulare Polarisation ist wiederum null. √ Das Ergebnis nach Gleichung (4.59) besagt, daß der Radarquerschnitt im Bereich D/ r λ0 mit dem Quadrat des Streukörpervolumens und für ein frequenzunabhängiges r mit der vierten Potenz der Frequenz zunimmt. Diese beiden Aussagen gelten auch dann noch, wenn der Streukörper von der Kugelform abweicht. Auch für eine beliebige geometrische Form erhält man σlin = h1 V2 λ40 = h2 V2 λ40 und σkrz . (4.60) Dabei sind h1 und h2 Funktionen von r , der Streukörperform und Orientierung sowie Polarisation. Die Abhängigkeiten nach Gleichung (4.60) sind auch für genügend kleine metallische Streukörper gültig. Für kleine metallische Streukörper mit beliebiger Form gilt ebenfalls die Aussage der Gleichung (4.60). Es sei noch angemerkt, daß man einfache geschlossene Lösungen außer für die Kugelform auch für Rotationsellipsoide erhält, sofern wiederum die Abmessungen klein gegen die Wellenlänge sind. 76KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN 4.4 Reflexion an einer leitenden Halbebene Das elektromagnetische Feld einer Sendeantenne wird gemäß Bild 4.11 an einer unendlich ausgedehnten ideal leitenden metallischen Halbebene reflektiert. I II leitender Halbraum ui a0 Etan=0 Abbildung 4.11: Reflexion eines Antennenfeldes an einer leitenden Halbebene Die Randbedingung, daß die Tangentialkomponente des elektrischen Feldes auf der Oberfläche der Halbebene verschwindet, läßt sich erfüllen, wenn man spiegelbildlich, wie in Bild 4.12 gezeigt, eine zweite identische Sendeantenne anordnet, die jedoch in Gegenphase angesteuert wird (180◦ ). I II aI0=a 0 ·e j0° Antenne I aII 0 =a 0 ·e Etan=0 j180° Antenne II Abbildung 4.12: Spiegelbildlich angeordnete zweite Antenne Die leitende Halbebene muß man sich entfernt denken. Die Überlagerung der Felder von Antenne I und Antenne II ergibt dann im Halbraum I das wahre Gesamtfeld, also einfallendes Feld und Reflexion der Anordnung von Bild 4.11. Bei Dipolen vor einer leitenden Halbebene kann man ebenfalls das Spiegelungsprinzip 4.5. ABHÄNGIGKEIT DES RADARQUERSCHNITTS VON DER FREQUENZ UND DEM ASPEKTWINKEL77 anwenden, wie in Bild 4.13 gezeigt. Dabei ist zu beachten, daß eine positive (negative) Ladung im Spiegelpunkt eine negative (positive) Ladung zur Folge hat. SpiegelDipol Dipol Dipol SpiegelDipol leitender Halbraum leitender Halbraum Abbildung 4.13: Dipole vor einem leitenden Halbraum Die Aperturbelegung einer Flächenantenne kann man ebenfalls durch viele einzelne Dipole ersetzen, die dann wie im Bild 4.13 zu spiegeln wären. Ein Beispiel aus der Praxis ist die Yagi-Antenne. Reflektor Dipol 4 2 << 4 10 Direktoren Hauptstrahlrichtung Abbildung 4.14: Links: Yagi, rechts: Faltdipol Für den Fall, daß der reflektierende Halbraum aus einem Dielektrikum r besteht, kann man näherungsweise die Eingangswelle aII 0 der Spiegelantenne gemäß dem Reflexionsfaktor der Halbebene verkleinern: √ r − 1 aII a0 = . (4.61) √ 0 r + 1 Man beachte die Entfernungsabhängigkeit der Empfangsleistung für die verschiedenen Reflektoren. Bei der unendlichen Halbebene ist |b0 |2 ∼ 1/R2 . 4.5 Abhängigkeit des Radarquerschnitts von der Frequenz und dem Aspektwinkel Eine Erläuterung des prinzipiellen Interferenz–Effekts kann man anhand eines Modells mit zwei gleichen isotropen frequenzunabhängigen Punktstreuern geben. Unter fiktiven isotropen Punktstreuern sind Streuobjekte zu verstehen, die keine räumliche Ausdehnung besitzen und deren Streuamplitude γ0 unabhängig von der Betrachtungsrichtung bzw. 78KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN dem Aspektwinkel ist. Das Modell eines solchen Punktstreuers dient einer übersichtlicheren Darstellung. Es gilt nach Bild 4.15 für den Streuquerschnitt σ in Abhängigkeit vom Aspektwinkel θ und der Kreisfrequenz ω: 2 ωL cos θ ωL cos θ j 2 1 −j ωL cos θ 2 2 c c γi (θ, ω) = |γ0 | e + e σ(θ, ω) = . = 4 σ0 cos c i (4.62) y L PunktStreuer x L COS 2 HEW 2L cos Abbildung 4.15: Koordinaten für zwei Punktstreuer beim Einfall einer homogenen ebenen Welle (HEW) [ , ] (a) 4 0 (b) Abbildung 4.16: Streuquerschnitt σ in Abhängigkeit von der Frequenz ω und dem Aspektwinkel θ, wobei gilt: L = 4λ 4.6. VOLUMENHAFTE METEOROLOGISCHE RADARZIELE 79 Im oberen Teil des Bildes 4.16 ist die Abhängigkeit des Streuquerschnitts σ von der Kreisfrequenz und im unteren Teil des Bildes 4.16 vom Aspektwinkel dargestellt. Für ein größeres reales Objekt wird es viel mehr meist ungleiche Streuzentren geben, entsprechend wird das Streudiagramm komplizierter aussehen. Bild 4.17 zeigt ein Meßergebnis an einem Flugzeug. Abbildung 4.17: Rückstreudiagramm eines Flugzeuges [103] 4.6 Volumenhafte meteorologische Radarziele Bei Vorliegen von Niederschlag stellt die Gesamtheit aller Regentropfen (oder Hagelkörner, Schneeflocken usw.) ein volumenhaftes Ziel dar, dessen Gesamtabmessungen in der Regel groß im Vergleich zu den Strahlabmessungen sind. Die Erfassung eines solchen meteorologischen Ziels ist bei einem Wetterradar erwünscht. Dagegen ist es z. B. bei einem Radar zur Flugraumüberwachung unerwünscht, weil die von den Niederschlägen stammenden Echos die zu den Flugzeugen gehörenden Echos verdecken können (Die Niederschlagechos sind dann Clutter). Für eine einfache Berechnung wird die Gewinnfunktion der Antenne grob angenähert. Es wird angenommen, daß die gesamte Strahlungsleistung in einem Strahl mit ellipsenförmigen Querschnitt transportiert wird. Die Durchmesser dieses Strahls sind somit Δθ R 80KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN und Δϕ R. Innerhalb dieses Strahls wird die Strahlungsdichte als konstant angenommen und die Gewinnfunktion gleich dem Gewinn in Hauptstrahlrichtung gesetzt. Weiterhin wird ein rechteckmodulierter Sinusimpuls der Länge Δt zugrundegelegt. Wegen der Verdopplung des Laufweges aufgrund des zweimaligen Durchlaufens der Wegstrecke wird das Echosignal durch alle Partikel in einem Volumenbereich der Tiefe c Δt/2 und des Querschnitts Δθ Δϕ R2 (4.63) A = π 4 beeinflußt (Bild 4.18). Abbildung 4.18: Zur Definition einer Auflösungszelle Dieser Volumenbereich V = π c Δt Δθ Δϕ R2 2 4 (4.64) wird als Auflösungszelle bezeichnet. Das rückgestreute Echosignal ergibt sich aus der Interferenz aller Einzelechos der in der Auflösungszelle befindlichen N Partikel (z. B. Regentropfen) mit den Radarquerschnitten σ0,ν (ν = 1, . . . , N ). Der Radarquerschnitt ist von der jeweiligen Polarisation und Frequenz abhängig. Geht man von räumlich zufällig verteilten Partikeln aus, die eine gleichverteilte Phasenlage aufweisen, so kann man zeigen, daß der gesamte Radarquerschnitt σ gleich der Summe der Einzelquerschnitte ist: σ = N 1 σ0,ν . (4.65) ν=1 Dabei heben sich, wenn man das Betragsquadrat von der Summe aller Streuamplituden wie in Gleichung (4.62) bildet, die gemischten Terme, ähnlich wie bei unkorrelierten Signalen, im Mittel heraus. Weil das Volumen der Auflösungszelle von den Antennenparametern Δθ und Δϕ sowie von der Entfernung R und der Impulsdauer t abhängt, ist der in Gleichung (4.65) benutzte Radarquerschnitt nicht nur von den Eigenschaften des Ziels abhängig. Daher bezieht man σ zweckmäßigerweise auf das Volumen der Auflösungszelle, und man erhält damit den spezifischen Radarquerschnitt pro Volumeneinheit Σ. Für diesen kann man nach Einführung der Partikelzahl n pro Volumeneinheit auch folgendermaßen schreiben (mit 4.6. VOLUMENHAFTE METEOROLOGISCHE RADARZIELE σ0,ν ≈ σ0 81 für alle ν): Σ = σ V 1 V = N 1 σ0,ν = ν=1 n 1 σ0 (4.66) . ν=1 Damit lautet die Radargleichung für volumenhaft verteilte Ziele: b0 a0 2 λ20 G2 V Σ = 2 = (4 π)3 R4 λ20 G2 (4 π)3 Δθ Δϕ π c Δt Σ 4 R2 2 . (4.67) Man beachte, daß hierbei die Einfügungsdämpfung eine Abhängigkeit mit 1/R2 aufweist, im Gegensatz zu einzelnen zur Strahlbreite kleinen Zielen, wo die Abhängigkeit mit 1/R4 beschrieben werden kann. Dies liegt daran, daß die Auflösungszelle mit wachsender Entfernung größer wird und damit immer mehr Partikel erfaßt werden. Für den Fall von Regen kann man zeigen, daß die Streuung an den einzelnen näherungsweise kugelförmigen Tropfen als Rayleigh–Streuung behandelt werden darf, solange der Durchmesser d der Tropfen nicht größer als etwa λ0 /12 ist (Beispiel λ0 = 6 cm, d ≤ 3 mm). Setzt man den Rayleigh–Querschnitt nach Gleichung (4.59) an, dann ergibt sich nach einer Aufsummierung über n Regentropfen pro Einheitsvolumen Σlin = π5 λ40 Σzir n r − 1 2 1 d6ν r + 2 ν=1 = 0 . , (4.68) Bild 4.19 zeigt Ergebnisse über den Radarquerschnitt pro Volumeneinheit als Funktion der Regenrate pro Stunde mit der Wellenlänge λ0 als Parameter. 82KAPITEL 4. STREUUNG ELEKTROMAGNETISCHER WELLEN AN RADARZIELEN Abbildung 4.19: Zusammenhang zwischen Rückstreuquerschnitt und Regenrate [103] Kapitel 5 Phasengesteuerte Antennen 5.1 Prinzipielle Vorgehensweise In der Radartechnik werden in zunehmenden Maße elektronisch gesteuerte oder phasengesteuerte Antennen (”Phased Array”) eingesetzt. Bei ihnen erfolgt eine Schwenkung des Antennendiagramms nicht auf mechanische Weise, sondern durch eine Phasensteuerung einer Gruppe von Einzelstrahlern. Solche Antennen besitzen den Vorteil, daß man die Antennenkeule im Vergleich zu einer mechanisch schwenkbaren Antenne sehr viel schneller schwenken kann. Weil dabei keine schwere Masse beschleunigt werden muß, kann der Strahl in beliebiger Abfolge ausgelenkt werden. So kann man etwa eine Raumabtastung und eine Zielverfolgung von einigen Objekten fast gleichzeitig durchführen. Eine Gruppe von Einzelstrahlern, z. B. elektrischen Dipolen, Hornstrahlern oder sogenannten Schlitzstrahlern, die in etwa dual zu elektrischen Dipolen sind, werden einzeln mit elektronisch schaltbaren Phasenschiebern versehen. Dadurch läßt sich die Phasenlage jedes Einzelstrahlers einstellen. Im allgemeinen kann jedoch nicht jeder beliebige Phasenwert eingestellt werden, sondern aus Aufwandsgründen weist der Phasenschieber nur eine endliche Anzahl diskreter Stufen auf. Man spricht beispielsweise von einem 3–Bit Phasenschieber und meint damit einen Phasenschieber, der einen 45◦ , 90◦ und 180◦ Phasenschalter hintereinander aufweist und dadurch in 23 = 8 Schritten die Werte 0◦ , 45◦ , 90◦ , 135◦ , 180◦ , 225◦, 270◦ , 315◦ einzustellen gestattet. Die Werte 360◦ und 0◦ sind identisch. Die Steuerung der Phasenschieber erfolgt im allgemeinen digital mit der Unterstützung von Rechnern. Der 3–Bit Phasenschieber weist damit einen Diskretisierungsfehler von ±22.5◦ auf. Die Auswirkungen eines solchen Diskretisierungsfehlers werden wir noch besprechen. Es werden vor allem Ferrit–Phasenschieber und Phasenschieber, die mit Halbleiterbauelementen wie PIN–Dioden oder FET–Transistoren gesteuert werden, eingesetzt. Der Aufbau von schaltbaren Phasenschiebern soll hier allerdings nicht näher diskutiert werden. Das Prinzip einer elektronisch schwenkbaren Antenne wird anhand einer linearen Strahleranordnung erläutert, die N Elemente aufweisen soll (Bild 5.1). 83 84 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Normale (y) Hauptstrahlrichtung Phasenfront des Strahlers 2 (y) Antennen Phasenschieber N-1 5 6 4 3 2 1 a0 N L = N · de a0 Abbildung 5.1: Lineare Gruppe von Strahlerelementen Wie in Bild 5.1 gezeigt, soll im folgenden β(y) die Phase in der Strahlerebene bzw. Strahlerzeile und Ψ(y) die Phase in einer Ebene oder Zeile senkrecht zur betrachteten Ausbreitungsrichtung mit der Richtung θ beschreiben. Die Differenzphasenwerte Δβ und ΔΨ bezeichnen die entsprechenden Phasenänderungen von Strahlerelement zu Strahlerelement. Es soll angenommen werden, daß auf die angepaßten Strahlerelemente der Gruppe die √ Welle a0 / N einfällt (Sendefall). Außerdem soll keine Verkopplung zwischen den Einzelstrahlern auftreten, und alle Strahler sollen die gleiche Richtcharakteristik Ce (θ) aufweisen. In das als verlustfrei angenommene Speisenetzwerk soll die Welle a0 eingeführt werden. 5.2 Die Richtcharakteristik einer phasengesteuerten Antenne Die Einzelstrahler sollen die gleiche Polarisation 1 aufweisen. Für den Einzelstrahler gilt nach Gleichung (2.63) für das elektrische Feld im Fernfeld: → E(r, θ) = & Z0 2π 1 r 1 √ N Ce (θ) e −jk0 r → e1 a0 . (5.1) Während wir wie bei der Flächenantenne annehmen, daß der Beitrag zum Fernfeld durch den Faktor 1/r für alle Strahlerelemente gleich ist, müssen wir bei der Aufsummation der Feldbeiträge der Einzelstrahler berücksichtigen, daß der Phasenfaktor e −jk0 r für die verschiedenen Strahler ungleich ist. 5.2. DIE RICHTCHARAKTERISTIK EINER PHASENGESTEUERTEN ANTENNE85 Wir wollen annehmen, daß bei den Phasenschiebern keine Diskretisierungsfehler vorliegen und die Phase β(m), m = 0, 1, 2, . . . , N, der Phasenschieber linear um Δβ von Phasenschieber zu Phasenschieber ansteigt. Die Phasenänderung zu einem Nachbarstrahler ΔΨ quer zur betrachteten Ausbreitungsrichtung θ entnimmt man Bild 5.2. P R Aufpunktstrahl Normale 1 Wellenfront d e sin 0 0 de Antenne m=1 Antenne m=0 Phasenwinkel Phase linear ansteigend 1 0 0 Abbildung 5.2: Phasendifferenzen in Strahlrichtung Sie beträgt ΔΨ = Ψ1 − Ψ0 , ΔΨ = Δβ − k0 de sin θ , ΔΨ = − k0 de (sin θ − sin θ0 ) mit Δβ (5.2) , = β1 − β0 = k0 de sin θ0 . (5.3) Wir werden sehen, daß θ0 die Hauptstrahlrichtung bezeichnet. Beginnend mit null steigt der Phasenbeitrag zu einem Aufpunkt im Fernfeld um ΔΨ von Strahler zu Strahler auf → N ΔΨ an. Für das Gesamtfeld Ei (R, θ), das sich im Aufpunkt P einstellt, muß man die Beiträge aller N hier als gleich angenommenen Einzelstrahler mit einem Feldbeitrag gemäß Gleichung (5.1) aufsummieren. → E(R, θ) = & Z0 2π e −jk0 R Ce (θ) R 1 √ N N −1 1 e jmΔΨ → a0 e 1 (m =Laufindex). m=0 (5.4) 86 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN √ Der Faktor 1/ N in Gleichung (5.4) berücksichtigt, daß |a0 |2 die in alle Einzelstrahler eingespeiste Gesamtleistung sein soll. Die Summe in Gleichung (5.4) soll als Richtcharakteristik der Antennengruppe Cg (θ) bezeichnet werden: N −1 1 1 √ N Cg (θ) = e jmΔΨ (5.5) . m=0 Die Gesamtcharakteristik Cres ergibt sich als Produkt der Strahler–Einzelcharakteristik Ce und der Gruppencharakteristik Cg . Die Summe in Gleichung (5.5) läßt sich als geometrische Reihe auffassen und explizit berechnen. Dabei ergibt sich das folgende Ergebnis: Cg (θ) = 1 − e (jN ΔΨ) 1 − e (jΔΨ) 1 √ N j(N − 1) ΔΨ 2 e √ Cg (θ) = N Cg (θ) = e Cg (θ) = e " ! ΔΨ " ! ΔΨ − e jN 2 e −jN 2 ! ΔΨ " ! ΔΨ " −j 2 − e j 2 e j(N − 1) ΔΨ 2 j(N − 1) ΔΨ 2 , 1 √ N sin N ΔΨ 2 ΔΨ sin 2 , , N πde (sin θ − sin θ0 ) λ 0 πde sin (sin θ − sin θ0 ) λ0 sin 1 √ N . (5.6) Für die Gewinnfunktion G̃g (θ) der Gruppe schließlich entfällt der unerhebliche Phasenvorfaktor in Gleichung (5.6) und man erhält: 2 G̃g (θ) = Cg (θ) = N πde (sin θ − sin θ0 ) sin λ 0 πde N sin2 (sin θ − sin θ0 ) λ0 2 . (5.7) Für die günstige Wahl de = λ0 /2 und eine ausreichend große Elementzahl N ist dieses Diagramm dem einer homogenen belegten Flächenantenne ähnlich (Bild ??). Die Hauptstrahlrichtung liegt bei sin θ = sin θ0 bzw. θ = θ0 wie es auch schon durch die Gleichung (2.60) beschrieben wurde. Die erste Nebenkeule liegt bei großem N etwa 13.2 dB unter der Hauptkeule. 5.2. DIE RICHTCHARAKTERISTIK EINER PHASENGESTEUERTEN ANTENNE87 Solange die Elementabstände λ0 /2 oder geringer sind, bleiben die Nebenkeulen klein im Vergleich zur Hauptkeule. Wird jedoch der Elementabstand größer als λ0 /2, dann können im Strahlungsdiagramm zusätzliche Keulen mit vergleichbarem Gewinn wie die Hauptkeule auftreten. Solche Sekundärkeulen (engl. ”grating lobes”, übersetzt ”Gitterkeulen”) entstehen, wenn in Gleichung (5.7) Zähler und Nenner gleichzeitig zu null werden, der Quotient im Limes aber endlich bleibt. Dies trifft zu, wenn folgendes gilt: πde (sin θ − sin θ0 ) = ±μ π λ0 λ0 sin θ − sin θ0 = μ de oder (μ ganze Zahl) , m = 1, 2, 3, . . . , . (5.8) Ist beispielsweise θ0 = 0 und der Elementabstand de = 2λ0 , dann treten unerwünschte Sekundärkeulen bei θs auf mit θs = ±30◦ ; ±90◦ . Die Nebenkeulen bei ±90◦ sind im allgemeinen nicht kritisch, weil bei diesem Winkel der Gewinn der Einzelstrahler meist gering ist. Bild 5.3 erläutert graphisch, daß bei de = 2λ0 und einem Winkel von 30◦ wiederum eine Hauptstrahlrichtung vorliegt, also eine gemeinsame Phasenfront aller Einzelstrahler ausgebildet wird. Hauptstrahlrichtung Sekundaerstrahlrichtung 30° Phasenfront 0 0 0 de = 2 a0 N 0 de = 2 0 de = 2 0 Abbildung 5.3: Graphische Erläuterung für eine Sekundärkeule bei θ = 30◦ Wie man dem Bild 5.3 entnehmen kann, ist für θs = 30◦ die Bedingung erfüllt, daß die Wegunterschiede zu den Einzelstrahlern λ0 betragen, die Beiträge der Einzelstrahler also aufsummiert werden. Algebraisch lautet die Bedingung für eine solche konstruktive Interferenz, wenn Ψ0 eine beliebige Anfangsphase ist: Ψ0 + Δβ − k0 de sin θ = Ψ0 ± μ 2 π oder sin θ = Δβ k0 de ± mit μ2π k0 de μ = 0, 1, 2, . . . . , (5.9) 88 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Wegen Gleichung (5.3) ist diese Beziehung aber identisch mit Gleichung (5.8). Für μ = 1, 2, 3, . . . können sich unerwünschte Sekundärkeulen ausbilden, wenn Gleichung (5.8) durch ein reelles θ = θs erfüllt werden kann. Dies ist am ehesten durch μ = 1 möglich. Um Sekundärkeulen sicher zu vermeiden, darf der Abstand de der Einzelstrahler λ0 /2 nur geringfügig überschreiten. Zulassen kann man im allgemeinen Sekundärkeulen bei θs = ±90◦ , weil die Einzelstrahler aufgrund ihrer Eigencharakteristik wenig in diese Richtung strahlen. Schränkt man außerdem den maximalen Auslenkwinkel ein, z. B. auf ±θm , dann folgt mit θs = ±90◦ aus Gleichung (5.8) für den einzuhaltenden Abstand de : λ0 de ≥ 1 + sin θm (5.10) . Für θm = ±60◦ folgt daraus de ≤ 0.536 λ0 . Für θm → 0 steigt der zulässige Abstand der Strahlerelemente bis λ0 an. Betrachtet man eine rechteckige flächenhafte Gruppenanordnung von Einzelstrahlern, und zwar von M Spalten und N Zeilen (Bild 5.4), dann erhält man für die Gewinnfunktion der Gruppe in der Horizontal- und Vertikalebene: M N πde (sin θ − sin θ0 ) sin λ 0 πde N sin2 (sin θ − sin θ0 ) λ0 N M πde (sin ϕ − sin ϕ0 ) sin2 λ 0 πde 2 M sin (sin ϕ − sin ϕ0 ) λ0 2 G̃g (θ, 0) = G̃g (0, ϕ) = ϕ0 = 0 θ0 = 0 , (5.11) . (5.12) z a N Zeilen d0 b M Spalten y Abbildung 5.4: Gitterförmige Anordnung der Elementarstrahler mit M Spalten und N Zeilen Die Phasenbelegung β(y) muß so gewählt werden, daß eine Ebene konstanter Phase senkrecht auf der Hauptstrahlrichtung steht. Fällt die Hauptstrahlrichtung weder mit der 5.3. KENNGRÖEN EINER PHASENGESTEUERTEN ANTENNE 89 Vertikal- noch mit der Horizontalebene zusammen, so muß auch die Ebene konstanter Phase entsprechend schief stehen. Damit wird die Phasenbelegung β eine Funktion von y und z, d. h. β = β(y, z). 5.3 Kenngrößen einer phasengesteuerten Antenne Aus den Gleichungen (5.11) und (5.12) ergibt sich der Gewinn Gg der Antennengruppe zunächst in Hauptstrahlrichtung mit θ = θ0 und ϕ = ϕ0 zu Gg = G̃(θ = θ0 , ϕ = ϕ0 ) = N M (5.13) . Für einen Abstand der Einzelstrahler von de = λ0 /2 und den Seitenlängen der Gruppe a und b (Bild 5.4) sowie der Fläche A = a b kann man die Gleichungen (5.11) und (5.12) auch schreiben: = N M Gg = N λ0 λ0 2 M 2 λ20 4 = 4A λ20 . (5.14) Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem Gewinn einer Flächenantenne homogener Belegung, Gleichung (2.71), nimmt weiterhin an, daß die Einzelstrahler mindestens den Gewinn von 1.5 eines Hertzschen Dipols aufweisen, dann stellt man fest, daß der Gewinn G der Gruppenantenne ungefähr um einen Faktor 2π/3 geringer ist als der eines Flächenstrahlers gleicher Fläche und homogener Belegung. Eine Abschätzung der Keulenhalbwertsbreite können wir durch die folgende Überlegung gewinnen. Die Gewinnfunktionen der Gruppe G̃g gemäß Gleichung (5.11) und (5.12) weisen bis auf einen konstanten Faktor den Term si2 u auf, wobei die Abkürzung u = N k0 de 2 (sin θ − sin θ0 ) M k0 de 2 (sin ϕ − sin ϕ0 ) , beziehungsweise u = , (5.15) eingeführt wurde. Dazu wurde im Nenner der Gleichung (5.11) und (5.12) sin u ≈ u wegen N, M 1 gesetzt. Der Gewinn ist um 3 dB abgefallen, wenn u von null auf den Wert u = ± 0.443 π (5.16) angestiegen ist (siehe auch Gleichung (2.53)). Für die weitere Überlegung wollen wir die folgende Identität benutzen: ≈ 0 sin θ − sin θ0 = sin (θ − θ0 ) cos θ0 ≈ 0 − 1 − cos (θ − θ0 ) sin θ0 . (5.17) 90 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Den zweiten Summanden auf der rechten Seite von Gleichung (5.17) kann man vernachlässigen, wenn θ0 nicht zu groß ist und außerdem θ nicht zu sehr von θ0 abweicht. Dann gilt näherungsweise: sin θ − sin θ0 = sin (θ − θ0 ) cos θ0 (5.18) . Man erhält damit für die Halbwertsbreite des Gruppengewinns: Δθb = 2 · 0.443 λ0 N de cos θ0 λ0 N de cos θ0 = 0.886 Δϕb = 0.886 λ0 M de cos ϕ0 . , (5.19) Die entsprechenden Gleichungen in Grad lauten: Δθb = 51◦ λ0 N de cos θ0 , Δϕb 51◦ λ0 M de cos ϕ0 . = (5.20) Der Faktor cos θ0 im Nenner von Gleichung (5.20) bedeutet, daß näherungsweise nur die Projektion der Aperturfläche in Hauptstrahlrichtung für die Halbwertsbreite bestimmend ist. Es sei erwähnt, daß sich wie beim Flächenstrahler eine bessere Unterdrückung der Nebenkeulen erzielen läßt, wenn man eine Taperung der Amplitude der Belegungsfunktion einführt. Dies führt dann ebenso zu einer Erhöhung der Halbwertsbreite. 5.4 Diskretisierungsfehler bei einer phasengesteuerten Antenne Die Phase der einzelnen Strahlerelemente kann im allgemeinen nur diskrete Werte annehmen. Für einen n–Bit Phasenschieber ergibt sich die Schrittweite δΨ zu: δΨ = 2π 2n (5.21) . Daraus folgt ein maximaler Quantisierungsfehler βm von βm = δΨ 2 = π 2n . (5.22) 5.4. DISKRETISIERUNGSFEHLER BEI EINER PHASENGESTEUERTEN ANTENNE91 wirkliche Phasenverlauf (y) , (y) (y) (y) S idealer Phasenverlauf Ort eines Strahlers Ort y de (y) Fehlerphase m y Abbildung 5.5: Verlauf der idealen Phase Γ(y), der tatsächlichen Phase β(y) und der Fehlerphase (y) = Γ(y) − β(y) als Funktion des Ortes y bei diskreter Phaseneinstellung Bild 5.5 zeigt den idealen Phasenverlauf Γ(y) sowie den tatsächlichen Phasenverlauf β(y), welcher aufgrund der Quantisierung einen Treppenverlauf aufweist. Tatsächlich angenommen werden jedoch nur einzelne diskrete Werte β(ym ) an den Stellen ym , m = 0, 1, 2, . . . , N , die in Bild 5.5 als Punkte eingezeichnet sind. Wir wollen jedoch die folgenden Überlegungen, die nur Abschätzungen darstellen, mit β(y) durchführen. Bild 5.5 zeigt außerdem den Verlauf der Fehlerphase = (y) β(y) − Γ(y) (5.23) als Funktion des Ortes y. Die Fehlerphase (y) ist in dieser Darstellung eine Dreiecksfunktion mit dem Scheitelwert βm . Der ideale Phasenverlauf Γ(y) wird durch den Ausdruck Γ(y) = k0 sin θ0 y (5.24) beschrieben. Damit gilt für die Periode S der Fehlerphase (y) aus 2 βm beziehungsweise S = = k0 sin θ0 S 2 βm k0 sin θ0 . (5.25) Wegen des Dreiecksverlaufs der Fehlerphase (y) weist diese eine rechteckförmige Wahrscheinlichkeitsdichte p(), wie in Bild 5.6 gezeigt, auf. 92 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Abbildung 5.6: Wahrscheinlichkeitsdichte der Fehlerphase Für die Richtcharakteristik der Gruppe Cg in Hauptstrahlrichtung, d. h. θ = θ0 , gilt nach Gleichung (5.5) mit ΔΨ = 0 Cg (θ0 ) N −1 1 1 √ N = e jmΔΨ 1 √ N = m=0 N (5.26) . Der Erwartungswert der Richtcharakteristik der Gruppe in Hauptstrahlrichtung Ce bei einer rechteckförmig angenommenen Wahrscheinlichkeitsdichte wie in Bild 5.6 ergibt: Ce (θ0 ) = E Cg (θ0 ) = Ce (θ0 ) = Ce (θ0 ) ≈ √ N N −1 1 1 2 βm 1 − 1 2 β 6 m +β m e jm 1 √ N N e j d = −βm N −1 1 1 √ N = m=0 1 √ N E e j = N N √ N Ce (θ0 ) = 1 √ E N +∞ E e j , m=0 p() e j d , sin βm βm , −∞ N √ N (die ersten zwei Glieder der Reihe für si(βm )). (5.27) Damit erhält man für das Verhältnis des Gewinns mit der Fehlerphase Ge (θ0 ) zu dem Gewinn ohne Fehlerphase G(θ0 ) für βm 1: Ge (θ0 ) G(θ0 ) = Ce (θ0 ) Cg (θ0 ) 2 = 1 − 1 3 π2 22n . (5.28) Tabelle 3 zeigt die Gewinnreduktion in dB als Funktion der Bit–Zahl n der Phasenschieber. 5.4. DISKRETISIERUNGSFEHLER BEI EINER PHASENGESTEUERTEN ANTENNE93 n 2 3 4 Ge /G in dB 1.0 0.23 0.06 Tab. 3: Gewinnverlust durch Diskretisierungsfehler Des weiteren verursacht die Phasenquantisierung zusätzliche Nebenkeulen, sogenannte Quantisierungskeulen. Wir wollen für eine vereinfachte rechnerische Behandlung annehmen, daß die Fehlerphase wie in Bild 5.6 einen sinusförmigen Verlauf über dem Ort y aufweist mit der Periode S. Man kann sich den sinusförmigen Verlauf als erstes Glied einer Fourierreihenentwicklung des Sägezahnverlaufs von Bild 5.5 vorstellen. Wir setzen die Amplitude der sinusförmigen Phasenstörung gleich βm (genauer: bei idealem Sägezahnverlauf gleich β̃m = 2βm /π). Die Belegungsfunktion weist dann den folgenden Verlauf auf: w(y) = e −jβ(y) = e ! 2πy " − j k0 sin (θ0 ) y + β̃m sin S (5.29) . Mit der Annahme, daß β̃m 1 ist, gelten die folgenden Näherungen: ! w(y) ≈ e − jk0 sin (θ0 )y ! w(y) ≈ e − jk0 sin (θ0 )y w(y) ≈ e " % − jk0 sin (θ0 )y β̃m e 2 1 − j β̃m sin ! 2πy " , S ! 2πy " ! 2πy " ' β̃m β̃m j S e e −j S + 1 − 2 2 − " 2 − jk0 sin (θ0 ) − λ0 S 3 y + β̃m e 2 , 2 − jk0 sin (θ0 ) + (5.30) Die räumliche Modulation der Phasenbelegungsfunktion führt also zu zwei Nebenkeulen bei den Winkeln θ1,2 mit sin θ1,2 = sin θ0 ± λ0 S . (5.31) Die relative Amplitude der Nebenkeulen beträgt β̃m /2 = π/2n+1 . Tabelle 4 gibt die Unterdrückung dieser Quantisierungskeulen in Abhängigkeit von der Bit–Zahl wieder. λ0 S 3 y . 94 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN n 2 3 4 5 2 /4 in dB β̃m −8 −14 −20 −26 Tab. 4: Unterdrückung der Quantisierungskeulen Man kann Tabelle 4 entnehmen, daß eine ausreichende Unterdrückung der Quantisierungskeulen wahrscheinlich stärker die Auswahl der erforderlichen Bit–Zahl bestimmen wird als der Verlust an Gewinn. 5.5 Array aus Patch-Antennen Ein Antennenarray bietet die Möglichkeit, den Öffnungswinkel zu verkleinern und den Antennengewinn zu steigern. Hier wurden auf Basis eines Einzelstrahlers einige mögliche Gruppenantennen simuliert. Abbildung 5.7: 3D-Modell der Patch-Antenne Abbildung 5.8: Richtdiagramm der Patch-Antenne 5.5. ARRAY AUS PATCH-ANTENNEN 95 Abbildung 5.9: 3D-Plot des Richtdiagramms der Patch-Antenne Man kann erkennen das der Antennengewinn von 8.6 dBi in Hauptstrahlrichtung für ein Einzelelement sehr gut ist. Jedoch ist der Öffnungswinkel mit 61° ziemlich groß. Die Anzahl der Elemente des Arrays wurden mit der Faustformel 3 dB Gewinn pro Verdoppelung der Elemente auf 16 festgelegt. Das hat theoretisch eine Steigerung des Antennengewinns um 12 dB zur Folge. Im folgenden wurde ein lineares Patch-Array mit unterschiedlichen Abständen der Elemente simuliert. 5.5.1 Lineares Patch-Array mit λ/4 Abständen HFSS kann ohne großen Aufwand aus einem simulierten Modell einer Antenne ein lineares Array berechnen. Der Abstand der Strahlerelemente beträgt bei dieser Simulation: λ/4 = 3 · 108 m/s = 30.6 mm 4 · 2.45 GHz . (5.32) Die Anpassung bleibt hierbei in der Simualtion unverändert, weshalb nur noch die Plots für das Richtdiagramm angegeben werden. Wie deutlich zu erkennen ist, erhält man wie erwartet einen Antennengewinn von 20.6 dBi. Auch der Öffnungswinkel ist deutlich schmaler geworden, er beträgt jetzt 10◦. Sehr schön zu erkennen ist das Auftauchen der Nebenzipfel. Der erste Nebenzipfel taucht bei 20° neben der Hauptkeule auf und die Nebenzipfeldämpfung beträgt ca. 14.5 dB. Damit kann man die Nebenzipfel als nicht störend klassifizieren. 96 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Abbildung 5.10: Richtdiagramm des linearen Patch-Array mit λ/4 Abständen Abbildung 5.11: 3D-Plot des Richtdiagramms des linearen Patch-Array mit λ/4 Abständen 5.5.2 Lineares Patch-Array mit λ/2 Abständen Der Abstand der Strahlerelemente beträgt bei dieser Simulation: λ/2 = 3 · 108 m/s = 61.2 mm 2 · 2.45 GHz . (5.33) 5.5. ARRAY AUS PATCH-ANTENNEN 97 Abbildung 5.12: Richtdiagramm des linearen Patch-Array mit λ/2 Abständen Abbildung 5.13: 3D-Plot des Richtdiagramms des linearen Patch-Array mit λ/2 Abständen Es ist gut zu erkennen, dass die Anzahl der Nebenzipfel gegenüber dem linearen PatchArray mit λ/4 Abständen deutlich zugenommen hat, auch die Nebenzipfelunterdrückung ist geringer geworden, sie beträgt nun ca. 13.5 dB. Desweiteren ist der erste Nebenzipfel nun nur noch 10° von der Hauptkeule entfernt. Der Öffnungswinkel ist, wie erwartet schmaler geworden und beträgt nun 6°. Der Antennengewinn ist unverändert, da die Anzahl der Elemente unverändert geblieben ist. 98 5.5.3 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Lineares Patch-Array mit 3λ/4 Abständen Der Abstand der Strahlerelemente beträgt bei dieser Simulation: 3λ/4 = 3 · 3 · 108 m/s = 91.8 mm 4 · 2.45 GHz . (5.34) Abbildung 5.14: Richtdiagramm des linearen Patch-Array mit 3λ/4 Abständen Abbildung 5.15: 3D-Plot des Richtdiagramms des linearen Patch-Array mit 3λ/4 Abständen Die Nebenzipfeldämpfung ist erneut niedriger geworden und beträgt nun ca. 13.2 dB. Wie zuvor ist der erste Nebenzipfel nun näher an der Hauptkeule, er ist nur noch 7◦ entfernt, was zu Problemen in der Unterscheidung zwischen Hauptkeule und Nebenzipfel führen kann. Der Öffnungswinkel beträgt hier nur noch 4°. 5.5. ARRAY AUS PATCH-ANTENNEN 5.5.4 99 Getapertes Patch-Array Je größer der Abstand zwischen den Elementen, desto schmaler der Öffnungswinkel. Jedoch bilden sich dadurch deutlich mehr Nebenzipfel aus, welche zudem näher an der Hauptkeule liegen. Ziel ist es nun trotz einer guten Nebenzipfelunterdrückung eine sehr schmale Hauptkeule zu erhalten. Hierfür werden die Elemente nun nicht mehr linear verteilt, sondern getapert. Und zwar im Bereich von 3λ/4 bis λ/4. Abbildung 5.16: getapertes Patch-Array mit unterschiedlichen Abständen der Elemente Wie zu sehen ist, wurden von der Mitte der Antenne zum Rand hin größer werdende Abstände der Elemente verwendet. Die Abstände sind λ/4, λ/2 und 3λ/4. Abbildung 5.17: Richtdiagramm des getaperten Patch-Array Die schmale Hauptkeule und die gut unterdrückten Nebenzipfel fallen einem schnell ins Auge. Der Öffnungswinkel beträgt weiterhin nur 4◦, die Nebenzipfeldämpfung erreicht gute 17.5 dB und der Antennengewinn liegt bei 20.2 dBi. 100 KAPITEL 5. PHASENGESTEUERTE ANTENNEN Abbildung 5.18: 3D-Plot des Richtdiagramms des getaperten Patch-Array 5.6 Phasengesteuerte Empfangsantennen Im Prinzip arbeitet eine phasengesteuerte Gruppenantenne im Empfangsfall ebenso wie im Sendefall, vorausgesetzt die verwendeten Phasenschieber sind reziprok. Werden Verstärker verwendet, dann müssen diese natürlich den richtigen Verstärkungssinn aufweisen. PIN–Dioden–Phasenschieber sind praktisch immer reziprok, Ferrit–Phasenschieber jedoch oftmals nicht. Setzt man im Empfangsfall an den Ausgang jedes einzelnen Strahlerelements eine Anordnung, die es erlaubt, das Empfangssignal nach Betrag und Phase zu messen (also im Prinzip Netzwerkanalysatoren) und zu digitalisieren, dann kann man die Phasenschiebung und anschließende Summation auch rein rechnerisch vornehmen. Nach dem Stand der Technik ist eine solche Vorgehensweise bisher für Impulsradars nicht schnell genug und kommt daher eher für frequenzmodulierte Dauerstrich–Radars in Betracht. Kapitel 6 Antennenmesstechnik Die Messungen von Antennen helfen, relative Aussagen über die Antennenparameter bezüglich des Öffnungswinkels, des Gewinns, des Vorwärts- und Rückwärtsverhältnis und des Richtfaktors machen zu können. Außerdem ermöglichen die Messungen, die Antennenrichtwerte aus der Simulation zu vergleichen und zu überprüfen. 6.1 Die Messeinrichtung Die Messung zur Ermittlung des Öffnungswinkels und des Gewinns der Antenne werden mit Hilfe von zwei Antennen durchgeführt. Eine erste Antenne wird auf die Sendeseite gestellt, eine zweite auf die Empfangsseite festgelegt. Die Entfernung zwischen der Sendeantenne und der Empfangsantenne kann zwischen 3 m und 10 m variieren. Da die Antennen reziprok sind, können Sende- oder Empfangsantenne frei gewählt werden. Eine dritte Antenne wird als Referenzantenne benutzt um eine möglichst genauere Aussage über den Gewinn der gemessenen Antenne zu machen Um die Reflexion der Wellen durch die Gebäudewände und die Zimmerdecke gering zu halten, werden alle Messungen im freien, z.B. auf dem Dach des Fachhochschulgebäudes siehe Bild 6.1, oder in Absorptionsräumen durchgeführt. Es gibt zwei Möglichkeiten die Antennenparameter zu vermessen. • 1. Transmissionsmessung: Gemessen wird der Transmissionsparameter S12 in dB mit Hilfe eines Vektor-Netzwerksanalysators (z.B. Rohde und Schwarz, 300 kHz bis 8.0 GHz, ZVM), am Display wird die Pegeldifferenz zwischen den beiden Tore abgelesen. • 2. Pegelmessung: Es wird auf einer Seite ein Signal mit Hilfe eines Signalgenerator (z.B. Rohde und Schwarz, 5 kHz bis 3.0 GHz, SME 03) gesendet. Auf der anderen Seite wird das empfangene Signal mit Hilfe eines Spektralanalysators (z.B. Rohde und Schwarz, 9 kHz bis 3.0 GHz, FSP) abgelesen. Hier wird wieder der Transmissionsparameter S12 ermittelt, wobei der Pegel in dBm vorliegt. 101 102 KAPITEL 6. ANTENNENMESSTECHNIK Kompotek-Antenne Log. Periodische Antenne Absorbiermatten Messgerät Abbildung 6.1: Messeinrichtung der Antennen auf dem Dach des Gebäudes der Fachhochschule Aachen Gemessen wird die Funkfelddämpfung. Unter Funkfelddämpfung versteht man die Dämpfung zwischen der Sende- und der Empfangsantenne. Bei der Übertragung der Daten wird die Strahlungsleistung als effektive Strahlungsleistung ausgedrückt. Die effektive Strahlungsleistung (engl. effective radiated power, ERP), die beim Senden von Daten nötig ist, ist die Sendeleistung, die von einer Sendeantenne in einer bestimmten Richtung abgestrahlt wird, verglichen mit einer Halbwellendipolantenne. Der Gewinn einer Halbwellendipolantenne bezieht sich auf dem Gewinn einer isotropen Antenne. Von der isotropen Antenne wird die effektive isotrope Strahlungsleistung ermittelt (engl. Equivalent isotropic radiated power, EIRP). Die EIRP gibt an, mit welcher Sendeleistung eine isotrope Antenne versorgt werden müsste, um im Fernfeld die selbe Feldstärke zu erzeugen wie eine Richtantenne in ihrer Hauptstrahlrichtung. ga PS · 10 10 dBi = EIRP · 0.610 ERP = L (6.1) Rechnung in dBm: ERP = 10 · log PS [dBm] + ga[dB] − 10 · logL[dB] 1 mW (6.2) mit PS als Sendeleistung in Watt, ga als Antennengewinn in dBi und L als Systemverluste (Kabeldämpfung, Stecker, Durchgänge, usw..) Da sich ERP auf einen Halbwellendipol bezieht, ist EIRP um den Faktor 1.64 (2.15 dB) größer als ERP: 6.1. DIE MESSEINRICHTUNG 103 Abbildung 6.2: Netzwerksanalysator (Rohde und Schwarz, 300 kHz bis 8.0 GHz, ZVB 8) mit vier Tore EIRP = Pt · Gt = Pt · Gmax = ERP · 1.64 L (6.3) mit Pt als Sendeleistung in Watt, Gt als Antennengewinn bezogen auf eine isotrope Antenne und Gmax als maximal möglicher Gewinn der Empfangsantenne bezogen auf einen isotrope Antenne. Die Vorschriften laut [ETSI] für die Antennenmessung können wie folgt zusammengefasst werden • Der Abstand zwischen der Sende- und der Empfangsantenne soll 3 m oder 10 m betragen. Das Sendegerät soll in RF eingestellt werden. • Der Abstand zwischen dem Messgerät und der Antenne soll mindesten 3 m betragen. • Die Messgeräte müssen auf die gemessene Frequenz eingestellt, die Kabeldämpfung soll vor der Messung abgemessen und eingerechnet werden. • Die Messungen sollen in einer Messkammer oder in einer reflexionsarmen Ebene erfolgen. • Die gemessene Antenne wird bei der ersten Messung horizontal ausgerichtet und nach dem Azimutwinkel ϕ um ±180◦ mit einem beliebigen Schritt gedreht, in Bezug zur Sendehauptrichtung. Bei der zweiten Messung wird die gemessen Antenne vertikal ausgerichtet und die Aufnahme der Werte wie bei der ersten Messung wiederholt. 104 KAPITEL 6. ANTENNENMESSTECHNIK • Bei der Messung muss die Höhe so variiert werden, dass die Messung am Empfänger das stärkste Signal aufweist. • Die Sendeantenne soll in der Vertikalen ausgerichtet sein. Um den Öffnungswinkel zu ermitteln wird die Messantenne um den Azimutwinkel (horizontal) gedreht, bis die Halbwertbreite (3 dB Abfall im vergleich zum maximalen Pegel) erreicht wird. Für alle durchgeführten Messungen gilt die Angabe der Werte mit einer Messungenauigkeit von ±2 dB. 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