«Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) «Vorurteile» - « »קדומה דעה- «Prejudices» (AT) Koproduktion Theater und Tanz PENG! Palast (Schweiz/Deutschland) / Machol Shalem (Israel) Eine Koproduktion mit dem Schlachthaus Theater Bern, dem Machol Shalem Dance House Jerusalem und dem Theater Chur Uraufführung: 24. September 2011 Konzept: Dennis Schwabenland - Ruby Edelmann - Sascha Engel Kontakt: PENG! Palast c/o Dennis Schwabenland - Scharnachtalstrasse 6 - 3006 Bern [email protected] - 0041 76 505 82 97 - 0049 179 67 32 991 Produktionsleitung: MTL Jacqueline Schnyder - Sulgenbachstrasse 10 - 3007 Bern [email protected] – 0041 31 371 10 39 1 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) EINLEITUNG Auf Anstoss des Schlachthaus Theaters planen PENG! Palast, Bern und Machol Shalem Dance House, Jerusalem unter dem Arbeitstitel «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» ein gemeinsames Projekt. Die Darstellung der Inhalte erfolgt über die Medien Tanz, Schauspiel und Film. Diese beinhalten je für sich Qualitäten, die den anderen Sparten verschlossen bleiben. Die Fusion aller drei Elemente ermöglicht uns, auf der gesamten Partitur zu spielen: Sozial ernste Themen aufzubereiten und mit einem gehörigen Schuss Satire und (schwarzem) Humor professionell zu servieren. Die Zusammenarbeit der Körper wird das zentrale Medium sein. Ruby Edelmann, Regie, sagt dazu: „Ich setze in meiner Arbeit verbale Sprache nur dann ein, wenn es mit dem Körper wirklich nicht mehr zu schaffen ist, einen Inhalt auf den Punkt zu bringen“. Die Thematik Vorurteil hat im Zuge der Globalisierung und den damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen höchste Aktualität. Uraufführung: 24. September 2011 im Schlachthaus Theater Bern. Was sind Vorurteile? Jeder hat Vorurteile – nur man selber nicht. Ein Urteil beinhaltet grundsätzlich die Entscheidung über ein Subjekt oder ein Objekt innerhalb anerkannter Normen aufgrund einer „Lege artis“ abgesicherten, sachverhaltsgerechten Abwägung von Pros und Contras. – Demgegenüber beruht das Vorurteil in der Regel auf Wertungen, die weder auf gründlicher Untersuchung noch auf Erfahrung oder Wissen beruhen, sondern auf komplexen sozialen und psychischen Mechanismen. Im Alltagsgebrauch werden Menschen oft aufgrund von Vorurteilen negativ oder positiv beurteilt (z.B. einzig aufgrund des Erscheinungsbilds, der Sprache, des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit usw.). Psychologie, Sozialpsychologie und Soziologie grenzen den Begriff stärker ein, um ihn von anderen Urteilen und Einstellungen abzugrenzen. Als Vorurteile erscheinen soziale Urteile, die gegen anerkannte menschliche Wertvorstellungen verstoßen, insbesondere gegen Gebote der: - Rationalität – indem über andere Menschen nicht auf Basis eines möglichst sicheren und geprüften Wissens geurteilt wird, Gegenargumente weder gehört noch anerkannt werden. 2 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) - Gerechtigkeit - indem Menschen und Menschengruppen ungleich behandelt oder mit unterschiedlichen Maßstäben bemessen werden. - Mitmenschlichkeit – durch Ablehnung des Anderen, durch Intoleranz, mangelnde Empathie oder blosse Feindseligkeit. Vorurteile sind auch stabile negative Einstellungen gegenüber einer anderen Gruppe bzw. einem Individuum, weil es zu dieser Gruppe gerechnet wird. Der Begriff des Vorurteils kann nicht absolut, sondern nur relativ auf ein bestehendes Wertsystem hin definiert werden, je nach Wissens- und Moralstandards einer Gesellschaft. Im Rahmen der Globalisierung mehren sich in diesem Zusammenhang ethnische Konflikte, Angst kann zu Vorurteilen und Diskriminierung führen und dies wiederum zu Diskriminierung (>> siehe hier im Anhang die Interviews zu den einzelnen Teilnehmern). Es gibt keine allgemein gültige Definition von richtig oder falsch, gerecht oder ungerecht, human oder inhuman. Das Erkennen von Vorurteilen hängt von der Fähigkeit und der Bereitschaft ab, die eigenen Urteile und Bewertungen kritisch auf Ihre Rationalität, ihre Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit hin zu prüfen und die möglicherweise abweichende Perspektiven anderer einzubeziehen. Gruppenbeziehungen In jedem Krieg wird der Zusammenhalt der Nation durch Bereitschaft gemeinsam zu kämpfen (together we’re strong) und negative Einschätzung des Feindes gestärkt. Negative Bewertungen der fremden Gruppe erzeugen eine integrierende Wirkung für die Eigengruppe, verstärken den Zusammenhalt über Grenzen hinweg. Verschiedene Bedrohungsszenarien, die Vorurteile auslösen: - reale Bedrohungen der ökonomischen oder sozialen Situation der Eigengruppe. Man sieht sich in einer Konkurrenzsituation mit Migranten oder einheimischen Minderheiten. Es geht hierbei um als unberechtigt wahrgenommene Besserstellung einer Vergleichsgruppe und der eigenen Benachteiligung, um das Gefühl der Schlechterstellung der Eigengruppe. - Symbolische Bedrohung die sich aus wahrgenommen Unterschieden in Kultur, Werten und Lebensstilen ergeben. - Kontakten mit Mitgliedern fremder Gruppen, über die negative Stereotype existieren. 3 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) Übernehmen von Vorurteilen Vorurteile werden häufiger überliefert, bzw. übernommen als selbst gebildet. Zumal es in jeder Kultur einen Vorrat an fraglos gegebenen Einstellungen, Normen und Wissen gibt, zu dem nicht zuletzt Vorurteile zählen. Deshalb haben Erziehung und Bildung weitreichende Konsequenzen in der Gesellschaft. Soziale Wertungen gegenüber anderen Gruppen werden von der Familie, Freunden, der Schule und heute breit auch durch Massenmedien vermittelt. (Siehe hier Punkt 4.5. unsere Arbeit mit dem Massenmedium Film) In diesem Zusammenhang gilt es zu beachten, dass der Druck des ethischen Gebots, Menschen gleich und mitmenschlich zu behandeln, größer wird, wenn man einer Person face to face gegenübersteht. Situative Einflüsse kommen zum Zug: Wird mein diskriminierendes Verhalten von den Anwesenden oder von der Gesellschaft gebilligt oder muss ich mit einer Bestrafung rechnen? In welcher Stimmung befinde ich mich gerade? Muss ich mit Gegenwehr oder Sanktionen rechnen? Agiere ich allein oder muss ich Gruppennormen folgen? 4 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) BETEILIGTE Konzept: Dennis Schwabenland Ruby Edelmann Sascha Engel Regie: Ruby Edelmann Video: Sascha Engel Text, Dramaturgie: Raphael Urweider Performance: Sascha Engel Christoph Keller Dennis Schwabenland Benjamin Spinnler Ram Mizarchi (angefragt) Ahmer Hlehel (angefragt) Regieassistenz: Katherina Vasiliadis (angefragt) Lichtdesign: Matthias Keller (angefragt) Sounddesign: Till Hillbrecht (im Gespräch) Filmproduktion: n.n. Bühne/ Kostüme: Johanna von Gehren (angefragt) Produktionsleitung: MTL Jacqueline Schnyder 5 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) ZEITPLAN Vorproben Ende April / Anfang Mai 2011: 2 Wochen in Jerusalem (Israel) 1. Probenblock 24. Juli - 23. August 2011 in Jerusalem (Israel) 2. Probenblock 24. August - 23. September 2011 in Bern (Schweiz) Schlachthaus Theater Bern 24. September 2011 (Uraufführung) Weitere Aufführungen: 25., 27., 28., 29. September 2011 Theater Chur 17. oder 18. November 2011 Machol Shalem Dance House Israel 5 Vorstellungen Dezember 2011 Verhandlungen finden statt mit: Sophiensaele Berlin, Werkstatt Oberzeiring AT, Ringlokschuppen Mühlheim, Akko Festival Angefragt sind: Tuchlaube Aarau, brut Wien, CUBE521 Luxemburg, Forum Freies Theater DE, Gessnerallee Zürich, Kampnagel DE, LOFFT DE, Ringlokschuppen DE, Südpol Luzern, TaKli, Tanzhaus Zürich Gastspiele können stattfinden im Winter, Frühling 2012, sowie in der Saison 2012/ 2013 6 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) SYNOPSIS Die Zusammenarbeit des Machol Shalem Dance House und PENG! Palast in diesem Projekt, gründet auf dem gemeinsamen Interesse, den empfindlichen Themenbereich “Vorurteile” im Kontext der heutigen globalen, kosmopolitischen und politisch korrekten Gesellschaft näher zu untersuchen und sinnlich zu vermitteln. Machol Shalem und PENG! Palast möchten in intensiver Zusammenarbeit ein Labor kreieren, das der Erforschung von zwischenmenschlichen Dynamiken unter Menschen dient, die mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen denselben Lebensraum teilen. Dass die beiden Gruppen unterschiedliche Kunstformen pflegen - Tanz dort, Theater da -, ist aus professioneller Sicht eine inspirierende Herausforderung, die zu einem faszinierenden und fruchtbaren Dialog führen wird. Verbindungen Die Zusammenarbeit der beiden Gruppen wurde von der Theaterleitung des Schlachthaus Theater Bern initiiert. Das Schlachthaus und das Machol Shalem Dance House fungieren als Koproduzenten. Im Oktober 2010 hat die Leitung des Schlachthaus Theater Bern, Maike Lex und Myriam Prongué, die Zusammenarbeit der zwei Theatergruppen angestossen. Die Idee dazu entstand aufgrund grosser Gemeinsamkeiten in ihrer Arbeit und der Chance auf wechselseitige Impulse. Beide Gruppen haben eine gemeinsame Forschungsebene und thematisieren verschiedenste Formen von Gewalt in der Gesellschaft. PENG! Palast hat sich in den vergangenen Projekten vor allem mit aktuellen Fragen und Problemen der mitteleuropäischen Leistungsgesellschaft mit ihren Wirtschaftskrisen, die ins Private umschlagen, befasst. Die Gruppe Machol Shalem hat sich vor allem kritisch mit der der jüngeren Geschichte der israelischen Gesellschaft auseinandergesetzt und Machtverhältnisse zwischen Israelis, Arabern und Deutschen reflektiert. In der Arbeit beider Gruppen kommt die Erkenntnis zum Ausdruck, dass in gesellschaftlichen Prozessen immer physische oder psychische Gewalt eine bedeutende Rolle spielt. Grosses Interesse am körperlichen Ausdruck und hoher Einsatz an physischer Kraft verbinden die beiden Gruppen (trotz ihrer unterschiedlichen Disziplinen). Für beide Gruppen ist es wichtig, aufgrund von extremen körperlichen Ausdrucksformen Inhalte zu vermitteln und Widerstände in 7 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) die Projekte zu integrieren, an denen sich die Schauspieler/Tänzer aufreiben. Sowohl PENG! Palast als auch Machol Shalem arbeiten mit biografischem Material, allerdings nicht dokumentarisch. Die persönlichen Situationen und Erfahrungen der Darstellenden sind aber immer Hintergrund und Legitimation ihrer Arbeit und fliessen bearbeitet und verfremdet in die Produktionen ein. Motivation Unser gemeinsames Ziel ist es, aufgrund von authentischer und aufreibender Bühnendarstellung Menschen zu begeistern, die von Theater oder Tanz und der damit einhergehenden Künstlichkeit eher abgeschreckt werden. Beide Gruppen wollen mit Themen überzeugen, die Menschen nachvollziehen und zu denen sie Brücken schlagen können. Theater und Tanz sind für uns etwas Einfaches, das für die Zuschauenden gemacht ist. PENG! Palast hat in Bern viele junge Menschen, die dem Theater eher fern waren, begeistern können. Durch die internationale Kooperation soll der Schritt nach Europa und ins nicht europäische Ausland gewagt werden, um auch dort Brücken zu schlagen. Wir haben die Vision, durch die Vielsprachigkeit und Internationalität unseres Projektes einen Code zu entwickeln, der jenseits von verbalem Ausdruck überall verständlich ist und eine integrierende Wirkung entfaltet. Wir wollen Menschen allerorts für Theater und Tanz begeistern und animieren, sich anhand des konkreten Beispiels Gedanken zu ihren eigenen Vorstellungen und Vorurteilen zu machen und die Chance der (interkulturellen) Kommunikation aktiv zu nutzen. Auch darin sehen wir eine Nachhaltigkeit unserer Kooperation: Wir wollen zeigen, dass über Grenzen hinweg Verständigung möglich ist, welche die Menschen erreicht ohne artifiziell und künstlich oder elitär zu wirken. Wir wollen das Gefühl vermitteln, dass Bühne greifbar ist, spürbar und aufreibend. Dass wir über Grenzen gehen - sowohl metaphorisch (auf der Bühne) als auch wortwörtlich - soll für die Zuschauenden Erlebnis sein. 8 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) Arbeitsansatz In Edelmans und Engels Arbeiten spielt Theatralität oft eine tragende und dem Tanz fast gleichwertige Rolle. Dass im Tanz diesbezüglich Grenzen gesetzt sind, führte oft zu Konzessionen an dramaturgische Ansätze. Die Zusammenarbeit mit PENG! Palast und damit professionellem Schauspiel öffnet neue Horizonte. Professionelle Tänzer haben bestimmte Formen und Stile (stilistische Ästhetik geht vor Natürlichkeit). Das Ensemble PENG! Palast ist jung und körperlich fit, ohne aber durch jahrelanges Tanztraining in der Bewegung vorkonditioniert zu sein. Die Arbeitsweise des PENG! Paslast Ensembles, klassische Texte als Ausgangspunkt zu nehmen und diese dann (ähnlich der RAP Musik) zu samplen und etwas völlig Neues damit zu kreieren, geht stark einher mit Machol Shalems Integration von Pop Kultur Elementen in ihren Vorstellungen. Die ausgesuchten Charaktere und Figuren für “Vorurteile” bilden für Edelman und Engel eine solide Grundlage, um - über Bewegungsvokabular, Improvisationsübungen und Arbeitsmethoden - diesen Charakteren physisches Leben einzuhauchen. Arbeit mit Klassikern und Biographien der Künstler Als Arbeitsgrundlage dienen PENG! Palast (wie oben angesprochen) literarische Werke. Die Texte behandeln Themen, die heute immer noch hochgradig aktuell sind. Dabei liegt der Schwerpunkt stets bei den Figuren, Figurenkonstellationen oder bei den behandelten Themen, nicht aber bei der Handlungsstruktur der Theaterstücke. Auch im Projekt „Vorurteile“ werden wir zusammen mit dem Machol Shalom Dance House auf diese bewährte Arbeitsweise zurückgreifen. Die klassischen Figuren werden mit dem eigenen biografischen Hintergrund der Darstellenden abgeglichen, „geupdatet“ und in die heutige Zeit transferiert. Es entstehen somit Mischwesen aus klassischen Vorlagen und zeitgenössischen Personen. Über Improvisationen mit den Figuren entstehen Szenen und Geschichten. Diese neuen Figuren haben eigene Charakterzüge, die sowohl Ähnlichkeiten mit dem biografischen Hintergrund der Schauspieler als auch der gewählten klassischen Figur haben. Dabei beschränken wir uns jedoch auf jene Vorurteile, welche bereits die klassischen Figuren in ihren Charakterzügen aufweisen. 9 «Vorurteile» - «»קדומה דעה- «Prejudices» (AT) Quellen Sekundärliteratur zum Thema: Achtung! Vorurteile von Peter Ustinov erschienen 2003 im Hoffmann und Campe Verlag. Werner Bergmann: Was sind Vorurteile? in Informationen zur politischen Bildung: Vorurteile (Heft 271)Neudruck 2009 im bpb: Verlag Primärliteratur zu Erarbeitung von Figuren: Siegfried, aus «Die Nibelungen» von Friedrich Hebbel Shylock, aus «Der Kaufmann von Venedig» von William Shakespeare Wilhelm Tell, aus «Wilhelm Tell» von Friedrich Schiller Jago, aus «Othello» von William Shakespeare 10