Der Geigerzähler CARACAL - emsp.tu

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2007/8 Digitaltechnik BACK TO THE ROOTS
CARACAL
Der Geigerzähler CARACAL
Von Fabian Bess und Henry Westphal
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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2007/8 Digitaltechnik BACK TO THE ROOTS
CARACAL
Die Idee
Mit dem Geigerzähler CARACAL wird das Zählen mit 10-wertiger Logik unter Einsatz der Zählröhre E1T
demonstriert. Als Anregung und Vorbild diente der untenstehend abgebildete Einschub aus einem
Geigerzähler von Frieseke&Höpfner.
Einschub aus einem Geigerzähler von Friesecke und Höpfner
Um den Aufwand dieses Teilprojekts zu begrenzen wurde lediglich die Funktionalität eines
Ereigniszählers realisiert, auf eine Zeitbasis wie sie zur Ermittlung einer Strahlendosis notwendig wäre
wurde verzichtet.
Die verwendeten Schaltungsteile wurden von der Digitaluhr ONCILLA übernommen. In diesem Text
sind daher nur die für den CARACAL vorgenommenen Modifikationen dieser Schaltungen
beschrieben. Für die ausführliche Beschreibung des Prinzips und der Dimensionierung der
Schaltungen wird auf die, voranstehende, Beschreibung der Digitaluhr ONCILLA verwiesen.
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CARACAL
Die Realisierung
Der Geigerzähler wurde modular aufgebaut. Er besteht aus den folgenden Baugruppen:
-
Geiger-Müller-Zählrohr SBM-20 mit Beschaltung
Pulsformer-Baugruppe
6 Zähldekaden-Baugruppen
Stabilisiertes Netzteil mit Leistungstriode
Die folgende Abbildung zeigt das Blockschaltbild des CARACAL.
+350V
R??
4M7
Zählrohr
SBM-20
R??
15K
Impulsformer
Stelle 6
Stelle 5
Dekadische
Zählstufe
Dekadische
Zählstufe
Stelle 1
Dekadische
Zählstufe
BNC
zum Test
Stabilisiertes Netzteil
Das Blockschaltbild des CARACAL
Die vom Zählrohr kommenden Impulse gelangen zunächst auf eine Impulsformerstufe. Diese gibt
dreiecksförmige Impulse ab, wie sie von der Zählröhre E1T benötigt werden.
Die Realisierung einer einzelnen Zähldekade als Modul und die Kaskadierung dieser Module zu
größeren Zähleinheiten war in den 1950-er und 1960-er Jahren sehr gebräuchlich. Von Philips wurden
entsprechende Module in großer Stückzahl hergestellt. Sie wurden beispielsweise in Geigerzählern
von Telefunken verwendet.
Die Zähldekaden-Module des CARACAL entsprechen von der Schaltung her praktisch vollständig
dem Philips-Modul, sind jedoch in zeitsparender Realisierung ermöglichender Leiterplattentechnik
ausgeführt.
Die folgenden Abbildungen geben einen Eindruck vom Aufbau der Philips-Module.
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CARACAL
Zähldekadenmodul von Philips
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CARACAL
Die folgende Abbildung zeigt den fertiggestellten Geigerzähler.
Der Geigerzähler CARACAL
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CARACAL
Die Details
Das Zählrohr und sein Anschluss
Es wurde ein Zählrohr des Typs SBM-20 aus russischer Fertigung verwendet. Diese Zählrohr spricht
insbesondere auf harte Betastrahlung und auf Gammastrahlung an.
Das Zählrohr SBM-20
Foto: Fabian Beß
Die nominelle Betriebsspannung ist 400V. Die SBM-20 ist mit einem Gasgemisch (Ne + Br2 + Ar)
gefüllt. Es sind zwei Elektroden, die Anode und die Kathode in der Röhre vorhanden. Bei Abwesenheit
von radioaktiver Strahlung findet kein Stromfluß zwischen den Elektroden statt. Dringt dagegen ein
radioaktives Teilchen in die Röhre ein, dann ionisiert es auf seiner Flugbahn liegende Gasmoleküle.
Die Ionen werden von der an der Röhre anliegenden Spannung beschleunigt, wodurch durch
Aufprall auf andere Gasmoleküle weitere Sekundärionisationen entstehen, die ihrerseits wiederum
beschleunigt werden und weitere Gasmoleküle ionisieren. Es baut sich ein Stromfluß durch die Röhre
auf, bis der Sättigungsstrom erreicht ist. Da die Röhre über einen hochohmigen Widerstand mit der
Versorgungsspannung verbunden ist, bricht die Spannung über der Röhre zusammen, womit dann
die Entladung abbricht und die Gasmoleküle rekombinieren und die Röhre wieder sperrt. Der Einfall
eines radioaktiven Teilchens führt also zu einem Stromimpuls durch die Röhre, bei der SBM-20 ist der
Spitzenwert des Stroms ungefähr 70uA. Aufgrund der zuvor beschriebenen Kettenreaktion bei der
Ionisierung steigt die Stromamplitude, unabhängig von der Energie des eingefallenen Teilchens, stets
auf den Sättigungswert an.
Es liegt zunächst nahe, die Impulse an der Anode des Zählrohres abzugreifen, da sie dort mit hoher
Amplitude anstehen. Der Eingangswiderstand der Impulsformerstufe sowie die Streukapazität der
Anschlußleitung stellen jedoch eine viel zu hohe Belastung dieses Knotens dar.
+350V
R??
4M7
Zählrohr
SBM-20
Ausgang
R??
15K
Beschaltung des Zählrohrs SBM-20
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CARACAL
Bessere Ergebnisse erhält man, wenn man die Impulse, mit einer immer noch ausreichenden
Amplitude von ungefähr 1V, an einem niederohmigen Widerstand im Kathodenkreis abgreift.
In der vorliegenden Schaltung wird das Zählrohr aus praktischen Gründen mit einer reduzierten
Betriebsspannung von 350V betrieben. Das es hier lediglich um die Demonstration eines Prinzips und
nicht um eine präzise, quantitative Messung geht, ist dies ohne Nachteil möglich.
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CARACAL
Die Impulsformerschaltung
Die folgende Abbildung zeigt die vollständige Impulsformerschaltung. Mit einem Umschalter kann
zwischen den vom Zählrohr kommenden Impulsen und über die BNC-Buchse eingespeiste Signale
gewählt werden.
Die vom Zählrohr kommenden Impulse werden, aufgrund ihrer geringen, aber stets gleichen,
Amplitude bei bereits hinreichend steilen Flanken direkt in die Impulsformerstufe eingespeist. Die von
der BNC-Buchse kommenden Signale durchlaufen einen Schmittrigger, so daß über diesen Eingang
Impulse beliebiger Kurveform erfaßt werden können. Die notwendige Impulsamplitude beträgt
hierbei ungefähr 20Vpp.
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Zählrohr
CARACAL
+300V
+300V
R2004
39K 2W
+350V
C2004
39pF
R2005
3K3
Zählrohr
SBM-20
EingangsUmschalter
C??
1nF
2
1
R??
4M7
V2001A
E92CC
V2001B
E92CC
R2001
5K6
6
5
R??
15K
R2009
100K
7
7
R2002
560K
R2006
4K7 1W
C2003
82pF
+156V
R2007
2K7
R2010
15K
Dreieck
R2008
1K
zu E1T
C2005
6.8nF
Schmittrigger
+300V
R1003
56K 1W
R1004
56K 1W
Pulsformer Rechteck
=> Nadel
+
R1005
8K2
C1007
22uF 350V
R1006
8K2
V1001A
E92CC
V1001B
E92CC
R1007
56K
C1008
100pF
D1005
1N4007
R1009
56K
6
C1010
220pF
R1012
56K
2
1
C1009
220pF
5
7
R1010
56K
7
R1008
56K
BNC-Eingang
C1006
0.47uF
BNC
R1011
12K
2
1
R1017
270k
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CARACAL
Die Schaltung entspricht exakt der Schaltung des Eingangsteils der Zeitbasis der ONCILLA-Uhr, daher
in Bezug auf die Wirkungsweise und die Dimensionierung auf die Beschreibung der vorliegenden
Schaltung auf die ONCILLA-Beschreibung verwiesen.
Mit dem im Folgenden dargestellten Schaltungsteil wird der Resetpuls und die Bezugsspannung für
die ausgehenden Dreiecksimpulse erzeugt.
+300V
R1013
68K 1W
+156V
Bezugsspannung
für Dreiecksimpuls
Resettaster
R1014
68K 1W
+11,9V
COUNT
Resetpuls zu E1T
R1015
5K6
RESET
C1011
0.47uF
-56V
Erzeugung des Resetpulses und der Bezugsspannung für die Dreiecksimpulse
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CARACAL
Die Zählstufe
Die folgende Abbildung zeigt die vollständige Schaltung einer Zähldekade. Auch diese Schaltung
entspricht exakt der Schaltung der Teilerstufen in der Zeitbasis der ONCILLA-Uhr, auf deren
Beschreibung an dieser Stelle verwiesen wird.
+300V
Zählstufe
R2011
39K
Impulsformer
C1006
220pF
+300V
+300V
+300V
R2019
39K 2W
R2020
3K3
R2015
10K
+300V
TP2001
a2
8
a1
g4
5
9
+300V
10
D
D'
g2
V2003B
E92CC
6
+300V
6
5
47K
4
R2024
150K
C2007
6800pF
2
R2018
560K
7
g1
C2009
68pF
R2017
5K6
R2013
Eingang
V2003A
E92CC
k, g3, g5
R2014
330K
7
E1T
2
R2016
1M
l
V2002A
1
7
1
D2001
1N4007
R2021
4K7
3
C2016
0.47uF
R2012
15K
+156V
C2008
68pF
Nur in erster Zählstufe
bestückt
R2025
15K
R2022
2K7
Resetpuls
Übertrag zur nächsten Stufe
R2023
1K
C2010
680pF
Eine Zähldekade des CARACAL
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CARACAL
Das Netzteil
Das Netzteil gibt eine stabilisierte Anodenversorgungsspannung von +300V und eine ebenfalls
stabilisierte Hilfsspannung von –56V zur Erzeugung des Resetpulses sowie eine unstabilisierte
Spannung von +350V zur Versorgung des Zählrohres ab.
Die Stabilisierungsschaltung für +300V entspricht exakt der bei der ONCILLA-Uhr verwendeten
Schaltung, daher ist sie hier nicht noch einmal beschrieben. Da der hier entnommene Strom deutlich
geringer als bei der ONCILLA-Uhr ist, kann die Schaltung auch mit einer reduzierten
Eingangsspannung von 250V eff noch sicher betrieben werden.
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1
C5101
1n 2kV
D5102
1N5408
2
D5101
1N5408
C5103
1n 2kV
R5101
10R
J??
MF2
2
1
2
2
1
1
Eingang 250V eff
CARACAL
+
C5105
250uF/450V
R5102
100K / 2W
1
C5104
1n 2kV
2
C5102
1n 2kV
+350V
Versorgung für
Zählrohr
D5103
1N5408
D5104
1N5408
V5101B
6080
4
R5107
1K
R5106
68R
5
6
F5101
250mAT
+300V
V5101A
6080
+
+
R5117
470K
R5105
68R
2
3
DS5101
LAMP NEON
1
C5108
C5109
C5110 R5118
100uF 400V 100uF 400V 1uF 400V 100K / 2W
R5103
1M5
R5104
1K
V5102A
EF80
7
R5108
18K
R5109
68K
9
C5107
0,22uF
R5110
68K 2W
R5111
100K
8
P5101
2
3386P 10K
1
R5112
39K
1
V5103
85A2
C5106
10nF
2
Die Netzteilschaltung für +300V und für +350V.
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CARACAL
Eine weitere Schaltung erzeugt die negative Ausgangsspannung –56V.
Die Ausgangsspannung wird mit einer Zenerdiode stabilisiert. Die Spannung über dem
Ladekondensator beträgt 54V * 1,41 = 75V. Bei unbelastetem Ausgang, also bei nicht gedrücktem
Resettaster, fließt dann ein Strom von (75V – 56V) / 3,9kOhm = 5mA durch die Zenerdiode. An dieser
entsteht damit eine Verlustleistung von 0,3W, was unbedenklich ist.
D??
B80C1500
R??
3K9
-
+
-56V
Eingang 54V eff
C??
50uF
D??
Z56V
+
Die Netzteilschaltung für –56V
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CARACAL
Die Ergebnisse
Die Inbetriebnahme des CARACAL erwies sich als unkompliziert. Der Zähler funktionierte innerhalb
weniger Stunden einwandfrei.
Erster Test des noch nicht endmontierten CARACAL
Als Strahlenquelle dienten Granit-Pflastersteine, wie sie als Pflastermaterial von Gehwegen in Berlin in
großen Mengen zu finden sind. Es wurden hierbei mit dem CARACAL, je nach Anzahl und Lage der
Pflastersteine, eine Größenordnung von 1 bis 5 Zerfällen pro Sekunde beobachtet.
Das Verhalten des Zählers bei höheren Zählfrequenzen wurde jedoch, auf nicht
gesundheitsgefährdende Weise, durch die Einspeisung von mit einem Funktionsgenerator erzeugten
Pulsen getestet.
Es ergab sich eine maximale Zählfrequenz von ungefähr 50 kHz, womit die in Datenblättern und
Applikationsberichten bezüglich der E1T zu findende Angabe einer minimalen Zählfrequenz von
30kHz bestätigt bzw. übertroffen wurde.
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Granit-Pflasterstein als Strahlenquelle
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