Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft Vorlesung “Syntax und Morphologie” PD Dr. ralf Vogel Wintersemester 2006/2007 Zwischenklausur Bitte bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben. Die für das Seminar zur Verfügung gestellte bzw. empfohlene Literatur dabei zu verwenden, sei Ihnen hiermit dringend ans Herz gelegt. Sofern Sie weitere Literatur verwenden, bitte ich Sie, dies anzugeben. Anmerkung zur Form der Arbeit: Ich akzeptiere Arbeiten in jeder lesbaren Form. Falls es Ihnen nicht möglich ist, mit Ihrem Textverarbeitungsprogramm komplexe Klammerstrukturen oder syntaktische Bäume herzustellen, dann zeichnen Sie diese doch einfach mit der Hand. Halten Sie sich aber bitte nicht zuu lange mit den Tücken Ihrer Software auf! Themenkomplex 1: HPSG 1. Bitte stellen Sie dar, was man in der HPSG unter einer SUBCAT­Liste versteht. 2. Geben Sie die SUBCAT­Listen für folgende Verben an: – “begrüssen” (wie in Maria begrüsste Peter) – “schluchzen” (wie in Holger schluchzte) – “regnen” (wie in es regnete) – “sich treffen” (wie in Sonja traf sich mit Paul) 3. Geben Sie die Merkmalstruktur für den folgenden Satz an: weil der Gärtner die Vermieterin mit Rosen versorgte Themenkomplex 2: Transformationsgrammatik 1. Zeichnen Sie bitte die Baumstruktur für folgenden Satz: Maria hat Holgers Vermutung, dass das Vorderrad eiert, bestätigt. 2. Diskutieren Sie den folgenden Satz: *Wen zu applaudieren hat Maria gebeten? Dieser Satz ist ungrammatisch. Er soll so etwas bedeuten wie “Wen hat Maria darum gebeten, zu applaudieren?”. Zeichnen Sie bitte die syntaktische Baumstruktur für diesen Satz im Rahmen der Government­Binding­Theorie auf. Bei der transformationsgrammatischen Herleitung der Ungrammatikalität dieses Satzes sollten Sie bedenken, dass ein Satz in mehreren Transformationsschritten erzeugt sein kann, die jeder für sich korrekt ausgeführt sein müssen. Bedenken Sie weiter, dass in einem deutschen Hauptsatz vor dem finiten Verb genau eine Konstituente stehen darf. Diese ist das Subjekt, es sei denn eine Konstituente ist aus einer tieferen Position im Baum vorangestellt worden. Themenkomplex 3: Optimalitätstheorie 1. In den Sprachen der Welt lassen sich drei verschiedene Strategien bei der Fragesatz­Bildung beobachten: a. Deutsch/Englisch – ein Fragepronomen wird vorangestellt. Alle weiteren bleiben an ihrer Ausgangsposition: Was hast du wem gegeben? b. Chinesisch/Koreanisch u.a. – alle Fragepronomen bleiben zurück, also so etwa: Du hast wem was gegeben? c. Bulgarisch u.a. – alle Fragepronomen werden vorangestellt: Was wem hast du gegeben? Versuchen Sie, eine Menge von Beschränkungen für dieses Problem zu definieren, so dass die drei Sprachtypen bloss durch unterschiedliche Anordnung dieser Beschränkungen abgeleitet werden. 2. Skizzieren Sie ein optimalitätstheoretisches Modell, das die Einsetzung eines Resumptiv­ Pronomens bei Relativsätzen zur 1./2. Person, und nur dort, herleitet: a. Der Gärtner, der Pflanzen liebt b. *Der Gärtner, der er Pflanzen liebt c. *Ihr, die Pflanzen lieben d. *Ihr, die Pflanzen liebt e. Ihr, die ihr pflanzen liebt Wichtig ist hier weniger, wie sie die Beschränkungen bezeichnen, als dass Sie skizzieren, welche Strukturen sie präferieren sollen, und wie sie geordnet sind. Abgabeschluss für die Klausur ist Donnerstag, der 11. Januar