begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden wissenschaftlichen Arbeitens 190882 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 laut Studienplan Pädagogik 2002 (2 Std.) BM8a: Philosophische Methoden in der Bildungswissenschaft , Teil I (5 ECTS) Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Martin Steger TutorInnen: Livia Coreth, Claudia Gusenbauer, Angela Janssen, Andreas Koller, Donnerstag, 10.00 - 12.00, HS D, Campus 5. Termin 24.04.08: Argumentation Formalia: nur eine Erinnerung: nächste Lv (8.5.) ist Fragestunde. Das heißt, Sie können all die in der Gruppe aufgetauchten Fragen stellen – sofern diese auch ein wenig inhaltliche Relevanz für die anderen Gruppen haben. Überlegen Sie also, was Sie noch an Informationen brauchen, denn die Woche darauf (18.5.) ist Abgabe der 1. Gruppenarbeit. Falls Fragen ausbleiben, werde ich Ihnen einige 'basics' zum Thema wissenschaftliches Arbeiten erzählen – und dann schließen. Inhalte: was bisher geschah: Wir haben vorige Woche begonnen, Argumentation in seiner Bedeutung als älteste und fundamentalste aller wissenschaftlichen Methoden im sprachlichen Bereich anzusprechen Wissenschaft ist selbst als Argumentation verstehbar und wissenschaftliche Arbeiten folgen grundsätzlich dem Aufbau von Argumentationsgängen mit Wahrheitsaussagen (Daten, Theorien) und Gewinnung/Glaubhaftmachung dieser Aussagen (Methoden). Als Voraussetzung der Argumentation haben wir in einem ersten Schritt die Eindeutigkeit von Aussagen und Begriffen angesprochen. Letzteres wird durch die Definition von Begriffen erreicht. Begriffe sind Benennungen/Beschreibungen von Sachverhalten. Ihre Definition ist letztlich eine Namensgebung. Argumentierbar ist somit die Angemessenheit, aber nicht die Richtigkeit/Wahrheit von Definitionen. Diese Angemessenheit steht dort in Frage, wo der Bedeutungskontext kein 'selbst-verständlicher' ist. Welche Begriffe werden daher in einer Arbeit definiert? Die zentralen und unüblich verwendeten, nicht alle vorkommenden, denn das ist nicht leistbar. 1 Der zweite Schritt zum Argument verweist auf bereits Bekanntes zurück: Bei eindeutigen Begriffen und eindeutigen Aussagen können wir die Wahrheit dieser Aussage begründen/beurteilen. Die Kriterien dafür kennen wir bereits, die liefern uns unsere Wahrheitstheorien: Theorietyp • Bedeutung Korrespondenztheorien Übereinstimmung mit der Wirklichkeit Kriterium Evidenz Bewährung Objektivität • Kohärenztheorien Übereinstimmung mit anderen Aussagen Gültigkeit (Widerspruchsfreiheit, Angemessenheit,..) einfache Erklärung • Konsenstheorien Übereinstimmung mit anderen Personen Akzeptanz (Einigung) Argumente Damit haben nun eine Aussage, die wir auf ihre Wahrheit überprüfen können. Derart gewinnen wir aber noch keine neue Wahrheitsaussage. Die gewinnen wir durch neue Kontexte – indem wir mehrere Aussagen aufeinander beziehen. Damit haben wir ein Argument: Ein Argument ist aus Perpektive der Logik eine Folge von Aussagen, von denen einige - die Prämissen - als Belege bzw. Gründe für die Wahrheit einer weiteren Aussage - der Konklusion - angegeben werden. Derart können wir Aussagen (die Schlüsse) als wahr annehmen, ohne sie eigens an der Wirklichkeit überprüfen zu müssen. Ein Satz allein ist noch kein Argument und ist noch nicht wissenschaftlich. Ein Argument besteht somit (wie auch eine wissenschaftliche Arbeit insgesamt) aus Prämissen, eventuell folgernden Zwischenschritten und der Konklusion. Prämisse: Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte. Prämisse: Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings. Prämisse: Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar. Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen. Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruches. 2 Diese Grundstruktur eines Argumentes ist prinzipiell ident mit der Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit – diese ist formal gesehen ein um einiges komplexeres Argument. Wir sprechen daher – um es noch einmal zu erwähnen - bei Argumentation immer auch davon, wie man zulässig wissenschaftlich arbeitet. deduktive und induktive Argumentation Argumentation setzt Aussagen zueinander in Beziehung bzw. verknüpft sie, um derart aus wahren Prämissen eine wahre Konklusion zu gewinnen. Dabei werden zwei Argumentationswege unterschieden, die auch zwei grundlegenden Denkmethoden in der Wissenschaft entsprechen: deduktive und induktive Vorgehensweise. Wir haben als Grundstrukturen der Wissenschaft bereits Wahrheitsaussagen (theorien und Daten) sowie Verfahrensweisen (Methoden) kennengelernt. Mit Hilfe von Methoden gewinne ich aus Theorien Daten und umgekehrt. Ich bewege mich deduktiv vom Allgemeinen zum Besonderen oder induktiv vom Besonderen zum Allgemeinen - zumeist im Zirkel der Rechtfertigung, Prüfung. D.h. Deduktion und Induktion ergänzen einander als Gegenbewegungen: Induktiv gewonnene Gesetze werden durch korrekt abgeleitete Sachverhalte geprüft und umgekehrt. Die Wahrheit der Konklusion kann auch bei wahren Prämissen und gültiger Argumentation nur dann sichergestellt werden, wenn aus allgemeinen Prämissen (Gesetzen, etc.) ein Besonderes (ein Einzelfall, etc) abgeleitet wird, d.h. bei deduktiven Argumenten. Der umgekehrte Fall des induktiven Arguments entspricht einem Schluss vom Besonderen auf ein Allgemeines. Hier kann die Wahrheit der Konklusion nur glaubhaft (wahrscheinlich) gemacht werden. z.B.: Wenn jeden Tag die Sonne im Osten aufgeht, tut sie das sicher auch morgen. Wenn aber kein Mensch bekannt ist, der 200 Jahre alt wurde, kann das dennoch geschehen. z.B: Newtons induktiv gewonnene Gesetze, die über Jahrhunderte bewährt waren, zeigten sich in Extrembereichen (Makro- und Mikro) als nicht mehr brauchbar. Kurze Gegenüberstellung von deduktiver und induktiver Argumentation (siehe im Detail nachfolgende Seiten) deduktive Argumentation induktive Deduktion ist die Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen. Von Induktion spricht man bei einem Vorgehen von einem Besonderen hin zu einem Allgemeinen. deduktive Argumente sind gültig oder nicht: Die Wahrheit der Konklusion bei wahren Prämissen und gültiger Argumentation ist zwingend. iA sind mehr oder weniger stark/schwach: Die Schlussfolgerung ist auch bei wahren Prämissen und überzeugender Argumentation lediglich wahrscheinlich. 3 Konsequenzen: deduktive Argumente stimmen immer oder sie stimmen nicht – Aussagen auch im Einzelfall sind zwingend. iA sind auch bei höchster Wahrscheinlichkeit im Einzelfall nicht zwingend.zB Wenn Frauen 2 xChromosomen haben und Männer 1 x und 1 y-Chromosom, dann ist das in jedem Einzelfall so. zB Wenn Frauen besser fahren als Männer heißt das im konkreten Vergleich einer Frau und eines Manns gar nichts – zudem zielt bei Statistik Wahrscheinlichkeit auf Zufälligkeit nicht auf Eintreten. deduktive Argumente sind rein formal nachprüfbar, weil zwingend – sie sind inhaltsunabhängig. iA sind inhaltsabhängig –die Wahrheit der Konklusion kann nicht mehr allein auf Grund der formalen Gültigkeit eines Argumentes behauptet werden. methodischer Aufwand: liegt im Prämissenbeleg (falls nicht bewährte Gesetze, sind Aussagen mit hohem Allgemeinheitsgrad schwer nachweisbar) in Recherche und Ausschluss denkbarer Verallgemeinerungsalternativen. Ziel: Problemlösung/Konkretisierung Theoriebildung Konsequenzen für das Vorgehen: deduktive Argumente sind formale Ableitungsverfahren – ich brauche den Inhalten im Argumentationsgang keine besondere Beachtung zu schenken, wenn ich formal stimmig vorgehe.Grundlegend andere Vorgehensweise als bei deduktiver Argumentation: Die induktive Argumentation hat die Wahrheit ihrer Konklusion glaubhaft zu machen und muss sich dafür der inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und ihrer Bedeutung zuwenden. prototypische Vorgehensweisen: mathematische Deduktionen (Formel einsetzen) Hypothesenbildung Logik Statistikkategoriale Syllogismen Aussagenlogik Prädikatenlogik Mengenlehre Probleme: implizite Prämissen Argumentationsschwächen logische Fehler Missachtung der Relevanz voreilige Generalisationen Bewertung induktiver Schlüsse nach deduktiven Standards Missachtung des Geltungsbereichs voreilige Ursache-Wirkungs-Annahmen deduktive Argumentation Die deduktive Argumentation stellt den Kernbereich der Argumentationslogik dar, da in ihr die logischen Verknüpfungsregeln bereits die Gültigkeit des Arguments sichern. 4 Ein deduktives Argument ist gültig, wenn (und nur wenn) es logisch unmöglich ist, dass die Prämissen wahr sind und die Konklusion unwahr ist. Die Gültigkeit eines Argumentes ist somit nicht mit seiner Wahrheit gleichzusetzen. Deduktive Logik stellt bloß Verfahrensregeln auf, die Wahrheit eines Arguments hängt von der Wahrheit der Prämissen ab. Ein Begriff kann eindeutig und passend, aber nicht wahr oder falsch sein. Eine Aussage für sich alleine kann eindeutig und wahr oder falsch, aber nicht gültig sein. Bei wahren Prämissen und gültigem Argument ist die Konklusion wahr. Auch bei unwahren Prämissen und/oder ungültigem Argument kann die Konklusion wahr sein; bei unwahren Prämissen und unwahrer Konklusion kann das Argument dennoch gültig sein. Bei gültiger Argumentation und wahren Prämissen spricht man von wahren oder zuverlässigen Argumenten. Die Konklusion muss dann wahr sein. Deduktive Argumente sind also durch zwei Merkmale bestimmt: - der Ableitungen des Besonderen aus dem Allgemeinen. Von diesem Kennzeichen leitet sich auch die Bezeichnung ab (deducere – herabführen). - der zwingenden Wahrheit der Konklusion bei wahren Prämissen und gültiger Argumentation. Dieses Merkmal wird zumeist zur Definition von deduktiven Argumenten herangezogen und der bloßen Wahrscheinlichkeit gegenübergestellt, die induktive Argumente für sich beanspruchen können. Funktion der Argumentationslogik Gemeinsam ist allen logischen Systemen deduktiver Argumentation, dass sie sich nicht als Anleitung für richtige, geschweige denn für überzeugende deduktive Argumentation eignen. Das hat seinen Grund vor allem darin, dass sie rein formal sind, d.h. sich nicht mit den Inhalten der Argumentation beschäftigen und den Sinn der Argumentation nicht erfassen. Sie können daher nicht festlegen, - welche Aussagen auf welche Weise miteinander zu verknüpfen sind, um dem Sinn, der Intention des Arguments am besten gerecht zu werden. - welche Prämissen und Konklusionen wahr sind bzw. wie wahre Prämissen und Konklusionen aufgefunden werden können. - welche Aussagen evident, d.h. offensichtlich wahr sind und daher in der Argumentation weggelassen werden können. Derartige unvollständige Argumente, in denen 'selbstverständliche' Prämissen oder Konklusionen fehlen, werden Enthymeme genannt. Sie sind auch in der wissenschaftlichen Argumentation üblich, um nicht ins Uferlose abzugleiten und den Fortgang des Arguments in den Vordergrund zu stellen. Genaugenommen 5 existieren kaum Argumente, in denen nicht Prämissen, die zum Verständnis notwendig sind, stillschweigend vorausgesetzt werden. z.B.: Österreichs Politiker sollen von Einzelinteressen unabhängig sein. Daher muss der Staat ihren Wahlkampf zahlen. implizit: Die Politiker betreiben im Wahlkampf viel Werbung. Die Werbung kostet viel Geld. Wenn der Staat nicht zahlt, suchen die Politiker private Sponsoren. Diesen Sponsoren sind sie dann verpflichtet. Es geschieht jedoch häufig (wie vielleicht in diesem Beispiel), dass man Prämissen weglässt, die man für selbstverständlich erachtet, während sie für den Leser problematisch erscheinen. Durch derartige implizite (unausgesprochene) Prämissen kann es schwer werden, der Argumentation zu folgen und es kann vorkommen, dass man sich selbst über den Ursprung des eigenen Standpunktes nicht klar wird, wenn man sich nicht bewusst die Denkvoraussetzungen der Argumente überlegt. Hier zeigt sich auch, dass sich geübte Logiker beim Finden und Strukturieren von Argumenten natürlich immer noch leichter tun. Der Wert der Argumentationslogik liegt aber vor allem in ihrem kritischen Potential, d.h. hier in der Möglichkeit der Rekonstruktion, Analyse und formalen Beurteilung von Argumenten. Deduktive Verfahrensweisen Aus dem (schulischen) Alltag bekannt sind mathematische Deduktionen – wie das klassische 'Formel einsetzen'. Als logische Verfahren wichtig sind kategoriale Syllogismen (siehe Arbeitsblatt) In ihren Grundformen, den kategorialen Syllogismen, geht die deduktive Argumentationslogik auf Aristoteles zurück. Dabei werden zunächst Aussagen in vier Kategorien von Subjekt (S)Prädikat (P)-Aussagen überführt: Alle S sind P Kein S ist P Einige (=mindestens ein) S sind P Einige S sind nicht P (universell positiv) (universell negativ) (teilweise positiv) (teilweise negativ) Ein Syllogismus selbst ist ein stark formalisiertes Argument, das aus drei kategorialen Aussagen (Haupt- und Nebenprämisse sowie Konklusion) besteht und genau drei verschiedene Terme beinhaltet. Jeder Term kommt im Syllogismus zweimal vor, jedoch nicht in der selben Aussage. Alle Säugetiere sind Tiere Alle Menschen sind Säugetiere Alle Menschen sind Tiere 6 Bei den Syllogismen steht der Gültigkeitsstatus fest. Deshalb und aufgrund ihres hohen Formalisierungsgrades werden Syllogismen immer noch zur Prüfung der Gültigkeit eines Argumentes verwendet. Sie erfassen jedoch nicht alle logisch gültigen Schlüsse und stehen in ihrem mathematisch orientierten Aufbau der argumentativen Logik im Vergleich zur sprachlich orientierten modernen Logik - der Aussagen- und der Prädikatenlogik - eher fern. Die Aussagenlogik behandelt die Verknüpfung von Aussagen, die Prädikatenlogik darüber hinaus das Verhältnis von Prädikaten (Sachverhalten, Gegenständen der Aussage) zueinander. Die wichtigsten logischen Beziehungen sind folgende (in der Sprache der Aussagenlogik). Verknüpfungsformen von Aussagen (Aussagenlogik) - In einer Konjunktion werden Aussagen mit 'und' verknüpft. Auch Worte wie sowie, auch, aber, obwohl (bei Negationen) zeigen eine Konjunktion an und lassen sich als und behandeln. Eine Konjunktion ist wahr, wenn alle Aussagen wahr sind. - Eine Disjunktion verknüpft Aussagen mit einem 'oder'. Dieses oder ist ein einschließendes, d.h. die Disjunktion ist wahr, wenn mindestens eine der Aussagen wahr ist. Das ausschließende oder (entweder – oder) ist logisch betrachtet eine zusätzliche Konjunktion mit einer Negation. (Wie auch etwa bei Bedingungen ist wesentlich, den Unterschied zwischen logischer und umgangssprachlicher Bedeutung eins Begriffes zu unterscheiden). Wesentlich ist der Unterschied zwischen Kon- und Disjunktion vor allem auch in Hinsicht auf den Argumentationsaufwand: Bei Konjunktionen müssen alle Prämissen stimmen, damit das Argument wahr ist, bei Disjunktionen nur eine. Dafür können Sie mit Konjunktionen einen stärkeren Anspruch vertreten. z.B.: Wenn Sie behaupten wollen, dass in der Schule neben Frontalunterricht etwa auch 'offene' Lernformen ihre Berechtigung haben, ist das logisch gesehen eine Disjunktion: Sie sollten zeigen, dass Offenes Lernen in einem der wesentlichen Kriterien des Unterrichts dem Frontalunterricht überlegen (oder zumindest gleichwertig) ist. Wollen Sie noch mehr behaupten, nämlich dass Offenes Lernen überhaupt besser ist und Frontalunterricht ersetzen sollte, ist das eine Konjunktion: Dann müssen alle Kriterien besser sein (wenn diese als unabhängige nicht gegengerechnet werden können). Abgesehen vom Aufwand, die Überlegenheit in allen Aspekten zu zeigen, müssen Sie diese alle überhaupt einmal identifizieren (Induktion: Sie können nie sicher sein, alle Aspekte identifiziert zu haben – und selbst wenn kann morgen ein neuer Aspekt wichtig werden) Der Kritiker hat die umgekehrte Aufgabe: Der Disjunktion muss er mit Nachweis einer Konjunktion entgegnen (Offenes Lernen ist in allen Aspekten nicht gleichwertig), der Konjunktion nur mit einer negativen Disjunktion (in diesem Aspekt ist eine Überlegenheit des Offenen Lernen nicht nachweisbar. 7 Überlegen Sie daher, ob Sie einem kritisierten Standpunkt wirklich alles 'an den Kopf schmeißen' wollen, was Ihnen einfällt – und was Sie behaupten müssen, um das zu zeigen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Je weniger Sie behaupten, umso weniger Arbeit haben Sie und umso schwerer sind Sie zu widerlegen. - Eine Bedingung verknüpft Aussagen mit 'wenn, dann'. Sie ist nur dann unwahr, wenn die erste Aussage (die Vorbedingung) wahr und die zweite Aussage (die Konsequenz) unwahr ist. Dabei sind drei Formen der Bedingung unterscheidbar: die hinreichende (immer wenn), die notwendige (nur wenn) und die hinreichende und notwendige (immer und nur wenn). Überlegen Sie wieder, welchen Argumentationsaufwand Sie treiben wollen: Hinreichende Bedingungen sind leichter zu zeigen als notwendige. Beziehungsformen zwischen Aussagen (Prädikatenlogik) - Konsistenz: Zwei Aussagen sind logisch inkonsistent, wenn und nur wenn es keine Bedingung gibt, unter welchen beide wahr sein können, d.h. wenn sie Gegenteile oder Widersprüche darstellen. - Widerspruch: Zwei Aussagen stehen im Widerspruch, wenn es (unter gleichen Bedingungen) nicht möglich ist, dass beide wahr oder beide unwahr sind. z.B.: Alle Kinder brauchen Grenzen. ↔ Es gibt Kinder, die sich am besten entwickeln, wenn sie immer tun dürfen, was sie wollen . - Gegenteil: Zwei Aussagen sind Gegenteile, wenn es (unter gleichen Bedingungen) nicht möglich ist, dass beide wahr sind, aber beide unwahr sein können. z.B.: Alle Kinder brauchen Grenzen. ↔ Alle Kinder sollten immer tun, was sie wollen. Sie sehen wieder: Ein Gegenteil ist weit anspruchvoller nachzuweisen, als bloß ein Widerspruch. - Implikation: Eine Aussage A impliziert eine Aussage B, wenn es (unter gleichen Bedingungen) nicht möglich ist, dass A wahr und B unwahr ist. - Äquivalenz: Zwei Aussagen sind logisch äquivalent, wenn sie sich gegenseitig implizieren. - Unabhängigkeit: Zwei Aussagen sind logisch unabhängig, wenn sie in keiner logischen Beziehung stehen, d.h. eines das andere weder in Position noch in Negation impliziert: Syllogistik, Aussagenlogik und Prädikatenlogik stellen - wie auch die Mengentheorie (z.B.: Venn-Diagramme) - nicht unterschiedliche logische Bereiche, sondern verschiedene logische Systeme mit unterschiedlichem Erfassungsbereich dar. So lassen sich etwa alle Syllogismen und alle Schlüsse der Aussagenlogik auch in der 8 Prädikatenlogik und in der Mengentheorie darstellen, aber nicht alle Schlüsse der Prädikatenlogik lassen sich als Syllogismus formulieren. Die Modallogik erfasst zusätzlich zu diesen Schlüssen in der Wirklichkeitsform noch Aussagen in der Möglichkeits und Notwendigkeitsform. die Analyse von Argumentationen dient vor allem - der Identifikation von Argumentationsstrukturen: Wie sind die einzelnen Argumente aufgebaut? Was ist die Hauptkonklusion? Was ist die Basisprämisse? Welche sind die zentralen Begriffe? In welchen Bedeutungen werden sie verwendet? Welche Argumentbestandteile fehlen? Häufig verwendet werden etwa Venn-Diagramme zur Darstellung von Syllogismen: In VennDiagrammen werden alle Bedeutungsmöglichkeiten kategorialer Aussagen und ihrer Verknüpfungen als Mengen dargestellt. Alle S sind P S=P Kein S ist P Einige S sind P Einige S sind nicht P z.B. S P S S=P P S S P P P S S S P P P S Einige Freunde sind Studenten Einige Studenten sind Tutoren F S O Einige Freunde sind Tutoren Ein Schluss ist nur gültig, wenn er zwingend ist. Die Graphik zeigt, dass Fälle aufzeigbar ist, in denen dieser Schluss nicht stimmt. Er ist somit nicht gültig. Baumdiagramme dienen zur Darstellung komplexer Argumente 1. Prämisse: 1+2+3 2. Prämisse: 3. Prämisse: Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte. Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings. Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar. 9 4 Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen +A impliziter Zwischenschritt: Daher ist der Anspruch der Pädagogik nicht erfüllbar. 5 Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruchs. - der Beurteilung der Gültigkeit: Wenn die Argumentationslogik auch nicht sagen kann, was ein wahres Argument ist, so kann sie zumindest feststellen, ob es gültig ist, d.h. ob der vertretene Standpunkt ein begründeter ist, mag er wahr sein oder nicht. Es kann auch Sinn machen, gültige, unwahre Argumente aufzustellen, um zu festzustellen, wo Handlungsbedarf besteht – welche Prämisse wahr gemacht werden muss. Darüber hinaus bietet die Logik eine Sammlung von bekannten formellen Argumentationsfehlern, die immer wieder auftreten. z.B.: Wenn A dann B Wenn es regnet, ist die Straße nass. B Die Straße ist nass. A Es hat geregnet. Wenn A dann B Wenn die Sonne untergegangen ist, ist es dunkel. nicht B Es ist nicht dunkel. nicht A Die Sonne ist nicht untergegangen. Beide Beispiele - die 'Bejahung des Konsequens' und die 'Verneinung des Antezedens' beruhen auf fehlerhafter Unterscheidung von hinreichender und notwendiger Bedingung. Analog dazu treten häufig Fehler in der Unterscheidung von einschließender und ausschließender Disjunktion auf: A oder B Fritz oder Josef hilft mir. A Fritz hilft mir. nicht B Josef hilft mir nicht. Zirkelschlüsse sind Argumente, bei denen die Aussage der Konklusion bereits in einer Prämisse enthalten oder in ihr vorausgesetzt ist. Im Grunde sind Zirkelschlüsse keine formellen Fehler, sondern Vortäuschungen eines Arguments: Meine Frau sagt, sie liebt mich. Sie würde niemand anlügen, den sie liebt. Daher liebt sie mich wirklich. induktive Argumentation Von Induktion spricht man bei einem Vorgehen von einem Besonderen hin zu einem Allgemeinen. Induktive Argumente sind jedoch eindeutiger dadurch gekennzeichnet, dass bei ihnen die Wahrheit der Prämissen die Wahrheit der Konklusionen nicht sicherstellen kann. 10 Wie die deduktive Argumentation verknüpft induktives Schließen möglichst eindeutige Aussagen (auf Basis definierter Begriffe), um die Wahrheit seiner Schlussfolgerungen zu begründen. Induktive Argumentation hebt die Regeln deduktiver Logik nicht auf oder ignoriert sie, sondern geht über sie hinaus, d.h. sie agiert in Bereichen, in denen (auch unter der Bedingung wahrer Prämissen) die Wahrheit der Konklusion nicht mehr allein auf Grund der formalen Gültigkeit eines Argumentes behauptet werden kann. In Kasachstan gibt es zehn Menschen, die älter als 160 Jahre sind. In keinem anderen Staat gibt es Menschen über 160. Der älteste Mensch der Welt lebt in Kasachstan. (deduktiv) Morgen wird der älteste Mensch der Welt in Kasachstan leben. (induktiv) Prognosen, also Aussagen über die Zukunft sind immer induktiv, weil unsicher. Logisch gesehen beinhalten Sie eine abschließende implizite generalisierende Prämisse (Alles bleibt konstant). die Vorgehensweise bei induktiver Argumentation Damit wird aber eine grundlegend andere Vorgehensweise als bei deduktiver Argumentation notwendig. Die induktive Argumentation hat die Wahrheit ihrer Konklusion glaubhaft zu machen und muss sich dafür der inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und ihrer Bedeutung zuwenden. Für induktive Argumentation ist es wesentlich, zunächst umfassend Informationen einzuholen, den Theoriehintergrund zu klären und Daten zu sammeln, um - einerseits möglichst fundierte Prämissen für die Konklusion zu formulieren, - andererseits mögliche alternative Schlussfolgerungen in Betracht zu ziehen und bezüglich ihrer Glaubhaftigkeit gegenüber der eigenen Konklusion abzuwägen - und so das Risiko, das in jeder Wahrscheinlichkeitsannahme liegt, zu minimieren. Die Konstruktion und Bewertung induktiver Argumente beruht wesentlich darauf, die geeignetsten auffindbaren Prämissen und, daraus schlussfolgernd, die geeignetste Konklusion anzugeben, um die Wahrheit des darin behaupteten Sachverhaltes zu begründen. Dieser Vorgang entspricht dem der Hypothesenbildung in induktiven wissenschaftlichen Verfahren. Eine induktive verallgemeinernde Konklusion Annahme ist über als Hypothese einfache anzusehen, Sachverhalte d.h. als eine (Einzelhypothese) oder zugrundeliegende Gesetzmäßigkeiten (Gesetzeshypothese), die durch Beobachtung (aus Daten, vom Besonderen ausgehend) gewonnen wird. Eine Hypothese steht unter der Bedingung der Wahrscheinlichkeit, ihre Prüfung steht noch aus. Das hat auch Auswirkungen auf Deduktion und Induktion als Beweisverfahren. Konnte bislang eine methodische Überlegenheit der Deduktion behauptet werden, die aus wahren Prämissen 11 wahre Konklusionen sicherstellen kann, zeigen sich nun methodische Vorteile der Induktion, was die Wahrheit der Prämissen angeht: Während Induktion von glaubhaften (und etwa experimentell nachvollziehbaren) Beobachtungssätzen ausgeht, sind Axiome, das sind die zumeist hochabstrakten Anfangssätze (Gesetze) einer deduktiven Argumentationskette, zunächst bloß als spekulative Behauptungen zu werten, die nicht verifizierbar (als wahr bestätigbar) sind. Deduktiv orientierte Disziplinen wie die Naturwissenschaften arbeiten daher in der Regel auch mit zweistufigen Verfahren, bei denen zunächst aus Gesetzen deduktiv Hypothesen über Sachverhalte abgeleitet werden, die danach induktiv überprüft werden (wie in der Mathematik die deduktive Ableitung und das spiegelbildliche Beweisverfahren in regressiver Deduktion) Spiegelbildlich verläuft der Vorgang des 'Findens' und Überprüfens von Gesetzmäßigkeiten. die Stärke von induktiven Argumenten Die induktive Wahrscheinlichkeit oder Stärke bildet das Gütekriterium induktiver Argumente. Ein Argument ist stark, wenn es hoch wahrscheinlich ist, dass bei wahren Prämissen die Konklusion auch wahr ist. Wie die Gültigkeit als Kriterium deduktiver Argumente hängt sie jedoch nicht von der tatsächlichen Wahrheit der Konklusion ab. Ein Argument kann auch stark sein, wenn Prämissen und Konklusion unwahr sind. Im Unterschied zur Gültigkeit ist Stärke kein diskretes Kriterium. Argumente sind nicht entweder stark oder nicht stark, ihre Einschätzung erfolgt fließend nach nicht objektivierbaren Maßstäben abhängig vom jeweiligen Argumentationskontext. Näherungsweise spricht man von - akzeptablen Argumenten, wenn die Konklusion glaubhaft gemacht wird, - nicht akzeptablen, wenn mindestens so starke Argumente gegen die Konklusion sprechen und - fragwürdigen, wenn die Konklusion wenig überzeugt, aber auch keine starken Gegenargumente vorliegen. Die Vielfalt möglicher Gründe und Belege für ein glaubhaftes induktives Argument zeigt etwa die Bestimmung des Schlüsselbegriffes 'Wahrscheinlichkeit' durch Helmut Seiffert: "Wahrscheinlichkeit (zu wahrscheinlich, eigentlich Lehnübersetzung von lat. veri similis 'dem Wahren ähnlich'; in der Wissenschaftstheorie jedoch eher als Entsprechung zu probabilis 'erprobt, tauglich, glaublich, wahrscheinlich'; probabilitas 'Wahrscheinlichkeit, Glaubhaftigkeit')." (Seiffert 1997, S. 187) Die Spannbreite der angegebenen Gründe für die Glaubhaftigkeit induktiver Argumente reicht dementsprechend (bei zunehmender Stärke der Argumentation) von 12 - Aussagen, die an die rhetorische Tradition des 'überzeugenden' Arguments anknüpfen (etwa durch Analogiebildung, Verweis auf den Mangel an Alternativen oder die Autorität eines angeführten Vertreters des jeweiligen Standpunktes) in fließenden Übergangen etwa über - den Verweis auf die naiv (wissenschaftlich ungeprüfte) formulierte Behauptung der Wahrscheinlichkeit einer Konklusion, - die Evidenz (offensichtliche Wahrheit) einer Schlussfolgerung und - den Beleg der erprobten Tauglichkeit eines gefolgerten Standpunktes (Newton) - hin zu Verfahren, die sich in Formalisierungsgrad und Gültigkeitsanspruch der deduktiven Logik möglichst annähern, wie es etwa bei so genannten statistischen Syllogismen der Fall ist. Relevanz induktiver Argumente Unter Relevanz wird hier das Ausmaß verstanden, in dem die Wahrheit einer Aussage geeignet ist, die Wahrheit der Konklusion zu stützen. Unter Beachtung der Relevanz einer Prämisse können Aussagen mit fragwürdigem Wahrheitsanspruch die Wahrheit einer Konklusion ebenso wahrscheinlich machen wie andere in sich gut abgesicherte. So hat in einer Interpretation bildungspolitischer Überlegungen der 80er eine überlieferte Aussage des Ministers Sinowatz immer noch mehr Relevanz als eine breit angelegte Befragung von Pädagogik-Studenten, wenn es darum geht, damalige Intentionen aufzuzeigen. Geht es um eine Bewertung der Überlegungen, ist das schon weit weniger eindeutig. Die Eignung eines bestimmten Typs von Gründen kann daher nicht unabhängig von dem zu Begründenden, d.h. von der Aussage der Konklusion beurteilt werden. Induktive Verfahrensweisen statistische Verfahren Ein statistischer Syllogismus ist ein Argument, bei dem eine statistische Wahrscheinlichkeitsaussage über eine Gruppe von Gegenständen /Sachverhalten als Prämisse für eine Konklusion über einen Teil dieser Gruppe verwendet wird. Die meisten Österreicher über neunzehn sind wahlberechtigt. Kurt ist ein zweiundzwanzigjähriger Österreicher. Kurt ist wahlberechtigt. 13 Statistische Syllogismen folgen in Form und Argumentationsweg (vom Allgemeinen zum Besonderen) den kategorialen Syllogismen, wobei die angegebene Wahrscheinlichkeit den Platz der kategorialen Quantoren (alle, kein, einige) einnimmt. Die Stärke des Arguments hängt von der Wahrscheinlichkeit Genauigkeit, ab. Bei der Aussagekraft und der einer Wahrscheinlichkeit von Höhe der 100% (etwa angegebenen im Falle einer vollständigen Induktion) erfüllt das Argument die Bedingungen eines kategorialen Syllogismus, wird somit zum deduktiven Schluss. Aber auch bei generalisierenden Induktionen, d.h. solchen, deren Konklusion eine Verallgemeinerung formuliert, zählen statistische Verfahren zu den meistverwendeten Methoden der Prämissengenerierung. Das liegt nicht zuletzt an deren relativer Nähe zu deduktiver Argumentation. Sie verfügen über - ein formalisiertes Ermittlungsverfahren der Wahrscheinlichkeit, das sie weitgehend unabhängig von den jeweiligen Inhalten macht. Die Interpretation von Glaubhaftigkeit etwa als Auftretenswahrscheinlichkeit prognostizierter Sachverhalte erlaubt die Vernachlässigung der Frage, wie dieser Sachverhalt beschaffen sei, und verwandelt derart eine qualitative in eine quantitative, inhaltsunabhängig behandelbare Problemstellung. - ein Objektivierungskriterium der Glaubhaftigkeit, indem sie Wahrscheinlichkeit als Verhältnis günstiger (d.h. die Hypothese stützender) zu möglichen Fällen definieren und in den Signifikanzen diskrete Grenzen der Akzeptabilität (Glaubwürdigkeit) angeben, die eine eindeutige Entscheidung zulassen, ob eine Hypothese zu akzeptieren oder zu verwerfen ist. Die Höhe der verwendeten Signifikanzgrenzen – 95%, 99%, 99,9 % etc. – rückt zudem den faktischen Umgang mit derart gestützen Hypothesen – etwa in der zuerkannten prognostischen Aussagekraft - nahe an deduktive Standards. Argumentationsschwächen Bei induktiven Argumenten erscheint es sinnvoll, nicht von Fehler (die ein Argument ungültig machen) zu sprechen, als vielmehr von Schwächen, d.h. von Vorgehensweisen, die die Stärke des Arguments - gegebenenfalls bis hin zur völligen Entwertung - beeinträchtigen. Neben der eben angesprochenen - Missachtung der Relevanz einer Prämisse seien an häufig auftretenden Argumentationsschwächen genannt: - voreilige Generalisationen, wenn allgemeine Schlussfolgerungen aus insgesamt fragwürdigen, unvollständigen, fehlerhaften, etc. Prämissen gezogen werden (etwa das Problem nicht repräsentativer Stichproben bei statistischen Verfahren). 14 - Bewertung induktiver Schlüsse nach deduktiven Standards, wenn etwa Wahrscheinlichkeitsaussagen über der Signifikanzgrenze als Fakten referiert werden, die in jedem Einzelfall gültig sind (z.B. Frauen fahren besser Auto als Männer). - Missachtung des Geltungsbereichs von Generalisationen (z.B. die Aussage 'Drogen beeinträchtigen die Gesundheit' gilt nicht bei medizinischer Indikation des Drogenkonsums). - voreilige Ursache-Wirkungs-Annahmen (z.B. ein Mann, der nach einem Sturz hinkt, kann hinken, weil er gestürzt ist, gestürzt sein, weil er hinkt, oder hinken und gestürzt sein). Auch rhetorische Aspekte können die Aussagekraft eines Argumentes, sei es nun induktiv oder deduktiv, beeinträchtigen. Dabei kann es sich um rhetorische Mängel oder um bewusste rhetorische Vorgehensweisen auf Kosten der Begründungsstruktur eines Arguments handeln: - Unterdrückung von Evidenz meint die Herabwertung oder Ignoranz von Daten, die gegen eine Konklusion sprechen. - unangebrachte Analogien - mehrdeutige oder ungenaue Verwendung von Begriffen, die in verschiedenen Kontexten Unterschiedliches meinen bzw. die mangelhafte Abgrenzung von Begriffen mit ähnlicher Bedeutung beeinträchtigen die Konsistenz des Arguments und die Beurteilung der Wahrheit einer Aussage. Mehrdeutige Begriffe bergen das Risiko unpassender Verwendungen. z.B. können auch die vorgestellten Argumentationsfehler bei deduktiven Argumenten als Verwendung von Begriffen in unterschiedlicher Bedeutung aufgefasst werden. (ein- und ausschließendes oder). - Strukturierungs- Argumentes und beeinträchtigen Explizierungsfehler oder argumentative können die Schwächen Nachvollziehbarkeit verdecken (z.B. eines implizite Prämissen, Abgrenzung der Prämissen von den Konklusionen). - Referentielle Argumentation, d.h. der Verweis auf eine Referenz, eine Autorität, ersetzt oft in problematischer Weise die Begründung (vor allem in hierarchischen Bezugssystemen) und bedarf selbst des Nachweises der Relevanz der angeführten Autorität. So ist ein Zitat Freuds bei der Interpretation der Psychotherapie weit eher angebracht als der Verweis auf religiöse Autoritäten oder auf Dienstvorschriften bei der Begründung der angewandten Methode in einer wissenschaftlichen Arbeit. Die Behauptung, dass eine Meinung vorherrschend sei, eine Aussage den Sitten, Konventionen, allgemeinen Gewohnheiten entspreche, sagt zunächst nichts über deren Wahrheit aus. Der Verweis, dass man mit seinem Standpunkt in der Mitte zwischen zwei Extrempositionen liege, legitimiert diesen Standpunkt nicht. 15 - Argumente 'ad personam', also solche, die auf die argumentierende Person anstatt auf das vorgebrachte Argument Bezug nehmen, sind illegitim (selbst Mörder können mit Gründen gegen das Gewaltmonopol des Staates, gegen Polizei und Bundesheer, argumentieren). Der argumentative Einsatz eigener Autorität oder Macht ist als Begründung eines Sachverhalts illegitim. Der Unterschied zu legitimer referentieller (verweisender) Argumentation liegt vor allem darin, dass diese nicht bloß auf eine Autorität verweist, sondern auch auf die Quelle, in der man deren Standpunkt auch in seinem Begründungsgang überprüfen kann. Diese Form der verweisenden Argumentation reicht also die Begründungspflicht bloß an eine Autorität weiter, illegitime referentielle Argumentation und Argumente ad personam ersetzen die Begründung durch Verweis auf eine Autorität bzw. Bewertung der Person. 16