Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden

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begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden
wissenschaftlichen Arbeitens
190882 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 laut Studienplan Pädagogik
2002 (2 Std.) BM8a: Philosophische Methoden in der Bildungswissenschaft , Teil I (5 ECTS)
Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Martin Steger
TutorInnen: Livia Coreth, Claudia Gusenbauer, Angela Janssen, Andreas Koller,
Donnerstag, 10.00 - 12.00, HS D, Campus
5. Termin 24.04.08: Argumentation
Formalia:
nur eine Erinnerung: nächste Lv (8.5.) ist Fragestunde. Das heißt, Sie können all die in der
Gruppe aufgetauchten Fragen stellen – sofern diese auch ein wenig inhaltliche Relevanz für die
anderen Gruppen haben. Überlegen Sie also, was Sie noch an Informationen brauchen, denn
die Woche darauf (18.5.) ist Abgabe der 1. Gruppenarbeit. Falls Fragen ausbleiben, werde ich
Ihnen einige 'basics' zum Thema wissenschaftliches Arbeiten erzählen – und dann schließen.
Inhalte:
was bisher geschah:
Wir haben vorige Woche begonnen, Argumentation in seiner Bedeutung als älteste und
fundamentalste aller wissenschaftlichen Methoden im sprachlichen Bereich anzusprechen Wissenschaft ist selbst als Argumentation verstehbar und wissenschaftliche Arbeiten
folgen grundsätzlich dem Aufbau von Argumentationsgängen mit Wahrheitsaussagen (Daten,
Theorien) und Gewinnung/Glaubhaftmachung dieser Aussagen (Methoden).
Als Voraussetzung der Argumentation haben wir in einem ersten Schritt die Eindeutigkeit von
Aussagen und Begriffen angesprochen. Letzteres wird durch die Definition von Begriffen
erreicht.
Begriffe
sind
Benennungen/Beschreibungen
von
Sachverhalten.
Ihre
Definition ist letztlich eine Namensgebung. Argumentierbar ist somit die Angemessenheit, aber
nicht die Richtigkeit/Wahrheit von Definitionen. Diese Angemessenheit steht dort in Frage, wo
der Bedeutungskontext kein 'selbst-verständlicher' ist.
Welche Begriffe werden daher in einer Arbeit definiert? Die zentralen und unüblich
verwendeten, nicht alle vorkommenden, denn das ist nicht leistbar.
1
Der zweite Schritt zum Argument verweist auf bereits Bekanntes zurück: Bei eindeutigen
Begriffen
und
eindeutigen
Aussagen
können
wir
die
Wahrheit
dieser
Aussage
begründen/beurteilen. Die Kriterien dafür kennen wir bereits, die liefern uns unsere
Wahrheitstheorien:
Theorietyp
•
Bedeutung
Korrespondenztheorien Übereinstimmung mit der Wirklichkeit
Kriterium
Evidenz
Bewährung
Objektivität
•
Kohärenztheorien Übereinstimmung mit anderen Aussagen
Gültigkeit
(Widerspruchsfreiheit,
Angemessenheit,..)
einfache Erklärung
•
Konsenstheorien Übereinstimmung mit anderen Personen
Akzeptanz
(Einigung)
Argumente
Damit haben nun eine Aussage, die wir auf ihre Wahrheit überprüfen können. Derart gewinnen
wir aber noch keine neue Wahrheitsaussage.
Die gewinnen wir durch neue Kontexte – indem wir mehrere Aussagen aufeinander beziehen.
Damit haben wir ein Argument:
Ein Argument ist aus Perpektive der Logik eine Folge von Aussagen, von denen
einige - die Prämissen - als Belege bzw. Gründe für die Wahrheit einer weiteren
Aussage - der Konklusion - angegeben werden. Derart können wir Aussagen (die
Schlüsse) als wahr annehmen, ohne sie eigens an der Wirklichkeit überprüfen zu müssen.
Ein Satz allein ist noch kein Argument und ist noch nicht wissenschaftlich. Ein Argument
besteht somit (wie auch eine wissenschaftliche Arbeit insgesamt) aus Prämissen, eventuell
folgernden Zwischenschritten und der Konklusion.
Prämisse:
Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte.
Prämisse:
Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings.
Prämisse:
Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar.
Zwischenschritt:
Daher kann man (nicht) bewusst erziehen.
Konklusion:
Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruches.
2
Diese Grundstruktur eines Argumentes ist prinzipiell ident mit der Struktur einer
wissenschaftlichen Arbeit – diese ist formal gesehen ein um einiges komplexeres Argument.
Wir sprechen daher – um es noch einmal zu erwähnen - bei Argumentation immer auch davon,
wie man zulässig wissenschaftlich arbeitet.
deduktive und induktive Argumentation
Argumentation setzt Aussagen zueinander in Beziehung bzw. verknüpft sie, um
derart aus wahren Prämissen eine wahre Konklusion zu gewinnen. Dabei werden zwei
Argumentationswege unterschieden, die auch zwei grundlegenden Denkmethoden in der
Wissenschaft entsprechen: deduktive und induktive Vorgehensweise.
Wir haben als Grundstrukturen der Wissenschaft bereits Wahrheitsaussagen (theorien und
Daten) sowie Verfahrensweisen (Methoden) kennengelernt. Mit Hilfe von Methoden
gewinne ich aus Theorien Daten und umgekehrt. Ich bewege mich deduktiv vom
Allgemeinen zum Besonderen oder induktiv vom Besonderen zum Allgemeinen - zumeist im
Zirkel der Rechtfertigung, Prüfung. D.h. Deduktion und Induktion ergänzen einander als
Gegenbewegungen:
Induktiv
gewonnene
Gesetze
werden
durch
korrekt
abgeleitete
Sachverhalte geprüft und umgekehrt.
Die Wahrheit der Konklusion kann auch bei wahren Prämissen und gültiger Argumentation nur
dann sichergestellt werden, wenn aus allgemeinen Prämissen (Gesetzen, etc.) ein
Besonderes (ein Einzelfall, etc) abgeleitet wird, d.h. bei deduktiven Argumenten. Der
umgekehrte Fall des induktiven Arguments entspricht einem Schluss vom Besonderen
auf ein Allgemeines. Hier kann die Wahrheit der Konklusion nur glaubhaft (wahrscheinlich)
gemacht werden.
z.B.: Wenn jeden Tag die Sonne im Osten aufgeht, tut sie das sicher auch morgen.
Wenn aber kein Mensch bekannt ist, der 200 Jahre alt wurde, kann das dennoch geschehen.
z.B: Newtons induktiv gewonnene Gesetze, die über Jahrhunderte bewährt waren, zeigten sich
in Extrembereichen (Makro- und Mikro) als nicht mehr brauchbar.
Kurze Gegenüberstellung von deduktiver und induktiver Argumentation
(siehe im Detail nachfolgende Seiten)
deduktive
Argumentation
induktive
Deduktion ist die Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen.
Von Induktion spricht man bei einem Vorgehen von einem Besonderen hin zu einem Allgemeinen.
deduktive Argumente sind gültig oder nicht: Die Wahrheit der Konklusion bei wahren Prämissen und
gültiger Argumentation ist zwingend.
iA sind mehr oder weniger stark/schwach: Die Schlussfolgerung ist auch bei wahren Prämissen und
überzeugender Argumentation lediglich wahrscheinlich.
3
Konsequenzen:
deduktive Argumente stimmen immer oder sie stimmen nicht – Aussagen auch im Einzelfall sind
zwingend.
iA sind auch bei höchster Wahrscheinlichkeit im Einzelfall nicht zwingend.zB Wenn Frauen 2 xChromosomen haben und Männer 1 x und 1 y-Chromosom, dann ist das in jedem Einzelfall so.
zB Wenn Frauen besser fahren als Männer heißt das im konkreten Vergleich einer Frau und eines Manns
gar nichts – zudem zielt bei Statistik Wahrscheinlichkeit auf Zufälligkeit nicht auf Eintreten. deduktive
Argumente sind rein formal nachprüfbar, weil zwingend – sie sind inhaltsunabhängig. iA sind
inhaltsabhängig –die Wahrheit der Konklusion kann nicht mehr allein auf Grund der formalen Gültigkeit
eines Argumentes behauptet werden.
methodischer Aufwand:
liegt im Prämissenbeleg (falls nicht bewährte Gesetze, sind Aussagen mit hohem Allgemeinheitsgrad
schwer nachweisbar)
in Recherche und Ausschluss denkbarer Verallgemeinerungsalternativen.
Ziel:
Problemlösung/Konkretisierung
Theoriebildung
Konsequenzen für das Vorgehen:
deduktive Argumente sind formale Ableitungsverfahren – ich brauche den Inhalten im
Argumentationsgang keine besondere Beachtung zu schenken, wenn ich formal stimmig
vorgehe.Grundlegend andere Vorgehensweise als bei deduktiver Argumentation: Die induktive
Argumentation hat die Wahrheit ihrer Konklusion glaubhaft zu machen und muss sich dafür der
inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und ihrer Bedeutung zuwenden.
prototypische Vorgehensweisen:
mathematische Deduktionen (Formel einsetzen)
Hypothesenbildung
Logik
Statistikkategoriale Syllogismen
Aussagenlogik
Prädikatenlogik
Mengenlehre
Probleme:
implizite Prämissen
Argumentationsschwächen
logische Fehler
Missachtung der Relevanz
voreilige Generalisationen
Bewertung induktiver Schlüsse nach deduktiven Standards
Missachtung des Geltungsbereichs
voreilige Ursache-Wirkungs-Annahmen
deduktive Argumentation
Die deduktive Argumentation stellt den Kernbereich der Argumentationslogik dar, da
in ihr die logischen Verknüpfungsregeln bereits die Gültigkeit des Arguments
sichern.
4
Ein deduktives Argument ist gültig, wenn (und nur wenn) es logisch unmöglich ist,
dass die Prämissen wahr sind und die Konklusion unwahr ist. Die Gültigkeit eines
Argumentes ist somit nicht mit seiner Wahrheit gleichzusetzen. Deduktive Logik stellt
bloß Verfahrensregeln auf, die Wahrheit eines Arguments hängt von der Wahrheit der
Prämissen ab.
Ein Begriff kann eindeutig und passend, aber nicht wahr oder falsch sein.
Eine Aussage für sich alleine kann eindeutig und wahr oder falsch, aber nicht gültig sein.
Bei
wahren
Prämissen
und
gültigem
Argument
ist
die
Konklusion
wahr.
Auch bei unwahren Prämissen und/oder ungültigem Argument kann die Konklusion wahr sein;
bei unwahren Prämissen und unwahrer Konklusion kann das Argument dennoch gültig sein.
Bei gültiger Argumentation und wahren Prämissen spricht man von wahren oder zuverlässigen
Argumenten. Die Konklusion muss dann wahr sein.
Deduktive Argumente sind also durch zwei Merkmale bestimmt:
-
der Ableitungen des Besonderen aus dem Allgemeinen. Von diesem Kennzeichen
leitet sich auch die Bezeichnung ab (deducere – herabführen).
-
der zwingenden Wahrheit der Konklusion bei wahren Prämissen und gültiger
Argumentation. Dieses Merkmal wird zumeist zur Definition von deduktiven Argumenten
herangezogen und der bloßen Wahrscheinlichkeit gegenübergestellt, die induktive Argumente
für sich beanspruchen können.
Funktion der Argumentationslogik
Gemeinsam ist allen logischen Systemen deduktiver Argumentation, dass sie sich
nicht als Anleitung für richtige, geschweige denn für überzeugende deduktive
Argumentation eignen. Das hat seinen Grund vor allem darin, dass sie rein formal sind, d.h.
sich nicht mit den Inhalten der Argumentation beschäftigen und den Sinn der Argumentation
nicht erfassen. Sie können daher nicht festlegen,
-
welche Aussagen auf welche Weise miteinander zu verknüpfen sind, um dem Sinn,
der Intention des Arguments am besten gerecht zu werden.
-
welche Prämissen und Konklusionen wahr sind bzw. wie wahre Prämissen und
Konklusionen aufgefunden werden können.
-
welche Aussagen evident, d.h. offensichtlich wahr sind und daher in der
Argumentation weggelassen werden können. Derartige unvollständige Argumente, in
denen
'selbstverständliche'
Prämissen
oder
Konklusionen
fehlen,
werden
Enthymeme
genannt. Sie sind auch in der wissenschaftlichen Argumentation üblich, um nicht ins Uferlose
abzugleiten und den Fortgang des Arguments in den Vordergrund zu stellen. Genaugenommen
5
existieren
kaum
Argumente,
in
denen
nicht
Prämissen,
die
zum
Verständnis
notwendig sind, stillschweigend vorausgesetzt werden.
z.B.:
Österreichs Politiker sollen von Einzelinteressen unabhängig sein.
Daher muss der Staat ihren Wahlkampf zahlen.
implizit: Die Politiker betreiben im Wahlkampf viel Werbung.
Die Werbung kostet viel Geld.
Wenn der Staat nicht zahlt, suchen die Politiker private Sponsoren.
Diesen Sponsoren sind sie dann verpflichtet.
Es geschieht jedoch häufig (wie vielleicht in diesem Beispiel), dass man Prämissen weglässt,
die man für selbstverständlich erachtet, während sie für den Leser problematisch erscheinen.
Durch derartige implizite (unausgesprochene) Prämissen kann es schwer werden, der
Argumentation zu folgen und es kann vorkommen, dass man sich selbst über den Ursprung
des
eigenen
Standpunktes
nicht
klar
wird,
wenn
man
sich
nicht
bewusst
die
Denkvoraussetzungen der Argumente überlegt. Hier zeigt sich auch, dass sich geübte Logiker
beim Finden und Strukturieren von Argumenten natürlich immer noch leichter tun.
Der Wert der Argumentationslogik liegt aber vor allem in ihrem kritischen Potential,
d.h. hier in der Möglichkeit der Rekonstruktion, Analyse und formalen Beurteilung von
Argumenten.
Deduktive Verfahrensweisen
Aus dem (schulischen) Alltag bekannt sind mathematische Deduktionen – wie das klassische
'Formel einsetzen'.
Als logische Verfahren wichtig sind
kategoriale Syllogismen (siehe Arbeitsblatt)
In ihren Grundformen, den kategorialen Syllogismen, geht die deduktive Argumentationslogik
auf Aristoteles zurück. Dabei werden zunächst Aussagen in vier Kategorien von Subjekt (S)Prädikat (P)-Aussagen überführt:
Alle S sind P
Kein S ist P
Einige (=mindestens ein) S sind P
Einige S sind nicht P
(universell positiv)
(universell negativ)
(teilweise positiv)
(teilweise negativ)
Ein Syllogismus selbst ist ein stark formalisiertes Argument, das aus drei kategorialen
Aussagen (Haupt- und Nebenprämisse sowie Konklusion) besteht und genau drei verschiedene
Terme beinhaltet. Jeder Term kommt im Syllogismus zweimal vor, jedoch nicht in der selben
Aussage.
Alle Säugetiere sind Tiere
Alle Menschen sind Säugetiere
Alle Menschen sind Tiere
6
Bei den Syllogismen steht der Gültigkeitsstatus fest. Deshalb und aufgrund ihres hohen
Formalisierungsgrades werden Syllogismen immer noch zur Prüfung der Gültigkeit eines
Argumentes verwendet. Sie erfassen jedoch nicht alle logisch gültigen Schlüsse und stehen in
ihrem mathematisch orientierten Aufbau der argumentativen Logik im Vergleich zur sprachlich
orientierten modernen Logik - der Aussagen- und der Prädikatenlogik - eher fern. Die
Aussagenlogik behandelt die Verknüpfung von Aussagen, die Prädikatenlogik darüber hinaus
das Verhältnis von Prädikaten (Sachverhalten, Gegenständen der Aussage) zueinander. Die
wichtigsten logischen Beziehungen sind folgende (in der Sprache der Aussagenlogik).
Verknüpfungsformen von Aussagen (Aussagenlogik)
-
In einer Konjunktion werden Aussagen mit 'und' verknüpft. Auch Worte wie sowie, auch,
aber, obwohl (bei Negationen) zeigen eine Konjunktion an und lassen sich als und behandeln.
Eine Konjunktion ist wahr, wenn alle Aussagen wahr sind.
-
Eine
Disjunktion
verknüpft
Aussagen
mit
einem
'oder'.
Dieses
oder
ist
ein
einschließendes, d.h. die Disjunktion ist wahr, wenn mindestens eine der Aussagen wahr ist.
Das ausschließende oder (entweder – oder) ist logisch betrachtet eine zusätzliche Konjunktion
mit einer Negation. (Wie auch etwa bei Bedingungen ist wesentlich, den Unterschied zwischen
logischer und umgangssprachlicher Bedeutung eins Begriffes zu unterscheiden).
Wesentlich ist der Unterschied zwischen Kon- und Disjunktion vor allem auch in Hinsicht auf
den Argumentationsaufwand: Bei Konjunktionen müssen alle Prämissen stimmen, damit das
Argument wahr ist, bei Disjunktionen nur eine. Dafür können Sie mit Konjunktionen einen
stärkeren Anspruch vertreten.
z.B.:
Wenn Sie behaupten wollen, dass in der Schule neben Frontalunterricht etwa auch 'offene'
Lernformen ihre Berechtigung haben, ist das logisch gesehen eine Disjunktion: Sie sollten zeigen,
dass Offenes Lernen in einem der wesentlichen Kriterien des Unterrichts dem Frontalunterricht
überlegen (oder zumindest gleichwertig) ist.
Wollen Sie noch mehr behaupten, nämlich dass Offenes Lernen überhaupt besser ist und
Frontalunterricht ersetzen sollte, ist das eine Konjunktion: Dann müssen alle Kriterien besser sein
(wenn diese als unabhängige nicht gegengerechnet werden können). Abgesehen vom Aufwand,
die Überlegenheit in allen Aspekten zu zeigen, müssen Sie diese alle überhaupt einmal
identifizieren (Induktion: Sie können nie sicher sein, alle Aspekte identifiziert zu haben – und
selbst wenn kann morgen ein neuer Aspekt wichtig werden)
Der Kritiker hat die umgekehrte Aufgabe: Der Disjunktion muss er mit Nachweis einer
Konjunktion entgegnen (Offenes Lernen ist in allen Aspekten nicht gleichwertig), der Konjunktion
nur mit einer negativen Disjunktion (in diesem Aspekt ist eine Überlegenheit des Offenen Lernen
nicht nachweisbar.
7
Überlegen Sie daher, ob Sie einem kritisierten Standpunkt wirklich alles 'an den Kopf schmeißen'
wollen, was Ihnen einfällt – und was Sie behaupten müssen, um das zu zeigen, was Ihnen
wirklich wichtig ist. Je weniger Sie behaupten, umso weniger Arbeit haben Sie und umso schwerer
sind Sie zu widerlegen.
-
Eine Bedingung verknüpft Aussagen mit 'wenn, dann'. Sie ist nur dann unwahr, wenn die
erste Aussage (die Vorbedingung) wahr und die zweite Aussage (die Konsequenz) unwahr ist.
Dabei sind drei Formen der Bedingung unterscheidbar: die hinreichende (immer wenn), die
notwendige (nur wenn) und die hinreichende und notwendige (immer und nur wenn).
Überlegen Sie wieder, welchen Argumentationsaufwand Sie treiben wollen: Hinreichende
Bedingungen sind leichter zu zeigen als notwendige.
Beziehungsformen zwischen Aussagen (Prädikatenlogik)
-
Konsistenz: Zwei Aussagen sind logisch inkonsistent, wenn und nur wenn es keine
Bedingung gibt, unter welchen beide wahr sein können, d.h. wenn sie Gegenteile oder
Widersprüche darstellen.
-
Widerspruch:
Zwei
Aussagen
stehen
im
Widerspruch,
wenn
es
(unter
gleichen
Bedingungen) nicht möglich ist, dass beide wahr oder beide unwahr sind.
z.B.:
Alle Kinder brauchen Grenzen.
↔
Es gibt Kinder, die sich am besten entwickeln, wenn sie immer tun dürfen, was
sie wollen .
-
Gegenteil: Zwei Aussagen sind Gegenteile, wenn es (unter gleichen Bedingungen) nicht
möglich ist, dass beide wahr sind, aber beide unwahr sein können.
z.B.:
Alle Kinder brauchen Grenzen.
↔
Alle Kinder sollten immer tun, was sie wollen.
Sie sehen wieder: Ein Gegenteil ist weit anspruchvoller nachzuweisen, als bloß ein
Widerspruch.
-
Implikation: Eine Aussage A impliziert eine Aussage B, wenn es (unter gleichen
Bedingungen) nicht möglich ist, dass A wahr und B unwahr ist.
-
Äquivalenz: Zwei Aussagen sind logisch äquivalent, wenn sie sich gegenseitig implizieren.
-
Unabhängigkeit: Zwei Aussagen sind logisch unabhängig, wenn sie in keiner logischen
Beziehung stehen, d.h. eines das andere weder in Position noch in Negation impliziert:
Syllogistik, Aussagenlogik und Prädikatenlogik stellen - wie auch die Mengentheorie
(z.B.:
Venn-Diagramme)
-
nicht
unterschiedliche
logische
Bereiche,
sondern
verschiedene logische Systeme mit unterschiedlichem Erfassungsbereich dar. So
lassen sich etwa alle Syllogismen und alle Schlüsse der Aussagenlogik auch in der
8
Prädikatenlogik
und
in
der
Mengentheorie
darstellen,
aber
nicht
alle
Schlüsse
der
Prädikatenlogik lassen sich als Syllogismus formulieren. Die Modallogik erfasst zusätzlich zu
diesen
Schlüssen
in
der
Wirklichkeitsform
noch
Aussagen
in
der
Möglichkeits
und
Notwendigkeitsform.
die Analyse von Argumentationen
dient vor allem
-
der Identifikation von Argumentationsstrukturen: Wie sind die einzelnen Argumente
aufgebaut? Was ist die Hauptkonklusion? Was ist die Basisprämisse? Welche sind die zentralen
Begriffe? In welchen Bedeutungen werden sie verwendet? Welche Argumentbestandteile
fehlen?
Häufig verwendet werden etwa Venn-Diagramme zur Darstellung von Syllogismen: In VennDiagrammen
werden
alle
Bedeutungsmöglichkeiten
kategorialer
Aussagen
und
ihrer
Verknüpfungen als Mengen dargestellt.
Alle S sind P
S=P
Kein S ist P
Einige S sind P
Einige S sind nicht P
z.B.
S
P
S
S=P
P
S
S
P
P
P
S
S
S
P
P
P
S
Einige Freunde sind Studenten
Einige Studenten sind Tutoren
F
S
O
Einige Freunde sind Tutoren
Ein Schluss ist nur gültig, wenn er zwingend ist. Die Graphik zeigt, dass Fälle aufzeigbar ist, in
denen dieser Schluss nicht stimmt. Er ist somit nicht gültig.
Baumdiagramme dienen zur Darstellung komplexer Argumente
1. Prämisse:
1+2+3 2. Prämisse:
3. Prämisse:
Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte.
Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings.
Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar.
9
4
Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen
+A
impliziter Zwischenschritt: Daher ist der Anspruch der Pädagogik nicht erfüllbar.
5
Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen
Anspruchs.
-
der Beurteilung der Gültigkeit: Wenn die Argumentationslogik auch nicht sagen kann,
was ein wahres Argument ist, so kann sie zumindest feststellen, ob es gültig ist, d.h. ob der
vertretene Standpunkt ein begründeter ist, mag er wahr sein oder nicht. Es kann auch
Sinn
machen,
gültige,
unwahre
Argumente
aufzustellen,
um
zu
festzustellen,
wo
Handlungsbedarf besteht – welche Prämisse wahr gemacht werden muss.
Darüber
hinaus
bietet
die
Logik
eine
Sammlung
von
bekannten
formellen
Argumentationsfehlern, die immer wieder auftreten.
z.B.:
Wenn A dann B
Wenn es regnet, ist die Straße nass.
B
Die Straße ist nass.
A
Es hat geregnet.
Wenn A dann B
Wenn die Sonne untergegangen ist, ist es dunkel.
nicht B
Es ist nicht dunkel.
nicht A
Die Sonne ist nicht untergegangen.
Beide Beispiele - die 'Bejahung des Konsequens' und die 'Verneinung des Antezedens' beruhen auf fehlerhafter Unterscheidung von hinreichender und notwendiger Bedingung.
Analog
dazu
treten
häufig
Fehler
in
der
Unterscheidung
von
einschließender
und
ausschließender Disjunktion auf:
A oder B
Fritz oder Josef hilft mir.
A
Fritz hilft mir.
nicht B
Josef hilft mir nicht.
Zirkelschlüsse sind Argumente, bei denen die Aussage der Konklusion bereits in
einer Prämisse enthalten oder in ihr vorausgesetzt ist. Im Grunde sind Zirkelschlüsse
keine formellen Fehler, sondern Vortäuschungen eines Arguments:
Meine Frau sagt, sie liebt mich.
Sie würde niemand anlügen, den sie liebt.
Daher liebt sie mich wirklich.
induktive Argumentation
Von Induktion spricht man bei einem Vorgehen von einem Besonderen hin zu einem
Allgemeinen. Induktive Argumente sind jedoch eindeutiger dadurch gekennzeichnet, dass bei
ihnen die Wahrheit der Prämissen die Wahrheit der Konklusionen nicht sicherstellen kann.
10
Wie die deduktive Argumentation verknüpft induktives Schließen möglichst eindeutige
Aussagen (auf Basis definierter Begriffe), um die Wahrheit seiner Schlussfolgerungen zu
begründen. Induktive Argumentation hebt die Regeln deduktiver Logik nicht auf oder ignoriert
sie, sondern geht über sie hinaus, d.h. sie agiert in Bereichen, in denen (auch unter der
Bedingung wahrer Prämissen) die Wahrheit der Konklusion nicht mehr allein auf Grund
der formalen Gültigkeit eines Argumentes behauptet werden kann.
In Kasachstan gibt es zehn Menschen, die älter als 160 Jahre sind.
In keinem anderen Staat gibt es Menschen über 160.
Der älteste Mensch der Welt lebt in Kasachstan.
(deduktiv)
Morgen wird der älteste Mensch der Welt in Kasachstan leben.
(induktiv)
Prognosen, also Aussagen über die Zukunft sind immer induktiv, weil unsicher. Logisch
gesehen beinhalten Sie eine abschließende implizite generalisierende Prämisse (Alles bleibt
konstant).
die Vorgehensweise bei induktiver Argumentation
Damit
wird
aber
eine
grundlegend
andere
Vorgehensweise
als
bei
deduktiver
Argumentation notwendig. Die induktive Argumentation hat die Wahrheit ihrer Konklusion
glaubhaft zu machen und muss sich dafür der inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und ihrer
Bedeutung zuwenden.
Für induktive Argumentation ist es wesentlich, zunächst umfassend Informationen einzuholen,
den Theoriehintergrund zu klären und Daten zu sammeln, um
-
einerseits möglichst fundierte Prämissen für die Konklusion zu formulieren,
-
andererseits mögliche alternative Schlussfolgerungen in Betracht zu ziehen und
bezüglich ihrer Glaubhaftigkeit gegenüber der eigenen Konklusion abzuwägen
-
und so das Risiko, das in jeder Wahrscheinlichkeitsannahme liegt, zu minimieren.
Die Konstruktion und Bewertung induktiver Argumente beruht wesentlich darauf, die
geeignetsten auffindbaren Prämissen und, daraus schlussfolgernd, die geeignetste Konklusion
anzugeben, um die Wahrheit des darin behaupteten Sachverhaltes zu begründen. Dieser
Vorgang entspricht dem der Hypothesenbildung in induktiven wissenschaftlichen Verfahren.
Eine
induktive
verallgemeinernde
Konklusion
Annahme
ist
über
als
Hypothese
einfache
anzusehen,
Sachverhalte
d.h.
als
eine
(Einzelhypothese)
oder
zugrundeliegende Gesetzmäßigkeiten (Gesetzeshypothese), die durch Beobachtung (aus
Daten, vom Besonderen ausgehend) gewonnen wird. Eine Hypothese steht unter der
Bedingung der Wahrscheinlichkeit, ihre Prüfung steht noch aus.
Das hat auch Auswirkungen auf Deduktion und Induktion als Beweisverfahren. Konnte bislang
eine methodische Überlegenheit der Deduktion behauptet werden, die aus wahren Prämissen
11
wahre Konklusionen sicherstellen kann, zeigen sich nun methodische Vorteile der Induktion,
was die Wahrheit der Prämissen angeht: Während Induktion von glaubhaften (und etwa
experimentell nachvollziehbaren) Beobachtungssätzen ausgeht, sind Axiome, das sind die
zumeist
hochabstrakten
Anfangssätze (Gesetze)
einer deduktiven
Argumentationskette,
zunächst bloß als spekulative Behauptungen zu werten, die nicht verifizierbar (als wahr
bestätigbar) sind.
Deduktiv orientierte Disziplinen wie die Naturwissenschaften arbeiten daher in der Regel auch
mit zweistufigen Verfahren, bei denen zunächst aus Gesetzen deduktiv Hypothesen
über Sachverhalte abgeleitet werden, die danach induktiv überprüft werden (wie in
der Mathematik die deduktive Ableitung
und
das spiegelbildliche Beweisverfahren in
regressiver Deduktion) Spiegelbildlich verläuft der Vorgang des 'Findens' und Überprüfens von
Gesetzmäßigkeiten.
die Stärke von induktiven Argumenten
Die induktive Wahrscheinlichkeit oder Stärke bildet das Gütekriterium induktiver
Argumente. Ein Argument ist stark, wenn es hoch wahrscheinlich ist, dass bei
wahren Prämissen die Konklusion auch wahr ist. Wie die Gültigkeit als Kriterium
deduktiver Argumente hängt sie jedoch nicht von der tatsächlichen Wahrheit der
Konklusion ab. Ein Argument kann auch stark sein, wenn Prämissen und Konklusion unwahr
sind.
Im Unterschied zur Gültigkeit ist Stärke kein diskretes Kriterium. Argumente sind nicht
entweder stark oder nicht stark, ihre Einschätzung erfolgt fließend nach nicht objektivierbaren
Maßstäben abhängig vom jeweiligen Argumentationskontext. Näherungsweise spricht man von
-
akzeptablen Argumenten, wenn die Konklusion glaubhaft gemacht wird,
-
nicht akzeptablen, wenn mindestens so starke Argumente gegen die Konklusion sprechen
und
-
fragwürdigen,
wenn
die
Konklusion
wenig
überzeugt,
aber
auch
keine
starken
Gegenargumente vorliegen.
Die Vielfalt möglicher Gründe und Belege für ein glaubhaftes induktives Argument zeigt
etwa die Bestimmung des Schlüsselbegriffes 'Wahrscheinlichkeit' durch Helmut Seiffert:
"Wahrscheinlichkeit (zu wahrscheinlich, eigentlich Lehnübersetzung von lat. veri similis 'dem
Wahren ähnlich'; in der Wissenschaftstheorie jedoch eher als Entsprechung zu probabilis
'erprobt,
tauglich,
glaublich,
wahrscheinlich';
probabilitas
'Wahrscheinlichkeit,
Glaubhaftigkeit')." (Seiffert 1997, S. 187)
Die Spannbreite der angegebenen Gründe für die Glaubhaftigkeit induktiver Argumente reicht
dementsprechend (bei zunehmender Stärke der Argumentation) von
12
-
Aussagen,
die
an
die
rhetorische
Tradition
des
'überzeugenden'
Arguments
anknüpfen (etwa durch Analogiebildung, Verweis auf den Mangel an Alternativen oder die
Autorität eines angeführten Vertreters des jeweiligen Standpunktes)
in fließenden Übergangen etwa über
-
den Verweis auf die naiv (wissenschaftlich ungeprüfte) formulierte Behauptung der
Wahrscheinlichkeit einer Konklusion,
-
die Evidenz (offensichtliche Wahrheit) einer Schlussfolgerung und
-
den Beleg der erprobten Tauglichkeit eines gefolgerten Standpunktes (Newton)
-
hin zu Verfahren, die sich in Formalisierungsgrad und Gültigkeitsanspruch der deduktiven
Logik möglichst annähern, wie es etwa bei so genannten statistischen Syllogismen der Fall
ist.
Relevanz induktiver Argumente
Unter Relevanz wird hier das Ausmaß verstanden, in dem die Wahrheit einer Aussage
geeignet ist, die Wahrheit der Konklusion zu stützen. Unter Beachtung der Relevanz
einer Prämisse können Aussagen mit fragwürdigem Wahrheitsanspruch die Wahrheit einer
Konklusion ebenso wahrscheinlich machen wie andere in sich gut abgesicherte.
So hat in einer Interpretation bildungspolitischer Überlegungen der 80er eine überlieferte
Aussage des Ministers Sinowatz immer noch mehr Relevanz als eine breit angelegte Befragung
von Pädagogik-Studenten, wenn es darum geht, damalige Intentionen aufzuzeigen. Geht es
um eine Bewertung der Überlegungen, ist das schon weit weniger eindeutig.
Die Eignung eines bestimmten Typs von Gründen kann daher nicht unabhängig von dem zu
Begründenden, d.h. von der Aussage der Konklusion beurteilt werden.
Induktive Verfahrensweisen
statistische Verfahren
Ein
statistischer
Syllogismus
ist
ein
Argument,
bei
dem
eine
statistische
Wahrscheinlichkeitsaussage über eine Gruppe von Gegenständen /Sachverhalten als
Prämisse für eine Konklusion über einen Teil dieser Gruppe verwendet wird.
Die meisten Österreicher über neunzehn sind wahlberechtigt.
Kurt ist ein zweiundzwanzigjähriger Österreicher.
Kurt ist wahlberechtigt.
13
Statistische Syllogismen folgen in Form und Argumentationsweg (vom Allgemeinen
zum Besonderen) den kategorialen Syllogismen, wobei die angegebene Wahrscheinlichkeit
den Platz der kategorialen Quantoren (alle, kein, einige) einnimmt. Die Stärke des Arguments
hängt
von
der
Wahrscheinlichkeit
Genauigkeit,
ab. Bei
der
Aussagekraft
und
der
einer Wahrscheinlichkeit von
Höhe
der
100% (etwa
angegebenen
im Falle einer
vollständigen Induktion) erfüllt das Argument die Bedingungen eines kategorialen Syllogismus,
wird somit zum deduktiven Schluss.
Aber auch bei generalisierenden Induktionen, d.h. solchen, deren Konklusion eine
Verallgemeinerung formuliert, zählen statistische Verfahren zu den meistverwendeten
Methoden der Prämissengenerierung. Das liegt nicht zuletzt an deren relativer Nähe zu
deduktiver Argumentation. Sie verfügen über
-
ein formalisiertes Ermittlungsverfahren der Wahrscheinlichkeit, das sie weitgehend
unabhängig von den jeweiligen Inhalten macht. Die Interpretation von Glaubhaftigkeit etwa als
Auftretenswahrscheinlichkeit prognostizierter Sachverhalte erlaubt die Vernachlässigung der
Frage, wie dieser Sachverhalt beschaffen sei, und verwandelt derart eine qualitative in eine
quantitative, inhaltsunabhängig behandelbare Problemstellung.
-
ein Objektivierungskriterium der Glaubhaftigkeit, indem sie Wahrscheinlichkeit als
Verhältnis günstiger (d.h. die Hypothese stützender) zu möglichen Fällen definieren und in den
Signifikanzen diskrete Grenzen der Akzeptabilität (Glaubwürdigkeit) angeben, die eine
eindeutige Entscheidung zulassen, ob eine Hypothese zu akzeptieren oder zu verwerfen ist.
Die Höhe der verwendeten Signifikanzgrenzen – 95%, 99%, 99,9 % etc. – rückt zudem
den faktischen Umgang mit derart gestützen Hypothesen – etwa in der zuerkannten
prognostischen Aussagekraft - nahe an deduktive Standards.
Argumentationsschwächen
Bei induktiven Argumenten erscheint es sinnvoll, nicht von Fehler (die ein Argument ungültig
machen) zu sprechen, als vielmehr von Schwächen, d.h. von Vorgehensweisen, die die Stärke
des Arguments - gegebenenfalls bis hin zur völligen Entwertung - beeinträchtigen. Neben der
eben angesprochenen
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Missachtung der Relevanz einer Prämisse
seien an häufig auftretenden Argumentationsschwächen genannt:
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voreilige
Generalisationen,
wenn
allgemeine
Schlussfolgerungen
aus
insgesamt
fragwürdigen, unvollständigen, fehlerhaften, etc. Prämissen gezogen werden (etwa das
Problem nicht repräsentativer Stichproben bei statistischen Verfahren).
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Bewertung
induktiver
Schlüsse
nach
deduktiven
Standards,
wenn
etwa
Wahrscheinlichkeitsaussagen über der Signifikanzgrenze als Fakten referiert werden, die in
jedem Einzelfall gültig sind (z.B. Frauen fahren besser Auto als Männer).
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Missachtung des Geltungsbereichs von Generalisationen (z.B. die Aussage 'Drogen
beeinträchtigen die Gesundheit' gilt nicht bei medizinischer Indikation des Drogenkonsums).
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voreilige Ursache-Wirkungs-Annahmen (z.B. ein Mann, der nach einem Sturz hinkt,
kann hinken, weil er gestürzt ist, gestürzt sein, weil er hinkt, oder hinken und gestürzt sein).
Auch rhetorische Aspekte können die Aussagekraft eines Argumentes, sei es nun induktiv
oder deduktiv, beeinträchtigen. Dabei kann es sich um rhetorische Mängel oder um bewusste
rhetorische Vorgehensweisen auf Kosten der Begründungsstruktur eines Arguments handeln:
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Unterdrückung von Evidenz meint die Herabwertung oder Ignoranz von Daten, die
gegen eine Konklusion sprechen.
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unangebrachte Analogien
-
mehrdeutige oder ungenaue Verwendung von Begriffen, die in verschiedenen
Kontexten Unterschiedliches meinen bzw. die mangelhafte Abgrenzung von Begriffen mit
ähnlicher Bedeutung beeinträchtigen die Konsistenz des Arguments und die Beurteilung der
Wahrheit einer Aussage. Mehrdeutige Begriffe bergen das Risiko unpassender Verwendungen.
z.B. können auch die vorgestellten Argumentationsfehler bei deduktiven Argumenten als
Verwendung von Begriffen in unterschiedlicher Bedeutung aufgefasst werden. (ein- und
ausschließendes oder).
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Strukturierungs-
Argumentes
und
beeinträchtigen
Explizierungsfehler
oder
argumentative
können
die
Schwächen
Nachvollziehbarkeit
verdecken
(z.B.
eines
implizite
Prämissen, Abgrenzung der Prämissen von den Konklusionen).
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Referentielle Argumentation, d.h. der Verweis auf eine Referenz, eine Autorität, ersetzt
oft in problematischer Weise die Begründung (vor allem in hierarchischen Bezugssystemen)
und bedarf selbst des Nachweises der Relevanz der angeführten Autorität.
So ist ein Zitat Freuds bei der Interpretation der Psychotherapie weit eher angebracht als der
Verweis auf religiöse Autoritäten oder auf Dienstvorschriften bei der Begründung der
angewandten Methode in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die
Behauptung,
dass
eine
Meinung
vorherrschend
sei,
eine
Aussage
den
Sitten,
Konventionen, allgemeinen Gewohnheiten entspreche, sagt zunächst nichts über deren
Wahrheit aus.
Der Verweis, dass man mit seinem Standpunkt in der Mitte zwischen zwei Extrempositionen
liege, legitimiert diesen Standpunkt nicht.
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Argumente 'ad personam', also solche, die auf die argumentierende Person anstatt auf
das vorgebrachte Argument Bezug nehmen, sind illegitim (selbst Mörder können mit Gründen
gegen das Gewaltmonopol des Staates, gegen Polizei und Bundesheer, argumentieren). Der
argumentative Einsatz eigener Autorität oder Macht ist als Begründung eines Sachverhalts
illegitim.
Der Unterschied zu legitimer referentieller (verweisender) Argumentation liegt vor allem darin,
dass diese nicht bloß auf eine Autorität verweist, sondern auch auf die Quelle, in der man
deren Standpunkt auch in seinem Begründungsgang überprüfen kann. Diese Form der
verweisenden Argumentation reicht also die Begründungspflicht bloß an eine Autorität weiter,
illegitime referentielle Argumentation und Argumente ad personam ersetzen die Begründung
durch Verweis auf eine Autorität bzw. Bewertung der Person.
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