Sitzung am 27.04.2009

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Referent: Philipp Moser
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Emotivismus (auch: emotive Werttheorie) ist ein
metaethische Theorie, die dem ethischen
Skeptizismus/Nonkognitivismus zugerechnet werden
muss. Dem Emotivismus zufolge sind Werturteile
keine Behauptungen oder Feststellungen, sondern
bloß Ausdruck von Gefühlen, Haltungen u. a.
Werturteile bezeichnen also kein empirisch
aufweisbares Merkmal von Gegenständen, sie haben
keine deskriptive oder kognitive, sondern lediglich
emotive Bedeutung. Daher können sie auch nicht
wahr oder falsch sein.
Quelle: www.phillex.de
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- geboren in London am 29. Oktober 1910
- gestorben am 27. Juni 1989
- 1936 Language, Truth and Logic
- Professor der Philosophie des Geistes und der Logik am University
College London von 1946 bis 1959,
- Professor der Logik an der University of Oxford.
- Präsident der Aristotelian Society von 1951 bis 1952.
- 1970 zum Ritter geschlagen.
- sah sich in derTradition des britischen Empirismus, der von Locke und
Hume begründet wurde und deren aktuellster Vertreter Bertrand Russel
war.
- verneinte die Möglichkeit einer Existenz synthetischer Urteile a priori
und sah die philosophische Methode in der Analyse der Bedeutung von
Schlüsselbegriffen wie Kausalität, Wahrheit, Wissen, Freiheit etc.
Quelle: stanford encyclopedia of philosophy
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Geboren 27. Juni 1908 Cincinnati, Ohio
Gestorben 1979
studierte zunächst englische Literatur an der Yale
University, danach Philosophie an der Universität
Cambridge bei G.E. Moore und Ludwig Wittgenstein
(1930–33), später an der Harvard University (1933–35).
promovierte 1935 in Harvard
1939–46 war er Assistant Professor in Yale
1946–77 Professor für Philosophie an der Universität
von Michigan in Ann Arbor
Quelle: stanford encyclopedia of philosophy
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- G.E. Moores Open-Question- Argument
- Logischer Positivismus
- Empirismus
- „linguistic turn“ in der Philosophie
- Nonkognitivismus
- Ablehnung des Auswegs der
intuitionistischen bzw. absolutistischen Ethik
Moores
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Das “Open-Question Argument” in §13 der Principia
Ethica von Moore sagt aus, dass das Prädikat “gut”
nicht durch einen alltäglichen Begriff wie zum Beispiel
“angenehm” oder “nützlich” definiert werden kann
Jeder Versuch das Prädikat gut durch einen solchen
Begriff zu ersetzen stellt einen naturalistischen
Fehlschluss dar
Die Frage “Was ist gut?” bleibt nach Moore eine offene
Frage
Obwohl Moore selbst Kognitivst ist leitet dieses
Argument viele Philosophen dazu den Naturalismus
sowie den Kognitivismus abzulehnen
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- Synthetische Urteile sind immer a posteriori.
- Werturteile sind wörtlich genommen nicht signifikant, sondern
nur Ausdruck von Emotionen und nicht verifizierbar
- 4 Klassen ethischer Systeme:
1. Aussagen, die Definitionen ethischer Urteile ausdrücken bzw.
deren Legitimität und Möglichkeit beurteilen
2. Aussagen über das Phänomen moralischer Erfahrung und
deren Ursachen
3. Ermahnungen zur Moralität
4. Tatsächliche ethische Urteile
Æ nur die erste Klasse soll nach Ayer Gegenstand der
philosophischen Methode sein (Metaethik).
Die 2. Klasse gehört der Fragestellung nach zu
Psychologie/Soziologie. Die 3.und 4. Klasse können nicht Teil
einer Wissenschaft sein
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Ayer greift Moores Open-Question Argument auf und
wendet sich gegen naturalistische Reduktionisten e.g.
Subjektivisten, Utilitaristen
Subjektivismus wird abgelehnt, da es nicht
selbstkontradiktorisch ist, dass man persönlich auch
schlechte Werte anerkennen kann
Utilitarismus wird abgelehnt, da es nicht
selbstkontradiktorisch ist, dass eine unmoralische Handlung
die größte allgemeine Glückseligkeit herbeiführt
Intuitionistische/ absolutistische Ethik wird abgelehnt und
somit auch Moores Ausweg aus dem naturalistischen
Fehlschluss verworfen, da auch hier ethische Aussagen
unverifizierbar bleiben. Zudem ist es nicht
selbstkontradiktorisch, dass sich ethische Intuitionen
widersprechen.
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Nachdem nun die gängigen ethischen Konzepte verworfen wurden,
braucht Ayer eine neue Theorie, die seinen radikalen Empirismus stützt
Dass ethische Konzepte nicht analysierbar sind ist darauf
zurückzuführen, dass sie Pseudo-Konzepte sind
Ein ethischer Ausdruck in einem Satz fügt nichts zu seinem Gehalt hinzu:
Beispiel: „Stealing money is wrong“
Sagt nicht mehr aus als „Stealing money !!!“, da deskriptiver Gehalt der
gleiche ist
Ethische Ausdrücke können durch Ausrufezeichen oder Unterton in der
Stimme ersetzt werden
Man macht keine faktische Aussage, sondern nur eine Aussage über den
eigenen Geisteszustand
Emotive Funktion der Wörter wrong, good, bad, etc. sind unterschiedlich
und verschieden stark
Ethische Sätze drücken nicht nur Gefühle aus, sondern versuchen diese
zu wecken/schüren.(vgl. Stevenson)
Æ aus all dem folgt natürlich, dass ethische Aussagen keine objektive
Validität besitzen
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Im Gegensatz zum Subjektivismus aber, der einer ethischen
Aussage ein vorhergehendes ethisches Gefühl voraussetzt und
dies als Grundlage der Richtigkeit der ethischen Aussage sieht, ist
es für Ayer der Beweis für die Nichtigkeit dieser Aussage
Moore wendet gegen den Subjektivismus und den Emotivismus
ein, dass wenn diese wahr wären, wir nicht über Werte
diskutieren würden beziehungsweise könnten
Ayer ist der Auffassung, dass wir nie über Werte diskutieren,
sondern nur über alle Fakten, die man bei einem Sachverhalt
beachten sollte, was im „gleichen ethischen System“(moral
conditioning) zu Übereinstimmung, in verschiedenen Systemen
zur Aporie führt. Eine Diskussion über Fakten ist auch, wenn man
jemanden, der T ablehnt, dazu bringen möchte A abzulehnen in
dem man demonstriert dass A von der Sorte T ist
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Gründe für Moral sind Gottesfurcht und Angst
vor negativen sozialen Sanktionen
Moralsystem dient einer Gesellschaft bzw.
einer Kultur und wird daran angepasst
Ästhetische Urteile besitzen wie ethische keine
Signifikanz
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Metaphysik fällt auch Ayers radikalem Empirismus zum
Opfer
Ayer lehnt a priorische Urteile ab, da es sich dabei um
Tautologien handelt
Es ist keine Aussage über einen Gott möglich bzw.
signifikant. Somit ist auch der Atheismus und der
Agnostizismus Nonsens, da diese auch mit Sätzen über Gott
arbeiten und denken diese enthielten Behauptungen, die
wahr oder falsch sein können
Es gibt nach Ayer keinen Konflikt zwischen Wissenschaft
und Religion, da Religion keine Behauptungen aufstellen
kann. Wissenschaft zerstört aber das „metaphysische
Bedürfnis“
Religion ist nicht signifikant und die Erkundung religiöser
Gefühle gehört der Psychologie an
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Stevensons emotivistische Theorie unterscheidet sich sehr
von der Ayers
Stevenson beginnt seine methodischen Überlegungen über
die Frage „was ist gut“ mit einer Abgrenzung gegen
Hobbes´ (good=desired by me) und Humes(good=approved
by most people) „interest theories“
Frage nach der „wesentlichen Bedeutung“ von gut
3 Bedingungen für eine mögliche wesentliche Bedeutung
von gut:
1. „Gutheit“ muss ein Gegenstand intellektueller Debatte
sein können
2. muss „magnetisch“ sein (in der Anerkennung, dass etwas
gut ist liegt auch eine Handlungstendenz)
3. darf nicht allein durch die wissenschaftliche Methode
beschrieben werden können
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„Iam not using ethical terms, but i am
indicating how they are used“
Entstehen moralischer Systeme:
- sozialer Einfluss
- Einfluss von Schriftstellern, Rednern
-Ethische Urteile verbreiten sich viral
Am Ende eines Prozesses der gegenseitigen
Beeinflussung steht ein moralisches System
Was hat diese Beeinflussung zu tun mit der
Bedeutung ethischer Aussagen?
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Stevenson unterscheidet zwei Ziele Sprache zu benutzen:
- um Meinungen zu kommunizieren (deskriptiv)
- unsere Gefühle auszudrücken (dynamisch)
Beide schließen sich gegenseitig nicht aus
Um herauszufinden ob eine Person ein Wort dynamische oder deskriptiv benutzt,
müssen wir den Unterton und die Umstände der Aussage betrachten
Was hat der dynamische Gebrauch von Wörtern zu tun mit der Bedeutung dieser?
„The emotive meaning of a word is a tendency of a word, arising through the history of
its usage, to produce (result from) affective responses in people.“
Beispiel: old maid(alte Jungfer) und elderly spinster (ältere unverheiratete Frau)
Der erste Term hat selbst in einem perfekt deskriptiven Gebrauch die Tendenz Mitgefühl
in den Zuhörern zu wecken, letzterer nicht. Beide unterscheiden sich nur in ihrer
emotiven Bedeutung.
„Some words are suited to encourage people, some to discourage them, some to quiet
them, and so on“
Æ kontingente Relation zwischen emotiver Bedeutung und dynamischer Benutzung: das
Erste ist Grundlagen des Zweiten.
„We lead people to think that terms defined are used dynamically less often than they
are“
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Sätze wie „X ist gut“ sind dynamischen
Gebrauchs, emotiv, suggestiv und zielen
darauf ab, den genannten Sachverhalt wahr zu
machen, anstatt Wahrheit auszudrücken
„The word good has a pleasing emotive
meaning which fits it especially for the
dynamic use of suggesting favourable interest“
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Anpassen der Befunde an die 3 Anforderungen an eine wesentliche Bedeutung von gut:
1. auf Basis einer emotivistischen Bedeutung von gut ist es möglich eine
Meinungsverschiedenheit über Sachverhalte zu haben, die die Form suggestionÅÆ
counter-suggestion annimmt
2.erfüllt die Anforderung „magnetisch“ zu sein, da die Aussage mit einer
Handlungstendenz verbunden ist
3.wissenschaftliche Methoden können nur bis zu einem gewissen Grad ethische
Meinungsverschiedenheiten erklären bzw. lösen, sind aber nicht hinreichend
„Thus empirical method is relevant to ethics simply because our knowledge of the world
is a determining factor of our interests.“
Lösung ethischer Meinungsverschiedenheiten basiert auf Überzeugungskraft nicht auf
Rationalität oder empirischen Daten
Æ „Ethical Statements are social intruments. They are used in a cooperative enterprise in
which we are mutually adjusting ourselves to the interests of others. Philosophers have a
part in this, as do all men, but not the major part.“
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Es gibt 2 Sorten von Meinungsverschiedenheiten:
- in belief (both can´t be valid)
- in attitude (both can´t be satisfied)
Nur erstere ist analysierbar
Sind Wertstreite 1. oder 2. Ordnung?
Nach Stevenson gibt es viele Mischformen
Beispiel: Gewerkschaften fördern höhere Löhne:
- in attitude wenn es um Angst vor eigener Armut geht
- in belief wenn es um „soziale Gerechtigkeit“ geht
Disagreement in belief stärkt Position im Disagreement in attitude
Die Meinungsverschiedenheit ist aber beendet, wenn das disagreement in
attitude gelöst ist. Gewerkschaften und Arbeitgeber haben immer noch
unterschiedliche Meinungen zu sozialer Gerechtigkeit, aber durch
Erhöhung der Löhne ist die Meinungsverschiedenheit gelöst.
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Wie können Meinungsverschiedenheiten gelöst
werden?
Durch wissenschaftliche Methode Æ Änderung der
Meinung durch Fakten ergibt veränderte Einstellungen
Aber Menschen können nach der Auflösung der
unterschiedlichen Meinungen immer noch
unterschiedliche Einstellungen habenÆ
unterschiedliche moralische Konditionierung
Normative Ethik kann somit keine Wissenschaft sein
Nur mit Hilfe der emotiven Bedeutung und deren
Überzeugungscharakter kann ein solcher Streit gelöst
werden
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Basisstruktur beider Thesen ist gleich
Stevenson ist aber im Gegensatz zu Ayer der
Meinung, dass es durchaus ethische Aussage
geben kann, die trotz ihrer emotiven
Bedeutung objektiv valide sind
Ayer und Stevenson sind unterschiedlicher
Meinung was als ethischer Diskurs anzusehen
ist: nach Ayer gibt es keinen Diskurs über
Werte nach Stevenson schon
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Kritik:
Situationen der moralischen Beratung können durch den Emotivismus
nicht ausreichend erklärt werdenÆ warum sollte dann jemand in
moralischen Fragen noch Rat suchen?
Emotivismus ist schwer auf Sätze anzuwenden, die sich auf die
Vergangenheit beziehenÆ Sokrates hätte nicht mit dem Schierlingsbecher
bestraft werden dürfen
oder auf monologische ÜberlegungenÆ „Selbstüberredung“?!
Problematisch ist auch die Tatsache, dass die Änderung moralischer
Einstellungen nicht nur als Änderung sondern als Korrektur angesehen
wird. Damit wird auf einen Maßstab für die Validität moralischer
Einstellung verwiesen
Stevensons Bedeutungstheorie verwechselt die Bedeutung mit der
Funktion Einfluss auszuüben
In einem normalen ethischen Diskurs werden rationale Begründungenf
ür ethische Positionen erwartet
Aus der Inakzeptabilität einiger Versuche und Verfahrensweisen ist nicht
schon auf eine grundsätzliche Undurchführbarkeit rationaler
Begründbarkeit ethischer Urteile zu schließen
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A.J.Ayer. Language, Truth and Logic. London: Victor Gollancz, 1949.
Chapter 6. 102-120 [orig.publ. In 1936]
Stevenson, Charles L. „The Emotive Meaning of Ethical Terms“. In
Charles L. Stevenson. Facts and Values: Studeis in Ethical Anyalysis. New
Haven, Conn., London: Yale University Press, 1963. 10-31.[EA in Mind
46[1937).]
Stevenson, Charles L. „The Nature of Ethical Disagreement“. In Charles
L. Stevenson. Facts and Values: Studeis in Ethical Anyalysis. New Haven,
Conn., London: Yale University Press, 1963. 1-9.[EA in Sigma 8/9[1948).]
www.phillex.de
www.plato.stanford.eu
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