Lernen Lernen Das Thema Lernen ist sowohl für die Psychologie, wie auch die Pädagogik von grosser Bedeutung. Einige kleine Beispiele, die Sie schon kennen: 2 Komplexität des Forschungsgegenstandes Organismus Erfahrung/Übung ermöglicht Reiz Situation Afferenz Sinnesorgan Lernen Reaktion Erleben Änderung Erfolgsorgan Verhalten ZNS Efferenz Persönlichkeit Änderung des Verhaltens 3 Mensch = unspezifisch Lernen Lernfähig/Lernbedürftig Beziehung/Bindung Beziehungsfähig/Beziehungsbedürftig Erziehung Erziehungsfähig/Erziehungsbedürftig Kommunikation Erziehender Zu Erziehender Psychologie Der Drang zu lernen und sich zu binden 4 Lernen Lernen = nicht beobachtbarer Prozess, der durch Erfahrung und Übung zustande kommt und durch den Verhalten und Erleben relativ dauerhaft erworben oder verändert und gespeichert wird. Lernen grenzt sich ab von: angeborenen Reaktionsweisen, Reifungsvorgängen und Zuständen des Organismus (Müdigkeit, Stress, Drogen, Krankheit). 5 Lernen Das Lernen selbst ist ein Prozess, der nicht beobachtbar ist. Theoretisches Konstrukt Ursache/Auslöser Lernen als nicht Ergebnis des Lernprozesses; des Lernprozesses beobachtbarer Prozess Zeigen einer neuen bzw. veränderten Verhaltensweise und/oder Erlebens Erklärung mit Hilfe von Lerntheorien 6 Lernen Es gibt verschiedene Lerntheorien, die bedeutendsten sind: Konditionierungstheorien Lernen am Modell (Beobachtungslernen) Lernen durch Einsicht und das damit verbundene Lernen durch Informationsverarbeitung Psychologische Schulen 7 Lernmodelle Konditionierungstheorien Exkurs: Assoziation Exkurs: Assoziation Ein wichtiger Begriff im Zusammenhang mit dem Thema Lernen ist Assoziation. Was versteht man unter dem Begriff Assoziation? Assoziation = Verbindung zweier Ereignisse/Gedächtnisinhalt • Tannenbaum Geschenke • Pausenglocke Cooler Typ von der Parallelklasse • Sonnenbrand? • PP-Unterricht? • ………… 11 Assoziationsnetz eines Menschen 12 Klassisches Konditionieren Iwan P. Pawlow Der Begründer des klassischen Konditionierens ist der Russische Physiologe Iwan P. Pawlow (1849–1936). Physiologie = Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, wie der Körper und seine Organe funktionieren. 14 Klassisches Konditionieren Text „Das klassische Konditionieren“ (Hobmair, 2010, S. 163-165) Notieren Sie sich, was man unter dem Gesetz der Kontiguität, Reizgeneralisierung und Extinktion versteht. Wenden Sie das Schema der klassischen Konditionierung (S. 164) auf folgende Beispiele an (schriftlich): Larissa liebt den Duft nach Vanille. Wenn sie auf der Strasse ein Parfüm riecht, das nach Vanille duftet, dann bekommt sie Schmetterlinge im Bauch. Zudem fühlt sie sich wieder wie bei ihrem ersten Kuss. Ihr erster Freund hatte übrigens auch eine Vorliebe für Parfüms mit Vanilleduft. Klaus war lange Zeit der Aussenseiter in der Klasse. Regelmässig wurde er von Kollegen, wenn er ins Schulzimmer kam, „gedemütigt“. Noch heute bekommt er regelmässig Angstschweiss, wenn er in ein Schulzimmer tritt. Hanna läuft beim Duft von Geranien das Wasser im Mund zusammen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass ihre Grossmutter, die wunderbar kochen konnte, immer Geranien vor dem Haus stehen hatte. Lili wird es beim Geschmack von Tiramisu speiübel. Dies liegt wohl daran, dass sie sich in den letzten Ferien beim Essen eines Tiramisus eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hatte. Erklären Sie (schriftlich) den Unterschied einer Konditionierung erster und zweiter Ordnung 15 Klassische Konditionierung Gesetz der Kontiguität = eine Konditionierung erfolgt erst, wenn der neutrale Stimulus und der unkonditionierte Stimulus mehrmals miteinander bzw. zeitlich kurz nacheinander auftreten und räumlich beieinander liegen. (Achtung: neuere Forschungen zeigen, dass bei einem traumatischen Ereignis eine Präsentation reicht) Reizgeneralisierung = ein Reiz, der mit dem konditionierten Stimulus Ähnlichkeit hat, kann ebenfalls die konditionierte Reaktion auslösen. Extinktion (Löschung) = die konditionierte Reaktion erfolgt nicht mehr, wenn nach einer Konditionierung der konditionierte Reiz Iängere Zeit nicht mehr mit dem unkonditionierten Reiz gekoppelt wird. 16 Konditionierung erster und zweiter Ordnung Konditionierung erster Ordnung Grundlage: natürliche Reflexe Glocke (NS) bzw. reflexartige emotionale Futter (US) Speichelfluss (UR) Reaktion Futter (US) & Glocke (NS) Speichelfluss (UR) Glocke (CS) Speichelfluss (CR) Konditionierung zweiter Ordnung Roter Ball (NS) _ Grundlage: Konditionierung Glocke (CS1) Speichelfluss (CR1) erster Ordnung Glocke (CS1) & roter Ball (NS) Speichelfluss (CR1) Roter Ball (CS2) Speichelfluss (CR2) 17 Werbung 18 Werbung Werbung für Internet auf Pizzaverpackung => Trifft Zielgruppe => Zusätzlich: Assoziation (Internet <> gutes Essen und Frau!!! Quelle: http://www.theofel.de/archives/2005/03/zielgruppengere.html 27.11.2011 19 Politische Werbung 20 Politische Werbung 21 Politische Werbung 22 Pampers Werbung 23 Ein klassisches Experiment zur klassischen Konditionierung Der kleine Albert In ihrer berühmten Studie zeigten Watson u. Rayner (1920; Harris 1979), wie spezifische Ängste möglicherweise konditioniert werden. Ihre Versuchsperson war ein 11 Monate altes Kind namens Albert. Wie die meisten Kinder hatte »der kleine Albert« Angst vor lauten Geräuschen, aber nicht vor weissen Ratten. Watson u. Rayner präsentierten ihm eine weisse Ratte und schlugen mit einem Hammer gegen eine Eisenstange direkt hinter seinem Kopf, gerade als er anfangen wollte, die Ratte zu berühren. Nach 7 Wiederholungen dieses Vorgangs brach Albert schon in Tränen aus, wenn er die Ratte nur sah (nach den heutigen Standards eine Studie, die aus ethischen Gründen problematisch ist). 5 Tage reagierte der kleine Albert auch auf einen Hasen, einen Hund und einen Seehundfellmantel mit Angst. 25 Watson John Broadus Watson (geboren am 9. Januar 1878) war ein US-amerikanischer Psychologe, der die psychologische Schule des Behaviorismus begründete. 26 Operantes Konditionieren Operante Konditionierung vs. klassische Konditionierung Wir können die klassische Konditionierung von der operanten unterscheiden, indem wir fragen: Lernt der Organismus, Ereignisse zu assoziieren, über die er keine Kontrolle hat (klassische Konditionierung)? Oder lernt er Kopplungen zwischen seinem Verhalten und den sich daraus ergebenden Ereignissen (operante Konditionierung)? 28 Lernen durch Versuch und Irrtum Wir haben nun gesehen, was man unter operantem Konditionieren versteht. Im Folgenden werden wir sehen, welche Theorien zu dieser Art des Lernens existieren. Im Zusammenhang mit dem operanten Konditionieren gibt es zwei wichtige Namen: Edward Lee Thorndike Burrhus Frederic Skinner 29 Lernen durch Versuch und Irrtum Lernen am Erfolg Edward Lee Thorndike 31 Katzenexperiment nach Edward Thorndike Katzenexperiment nach Edward Lee Thorndike Eine Katze wurde in einen Käfig gesperrt, in dem sich viele Hebel befanden. Nur das Drücken eines ganz bestimmten Hebels öffnete die Käfigtür. Die Katze versuchte zunächst durch verschiedene wahllose Aktivitäten aus dem Käfig zu kommen. Betätigte sie zufällig den richtigen Hebel, so gelangte sie in die Freiheit. Nach einer Reihe von Durchgängen fand die Katze allmählich den entscheidenden Hebel heraus. Von da an drückte die Katze den Hebel sofort. Die erfolglosen Verhaltensweisen wurden nicht mehr gezeigt. 32 Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens –Edward L. Thorndike Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens Gesetz der Bereitschaft Prinzip des Versuchs und Irrtums Effektgesetz Frequenzgesetz 33 Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens –Edward L. Thorndike Gesetz der Bereitschaft Gelernt wird nur, wenn im Organismus eine Bereitschaft zum Lernen vorhanden ist. Dies ist dann der Fall, wenn ein Bedürfnis vorliegt; wenn das Individuum einen angenehmen Zustand herstellen bzw. aufrechterhalten oder einen unangenehmen Zustand beseitigen, vermeiden bzw. beenden will. 34 Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens –Edward L. Thorndike Prinzip des Versuchs und Irrtums Der Mensch probiert verschiedene Verhaltensweisen aus, um zum Ziel zu kommen. 35 Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens –Edward L. Thorndike Effektgesetz Aus einer Fülle von praktizierten Verhaltensweisen werden auf Dauer nur solche wieder gezeigt, die für den Organismus befriedigende Konsequenzen nach sich ziehen; diejenigen Verhaltensweisen, die keine befriedigenden Konsequenzen zur Folge haben, werden nicht wieder gezeigt. 36 Grundlegende Gesetzmässigkeiten des Lernens –Edward L. Thorndike Frequenzgesetz Das zum Erfolg führende Verhalten wird erst durch eine gewisse Häufigkeit an Übung bzw. Wiederholung erlernt, durch mangelnde Übung und Wiederholung wird es abgebaut und verlernt. 37 Lernen durch VerstärkungBurrhus F. Skinner Burrhus F. Skinner Burrhus F. Skinner 39 Burrhus F. Skinner Burrhus F. Skinner (1904–1990) ist die zweite zentrale Person im Zusammenhang mit dem Thema „operantes Konditionieren“. Er entwickelte das „Lernen am Erfolg“ weiter. Wurde so zum eigentlichen Begründer des operanten Konditionierens (Lernen durch Verstärkung oder Verstärkungslernen). Edward Lee Thorndike Katzenexperiment Burrhus F. Skinner Skinner-Box 40 Skinner-Box Skinner-Box Im typischen Fall besteht eine Skinner-Box aus einem vollständig leeren Käfig mit glatten Wänden, in dem ein kleiner Hebel (zum Beispiel für Ratten) oder eine kleine Pickscheibe (zum Beispiel für Tauben) angebracht ist, ein Ausgabeschacht für Futter sowie häufig zusätzlich eine kleine Lichtquelle. Die Hebel oder Pickscheiben sind mit einer Vorrichtung verbunden, die sowohl die Anzahl als auch die zeitliche Abfolge des Drückens der Hebel oder des Pickens auf die Scheibe registriert. Die Versuchsanordnung ist denkbar einfach: Ein mit der Skinner-Box gänzlich unvertrautes, hungriges Tier wird in die Box gesetzt – und der Testleiter wartet ab, was geschieht. 41 Skinner-Box Die Skinner-Box Skinner spricht über das operante Konditionieren http://www.youtube.com/watch_popup?v=cl7jr9EVcjI&vq=small 42 Operantes Konditionieren Skinner hat mit Hilfe der Skinner-Box untersucht, durch welche Merkmale das Verhalten eines Tieres in welchem Ausmass beeinflusst wird. 43 Operantes Konditionieren Skinner hat dabei folgende Mechanismen verwendet: 1. Positive Verstärkung = Zunahme der Häufigkeit eines Verhaltens, wenn positive Reize wie Essen dargeboten werden. Ein positiver Verstärker ist jeder Reiz, der, wenn er dargeboten wird, die Reaktion bekräftigt. 2. Negative Verstärkung = Zunahme der Häufigkeit eines Verhaltens, wenn negative Reize wie ein Elektroschock nicht mehr oder schwächer dargeboten werden. Ein negativer Verstärker ist jeder Reiz, der, wenn er nach einer Reaktion entfernt wird, die Reaktion bekräftigt. Negative Verstärkung ≠ Bestrafung. 3. Verstärker = jedes Ereignis, durch das ein vorausgehendes Verhalten verstärkt wird. 44 Operantes Konditionieren 45 Operantes Konditionieren Text „Das operante Konditionieren“ (Hobmair, 2010, S.169-174) Sie kennen die zentralen Begriffe des operanten Konditionierens. Sie können die Begriffe anwenden. 46 Operantes Konditionieren Wurde im Unterricht schon definiert: 1. Positive Verstärkung = Zunahme der Häufigkeit eines Verhaltens, wenn positive Reize wie Essen dargeboten werden. Ein positiver Verstärker ist jeder Reiz, der, wenn er dargeboten wird, die Reaktion bekräftigt 2. Negative Verstärkung = Zunahme der Häufigkeit eines Verhaltens, wenn negative Reize wie ein Elektroschock nicht mehr oder schwächer dargeboten werden. Ein negativer Verstärker ist jeder Reiz, der, wenn er nach einer Reaktion entfernt wird, die Reaktion bekräftigt. Negative Verstärkung ≠ Bestrafung 3. Verstärker = jedes Ereignis, durch das ein vorausgehendes Verhalten verstärkt wird 47 Operantes Konditionieren Konditionierungsformen: Darbietung eines Reizes Wegnahme eines Reizes Reiz ist angenehm Positive Verstärkung bzw. Belohnung erster Art Bestrafung zweiter Art Reiz ist unangenehm Bestrafung erster Art Negative Verstärkung bzw. Belohnung zweiter Art 48 Operantes Konditionieren Shaping und Verstärkungspläne Shaping und Verstärkungspläne Text „Shaping und Verstärkungspläne“ Erläutern Sie, was man unter dem Begriff Shaping versteht? Entwerfen Sie eine Versuchsanordnung, um herauszufinden, ob Bienen ein grelles Grün von einem matten unterscheiden können. Entwerfen Sie eine Versuchsanordnung, um herauszufinden, ob ein 9 Monate altes Kind zwischen an Land und im Wasser lebenden Tieren unterscheiden kann. Nennen Sie die im Text beschriebenen Verstärkungspläne und arbeiten Sie deren Unterschiede heraus. Erläutern Sie, nach welchem Verstärkungsplan Vertreter (die von Haustüre zu Haustüre gehen und ihre Wahre anpreisen) belohnt werden. Erläutern Sie, welchen Verstärkungsplan Vielflieger-Programme, die einen Freiflug nach 25.000 Flugmeilen anbieten, verwenden. Entwerfen Sie für die verschiedenen Verstärkungspläne je ein eigenes Beispiele. 50 Operantes Konditionieren Verstärkungspläne: Erwerb neuer Stabilität des Verhaltensweise Verhaltens (Lerngeschwindigkeit) Kontinuierliche Verstärkung Erfolgt schnell gering Intermittierende Verstärkung Erfolgt langsam höher 51 Behaviorismus 52 Lernen Konditionierungstheorien Lernen am Modell (Beobachtungslernen) Lernen durch Einsicht und das damit verbundene Lernen durch Informationsverarbeitung Psychologische Schulen -Gestaltpsychologie -Behaviorismus -Kognitivismus -Neuropsychologie 53 Lernen Konditionierungstheorien Lernen am Modell (Beobachtungslernen) Lernen durch Einsicht und das damit verbundene Lernen durch Informationsverarbeitung Psychologische Schulen -Gestaltpsychologie -Behaviorismus -Kognitivismus -Neuropsychologie 54 Behaviorismus Was sind die Grundannahmen des Behaviorismus? Alles Verhalten kann erlernt und wieder verlernt werden. Alle Aussagen über „innere Vorgänge“ (Gefühle, Motive oder Gedanken) sind nicht unmittelbar beobachtbar und daher vom behavioristischen Forschungsinteresse ausgeschlossen. Der Mensch ist nahezu ausschliesslich von Umweltreizen beherrscht. 55 Behaviorismus Von wem wurde der Behaviorismus begründet? John B. Watson Auf wen geht der Behaviorismus zurück? Iwan P. Pawlow 56 Behaviorismus In welchem Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts wurde der Behaviorismus gegründet? Im zweiten (1913) 57 Behaviorismus Metapher des Behaviorismus Im Behaviorismus wird der Organismus (Mensch und Tier) mit einer Maschine (genauer Black-Box) verglichen. Input (Reiz) Black-Box Output (Reaktion) 58 Behaviorismus Stammlande des Behaviorismus Der Behaviorismus steht Amerika (bzw. der USA) sehr nahe. 59 Behaviorismus Annahmen des Behaviorismus (im Speziellen Watsons) über die Erziehbarkeit des Menschen. Watson selbst erklärte einmal: "Gebt mir ein Dutzend gesunder, wohlgebildeter Kinder und meine eigene Umwelt, in der ich sie erziehe. Ich garantiere, dass ich zufällig eines von ihnen auswähle und es zum Spezialisten irgend eines Berufes ausbilde, zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder Bettler, ohne Rücksicht auf seine Talente, Neigungen, Fähigkeiten, Anlagen und die Herkunft seiner Vorfahren.„ 60 Behaviorismus Frage: Welche pädagogische Grundannahme vertritt Watson? "Gebt mir ein Dutzend gesunder, wohlgebildeter Kinder und meine eigene Umwelt, in der ich sie erziehe. Ich garantiere, dass ich zufällig eines von ihnen auswähle und es zum Spezialisten irgend eines Berufes ausbilde, zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder Bettler, ohne Rücksicht auf seine Talente, Neigungen, Fähigkeiten, Anlagen und die Herkunft seiner Vorfahren.„ Pädagogischer Optimismus Erziehung vermag so gut wie alles (Erbanlagen spielen kaum eine Rolle). • => Milieutheorie 61 Lernen am Modell 62 Lernen am Modell Lernen am Modell = Eine Person (Beobachter) übernimmt bestimmte Erlebens- und Verhaltensweisen, die sie bei einer anderen Person (Modell) beobachtet, so dass es dadurch zu einer Erlebens- und Verhaltensänderung beim Beobachter kommt 63 Lernen am Modell Innerhalb der Psychologie gibt es verschiedene Theorien des Modelllernens Als besonders bedeutsam hat sich dabei die sozialkognitive Lerntheorie von Albert Bandura erwiesen 64 Lernen am Modell Albert Bandura (geb. 1925) wuchs in Alberta (Kanada) auf. 65 Sozial-kognitive Lerntheorie Sozial-kognitive Lerntheorie Die sozial-kognitive Lerntheorie unterscheidet sich von den zuvor besprochenen behavioristischen Ansätzen in drei wesentlichen Punkten: Lernen wird als ein aktiver, kognitiv gesteuerter Verarbeitungsprozess von gemachten Erfahrungen verstanden. Das Verhalten eines Menschen wird als aktiver Prozess begriffen, bei dem Motivationen, emotionale Empfindungen und komplexe Denkprozesse eine entscheidende Rolle spielen. Der Mensch ist mehr ein handelndes Wesen, welches bewusst und überlegt bestimmte Absichten und Ziele verfolgt, und weniger eine rein reaktive Kreatur, die eine rein formbare Marionette von Umwelteinflüssen ist. 67 Klassisches Konditionieren Operantes Konditionieren – Sozial-kognitive Lerntheorie Input (Reiz) Black-Box Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Input (Reiz) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) 68 Sozial-kognitive Lerntheorie Drei Prozesse machen nach Albert Bandura (1979) das Lernen aus: Der Mensch kann das Verhalten von anderen beobachten und nachahmen. Der Mensch kann Beobachtungen, Ereignisse, Erfahrungen und dergleichen symbolisieren und diese auf der Grundlage dieser Symbole in seinem Gedächtnis festhalten, darüber nachdenken, neue Ereignisse planen und schöpferisch tätig sein. Er kann sich selbst steuern und sein eigenes Verhalten ändern, wenn er es will. 69 Sozial-kognitive Lerntheorie Output (Reaktion) Output (Reaktion) Input (Reiz) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Der Mensch kann das Verhalten von anderen beobachten (und nachahmen) Der Mensch kann Beobachtungen, Ereignisse, Erfahrungen und dergleichen symbolisieren und diese auf der Grundlage dieser Symbole in seinem Gedächtnis festhalten, darüber nachdenken, neue Ereignisse planen und schöpferisch tätig sein Er kann sich selbst steuern und sein eigenes Verhalten ändern, wenn er es will 70 Sozial-kognitive Lerntheorie Theorie von Bandura Albert Bandura unterteilt den Vorgang des Modelllernens in zwei Phasen, in die Phase der Aneignung und in die Phase der Ausführung des Verhaltens Jede dieser beiden Phasen enthält wiederum zwei wichtige Teilprozesse Phase der Aneignung • Aufmerksamkeitsprozesse • Gedächtnisprozesse Phase der Ausführung • Reproduktionsprozesse • Motivationsprozesse 71 Phasen der sozial-kognitive Lerntheorie Phase der Aneignung => Aufmerksamkeitsprozesse Gedächtnisprozesse Phase der Ausführung Reproduktionsprozesse Motivationsprozesse 72 Phase der Aneignung - Aufmerksamkeitsprozesse Aufmerksamkeitsprozesse Aus der Vielzahl von Informationen, die das Verhalten eines Vorbildes enthält, wählt der Beobachter die für ihn wichtigen Bestandteile aus und beobachtet sie exakt 73 Phase der Aneignung - Aufmerksamkeitsprozesse Wie viel Aufmerksamkeit ein Modell erhält hängt ab von: Persönlichkeitsmerkmalen des Modells Besonders beobachtet werden • Menschen, die soziale Macht besitzen. • Menschen, die mit hohem Ansehen ausgestattet sind • Menschen, die sympathisch und attraktiv sind. • Menschen, welche die Bedürfnisse des Lernenden zufrieden stellen können. Persönlichkeitsmerkmalen des Beobachters Fehlendes Selbstvertrauen oder geringe Selbstachtung fördern die Aufmerksamkeit einem Modell gegenüber. Der Grad der Aufmerksamkeit ist zudem von Faktoren menschlicher Wahrnehmung abhängig, wie z. B: • Erfahrungen • Interessen • Wertvorstellungen • Gefühlen • Stimmungen 74 Phase der Aneignung - Aufmerksamkeitsprozesse Art der Beziehung zwischen Modell und Beobachter Die Aufmerksamkeit wird gefördert durch: • eine positive emotionale Beziehung (Wertschätzung und Verstehen) • Abhängigkeit des Beobachters vom Modell • Häufigkeit einer Beobachtung Situationsbedingungen Wenn Menschen anwesende Personen beobachten, so ist die Wahrnehmung stets in eine soziale Situation eingebunden. Die so genannten emotionalen Befindlichkeiten wirken sich hierbei auf die Wahrnehmung des Beobachters aus. 75 Phasen der sozial-kognitive Lerntheorie Phase der Aneignung Aufmerksamkeitsprozesse (Was wird beobachtet?) => Gedächtnisprozesse Phase der Ausführung Reproduktionsprozesse Motivationsprozesse 76 Phase der Aneignung - Gedächtnisprozesse Gedächtnisprozesse Ein Beobachter speichert das Gesehene mithilfe seines Gedächtnisses so lange, bis er sich einen Nutzen vom Zeigen der erlernten Verhaltensweise verspricht. Das Beobachtete wird in Form von bildlichen oder sprachlichen Symbolen (symbolische Repräsentation) im Gehirn gespeichert. 77 Phasen der sozial-kognitive Lerntheorie Phase der Aneignung Aufmerksamkeitsprozesse (Was wird beobachtet?) Gedächtnisprozesse (Wie und wie lange wird gespeichert?) Phase der Ausführung => Reproduktionsprozesse Motivationsprozesse 78 Phase der Ausführung - Reproduktionsprozesse Reproduktionsprozesse Damit ein beobachtetes Verhalten gezeigt werden kann, muss das Gespeicherte in angemessene Handlungen und Verhaltensweisen übersetzt werden. Aus einer Vielzahl der gespeicherten Kodierungen werden solche ausgewählt und organisiert, die für das beabsichtigte Verhalten relevant sind. Problem: kognitive Vorstellungen sind nur selten gleich beim ersten Mal richtig umsetzbar. Motorische Fähigkeiten müssen oft erst geübt, korrigiert und wiederholt werden. Beim Üben und Korrigieren werden die Ergebnisse der Handlungen und Verhaltensweisen mit den gespeicherten Kodierungen wiederholt verglichen. 79 Phasen der sozial-kognitive Lerntheorie Phase der Aneignung Aufmerksamkeitsprozesse (Was wird beobachtet?) Gedächtnisprozesse (Wie und wie lange wird gespeichert?) Phase der Ausführung Reproduktionsprozesse (Kognitive und motorische Voraussetzungen für das Zeigen eines beobachteten Verhaltens) => Motivationsprozesse 80 Phase der Ausführung - Motivationsprozesse Motivationsprozesse Die Motivation einer Person beeinflusst beim Modelllernen sowohl die Aneignungs- als auch die Ausführungsphase. Eine Aktivität wird dann beachtet und durchgeführt, wenn die Verhaltensweise: Erfolg bzw. Vorteile verspricht Misserfolg bzw. Nachteile verhindert Motivation ist eng mit der Aussicht auf Bekräftigung (Verstärkung) verbunden. 81 Bekräftigung (Verstärkung) Bobo Doll Experiment Verstärkung (Bekräftigung) bei der sozial-kognitiven Lerntheorie. Gehen wir auf das vorher schon besprochene Bobo Doll Experiment (Albert Bandura & Richard H. Walters) zurück. Text: „Rocky: Ein klassisches Experiment“ Fassen Sie die drei Phasen des Experiments kurz in Stichworten zusammen. Besprechen Sie in Gruppen die Ergebnisse und fassen Sie sie knapp (in eigenen Worten) zusammen. Fällt Ihnen bei den Ergebnis etwas zu folgender Aussage auf: Lernen ist ein Konstrukt. Man kann es nicht beobachten, sondern nur auf Grund des Verhaltens darauf schliessen. 82 Bekräftigung (Verstärkung) Bobo Doll Experiment Das Experiment gliedert sich in drei Phasen: Phase eins: Kinder beobachten in einem Film eine Modellperson, die sich aggressiv gegenüber einer Puppe verhält. Der Film findet je nach experimenteller Gruppe ein unterschiedliches Ende: 1. Gruppe: Modellperson wird für ihr aggressives Verhalten gelobt und belohnt. 2. Gruppe: Modellperson wird bestraft, wenn sie die Puppe prügelt. 3. Gruppe: Auf das Verhalten der Modellperson folgen weder positive noch negative Konsequenzen. Phase zwei: Die Kinder können anschliessend in einem Spielzimmer mit Gegenständen spielen, die sie vorher im Film gesehen haben (Bobo Doll, Holzhammer usw.). Phase drei: den Kindern wird mitgeteilt, dass sie für jede nachgeahmte aggressive Verhaltensweise belohnt werden. 83 Bekräftigung (Verstärkung) Bobo Doll Experiment Ergebnisse bevor der Beobachter bestärkt wird (vor Phase drei): Sowohl das belohnte als auch das ohne Konsequenzen gebliebene Modellverhalten wird am stärksten nachgeahmt. Wird das Modell dagegen bestraft, so sinkt auch die Bereitschaft der Beobachter, die entsprechenden Verhaltensweisen auszuführen. Ergebnisse nachdem der Beobachter bestärkt wurde (nach Phase drei): In allen drei Gruppen treten nun wesentlich mehr Aggressionen auf. Auch die Kinder der 2. Gruppe zeigen deutlich mehr aggressive Verhaltensweisen. 84 Bekräftigung (Verstärkung) Bobo Doll Experiment 85 Bekräftigung (Verstärkung) Bobo Doll Experiment Dieser Befund macht zwei Dinge deutlich: 1. Aneignung und Ausführung von neuen Verhaltensweisen ist nicht dasselbe. Die Kinder in Gruppe zwei hatten auch vom bestraften Modell gelernt!!!! 2. Ebenso wie bei der Theorie des operanten Konditionierens gilt auch für die sozial-kognitive Lerntheorie der Grundsatz, dass die Konsequenzen von Handlungen wesentlich das Verhalten bestimmen. 86 Bekräftigung (Verstärkung) Bandura unterscheidet vier Arten solcher Konsequenzen, die entweder den Beobachter oder das Modell betreffen: Externe Bekräftigung: Ein Mensch erfährt persönlich die angenehmen Folgen einer Handlung oder er vermeidet mit der Handlung „negative“ Folgen. Stellvertretende Bekräftigung: Ein Mensch beobachtet andere Personen, die für ein bestimmtes Verhalten Belohnungen oder Bestrafungen erhalten. Direkte Selbstbekräftigung: Ein Menschen belohnt sich selbst nach erfolgreichem Handeln. Stellvertretende Selbstbekräftigung: Der Beobachter sieht, dass sich das Modell selbst für eine Handlung belohnt. 87 Bekräftigung (Verstärkung) Wichtig: Nach Bandura fördern Bekräftigungen (Verstärkungen) das Lernen am Modell und somit die Wahrscheinlichkeit, dass das beobachtete Verhalten angeeignet und ausgeführt wird. Jedoch sind Bekräftigungen (Verstärkungen) keine notwendigen Bedingungen für das Modelllernen. Modelllernen findet auch ohne Bekräftigungseinflüsse statt. 88 Erwartungshaltungen Nach Bandura motivieren vor allem bestimmte Erwartungshaltungen einen Menschen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen Dabei unterscheidet er drei Erwartungshaltungen: Erfolgs.- bzw. Ergebniserwartung = jene Konsequenzen, die sich eine Person vom Nachahmen einer Verhaltensweise verspricht. Eine Person ahmt das Verhalten eines Modells dann nach, wenn sie sich davon angenehme Konsequenzen verspricht bzw. glaubt, unangenehme Konsequenzen zu vermeiden oder zu vermindern. Kompetenzerwartung = die von einem Beobachter vorgenommene subjektive Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten, die er zum Nachahmen eines Verhaltens benötigt. Der Beobachter wird Handlungen, bei denen er sich nicht so kompetent fühlt, eher unterlassen, und solche, bei denen er sich kompetent fühlt, bevorzugt zeigen. 89 Erwartungshaltungen Zum Teil wird noch eine dritte Erwartungshaltung genannt: Aussicht auf Selbstbekräftigung = Erwartung einer günstigen Selbstbewertung beim Zeigen eines nachzuahmenden Verhaltens, welche zu Zufriedenheit, Wohlbefinden und Selbstbelohnung führt. Menschen schätzen ihr Verhalten nach bestimmten, subjektiven Kriterien ein und beurteilen diese (Beispiel: aggressives Auftreten, Gier, Leistungsstreben usw.). Entspricht ein zu zeigendes Verhalten den subjektiven Kriterien, so erlebt der Mensch dieses als angenehm, er reagiert mit Zufriedenheit und/oder Selbstbelohnung; stimmt es mit den subjektiven Kriterien nicht überein, so können Unzufriedenheit mit sich selbst und/oder Selbstbestrafung die Konsequenzen sein. Menschen zeigen diejenigen Verhaltensweisen, von denen sie sich eine Selbstbelohnung erwarten vermehrt. Verhaltensweisen, die eine Selbstbestrafung erwarten lassen, vermeiden sie. 90 Selbstregulierung Damit die Erwartungshaltung jedoch einen gerichteten und zielführenden Einfluss auf das Verhalten hat, benötigt es die Selbstregulierung. Selbstregulierung = die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, sich bestimmte Ziele zu setzen, Strategien zu entwerfen, das fortlaufende Verhalten zu bewerten und entsprechend zu ändern. 91 Selbstwirksamkeit Ein weiterer wichtiger regulierender Aspekt ist die Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit = die eigene subjektive Überzeugung, bestimmte Verhaltensweisen ausüben und Situationen bewältigen zu können, etwas bewirken und sein Leben selber kontrollieren zu können. Eine hohe Selbstwirksamkeit schafft günstige Voraussetzungen für erhöhte Anstrengungen und grosse Ausdauer zur Bewältigung von Situationen sowie auch schwierige Aufgaben anzupacken, da diese eher als eine zu bewältigende Herausforderung betrachtet werden. Eine geringe Selbstwirksamkeit führt dazu, dass die eigenen Fähigkeiten infrage gestellt werden, wenig Bemühen und Beharrlichkeit aufgebracht werden und die Person damit verbunden möglicherweise an der Bewältigung der Situation scheitert. 92 Effekte des Modellernens Für die Erziehung sind folgende Effekte wichtig: Modellierender Effekt An Vorbildern Lernen Menschen neue, ihnen bisher nicht bekannte Verhaltensweisen sowie Einstellungen gegenüber Personen, Objekten und Sachverhalten; Vorurteile, Verhaltensvorschriften, Gefühle, Bedürfnisse und vieles andere mehr. Enthemmende und hemmende Effekte Bereits erlerntes Verhalten kann durch ahrgenommene Konsequenzen beeinflusst werden. Sehen Menschen, wie ein bestimmtes Verhalten anderer keine negativen Folgen oder sogar Belohnung nach sich zieht, kann dies ihre bisherige Hemmschwelle, ein ähnliches Verhalten zu zeigen, entscheidend herabsetzen. Hemmende Effekte entstehen in der Regel in Fällen, in denen das Modellverhalten negative Konsequenzen nach sich zieht. Dabei sinkt die Bereitschaft, dem Vorbild nachzueifern. Auslösende Effekte Das Verhalten eines Modells veranlasst andere Menschen, es unmittelbar nachzuahmen. 93 Phasen der sozial-kognitive Lerntheorie Phase der Aneignung Aufmerksamkeitsprozesse (Was wird beobachtet?) Gedächtnisprozesse (Wie und wie lange wird gespeichert?) Phase der Ausführung Reproduktionsprozesse (Kognitive und motorische Voraussetzungen für das Zeigen eines beobachteten Verhaltens) Motivationsprozesse (Motivationale Voraussetzungen für das Beobachten und Zeigen eines beobachteten Verhaltens) 94 Modellernen Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn's nicht anders geht, ein abschreckendes. Albert Einstein (1879 – 1955) 95 Lernen Konditionierungstheorien Lernen am Modell (Beobachtungslernen) Lernen durch Einsicht und das damit verbundene Lernen durch Informationsverarbeitung Psychologische Schulen -Gestaltpsychologie -Behaviorismus -Kognitivismus -Neuropsychologie 96 Kognitivismus Kognitivismus Was versteht man unter dem Begriff „Kognition“? Kognition = Gesamtheit aller psychischen Vorgänge, die der Aufnahme, der Verarbeitung, der Speicherung sowie des Abrufens und Weiterverwendens von Informationen dienen. Was ist die Grundannahme der kognitiven Psychologie? Grundlegende Annahme der kognitiven Psychologie ist: dass es die kognitiven Prozesse und Strukturen eines Menschen sind, die einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten und Erleben ausüben. 98 Kognitivismus Wie unterscheiden sich Behaviorismus und Kognitivismus Nach Ansicht der Vertreter der kognitiven Psychologie ist der Mensch nicht nur ein Wesen, das auf Umweltreize reagiert. Der Mensch besitzt auch die Fähigkeit, seine Umwelt zu interpretieren und zu konstruieren. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihm, sich selbst zu formen. 99 Kognitivismus Mensch als Maschine Input (Reiz) Black-Box Output (Reaktion) Mensch als Computer Output (Reaktion) Output (Reaktion) Input (Reiz) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) 100 Kognitivismus Vertreter des Kognitivismus sind: Albert Bandura (geb. 1925) soziale-kognitive Theorie Leo Festinger (geb. 1919, New York) Theorie der kognitiven Dissonanz 101 Neuropsychologische Befunde zum „Lernen am Modell“ Lernen am Modell Schauen wir uns noch die neuere Forschung zum Thema Lernen am Modell an. Neurologen haben sog. Spiegelneuronen entdeckt, die eine neuronale Basis für das Lernen am Modell liefern. 103 Spiegelneuronen Spiegelneuronen Spiegelneuronen = Neuronen im Gehirn, die reagieren, wenn bestimmte Tätigkeiten ausgeführt werden oder wenn jemand anderes bei der Ausführung beobachtet wird. Der im Gehirn ablaufende Vorgang des Spiegelns der Tätigkeit eines anderen Menschen trägt zur Nachahmung, zum Erlernen von Sprachen und zur Empathie bei. => Ist die physiologische Grundlage für alle diese Prozesse! 105 Erwerb neuen Verhaltens, ohne eigene Erfahrungen machen zu müssen Schließlich erlauben die Spiegelstrukturen […] auch die Übernahme von neuen, noch nicht verwendeten Verhaltensweisen zum Erreichen von Zielen. Wenn wir beispielsweise das erste Mal beobachten, wie jemand eine Flasche Wein öffnet, ohne einen Korkenzieher zu benutzen, wie ein Messer an einem Stein geschärft wird oder wie Salz auf die Tischdecke geschüttet wird, um einen Rotweinfleck aufzusaugen, dann wenden wir diese »Tricks« ganz selbstverständlich auch an, wenn wir in eine entsprechende Situation kommen. Und so wie in diesen Alltagsbeispielen, schauen wir uns vor allem als Heranwachsende tausende von Vorgehensweisen bei anderen ab, oftmals auch ohne uns dessen bewusst zu sein. Müssten wir alles zielgerichtete Verhalten durch eigene Verhaltenserfahrungen, durch Versuch und Irrtum also, herausfinden, wäre unser Leben nicht lang genug, um all die Vorgehensweisen zu erwerben, mit denen wir unser Leben bestreiten. Die Fähigkeit zur Imitation, zum Nachmachen dessen, was andere tun, führt so zu einer außerordentlichen Beschleunigung des Erlernens effektiven zielgerichteten Verhaltens. Quelle: Hoffmann, J. and J. Engelkamp (2013). Lern- und Gedächtnispsychologie. Heidelberg, Springer. 106 Lernen Konditionierungstheorien Lernen am Modell (Beobachtungslernen) Lernen durch Einsicht und das damit verbundene Lernen durch Informationsverarbeitung Psychologische Schulen -Gestaltpsychologie -Behaviorismus -Kognitivismus -Neuropsychologie 107 Neuropsychologie Bekannte Neuropsychologen Bekannte Neuropsychologen Paul Broca Carl Wernicke 109 Neuropsychologie Was untersucht die Neuropsychologie Die Neuropsychologie untersucht und erklärt Zusammenhänge zwischen Erleben und Verhalten eines Menschen und den diesen zugrunde liegenden neurobiologischen Prozessen. Neuropsychologie untersucht in erster Linie die neuronalen Grundlagen des psychischen Geschehens, es sind aber auch andere Systeme wie das Hormon- und das Sinnessystem mit einbezogen. 110 Neuropsychologie Mensch als Maschine Input (Reiz) Input (Reiz) Black-Box Output (Reaktion) MenschOutput als Computer (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Output (Reaktion) Mensch als neurobiologischer Prozess Output (Reaktion) Input (Reiz) Output (Reaktion) Output (Reaktion) 111 Neuropsychologie Wo sehen die Autoren des Textes (Hobmair, 2010) die Gefahr bei einer Überbewertung der Neuropsychologie? Man wird dem Menschen in seinem Wesen und seiner Ganzheit nicht gerecht, wenn man ihn lediglich auf physikalische und chemische Prozesse reduziert. Zu einer hinreichenden Erklärung des Erlebens, Verhaltens und Handelns ist eine ganzheitliche und übergeordnete Sichtweise nötig, die auch soziale und kulturelle Grundlagen mit einbezieht. Person sein, Personalität entsteht beispielsweise nicht im Gehirn, sondern in der Auseinandersetzung mit dem anderen, also im sozialen Kontext. 112 Neuropsychologie Was meinen Sie? Verstehe ich, wo ein Radiobericht herkommt und wie er entstanden ist, wenn ich den Aufbau des Radiogerätes verstanden habe? Habe ich, wenn ich mit einem Hammer auf ein Radio schlage und es nur noch piepst, den „WortErzeugungs-Punkt“ getroffen? 113 Neuropsychologie Ihre Stärke ist jedoch, die: die Einbettung von kognitiven Prozessen in die «physiologische Realität» 114 Neuropsychologie Zudem verkauft die Neuropsychologie oft: «alten Wein in neuen Schläuchen!» 115 Lernen durch Einsicht Lernen durch Einsicht Text „Lernen durch Einsicht“ (Hobmair, 2010, S.178-180) 117 Lernen durch Einsicht Lernen beruht nicht in erster Linie auf Versuch und Irrtum (Edward L. Thorndike) sondern auf Einsicht. Lernen durch Einsicht = Prozess, in welchem eine Person eine Situation gedanklich umstrukturiert und so die Beziehung zwischen den einzelnen Elementen dieser Situation erkennt als Ergebnis dieses Prozesses zeigt sich neues oder geändertes Verhalten und/oder Erleben. 118 Lernen durch Einsicht In der neueren Literatur findet man auch den Ausdruck Lernen als Informationsverarbeitung. Lernen als Informationsverarbeitung = Sammelbezeichnung für Theorien, bei denen die Aufnahme, die Verarbeitung sowie die Speicherung und Abrufung von Informationen eine Rolle spielen. 119