Flüssigkeiten – einige wichtige Eigenschaften

Werbung
_________________________
Flüssigkeiten – einige wichtige Eigenschaften
__________________________________
Oberflächenspannung: Während die Moleküle im Innern einer Flüssigkeit nach allen Seiten
Wechselwirkungen (Anziehungskräften) ausgesetzt sind, sind die Moleküle an der Oberfläche einer Flüssigkeit nur Kräften ins Innere ausgesetzt ⇒ das führt zu einer Reduktion
der Oberfläche und zu einer dichteren Packung der Moleküle an der Oberfläche.
H2 O
Hg
Die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit ist die zur Vergrößerung der Oberfläche um den
Einheitsbetrag erforderliche Energie (H2O bei 20°C: 7.29∗10-2J/m2 d.h. eine Energie von
7.29∗10-2J ist erforderlich um die Oberfläche von Wasser um 1m2 zu vergrößern).
Wechselwirkung einer Flüssigkeit mit einer Gefäßwand: H2O ⇔ Glas (SiO2) haben größere
Wechselwirkung als H2O ⇔ H2O. Andererseits haben Hg ⇔ SiO2 eine kleinere Wechselwirkung als Hg ⇔ Hg. Es kommt zur Bildung verschiedener Menisken.
181
_________________________
Energieumsatz bei Phasenumwandlungen
__________________________________
Jede Phasenumwandlung einer Substanz wird von einer Energieänderung des Systems
begleitet.
heating
heating
Wird bei einem Feststoff die Temperatur erhöht, so führt dies zu einer verstärkten
Schwingung der Moleküle um ihre Gleichgewichtspositionen. Bei einer bestimmten
Temperatur wird die dabei zugeführte Energie so hoch, dass sich die Moleküle aus dem
Feststoffverband lösen können und die “freie Beweglichkeit“ von Flüssigkeitsmolekülen
erreichen. Dieser Vorgang wird Schmelzen genannt und wird auf Grund der zugeführten
Schmelzwärme ∆Hfus (Schmelzenthalpie) induziert.
182
_________________________
Energieumsatz bei Phasenumwandlungen
__________________________________
Bei weiterer Temperaturerhöhung wird die Bewegungsenergie der Flüssigkeitsmoleküle
weiter erhöht. Ein Maß für diese erhöhte Energie ist die Erhöhung der Zahl der Moleküle in
der Gasphase relativ zur Flüssigkeitsphase. Diese Moleküle üben einen Druck – den
Dampfdruck – der Flüssigkeit bei dieser Temperatur aus. Erreicht dieser Druck den
externen Druck über der Flüssigkeit – meist der Atmosphärendruck – dann siedet die
Flüssigkeit. Die dabei zugeführte Wärmemenge ist die Verdampfungswärme ∆Hvap
(Verdampfungsenthalpie).
Die Moleküle eines Festkörpers können auch direkt in den Gaszustand umgewandelt
werden. Die dazu erforderliche Enthalpieänderung wird Sublimationswärme ∆Hsub
genannt.
∆H sub = ∆Hfus + ∆Hvap
183
_________________________
Wärmekapazität, spezifische Wärmekapazität, Phasenumwandlungen
und damit verbundene Phänomene im Alltagsleben
__________________________________
Je mehr Wärme q einem Körper zugeführt wird, desto höher wird seine Temperatur T. Die
Beziehung zwischen einer zugeführten Wärmemenge q und der damit bewirkten Temperaturerhöhung ∆T ist:
q = C∗∆T
C ist dabei die Wärmekapazität (in J/K) der Substanz. Das ist die Wärmemenge, die erforderlich ist, diese Substanz um 1 K (oder 1 °C) zu erwärmen. Die Wärmekapazität von 1 g
einer Substanz ist die spezifische Wärmekapazität c (J/Kg):
c = C/m (m = Masse der Substanz)
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ein Eiswürfel kühlt ein Getränk: die für das Schmelzen des Eiswürfels erforderliche
Schmelzwärme wird dem Getränk entzogen.
Man friert nach warmer Dusche oder warmem Pool: das am Körper anhaftende Wasser
verdampft und die dazu erforderliche Verdampfungswärme wird dem Körper entzogen.
Kühlschrank: enthält Gas, das unter Druck verflüssigt wird. Flüssigkeit absorbiert Wärme
wenn sie dann wieder verdampft und entzieht dabei dem Kühlschrank Wärme.
184
_________________________
Dampfdruck einer Flüssigkeit
__________________________________
Die oben stehende Abbildung zeigt die
Energieverteilung von Molekülen an der
Oberfläche einer Flüssigkeit. Mit steigender Temperatur steigt also die Tendenz
von Molekülen in die Gasphase zu entweichen.
Ein Gedankenexperiment
Zu Beginn läge Vakuum vor (keine Moleküle
in der Gasphase ⇒ Ethanol-Moleküle verdampfen in die Gasphase bis sich ein
Gleichgewicht einstellt ⇒ Gleichgewichtsdampfdruck.
185
_________________________
Dampfdruck einer Flüssigkeit
__________________________________
Eine Flüssigkeit siedet, wenn ihr
Dampfdruck gleich dem externen
Druck über der Flüssigkeit wird. Der
Siedepunkt bei 1 atm ist der Normalsiedepunkt. Der Normalsiedepunkt von
H2O ist 100°C.
Solange beim Kochen noch H2O im
Topf ist, steigt die Temperatur nicht
über 100°C.
Wird in den Bergen gekocht, dann
siedet Wasser wegen des geringeren
Druckes bei niedrigerer Temperatur
und es dauert länger bis die Speise
gegart ist.
186
_________________________
Kolligative Eigenschaften von Lösungen
__________________________________
Beim Übergang von reinen Flüssigkeiten zu Lösungen kommen
besondere Eigenschaften zum Tragen. Reines Wasser friert bei
0°C, aber wenn Ethylenglykol zugegeben wird, erniedrigt sich
der Gefrierpunkt im Vergleich zu reinem Wasser (siehe Kühlwasser beim Auto). Zusätzlich wird der Siedepunkt dieser Lösung
über den Siedepunkt von reinem Wasser erhöht, so dass der
Motor bei höherer Temperatur betrieben werden kann.
Die Gefrierpunktserniedrigung und die Siedepunktserhöhung
von Lösungen sind physikalische Eigenschaften, die von der Zahl
der gelösten Moleküle und nicht von deren Art abhängen.
Derartige Eigenschaften werden kolligative Eigenschaften
genannt. Auch die Dampfdruckerniedrigung ist eine kolligative
Eigenschaft.
187
_________________________
Kolligative Eigenschaften von Lösungen: Dampfdruckerniedrigung
__________________________________
Bei Zugabe eines nichtflüchtigen Stoffes zu einem Lösemittel ⇒ Dampfdruck des
Lösemittels wird erniedrigt. Dieser Effekt ist in der untenstehenden Abbildung
verdeutlicht.
Das Ausmaß der Dampfdruckerniedrigung ist proportional der Konzentration des nichtflüchtigen
Stoffes. Diese Beziehung wird durch das Raoult´sche
Gesetz beschrieben:
p A = x A ∗ p A0
p A = Dampfdruck ⋅ der ⋅ Lösung
p A0 = Dampfdruck ⋅ des ⋅ reinen ⋅ Lösemittels
x A = Stoffmengenanteil ⋅ des ⋅ reinen ⋅ Lösemittels
x A < 1 ⇒ p A < p A0
188
_________________________
Kolligative Eigenschaften von Lösungen:
Gefrierpunktserniedrigung und Siedepunktserhöhung
__________________________________
Wie wird sich das Phasendiagramm einer Lösung und damit deren Siede- und Gefrierpunkt
ändern ? Die Zugabe eines nichtflüchtigen Stoffes erniedrigt den Dampfdruck der Lösung
relativ zum reinen Lösemittel. Der Verlauf der Phasentrennlinie flüssig/gasförmig (liquid/gas)
verläuft also unter der entsprechenden Trennlinie des reinen Lösemittels und die
entsprechenden Schnittpunkte bei 1 atm liefern dann den erhöhten Siedpunkt bzw. den
erniedrigten Gefrierpunkt.
Siede/Gefrierpunkt des
reinen Lösemittels
Siede/Gefrierpunkt der
Lösung
∆Tb = Kb∗m
∆Tf = Kf∗m
Kb, Kf: Lösemittel-spezifische Konstanten
m: Molalität des gelösten Stoffes (Zahl
der Mole des gelösten Stoffes pro 1000 g
Lösemittel)
Kb für H2O: 0.51 (°C/m)
Kf für H2O: 1.86 (°C/m)
1 molale NaCl ⇒ 1m in Na+ und 1m in Cl- ⇒ 2 m in gelösten Teilchen (Ionen) ⇒ ∆Tb = 1.02°C
1 molale Glukose ⇒ 1m in C6H12O6 ⇒ ∆Tf = 1.86°C
189
_________________________
Mischung flüchtiger Flüssigkeiten
__________________________________
Bei der Behandlung binärer Mischungen, deren Komponenten beide flüchtig sind, interessiert
uns besonders die Beziehung zwischen Siedepunkt und Zusammensetzung der flüssigen
Mischung. Diese Abhängigkeit ist entscheidend für die destillative Trennung von
Flüssigkeiten.
Siedediagramm einer binären Mischung zweier
flüchtiger Flüssigkeiten A und B: Die waagrechte Verbindungslinie verläuft zwischen zwei
Punkten, die die Zusammensetzung von Flüssigkeit und Dampf angeben, die bei der betreffenden
Temperatur im Gleichgewicht stehen. Die untere
Kurve beschreibt die Abhängigkeit des Siedepunktes der Mischung von deren Zusammensetzung.
Fraktionierte Destillation: durch
wiederholte Verdampfung und
Kondensation wird die leichter
flüchtige Komponente rasch
angereichert.
Zusammensetzung
der Flüssigkeit
B
A
190
Herunterladen