Leibniz Universität Hannover Fakultät für Mathematik und Physik Prof. Dr. M. Erné, apl. Prof. Dr. T. Holm 8. Juni 2010 Übungen zu Diskrete Strukturen Sommersemester 2010 Blatt 8 - Lösungshinweise 22. Geben Sie in Form einer Tabelle an, welche der Eigenschaften reflexiv, irreflexiv, symmetrisch, antisymmetrisch, transitiv, total die folgenden Relationen auf der Menge Z der ganzen Zahlen haben: T1 = {(x, y) | xy > 0}, T2 = {(x, y) | x ist ein positiver Teiler von y} T3 = {(x, y) | x ist zu y teilerfremd}, T4 = {(x, y) | x − y ist gerade} T5 = {(x, y) | x + y ist ungerade}. Lösung: Eine Relation R auf X heißt (vgl. [Skript, Abschnitt 2.2])... • reflexiv, falls xRx für alle x ∈ X, • irreflexiv, falls xRx für kein x ∈ X gilt, • symmetrisch, falls aus xRy stets yRx folgt, • antisymmetrisch, falls xRy und yRx nur für x = y möglich ist, • transitiv, falls aus xRy und yRz stets xRz folgt, • total, falls xRy oder yRx für beliebige x, y ∈ X gilt. Für die konkreten Relationen auf Z ergibt sich (mehr Details in den Übungen)... T1 T2 T3 T4 T5 reflexiv irreflexiv symmetrisch antisymmetrisch — — + — — — — + — — + — + — + — — + + — transitiv total + — + — — — + — — — 23. Bestimmen Sie für eine n-elementige Menge X die Anzahl der (a) Relationen auf X, (b) reflexiven Relationen auf X, (c) symmetrischen Relationen auf X, (d) totalen Relationen auf X. Lösung: Wir betrachten die möglichen Inzidenzmatrizen (Zeilen und Spalten indiziert bezüglich einer fest gewählten Reihenfolge der Elemente in X). (a) Als Inzidenzmatrizen sind alle n × n-Matrizen mit Einträgen aus {0, 1} erlaubt. 2 2 Davon gibt es 2n viele, also gibt es 2n verschiedene Relationen auf X. (b) Die Inzidenzmatrizen der reflexiven Relationen müssen 1en auf der Diagonalen haben. Alle anderen n2 −n Einträge der Inzidenzmatrix sind frei wählbar aus {0, 1}. 2 Daher gibt es 2n −n reflexive Relationen auf X. (c) Die symmetrischen Relationen entsprechen genau den symmetrischen 0 − 1Matrizen. Bei einer symmetrischen Matrix sind die n Diagonaleinträge frei wählbar; auf den n2 − n Nicht-Diagonaleinträgen ist die Hälfte frei wählbar (denn mit dem (x, y)-Eintrag ist der (y, x)-Eintrag auch fest). Daher gibt es 2n+ n+1 2( 2 ) symmetrische Relationen auf X. n2 −n 2 = 2 n2 +n 2 = (d) Zur Erinnerung: eine Relation heißt total, wenn für alle x, y ∈ X gilt: xRy oder yRx. Insbesondere sind totale Relationen reflexiv, d.h. die Inzidenzmatrizen haben 2 1en auf der Diagonale. Auf jedem der n 2−n Paare von Nicht-Diagonaleinträgen gibt n n2 −n es drei erlaubte Paare: (1, 1), (1, 0) und (0, 1). Daher gibt es 3 2 = 3( 2 ) totale Relationen auf X. 24. Welche der folgenden Relationen auf der jeweiligen Menge M sind Äquivalenzrelationen? Geben Sie gegebenenfalls die Äquivalenzklassen an, sowie ein Repräsentantensystem. (a) M = Z, R = {(x, y) | x2 = y 2 }. (b) M = Z, R = {(x, y) | 2 teilt x + y}. (c) M = Z, R = {(x, y) | 3 teilt x + y}. (d) M = R2 , (x1 , y1 )R(x2 , y2 ) ⇐⇒ x1 − y1 = x2 − y2 . (e) M die Menge aller Geraden in der Ebene R2 ; zwei Geraden stehen genau dann in Relation, wenn sie senkrecht aufeinander stehen. Lösung: (a) R ist eine Äquivalenzrelation. Die Äquivalenzklasse einer Zahl x ist gegeben durch {x, −x}. Ein Repräsentantensystem ist daher z.B. die Menge N0 . (b) R ist eine Äquivalenzrelation. Reflexivität und Symmetrie sind offensichtlich. Für die Transitivität sei xRy und yRz, also 2 ein Teiler von x + y und von y + z. Damit ist 2 dann auch ein Teiler von (x + y) − (y + z) + 2z = x + z, also xRz. Die Äquivalenzklasse einer Zahl x ist gegeben durch [x] = {y ∈ Z | x + y gerade} = {y ∈ Z | x − y = x + y − 2y gerade}. Es gibt also genau zwei Äquivalenzklassen, [0] und [1], die Menge der geraden und die Menge der ungeraden Zahlen. (c) R ist keine Äquivalenzrelation, z.B. gilt nicht 1R1, da 3 nicht 2 teilt. (d) R ist eine Äquivalenzrelation. Reflexivität folgt direkt aus der Definition. Symmetrie: Aus x1 − y1 = x2 − y2 folgt natürlich sofort x2 − y2 = x1 − y1 . Transitivität: Sei (x1 , y1 )R(x2 , y2 ) und (x2 , y2 )R(x3 , y3 ), also x1 − y1 = x2 − y2 und x2 − y2 = x3 − y3 . Dann folgt auch x1 − y1 = x3 − y3 , also (x1 , y1 )R(x3 , y3 ). Setzen wir c := x1 − y1 , so gilt (x1 , y1 )R(x2 , y2 ) genau dann, wenn beide Punkte (x1 , y1 ) und (x2 , y2 ) auf der Geraden x − y = c liegen. Die Äquivalenzklassen sind daher die Parallelen zur Geraden x = y, und ein Repräsentantensystem ist gegeben durch die Punkte {(c, 0) | c ∈ R} (Schnittpunkte der Geraden mit der x-Achse). (e) R ist keine Äquivalenzrelation, da nicht reflexiv (eine Gerade steht nicht senkrecht auf sich selbst). Knacky 8: Ein Schachturnier Bei einem Schachturnier mit 8 Teilnehmern spielt jeder gegen jeden anderen genau eine Partie. Wieviele mögliche Ausgänge gibt es bei einem solchen Turnier (Gewinn, Verlust oder Remis = Unentschieden in jeder Partie)? Durch die Gesamtpunktezahlen aus allen gespielten Partien (1 für Gewinn, 1/2 für Remis, 0 für Verlust) werden totale Quasiordnungen zwischen den Spielern hergestellt. Wieviele Rankings können dabei entstehen? Lösung: Es werden 82 Partien mit je drei möglichen Ausgängen gespielt. Insgesamt gibt es also 328 = 22876792454961 mögliche Ausgänge. Für die möglichen Rankings müssen alle totalen Quasi-Ordnungen bzw. alle geordneten Partitionen von 8 Spielern bestimmt werden. Das sind zusammen P8 m!S n,m = 1!·1+2!·127+3!·966+4!·1701+5!·1050+6!·266+7!·28+8!·1 = 545835. m=1 (Warum sind diese Rankings tatsächlich allesamt realisierbar?)