Aufgabe 1 Zeigen Sie mit vollständiger Induktion, dass für alle n ∈ N gilt: n X ln k > n ln n − n k=1 Lösung: Beweis durch vollständige Induktion Induktionsanfang: Für n = 1 ist 1 X ln k = ln 1 = 0 > −1 = 1 ln 1 − 1. k=1 Induktionsschritt: Es ist n+1 X k=1 ln k = n X IVor ln k + ln(n + 1) > n ln n − n + ln(n + 1) ≥ (n + 1) ln(n + 1) − (n + 1) ⇐⇒ k=1 1 ≥ n ln(n + 1) − n ln n ⇐⇒ ln e ≥ n (ln(n + 1) − ln n) ⇐⇒ n n+1 Monotonie von ln e ≥ ln ⇐⇒ n n n+1 . e ≥ n ln Die letzte Ungleichung ist aber für alle n ∈ N erfüllt, weil die rechts stehende Folge monoton wachsend gegen e konvergiert. Aufgabe 2 a) Zeigen Sie dass für alle komplexen Zahlen z, w ∈ C die folgende Gleichung richtig ist: 2 2 2 2 |z + w| + |z − w| = 2 |z| + 2 |w| Was bedeutet diese Gleichung geometrisch? b) Finden Sie alle komplexen Zahlen z ∈ C mit zz − 2z − 2z = 2 Skizzieren Sie die gefundene Menge. Lösung: a) Es ist 2 2 |z + w| + |z − w| = (z + w)(z̄ + w̄) + (z − w)(z̄ − w̄) = 2z z̄ + 2ww̄ = 2|z|2 + 2|w|2 . Das ist die sogenannte Parallelogrammgleichung, die besagt, dass die Summe der Quadrate der Diagonalenlängen gerade der doppelten Summe der Quadrate der Seitenlängen entspricht. Dies kann man auch als Folgerung aus dem Cosinussatz beweisen. b) Es ist 2 z z̄ − 2z − 2z̄ = (z − 2)(z̄ − 2) − 4 = 2 ⇐⇒ |z − 2| = 6. √ Die letzte Gleichung stellt einen Kreis um z0 = 2 mit dem Radius r = 6 dar. oder: 2 2 2 2 Mit z = x + iy wird die Gleichung √ zu x + y − 4x = 2 bzw. (x − 2) + y = 6. Dies ist ein Kreis in der (x, y)-Ebene vom Radius 6 um den Punkt (2, 0). Aufgabe 3 Zeigen Sie: lim n→∞ √ n n=1 Lösung: Setze an := √ n n − 1 > 0, dann ist nach dem Binomischen Satz und für n > 2 n = (1 + an )n = n X n(n − 1) 2 n n an , akn > a2n = k 2 2 k=0 Nach dem Einschachtelungssatz ist dann lim an = 0, n→∞ also lim n→∞ √ n n = 1. r also 0 < an < 2 . n−1 Aufgabe 4 a) Notieren Sie das Theorem von Bolzano-Weierstraß. b) Notieren Sie das Cauchykriterium für die Konvergenz von Zahlenfolgen. Lösung: a) Jede beschränkte, unendliche Folge reeller oder komplexer Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge. b) Eine Zahlenfolge (an ) ist genau dann konvergent, wenn sie eine Cauchy-Folge ist, d. h. wenn zu jedem ε > 0 ein n0 ∈ N existiert, so dass für alle n, m ≥ n0 gilt: |an − am | < ε. Aufgabe 5 a) Konvergiert die durch a0 := 2, a1 := 1 und an+1 = an + an−1 2 gegebene Zahlenfolge (n ∈ N) ? b) Bestimmen Sie ggf. den Grenzwert. Lösung: a) Es ist an+1 − an = an − an−1 an + an−1 − an = − , 2 2 also a2 − a1 = a3 − a2 = a4 − a3 = a1 − a0 2 a2 − a1 a1 − a0 − = 2 4 a3 − a2 a1 − a0 − =− 2 8 − .. . an − an−1 = −1 2 n−1 (a1 − a0 ) Nun ist für p ∈ N an+p − an = n+p X (ak − ak−1 ) = (a1 − a0 ) k=n+1 < = n+p X k=n+1 k−1 ∞ X −1 (a1 − a0 ) = (a1 − a0 ) 2 k=n+1 n+1 3 −1 (a1 − a0 ) , 2 2 −1 2 k−1 1 1+ 1 2 − 1− 1 −1 n+1 2 + 12 ! (an ) ist also eine Cauchy-Folge und damit konvergent. b) Weiterhin ist n k−1 n X 1 − −1 −1 2 an = (ak − ak−1 ) + a0 = (a1 − a0 ) + a0 = (a1 − a0 ) + a0 , 2 1 + 12 k=1 k=1 n X woraus sofort lim an = n→∞ folgt. 2 2a1 + a0 4 (a1 − a0 ) + a0 = = 3 3 3 Aufgabe 6 Für n ∈ N sei eine Zahlenfolge (an ) gegeben durch an = n2 + 2n (n + 1)2 a) Zeigen Sie, dass (an ) monoton wachsend und nach oben beschränkt ist. b) Berechnen Sie a := limn→∞ an . c) Finden Sie eine möglichst kleine Zahl n0 (ε) ∈ N, so dass gilt |an − a| < 0, 0025 = 1 400 für n ≥ n0 (ε). Lösung: a) Es ist an = n2 + 2n + 1 − 1 1 =1− < 1, (n + 1)2 (n + 1)2 also ist die Folge nach oben beschränkt. 1 also moAußerdem ist die Folge (n + 1)2 offensichtlich monoton wachsend, die Folge (n+1) 2 1 noton fallend und die Folge − (n+1) wieder monoton wachsend. Damit wächst aber auch (an ) 2 monoton. b) Offensichtlich ist lim an = 1 − lim n→∞ n→∞ 1 = 1. (n + 1)2 c) Es ist |an − 1| = 1 1 < ⇐⇒ (n + 1)2 > 400 ⇐⇒ n + 1 > 20, (n + 1)2 400 also ist n0 = 20 das kleinst möglichste n0 . Aufgabe 7 Notieren Sie den Taylorschen Lehrsatz mit Lagrange-Restglied. Lösung: Sei f eine in einer Umgebung von x0 (n + 1)-mal differenzierbare Funktion, dann gilt in dieser Umgebung f (x) = n X f (n+1) (x0 + ϑ(x − x0 )) f (k) (x0 ) (x − x0 )k + (x − x0 )n+1 k! (n + 1)! k=0 mit einem ϑ ∈ (0, 1). Aufgabe 8 Untersuchen Sie die folgenden Reihen: a) Konvergiert die Reihe ∞ X k=2 b) Konvergiert die Reihe ∞ X √ 1 (ln k)ln k n+9− n n=1 √ n+1 1 2 c) Konvergiert die Reihe ∞ X (−1)n n n2 + 3 n=2 d) Für welche z ∈ C konvergiert die Reihe ∞ X n! n z (2n)! n=1 e) Konvergiert die Reihe ∞ X n3 + e n nn n=0 Lösung: a) Da die Logarithmusfunktion monoton wächst, bildet die Summandenfolge eine monoton fallende Nullfolge. Man darf also den Cauchyschen Verdichtungssatz anwenden. Die verdichtete Reihe n ∞ ∞ X X 2n 2 n = n ln 2 (n ln 2)ln 2 n=1 (ln 2 ) n=1 untersuchen wir mit dem Wurzelkriterium. Wegen lim n→∞ 2 =0 (n ln 2)ln 2 konvergiert diese und damit auch die Ausgangsreihe. b) Es ist √ n+9− n 1 2 √ n+1 = √ n+9+ 8 √ 8 4 √ > √ √ √ = n + 9 n+1 n n+9+ n+9 n+9 und die Reihe divergiert nach Vergleichskriterium, weil die harmonische Reihe divergiert. c) Wegen n n+1 n3 + 2n2 + 4n / = 3 >1 2 + 3 (n + 1) + 3 n + n2 + 3n + 3 bilden die Beträge der Summanden eine monoton fallenden Nullfolge. Da die Reihe außerdem alterniert, konvergiert sie nach Leibnizkriterium. n2 d) Nach Quotientenkriterium ist (n+1)! n+1 (2n+2)! z n+1 1 1 n→∞ = |z| = |z| −→ 0 n! n (2n + 1)(2n + 2 2 2n + 1 (2n)! z und die Reihe konvergiert für alle z ∈ C. e) Für hineichend große n ist e n e n en + e n n3 + e n < < 2 < 2 =2 nn nn n 2e n 1 2 und die Reihe konvergiert nach dem Vergleichskriterium, weil die Vergleichsreihe (bis auf den Faktor 2) eine geometrische Reihe mit dem Quotienten q = 1/2 < 1 ist. oder: Für hinreichend große n ist √ √ n n n √ e n→∞ n3 + e n n3 + e n e + en n = 0 ≤ |an | = ≤ = 2 −→ 0 n n n n n und die Reihe konvergiert nach dem Wurzelkriterium. r p n n Aufgabe 9 Untersuchen Sie, ob die Funktion f : R \ {0} → R, gegeben durch f (x) = |x| x stetig in x = 0 fortgesetzt werden kann. Lösung: Wegen |x| −x = lim = −1 und x→−0 x x→−0 x lim |x| x = lim =1 x→+0 x x→+0 x lim stimmen die einseitigen Grenzwerte nicht überein. Die Funktion f hat in x = 0 eine Sprungstelle und kann nicht stetig in x = 0 fortgesetzt werden. Aufgabe 10 Bestimmen Sie den folgenden Grenzwert xx − x x→1 1 − x + ln x lim Lösung: Es ist nach der Regel von l’Hospital xx − x x→1 1 − x + ln x lim = = = ex ln x − x x→1 1 − x + ln x ex ln x (ln x + 1) − 1 lim x→1 −1 + 1/x x ln x e ((ln x + 1)2 + 1/x) lim = −2. x→1 −1/x2 lim Aufgabe 11 Bilden Sie die Ableitung f 0 von folgenden Funktionen f . a) f (y) = arsinh y √ b) f (x) = ln(x + 1 + x2 ) Lösung: a) Für x = arsinh y, y = sinh x haben wir 0 (arsinh ) (y) = 1 1 1 1 = =p =√ 0 2 cosh x (sinh ) (x) 1 + sinh x 1 + y2 Beachte: cosh 2 x − sinh 2 x = 1 b) √ x p 1 + √1+x 2 d 1 + x2 + x 1 2 √ √ √ =√ ln(x + 1 + x ) = = 2 2 2 dx x+ 1+x 1+x x+ 1+x 1 + x2 Aufgabe 12 Es sei f : (x0 − d, x0 + d) → R gegeben, d > 0. a) Welche der nachstehenden Aussagen sind richtig ? (i) f differenzierbar in x0 ⇒ f stetig in x0 , (ii) f stetig in x0 ⇒ f differenzierbar in x0 b) Beweisen Sie Ihre Behauptung aus a). Lösung: a) (i) ist richtig, (ii) ist i. a. falsch. b) Sei f in x0 differenzierbar, dann existiert der Grenzwert lim x→x0 f (x) − f (x0 ) = f 0 (x0 ). x − x0 Dann existiert aber auch der Grenzwert lim f (x) = f (x0 )+ lim (f (x) − f (x0 )) = f (x0 )+ lim x→x0 x→x0 x→x0 f (x) − f (x0 ) lim (x − x0 ) = f (x0 )+f 0 (x0 )·0 = f (x0 ). x→x0 x − x0 Der Grenwert in x0 ist also gleich dem Funktionswert, das heißt die Funktion ist in x0 stetig. Damit ist (i) bewiesen. Betrachte die Funktion f (x) = |x − x0 |, die als Betrag eines Polynoms überall, also auch in x0 stetig ist. Nun hat aber der Differenzenquotient d(x) = f (x) − f (x0 ) |x − x0 | = x − x0 x − x0 in x = x0 eine Sprungstelle, wie bereits in Aufgabe 9 gezeigt wurde, also kann der Grenzwert in x0 nicht existieren und die Funktion f ist in x0 nicht differenzierbar.