Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Serie 4 - Folgen und Reihen 1. Untersuchen Sie die nachstehenden Zahlenfolgen. Sind sie beschränkt? Sind sie monoton? Konvergieren sie, und falls ja, wie lautet ihr Grenzwert? a) an = cos πn 3 b) an = c) an = 1 + n22 + n32 n2 3n4 −5n2 +2 7n4 −4n3 + ··· + n−1 n2 + n n2 d) a1 = 0, a2 = 1, an = 12 (an−1 + an−2 ) für n ≥ 3 √ √ e) an = n + 1 − n p f) an = (n + 1)n − n Lösung a) Offensichtlich ist {an } nach unten durch −1 und nach oben durch 1 beschränkt. Die ersten zwei Folgenglieder sind a1 = 21 und a2 = − 12 . Da cos bekanntlich 2π-periodisch ist, gilt für alle n ∈ N: an+6 = an . Deshalb kann die Folge nur monoton sein oder konvergieren, wenn sie konstant ist. Das ist sie aber nicht. Also ist sie nicht monoton und konvergiert auch nicht. b) Es gilt 1 2 3 n−1 n 1 1 n(n + 1) 1 1 + 2 + 2 + ··· + + 2 = 2 (1 + · · · + n) = 2 = + . 2 2 n n n n n n n 2 2 2n 1 Die Folge 2n ist beschränkt (durch 12 von oben und 0 von unten), monoton fallend und konvergiert gegen 0. Daher ist {an } ebenfalls beschränkt, monoton fallend und konvergiert gegen 12 . an = c) Wir rechnen wie üblich an = 3 − 5n−2 + 2n−4 3n4 − 5n2 + 2 n−4 · = 7n4 − 4n3 n−4 7 − 4n−1 und da der Zähler gegen 3 und der Nenner gegen 7 konvergiert, konvergiert {an } gegen 3 7 . Insbesondere ist die Folge beschränkt. Monoton ist sie wegen a1 = 0 < 3 200 < = a3 7 459 jedoch nicht. Wir haben a1 < a3 und wäre sie monoton steigend, so würde auch a3 ≤ limn→∞ an gelten. 1 d) Wir rechnen 1 1 (an+1 + an ) − an+1 = − (an+1 − an ) 2 2 2 n n 1 1 1 = − (an − an−1 ) = · · · = − (a2 − a1 ) = − . 2 2 2 an+2 − an+1 = Daher gilt an = a1 + n−2 X n−2 X k=0 k=0 (ak+2 − ak+1 ) = 1 − 2 k . Das ist die Partialsummenfolge einer geometrischen Reihe mit Faktor q = − 12 und konvergiert bekanntlich. Daher ist {an } beschränkt. Offensichtlich ist sie nicht monoton, denn a3 = 21 und somit a1 < a2 > a3 . Der Grenzwert ist nach der Summenformel für 1 die geometrische Reihe 1−(−1/2) = 32 . e) Wir rechnen an = = √ √ √ √ n+1+ n √ n + 1 − n = ( n + 1 − n) √ n+1+ n 1 n+1−n √ √ =√ √ . n+1+ n n+1+ n √ √ Die Folge ist offensichtlich monoton fallend, konvergiert gegen 0 und ist daher auch beschränkt. f) Wegen an = = p p p(n + 1)n + n (n + 1)n − n = (n + 1)n − n p (n + 1)n + n (n + 1)n − n2 n 1 p =p =q (n + 1)n + n (n + 1)n + n 1 + n1 + 1 ist die Folge monoton wachsend und konvergiert gegen 12 , daher ist sie auch beschränkt. 2. a) Sei an = a1 + (n − 1)d mit a1 ∈ R eine arithmetischeP Folge reeller Zahlen. Finden Sie eine explizite Formel für die n-te Partialsumme ni=1 ai einer arithmetischen Reihe. b) Sei an = a1 q n−1 mit a1 ∈ R eine geometrische Folge reeller Zahlen mit |q| < 1. Zeigen Sie: {an } konvergiert gegen 0. Lösung 2 a) Wir rechnen n X n X ai = i=1 i=1 (a1 + (i − 1)d) = = na1 + d n−1 X n X a1 + d i=1 i = na1 + d i=0 n X i=1 (i − 1) (n − 1)n 2 2a1 + d(n − 1) n(a1 + an ) = n = . 2 2 b) Sei ε > 0. Wir wollen zeigen: ∃N (ε) ∈ N ∀n > N (ε) : |an | ≤ ε. Sei N (ε) eine natürliche Zahl mit N (ε) ≥ log|q| (ε|q|/|a1 |). Wegen |q| < 1 und n > N (ε) gilt |q|n < |q|N (ε) . Daher gilt für alle natürlichen Zahlen n > N (ε), dass |an | = |a1 ||q n−1 | = |a1 ||q|n |a1 ||q|log|q| (ε|q|/|a1 |) |a1 | ε|q| < = =ε |q| |q| |q| |a1 | und wir sind fertig. 3. (Die Eulersche Zahl) Wir definieren zwei Folgen {an } und {bn } durch 1 n an := 1 + n und 1 −n bn := 1 − . n bn = (1 − n1 )−n b b e b b bc b b b b b b b b b b b b b b b | | an = (1 + n1 )n | | | | | | | | Ziel dieser Aufgabe ist zu zeigen, dass diese beiden Folgen gegen denselben Grenzwert konvergieren. Dieser wird in der Vorlesung e, die Eulersche Zahl, genannt werden. 3 a) Zeigen Sie bn+1 = an 1 1+ n . b) Zeigen Sie mit der Ungleichung von Bernoulli (siehe Serie 2, Aufgabe 1), dass 1 an ≥1− bn n und folgern Sie, dass die Folge {an } monoton wächst. c) Zeigen Sie auf ähnliche Weise, dass {bn } monoton fällt. d) Folgern Sie, dass lim an = lim bn . n→∞ n→∞ Lösung a) Bemerke zuerst, dass wir die Folgen alternativ auch folgendermassen darstellen können n+1 n an = n und bn = n−1 n −n = n n−1 n . Wir rechnen n + 1 n+1 = n n+1 1 = an = an 1 + . n n bn+1 b) Zu beweisen ist, dass Es gilt 1 n 1 n 1 1+ 1− ≥1− . n n n 1 n 1 n 1 1 n 1 n 1+ 1− = 1+ 1− = 1− 2 . n n n n n Auf die rechte Seite wenden wir Bernoulli an: 1 n 1 1 1− 2 ≥1−n 2 =1− . n n n Daher gilt mit a) 1 1 1 an ≥ 1 − bn = 1 − 1+ an−1 n n n−1 n−1 n = an−1 = an−1 . n n−1 4 c) Zuerst wollen wir folgende Ungleichung zeigen: bn 1 >1+ . an n Wieder wenden wir Bernoulli an: n n n n n n2 bn = = an n−1 n+1 n2 − 1 n 1 1 1 1 = 1+ 2 ≥1+n 2 >1+n 2 =1+ . n −1 n −1 n n Die Monotonie erhalten wir dann wieder mit a) durch 1 an = bn+1 . bn > 1 + n d) Die Folgen {an } und {bn } sind beide monoton. Weiter gilt wegen a) für jedes n ∈ N: an < bn+1 < b1 und bn > an−1 > a1 , daher sind die Folgen {an } und {bn } nach oben beziehungsweise unten beschränkt. Somit konvergieren sie. Um den Grenzwert zu berechnen, beobachten wir, dass lim 1 + n→∞ 1 =1 n und daher gilt wegen a) lim bn = n→∞ lim bn+1 1 = lim an 1 + n→∞ n 1 = lim an · lim 1 + n→∞ n→∞ n = lim an · 1 n→∞ n→∞ = lim an . n→∞ 4. Untersuchen Sie die Konvergenz folgender Reihen: a) b) c) P∞ √ 3k+5 3k P∞ 1+2k k=1 k+3k P∞ k! k=1 kk k=1 5 √ k−√ k k=1 (k+ k)2 d) P∞ e) P∞ k=1 ln (k−1 +7) cos (kπ) √ k+π Lösung a) Hier können wir das Quotientenkriterium verwenden. p 3(k + 1) + 5 ak+1 3k √ · = ak 3k+1 3k + 5 s r 3 + k8 k→∞ 1 3k + 8 1 1 = · −→ < 1 = · 3 3k + 5 3 3 3 + k5 Es folgt also, dass die Reihe konvergiert. b) Wir schätzen die Folgenglieder ab. 1 + 2 k 2k + 2 k 2 · 2k ≤ |ak | = = k + 3k 3k 3k k 2 = 2 . 3 Wir haben also die geometrische Reihe mit a = 2 und q = 23 < 1 als konvergente Majorante gefunden. Daraus folgt, dass die gegebene Reihe konvergiert. c) Die Reihe konvergiert. Nachweis mittels Quotientenkriterium: (k+1)! (k+1)(k+1) k! kk kk (k + 1)k!k k (k + 1)(k + 1)k k! k k = = k+1 (k + 1)k (k+1) −1 1 1 k→∞ −1 = 1− · 1− −→ e < 1. k+1 k+1 | {z } | {z } ak+1 ak = = k→∞ −1 −→ e k→∞ −→ 1 Beachte, dass der erste Faktor der letzten Zeile mit (bk+1 )−1 aus Aufgabe 3 übereinstimmt. d) Sei ak := √ k−√ k . (k+ k)2 Nun ist √ √ k 1 − 1/ k 1 1 − 1/ k √ √ ak = ; = · k 1 + 2/ k + 1/k k 2 1 + 2/ k + 1/k | {z } =:bk 6 der zweite Faktor bk strebt gegen 1, es gibt also ein K mit bk ≥ 12 , ∀k ≥ K. Somit ∞ X k=1 ak ≥ K X k=1 ∞ 1 X 1 . ak + 2 k k=K+1 Wir haben also eine divergente Minorante erhalten. Daraus folgt, dass die gegebene Reihe divergiert. e) Sei ln (k−1 +7) cos (kπ) √ k+π = (−1)k ln (k−1 +7) √ k+π =: (−1)k ak . Weil x 7→ ln(x) monoton wachsend ist, ist die Funktion x 7→ ln( x1 +7) monoton fallend. √ Ausserdem ist der Nenner die monoton wachsende Funktion x 7→ x + π. Wir können −1 +7) √ also folgern, dass x 7→ ln (x monoton fallend ist. Deswegen ist die Folge {ak }k x+π monoton fallend. Weil ln 8 k→∞ ln (k −1 + 7) ≤√ −→ 0, 0 ≤ ak = √ k+π k+π konvergiert die Folge {ak }k gegen 0. Also handelt es sich um eine monoton fallende Nullfolge und die dazugehörende alternierende Reihe konvergiert. 7