VERKAUFEN UND KAUFEN – der Kern des wirtschaftlichen Handelns Wie ein Markt entsteht – das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage 9 Tab. 38.1: Der Markt für Kartoffelchips Das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nennt man Markt. Sehen wir uns nun einen Markt für Kartoffelchips genauer an: Preis pro Packung in € Angebotene Menge in Mio. Packungen/Jahr Nachgefragte Menge in Mio. Packungen/Jahr Marktsituation Wirkung auf den Preis A 5 18 4 Überschuss fällt B 4 16 8 Überschuss fällt 12 Marktgleichgewicht bzw. Markträumung bleibt stabil C 3 12 D 2 7 17 Mangel steigt E 1 0 22 Mangel steigt Tragen wir nun die Angebots- und Nachfragekurve in einem Diagramm ein, dann ergibt sich der Markt für Kartoffelchips wie unten dargestellt: A 1: Beantworten Sie folgende wirtschaftspolitischen Fragen a) Erklären Sie, wie der Staat durch die Besteuerung der Unternehmen das Angebot erhöhen könnte. b) Geben Sie Beispiele, wie der Staat das Angebot an alternativen Heizanlagen für Haushalte erhöhen könnte. c) Was könnte der Staat unternehmen, um das Angebot an 5-Sterne-Hotels zu erhöhen? d) Was könnte der Grund dafür sein, warum immer weniger Greißler/innen ihre Waren anbieten? e) Was könnte der Staat bzw. die EU unternehmen, damit weniger Tabak angeboten wird? f Was könnte der Staat bzw. die EU Ihf) rer Meinung nach unternehmen, damit genug Erdöl angeboten wird? Alfred Marshall i Alfred Marshall war einer der bedeutendsten Volkswirte seiner Zeit (1842– 1924). Er entwickelte die Darstellung von Angebot und Nachfrage im PreisMengen-Diagramm. Er verglich die Angebots- und Nachfragekurven mit Scheren und sprach daher in diesem Zusammenhang vom Scherentheorem. Alfred Marshall darf nicht mit George Marshall verwechselt werden, nach dem der Marshallplan benannt wurde. Für den Marshallplan erhielt George Marshall 1953 den Friedensnobelpreis und 1959 den Karlspreis. (WS 5 IWK, S. 107) 38 Preis pro Packung in € Zu 9: 5 4 3 Angebot 2 1 Nachfrage 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Menge (Mio. Packungen pro Jahr) 20 22 Abb. 38.2: Angebot und Nachfrage Was passiert am Markt? Bei einem Preis von 5 € werden 4 Mio. Packungen nachgefragt, aber 18 Mio. Packungen angeboten. Es gibt also einen Überschuss. Zu diesem Preis bleiben Packungen in den Regalen der Händler liegen. Auch bei einem Preis von 4 € wird mehr angeboten als nachgefragt, d.h. es gibt einen Überschuss. Sehen Sie nun auch in Abb. 38.2 auf die Y-Achse beim Preis von 4 €. Gehen Sie dann von dort horizontal zur Nachfragekurve und von dort nach unten zur Menge. Sie sehen, dass 8 Mio. Packungen bei einem Preis von 4 € nachgefragt werden. Gehen Sie nun wieder zurück zur Y-Achse zum Preis von 4 €, anschließend von dort horizontal zur Angebotskurve und von dort nach unten zur Menge. Sie sehen, dass 16 Mio. Packungen zu diesem Preis angeboten werden. Sie erkennen auch, dass auf der X-Achse bei der Nachfrage 8 Mio. und beim Angebot 16 Mio. Packungen vorhanden sind, d.h. es gibt einen Überschuss in der Differenz von 8 Mio. Packungen. Bei diesem Preis von 4 € sieht man, dass das Angebot größer als die Nachfrage ist, in diesem Fall muss der Preis sinken. Angenommen der Preis würde so stark fallen, dass er auf 2 € purzelt. In diesem Fall beträgt die Nachfrage 17 Mio. Packungen und das Angebot 7 Mio. Jetzt gibt es einen Mangel. In diesem Fall, wo die Nachfrage größer als das Angebot ist, wird der Preis steigen. Zu einem Preis von 3 € schließlich entspricht das Angebot der Nachfrage. Jetzt wird also genauso viel angeboten wie nachgefragt. Es gibt also weder einen Mangel noch einen Überschuss. Man sagt: Der Markt wird geräumt. Dies ist die effizienteste Situation, die überhaupt erreicht werden kann. In allen anderen Preis-Mengen-Relationen gäbe es entweder einen Mangel oder einen Überschuss. Nur im Marktgleichgewicht werden die knappen Ressourcen effizient eingesetzt. Kapitel 3 10 Was nützt uns die Darstellung von Angebot und Nachfrage in einem Diagramm? Die Darstellung von Angebot und Nachfrage im Preis-Mengen-Diagramm ist das wichtigste volkswirtschaftliche Modell überhaupt. Es wird Sie daher auch laufend durch dieses Lehrbuch begleiten. Mit Hilfe dieses Modells können einfache und hilfreiche Analysen von Märkten durchgeführt werden. Sehen wir uns das nun etwas genauer an: Angenommen wir wären auf dem Markt für Mountainbikes, Angebot und Nachfrage sei vorgegeben: Abb. 39.1: Markt für Mountainbikes Preis in Hundert € 10 8 Nachfrage Angebot 6 A 2: Wir haben gelernt, dass jedes Unternehmen am Markt so viel an Mittel erwirtschaften muss, damit langfristig alle Kosten abgedeckt werden. In bestimmten Bereichen wie bei Spitälern oder großen Theatern und Opern wird in Österreich und in anderen Ländern der EU eine Ausnahme gemacht: Der Staat üübernimmt das Defizit dieser Einrichtungen. Warum macht das der Staat? Halten Sie das ffür gerechtfertigt? A 3: Gegeben ist folgender Markt ffür Schokolade: 4 Mögliche Preise für eine Tafel in Cent 2 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Menge in Tausend Der Gleichgewichtspreis liegt bei diesem Beispiel bei 400 €, die Gleichgewichtsmenge bei 300 000 Stück. Nun ändert sich aber der Markt insofern, als Mountainbiking „in“ wird: Meinungsmacher/innen sind viel mit dem Rad unterwegs, Wege werden ausgebaut, die öffentliche Meinung forciert das Mountainbiking. Volkswirtschaftlich ausgedrückt: Das Bedürfnis mit dem Mountainbike zu fahren ist gestiegen. Was passiert? Es kommt zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve. Es entsteht die neue Nachfragekurve: Abb. 39.2: Veränderungen am Markt für Mountainbikes 10 Preis in Hundert € Zu 9: Nachfrage Nachfrage Angebot in Mio. Tafeln 0 41 20 34 0 8 40 27 16 60 20 24 80 13 32 100 6 40 120 0 48 a) Zeichnen Sie Angebots- und Nachfragekurve in ein Preis-MengenDiagramm ein. b) Erklären Sie die Marktsituation bei einem Preis von 20 Cent und bei einem Preis von 80 Cent. c) Wie sieht die Marktsituation bei 80 Cent aus? 8 Angebot 6 d) Welche Situation ist die effizienteste und was bedeuten Effizienz und Marktgleichgewicht? 4 2 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Menge in Tausend Im ersten Schritt also verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts (siehe ). Der Preis bleibt in dieser Phase noch bei 400 €. Wenn der Preis nun dort bliebe, dann würde das Angebot gleich bleiben, d.h. noch immer bei 300 000 Stück. Die Nachfragemenge bei diesem Preise läge aber bei 450 000 Stück, d.h. die Nachfrage wäre bei diesem Preis größer als das Angebot. Die Folge: Der Preis wird steigen (siehe ), und zwar bis zum neuen Gleichgewichtspreis von 500 €. Zu diesem neuen Preis werden 400 000 Mountainbikes angeboten und nachgefragt. Was ist also durch eine Erhöhung der Nachfrage (Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts) am Markt passiert? Der Preis ist von 400 auf 500 € gestiegen und die Menge von 300 000 auf 400 000 Stück. Eine Erhöhung der Nachfrage führt ceteris paribus zu einer höheren abgesetzten Menge und einem höheren Preis! VOW-Basics: Nachfrage- und Angebotsverschiebungen und ihre Wirkungen auf Preis und Menge Größere Nachfrage höherer Preis und größere Menge Niedrigere Nachfrage niedrigerer Preis und niedrigere Menge Größeres Angebot niedriger Preis und größere Menge Geringeres Angebot höher Preis und geringere Menge 39