Planen und Flexibilität

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Verschiedene neuropsychologische
Leistungen
• Gedächtnis
• Sprache
• Exekutive Funktionen
• Zahlenverarbeitung und Rechnen
• Kognitives Schätzen
• Theory of Mind
• Risikoverhalten
Exekutive Funktionen: Begriffsbestimmung
Kontroll- und Steuerungsprozesse, die uns dazu befähigen,
planmäßig aber flexibel, zielgerichtet und effektiv zu handeln.
Zugeordnete Begriffe:
• Antizipation
• Planung
• Handlungsinitiierung
• kognitive Flexiblität/ Umstellungsfähigkeit („switching“)
• Koordinierung von Informationen/ Prozessen
• Sequenzierung und Zielüberwachung
Smith & Jonides (1999):
5 Komponenten exekutiver Funktionen
Aufmerksamkeit und Inhibition
• Fokussierung d. Aufmerksamkeit auf handlungsrelevante Infos/ Prozesse
• Hemmung irrelevanter Informationen/ Prozesse
Ablauforganisation („Task Management“)
• Erstellen e. Ablaufprotokolls für eine komplexe Handlung, die rasche Wechsel zw. den
beteiligten Komponenten erfordert
Planen
• Planung der Abfolge von Handlungsschritten zur Zielerreichung
Überwachung („Monitoring“)
• Fortlaufende Prüfung u. Akutalisierung d. Inhalte im Arbeitsgedächtnis zur
Bestimmung d. jeweils nächsten Schritts in einer Handlungsfolge
Kodierung
• Kodierung v. Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis nach der Zeit und dem Ort ihres
Auftretens
Modell von Norman & Shallice (1986)
2 Systeme für
Automatisierte „Routine“ - Handlungen: Contention Scheduling
Beispiel:
Weg nach Hause
Neue, nicht routinierte Handlungen: Supervisory Attentional System
Beispiel:
Hindernisse, Umleitung
Konzept der somatischen Marker (Damasio, 1991)
•
Somatische Marker = alle positiven und/ oder negativen Reaktionen
d. autonomen Nervensystems, die mit dem Erleben e. bestimmten
Situation verknüpft werden.
•
Diese meist impliziten affektiven Bewertungen werden zusammen mit
expliziten Gedächtnisinhalten (Vorerfahrungen) aufgerufen und
können gerade in sozialen Situationen eine Tendenz für oder gegen
die Ausführung e. Verhaltensantwort verstärken.
•
Bsp: „Ungutes Gefühl im Bauch“ kann dazu führen, dass der
Handlungsbereite innehält und die beabsichtigte Handlung unterlässt,
um längerfristige negative Folgen zu vermeiden
•
Test: Messung des elektrodermalen Hautwiederstands
(=somatische Körpersignale) => Belege, dass bei Patienten mit
Läsionen d. ventro-medianen PFK nicht mehr „automatisch“ erfolgt
„Dysexekutives Syndrom“
(Baddeley, 1986)
Störungen:
• Planen, Problemlösen
• Handlungsinitiierung
• Flüssigkeit
• Schätzen
• Neigung zu Perseverationen
• verschiedene Enthemmungsphänomene
Neurobiologische Grundlage exekutiver Funktionen
• weit über das Frontalhirn hinausgreifende Netzwerke
• v.a. dorsolateraler präfrontaler Kortex, wahrscheinlich, da
enorme Faserverbindungen innerhalb seiner Grenzen u.
Verbindungen mit fast allen anderen Hirnregionen -> globale
Wirkung auf Mechanismen d. ZNS, beeinflußt viele Hirnstrukturen u.
wird seinerseits viel beeinflußt
• “Stirnhirn = zentrales Forum d. Gehirns, in dem Informationen aus
allen Provinzen d. Organismus zusammengeführt werden, um dort
durch ein hochspezialisiertes intrinsisches (intrakortikales)
Fasersystem “vor Ort” zusammengebunden u. auf diese Weise
miteinander in komplexester Weise in Wechselwirkungen treten zu
können”
• => exekutive Defizite v.a. bei diffusen Gewebsschäden unter
maßgeblicher Beteilung d. Stirnhirns
Planen und Handeln
&
Kognitive Flexibilität
Themen
• Konzepte und Theorien zum Planen und Handeln
und
zur kognitiven Flexibilität
• Neuroanatomische Korrelate
• Testverfahren
• Ausgewählte Studien zu Dysfunktionen des
Planens, Handelns und der kognitiven Flexibilität
Konzepte zum Planen und Handeln und zur
kognitiven Flexibilität
4 Theorien/ Konzepte:
• Pibram (1973, 1987)
• Bernstein (1965, 1967, 1975)
• Shallice (1982, 1988)
• Luria (1960, 1966, 1980, 1967
Basieren auf
kognitionspsychologischen Modellen d.
Informationsverarbeitung
Klinische Theorie, „typisches
Frontalhirnsyndrom“
Gemeinsamkeit:
Komplexer kognitiver Verarbeitungsprozess in
fünf zentralen Komponenten
1. Informationsanalyse, d.h. die Exploration e. physikalischen u./ oder
psychologischen Umfelds
2. Planungsprozess in neuen und unbekannten Situationen
a) Als aktives, Aufmerksamkeit erforderndes Entwerfen von
Handlungsmodellen bzw. Strukturen von Handlungsfolgen
b) als Antizipationsprozess (Intuition), wenn die Informationsanalyse der
aktuellen Situation keinen Hinweis zur Problemlösung ergibt
3. Der automatische Abruf von bereits verfügbaren Plänen bzw. Programmen
in Routinesituationen
Präfrontaler Kortex
4. Das Ausführen von Handlungen
5. Kontrolle von Handlungen durch Rückkopplungsprozess, der einen Vergleich
zwischen aktueller Handlung u. Handlungsplan ermöglicht
Pribrams Modell
Miller (1960): als Reaktion auf Behaviorismus kybernetisches Modell:
Verhalten = koordinierte Folge von Handlungen und Prüfungen, die durch eine
hierarchische, nicht sequentielle Struktur koordiniert wird
Erweiterung durch Pribram (1973): Bedeutung informationstragender Hinweise
(„cues“), ergeben sich aus Kontext und beeinflussen Verhalten
„flexible noticing orders“ -> ermöglichen, sich kontextabhängig u. –adäquat zu
verhalten, inadäquate Handlungen zu unterlassen
Frontalhirn für Planung u. Strukturierung von Verhalten zuständig:
• Frontolimbisch: episodisches Prozessieren (retrorolandisch: automatisch
ablaufendes Verhalten)
• Dorsolateraler Präfrontaler Kortex: im Feedforward-Modus stattfindende
Verarbeitung d. ständigen Inputs aus Peripherie zur Konstruktion von
Modellen zur Modifzierung nachfolgenden Verhaltens
-> enge Verknüpfung zu Kurzzeitgedächtnis
-> morphologische Substrat: enge Verbindung v. dorsolateralem pf K &
Hippocampus
Bernsteins Theorie d. Steuerung d.
Bewegungsapparats
Physiologischer Aspekt:
Frontalhirn = Ausgangssystem steuert Ausführung d. Bewegungen, ihre Initiative
und Programmierung u. Formulierung v. Strategien
Retrorolandischer Kortex = Eingangssystem: Informationsanalyse u.
Wahrnehmung
Frontalhirn bildet „mentale Repräsentation“ einer intendierten Bewegung
2 Kategorien der wahrnehmbaren Welt:
- vergangenes/ gegenwärtiges u. zukünftiges, letzteres durch Exploration ->
durch Abruf v. Erfahrungen + aktuelle Information über aktuellen Kontext
Basis jeder Bewegung: „Modellierung des Künftigen“
Programmierung von Bewegung = Interpolationsprozess zw. Aktuellem u.
zukünftigem, durch das kognitive System
• Auswahl mögl. Verläufe = Wahl zw. Raschem, weniger gut abgesicherten
Prozessen u. langsamen, zuverlässigen Einschätzungen
• Korrekturen über Rückkopplungsprozess
Das Konzept der „Managerial
Knowledge Units (MKUs)“
(Grafman, 1994, 1999)
hierarchische Organisation
erfahrungsabhängiger Wissensstrukturen
SECs
= structured event complexes
- Makrowissen
- umfassen Informationen über Handlungsabläufe (Skripte)
- aber auch über Rahmenbedingungen von Handlungen
eines ganzen Sets von Ereignissen, Ideen und
Vorstellungen
MKUs
die hierarchisch auf der höchsten Stufe stehenden SECs
= managerial knowledge units (MKUs)
beteiligt bei:
- bei kognitiven Plänen
- sozialem Verhalten
- Organisation des Wissens
MKUs
bestehen aus:
Informationen über eine sinnvolle Reihenfolge einzelner
Handlungen innerhalb einer komplexen Sequenz von
Handlungen
- physischer Art (z.B. Tasse füllen bevor man trinken kann)
- kultureller Art (z.B. wissen, dass die meisten Menschen sich
abends die Zähne putzen)
MKUs = erfahrungsabhängige Lösungswege
MKUs
MKUs = erfahrungsabhängige Lösungswege
Aktivierung von MKUs:
abhängig von der Frequenz des Einsatzes
MKUs bilden sich im Laufe der Entwicklung und nehmen
an Differenziertheit zu
Lurias klinische Theorie
3 anatomisch u. funktonal unterschiedliche Basiseinheiten des Gehirns:
• Regulation d. allgmeinen mentalen Tonus u. Wachheitsgrades
-> subkortikal, v.a. Formatio reticularis
• Rezeption, Analyse und Speicherung von Information
-> retrorolandischer Kortex
• Programmierung, Regulation, Überwachung u. Evaluation v. Aktivitäten,
Regulation durch Überprüfung v. Intention u. Handlung
-> v.a. frontal
Typische Symptome von „Frontalhirnpatienten“
• einfache Handlungen ok, Probleme bei Ausführung komplexer Programme –
zumindest, wenn sie nicht vorstrukturiert sind
• Störung d. Auswahl einzelner Handlungsprogramme
• Verlust der Verhaltenskontrolle durch mangelnde Feedbackschleifen
• Verlust der willkürlichen Regulierung von Bewegungen durch Sprache
Neuroanatomische Korrelate
Frontalhirn
Funktionskarte des Frontallappens
Testverfahren
• Stroop-Paradigma
• Verbale und nonverbale Flüssigkeitsaufgaben
• Turm von Hanoi/ Tower of London
• Wisconsin Card Sorting Test
• Dual Task
• Multitasking
Stroop-Paradigma
1: Wörter
lesen
2: Farben
benennen
3:
Interferenzbedingung:
lesen od.
benennen
1+2:
Verarbeitungsgeschwindigkeit
3-1 od. 3-2:
Interferenzanfälligkeit
Stroop-Test: EnDis
1:
Tiernamen
nennen
2:
Tiernamen
nennen
1:
Verarbeitungsgeschwindigkeit
2-1:
Interferenzanfälligkeit
Verbale Flüssigkeitsaufgaben
Prinzip: Nennen von Wörtern mit restriktiven
Suchbedingungen
in vorgegebener Zeit
Aufgabentypen:
• formallexikalisch: vorgegebener Buchstabe, z.B. F, A, S
• semantisch:
vorgegebene Kategorie, z.B. Supermarkt
• alternierend:
abwechselnd Wörter aus 2 Kategorien,
z.B. Gemüse/ Kleidungsstücke
Sehr sensitive Marker für kognitive Störungen
Verbale Flüssigkeitsaufgaben
Verarbeitungsgeschwindigkeit
Aufmerksamkeit
Arbeitsgedächtnis
Verbale
Flüssigkeit
kognitive
Flexibilität
divergentes
Denken
basale
linguistische
Fertigkeiten
semantisches
Gedächtnis
Imagery
Suchstrategien
Problemlösen
Verbale Flüssigkeitsaufgaben:
Alternierend:
Tiere/ Möbelstücke
Auswertung:
- Korrekt genannte Wörter
- Korrekte Wechsel
Exekutive Funktionen
Speed
Sprache
Semantisches Gedächtnis
Turm von Hanoi/
Tower of London
Der Wisconsin Card Sorting Test
• Konzeptbildung
• Beibehalten einer Kategorie
(-> Ablenkbarkeit)
• Set-Shifting
(-> Perseverationen)
• Verarbeitung von Feedback
TAP: Reaktionswechsel (Flexibilität)
-> abwechselnd auf Zahl und auf Buchstaben
reagieren
Multitasking-Aufgabe
Multitasking-Aufgabe
enthält 3 Aufgaben:
• Konstruktionsaufgabe
• Wollknäuelaufgabe
• Perlenaufgabe
Multitasking-Aufgabe
Aufgabenziel
• innerhalb von 10 Minuten soviel wie möglich Punkte erzielen
• alle 3 Aufgaben bearbeiten (alle 3 sind in den 10 Minuten nicht zu schaffen)
- rote Teile bringen mehr Punkte
- zuerst bearbeitete Teile bringen mehr Punkte
Freiheitsgrade
• Bearbeitung der Aufgaben in beliebiger Reihenfolge
• jederzeit Wechsel zwischen den Aufgaben möglich
• Zeit darf durchgängig kontrolliert werden
Regeln
Perlenaufgabe:
- nach jeder Perle Deckel wieder schließen
- Perlen in alternierender Reihenfolge sortieren
- nur 1 Perle auf einmal
Wollknäuelaufgabe:
- Antworten links notieren
- ansonsten nichts auf das Aufgabenblatt schreiben
Multitasking-Aufgabe
Indices
Gedächtnis - Regeln
• unmittelbar (freier Abruf und Abruf mit Hinweisreiz)
• retrospektiv (freier Abruf und Abruf mit Hinweizreiz)
Planung
• Aufgabenanzahl, Aufgabenreihenfolge, roter Plan, Metapläne
Aufgabendurchführung
• Pluspunkte: bearbeitete Teile, Aufgabenwechsel
• Minuspunkte: Regelbrechungen
Planeinhaltung
• Aufgabenanzahl, Aufgabenreihenfolge, roter Plan
Monitoring
• Aufgabenanzahl, Aufgabenreihenfolge, roter Plan, Metapläne,
• Selbsteinschätzung, Regelbrechungen
Baddeley´s Modell des Working Memory
Artikulatorische
Zirkulationsschleife
Zentralprozessor
Visuelle
Zirkulationsschleife
Dual-Task-Aufgaben
TAP: Geteilte Aufmerksamkeit
-> gleichzeitig auf visuelle und akustische Reize
achten
Burgess et al. (1999):
The Cognitive and neuroanatomical correlates
of multitasking
3 Komponenten des Multitasking:
• retrospektives Gedächtnis
• prospektives Gedächtnis
• Planen
anteriorer u. posteriorer G.
Cinguli
Areae 8, 9, 10 u. rechter
dorsolateraler präfrontaler
Kortex
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