1 Pflegediagnose 80292 Angst (im Detail angeben) geringfügig, mäßig, ausgeprägt, panisch Thematische Gliederung: Integrität der Person Definition Ein Pflegephänomen, bei dem ein Mensch Gefühle der Bedrohung und Unsicherheit erlebt, deren Ursachen ihm unklar oder unbekannt sind. Anmerkung der Autoren Der Begriff Angst grenzt sich von der Furcht dadurch ab, dass sich Furcht meist auf eine reale Bedrohung bezieht (gerichtete Angst), Angst ist dagegen meist ein ungerichteter Gefühlszustand. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ätiologie (mögliche Ursachen) Beeinträchtigte Orientierung (zeitlich, örtlich und zur Person) Begegnung mit Unbekanntem Mangelnde Orientierung in Glaubensfragen Unsicherheit (spezifizieren) Gefühl, der Situation nicht gewachsen zu sein Fehlen eines vertrauten sozialen Umfeldes Gefühl der Überforderung Geringer Selbstwert Vertrauensmangel Mangelnde Selbstkontrolle Veränderte Denkprozesse Mangelnde kognitive Fähigkeiten Beeinträchtigte Gesundheit Fehlendes Wissen Informationsmangel Fehlende Kommunikationsmöglichkeiten (spezifizieren) Fehlende Zukunftsperspektiven Fehlender Lebenssinn Schwierigkeiten in privaten Beziehungen Schwierigkeiten in beruflichen Beziehungen Innerliche Unruhe Symptome • • • • • • • • • • • • Ungenügende Bewältigungsformen Unerfüllte Bedürfnisse Suchtmittelmissbrauch Erlerntes Verhalten Manipulation (Übertragung oder Einfluss von außen) Situative Krisen Entwicklungsbedingte Krisen Verminderte Lebensenergie Bedrohung oder Veränderung des Gesundheitszustandes (z. B. terminale Erkrankung) Stress Somatische Beschwerden (spezifizieren) Schmerzen Symptome (Merkmale, Kennzeichen) aus der Sicht des Patienten • Gefühl der – Anspannung – Ungewissheit – starken Erregung – Verzweiflung – Besorgnis – Unsicherheit – Unzulänglichkeit – Unruhe – Nervosität – Hilflosigkeit – Hoffnungslosigkeit • Gefühl eines drohenden Unheils • Vermehrter Harndrang • Vermehrter Stuhldrang • Denkblockaden • Müdigkeit • Bewusstes Wahrnehmen der körperlichen Symptome • Mundtrockenheit • Bauchschmerzen • Zittern • Schlafstörungen 2 3 Angst aus der Sicht der Pflegeperson • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Vermehrtes Schwitzen Erregungszustand Erhöhte Vorsicht, Lauern (Umherschauen, Mustern der Umgebung) Meidet Blickkontakt Wirkt weniger produktiv Ziellose Betätigung Fahrige Bewegungen Erhöhte Reizbarkeit Ruhelosigkeit Zitternde Stimme Ichbezogenheit Vermehrtes Urinieren Durchfall Wiederholtes Fragen Beeinträchtigte Aufnahmefähigkeit Eingeschränkte Wahrnehmung Eingeschränkte Aufmerksamkeit Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit Erschöpfung Verminderte Problemlösungs-/Lernfähigkeit Übelkeit Nausea Gewichtsverlust Zeichen der Anspannung (Muskeln, Gesicht) Erweiterte Pupillen Tachykardie Blutdruckanstieg/-abfall Flachere und schnellere Atmung Kühle Hände/Füße (Vasokonstriktion) Ressourcen Die Ressourcen eines Menschen können sowohl körperlich-funktioneller, psychischer oder sozialer Art sein. Achten Sie immer auf eine umfassende Beurteilung der individuellen Ressourcen. Die folgende Aufzählung enthält lediglich Beispiele und ist nicht vollständig. Körperlich-funktionelle Ressourcen • Geht 1 Stunde pro Tag spazieren • Führt am Morgen die Körperpflege mit Aromaöl durch Maßnahmen 4 Psychische Ressourcen • Spricht über eigene Gefühle • Kennt Entspannungsübungen Soziale Ressourcen • Beteiligt sich mit Begleitung der Bezugsperson an Aktivitäten (spezifizieren) • Die Bezugsperson erkennt Signale, die eine therapeutische Intervention notwendig machen Patientenbezogene Pflegeziele Übergeordnetes Ziel: Vermittelt einen ruhigen Eindruck und teilt mit, dass sich die Angst auf ein erträgliches Maß reduziert hat. Teilziele zum Bereich Wissen • • • Nennt Skills, die in Angstsituationen eingesetzt werden können (spezifizieren) Beschreibt Verhaltensweisen, die die individuelle Sicherheit erhöhen Beschreibt Faktoren zur Angstbewältigung (Patient oder Bezugsperson) Teilziele zum Bereich Motivation • • • Äußert den Wunsch, Entspannungsmethoden zu erlernen (Patient oder Bezugsperson) Bewältigt den Alltag selbstständig und spannungsfrei Sucht nach möglichen Auslösern der Angst und bespricht diese Teilziele zum Bereich Fähigkeiten • Setzt die Ressourcen gezielt ein (spezifizieren) • Spricht mit den Bezugspersonen über vorhandene Gefühle Maßnahmen I. Ermitteln der ursächlichen/begünstigenden Faktoren Ermitteln … • von Ereignissen, Gedanken und Gefühlen, die dem Angstzustand (dem Panikzustand) vorausgegangen sind • welche bedrohlichen Gefühle der Patient in seiner Situation wahrnimmt • von Belastungen/Konflikten, die Angst auslösen können 5 Angst • • • • • • • des bisherigen Medikamentenkonsums (z. B. Einnahme von Kortikosteroiden) eventueller Erbkrankheiten (z. B. Schilddrüsenerkrankung) der Vitalfunktionen der Körperhaltung und Bewegungsmuster der individuellen Copingstrategien (z. B. Rückzugsverhalten, Vermeidung von Interaktionen, Konsum von Drogen/Medikamenten/Alkohol, Schlafstörungen, Einschränkungen) von Abwehrmechanismen des Schweregrades der Angst nach folgenden Kriterien: Geringfügig – – – Wachsam, gesteigerte Wahrnehmung der Umgebung, Aufmerk- samkeit auf Umgebung und unmittelbare Ereignisse fixiert Unruhig, reizbar, schlaflos Der Patient ist noch motiviert, sich mit den vorhandenen Proble- men zu befassen Mäßig – Wahrnehmung eingeschränkt, erhöhte Konzentration, der Patient lässt sich bei der Problemlösung nicht ablenken – Der Patient hat eine zittrige Stimme oder einen veränderten Tonfall – Zittern, erhöhte(r) Puls/Atemfrequenz Ausgeprägt – Wahrnehmung ist vermindert, die Angst beeinträchtigt Alltags- funktionen – Der Patient ist vom Gefühl des Missbehagens / drohenden Unheils eingenommen – Erhöhte(r) Puls/Atemfrequenz mit Klagen über Schwindel,Kribbeln, Kopfschmerzen usw. Panisch – – Gestörte Konzentrationsfähigkeit; unangepasstes Verhalten Der Patient nimmt die Situation verzerrt wahr, er kann Geschehnisse nicht richtig einordnen; er erlebt möglicherweise Terror und Verwirrung, ist unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen (vor Angst gelähmt) Maßnahmen 6 II.Unterstützen, Gefühle zu erkennen und zu beginnen, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen • • • • • • • • • • Aufbauen einer therapeutischen Beziehung Ermutigen, Gefühle zuzulassen und auszudrücken Unterstützen, das eigene verbale und nonverbale Verhalten wahrzunehmen Abklären der Bedeutung, die der/die Betroffene den eigenen Gefühlen und Handlungen gibt (professionelles Feedback geben) Anerkennen der Angst des/der Betroffenen Helfen, den Bezug zur Realität herzustellen Wohltuende Maßnahmen anbieten (z. B. warmes Bad, Rückenmassage, Aromapflege, Entspannungsmusik) Informative Auseinandersetzung mit potenziellen Angstursachen (z. B. Information zu den ursächlichen Faktoren wie Schmerzauslöser oder diagnostische und therapeutische Maßnahmen) Die Gefühle des/der Betroffenen ernst nehmen und die Angstgefühle zulassen Unterstützen, den Angstzustand auszunutzen, wenn dieser für die Be wältigung der derzeitigen Situation hilfreich ist (Mäßige Angst kann die Konzentration fördern) Panischer Zustand – – – – – – – Ernstnehmen der Beschwerden im Gespräch Beim Patienten bleiben, bis die Angst deutlich abgeklungen ist In kurzen Sätzen und mit einfachen Worten sprechen Vermindern der Reizeinwirkungen Destruktives Verhalten ansprechen und unterstützen, annehmbare Verhaltensweisen im Umgang mit der Panik zu entwickeln Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, bis der/die Betroffene die Selbstkontrolle wiedererlangt Bei Verminderung der Angst die Aktivitäten/Beschäftigungen steigern III. Fördern der Kommunikation und Beziehung • • • • • • Informieren über die getroffene Einschätzung und Anbieten von Beratung Besprechen der angestrebten Pflegeziele Informieren und Beraten über die zu planenden Maßnahmen Erklären der Pflegemaßnahmen bei der Durchführung Anleiten während der Durchführung der Maßnahmen (bei Bedarf) Dokumentieren aller Pflegeprozessschritte 7 Angst IV. Fördern des Wohlbefindens • • • • • • • • • • Informieren über und Anleiten in Methoden, um die Angst zu bewältigen Informieren über mögliche auslösende Ursachen Anleiten zur Selbstbeobachtung (Angsttagebuch) Nützen von persönlichen und sozialen Ressourcen Empfehlen von sportlichen Aktivitäten Unterstützen, ein Übungs-/Aktivitätsprogramm zu entwickeln, das beim Abbau des Angstzustandes hilfreich sein kann Unterstützen beim Entwickeln von Fähigkeiten, die negative Selbstbe- einflussung auszuschalten (z. B. Bewusstmachung von negativen Ge- danken und positivem Denken) Entwickeln von Strategien für den Umgang mit angstauslösenden Situationen, Rollenspiele und Visualisierungstechniken, um die Reaktion auf zu erwartende Ereignisse zu üben Informieren über Einzel- und/oder Gruppentherapie bei chronischen Angstzuständen Schulen von Entspannungstechniken (z. B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Biofeedbackverfahren) Literatur SAUTER D. et al (2004): Lehrbuch psychiatrische Pflege; Huber, Bern 1 Pflegediagnose 40062 Harnausscheidung, beeinträchtigt Thematische Gliederung: Ausscheidung Definition Ein Pflegephänomen, bei dem ein Mensch eine Beeinträchtigung der Harnausscheidung erfährt. • • • • • • • • • • • Ätiologie (mögliche Ursachen) Schmerz Anatomische Beeinträchtigung der Harnausscheidungsorgane (z. B. Verengungen, Fisteln, Missbildungen) Veränderte Harnproduktion (z. B. Diuretika, Lebensmittel, Getränke) Defizitärer Flüssigkeitshaushalt (z. B. verminderte Aufnahme, erhöhte Transpiration, Erbrechen) Beeinträchtigung der Blasenmuskulatur/Blasenwand (z. B. durch Entzündungen) Harnretention Blasenkrämpfe Mechanisches Trauma Unphysiologische Körperposition Niedrige Umgebungstemperatur (Kälte begünstigt einen verzögerten Harndrang) Künstliche Harnableitung Anmerkung der Autoren Nach Anlegen einer künstlichen Harnableitung (z. B. eines Urostomas) hat der Mensch grundsätzlich keine Kontrolle über die Frequenz und Menge des ausgeschiedenen Harns. Der sichere Umgang mit einer künstlichen Harnableitung hängt stark mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen der betroffenen Menschen zusammen. Die Autoren empfehlen deshalb für dieses Thema eine der Gesundheitsdiagnosen anzuwenden (z. B. PD Behandlungsempfehlungen, Entwicklung der Ressourcen; PD Wissen, Entwicklung der Ressourcen). Ressourcen 2 Symptome (Merkmale, Kennzeichen) aus der Sicht des Patienten • • • • • • • • • Harnverlust vor dem Erreichen der Toilette Verzögerte Harnausscheidung Häufige Harnausscheidung Dysurie (erschwerte und/oder schmerzhafte Harnausscheidung) Geruchsveränderung des Harns Intermittierendes Unterbrechen des Harnflusses Fehlender Druck beim Harnlassen Gefühl einer vollen Blase Harndrang aus der Sicht der Pflegeperson • • • • • • • • Inkontinenz Nykturie (vermehrter nächtlicher Harndrang) Retention (Harnverhalten) Hämaturie (Blut im Harn) Trübung des Harns Veränderung der Konzentration Restharnmengen > 100 ml Motorische Unruhe Ressourcen Die Ressourcen eines Patienten können körperlich-funktioneller, psychischer oder sozialer Art sein. Achten Sie immer auf eine umfassende Beurteilung der individuellen Ressourcen. Die folgende Aufzählung enthält lediglich Beispiele und ist nicht vollständig. Körperlich-funktionelle Ressourcen • • • Kann die Toilette erreichen Spürt Harndrang Harnausscheidungsorgane sind intakt und es sind keine anatomisch funktionellen Veränderungen erkennbar Psychische Ressourcen • Erkennt den erforderlichen Unterstützungsbedarf • Gewöhnt sich an die veränderte Umgebung / neue Situation 3 Harnauscheidung, beeinträchtigt Soziale Ressourcen • Verfügt über Intimsphäre beim Harnlassen Einteilungsgrade des Unterstützungsbedarfs durch Kontinenzprofile Die Einstufung des Unterstützungsbedarfs erfolgt anhand der Kontinenzprofile des DNQP (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, 2005) Grad Profil Merkmal 00 Kontinenz Kein willkürlicher Harnverlust. Keine personelle Hilfe notwendig. Keine Hilfsmittel. 01 Unabhängig erreichte Kontinenz Kein unwillkürlicher Harnverlust. Keine personelle Unterstützung notwendig. Selbstständige Durchführung von Maßnahmen. 02 Abhängig erreichte Kontinenz Kein unwillkürlicher Harnverlust. Personelle Unterstützung bei der Durchführung von Maßnahmen notwendig. 03 Unabhängig kompensierte Inkontinenz Unwillkürlicher Harnverlust. Keine personelle Unterstützung bei der Versorgung mit Hilfsmitteln. 04 Abhängig kompensierte Inkontinenz Unwillkürlicher Harnverlust. Personelle Unterstützung bei der Inkontinenzversorgung ist notwendig. 05 Nicht kompensierte Inkontinenz Unwillkürlicher Harnverlust. Personelle Unterstützung und therapeutische bzw. Versorgungsmaßnahmen werden nicht in Anspruch genommen. Patientenbezogene Pflegeziele Übergeordnetes Ziel: Scheidet Harn kontrolliert und beschwerdefrei aus. Teilziele zum Bereich Wissen • • • • • Nennt die Ursachen für den aktuellen Gesundheitszustand (vgl. PD Harninkontinenz, funktionell) Nennt Zeichen der beeinträchtigten Harnausscheidung Beschreibt den vereinbarten Behandlungsplan Beschreibt die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Harnaus- scheidung und deren Wirkung (spezifizieren: z. B. Miktionsprotokoll, Kontrolle des Flüssigkeitshaushaltes, Schmerzmanagement) Nennt Risiken, die im Zusammenhang mit der beeinträchtigten Harnausscheidung auftreten können (z. B. Hautveränderungen, Blasenüberdehnung, vegetative Zeichen) Maßnahmen 4 Teilziele zum Bereich Motivation • • Beteiligt sich aktiv an der Pflegeplanung Lernt Verhaltensweisen/Techniken, um den Zustand zu kontrollieren und/oder Komplikationen zu vermeiden (spezifizieren: z. B. EinmalKatheterismus) Teilziele zum Bereich Fähigkeiten • • • • • • • • • Spricht über individuelle Schwierigkeiten mit der Harnausscheidung Wendet geeignete Verhaltensweisen/Techniken an, um die Harnausscheidung zu kontrollieren (spezifizieren: z. B. Erkennen des Ausscheidungsdrangs, rechtzeitiges Erreichen der Toilette oder Harnlassen in ein angemessenes Gefäß, Führen eines Miktionsprotokolls, hat trockene Unterwäsche/Hose und trockene Bettwäsche) Passt die zugeführte Flüssigkeitsmenge an die individuelle Blasenkapazität und den Körperbedarf an (spezifizieren: Art und Menge der Flüssigkeit, empfohlene Menge: 30 ml/kg bzw. 1,5–2 Liter pro 24 Stunden laut Expertenstandard Kontinenzförderung in der Pflege) Passt den Zeitpunkt der letzten Flüssigkeitsaufnahme an den individuellen Tag-Nacht-Rhythmus an Ist frei von Harnwegsinfektionen (spezifizieren: Ergebnis des Harnteststreifens liegt im angegebenen Normwertebereich) Beteiligt sich an sozialen Aktivitäten (spezifizieren) Ist tagsüber / während der Nacht / ständig kontinent Scheidet ohne künstliche Ableitung Harn aus Hat eine ausgewogene Flüssigkeitsbilanz Maßnahmen I. Ermitteln der ursächlichen / begünstigenden Faktoren Ermitteln … • von Alter und Geschlecht des Patienten • der Begleitumstände der beeinträchtigten Harnausscheidung (z. B. Operationen, Prostataerkrankung, kürzliche/mehrfache Geburten, Be ckentrauma, die zu Verletzungen der Harnröhre führen können, Infekti onserkrankungen, insbesondere der harnableitenden Organe) • ob die medikamentöse Therapie eine Beeinträchtigung verursacht • falls eine Inkontinenz vorliegt, wann und in welchem Zusammenhang die Beeinträchtigung auftritt: tagsüber, nachts, ständig, bei Aufregung, im Bett, bei verspätetem Aufsuchen der Toilette, weil keine Hilfe zur Verfügung steht; die Fähigkeit, das Harnlassen nach dem Drang zu ver zögern, fehlt • der medikamentösen Therapie, besonders der Einnahme von nephro- 5 Harnauscheidung, beeinträchtigt • toxischen Medikamenten (z. B. Aminoglykoside, Tetrazykline), bei Patienten mit Immunsuppression. Auf diejenigen Medikamente achten, die zur Harnretention führen können (z. B. Parasympatholytika, Psychopharmaka) ob der Harn Steine und/oder Konkremente enthält II. Ermitteln des Ausmaßes der Störung/Behinderung • • Erheben und dokumentieren des Ausscheidungsmusters des Patienten sowie die näheren Umstände des Harnverlustes mit dem Miktionsprotokoll (die Erhebung wird für 3 Tage empfohlen und die Tage müssen nicht aufeinanderfolgend sein) Feststellen des Inkontinenzschweregrades und der Richtwerte zur Bestimmung der Vorlagengröße siehe DNQP (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, 2005) Verlust von Harn in [ml] pro 4 Stunden Richtwertschätzung: Körpergewicht des Patienten x 1 ml x 4 h Messung mit Hilfe eines Miktionsprotokolls IK 01: leichte Inkontinenz: Harnverlust in vier Stunden 50–100 ml IK 02: mittlere Inkontinenz: Harnverlust in vier Stunden ca. 101–200 ml IK 03: schwere Inkontinenz: Harnverlust in vier Stunden 201–300 ml IK 04: absolute Inkontinenz: Harnverlust in vier Stunden über 300 ml • • • • • • • Berechnungsbeispiel: Patient hat 80 kg x 1 ml x 4 Stunden = 320 ml. Das Fassungsvermögen des Inkontinenzhilfsmittels sollte bei ca. 300 ml liegen. Während der Nacht und bei Medikamenten, die die Ausscheidung forcieren, ist ein Inkontinenzhilfsmittel mit dem nächstfolgenden Fassungsvermögen zu wählen. Der Wechsel erfolgt gemäß dem Indikatorstreifen oder dem Miktionsprotokoll, also nach der tatsächlichen Ausscheidung und nicht nach der Zeit! Zusätzlich wird vom DNQP die Abwaage des Inkontinenzhilfsmittels empfohlen. Beachten Sie, dass bei einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr bzw. bei Verabreichung von Diuretika sich auch der Inkontinenzschweregrad erhöht. Ermitteln von Häufigkeit, Harndrang, Brennen, Inkontinenz, Nykturie, Ausmaß und Stärke des Harnstrahls Durchführen von Harnkontrollen mittels Indikatorstreifen Eruieren, ob eine Retention vorliegt (Palpieren des Unterbauches, Ultraschall) Achten auf Schmerzäußerungen (z. B. Stärke des Schmerzes, Vorhandensein von Blasenkrämpfen, Rücken- oder Flankenschmerzen) Ermitteln der gewohnten, täglichen Flüssigkeitszufuhr Beobachten des Zustandes der Haut und der Schleimhäute Hinterfragen bzw. beobachten der Auswirkungen der beeinträchtigten Harnausscheidung auf die Lebensgewohnheiten des Patienten Maßnahmen 6 III. Unterstützen der Behandlung/Verhütung von Problemen bei der Harnausscheidung • • • • • • • • Vgl. die entsprechende PD Harninkontinenz, funktionell; PD Drangharninkontinenz; PD Belastungsharninkontinenz Durchführen einer Flüssigkeitsbilanz Durchführen von Gewichtskontrollen zu vereinbarten Zeitpunkten Unterstützen, die vereinbarte Flüssigkeitsmenge zu sich zu nehmen, um die Nierenfunktion aufrechtzuerhalten und Infektionen und die Bildung von Nierensteinen zu verhüten Durchführen einer Katheterpflege laut Plan Achten auf Zeichen einer Infektion: trüber, übel riechender, blutiger Harn Ermutigen, über Befürchtungen und Sorgen zu sprechen (z. B. Störung der sexuellen Aktivität, Arbeitsunfähigkeit) Beobachten und dokumentieren der Reaktionen des Patienten auf medikamentöse Therapien IV. Unterstützen beim Umgang mit langfristigen Veränderungen der Ausscheidung • • • • • Kontrolle der Blase auf Zeichen der Überdehnung bzw. auf Zeichen einer Überlaufblase Empfehlen der Einnahme von harnansäuernden Substanzen (Fruchtsäfte, Vitamin C, eiweißreiche Kost), um Bakterienwachstum und Steinbildung einzudämmen, wenn der Harn basisch ist (pH>6) Erinnern an die Einhaltung des Blasenentleerungsplans Sorge tragen für eine individuelle Inkontinenzversorgung Anleiten, Probleme zu erkennen und damit umzugehen (z. B. störender Harngeruch, Harnwegsinfekt) V. Fördern der Kommunikation und der Beziehung • • • • • • Besprechen der professionellen Einschätzung Anbieten von Beratung Besprechen der angestrebten Pflegeziele Beraten und informieren des Patienten über die zu planenden Maßnahmen Erklären der Pflegemaßnahmen während der Durchführung (bei Bedarf) Anleiten während der Durchführung der Maßnahme (bei Bedarf) VI. Fördern des Wohlbefindens • Durchführen von Hygienemaßnahmen laut Plan • Informieren über präventive Möglichkeiten gegen Infektionen 7 Harnauscheidung, beeinträchtigt • • • (z. B. durch Trinken von größeren Flüssigkeitsmengen, unmittelbares Urinieren nach dem Geschlechtsverkehr, Reinigen von vorne nach hinten, sofortiges Behandeln einer vaginalen Infektion und Duschen anstatt Baden) Informieren, dass bei Infektionen des Urogenital-Traktes in vielen Fällen auch eine Partnerbehandlung erforderlich ist Ermutigen, dass die Bezugspersonen an der Routinepflege teilnehmen Schulen der Bezugspersonen, um Komplikationen zu erkennen, die eine medizinische Behandlung erfordern Literatur DEUTSCHES NETZWERK FÜR QUALITÄTSENTWICKLUNG IN DER PFLEGE (2005): Arbeitstexte zur 5. Konsensus-Konferenz in der Pflege. Thema: Kontinenzförderung; Fachhochschule Osnabrück, University of Applied Sciences RICHTLINIEN DES KRANKENHAUSES HIETZING MIT NEUROLOGISCHEM ZENTRUM ROSENHÜGEL (2008): DO-Maßnahmen, überarbeitete Richtlinien; überarbeitete Unterlagen der Arbeitsgruppe Inkontinenz – AGI (2003) durch Mund und Vencour