Moderne Diagnostik der Herzinsuffizienz

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Moderne Diagnostik der Herzinsuffizienz
Thomas F. Lüscher, Andreas E. Brauchlin, Robert Manka, Felix C. Tanner, Christian Schmied
Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital, Zürich, Switzerland
Summary
Modern diagnosis of heart failure
In recent years the incidence and prevalence of heart
failure have markedly increased. An essential reason
for this is improved survival after myocardial infarction. Further, the growing frequency of hypertension
and diabetes mellitus also means more cases of heart
failure. In step with this development, diagnosis of
heart failure assumes major importance. Symptoms
such as dyspnoea, declining performance, orthopnoea
Abbildung 1
A William Withering (1741–1799) (Quelle: Wikimedia commons).
B Er hat 1785 seine epochale Monographie «An account of the foxglove and
some of its medical uses with practical remarks on dropsy and other disease»
zur Verwendung von Digitalis lanata bei Herzinsuffizienz veröffentlicht.
and oedema should suggest heart failure. Besides clinical symptoms, laboratory tests and imaging methods
such as echocardiography, MRI and – in isolated cases –
nuclear imaging tests should be performed. Stress
tests and spiroergometry serve to objectivise symptoms
and are also important with possible heart transplantation in mind. Cardiac catheterisation is an essential
diagnostic tool in differentiating ischaemic from nonischaemic cardiomyopathy. Right heart catheterisation allows precise evaluation of haemodynamics. Myocardial biopsy has become a rarity these days due to
the frequent absence of therapeutic consequences.
In summary, the frequency of heart failure renders
its diagnosis highly important, especially as today,
thanks to major advances in drug therapy and the use
of diagnostic devices, heart failure has become a readily treatable condition.
Key words: diagnosis; echocardiography; BNP;
MRI; heart failure
Die ersten Hinweise
Die Herzinsuffizienz wurde bereits vor mehr als 200
Jahren von William Withering (1741–1799; Abb. 1A
und B) in seinem epochalen Werk «An account of the
foxglove and some of its medical uses with practical remarks on dropsy and other disease» [1] beschrieben.
Withering hatte beobachtet wie eine Kräuterfrau aus
Shropshire Patienten mit Dropsy, was wir heute wohl
als dekompensierte Herzinsuffizienz bezeichnen würden, mit einer Mischung getrockneter Kräuter erfolgreich behandelte. Er begann die Kräutermischung bei
seinen eigenen Patienten zu benützen und konnte ihre
Wirksamkeit bestätigen. Er identifizierte Digitalis lanata als die wirksame Komponente der Mischung und
machte damit Medizingeschichte. Über mehr als zweiA
B
Funding / potential
competing interests:
Die Autoren haben
Educational und Research
Grants von folgenden
Firmen erhalten, welche für
die Herzinsuffizienz relevant
sind: Abbott, AstraZeneca,
Biotronik, St. Jude, Roche
Diagnostics, Servier.
Korrespondenz:
Professor Thomas F. Lüscher, FRCP
Direktor, Klinik für Kardiologie
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
CH-8091 Zürich
Schweiz
cardiotfl[at]usz.ch
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hundert Jahre werden seither Herzinsuffizienz-Patienten mit Digitalis, das später als ein Steroidkörper
identifiziert wurde, erfolgreich behandelt. Die symptomatische Wirkung, die Withering beschrieb, die Diurese und Verbesserung von Atemnot und Leistung,
konnte auch in randomisierten Studien belegt werden,
während eine Verminderung der Mortalität nicht belegt werden konnte [2].
Bedeutung der Herzinsuffizienz
Withering selbst wusste wohl kaum, um was für eine
Krankheit es sich wirklich handelte und auch wenig
über ihre Ursachen. Heute gehört die Herzinsuffizienz
zu den häufigsten Diagnosen und Ursachen für Hospitalisationen und Tod [3]. Neben der koronaren Herzkrankheit gehört die Hypertonie zu den wichtigsten
Ätiologien, während primäre Herzmuskelerkrankungen seltener einer Herzinsuffizienz zugrunde liegen.
Weitere wichtige Ursachen sind Herzklappenerkrankungen wie die Aortenstenose und/oder -insuffizienz,
die Mitralinsuffizienz (die auch Folge einer Herzinsuffizienz aufgrund des linksventrikulären Remodelings
sein kann) sowie toxische Ursachen (Tab. 1) [3–5].
Die Häufigkeit der Herzinsuffizienz hat in den
letzten Jahrzehnten stark zugenommen (Abb. 2) [6].
Die wichtigsten Ursachen dafür sind (1.) die steigende
Lebenserwartung in westlichen Gesellschaften, (2.) damit verbunden langjährige Auswirkungen von Hypertonie und Diabetes mellitus, insbesondere bei mässiger
Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker; (3.) die stetig
abnehmende Mortalität des akuten Herzinfarktes sowie (4.) bessere Behandlungsmöglichkeiten von erworbenen Kardiomyopathien, wie z.B. der dilatativen/
äthyltoxischen Kardiomyopathie. Kardiomyopathien,
welche eine genetische Ursache haben, treten entsprechend in jüngeren Altersgruppen auf und tragen daher
wenig zur steigenden Prävalenz der Herzinsuffizienz
bei. Insgesamt aber steigt die Prävalenz der Herzinsuffizienz in der Tat aufgrund der genannten Faktoren
Abbildung 2
Häufigkeit der Herzinsuffizienz abhängig von Alter und Geschlecht. Dargestellt
sind die Daten einer Studie an Schottischen Männern (links) und Frauen (rechts)
im Alter von ≥45 von 1980 bis (hochgerechnet) 2020 (in Anlehnung an [6]).
Lebensalter
Männer
Frauen
2020
85+
2000
75-84
1980
65-74
55-64
45-54
0
100
200
300
400
0
200
400
Tabelle 1
Die Tabelle zeigt die approximative Verteilung der Ätiologien der
Herzinsuffizienz in der nicht vorselektierten Bevölkerung [3, 4, 6].
Wichtigste Ursachen
der Herzinsuffizienz
Häufigkeit
(approx., in %)
Ischämische Kardiomyopathie
(Koronare Herzkrankheit)
36–52
Nicht ischämische Kardiomyopathie
– Hypertensive Herzerkrankung
– Valvuläre Herzerkrankung
– Vorhofflimmern/Tachykardiomyopathie
– Alkohol-toxisch
Weitere Ursachen:
– Myokarditis
– Peripartum-Kardiomyopathie
– Rheumatische Erkrankungen
– Infiltrative Erkrankungen
– Medikamentös (z.B. Chemotherapeutika)
– «Idiopathisch»
4–14
7–10
3–5
ca. 5
28–38
mit zunehmendem Alter stetig an. In Registern liegt
heute das mittlere Alter von Patienten mit Herzinsuffizienz bei über 70 Jahren [7]. Gleiches gilt für die
Hypertonie und mit Einschränkungen für den Diabetes mellitus. Die Hypertonie führt bei einer erheblichen Anzahl der Patienten zu einer diastolischen
Funktionsstörung, welche zu Symptomen der Herzinsuffizienz führen kann [8], und bei anhaltend
schlecht kontrollierten Blutdruckwerten auch zu einer
Einschränkung der systolischen Funktion [9].
Während in den 1950er Jahren die Mortalität des
Herzinfarktes selbst im Spital um 50% betrug [10],
konnte die 30-Tage-Sterblichkeit aufgrund der beeindruckenden Fortschritte der Medizin auf etwa 5% gesenkt werden [11]. Dennoch kommt es bei den meisten
Patienten zu einer mehr oder weniger ausgeprägten
linksventrikulären Dysfunktion, welche aufgrund des
Remodelings über Jahre zu einer Herzinsuffizienz führen kann. Entsprechend ist die koronare Herzkrankheit weiterhin die häufigste Ursache einer Herzinsuffizienz.
Klinische Definition der Herzinsuffizienz
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology [ESC]) unterscheidet Herzinsuffizienz mit erhaltener und eingeschränkter systolischer Funktion. Sie hat die Diagnose der Herzinsuffizienz wie folgt definiert [12]:
1. Symptome vereinbar mit einer Herzinsuffizienz
(Dyspnoe, verminderte Leistungsfähigkeit)
2. Klinische Zeichen der Herzinsuffizienz (Lungenstauung, Ödeme)
3. Zeichen der ventrikulären Dysfunktion
Zur Diagnose einer Herzinsuffizienz gehört daher
(1.) eine Anamnese des Patienten; (2.) eine genaue klinische Untersuchung und (3.) eine Echokardiographie.
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Die Bestimmung des BNP ist – obgleich häufig praktiziert und aussagekräftig – nicht obligat zur Diagnose
einer Herzinsuffizienz.
Anamnese
Wichtige anamnestische Informationen bei Patienten
mit Herzinsuffizienz sind vorgängige Infarkte, Bluthochdruck und/oder Diabetes sowie der Alkoholkonsum. Obschon mässiger Alkoholkonsum vor Infarkten
schützt, kann ein übermässiger Genuss zu Hypertonie
und (toxischer) Herzinsuffizienz führen [13].
Das Leitsymptom der Herzinsuffizienz ist die Anstrengungsdyspnoe und eine verminderte Leistungsfähigkeit, welche sich mit einer Spiroergometrie (siehe
unten) zuverlässig objektivieren lässt. Bei ausgeprägter Herzinsuffizienz kommt es auch zu einer Orthopnoe. Meist lassen sich dann über der Lunge feine
Rasselgeräusche bzw. feuchte Nebengeräusche auskultieren und eine relevante Rechtsherzinsuffizienz
führt zudem meist zu gestauten Halsvenen und peripheren Ödemen sowie Leberstauung und Hepatomegalie.
Zur Objektivierung klinischer Symptome bei Herzinsuffizienz werden auch verschiedene Klassifizierungen, wie diejenige der New York Heart Association
(NYHA), und Questionnaires – diese meist allerdings
nur in Studien – verwendet, so beispielsweise das Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) und
der Minnesota Living with Heart Failure Score. NYHA I
bezieht sich auf eine linksventrikuläre Dysfunktion
ohne Symptome, NYHA II umschreibt Symptome bei
grosser und NYHA III bei leichter Anstrengung, während NYHA IV Beschwerden in Ruhe umfasst.
Klinische Untersuchung
Die klinische Untersuchung konzentriert sich auf die
Auskultation von Herz und Lungen, die Beurteilung
der Halsvenen, Leber und Beine. Die Herzauskultation kann normal sein oder es lässt sich ein 3. Herzton
(systolische Herzinsuffizienz) oder 4. Herzton (diastolische Herzinsuffizienz) hören. Eine Mitralinsuffizienz
ist nicht selten hörbar, zumal bei vergrössertem linkem Ventrikel mit Dilatation des Mitralanulus. Meist
lassen sich über den unteren Lungenfeldern (und bei
Lungenödem über allen Lungenfeldern) feine bis grobblasige Rasselgeräusche hören. Die Halsvenen sind besonders bei Insuffizienz des rechten Herzens gestaut;
gleiches gilt für Ödeme an den unteren Extremitäten
bzw. diffus verteilt (sog. Anasarka, v.a. bei bettlägrigen Patienten und schwerer Rechtsherzinsuffizienz).
Imaging des Herzens
Ohne eine Darstellung von Grösse und Funktion der
Herzkammern lässt sich die Diagnose der Herzinsuffizienz nicht adäquat stellen, zumal dieselben klinischen Symptome auch aufgrund von anderen Erkrankungen (z.B. Lungen-, Stoffwechsel- und Venenerkankungen sowie auch bei Dekonditionierung) auftreten
können und damit nicht spezifisch sind. Auch ist die
Übereinstimmung untersuchender Kardiologen bei
vielen klinischen Zeichen in geblindeten Untersuchungen nicht überzeugend [14].
Echokardiographie
Die Echokardiographie ist heute die Standarduntersuchung in der Diagnostik (Abb. 3), da sie eine Beurtei-
Abbildung 3
A Echokardiographie-Darstellung eines massiv dilatierten linken Ventrikels im apikalen 4-Kammer-Schnitt.
B Die Speckle-Tracking-Kurven zeigen die ausgeprägte Dyssynchronie des linken Ventrikels: Während die anterolateralen Segmente (gelb) sich
früh in der Systole kontrahieren, werden die posterioren Anteile (violett) verspätet, sogar erst nach dem Schluss der Aortenklappe (AVC)
aktiviert.
A
B
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lung der systolischen und diastolischen Funktion beider Ventrikel, der Klappenfunktion, eine Bestimmung
der Lungenarteriendruckwerte sowie verschiedener
Ursachen der Herzinsuffizienz erlaubt [15]. Zum einen
kann eine diastolische Herzinsuffizienz (Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion) von einer systolischen Herzinsuffizienz mit erniedrigter Auswurffraktion unterschieden werden. Andererseits kann die Beurteilung der Klappenfunktion über ein chirurgisches
oder interventionelles Vorgehen entscheiden. Obschon
bei schwer eingeschränkter linksventrikulärer Funktion die echokardiographische Erfassung einer linksventrikulären Dyssynchronie für die Indikationsstellung für einen biventrikulären Schrittmacher unabhängig vom Vorliegen eines Linksschenkelblocks
kontrovers diskutiert wird, könnte sie in Zukunft eine
wichtige Rolle spielen [16, 17]. Entscheidend werden
dabei die Resultate des Echo-CRT-Trials sein, der von
Zürich aus geleitet weltweit bereits über 1000 Patienten rekrutiert hat.
Die Echokardiographie erlaubt auch spezifische
Ursachen einer Herzinsuffizienz zu erfassen, so neben
Klappenvitien auch gewisse Formen der Kardiomyopathie wie die hypertrophe Kardiomyopathie, die rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie und die NonCompaction-Kardiomyopathie. Schliesslich lassen sich
bei Vorliegen regionaler Wandbewegungsstörungen
mit Ausdünnung des Myokards indirekte Hinweise für
eine ischämische Kardiomyopathie finden. Die StressEchokardiographie (mittels körperlicher oder pharmakologischer Belastung mit Dobutamin) eignet sich in
erfahrenen Händen zur Erfassung einer koronaren
Herzkrankheit als Ursache einer Herzinsuffizienz.
Cardiales Magnetresonanz Imaging (CMR)
Die linksventrikuläre Funktion lässt sich auch mittels
CMR (Abb. 4) bestimmen, sofern die nötige Kompetenz
und Infrastruktur vor Ort verfügbar ist. Der Vorteil
des MRI ist wie bei der Echokardiographie die fehlende
Strahlenbelastung. Daneben lässt sich gleichzeitig
auch eine Ischämie (Perfusions-MRI) [18] und Infarkte
(Late Gadolinium Enhancement) [19] erfassen, während die Echokardiographie bei der Untersuchung der
Klappenfunktion überlegen ist. Das CMR erlaubt damit aber eine gewisse Differenzierung zwischen ischämischer und nicht-ischämischer Ursache der Herzinsuffizienz, was die anschliessende Behandlung des Patienten direkt beeinflussen kann (z.B. Revaskularisation
mittels PCI oder Bypass-Chirurgie). Die Late-gadolinium-enhancement (LGE)-Technik kann aufgrund
verschiedener Verteilungsmuster bei verschiedenen
kardialen Pathologien zur weiteren Differenzierung
des Kardiomyopathietyps genutzt werden (z.B. intramurales LGE bei idiopathischer dilatativer Kardiomyopathie oder intramurale bis epikardiale LGE-Lokalisation bei Myokarditis) [20, 21]. Das CMR ist durch
die genaue Bestimmung der links- und rechtsventriku-
Abbildung 4
MRI bei einem Patienten mit Linksherzinsuffizienz nach Myokardinfarkt
mit Darstellung des Infarktes (Late Gadolinium Enhancement).
lären Funktion sowie das Ausmass der Narbenbildung
in der Lage, unabhängige prognostische Informationen
für Patienten mit ischämisch [22] und nicht-ischämisch [23] bedingter Herzinsuffizienz zu liefern. Bei
Schrittmacherträgern und Patienten mit Klaustrophobie allerdings ist die Methode nur eingeschränkt verwendbar oder kontraindiziert.
Nuklearmedizinische Verfahren
Auch nuklearmedizinische Verfahren, wie das myokardiale Perfusions-Imaging (MPI) mittels Technetium
oder anderen Tracern, erlauben eine Bestimmung der
Ventrikelfunktion und der Perfusion [24], sind aber
mit einer deutlichen Strahlenbelastung verbunden
(insbesondere bei der Verwendung von Thallium).
Biochemische Marker der Herzinsuffizienz
BNP wurde erstmals aus dem Hirngewebe isoliert (daher sein Name), spielt aber physiologisch – zusammen
mit seiner Schwestersubstanz Atrial Natriuretic Peptide (ANP) – eine wichtige Rolle in der Kreislaufregulation. Beide natriuretischen Peptide werden aus dem
Vorhof bzw. Ventrikel in erster Linie aufgrund mechanischer Reize freigesetzt. Bei stärkerer Füllung und
Anstieg der Füllungsdrucke kommt es zur Sekretion
von ANP und BNP. Besonders hohe Werte werden bei
Patienten mit systolischer Dysfunktion gemessen
(Abb. 5) [25]. Die Höhe der BNP-Spiegel (meist wird
heute das stabilere NT-proBNP gemessen) ist zudem
auch prognostisch bedeutsam.
Erhöhte NT-proBNP-Werte sprechen für eine
Herzinsuffizienz, während normale Werte sie praktisch ausschliessen (hoher negative prädiktiver Wert)
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B-type Natriuretic Peptid (ng/L)
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Belastungstest und Spiroergometrie
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Class I
(N = 18)
Class II
(N = 152)
Class III
(N = 351)
Class IV
(N = 276)
New York Heart Association Class (NYHA-Class)
Abbildung 5
Brain-Natriuretic-Peptide (BNP)-Spiegel und Schweregrad der Herzinsuffizienz: Die BNP-Spiegel korrelieren recht genau mit den klinischen
Befunden aufgrund der New York Heart Association (NYHA)-Klassifikation. (Aus: Maisel AS, Krishnaswamy P, Nowak RM, McCord J,
Hollander JE, Duc P, et al. Rapid measurement of B-type natriuretic
peptide in the emergency diagnosis of heart failure. NEJM.
2002;347:161–7. © 2002 Massachusetts Medical Society, Boston,
MA, USA. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.)
Symptome/Zeichen der HI
Herzkatheteruntersuchung
BNP/NT-proBNP
Echocardiographie
EF eingeschränkt
BNP / NT-proBNP
EF erhalten
BNP/NT-proBNP
Echo/Doppler-Indices
Diastolische Dysfunktion
Systolische HI
Diastolische HI
Die Symptome und der Schweregrad einer Herzinsuffizienz können bei stabilen Patienten am besten mit
einer Spiro-Ergometrie oder einem 6-Minuten-Gehtest
objektiviert werden. Die Spiroergometrie erlaubt dies
mittels Bestimmung der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2 maximal bzw. peak). Diese dient auch zur
Verlaufsbeurteilung und ist vor allem bei schwerer
Herzinsuffizienz, insbesondere bei einer Abklärung im
Hinblick auf eine Herztransplantation entscheidend.
In der Regel wird für eine Listung eine maximale Sauerstoffaufnahme von weniger als 14 ml/min/Kg KG
trotz optimaler Therapie verlangt [26].
Auch in der Differenzialdiagnose unklarer Anstrengungsdyspnoe bzw. Leistungsminderung liefert
die Spiroergometrie richtungsweisende Informationen:
So kann aufgrund der Wasserman-Kurven (1–9) beurteilt werden, ob die Symptome primär durch eine kardiale, pulmonale oder muskulo-metabolische Pathologie hervorgerufen werden [27]. Weiter ist die spiroergometrische Bestimmung der (ventilatorischen oder
laktatgesteuerten) «anaeroben Schwelle» in der Trainingssteuerung (z.B. im Rahmen einer kardialen Rehabilitation) unerlässlich [28].
EF erhalten
BNP/NT-proBNP
normal
Nicht-kardiale
Ursachen?
• Lungenerkrankungen
• Anämie
• Dekonditionierung
• Anderes
Abbildung 6
Vom Symptom zur Diagnose: Bei klinischem Verdacht auf Herzinsuffizienz (HI) wird BNP oder NT-proBNP bestimmt und eine Echokardiographie durchgeführt. Entsprechend den Befunden lässt sich eine
HI ausschliessen (rechts) oder eine systolische HI (links) oder diastolische HI (Mitte) diagnostizieren.
und für eine pneumologische oder zentrale Genese der
Atemnot sprechen können (Abb. 5). Wichtige Differenzialdiagnosen bei erhöhten NT-proBNP-Spiegeln sind
eine Niereninsuffizienz oder eine Rechtsherzbelastung
(z.B. bei pulmonaler Hypertonie, einer Lungenembolie
oder schwerer Trikuspidalinsuffizienz). Entsprechend
sollten die Befunde der Echokardiographie und die
BNP- bzw. NT-proBNP-Spiegel stets zusammen zur
Diagnostik verwendet werden (Abb. 6).
Die Herzkatheteruntersuchung ist ein fester Bestandteil in der Diagnostik der Herzinsuffizienz. Normale
Koronarien sprechen bei eingeschränkter linksventrikulärer Funktion für eine dilatative Kardiomyopathie,
während der Nachweis einer koronaren Herzkrankheit
Ischämie und/oder Infarkte als primäre Ursache wahrscheinlich macht. Im letzteren Fall kann versucht werden, durch eine perkutane koronare Intervention (PCI)
mit Ballon und/oder Stent bzw. durch eine aortokoronare Bypass-Operation die Myokardperfusion zu verbessern oder zu normalisieren und damit die Pumpfunktion zu verbessern.
Die Rechtsherzkatheteruntersuchung erlaubt eine
genaue Bestimmung des Herzminutenvolumens sowie
der ventrikulären Füllungsdrücke, der Lungendruckwerte sowie der (pulmonalen und systemischen) Widerstände. Damit kann der Schweregrad der Herzinsuffizienz besser beurteilt und wichtige Informationen
für die medikamentöse Therapie gewonnen werden. In
gewissen Fällen ist auch eine Myokardbiopsie indiziert, welche während der Rechtsherzkatheteruntersuchung durchgeführt werden kann [29]. Die Biopsie
wird heute allerdings aufgrund der häufig fehlenden
therapeutischen Konsequenzen nur noch seltenen
durchgeführt.
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Diagnostische Massnahmen während Therapie
Anamnese und klinische Untersuchung sind bei jeder
Visite und Nachsorgeuntersuchung wichtig, da sie dem
behandelnden Arzt Hinweise zur Wirksamkeit der
Therapie geben. Besonders wichtig ist die Messung des
Blutdrucks im Liegen und Stehen zur Erfassung einer
ausgeprägten Orthostasereaktion nach Beginn einer
medikamentösen Behandlung, um die Dosierung blutdruckrelevanter Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und Aldosteronrezeptor-Antagonisten anzupassen.
Die Bestimmung des NT-proBNP ist ebenfalls bedeutsam, da eine Senkung der Spiegel unter Therapie
ein prognostisch günstiges Zeichen darstellt. Die Kontrolle von weiteren Laborparametern (u.a. Kreatinin,
Natrium und Kalium) stellt sicher, dass die eingeleitete medikamentöse Therapie keine Niereninsuffizienz oder Elektrolytstörungen verursacht.
Zusammenfassend sind eine Reihe von klinischen
und labormässigen Untersuchungen wie auch eine
Echokardiographie entscheidend in der Diagnostik der
Herzinsuffizienz. Ist die Diagnose gestellt, ist die ursächliche Abklärung bedeutsam, da damit therapeutische Konsequenzen verbunden sind. Während der
Langzeitbehandlung dieser Patienten ist eine regelmässige Wiederholung verschiedener Untersuchungen
wichtig, um die Therapie optimal steuern zu können.
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