2. Monopol Der Monopolist kann • den Marktpreis setzen, • oder den Preis zumindest über den Marktpreis anheben, ohne die gesamte Nachfrage zu verlieren. ⇒ Marktmacht Der Monopolist nämlich versorgt den Markt ständig mangelhaft und befriedigt die effektive Nachfrage niemals ganz, so dass er seine Ware weit über dem natürlichen Preis verkaufen kann, wodurch seine Einkünfte, ob Lohn oder Gewinn, beträchtlich in die Höhe steigen. Der Monopolpreis ist immer und überall der höchste, den man aus den Käufern herauspressen kann. Adam Smith, 1776 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.1 Natürliche und institutionelle Monopole Institutionelle Monopole resultieren aus einer staatlichen Entscheidung, bestimmte Produktionen zu monopolisieren oder monopolbildende Eigentumsrechte anzuerkennen (z.B. Patente). Natürliche Monopole wurzeln in den technisch-organisatorischen Besonderheiten bestimmter Produktionsprozesse, beispielsweise subadditiven Kostenstrukturen (z.B. GPS). GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Beispiel zu natürlichen Monopolen: Fixkosten und konstante Grenzkosten € Nachfragefunktion AC (q) C’(q) q Preis = Grenzkosten bedeutet einen Verlust für den Produzenten GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.2 Preis-Absatz-Strategie im Grundmodell Der Monopolist • produziert ein Gut mit bekannter Qualität, • hat die Kosten C(x), mit C'(x) > 0, • maximiert seinen Gewinn, • kennt die Nachfrage x = D(p), D'(p) < 0, (damit auch p = P(x)). Kalkül: max(P(q)q − C (q) ) q ⇒ qP' (q) + p − C ' (q) = 0 ⇒ p − C ' (q ) = −qP' (q ) = Lerner Index: 1 ε p p − C ' ( D( p)) 1 = p ε GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Graphisch: € Preis-Absatz Funktion (P(x) = D-1(p) ) pM Cournot-Punkt Effizienzverlust Monopolrente C’(q) Grenzerlös (MR(x)) qM GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II q 2.3 Monopson (Nachfragemonopol) Unternehmen ist der einzige Nachfrager nach einem Input Gewinnmaximierung unter vollkommener Konkurrenz: max G = pF ( L, K ) − rK − wL L Optimalitätsbedingung (notwendig): dG = pFL ' ( L, K ) − w = 0 dL GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Monopsonist erkennt den Einfluss seiner Nachfrage auf den Faktorpreis, d.h. w = w( L), mit w' ( L) > 0. Modifizierte Optimalitätsbedingung: dG = pFL ' ( L, K ) − ( w + w' ( L) L) = 0 dL GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.4 Multiprodukt-Monopole Monopolist produziert mehrere Güter mit gegebenen Nachfragefunktionen qi = Di(p1,...,pI), oder pi = P(q1,...,qI). Wie verändert sich das Angebotsverhalten? Kalkül: max ∑ (Pi (q1 ,..., qI )qi − Ci (qi ) ) q1 ,...q I i ⇒ q1 dP dC dP1 + p1 + ∑ qi i − 1 = 0 dq1 dq1 dq1 i >1 Spezialfall mit zwei Gütern und linearen Kosten: max( p1 D1 ( p1 , p2 ) + p2 D2 ( p1 , p2 ) − c1 D1 ( p1 , p2 ) − c2 D2 ( p1 , p2 ) ) p1 , p2 dD dD ⇒ (p1 − c1 ) 1 + D1 + (p2 − c2 ) 2 = 0 dp1 dp1 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II dD dD ⇒ (p1 − c1 ) 1 + D1 + (p2 − c2 ) 2 = 0 dp1 dp1 ⇒(p1 − c1 ) dD1 dD = −D1 − (p2 − c 2 ) 2 = 0 dp1 dp1 dD2 dp1 dp1 ⇒(p1 − c1 ) = −D1 − (p2 − c 2 ) dD1 dD1 dp1 ⇒ (p1 − c1 ) = p1 (p − c 2 ) D2 ε 21 − 2 ε 11 p1 D1 ε 11 1 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II (p1 − c1 ) = p1 (p − c 2 ) D2 ε 21 − 2 ε 11 p1 D1 ε 11 1444424444 3 1 Ramsey −Index Schlussfolgerung Eigenpreisreaktion ist i.d.R. negativ, d.h. ε 11 > 0 Gut 1 und 2 sind Substitute, d.h. ε 21 < 0 Ramsey > Lerner Index ⇒ verstärkt Monopoleffekt Gut 1 und 2 sind Komplemente, d.h. ε 21 > 0 ⇒ schwächt Monopoleffekt GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.5 Monopol bei dauerhaften Gütern Monopolist produziert ein dauerhaftes Gut. Optimale Preispolitik? Modell: Zwei Perioden, t =1,2. Nachfragefunktion D(p) = 1 – p. Keine Kosten, Abdiskontierung mit δ ∈ (0,1) Leasing: € 1 pt = x = D( p ) = 1 − p πL = 1 2 πt = 1 (1 + δ ) 4 1 4 xt = 1 2 1 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II x Verkauf (Ansatz 1): Verkauf zu t = 1, keine geplante Produktion in t = 2 € 1+ δ € 1 1 p1 = (1 + δ ) 2 π1 = 1 (1 + δ ) 4 1 2 p2 = x1 = 1 2 1 x π2 = 1 4 x2 = 1 4 1 16 1 2 Problem: Konsumenten antizipieren Preissenkung in t = 2 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II x Verkauf (Ansatz 2): Rückwärts-Induktion t = 2: Es sind bereits x1 Einheiten auf dem Markt. Erzielbarer Preis: p2 = 1 − x1 − x 2 Gewinnmaximierung: ⇒ 1 − x1 − 2 x 2 = 0 1 − x1 2 1 − x1 ⇒ p2 = 2 π 2 = max (x 2 (1 − x1 − x 2 )) x2 € 1 ⇒ x2 = ⇒ π2 π2 = (1 − x1 )2 1 − x1 p2 = 2 2 ( 1 − x1 ) = 1 − x1 1 4 x2 = 1 − x1 2 GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 4 x t = 1: Käufer in t=1 können in t=2 verkaufen Marginale Zahlungsbereitschaft: p1 = 1 − x1 + δ p2 δ = (1 − x1 )1 + 2 2 ( ) 1 − x 1 Gewinnmaximierung: π = max p1( x1 ) x1 + δ x1 4 V 2 ⇒ x1 = 4+δ 2 1 1 ( 2+δ) ⇒ x 2 = p2 = − und p1 = 2(4 + δ ) 2 4+δ Gewinn ist kleiner als im Leasing-Fall πV < π L GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Coase-Vermutung (1972): Kann der Monopolist für ein dauerhaftes Gut die Preise sehr schnell senken, dann verliert er seine Marktmacht. Beweise durch Stockey (1981) und Bulow (1982) für bestimmte Nachfragefunktionen. Commitment: Es ist immer von Vorteil, wenn die Möglichkeit zur Selbstbindung besteht. GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.6 Vertikal strukturierte Monopole p(q ) q c Hersteller Vertrieb D( p(q )) Kunden D( p(q )) • Hersteller produziert zu Kosten c und verlangt q von Vertrieb • Vertrieb bezahlt q an Hersteller und verlangt p vom Kunden • Hersteller und Vertrieb sind Monopolisten, Vertrieb akzeptiert q als gegeben. GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II € D(p) Doppelte Marginalisierung p q c Grenzerlös x „What is worse than a monopoly? A chain of monopolies.“ GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Artikel 82 EWG Vertrag Mit dem Gemeinsamen Markt unvereinbar und verboten ist die missbräuchliche Ausnutzung einer beherrschenden Stellung auf dem Gemeinsamen Markt oder auf einem wesentlichen Teil desselben durch ein oder mehrere Unternehmen, soweit dies dazu führen kann, den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu beeinträchtigen. Dieser Missbrauch kann insbesondere in Folgendem bestehen: a) der unmittelbaren oder mittelbaren Erzwingung von unangemessenen Einkaufs- oder Verkaufspreisen oder sonstigen Geschäftsbedingungen; b) der Einschränkung der Erzeugung, des Absatzes oder der technischen Entwicklung zum Schaden der Verbraucher; c) der Anwendung unterschiedlicher Bedingungen bei gleichwertigen Leistungen gegenüber Handelspartnern, wodurch diese im Wettbewerb benachteiligt werden; d) der an den Abschluss von Verträgen geknüpften Bedingung, dass die Vertragspartner zusätzliche Leistungen annehmen, die weder sachlich noch nach Handelsbrauch in Beziehung zum Vertragsgegenstand stehen. GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.7 Preisdiskriminierung Abweichung vom einheitlichen Marktpreis. Setzt voraus, dass Kunden keine Arbitrage betreiben können. 2.7.1 Preisdiskriminierung erster Ordnung (Perfekte Preisdiskriminierung) Monopolist kann Preis für jede verkaufte Produkteinheit individuell festlegen (personenspezifische Preise, extensive Grenze): Q Π = max ∫ p(q )dq − C (Q) q 0 Aus wohlfahrtstheoretischer Sicht unbedenklich. GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.7.2 Preisdiskriminierung dritter Ordnung (Gewöhnliche Preisdiskriminierung) Monopolist kann Preis nach Kundengruppen variieren. Der Markt zerfalle in m = 1,...,M Segmente. Gewinnmaximierung: max ∑ (Pm (qm )qm ) − C (∑ qi ) q1 ,...q M m m ⇒ ∀m : pm + ∂P(qm ) ∂C (q) qm − =0 ∂qm ∂qm • Grenzumsatz ist für alle Segmente gleich den Grenzkosten. • Kundengruppen mit niedrigeren Nachfragelastizitäten zahlen höheren Preis. GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II 2.7.3 Preisdiskriminierung zweiter Ordnung (Mengenabhängige Preise) Zweiteilige Tarife: Grundpreis ist unabhängig von der Menge. € P(q) = D-1(p) Grundpreis p= C’(q) q GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II Gekoppelter Verkauf (Tie-In Sales): Monopolist koppelt den Verkauf seines Monopolproduktes mit dem Verkauf anderer Güter. Historisch bemerkenswerter Fall: IBM Lochkarten GMF - SoSe 2009 - Mikroökonomie II