11. Ideale Gasgleichung 11.Ideale Gasgleichung Definition eines idealen Gases: Gasmoleküle sind harte punktförmige Teilchen, die nur elastische Stöße ausführen und kein Eigenvolumen besitzen. Viele Gase zeigen ideales Verhalten bei hohen, aber nicht zu hohen T. Die Zustandsgrößen wie: Druck p [Pa], Temperatur T [K] Volumen V [m3], Stoffmenge n [mol] lassen sich unter dieser Annahme auf Mittelwerte oder Gesamtwerte von Eigenschaften der Moleküle zurückführen. EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler 11. Ideale Gasgleichung Variiert man T, V und p bei fester Stoffmenge n, so beobachtet man: pV p0V0 = = const T T0 T0 = 273.15 K, Normdruck p0 = 101 325 Pa Gesetz von Avogadro: Gleiche Volumina Gas von gleichem Druck und gleicher Temperatur enthalten gleich viele Moleküle, unabhängig von ihrer chemischen Beschaffenheit. Das Volumen eines Mols einer Substanz nennt man molares Volumen V0 = 0.02241 m3mol-1 (22.41 Liter/mol) Allgemeine Gasgleichung für ideale Gase: pV = p0V0 T = R ⋅T T0 p ⋅V = n R T R = allgemeine Gaskonstante = 8.32 J/(mol.K) R = k.NA n: Stoffmenge in [mol] verknüpft Zustandsgrößen eines idealen Gases EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Es geht weiter mit Zustandsänderungen idealer Gas. Im wesentlichen Anwendung der allgemeinen Gasgleichung und altgriechischer Vokabeln. Allgemeine Gasgleichung: pV = nRT p = Druck; Einheit Pa=Pascal V = Volumen; Einheit m3 = Kubikmeter n = Stoffmenge; Einheit mol = Mol R = allgemeine Gaskonstante T = absolute Temperatur; Einheit K=Kelvin EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Zustandsänderungen Isothermen = Hyperbeln - Stoffmenge n sei jeweils konstant (a) Isotherme Zustandsänderung (T = konst.) p= n R T ⋅ 1 1 = const ⋅ V V Boyle-Mariotte-Gesetz: p0.V0 = p1.V1 = const. Isobaren = Geraden (b) Isobare Zustandsänderung (Druck p = const.) Gay-Lussac Gesetz: bzw.: n⋅R ⋅ T V = p V0 V1 = = const T0 T1 EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler (c) Isochore Zustandsänderung (Volumen V = const.) Isochore = Geraden n⋅ R p= ⋅T V hieraus kann man durch Extrapolation p->0 den absoluten Nullpunkt bestimmen Charles-Gesetz: p0 p1 = = const T0 T1 Anwendung: Gasthermometer p = p0 (1 + γ ⋅ ∆T ) = p0 T T = p0 ⋅ T0 273.15K EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler d) adiabatische Zustandsänderung Verhalten eines Systems, das ohne Wärmeaustausch zusammengedrückt oder entspannt wird, mechanische Arbeit wird geleistet adiabatische Kompression Wichtige Voraussetzung: Kompressionszeit <<Zeit für Wärmeaustausch, wie z.B bei Schallausbreitung p p ⋅ V κ = const κ = Adiabatenkoeffizient Bild rechts zeigt vier „Isothermen“ und zwei „Adiabaten“ V EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Kinetische Gastheorie: „Wärme“: ungeordnete Bewegung der Moleküle in einer Substanz. erkennbar an: Brownscher Molekularbewegung von Schwebstoffen Bisher: Verhalten von Gasen mit makroskopischen Variablen (p, V, T) beschrieben. Frage: Wie sind diese mit dem mikroskopischen Zustand des Gases (kinetische Energie, Verteilung im Raum) verknüpft? Gas Flüssigkeit Festkörper Gase: Gasdruck wird verursacht durch Stöße der einzelnen Gasmoleküle mit der Wand. Die Teilchen (Moleküle) im Gas bewegen sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten: Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Stoß eines Teilchens mit Wand (elastisch, mTeilchen << mWand): Impulsänderung: ∆P = 2Px = 2m ⋅ v x (siehe Stoßgesetze) - Angenommen, man würde die gesamte kinetische Energie der N Gasteilchen in einem Volumen kennen, dann wäre die mittlere Geschwindigkeit: E gesamt 1 1 kin N = E kin = 2 m ⋅v 2 = 2 m⋅ v 2 - Auf jede der drei Raumrichtungen x, y oder z entfällt 1/3 der Energie: 1 m ⋅ v 2 = 1 m ⋅ ( v x 2 + v y 2 + v z 2 ) 2 2 EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Mit diesen Annahmen kann man berechnen, wie viele Moleküle pro Zeit auf eine Wand der Fläche treffen und wie gross die gesamte Impulsänderung pro Zeit ist. Da Impulsänderung pro Zeit eine Kraft ergibt (Newtonsches Axiom) und Kraft pro Fläche ein Druck ist, ergibt sich ein Zusammenhang zwischen Druck und mittlerer kinetischer Energie der Teilchen . Die Masse der Moleküle m spielt dabei eine Rolle, ebenso die Anzahl der Moleküle pro Volumen N/V. Auf der nächsten Seite wird die Herleitung der Zusammenhänge explizit gezeigt. Das Resultat sieht man am Ende der Seite. Es zeigt: Das Produkt pV ist proportinal zur mittleren kinetischen Energie der Moleküle. Der Vergleich mit der allgemeinen Gasgleichung pV = nRT liefert eine fundamentale Erklärung der Temperatur. EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Wieviele Teilchen stoßen nun pro Zeitintervall ∆t auf die Oberfläche A? ∆N = N 1 ⋅ v x ⋅ ∆t ⋅ A ⋅ V 2 (1/2: Annahme symmetr. Verteilung) Von den Molekülen mit v x erreichen nur die Moleküle aus einer Schicht der Dicke v x ⋅ ∆t in der Zeit ∆t die Wand Damit ist die Gesamtimpulsänderung: mN ⋅ A ⋅ v 2x ⋅∆t ∆P = ∆N ⋅ 2m ⋅ v x = V Und somit ist der Druck auf die Oberfläche: F 1 ∆P mN ⋅ v 2x mN ⋅ v 2 p= = ⋅ = = A A ∆t V 3V oder mN ⋅ v 2 p⋅V = = n ⋅R ⋅T 3 EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler -> Zusammenhang zwischen der mittleren kinetischen Energie der Gasteilchen und der Temperatur des Gases: Ekin E kin m ⋅ v2 3 3 = = ( Rn / N )T = kT 2 2 2 = mittlere kinetische Energie pro Teilchen, k = Boltzmannkonstante N/n = NA = 1.38.10-23 [J/K] : R = k ⋅ NA Damit hat man eine exakte Definition der Temperatur T beim idealen Gas. EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Einzelne Teilchen (Moleküle) im Gas bewegen sich jedoch mit verschiedenen v Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung, siehe Bild m f (v ) =4π 2 π kT 3 2 m 2 v 2 2 v exp − kT ∆N(v) = N.f(v)∆ ∆v = Zahl der Teilchen mit Geschwindigkeitsbetrag zwischen v + ∆v Teilchen stoßen untereinander Änderung von v und der Richtung (Brownsche Molekularbewegung!) Mit der Maxwellschen Geschwindigkeitsverteilung lassen sich mittlere Geschwindigkeit und mittleres Geschwindigkeitsquadrat berechnen: ∞ ∞ v = ∫ vf ( v)dv ; v = ∫ v 2 f ( v)dv 2 0 0 v= 8kT 3kT ; v2 = m πm EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Mittl. Geschw. bei 273 K: H2: 1700 m/s ; N2: 453 m/s ; O2: 447 m/s Bisherige Bewegungsformen der Teilchen (Moleküle etc.) im Gas: -> nur Translation in den 3 Raumrichtungen: 3 Thermische Energie pro Freiheitsgrad: Freiheitsgrade E kin ,FG 1 = kT 2 Formel gilt auch für zusätzliche Freiheitsgrade (z.B. Rotation) der Moleküle im Gas: Bei i Freiheitsgraden gilt: Ekin , gesamt (Gleichverteilungssatz) 1 = ⋅ i⋅ k ⋅T 2 kugelsymmetrische Teilchen (z.B. Argon-Atome): kein Rotationsfreiheitsgrad hantelförmige Moleküle (z.B. N2, O2): 2 Rotationsfreiheitsgrade kompliziertere Moleküle (z.B. H2O): 3 Rotationsfreiheitsgrade EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler “Prozessgrösse” Wärmemenge (Seite nach Vorlesung eingefügt) Historisch: 1 cal (1 Kalorie) = Wärmemenge , die nötig ist, um 1g Wasser von 14.5 auf 15.5 °C zu erwärmen. Später fand man Äquivalenz von Energie und Wärmemenge, siehe Hauptsatz, weiter unten. Wärme ist eine Form von Energie. Die Gaskinetik lieferte einen direkten Zusammenhang zwischen der kinetischen Energie der Teilchen und der Temperatur, siehe oben. Neue Einheit der Wärmemenge ist die Energieeinheit Joule = J: Umrechnung: 1 cal = 4.187 Joule EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Wärmekapazität: Wird einer Substanz Energie in Form von Wärme Q .zugeführt, steigt die Temperatur, ausser bei Phasenübergang,s. unten 1 Q = R(T2 −T1) 2 pro Freiheitsgrad und pro Mol Allgemein: Wärmezufuhr → Temperaturänderung ∆T ∆Q = cmasse ⋅ m ⋅ ∆T = cMol ⋅ n ⋅ ∆T = C ⋅ ∆T C: Wärmekapazität eines bestimmten Körpers [J/K] c: Spezifische Wärmekapazität (bezogen auf Masse, Stoffmenge) [cmol ] = J oder mol ⋅ K [cMasse ] = J kg ⋅ K cmol = cMasse⋅M mit M = molare Masse [kg/mol] Wärmekapazität hängt davon ab, unter welchen Bedingungen das Experiment durchgeführt wird. Man definiert zwei Wärmekapazitäten: cP = spezifische Wärme bei konstantem Druck (Volumenarbeit p.∆V) cV = spezifische Wärme bei konstantem Volumen (isochor, p.∆V= 0) cp> cV : bei isobarer Erwärmung wird zusätzlich Volumenarbeit geleistet EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Prozessgrösse Volumenarbeit (Seite geändert nach Vorlesung): - mit Volumenänderung um ∆V ist mechanische Arbeit ∆W verbunden - Kolben-Fläche A F = p ⋅ A T (p = const. für isobaren Prozess) - Beim Verschieben um ∆s wird von aussen „Volumenarbeit“ geleistet: ∆WVol = F ⋅ ∆s = − p ⋅ ∆V ∆Wvo l Das negative Vorzeichen ist eine Folge der Definition: Bei Volumenverkleinerung , ∆V negativ, wird positive Arbeit von aussen am System geleistet. In diesem Fall soll die Volumenarbeit am System positiv gerechnet werden Die Energie des Systems erhöht sich. EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Geschieht die Volumenänderung sehr schnell (adiabatisch), so kann kein Wärmeaustausch stattfinden und damit erhöht sich die Temperatur des Gases. Bei isothermer Zustandsänderung, T = const.: Volumenarbeit geht in das Wärmebad über, das mit dem Systemvolumen in Kontakt steht. cp und cv beim idealen Gas: cv (isochore Temperaturänderung): ∆Wvol = p ⋅ ∆V= 0 cp (isobare Temperaturänderung): Volumenarbeit tritt zusätzlich auf ∆Wvol = -p⋅∆ ⋅∆V= n⋅⋅R⋅∆ ⋅∆T ⋅∆ ⋅∆ EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler isobare Wärmezufuhr = isochore Wärmezufuhr + Volumenarbeit c p − cV = R ∆Q = n ⋅ c p ∆T = n ⋅ cV ∆T + p ⋅ ∆V = n ⋅ cV ∆T + n ⋅ R ⋅ ∆T Wärmemenge zur Erwärmung von einem Mol Gas mit i Freiheitsgraden: ∆Qmol = ∆ Ekin , mol i = R∆T 2 isochor: ∆Qmol = cV ⋅ ∆T isobar: : cv = i ⋅ R 2 ( ) ∆Qmol = c p ⋅ ∆T : c p = i + 1 ⋅ R 2 cv cp i 1-atomig 3/2 R 5/2 R 3 Translation 2-atomig 5/2 R 7/2 R 3 Translation, 2 Rotation 3-atomig, nicht linear 6/2 R 8/2 R 3 Translation, 3 Rotation Bei höheren Temperaturen können noch Schwingungen (Vibrationen) wichtig werden (Anstieg von cp und cV). EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Festkörper (Zimmertemperatur): c p ≅ cV (Volumenausdehnung sehr klein) i=6 cV = 3.R = 24.9 J/(mol.K) Beispiel: Blei: cPb J oder = 129 kg K Aluminium: c Al = 896 J kg K J mol K J oder 23.3 mol K 25.6 Dulong-Petit Gesetz , MPb = 0,199 kg/mol , MAl = 0,026 kg/mol Beispiele: Flüssigkeiten Alkohol 1410 J/(kgK) Benzol 1720 " 860 " Wasser 4180 " CCl4 cP ≈ cV J in Einheiten von kg K Vergleich mit Kaloriedefinition: ∆Q = cH 2 0 ⋅ m ⋅ ∆T = cH 2 0 ⋅ 0.001 kg ⋅1K = 4.18 J EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler Bestimmung der Wärmekapazität eines Körpers mit Mischungskalorimeter Körper gibt Wärme an das Bad und das Gefäß ab: ∆QK=cK.mK.(TK−TM) Badflüssigkeit nimmt auf: ∆QB= cB.mB.(TM−TB) Kalorimetergefäß nimmt auf: ∆QKA=WKA.(TM−TB) WKA: Wasserwert = Wärmekapazität des Kalorimeters (berechnet aus einem Mischexperiment mit bekannten Wärmekapazitäten) ∆QK= ∆QB+∆ ∆QKA ⇒ ∆QK=cK.mK.(TK−TM)= cB.mB.(TM−TB) + WKA.(TM−TB) cK = (c B ⋅ mB + WKA )(TM − TB ) mK (TK − TM ) EP WS 2007/8 Dünnweber, nnweber, Faessler