FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK Prof. Dr. Patrizio Neff Christian Thiel 14.12.2013 Lösungsvorschlag zur Probeklausur Aufgabe 1 (6 Punkte) Entscheiden Sie ohne Begründung, welche der folgenden Behauptungen wahr und welche falsch sind. Bei r richtigen und f falschen Antworten werden max{r − f, 0} Punkte vergeben. Wenn Sie sich zu unsicher sind, setzen Sie kein Kreuz. wahr falsch Jede konvergente Folge ist eine Cauchyfolge. Sei (an )n∈N eine Folge mit lim an = 0 und an > 0 für alle n ∈ N. Dann ist (an )n∈N n→∞ monoton fallend. Für alle natürlichen Zahlen n > 2 gilt: Für x ∈ R \ {0} gilt: lim an = 0 =⇒ lim |an | = 0 =⇒ n→∞ n→∞ lim |an | = 0. n→∞ lim an = 0. n→∞ 1 ≤1 x ⇐⇒ 1 1− 1 n < 1 1 . 1 − n−1 x ∈ [1, ∞). Lösung: wahr falsch Jede konvergente Folge ist eine Cauchyfolge. Aussage eines Satzes im Skript, Seite 65. Sei (an )n∈N eine Folge mit lim an = 0 und an > 0 für alle n ∈ N. Dann ist (an )n∈N n→∞ monoton fallend. n 1 + (−1) 2 Betrachte zum Beispiel die Nullfolge (an )n∈N mit an = . n lim an = 0 n→∞ =⇒ lim |an | = 0. n→∞ Es ist |an − 0| = |an | = ||an | − 0|, also gilt: lim an = 0 ⇔ ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n > N : |an − 0| = 0 n→∞ ⇔ ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n > N : ||an | − 0| = 0 ⇔ lim |an | = 0 . n→∞ Dies zeigt sogar die Äquivalenz der beiden Aussagen. lim |an | = 0 n→∞ =⇒ lim an = 0. n→∞ Siehe oben. 1 Für alle natürlichen Zahlen n > 2 gilt: 1 1− 1 n < 1 1 . 1 − n−1 Es gilt: n>n−1 ⇒ 1 1 1 1 1 < ⇒ 1− >1− ⇒ n n−1 n n−1 1− Für x ∈ R \ {0} gilt: Für x = −1 ist 1 x 1 ≤1 x ⇐⇒ 1 n < 1 1 . 1 − n−1 x ∈ [1, ∞). = −1 ≤ 1 , aber x ∈ / [1, ∞). Aufgabe 2: (4+2 Punkte) a) Beweisen Sie mithilfe der vollständigen Induktion: Es existiert ein N ∈ N, so dass b) Zeigen Sie, dass die Reihe n3 2n < 1 für alle n ≥ N . ∞ X k konvergiert. 2k k=1 Lösung: a) Wegen n3 2n < 1 ⇔ 2n > n3 zeigen wir per vollständiger Induktion über n ∈ N: Es gibt mit N = 10 eine natürliche Zahl, sodass n3 > 2n für alle natürlichen Zahlen n ≥ N gilt. Der Induktionsanfang n = 10 gelingt mit 210 = 1024 > 103 = 1000 . Unter der Induktionsvoraussetzung, dass n3 > 2n für ein beliebiges aber festes n ∈ N gilt, erhalten wir den Induktionsschritt n → n + 1 mittels 2n+1 = 2 · 2n IV > 2 · n3 = n3 + n · n2 = n3 + 3n2 + 3n2 + 1n2 + (n − 7) n2 | {z } > n3 + 3n2 + 3n + 1 = (n + 1)3 . >0 Nach dem Prinzip der vollständigen Induktion gilt damit n3 > 2n für alle n ≥ 10. b) Es ist ∞ X k 2k = k=1 ∞ X k 2k k=1 = N −1 X k=1 ∞ X k k3 1 + · 2k 2k k 2 k=N |{z} <1 < N −1 X k=1 ≤ N −1 X k=1 ∞ X k 1 + 2k k2 k=N ∞ X k 1 + . 2k k2 − 1 k=1 2 Die linke Summe ist endlich und somit keine Reihe, die rechte Summe ist eine Reihe, P∞ für die wir aber schon in der Übung (Teleskopsumme) die Konvergenz gezeigt haben. Somit konvergiert k=1 2kk nach dem Majorantenkriterium. P∞ Alternativ liefert das Quotientenkriterium für k=1 ak mit ak = 2kk : ak+1 k + 1 2k 1 k+1 ak = 2k+1 · k = 2 · k 1 < 1, 2 k→∞ → somit konvergiert die Reihe absolut. Aufgabe 3: (6 Punkte) 2 + 3n2 Sei an = 2 − 2. 2n + n a) Bestimmen Sie a := lim an . n→∞ b) Geben Sie ein N ∈ N an, so dass |an − a| < 1 1000 für alle n ∈ N mit n > N . Lösung: a) Es ist an = 2 · n12 + 3 2 + 3n2 − 2 = − 2, 2n2 + n 2 + n1 somit gilt lim an = n→∞ 3 1 2·0+3 −2 = −2 = − . 2+0 2 2 b) Schätzen wir ab: |an − a| = = = = = ≤ = an + 1 2 2 + 3n2 1 2n2 + n − 2 + 2 2 + 3n2 3 2n2 + n 2n2 + n − 2 · 2n2 + n 4 + 6n2 − 6n2 − 3n 4n2 + 2n −3n + 4 4n2 + 2n −3n 4 + 4n2 + 2n 4n2 + 2n 2 3 + 4n + 2 2n2 + n ≤ 3 2 + 4n n ≤ 3 . n Wählen wir N := 3001, so gilt für alle n ∈ N mit n > N : |an − a| ≤ 3 3 3 3 1 ≤ = < = . n N 3001 3000 1000 3 Aufgabe 4: (6 Punkte) Welche der folgenden Reihen sind konvergent? Beweisen Sie Ihre Behauptung. ∞ ∞ r X X 1 n 1 a) , b) , (2k)! n n=1 k=1 ∞ X (−1)j (j + 1) √ c) , j j j=1 Lösung: a) Die Reihe ist konvergent: Für alle k ∈ N gilt (2k)! = 2k Y i=1 i = 2k Y i=2 i ≥ 2k Y 2 = 22k = 4k i=2 k P∞ P∞ 1 ≤ (41k ) . Die konvergente geometrische Reihe k=1 14 ist also eine Majorante für k=1 und somit (2k!) P∞ 1 nach dem Majorantenkriterium ebenfalls. also konvergiert k=1 (2k)! q b) Die Reihe divergiert, denn wäre die Reihe konvergent, so wäre n n1 eine Nullfolge. Es gilt aber r lim n n→∞ 1 1 = lim √ = n n→∞ n n 1 (2k)! , 1 1 √ = = 1 6= 0 . n 1 lim n n→∞ c) Die Reihe konvergiert: Es genügt zu zeigen, dass dem Leibniz-Kriterium ist dann die alternierende (j+1) √1 eine monoton fallende j j j∈N P∞ (−1)j (j+1) Reihe j=1 √j konvergent. j Nullfolge ist, denn nach Es gilt 1 1 (j + 1) 1 = lim √ · lim 1 + = 0·1 = 0 lim √ j→∞ j→∞ j→∞ j j j j sowie √ 1 1 (j + 2) 1 (j + 2) 1 1 1 1 (j + 1) ≤ √ = √ 1+ , ≤ √ 1+ = √ j+1 j j j + 1 (j + 1) j (j + 1) j j j die Folge ist also in der Tat eine monoton fallende Nullfolge. Aufgabe 5: (6 Punkte) Für n ∈ N sei 1 1 1 1 Mn := , , ,... = ; k ∈ N und k ≥ n . n n+1 n+2 k \ Bestimmen Sie die Menge Mn . n∈N Lösung: Für alle n ∈ N gilt Mn ⊆ k1 ; k ∈ N und somit ist \ 1 Mn ⊆ ; k∈N . k n∈N \ Alle x ∈ Mn sind also von der Form x = 1 k mit k ∈ N. Angenommen, für ein k ∈ N wäre nun n∈N \ 1 ∈ Mn , k n∈N dann muss k1 ∈ Mn für alle n ∈ N gelten, allerdings ist Somit gilt \ Mn = ∅ . 1 k ∩ n n∈N 4 o 1 1 1 k+1 , k+2 , k+3 , . . . = ∅, also 1 k 6∈ Mk+1 , ein Widerspruch. Aufgabe 6: (6 Punkte) Bestimmen Sie das Infimum der Menge nn + m o M= ; n, m ∈ N . n·m Lösung: Wir zeigen, dass 0 das Infimum der Menge M ist: Wegen n > 0 und m > 0 gilt auch n + m > 0 sowie n · m > 0 und damit untere Schranke für M . Sei nun ε > 0 ebenfalls eine untere Schranke, dann gilt dann ist n+m n·m 2[ 2ε + 1] ([ 2ε ] + 1) + ([ 2ε ] + 1) 2 n+m = = 2 = n·m ([ 2ε ] + 1) · ([ 2ε ] + 1) [ 2ε + 1]2 [ ε + 1] n+m n·m > 0 für alle n ∈ N. Somit ist 0 eine ≥ ε für alle n, m ∈ N. Wähle nun n = m = [ 2ε ] + 1, [ 2ε +1] > < 2 ε 2 2 ε = ε, ein Widerspruch. Somit kann keine größere Schranke als 0 existieren; es ist inf M = 0. Aufgabe 7: (6 Punkte) a) Geben Sie ohne Beweis lim sup und lim inf der Folge (an )n∈N mit an := (2 + (−1)n ) n2 − 42n 4n2 + 2n an. b) Bestimmen Sie mit Beweis lim sup und lim inf der Folge (bn )n∈N mit bn := (−1)n . n Lösung: a) Für gerade n ∈ N gilt: an = 3 − 42 · n1 (2 + 1)n2 − 42n . = 2 4n + 2n 4 + 2 · n1 Für ungerade n ∈ N gilt: an = 1 − 42 · n1 (2 − 1)n2 − 42n = . 2 4n + 2n 4 + 2 · n1 Also ist 1 3 − 42 · 2k 3 = 1 k→∞ 4 + 2 · 4 2k lim a2k = lim k→∞ und lim a2k−1 = lim k→∞ k→∞ 3 − 42 · 4+2· 1 2k−1 1 2k−1 = 1 . 4 Wegen N = {2k ; k ∈ N} ∪ {2k −1 ; k ∈ N} gibt es keine von von (an )n∈N und { 14 , 43 } ist die Menge der Häufungspunkte. 1 4 und 3 4 abweichenden Grenzwerte von Teilfolgen b) Es ist limn→∞ |bn | = limn→∞ n1 = 0. Mit Ankreuzaufgabe 1 iv) folgt limn→∞ bn = 0. Konvergiert eine Folge, hat sie genau einen Häufungspunkt, den Grenzwert. Somit ist lim sup bn = lim inf bn = lim bn = 0. Aufgabe 8: (6 Punkte) Sei (an )n∈N eine reelle Folge mit lim (an )n = 1. Zeigen Sie: (an )n∈N besitzt eine konvergente Teilfolge. n→∞ Lösung: Nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß reicht es zu zeigen, dass die Folge (an )n∈N beschränkt ist. Nehmen wir an, dies sei nicht der Fall. Dann existiert zu jedem K ∈ N ein n(K) ∈ N mit |an(K) | > K. Wegen K ≥ 1 gilt dann auch |(an )n | = |an |n > K n > K, also ist ((an )n )n∈N ebenfalls unbeschränkt. Da die Folge aber nach Voraussetzung konvergiert (und Konvergenz einer Folge deren Beschränktheit impliziert) ergibt sich ein Widerspruch. 5