A Fachbereich Mathematik Prof. Dr. Ulrich Kohlenbach PD Dr. Achim Blumensath MSc Eyvind Briseid Lösung. TECHNISCHE UNIVERSIT ÄT DARMSTADT 25.11.2009 7. Tutorium Analysis I Wintersemester 2009/2010 (T7.1) P Welche der folgenden Aussagen implizieren die absolute Konvergenz der Reihe ∞ n=1 an ? Welche der Aussagen implizieren die Konvergenz? Welche sind sogar äquivalent zur Konvergenz? P Es C die Aussage: “Die Reihe ∞ n=1 an konvergiert”. Weiter sei AC die Aussage: Pbezeichne ∞ “ n=1 an konvergiert absolut”. Offensichtlich gilt AC ⇒ C, aber C 6⇒ AC. Gilt also S ⇒ AC, dann gilt auch S ⇒ C und C 6⇒ S. (i) ⇒ AC. Beweis: Da die Folge (n2 an )n≥1 konvergiert, folgt, dass diese Folge beschränkt ist. Das heißt, es gibt ein M ∈ R, so dass |n2 an | ≤ M für alle n ≥ 1. Dies impliziert, dass |an | ≤ nM2 für alle n ≥ 1. Also folgt AC aus dem Majorantenkriterium. Weiter gilt C 6⇒ (i) nach obiger Bemerkung. (ii) 6⇒ C. Als Gegenbeispiel dient zum Beispiel die harmonische Reihe. (iii) ⇔ C. Diese Aussage ist äquivalent zur Aussage, dass die Partialsummen eine Cauchyfolge bilden. Eine Richtung folgt sofort. n +pFür den Beweis “(iii) ⇒ Die Partialsummen bilden 0 X an < 2ε für alle p ∈ N. Für k, p ∈ N mit k ≤ p eine Cauchyfolge”, sei n0 , so dass n=n0 erhalten wir n0 +p n0 +p n0X +k−1 X X an = an − an , n=n0 +k und somit (i) Die Folge (n2 an )n≥1 konvergiert. an+1 < 1. (ii) Für alle n ≥ 1 gilt die Ungleichung an (iii) (∀ε > 0)(∃n0 ∈ N)(∀p ∈ N) n +p ! 0 X an < ε . n=n 0 p (iv) Die Folge ( n |an |)n≥1 konvergiert. an+1 ist eine Nullfolge. (v) an n≥1 an+1 ≤1−ε . (vi) (∃n0 ∈ N)(∃ε > 0)(∀n ≥ n0 ) an an+1 ≥ 1 − 1 für alle n > n0 . (vii) Es gibt ein n0 ∈ N, so dass 1 > an n P (viii) Die Folge der Partialsummen (sm )m≥1 , wobei sm := m n=1 an , ist beschränkt. Pm (ix) Die Folge der Partialsummen (sm )m≥1 , wobei sm := n=1 an , ist beschränkt und lim an = 0. n→∞ n=n0 0 0 0 Damit gilt natürlich (iii) 6⇒ AC. (iv) 6⇒ C. Als Gegenbeispiel wählen wir an = 1 für alle n ≥ 1. (v) ⇒ AC. Dies folgt unmittelbar aus dem Quotientenkriterium. Damit gilt auch C 6⇒ (v). (vi) ⇒ AC. Dies folgt wiederum aus dem Quotientenkriterium. (vii) 6⇒ C. Als Gegenbeispiel wählen wir an = 1/n für alle n ≥ 1. (viii) 6⇒ C. Als Gegenbeispiel wählen wir an = (−1)n für alle n ≥ 1. (ix) 6⇒ C. Wir betrachten die Folge (an )n≥1 definiert durch 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1, − , − , , , , − , − , − , − , . . . 2 2 3 3 3 4 4 4 4 P Offensichtlich gilt lim an = 0. Für die Partialsummen sm := m n=1 an gilt sm ∈ [0, 1] für alle m ≥ 1, also ist (sm )m≥1 beschränkt. P Da sm = 1 für unendlich viele m ∈ N und sm = 0 für unendlich viele m ∈ N, ist die Reihe ∞ n=1 an divergent. (T7.2) 1 n=n0 n +p n +p +k−1 0 0 ε ε n0X X X an < + = ε. an + an ≤ 2 2 n=n n=n n=n +k 2 P Sei ∞ n=0 an eine konvergente, aber nicht absolut konvergente Reihe reeller Zahlen. Man beweise: P (i) Zu beliebig vorgegebenem c ∈ R gibt es eine Umordnung ∞ n=0 aτ (n) , die gegen c konvergiert. P (ii) Es gibt Umordnungen, so dass ∞ n=0 aτ (n) bestimmt gegen +∞ bzw. −∞ divergiert. P∞ (iii) Es gibt Umordnungen, so dass n=0 aτ (n) weder konvergiert noch bestimmt gegen ±∞ divergiert. zu bekommen, dann gerade genug negative Terme, um die Summe kleiner als c zu machen, und so weiter. Genauer gesagt führen wir die Umordnung nach folgendem Schema durch, wobei p0 < p1 < . . . und q0 < q1 < . . . natürliche Zahlen sind, die induktiv bestimmt werden sollen: +αpi +1 + . . . + αpi+1 − βqi+1 − . . . − βqi+1 +......... .. . Lösung. P (i) Da die Reihe ∞ n=0 an konvergent, aber nicht absolut konvergent ist, enthält sie unendlich viele positive und auch unendlich viele negative Terme. Sei (amk )k∈N die Teilfolge der negativen Glieder der Folge (an )n∈N , und (ank )k∈N die Teilfolge der nichtnegativen Glieder der Folge (an )n∈N . Für k ∈ N setzen wir Wir definieren jetzt die Zahlen p0 < p1 < . . . und q0 < q1 < . . . auf folgende Weise: Induktionsanfang: Wir setzen ( p0 := min n ∈ N : αk := ank ≥ 0, βk := −amk > 0. und Wir zeigen zunächst, dass ∞ X ∞ X αk = ∞ und Wenn die beiden Reihen konvergent wären, dann wäre die Reihe konvergent, im Widerspruch zur Voraussetzung. Falls ∞ X αk = ∞ und k=0 ∞ X P∞ n=0 an absolut n=0 k X Ai = αk − ∞ X Bi = βi = i=0 i=0 k X αi − b i=0 pi X αk − ∞ X βk = ∞ k=0 k=0 zum Widerspruch führt. Also gilt (1). Dann setzen wir ( βl . l=0 Wir werden jetzt die gewünschte Umordnung der Reihe n=0 an definieren. Die Idee ist, zuerst gerade genug positive Terme aufzulisten, um eine Summe grösser als c qi−1 X βl ≥ c, qi X βl < c. n X k=pi +1 pi+1 X ) Ai+1 := Bi + ) Bi+1 := Ai+1 − αk ≥ c , αk k=pi +1 und ( qi+1 := min n ∈ N : n > qi und Ai+1 − Dies ist möglich, da P∞ 3 q0 X l=0 pi+1 := min n ∈ N : n > pi und Bi + gelten, also limN →∞ n=0 an = ∞, im Widerspruch zur Konvergenz der Reihe P ∞ n=0 an . Auf dieselbe Weise zeigt man, dass die Annahme αk =: a < ∞ und B0 := A0 − l=0 k=0 βk =: b < ∞ PN ∞ X pi X k=0 ani − ) αk k=0 βl < c , l=0 k=0 an ≥ A0 := Seien p0 , . . . , pi , q0 , . . . , qi und A0 , . . . , Ai , B0 , . . . , Bi schon bestimmt so dass gelten würde, dann würde für N ≥ nk N X n X p0 X ) αk ≥ c , Induktionsschritt: k=0 k=0 ( (1) n X k=0 q0 := min n ∈ N : A0 − βk = ∞. − β0 − . . . − βq0 − βq0 +1 − . . . − βq1 α0 + . . . + αp0 +αp0 +1 + . . . + αp1 +......... .. . n X βk < c , k=qi +1 P∞ k=0 αk = ∞ und P∞ k=0 βk qi+1 X βk . k=qi +1 = ∞. Aus der Definition folgt |Ai −c| ≤ αpi und |Bi −c| ≤ βqi für alle i ∈ N. Da limi→∞ αpi = 0 und limi→∞ βqi = 0, folgt leicht, dass die umgeordnete Reihe gegen c konvergiert. 4 (ii) Wir machen die Lösung wie in (i), führen aber die Umordnung nach folgendem Schema durch, wobei p0 < p1 < . . . natürliche Zahlen sind, die induktiv bestimmt werden sollen: − β0 α0 + . . . + αp0 +αp0 +1 + . . . + αp1 − β1 +......... .. . (iii) Wir machen die Lösung wie in (i), führen aber die Umordnung nach folgendem Schema durch, wobei p0 < p1 < . . . und q0 < q1 < . . . natürliche Zahlen sind, die induktiv bestimmt werden sollen: α0 + . . . + αp0 +αp0 +1 + . . . + αp1 +......... .. . +αpi +1 + . . . + αpi+1 − βi+1 +......... .. . +αpi +1 + . . . + αpi+1 − βqi+1 − . . . − βqi+1 +......... .. . Wir definieren jetzt die Zahlen p0 < p1 < . . . auf folgende Weise: Wir definieren jetzt die Zahlen p0 < p1 < . . . und q0 < q1 < . . . auf folgende Weise: Induktionsanfang: Induktionsanfang: Wir setzen ( n X p0 := min n ∈ N : αk ≥ 1 k=0 und A0 := p0 X Wir setzen ) ( p0 := min n ∈ N : und αk . Induktionsschritt: n X ( n X p0 X ) A0 := ) B0 := A0 − αk ≥ 1 , k=0 q0 := min n ∈ N : A0 − k=0 βl ≤ −1 , l=0 αk k=0 q0 X βl . l=0 Induktionsschritt: Seien p0 , . . . , pi und A0 , . . . , Ai schon bestimmt und pi Ai = X αk − i−1 X Seien p0 , . . . , pi , q0 , . . . , qi und A0 , . . . , Ai , B0 , . . . , Bi schon bestimmt so dass βl ≥ i + 1. Ai = l=0 k=0 ( pi+1 := min n ∈ N : n > pi und Ai − βi + n X k=pi +1 und Ai+1 := Ai − βi + pi+1 X αk ≥ i + 2 ) k=0 αk = ∞. Sei P∞ n=0 αk . aτ (n) die gerade definierte Umordnung. Es gibt N ∈ N so dass für alle P l ≥ N gilt 0 ≤ βl < 1.PSei M ∈ N so dass M > N. Für k > pM + M gilt dann kn=0 aτ (n) ≥ M, also gilt ∞ n=0 aτ (n) = +∞. Auf ähnliche Weise kann man eine Umordnung finden, die bestimmt gegen −∞ divergiert. 5 qi−1 X αk − Bi = pi X αk − k=0 Dann setzen wir ( βl ≥ 1, l=0 qi X βl ≤ −1. l=0 pi+1 := min n ∈ N : n > pi und Bi + k=pi +1 P∞ pi X k=0 Dann setzen wir Dies ist möglich, da − β0 − . . . − βq0 − βq0 +1 − . . . − βq1 n X ) αk ≥ 1 , k=pi +1 Ai+1 := Bi + pi+1 X αk k=pi +1 und ( qi+1 := min n ∈ N : n > qi und Ai+1 − Dies ist möglich, da n X ) βk ≤ −1 , k=qi +1 P∞ k=0 αk = ∞ und P∞ k=0 βk Bi+1 := Ai+1 − qi+1 X βk . k=qi +1 = ∞. Aus der Definition folgt, dass Ai ≥ 1 und Bi ≤ −1 für alle i ∈ N, also konvergiert die umgeordnete Reihe nicht, und sie divergiert auch nicht bestimmt gegen +∞ oder −∞. 6