Übung 5: Marktmacht Georg Nöldeke Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Basel Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 1 / 24 2. Monopol Mengensetzungsproblem 1 Schreibe Gewinn als Funktion der Absatzmenge: π(y ) = p(y) · y − c(y) 2 Leite nach y ab: π 0 (y ) = p(y) + p0 (y) · y − c 0 (y). 3 Monopolmenge y ∗ ist durch die Lösung der Bedingung erster Ordnung π 0 (y ∗ ) = 0 gegeben. 4 Monopolpreis p∗ ist p(y ∗ ). 5 Monopolgewinn ist π ∗ = p∗ y ∗ − c(y ∗ ). Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 2 / 24 2. Monopol Preissetzungsproblem (für konstante Grenzkosten) 1 Schreibe Gewinn als Funktion des Preis: Π(p) = [p − c] · D(p) 2 Leite nach p ab: Π0 (p) = [p − c] · D 0 (p) + D(p) = 0. 3 Monopolpreis p∗ ist durch die Lösung der Bedingung erster Ordnung Π0 (p∗ ) = 0 gegeben. 4 Monopolmenge y ∗ ist D(p∗ ). 5 Monopolgewinn ist π ∗ = [p∗ − c]y ∗ . Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 3 / 24 2. Monopol Preissetzungsproblem (für konstante Grenzkosten) Die Bedingung erster Ordnung zur Bestimmung des Monopolpreises kann wie folgt umgeschrieben werden: 1 Umgekehrte Elastizitätenregel: p∗ − c 1 =− . ∗ ∗ p εD (p ) 2 εD (p∗ ) p = c ∗ 1 + εD (p ) ∗ Es hängt von der Fragestellung bzw. der Form der Nachfragefunktion ab, welche dieser Formeln am einfachsten anzuwenden ist. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 4 / 24 2. Monopol Aufgabe 1 a) und b) Hier besitzen die Nachfragefunktionen jeweils konstante Preiselastizität und der Monopolpreis ist am einfachsten aus ∗) ε (p D c p∗ = ∗ 1 + εD (p ) zu bestimmen. Für D(p) = 160/p2 gilt εD = −2. Somit: −2 p = c = 2 · c = 4, da c = 2. 1−2 ∗ Für D(p) = 540/p3 gilt εD = −3. Somit: −3 3 p = c = · c = 2, da c = 2. 1−3 2 ∗ Anschliessende Bestimmung von Monopolmenge und Monopolgewinn nach Kochrezept. Zusatzfrage: Monopolpreise für D(p) = A/p2/3 ? Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 5 / 24 2. Monopol Aufgabe 1 c) Für Nachfragefunktionen der Form D(p) = (p + A)−a ist die Bestimmung des Monopolpreis am einfachsten mit der umgekehrten Elastizitätenregel: ac + A p∗ − c p∗ + A ∗ ∗ ∗ = ⇒ a(p − c) = p + A ⇒ p = ∗ ∗ p ap a−1 Mit A = 1, a = 2 und c = 2 folgt also p∗ = 5. Bestimmung von Monopolmenge und Monopolgewinn nach Kochrezept. Beachte: Für a ≤ 1 besitzt das Monopolproblem keine Lösung, da die Marktnachfrage für alle Preise unelastisch ist. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 6 / 24 2. Monopol Aufgabe 2 Intuition: Aus Sicht eines Unternehmens ist die Einführung einer Mengensteuer mit Satz t > 0 äquivalent zu einer Erhöhung der Grenzkosten um t. Die eigentliche Frage ist hier also: Wie ändert sich der Monopolpreis, wenn sich die Grenzkosten verändern? Wieso ist es nicht optimal, den Preis einfach um den Betrag der Steuer anzuheben? Stückgewinn bleibt dann unverändert . . . aber die abgesetzte Menge fällt . . . so dass die Bedingung erster Ordnung (im allgemeinen) nicht mehr erfüllt ist. Beachte: Die folgenden Berechnungen unterstellen, dass die Bedingung erster Ordnung zur Bestimmung des Monopolpreis verwendet werden kann. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 7 / 24 2. Monopol Aufgabe 2 a) Lineare Nachfragefunktion Für D(p) = a − bp mit a/b > c ist der Monopolpreis durch die Bedingung erster Ordnung wie folgt bestimmt: h i 1 a −[p∗ − c]b + a − bp∗ = 0 ⇒ 2bp∗ = a + bc ⇒ p∗ = c+ 2 b Steigen die Grenzkosten auf c + t, so steigt der Monopolpreis also um t/2 an. Mengensteuer bzw. Erhöhung der Grenzkosten wird also nur zur Hälfte an die Konsumenten “durchgereicht.” Würde der Preis um den Betrag der Steuer erhöht, wäre die Ableitung der Gewinnfunktion negativ ⇒ es ist optimal, einen niedrigeren Preis zu setzen. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 8 / 24 2. Monopol Aufgabe 2 b) Nachfragefunktionen mit konstanter Elastizität Bei konstanter Elastizität ist der Monopolpreisaufschlag ein fester Prozentsatz der Grenzkosten: ε c p = 1+ε ∗ Steigen die Grenzkosten, erhöht sich der Monopolpreis also um einen Betrag, der grösser ist, als der Anstieg der Grenzkosten. Beachte: Der Wettbewerbspreis kann hingegen nicht um mehr als den Steuersatz ansteigen. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 9 / 24 2. Monopol Aufgabe 3 a) Worum geht es? Wohlfahrtsanalyse des Monopols mit den Instrumenten der Partialanalyse. Vorgehensweise: 1 2 3 Bestimme die Monopollösung (Monopolmenge und Monopolpreis). Bestimme Produzentenrente und agggregierte Konsumentenrente in der Monopollösung. Bestimme die aggregierten Handelsgewinne in der Wettbewerbslösung und vergleiche. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 10 / 24 2. Monopol Aufgabe 3 a) Bestimmung der Monopollösung: Inverse Marktnachfragefunktion ist p(y ) = 11 − y . Grenzerlös ist MR(y ) = 11 − 2y . Grenzkosten sind c = 1 Monopolmenge ist also y ∗ = 5. Monopolpreis ist p∗ = 6. Aggregierte Handelsgewinne in der Monopollösung: Die Produzentenrente ist gleich dem Monopolgewinn: π ∗ = [6 − 1] · 5 = 25. Aggregierte Konsumentenrente als Dreiecksfläche: 0.5[11 − 6] · 5 = 12.5. Aggregierte Handelsgewinne sind also 25 + 12.5 = 37.5. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 11 / 24 2. Monopol Aufgabe 3 a) Wettbewerbslösung: Wettbewerbspreis ist gleich den Grenzkosten, also 1. Wettbewerbsmenge ist also 10. Konsumentenrente ist 0.5 · [11 − 1] · 10 = 50. Produzentenrente ist 0. Aggregierte Handelsgewinne sind also 50. Vergleich: Wohlfahrtsverlust des Monopols beträgt 12.5. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 12 / 24 2. Monopol Aufgabe 3 b) Frage Welcher Subventionssatz veranlasst den Monopolisten, die effiziente Menge zu verkaufen? Die Subvention muss so gewählt sein, dass p = 1 der Monopolpreis ist. Die Antwort kann unmittelbar aus der Lösung zu Aufgabe 2 a) geschlossen werden: Damit der Monopolpreis um 5 Einheiten fällt, müssen seine Grenzkosten um 10 Einheiten gesenkt werden. Also gilt s = 10. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 13 / 24 2. Monopol Aufgabe 4 Kosten sind nicht linear, so dass die Formulierung als Mengensetzungsproblem einfacher ist. Inverse Marktnachfragefunktion im relevanten Bereich ist p(y ) = 12 − y. Grenzerlös gleich Grenzkosten: 12 − 2y = 2y . Monopolmenge ist also y ∗ = 3. Monopolpreis und Monopolgewinn nach Kochrezept. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 14 / 24 4. Oligopol Aufgabe 5 Worum geht es? Gleichgewicht im Cournot-Duopol bestimmen. Gegeben sind die Kostenfunktionen der Duopolisten ci (yi ) = 140yi lineare inverse Marktnachfragefunktion p(Y ) = 500 − Y . In Bezug auf die Formeln aus der Vorlesung gilt hier a = 500, b = 1, c = 140 Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 15 / 24 4. Oligopol Aufgabe 5 Wettbewerbsgleichgewicht: pc = c= 140, y c = (a − c)/b = 360, πc = Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) 0 Marktmacht 16 / 24 4. Oligopol Aufgabe 5 Monopollösung: pm = (a + c)/2 = 320, ym = (a − c)/2b = 180, π m = (a − c)2 /4b = 360 · 90 = 32400 Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 17 / 24 4. Oligopol Aufgabe 5 Cournot-Gleichgewicht: y∗ = (a − c)/3b = 120, p∗ = (a + 2c)/3 = 260, π ∗ = (a − c)2 /9b = 360 · 40 = 14400 Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 18 / 24 4. Oligopol Aufgabe 7: Cournot-Oligopol mit n Unternehmen Inverse Marktnachfragefunktion ist linear mit p(Y ) = 10 − Y . Alle Unternehmen haben identisch, konstante Grenzkosten von c = 2. Einsetzen in die Formeln aus der Vorlesung (a = 10, b = 1, c = 2) Reaktionsfunktion ri (Y−i ) = max{0, a − c − bY−i } = max{0, 4 − Y−i /2} 2b Symmetrisches Nash-Gleichgewicht y∗ = 1 a−c 8 = n+1 b n+1 Gleichgewichtsgewinn 2 1 (a − c) 64 ∗ πn = −F = −F. 2 2 2 (n + 1) b (n + 1) Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 19 / 24 4. Oligopol Aufgabe 7 c): Marktzutrittsentscheidungen Hier ist ein 2-Stufen-Spiel beschrieben: 1. Stufe: Unternehmen entscheiden simultan über Marktzutritt 2. Stufe: Eingetretene Unternehmen beobachten, wieviele Unternehmen eingetreten sind, und entscheiden simultan über Produktionsmengen. Gegeben, dass auf der zweiten Stufe ein Nash-Gleichgewicht gespielt wird, sind die Auszahlungen auf der 1. Stufe: 0 für Unternehmen, die nicht eintreten. πn∗ für Unternehmen, die eintreten. Frage: Wieviele Unternehmen treten in einem Gleichgewicht des Spiels auf der ersten Stufe in den Markt ein? Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 20 / 24 4. Oligopol Aufgabe 7 c): Marktzutrittsentscheidungen Angenommen, es treten im Gleichgewicht n ≥ 1 Unternehmen ein. Auszahlungen dieser Unternehmen ist πn∗ Es muss πn∗ ≥ 0 gelten. Es muss πn∗+1 ≤ 0 gelten. Umgekehrt gilt auch: sind diese beiden Bedingungen erfüllt, gibt es ein Gleichgewicht, in dem genau n Unternehmen in den Markt eintreten. Die relevante Bedingung zur Bestimmung von n ist also ∗ πn∗ ≥ 0 ≥ πn+1 . Mit F = 3 ist diese Bedingung ausschliesslich für n = 3 erfüllt. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 21 / 24 4. Oligopol Aufgabe 7 d): Effizienz der Marktzutrittsentscheidungen Nimmt man als gegeben, dass der Wettbewerb zwischen den aktiven Unternehmen durch das Cournot-Modell beschrieben ist, könnte man vermuten, dass es lohnt den Marktzutritt zu subventionieren: Mehr Unternehmen im Markt bedeutet, dass die aggregierten Handelsgewinne steigen. Die Unternehmen können sich diese zusätzlichen Handelsgewinne aber nicht aneignen, so dass sie diesen Effekt bei ihren Marktzutrittsentscheidungen nicht berücksichtigen. Andererseits: Jedes zusätzliche Unternehmen verursacht zusätzliche Marktzutrittskosten - aus Effizienzsicht wäre es am besten, wenn die Wettbewerbsmenge durch nur ein Unternehmen produziert würde. Abwägung ist daher nicht klar . . . Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 22 / 24 4. Oligopol Aufgabe 7 d): Effizienz der Marktzutrittsentscheidungen Im Beispiel steigt durch die Subvention die Anzahl der aktiven Unternehmen um eines an. Dadurch steigt die aggregierte Konsumentenrente Das muss so sein. Aggregierte Produzentenrente fällt Das könnte auch anders sein. Berücksichtig man die Subventionszahlungen, so fallen die Handelsgewinne Das könnte auch anders sein. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 23 / 24 5. Produktdifferenzierung Aufgabe 8 Worum geht es? Wohlfahrtsanalyse der Produktdifferenzierung In einem langfristigen Gleichgewicht mit Preiswettbewerb treten in dem Modell aus der Vorlesung zu viele Unternehmen in den Markt ein. Woran liegt das eigentlich? Massnahmen, die den Marktzutritt fördern (Preisuntergrenzen, Subvention des Marktzutritts), verschärfen dieses Problem. Marktzutrittsschranken wären hier hingegen nützlich . . . haben aber andere Nachteile. Mikroökonomie Übung 5 (FS 10) Marktmacht 24 / 24