Skript zur Vorlesung vom 07. und 08.12.1998, 459 KB

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Vorlesung Experimentalphysik I am 7.12.1998 und 8.12.1998
J. Ihringer
3.5 Hydro- und Aerodynamik
Dieser Abschnitt befaßt sich mit strömenden Medien. Während zur Beschreibung eines
Körpers bei gleichförmiger Bewegung ein einziger Vektor für den Impuls oder Drehimpuls
genügt, beschreibt man die Strömung im Bild der Massenpunkte mit individuellen Bahnen für
jeden Massenpunkt und individuellen Geschwindigkeiten für jeden Punkt der Bahn. Man
nennt die Bahn eines Massenpunktes Stromfaden. Die Gesamtheit der Vektoren für die
Geschwindigkeiten an allen Punkten der Bahn eines Massenpunktes formen die Stromlinie.
Wenn Stromfäden und Stromlinien nicht von der Zeit abhängen, dann zeigen beide das
gleiche Bild und die Strömung heißt stationär.
Die wichtigste Grundlage der Strömungslehre ist die Forderung nach Erhaltung der
Stoffmenge. Sie wird durch die Kontinuitätsgleichung ausgedrückt. Letztere besagt, daß die
Stoffmenge, die an einem Ende in ein System eintritt, aus diesem auch wieder austritt. Es ist
bemerkenswert, daß in Strömungen bei Geschwindigkeiten unterhalb der
Schallgeschwindigkeit auch Gase überall annähernd die gleiche Dichte zeigen, sie können
dann also als inkompressibel behandelt werden.
3.5.1 Strömung idealer Flüssigkeiten, die Kontinuitätsgleichung
Die Idealisierung bezieht sich auf fehlende Reibung sowohl innerhalb des Mediums als auch
zwischen Medium und Wänden. Auch ein Gas kann in diesem Sinn eine ideale Flüssigkeit
sein. Das Flüssigkeitsvolumen, welches in der Zeiteinheit durch eine Fläche im Querschnitt
des Rohres strömt, wird als Volumenstromstärke bezeichnet. Verengt sich das Volumen, dann
beschreibt die Kontinuitätsgleichung die sich ändernde Flußgeschwindigkeit: Die gleiche
Stoffmenge wird transportiert, indem die Flußgeschwindigkeit v1 im weiten Rohr mit
Querschnitt A1 kleiner ist als v2 im engen Rohr mit Querschnitt A2 .
Querschnitt A1
ds1
Querschnitt A2
ds2
Druck
p1
Druck
p2
Geschwindigkeit v1
Geschwindigkeit v2
Abbildung 1 Fluß einer idealen Flüssigkeit durch Röhren mit unterschiedlichen
Querschnitten A1 und A 2 und den Drucken p1 und p 2 . Hervorgehoben: Gleiche
Volumenanteile dV in beiden Röhren.
2
Versuch 1 Die Strombahnen einer stationären Strömung werden sichtbar, wenn Bahnen
gefärbten Wassers neben Bahnen ungefärbten Wassers verlaufen. Zunächst verlaufen in der
Strömung durch ein quaderförmiges Gefäß alle Bahnen parallel, danach wird ein
kreisförmiger und ein langgestreckter Gegenstand nahezu ohne Wirbel umflossen.
Vorratsgefäß mit
klarer Flüssigkeit
Vorratsgefäß mit
roter Flüssigkeit
Auslauf
Abbildung 2 Schema des Versuchs, gezeigt kurz nach dem Start. Die Strombahnen haben den
Auslauf noch nicht erreicht, unten rechts laufen die gemischten Flüssigkeiten ab.
Versuch 2 In einer Wanne mit strömender Flüssigkeit werden unterschiedlich geformte
Objekte umströmt, Luftblasen machen die Strombahnen sichtbar. Man erkennt nicht
stationäre Strömung an den Abrißkanten der Objekte.
Formel
dV
I
dt
dV
dt
Für inkompressible Flüssigkeiten gilt:
Einheit
m3
1
s
m3
s
Anmerkung
Volumenstromstärke
Volumenanteil
Zeitintervall
Das in einer Zeit dt transportierte
Volumen ist in beiden Röhren gleich.
Nach Division durch die Zeit dt folgt:
dV  A1  ds1  A2  ds2
A1  dv1  A2  dv2
Die Kontinuitätsgleichung
Querschnitt
Strömungsgesc
hwindigkeit
Druck
Nr. des Abschnitts in der Leitung
A1
v1
p1
1
A2
v2
p2
2
Tabelle 1 Volumenstromstärke und Kontinuitätsgleichung
3
3.5.1.1
Die Gleichung von Daniel Bernoulli
Die Erhöhung der Transportgeschwindigkeit beim Übergang zwischen Rohren
unterschiedlichen Durchmessers erhöht die kinetische Energie des Mediums. Diese Energie
wird von dem Druckunterschied zwischen den Rohren aufgebracht. Dadurch wird der Druck
eines Mediums mit dessen Transportgeschwindigkeit verknüpft. Die Gleichung von Bernoulli
zeigt den quantitativen Zusammenhang.
Formel
Erläuterung
1
1
2
2
 m  v1   m  v 2
2
2
Unterschied dW zwischen den kinetischen
Energien in beiden Rohren
Arbeit dW am Volumen dV durch den
dW   p2  p1   dV
Druckunterschied
Kinetische Energie und Druckarbeit gleichgesetzt, m    dV eingesetzt:
Bernoulli Gleichung, verknüpft die Differenz
der Drucke mit der Differenz der Quadrate
1
2
2
der Strömungsgeschwindigkeiten. Ist bei
   dV  (v1  v 2 )   p 2  p1   dV
2
Druck p1 die Geschwindigkeit v1 Null und
bei p 2 v2  v , dann folgt:
Bernoulli Gleichung mit Druck p 0 für
1
2
p0  pv     v
Strömungsgeschwindigkeit 0 und p v für
2
Geschwindigkeit v
dW 
Tabelle 2 Herleitung der Bernoulli Gleichung für reibungsfrei strömende Flüssigkeiten
Versuch 3: Drucke in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit in einer Flüssigkeit:
Die Steigrohre zeigen den niedrigen Druck in den Rohren mit kleinem Querschnitt, also hoher
Strömungsgeschwindigkeit im Vergleich zum hohen Druck im Rohr mit großem Querschnitt
und kleiner Strömungsgeschwindigkeit.
Versuch 4: Analog zu Versuch 3, aber mit Luft als strömendem Medium: Die
Druckverhältnisse in Strömungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit werden für Gase
gezeigt.
Versuch 5: Hydrodynamisches Paradoxon: Ein Deckel wird von selbst auf eine Düse mit
schnell ausströmender Luft gezogen. Im Bereich des Gasaustritts ist die Geschwindigkeit am
höchsten und der Druck am kleinsten, der Atmosphärendruck drückt deshalb den Deckel auf
die Düse.
4
Versuch 6 Wasserstrahlpumpe. Schnell aus einer Düse fließendes Wasser reißt die
Gasteilchen aus der Umgebung mit. In der Umgebung entsteht damit ein Unterdruck mit dem
Dampfdruck des Wassers (15-20 mbar) als untere Grenze.
3.5.1.2
Drucke und Geschwindigkeiten in Strömungen
Die Geschwindigkeit einer Strömung wird auf der Grundlage der Bernoulli-Gleichung über
Drucke gemessen. Man mißt dazu zwei Drucke: Den „dynamischen Druck“ zeigt ein im
Raum fixiertes Manometer, vor dem die Strömungsgeschwindigkeit verschwindet. Ein
geeigneter Meßpunkt ist die der Strömung zugewandte Spitze eines symmetrischen, in
Strömungsrichtung orientierten Objekts. Die Geschwindigkeit auf der Symmetrieachse oder
Linie ist Null, weil sich zu beiden Seiten davon die Strömung ihre Richtung ändert. Man
nennt diesen Punkt „Staupunkt“. Den „statischen Druck“ in der Strömung zeigt ein mit der
Strömung geführtes Manometer an. Von einem raumfesten Standpunkt aus mißt man diesen
Druck über die Kraft auf eine parallel zur Strömungsrichtung liegende Fläche. Die Differenz
beider Drucke, der „Staudruck“, zeigt nach der Bernoulli-Gleichung das Quadrat der
Geschwindigkeit.
In der Strömung um bewegte Fahrzeuge entspricht dem statischen Druck der normale
Luftdruck, der dynamische Druck wird in einem am Fahrzeug befindlichen, in Fahrtrichtung
liegenden Staupunkt erfaßt.
Formel
Bezeichnung
Erläuterung
p0
Dynamischer
Druck,
Pitot-Druck
Druck auf eine senkrecht
zur Strömung stehende,
im Raum fixierte Platte
Statischer
Druck
Druck auf eine parallel
zur Strömung liegende,
im Raum fixierte Platte.
Es ist der Druck im
strömenden Medium, den
ein mit der Strömung
geführtes, beliebig
ausgerichtetes Manometer
zeigt
Staudruck
Die Bernoulli Gleichung
verknüpft den Staudruck
mit der Geschwindigkeit
pv
p0  pv 
1
   v2
2
Messung, schematisch
Tabelle 3 Drucke zur Geschwindigkeitsmessung in Strömungen. Die Abbildungen zeigen
schematisch Druckdosen mit Stempel als Manometer, die Pfeile an den Dosen die
Druckkräfte.
3.5.1.3
Staurohre
Zur Messung des Staudrucks dienen Staurohre, die bei Ausrichtung nach der Strömung
aufgrund ihrer Rotationssymmetrie an ihrer Spitze einen Staupunkt zeigen. Im Prandtlschen
Staurohr (Ludwig Prandtl, 1875-1953) wird an der Spitze der dynamische Druck und am
Mantel der statische Druck gemessen. Das Manometer zeigt das Quadrat der Geschwindigkeit
als Druckdifferenz zwischen dem dynamischen und dem statischen Druck.
5
Pitot (Henri Pitot, 1695-1771 erfand das nach ihm benannte Staurohr zur Messung der
Strömung in Flüssen und Kanälen. Pitot Staurohre werden in Flugzeugen zur Messung der
Geschwindigkeit eingesetzt. Sie messen nur den dynamischen Druck, den „Pitot-Druck“. Der
statische Druck, der zur Berechnung der Geschwindigkeit nach der Bernoulli Gleichung nötig
ist, wird zu beiden Seiten des Rumpfes an den „static ports“ erfaßt. Das Staurohr ist als Teil
des Staurohr- und Statik- Drucksystems direkt mit der Geschwindigkeitsanzeige verbunden,
auf der die Druckdifferenz zwischen dynamischem und statischem Druck auf einer meist auf
Knoten geeichten Skala angezeigt wird.
p0  pv 
1
   v2
2
dh / dt
h
pN
N
 ln
pN
pv
Dynamischer
Druck, PitotDruck p 0
Statischer
Druck p v
Abbildung 3 Pitot Staurohr und das Drucksystem im Flugzeug. Nur der statische Druck
(Luftdruck außerhalb des Flugzeugs) dient zur Höhenmessung (Instrument rechts) mit Hilfe
der barometrischen Höhenformel, p N und  N sind Luftdruck und Dichte in Meereshöhe, und
zur Bestimmung der Steig- und Sinkgeschwindigkeit (Instrument in der Mitte
Statischer Druck p v
Dynamischer Druck im
Staupunkt des Körpers,
Pitot-Druck p 0
Abbildung 4 Pitot-Rohr am Flugzeug und Schema des Prandtlschen Staurohrs.
6
Versuch 7 Prandtlsches Staurohr. Der angezeigte Druck ist ein Maß für die
Strömungsgeschwindigkeit in der Umgebung des Rohres
3.5.2 Laminare Strömung
Anstelle der idealen Flüssigkeiten tritt jetzt ein reales Medium, bei dem innere
Reibungsverluste auftreten können. Im Bild der laminaren Strömung gleiten benachbarte
Schichten des Mediums nur unter Kraftaufwand aufeinander ab. Bei laminarer Strömung
eines Mediums zwischen zwei Wänden geht man davon aus, daß sich die der Wand
benachbarten Schichten des Mediums mit der Geschwindigkeit der Wand bewegen. Bewegen
sich zwei ebene Wände mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, dann bildet sich ein
lineares Geschwindigkeitsprofil im Medium dazwischen.
Versuch 8 Linearer Druckabfall in Strömungsrichtung bei laminarer Strömung zwischen
Wänden. Die Druckkraft muß die Reibungskraft überwinden.
Mit Geschwindigkeit v
bewegte Platte
Kraft
F
Profil der
Geschwindigkeite
n
v (x )
Feststehende Platte
Abstand x
Abbildung 5 Geschwindigkeitsprofil in einer Flüssigkeit zwischen einer feststehenden und
einer mit Geschwindigkeit v bewegten Platte bei laminarer Strömung. Die Pfeile zeigen die
Geschwindigkeiten benachbarter Schichten.
Die zur Relativbewegung zweier Schichten nötige Kraft ist von ihrem Abstand, ihrer
Geschwindigkeitsdifferenz und der Viskosität des Mediums abhängig.
Formel
F   A
Einheit
dv
dx
N
v
x
N
F   A

A
1
Anmerkung
Allgemein: Kraft zur Bewegung
einer Schicht in einer Flüssigkeit
bei laminarer Strömung
Speziell: „Newtonsche Gleichung“,
Kraft zwischen zwei Schichten im
Abstand x , die mit
Geschwindigkeit v gegeneinander
bewegt werden.
N s
 10 P (Poise)
m2
Viskosität der Flüssigkeit
m2
Fläche der Schicht
7
dv
dx
1
s
Geschwindigkeitsänderung in x
Richtung
Tabelle 4 Definition der Viskosität
3.5.2.1
Strömung in einem Rohr: Das Hagen-Poiseuillesche Gesetz
Strömt eine Flüssigkeit durch ein Rohr, dann muß die Reibungskraft von der Druckkraft
aufgebracht werden. Daraus ergibt sich eine Beziehung zwischen der Volumenstromstärke
und dem Radius des Rohres, das Hagen-Poiseuillesche Gesetz. Es ist eines der wenigen
physikalischen Gesetze, in denen die vierte Potenz einer Größe vorkommt: Die
Volumenstromstärke nimmt mit der vierten Potenz des Radius zu. Der Betrag der
Flußgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Radius zeigt ein parabelförmiges Profil.
Druckkraft F
r
Reibungskraft F
l
Abbildung 6 Zur Herleitung des Hagen-Poiseuilleschen Gesetzes: Die Reibungskraft der
Mantelfläche bei Bewegung des Zylinders aus Flüssigkeit mit Geschwindigkeit v ist gleich
der Druckkraft auf die Zylinderfläche
Formel
F   A
Anmerkung
dv
dr
Reibungskraft bei laminarer Strömung
Druckkraft auf die Deckfläche des Zylinders
mit Radius r /*um den Reibungswiderstand
2
zwischen dem Zylindermantel mit diesem
F    r   p1  p2 
Radius und dessen Nachbarschicht zu
überwinden
Fläche des Zylindermantels der Länge l
A  2   r  l
Reibungs- und Druckkraft werden gleichgesetzt:
dv
Die Reibungs- ist gleich der Druckkraft. Mit
  2    r  l     r 2   p1  p 2 
der Mantelfläche eingesetzt flogt
dr
p  p1
dv  2
 r  dr
Differentialgleichung für v, r
2   l
p  p2 2
Nach Integration erhält man ein
v(r )  v0  1
r
parabelförmiges Geschwindigkeitsprofil, mit
4   l
v0 
p1  p 2
 R2
4   l
Integrationskonstante, um v( R )  0 zu
erhalten
8
Berechnung der Volumenstromstärke I
dV
I
dt
Definition der Volumenstromstärke
Fluß durch einen Kreisring mit Radius r und
Dicke dr in der Zeit dt
Volumenstromstärke durch den Kreisring
dV  2    r  dr  v(r )  dt
I Kreisring  2    r  v(r )  dr
R
I   2    r  v(r )  dr
0
I  2  
R
R

   R 2  r  dr   r 3  dr 
0
0

   p1  p 2  4
I
R
8   l
p1  p 2
4   l
Die Volumenstromstärke durch das Rohr
nimmt mit der vierten Potenz des Radius zu
Tabelle 5 Herleitung des Hagen-Poiseuilleschen Gesetzes
Versuch 9 In der Strömung durch ein Rohr wird das parabelförmige Geschwindigkeitsprofil
durch „Verziehen“ eines Fadens aus gefärbter Flüssigkeit sichtbar.
p1
r
p2
dr
l
Abbildung 7 Zum Hagen-Poiseuilleschen Gesetz: Parabelförmiges Geschwindigkeitsprofil
der Strömungsgeschwindigkeit im Rohr (rechts). Fluß durch einen Zylindermantel mit Radius
r , Dicke dr zur Berechnung der Volumenstromstärke (links)
Wie bei allen Reibungsverlusten wird die zur Strömung in Form von Druckarbeit
aufgebrachte Energie in Wärme verwandelt. Analog zu elektrischen Stromkreisen ordnet man
den Transportwegen bei der Strömung einen Strömungswiderstand zu.
Formel
p
I
R
Dimension
1
m
s
3
Anmerkung
Definition des
Strömungswiderstands R
9
1
R
N s
m5
Strömungswiderstand
Gesamtwiderstand bei der Kombination von Leitungen
RGesamt   Ri
Hintereinanderschaltung
i
1
RGesamt

i
RGesamt
1
Ri
Parallelschaltung
RGesamt
Tabelle 6 Strömungswiderstand
3.5.2.2
Reibungskraft auf eine Kugel: Das Gesetz von Stokes
Auf eine im viskosen Medium bewegte Kugel wirkt eine zur Geschwindigkeit proportionale
Reibungskraft:
Formel
F  6    r  v
v
r

Anmerkung
Reibungskraft an der Kugel
Geschwindigkeit der Kugel
Radius der Kugel
Viskosität des Mediums
Tabelle 7 Das Stokessche Gesetz: Reibungskraft auf eine Kugel bei gleichförmiger Bewegung
im viskosen Medium
Versuch 10 Zum Stokesschen Gesetz: Fall von Kugeln unterschiedlichen Durchmessers in
Glyzerin. Man erkennt, daß sich nach kurzer Beschleunigung konstante Geschwindigkeit
einstellt.
3.5.3 Strömung realer Flüssigkeiten, die Reynoldsche Zahl
Reale Strömungen werden bei genügend hohen Geschwindigkeiten turbulent. Auch bei
kleineren Geschwindigkeiten stellt sich an der Wand eine Grenzschicht ein, in der im Bild der
laminaren Strömung die Geschwindigkeiten von 0 an der Wand bis v in der Strömung
anwachsen. Die außerhalb der Grenzschicht liegende Flüssigkeit bewegt sich mit annähernd
konstanter Geschwindigkeit. Wird eine Platte in eine viskose Flüssigkeit eingeführt, dann ist
dazu Energie aufzuwenden. Die Kraft erscheint zunächst als Reibungskraft, es muß aber auch
10
ein Stapel von Flüssigkeitsschichten auf die entsprechende Geschwindigkeit beschleunigt
werden.
Beide Arbeiten sind gleich, daraus ergibt sich eine Abschätzung für die Dicke der
Grenzschicht.
v0
Fläche A
Reibungskra
ft F R
v (x )
D
x
Abbildung 8 Verschiebung einer Flüssigkeit im Bild der laminaren Strömung. Die oberste
Schicht wird mit Geschwindigkeit v0 bewegt, die unterste Schicht ist die feststehende Wand
des Gefäßes. Der Pfeil nach links zeigt die Trägheitskraft des Stapels aus Schichten der Dicke
dx . Links: Das Geschwindigkeitsprofil in Abhängigkeit vom Abstand x zur Wand.
Formel
Anmerkung
Kraft und Arbeit zur Bewegung der obersten Schicht:
Newtonsche Gleichung für die Kraft zur
Bewegung einer Schicht der Fläche A mit
v
FR  2    A  0
Geschwindigkeit v0 im Medium mit
D
Viskosität 
Arbeit, um diese Schicht eine Strecke l zu
WR  FR  l
bewegen
Arbeit zur Beschleunigung des Stapels
2
Arbeit zur Beschleunigung einer Schicht in
v
1
1
dW  ms  v( x) 2    A  0 2  x 2  dx
Höhe x auf die Geschwindigkeit v (x ) , mit:
2
2
D
mS    A  dx
Masse einer Schicht
v0
x
D
2
D
v0
1
1
2
W  2     A  2  x 2  dx     v0  A  D
2
3
D
0
Beide Arbeiten sind gleich:
Geschwindigkeit einer Schicht im Abstand x
von der Platte
v( x) 
v
1
2
2    A  0  l     v0  A  D
D
3
  v0  l  D 
  1

 l 
2
Arbeit zur Beschleunigung des ganzen
Stapels
Die Arbeit zur Beschleunigung des Stapels
ist kleiner oder gleich der zum Einführen der
Platte, daraus folgt als Abschätzung:
Verknüpfung der Konstanten bei Bewegung
eines Körpers der Länge l mit
Geschwindigkeit v im Medium mit Dichte
11
D
 und der Viskosität  mit laminarer
Strömung bis zum Abstand D vom Körper
Grenzschichtdicke, stellt sich immer so ein,
daß die Ungleichung gilt
Die Ungleichung erlaubt Abschätzung für den Bereich D , indem laminare Strömung zu
erwarten ist. Die Dicke dieser Grenzschicht hängt von den Eigenschaften der Strömung ab,
die in der Reynoldschen Zahl zusammengefaßt sind, und von der linearen Ausdehnung l des
Körpers.
Re 
  v0  l

Reynoldsche Zahl für die Bewegung eines Körpers der Länge l mit
Geschwindigkeit v im Medium mit Dichte  und der Viskosität 
D
l
Art der Strömung
<<1
>>1
Laminar: Grenzschicht
breit gegen die
Linearausdehnung des
Körpers
1
1
Grenzschicht so groß wie
die Linearausdehnung des
Körpers
<<1
Turbulenzen. Wirbel,
Grenzschicht klein gegen
Linearausdehnung, hohes
Geschwindigkeitsgefälle
Re
>>1  1200
Schema der Größenverhältnisse
D
l
v0
Tabelle 8 Reynoldschen Zahl, lineare Ausdehnung l der Körper und Dicke D der
Grenzschicht. Die Dreiecke im Schema zeigen die Geschwindigkeitsprofile zwischen dem
bewegten Körper in der Mitte und der ruhenden Wand, die symbolisch für das Ende der
Grenzschicht steht. Im Bereich außerhalb der Grenzschicht ruht das Medium.
Versuch 11 Die endliche Dicke der Grenzschicht wird an einer in eine Flüssigkeit
eingeführten Platte gezeigt
Versuch 12 Im Windkanal wird der Widerstand unterschiedlicher Objekte sichtbar
Versuch 13 Mit einer stabilen Wirbelströmung Luft- bzw. Rauchring wird eine Kerze gelöscht
12
Versuch 14 Laminare- und turbulente Strömung bei unterschiedlich schnellen Einführen einer
Platte
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