Bericht über den Abbau von Geschlechterstereotypen in der EU (2012/2116(INI)) (Zusammenfassung zu den Berichtsteilen betreffend „Sexistische Werbung“, „Gewaltschutz“ und „Geschlechterstereotype“ verfasst von Dr.in Marion Gebhart, MA 57) Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter Beschlossen vom Europäischen Parlament am 12.3.2013 in Straßburg Gesamtbericht: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA2013-74 Gründe für den Bericht - Union hat bei allen ihren Tätigkeiten auf Beseitigung von Ungleichheiten hinzuwirken und Gleichstellung der Geschlechter zu fördern Geschlechterrollen in Medien und Bildung prägen bereits in Kindheit und Jugend und beeinflussen so Menschen ein Leben lang. Geschlechterstereotype gehen häufig mit anderen Stereotypen einher, wie stereotype Diskriminierung aufgrund von Alter, Aufenthaltsstatus, sexueller Neigung, Behinderung etc. Gewalt gegen Frauen als Verletzung von Menschenrechten, die alle gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereiche betrifft. Feststellungen zu spezifischen Themen Medien und Kultur Geschlechtsspezifische Diskriminierung findet in Medien, Kommunikation und Werbung immer noch häufig statt und erleichtert die Reproduktion von Geschlechterstereotypen, insbesondere wenn Frauen aus Profitgründen als Sexobjekte dargestellt werden („Sex Sells“). Beispiel für Geschlechterstereotype: In der Werbung sind nur 27% der gezeigten Angestellten und Fachkräfte Frauen, aber Personen, die im Haushalt und bei Kinderbetreuung zu sehen sind, sind zu 60% Frauen. Im Bericht wird die Auffassung vertreten, dass Werbung und Medien eine „schlagkräftige Katalysatorfunktion“ im Kampf gegen Stereotype und geschlechtsbedingte Vorurteile übernehmen können. Als Negativbeispiele für Sexualisierung von Frauen und Mädchen werden die Alkoholwerbung (Bier > Busen...) genannt und auch die Gestaltung von Computerspielen und Musikvideoclips, sowie Liedtexte, die oft Gewalt gegen Frauen und Mädchen propagieren. Das wirkt sich besonders negativ im Hinblick auf Kinder aus, die bereits früh mit Geschlechterstereotypen konfrontiert sind, was ihre Wahrnehmung zu Geschlechterrollen beeinflusst und lebenslange Auswirkungen hat. Besondere Sorge wird im Bericht hinsichtlich der Darstellung von Mädchen in der Öffentlichkeit geäußert, da diese oft ihr gesellschaftliches Ansehen mindert und Gewalt gegen sie fördert. Auch die zunehmende Pornografisierung des Alltags, gerade in der Jugendkultur und Werbung, die sich speziell an junge Frauen und Männer richtet, wird kritisiert. Allgemeine und berufliche Bildung Der Zugang zur Bildung, Inhalte von Lehrplänen und Unterrichtsmaterial sind teilweise sexistisch, voller Rollenklischees und Geschlechter diskriminierend. Es wird im Bericht daher als sehr wichtig erachtet, dass Kinder bereits ab dem frühesten Alter eine auf der Anerkennung von Gleichheit beruhende Erziehung erhalten und die Bekämpfung von Geschlechterstereotypen erlernen können. Maßnahmen - - - - Lücken in der Gesetzgebung zur Antidiskriminierung von Frauen und der Gleichstellung der Geschlechter sind zu schließen, gerade in den Bereichen soziale Sicherheit, Bildung, Medien, Beschäftigung und Entlohnung. Die Kommission und die Mitgliedstaaten werden zur Entwicklung von Strategien aufgefordert, mit denen die Ursachen von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, die in Stereotypen und Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen verwurzelt sind, angegangen werden Die Kommission und die Mitgliedstaaten werden zur nachhaltigen Unterstützung des DAPHNE-Programms und des kommenden Programms „Grundrechte und Unionsbürgerschaft“ als Mittel zur Bekämpfung von Gewalt und Geschlechterstereotypen aufgefordert. Mitgliedstaaten werden aufgefordert, gesetzliche Möglichkeiten zum Verbot der Art und Weise, wie Frauen und Mädchen in der Alkoholwerbung als Sexobjekte dargestellt werden, zu schaffen. Maßnahmen in spezifischen Bereichen: Medien und Kultur - - - - - - Es braucht kritische Medienerziehung in den Schulen, um Geschlechterstereotypen wie sie in Fernsehprogrammen für Kinder und Werbung in diesen Programmen enthalten sind, entgegenzuwirken. Es braucht im Rahmen von Gender Mainstreaming spezielle Programme für Burschen, um ihr Bewusstsein zu Stereotypen zu bilden. Kommission, Mitgliedstaaten, Zivilgesellschaft und Kontroll- sowie Selbstregulierungsorgane der Werbebranche sollen bei der Bekämpfung von Praktiken in der Werbung, die diskriminierende und/oder entwürdigende Botschaften vermitteln, eng zusammenarbeiten und dabei insbesondere wirksame Instrumente einsetzen, welche die Achtung der menschlichen Würde und Integrität beim Marketing und in der Werbung gewährleisten. Für nationale Kontrollgremien bzw. Selbstkontrolleinrichtungen für Werbung sind spezielle Kursmaßnahmen nötig, um das Bewusstsein für die negativen Einflüsse von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Stereotypen in den Medien zu erweitern. Kommission, Mitgliedstaaten und Werbefachleute werden aufgefordert, Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen zu verstärken, um schon ab einem frühen Alter Klischees zu überwinden, Diskriminierung zu bekämpfen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Mitgliedstaaten sollen insbesondere enge Zusammenarbeit mit den Ausbildungseinrichtungen für Marketing, Kommunikation und Werbung angehen und ausbauen und damit zu einer angemessenen Ausbildung künftiger AkteurInnen dieses Sektors beitragen. Die EU wird aufgefordert, EU-weite Aufklärungskampagnen zu zero tolerance bei sexistischen Beleidigungen oder entwürdigenden Bildern von Frauen in den Medien zu konzipieren. Die EU soll eine Charta für eine Kultur der Gleichheit im Internet entwickeln und alle InternetdienstanbieterInnen zum Beitritt einladen. - - - - - EU und Mitgliedstaaten werden aufgefordert, die Entschließung vom 16.9.1997, die ein Verbot aller Arten von Pornografie in den Medien sowie von Werbung für Sextourismus forderte, mit konkreten Maßnahmen umzusetzen. Die EU soll eine Untersuchung über Zusammenhänge zwischen Kinder- und Erwachsenenpornografie sowie deren Auswirkungen auf Mädchen, Burschen, Frauen und Männer sowie zum Zusammenhang zwischen Pornografie und sexueller Gewalt durchführen. Mitgliedstaaten werden aufgefordert, unabhängige Kontrolleinrichtungen einzusetzen, um Medien und Werbeindustrie zu überwachen und ihnen die Befugnis zu verleihen, wirksame Sanktionen über Unternehmen und Einzelpersonen zu verhängen, welche die Sexualisierung von Mädchen vorantreiben. Die Kommission soll Mitgliedstaaten im Kampf gegen Sexualisierung von Mädchen durch die Bereitstellung von Daten, Förderung von Good Practice, Organisation von Infokampagnen und auch finanzielle Förderung der in den Mitgliedstaaten insbesondere von Frauenorganisationen gesetzten Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen gegen Sexualisierung und Gewalt, unterstützen. Mitgliedstaaten sollen positive Maßnahmen durchführen, die dafür sorgen, dass mehr Frauen Zugang in Führungspositionen in den Medien erhalten. Mitgliedstaaten sollen Studien zur Situation von Frauen in den Medien durchführen, inkl. Darstellung von Frauen aus besonderen Gruppen, z.B. Frauen mit Behinderung, Frauen aus ethnischen Minderheiten. Allgemeine und berufliche Bildung - - - - Bildungsprogramme/Lehrpläne sollen auf Gleichstellung der Geschlechter, wechselseitigen Respekt, respektvolle Sexualität und Ablehnung jeglicher Gewalt ausgerichtet sein. Auch die LehrerInnenausbildung soll diese Themen umfassen. Die Mitgliedstaaten werden zur Reformierung von Lehrplänen und Schulbüchern in Richtung Integration von geschlechtsspezifischen Themen als übergreifender Kontext in allen Unterrichtsmaterialien aufgefordert. Geschlechterstereotype sollen dabei ausgemerzt und die Bedeutung des gesellschaftlichen Beitrags und der Rolle von Frauen in Geschichte, Kunst, Literatur etc. dargestellt werden, und zwar bereits in den frühesten Bildungsebenen. Die EU wird aufgefordert, eine europäische Bildungsinitiative zu fördern, etwa durch Verbreitung von bewährten Gleichstellungspraktiken als Unterrichtsmaterial, Sammlung geschlechtsrelevanter Statistik zu allen Bildungsaspekten, auf nationaler und internationaler Ebene. Die EU soll quantitative und qualitative Indikatoren zur Gleichstellung der Geschlechter in alle Bewertungsprogramme integrieren, deren Ziel die Bewertung der Bildungsqualität in europäischen Schulen ist. Sonstige Maßnahmen - - - Mitgliedstaaten sollen Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen zum vorrangigen Anliegen ihrer Strafrechtspolitik machen. Kommission und Mitgliedstaaten sollen in abgestimmter Aktion Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen zu sexueller Gewalt, Bekämpfung von Rollenklischees, Austausch von Good Practice durchführen. Es braucht Opfer- und Täterarbeit. Die Kommission wird an die Entschließung des Parlaments vom 3.9.2008 zu den Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung der Geschlechter erinnert und aufgefordert, die Empfehlungen in dieser Entschließung umzusetzen. Die EU und die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, Good Practice auszutauschen und Kampagnen zur Beseitigung von Geschlechterstereotypen zu fördern.