AUFZEICHvonPOLPHILzuPLATONam300405durchFRIEDERIKE: Liebe Kommiliton(Inn)en ! Bitte denken Sie daran, dass Sie sich am Freitag, den 7.5.2004 (also an diesem Freitag) in die von mir ausgegebenen Anmeldungslisten verbindlich eintragen müssen, ob Sie nun nach alter oder neuer Prüfungsordnung studieren. Auch wenn Sie hier nur teilnehmen wooen und Ihre Leistung in einem anderen Zusammenhang des Moduls erbringen wollen, brauchen Sie hier die Anmeldung zu dieser Vorlesung (einschließlich des Tutoriums), sonst ist die in anderem Zusammenhang erbrachte Leistung nichts wert. (formal gesehen)-------Ich wurde nach der Art gefragt, in der man sinnvollerweise in unserer Vorlesung das Protokoll schreiben sollte. Für unseren Zusammenhang ( = damit die anderen Kommiliton(Inn)en noch einmal den Argumentationsfaden der Vorlesung rekonstruieren sollen) kommt eigentlich nur ein Verständnis-Protokoll in Frage (kein bloßes ErgebnisProtokoll….) Versuchen Sie einfach, sich selbst und damit auch uns noch einmal den Gedankengang der Vorlesung anhand der zentralen Argumente nachzuerzählen.--Am besten, wäre es dann auch noch, ihre Ausführungen der vorgegebenen Gliederung zuzuordnen. Und wenn ich – was manchmal geschieht – von meiner eigenen Gliederung abgewichen bin, stellen Sie dies ruhig auch kritisch fest !!!-----Im folgenden Protokoll korrigiere ich nur an wenigen Stellen, weil das Protokoll erstens ganz ordentlich ist, aber doch auch sehr verknappt viele Zusammenhänge nur wiedergibt. Ich müsste also viel ergänzen, wenn es da nicht noch die Möglichkeit gäbe, die beiden Protokolle aus dem letzten Semester (zur fast gleich-gehaltenen Vorlesung) anzufügen, die ich ganz ausführlich auch ergänzt hatte. Jetzt folgt erst mal das Protokoll der 2. Vorlesung zur Politischen Philosophie von PLATON am 30.04.04 durch FRIEDERIKE LÖSCH: Protokoll vom 30.04.2004 Vorlesung: Politische Theorie Professor: Löcherbach Protokollantin: Friederike Lösch Thema: Platon Gliederung: 1) Platons response auf eine dreifache challenge: realgeschichtlich denkgeschichtlich lebensgeschichtlich Gesamtwerk (Übersicht) Politeia (Fünf-Themen-Komplex) Nomoi Wirkung Würdigung 2– Entstehungen des Politischen ist die Entdeckung der Menschen selbst in Vorgänge eingreifen zu können. DL: ‚Vorgänge’ ist zu knapp ausgedrückt. In der 1. Sitzung hatte ich ausgeführt, dass der Mensch in der griechischen Polis entdeckt hatte, dass die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse von Menschen gemacht sind und von Menschen geändert werden können…….. Platon ist ebenfalls der Überzeugung , dass man Dinge anders machen kann, wenn sie falsch sind. 431 v. Chr. beginnt der Peloponnesische Krieg zwischen dem kulturell blühenden und starken Athen und dem militärischearistokratischen und schwächeren Sparta. Durch einen Zufall gewinnt Sparta 404 v. Chr. Platon stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Athen in diesen Krieg zog und ihn verloren hat. Er stellte gleichzeitig die Frage, wie man es besser machen könnte. (DL: Was denn ?) In der kulturellen Welt bestand zu Platons Zeit ein Spannungsverhältnis zwischen der Sokratik und der Sophistik. (Diese Konkurrenz hatte sich etwa zwischen 450 – 400 v.u.Z. herausgebildet) Im 5. Jhd. v. Chr. entstand eine neue philosophische Denkrichtung. Die Philosophen gingen weg von der Naturphilosophie und wandten sich der Moralphilosophie zu. Die Sophistik vertrat zu dieser Zeit die Meinung, dass es keine objektive Wahrheit gebe und jeder tun und lassen sollte, was er für richtig halte. Sie waren Anhänger der Idee der direkten Demokratie. -3Sie zogen darum durchs Land und schulten die Menschen in der Wort-, und Streitkunst, da diese Fähigkeiten Vorraussetzung für politische Mitbestimmung war. Die Sophisten suchten nicht nach der Wahrheit, sondern erzählten für Geld, was die Leute hören wollten. DL: So apodiktisch habe ich dies nicht ausgedrückt. Bitte vergleichen Sie Ihre eigenen Notate. Die Sokratik versucht darauf zu reagieren, da sie die Meinung vertrat, dass es objektive Wahrheiten geben muss, da es ansonsten keine Maßstäbe zur Veränderung der gesellschaftlichen Struktur gegeben hätte. Platon schrieb Streitgespräche zwischen Sokrates und einem Sophisten. Sokrates und Platon lernten sich 407 v. Chr. kennen. Nach 404 v. Chr. entsteht eine neue Demokratie, in der Sokrates 399 zum Tode verurteilt worden ist. Die gegen ihn erhobenen Anklagepunkte (Unglaube gegen die Götter der Stadt, Einführung neuer Götter, Verderbung der Jugend) waren völlig absurd. Trotzdem und obwohl Sokrates die Möglichkeit gehabt hätte zu fliehen, entscheidet er sich sein Urteil anzunehmen, da es auf demokratischem Wege zustande gekommen ist und er immer davon gesprochen hat, dass das Einhalten demokratischer Gesetze Gerechtigkeit ist. Platon entscheidet sich gegen dieses Heldentum und gründet 387 v. Chr. die Akademie (Ursprung der Universität) vor den Toren der Stadt und wird politischer Philosoph. Platon ist auf Grund der Hinrichtung Sokrates nie ein Demokrat geworden. Er vertrat immer die Meinung, dass man mit einer Masse von ungebildeten keine Demokratie bilden kann. Im war daher der Gedanke Bildung fürs Volk sehr wichtig. 397- 380 verfasst Platon sein Frühwerk. Er schreibt über Tugenden. Die von ihm verfassten Dialoge enden in Widersprüchen. 380-360 schreibt er sein Mittelwerk. In diesem beschäftigt er sich mit der Ideenlehre. Für ihn ist es die Idee des Guten, die die Welt im Inneren zusammenhält. 377 verfasst er die Politeia. -4- 360-347 wirft er in seinem Spätwerk metaphysische Fragen auf. 354 schreibt er wein Werk „Nomoi“ (die Gesetze). In diesem schreibt er nicht mehr über eine Idealvorstellung, wie noch in „Politeia“. In diesem Werk entwirft er einen zweitbesten Vorschlag. Politeia heißt soviel wie Verfassung oder Verfasstheit. Der Untertitel heißt „Über das Gerechte.“ Die Politeia ist in zehn Bücher unterteil, lässt sich jedoch in fünf große Themenkomplexe unterteilen. Zum Anfang der Politeia lässt Platon Sokrates und einen Sophisten über den Wert der Gerechtigkeit philosophieren. Der Sophist sagt, dass Gerechtigkeit das Recht des von Natur aus stärkeren sei. Sokrates dagegen sagt, dass Gerechtigkeit ist, wenn man einen Gesellschaftsentwurf anstrebt, in dem jeder Glück finden kann. Das Urteil über Gerechtigkeit will Platon von der Stufe der Subjektivität auf die eines objektiven Wertes stellen. Platon untersucht weiter wie sich ein Staat/ eine Polis entwickelt. Er geht davon aus, dass die Menschen einander brauchen und sich draus eine Arbeitsteilung der Menschen und Stände entwickeln. Die Sucht der Menschen, die in einer armen und unterentwickelten Polis leben, entwickelt eine Stadt des Luxus. Er stellt nun weiter die Frage; wie man auf einem hohen materiellen Niveau Gerechtigkeit erreichen kann. Als Aristokrat spricht er von einer lenkenden Gruppe, die er die Wächter oder Phylaken nennt. Diese können aus allen Schichten der Gesellschaft stammen, müssen jedoch, wie alle anderen Menschen auch zur Politik erzogen werden. Das Medium der Gesellschaft ist allerdings die Erziehung. Die Wächter werden gymnastisch, musisch und in der Götterlehre unterrichtet. Sie werden auch zur Tugend erzogen. Tugend heißt sich an die Götter annähern. Die Wächter werden bis zu ihrem fünfzigsten Lebensjahr erzogen. Beherrschen sie nach ihrer Erziehung die Kunst der Dialektik dann können sie anschließend Herrscher werden. -5– 433a/ 443b Die Gerechtigkeit ist eine Tugend. Platon strebt die Gerechtigkeit als innere Handelsmaxime an. Der Mensch soll in sich Ordnung schaffen, er soll sich Freund sein, er soll eine Einheit zwischen seinem Kopf, seinem Mut und seiner Triebhaftigkeit bilden, er soll mit sich selbst identisch sein. DL: Es kann in einem Protokoll ruhig auch mal ein Zitat von Platon wörtlich aus seinem Werk zitiert werden. !!! Bitte lesen sie den Text nach. Wichtig für seinen Gesellschaftsentwurf ist, dass jeder Mensch eine Aufgabe hat und sich nicht in andere einmischt. Jeder tut das seine. Dies ist nur in einem organologischem System möglich. Jedes Organ ist an seine Funktion gebunden. Platon ist kein Philosoph der Freiheit. Die in seinem Entwurf nicht vorhandene Freiheit klagt später sein Schüler Aristoteles ein. Platon geht davon aus, dass durch die richtige Erziehung eine natürliche Ordnung herrscht und die Menschen vernunftorientiert handeln. Es sind vier Tugenden vorherrschend: Weisheit, Tapferkeit, Masshalten und Gerechtigkeit. Die Tugend der Besonnenheit ist die Tugend der Arbeiter. Auch Städte sollen weise und gerecht werden. Platon will eine Elitokratie schaffen, die auf Weisheit und Wissen beruht. 473c Die Philosophen müssen Könige oder die Könige müssen Philosophen sein, um den Staat zu schützen. DL: Nein, das ist nicht richtig wiedergegeben. Bitte an dieser Stelle nachlesen!!!! Im Buch 5 finden sich bei Platon drei weitere Voraussetzungen: Frauen- und Kindergemeinschaft Gleichheit der Frauen -6Die Herrschenden sollen keine Besitz haben, da sie sich nur an ihrer klugen Politik und der daraus resultierenden Freunde der Menschen erfreuen sollen. (Platon als erster Kommunist) Die Kinder werden grundsätzlich von ihrer Familie getrennt und vom Staat erzogen. Im 7. Buch geht Platon auf die notwendige erkenntnistheoretische Voraussetzung ein. Durch das Höhlengleichnis zeigt Platon, dass die Menschen nur Abbilder sehen. Erst durch die Sonne erkennen die Menschen das Sichtbare. Analog zum Sichtbaren gibt es eine Sphäre des Denkbaren. In dieser Sphäre finden wir die Idee des Gutes, die die Welt im Inneren zusammen hält und die göttliche Quelle darstellt. Die Erkenntnis dieser Idee lässt die Erkenntnis aller weiteren Ideen zu. DL: Dies ist alles viel zu sehr verknappt. Lesen Sie bitte in den anderen Protokollen nach ! Da die Griechen in Kreisen denken, lassen sie sich von der theologischen Drohgebärde der Bestrafung für diejenigen, die sich nicht für eine Gemeinschaft der Gerechtigkeit eingesetzt haben, beeindrucken. DL: Dito In seinem Werk „Nomoi“ lässt Platon drei Menschen in zwölf Büchern über einen Gesetzesstaat diskutieren. Er hat dieses Werk leider nicht mehr beenden könne. In diesem Entwurf spielen drei Aspekte eine maßgebliche Rolle: Erziehung, Erklärung der Gesetze Besitzlosigkeit Strenger Gottesglaube, strengste Verfolgung gegenüber Menschen, die dies missachten Im Staat selbst ist ein Ältestenrat aus den 10 ältesten Mitgliedern für die Gesetzgebung verantwortlich. Platon entwirft dieses Modell eines Vernunftregimes aus Resignation. Es ist keine Widerrufung seiner Politeia, sonder ein zweiter Akzent. DL: Neben die beste Lösung eines Idealstaates tritt die zweitbeste Lösung eines Gesetzesstaates. -8- Platons politische Ideen sind grundlegend für die nach ihm geschrieben politische Philosophie. Whitehead: „Politische Philosophie ist eigentlich nur Platon. Alles andere sind Fußnoten.“ 1945 formuliert Sir Karl Boper seine Platonkritik. Er macht seiner politischen Philosophie den Vorwurf des Totalitarismus. DL: Bitte lesen Sie hier selber nach. Dies wäre z.B. ein potentielles Klausurthema, vielleicht in folgender Formulierung: ‚Mit welcher Begründung erhebt Sir Karl Popper gegen Platon einen Totalitarismus-Vorworf ? Nehmen Sie bitte analytisch und wertend hierzu Stellung !’ DL: Ich danke für dieses Protokoll und füge 2 weitere Protokolle zur nahezu gleichen WS-Vorlesung hier noch an, aus denen Sie Ihre jeweils eigenen Vorlesungs-Notate auffüllen können und sollten: Prof. Dr. Dieter Löcherbach 15025 V - Politische Ideengeschichte Protokollantin: Svetlana Burmistr 31.Oktober 2003 PROTOKOLL der Sitzung am 31.10.2003 zum Thema: Platon Gliederung der Vorlesung: 1. Platons Antwort auf: a) die realgeschichtliche Herausforderung (Athens Niederlage) b) die denkgeschichtliche Herausforderung (Sophismus) c) die lebensgeschichtliche Herausforderung (Sokrates’Tod) 2. Platons Politische Philosophie im Zusammenhang seines Gesamtwerkes 3. „Politeia“, „Polikos“, „Nomoi“ 4. Das Hauptwerk „Politeia“ a) Übersicht b) Buch I -9– c) Bücher II – IV (Vergl. blauer Text) d) Blick auf Bücher V-VII e) Blick auf Bücher VIII+IX f) Blick auf Buch X 5. Das Spätwerk: Die „Nomoi“ – Der Gesetzesstaat (Widerruf ?, Resignation?,Was bleibt vom ‚Idealstaat’ der Politeia ?) Zur Wirkungsgeschichte (Besteht der Rest nur noch aus Fußnoten zu Platon ?) Geamtwürdigung und Kritik ZU 1 a .Platons Antwort auf Realgeschichte: Es wird noch einmal betont, dass Griechische Demokratie eine parasitäre Demokratie war, da sie auf Kosten der Frauen und Sklaven getragen wurde, die im Oikos gearbeitet haben. 440 v.u.Z. kommt es zu einer Krise, die durch die Peloponnesischen Kriege zwischen Sparta und Athen im Laufe von etwa 30 Jahre hervorgerufen wurde. (Nein.Krieg ist Folge der Krise) Nach dem verlorenen Krieg hat Athen vieles an demokratischer Autorität verloren. Platon stellt die Frage – Wie kam es zu einem Krieg? Was war falsch an der alten Polis ? ZU 1 b) Denkgeschichte: Seit 450-440 – Verbreitung des Sophismus, Beschäftigung mit ethischen Fragen- ? Ethoi? Um diese Zeit lief die Demokratie nach antikem Muster, mit Vollversammlungen, wo das geschickte Reden und die Streitkunst sehr wichtig waren. Sehr behilflich waren die Sophisten, die wanderten und dabei ihre Weisheiten verkauften zur Erlernung von Rhetorik (Redekunst) undd Eristik (Streikunst) Das war der erste Schritt der Aufklärung. Die Sophisten bedienten Bedürfnisse von Menschen, manche von ihnen haben dabei ehrlich überlegt, andere dagegen haben fast wie Scharlatane ihre „Ware“ verkauft, unabhängig davon, wofür das Wissen gebraucht wurde. -> Die Folge im letzteren Fall: Relativismus – alle Werte kann man rechtfertigen oder bestreiten. Sophisten haben objektiven Maßstab verloren. 430-420 – Unterschied zwischen Sophistik und Sokratik. Platon wollte verbindliche Werte (zurück-)gewinnen und antwortete mit eigener Lehre. ZU I C Lebensgeschichte: Der Lehrer von Platon, Sokrates, sprach oft mit den Menschen und übte „Hebammenkunst“ – Maieutik – Erkenntniserzeugung: Durch bestimmte Fragen kam das Wissen aus Menschen heraus, da das Wissen jedem Menschen innewohnt, ohne dass er davon weiß. DL: Nein. Die Anlage zum Erkennen, die Vernunft ist in jedem vorhanden. Die konkrete Erkenntnis aber (=Wissen): die muß erst nach Sokrates im Gespräch, im Dialog geboren werden . Dabei wollte er helfen. - 10 – 402 kam es im Rat 500 zu mehreren Abstimmungen gegen Sokrates. Er wurde für schuldig erklärt, weil: er nicht (angeblich!!!!!)an den Gott der Stadt glaube er neue Götter einführe (er sagte selbst, es wohne ein ‚Daimon’ in seiner Seele) weil er die Jugend verderbe. Er sollte mit Tod durch Gift bestrafft werden. Das Vortum der Vers. war etwa 360 : 140 für die Todesstrafe durch den Schirlingsbecher (Gift) Sokrates selbst empfand das als absurd, er verdiene Belohnung und Ehre, nicht den Tod. Er war überzeugt, nicht schuldig zu sein, doch folgte er den Gesetzen und hat nicht die Möglichkeiten genutzt, zu fliehen. Er ist gestorben aus Achtung vor dem Gesetz. Dies macht seine ungeheure Strahlkraft bis heute aus. (Vergl. später die Gestalt von Jesus, der laut Paulus und laut Apostel-Zeugnis: stirbt und damit die Sünden der Welt auf sich nimmt. Analog könnte man sagen: Er stirbt aus Achtung und Liebe für die Menschheit. (laut der Bibel und im Glauben der Christen) ZU 2. Platons Politische Philosophie im Werkzusammenhang Platon erlebt die Geschichte mit, leidet sehr und entscheidet sich, das Werk von Sokrates weiterzuführen. 387 v.u.Z. gründet er eine Akademie, die bis 529 nuZ existiert hat. Die Akademie lag außerhalb der Stadt, Platon nimmt Abstand von Staat und Politik, 1. um nicht in Gefahr zu kommen wie Sokrates , 2. um durch Distanzierung mehr Objektivität zu erreichen. Im Vergleich zu Sokrates schreibt Platon seine Lehre auf, um durch schriftliches Wort zu wirken. Er teilt sein Lebenswerk in 3 Teile: (Platon lebte von 427 vuZ – 347 vuZ) Frühwerk (400 380)v.u.Z.) Mittelwerk(380-362vuZ) Spätwerk (362350vuZ) Frühe Dialoge, Politeia, 1. Versuch eine nach 3 Reisen nach die aber mit keiner Lösung zu finden Italien merkt er, es ist Lösung enden . schwer, die Lehre umzusetzen, statt Idealstaates-> Gesetzstaat „Nomoi“ Ausgelassen sind hier die vielen anderen Gebiete, mit denen sich Platon noch beschäftigt hat, z.B. seine Zahlenlehre, seine Frühtheologie im ‚Euthyphron’, sein Spättheologie im ‚Timaios’, seine frühen Werke zur Erinnerung an Sokrates. Bitte selber er-lesen ! Unser Augenmerk hier gilt der ‚Politeia’. In der „Politeia“ versucht Platon, Maßstäblichkeit und Normen für Politik zu festigen, ein Gegenstück zu den Sophisten. Das Lehrstück hierzu heißt: Ideenlehre. - 11 Sokrates ist in „Politeia“ sein Protagonist, der die Thesen von Platon vertritt. Er führt ein Gespräch über Gerechtigkeit – die Gerechtigkeit hat mit Zwischenmenschlichkeit relative Größe, alle Menschen sollen glücklich sein. ZU 4: Die Politeia: Buch I: Streigespräch zwischen Sokrates und Thrasymachos: Was ist Gerechtigkeit ? Streit endet in Gegenüberstellung verschiedener GrundMeinungen. Thrasy: Gerechtigkeit ist das Recht des Stärkeren (Vielleicht denkt Arnold Schwarzenegger auch so ? ) Sokrates: Gerechtigkeit ist – sinngemäß – die Herstellung eines intersubjektiven Verhältnisses zwischen den Menschen einer Polis, durch die jeder die Möglichkeit und von der Politik getragene Chance hat, glücklich zu werden. (Memo: Glück als ‚Staatsziel’ in der Antike, nicht als Privatangelegenheit wie in Moderne) Nach Buch I: Keiner kann den anderen mit zwingenden Argumenten von seiner Meinung (=doxa) überzeugen. Vorschlag von Sokr.: Wir untersuchen Gerechtigkeit an einem größeren Zusammenhanghang, an der Struktur einer zu gründenden Stadt der Polis . (was häufig vorgekommen war in Griechenland) Bitte beachten: Im folgenden ist Gerechtigkeit nicht mehr nur etwas Subjektives im Kopf der Menschen, sie wird zu einem objektiven Stukturmerkmal eines größeren gesellschaftlich-politischgeistigen und kulturellen Zusammenhangs. Buch II-IV: Wie muss eine Stadt sein, die gerecht ist und in der alle Menschen glücklich sein können? Glück ist eine Struktureigenschaft einer Stadt. Was bedeutet Gerechtigkeit in der Struktur eines Staates? Wie soll man einen Staat gründen? Vor allem in Buch IV (Siehe unseren Text über die Tugenden) wird ein Ansatz gemacht: DL: Über diesen Abschnitt hatte ich ausführliche Bemerkungen gemacht, die sie ja auch in den Tutorien vertieft haben. Ich kann das hier nicht alles wiederholen Zum Schluß wird Gerechtigkeit mit der Idiopragie-Formel beantwortet ‚Gerechtigkeit ist, wenn jeder das Seine tut (und wenn jedem das Seine zuteil wird.) Die erste Kritik hieran war. Wenn jeder nicht in nur das Seine tut und sich - 12 – Fremdes einmischt (Verbot der Vieltuerei, des Sich-in-AnderesEinmischens, also des Polypragie-Verbots), wenn aber – wie im griechischen Denken üblich – erst das Ganze (=holos) die Eigenschaft der Gerechtigkeit hervorbringen und zeigen soll, :::::Wer bestimmt dann das Ganze ? Wer bestimmt, was jeder an seiner Stelle als das Seinige tut ? ===== Wer herrscht ? Deshalb Übergang zu den Büchern V – VII, wo nach den drei großen Voraussetzungen eines gerechten Gemeinwesens der Polis gefragt wird. Buch V-VII: Er nennt 3 Voraussetzungen, um auf deren Basis über die Gerechtigkeit sprechen zu können: zu können: A - Gleichheit der Frauen; Frauen- und Kindergemeinschaft, kein Kontakt von Herrschenden zu ihnen, damit alle Frauen und Kinder gleich behandelt werden. B Besitzlosigkeit (um keine individuellen Interesse zu befriedigen) C Philosophenkönigstum (Epistokratie – Herrschaft derWissenden) BuchVIII und IX: Drei negativen Herrschaftsformen: Tyrannie ( ein böser Herrscher) Oligarchie (wenige Geld-Aristokraten, nicht Leistungs-Aristokraten) Demokratie (Bitte sehr beachten !!!!! Platon ist kein Demokrat – Er will einen riesigen Erziehungsstaat (Aber zu welchem Ziel ????? (Aber bitte vergessen Sie nie die Frage: Wer erzieht die Erzieher ? Woher haben sie ihr angeblich absolut richtiges Wissen, das sie zu Herrschaft legitimieren (berechtigen) soll ???????????? Platon ist Elitokrat. (Aber woher weiß diese sogenannte Elite das alles ?) (Vergl.hierzu auch die Parallel-Vorlesung zur POLTHEO von Platon) Buch X: Weist auf die Zukunft hin. Seele ist unsterblich, sie befindet sich in einem Kreislauf – 100 Jahre Leben, 1000 Jahre jenseits.etc Im Jenseits wird man für das Leben belohnt oder bestraft. (z.B. König Ardaios von Pamphylien –damalige südliche Türkei (Kleinasien) Platons antike Foltervorstellung: 1000 Jahre Haut ab und mit Dornen gepikst ) Das sollte natürlich die potentiellen Bösewichte und Egosisten in ihrem vorangehenden innerweltlichen Leben davon abhalten, Böses = Ungerechtes =adikaion zutun . aus Angst vor solchen Strafen) (DL: Sauerei: Wirkt bis heute nicht !!!) - 14 – 4. Das Dreierschema bei Platon: 3 Stände 3 zugeordnete Tugenden 3 leitende Seelenteile ------------------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------------ demiourgoi - sophrosyne (Maßhalten) - das Epithymetikon (das Triebhafte) (Arbeitende, Handwerker) - phylakes (Wächter) - andreia (das Muthafte), Herz - das Thymoeides (das Muthafte) - archontes (Herrscher) - sophia (Weisheit), Kopf - das Logistikon (das Vernunfthafte) Dazu kommt die 4. Tugend, die alles „vollendet“ – dikaiosyne – die Gerechtigkeit. Phylaken (Wächter) wurden aus verschiedenen Schichten rekrutiert (heute. klassische Beamte). Sie hatten die Funktion der Erziehung (öffentliche Ornung Aufsicht, viel Kontrolle der Menschen = totalitär ????), um den Stand der Sittlichkeit zu erhalten. Sie mußten z.B. auch die Dichter kontrollieren mit ihrer ‚homerischen ‚ Phantasie. 4 Tugenden: sophia andreia sophrosyne dikaiosyne Begriff der Tugend – 1. eine Art der Excellenz auf einem Gebiet, kommt aus aristokratischer Welt; 2. wird von Platon vom Subjekt auf objektive Strukturen übertragen??? Sophia -Weisheit – Wohlberatenheit (Eubolia) und ihre Quelle kommt aus Wissen. Die Weisheit können nur Philosophen erlernen. Andreia - Tapferkeit – nach außen (Verteidigung der Stadt, aber auch deren Außendrang) nach innen (wichtig bei Wächtern), Fähigkeit sich selbst im Griff zu haben sich wehren können Sophrosyne – Besonnenheit – das innere Maß, Lehre, Affekte zu beherrschen. Die Einsicht dazu haben nur wenige. Ziel der Besonnenheit: am Ende die Einhelligkeit zu geben, wer herrschen soll. (Dies ist eine Tugend, die beim einfachen Volk herrschen soll) Platon – kein Demokrat, sondern Elitokrat. Dikaiosyne – Gerechtigkeit – Idiophragie-Formel: „Jedet tut das Seine“ und „Jedem wird das Seine zum Teil“. Man darf nicht sich in anderer Menschen Dinge einmischen. Das ist nur möglich, wenn Philosophen ihr Eigenes tun und realisieren, - dann ist Polis richtig strukturiert. 473 c „…Wenn nicht entweder Philosophen Könige werden oder Könige sich mit Philosophie befassen, so wird es mit dem Elend kein Ende haben …“ (473c) ????? Bitte nachlesen!!!!!!! - 15 – Um Philosophenkönigstum zu verdeutlichen, gebraucht Platon 4 Gleichnisse: Hier als Beispiel nur das wichtigste Gleichnis: das Höhlengleichnis: Das Höhlengleichnis – was in der Höhle passiert, ist ein „falsches Bewusstsein“, Menschen halten die Schatten der Dinge für eine wirkliche Welt. Um das zu erkennen, braucht man Philosophen, die nach oben kommen und alles begreifen. Philosophen müssen dann aber zurück in die Höhle gehen, um andere Mensche zu befreien. Ausstieg aus der Höhle führt zum Licht, zum Guten – theologischer Aspekt. Ein Philosoph ist verpflichtet, zurückzugehen und den anderen das höhere Wissen zu erklären – politischer Aspekt. Das Zwischenstück ist der Erkenntnisprozeß, der philosophische Aspekt. Sonnengleichnis – Die Sonne hilft die Dinge zu erkennen, bringt alle Lebewesen zum Wachsen. Warum tut das die Sonne? Platon ist ein Essenzialist – alles was wir betrachten hat eine Oberfläche, eine Erscheinung. Aber innerhalb von Dingen gibt es eine Wesenheit der Dinge, eine Essentia. Zudem: Es gibt 2 Bereiche: Das Sichtbare und das Denkbare. Sonne ist Sprössling einer höheren Kraft. Diese Kraft ist das Gute (das, was die Welt zusammenhält) und das ist das Göttliche. Schiffgleichnis (Siehe die anderen Notate, zB. bei der Pol. Theologie) Liniengleichnis ZU 5. Die „Nomoi“ (350 v.u.Z.) – griech. „die Gesetze“ – Wie muss alles prinzipiell gemacht werden, um die Lehre zu realisieren? Wir müssen mehr Gesetze machen, Menschen sollen ihre Werte haben – durch Erziehung und religiöse Befolgung. An die Stelle der Philosophen-Herrschaft tritt die Herrschaft der Gesetze. Und die können von Menschen gemacht werden. = Ansatz von Demokratie. ZU 6. Wirkungsgeschichte Er ist bis heute der wirkungsmächtigste Denker unserer abendländischen Kultur. Whitehead (am.Philoph): Der Rest sind Fußnoten zu Platon. DL: Das ist leicht übertrieben. Zumindest Immanuel Kant steht auf seiner Gedankenhöhe und bringt den großen Gegenentwurf für die Moderne. Aber Aristoteles gehört auch mit Platon auf gleiche Augenhöhe. Platon ist aktuell geblieben und wird in sehr vielen Bereichen diskutiert. 1938 bei Karl Popper „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“: “ …Platon ein totalitärer Denker…“ Totalitarismus ist mit geschlossenen Grenzen verbunden, was beim Platon nicht vorkommt, aber er hatte Ansätze dazu. DL: Popper hat in vielem recht. Er wählt nur den unglücklichen Begriff des Totalitarismus, der nur auf die geschlossenen Horror-Herrschaften des 20. Jahrhunderts (Faschismus und Stalinismus) zutreffen. Was stimmt, ist: Platon denkt zu holistisch, zu sehr vom Ganzen her, zu wenig vom einzelnen Menschen her ? (Deshalb konnte er oft von späteren totalitären - 16 – Ideologien mißbraucht werden. Denken Sie bitte an solche furchbaren Worte, wie z.B. „Du bist nichts, Dein Volk ist alles“, oder „Du bist nichts, Deine Klasse ist alles:“ Diese Grundauffassung ist heute nicht mehr diskutabel.!!!!!!!!!!!! ZU 7: Gesamtwürdigung und Kritikansatz (Er wird uns ja weiter begleiten) Nach Platon war die positive Form – die Idiopragie (Beschäftigung nur mit dem Seinen), die negative Form - Polyphragie (Beschäftigung mit vielen Fragen). Platon ist ein Holist – er geht vom Ganzen aus, von der Polis, nicht von einem Individuum. Philosophen treten bei ihm als Väter auf, nur sie haben Macht. Die Individuen haben keine Autonomie, sondern Heteromonie (sie stehen unter der Herrschaft von anderen).. Der wichtige Gegensatz zwischen Antike und Moderne: Holismus vs. Individualismus!!! Nochmal zusammen: „Gerechtigkeit als ‚Jeder tut das Seite – jedem wird das Seine zuteil’ ist die Degradierung des Menschen zu einem Teilchen an irgendeiner Stelle des Gesamtorganismus. Ohne daß dieses Teilchen selber weiß, wo es denn eigentlich steht. Ihm wird ein Platz zugewiesen. Basta!!!!!! Die Philosophen sind hierbei nur die ‚Platzanweiser’ ( cit. Wolfgang Kersting, op.cit.)) Das Wissen, was die Philosophen haben, ist doch zu einem erheblichen Teil mythologischer Art (Das ‚Gute’, die ‚Idee des Guten’ als die höchste Idee von allen anderen Ideen, ist – bei aller gedanklichen Großartigkeit ihrer Erschließung – doch nur ein Denkbares, ein Intelligibles; d.h. aber auch nur eine Vorstellung von Platon, für die es außer in der Hoffnung, die Welt möge in ihrem Kern gut sein, keinen wissensmäßigen Zugang, und schon gar keine absolute Gewißheit gibt. . DL: Hier kann nur jeder seine Grundposition nennen. Ich denke, daß diese Welt nicht von sich aus, nicht vor ihrer Grundsubstanz her gut ist. Sie ist nur gut, wenn wir - Sie und Sie auch - sie gutmachen. Und deshalb ist Demokratie als die einzige friedliche Form, in der wir alles dies gemeinsam tun können, so wichtig. Und Platon war kein Demokrat. Und für seinen ganzheitlichen Erziehungsstaat gibt es keine objektive Legitimationsgrundlage. D.H.: Ein Philosoph hat letztlich kein priviligiertes Wissen. Ein Theologe auch nicht. Keiner auf der Welt hat irgendein priviligiertes, objetives, gar absolutes Wissen. Was bleibt dann zu tun ? -- Wir haben nur uns alle, uns ‚Höhlenbewohner’. Und jeder von uns hat relatives Wissen im Herzen, im Bauch, im und im Kopf. Damit müssen wir auskommen., mit diesem relativen Wissen von uns allen über unserer aller Angelegenheiten. = Das ist die Basis, Wovon ? Von dem, was uns – nach dem Irrtum vom absoluten Wissen und seiner vermeintlichen Inhaber und Besitzer – bleibt; nämlich, daß wir alle uns in unserer aller Angelegenheiten einmischen, jeder und alle, der ganze Demos. ja, und das ist Demokratie, zumindest ihr Ansatz und Anfang. - 17 Fazit: Platons Modell trägt nicht.!!!!! An dem grundsätzlichen Recht aller Menschen auf Teilhabe an dieser Welt im Ganzen und an der Demokratie gibt es meiner Ansicht keinen Erkennisweg vorbei !!!!!!!!!!!!!!!!!! ARISTOTELES wird uns in der nächsten Vorlesung erste Hinweise dazu geben, zu mehr Freiheit (eleutheria), prohairesis, Sich-Umeinander-Kümmern....... Freuen Sie sich bitte auf A R I S T O T E L E S , auch ein ganz Großer!!!!!!!!!!!!!!! Und ich freue mich auf Sie, wenn Sie wiederkommen, aus hoffentlich brennender Neugier. Wir gestalten zusammen eine Vorlesung im Tempo der US-Ostküste, der Ivy-League (Harvard, Princeton, Yale,.....) Besser sind die auch nicht. Sie sind nur viel viel besser ausgestattet. Diesen vergleichsweisen Nachteil müssen wir durch doppelten Einsatz wettmachen, wie Svetlana und andere. Man kann auch sehr froh sein, ein Europäer zu sein. Die Amerikaner sind doch – historisch gesehen – unsere Kinder , inzwischen natürlich ganz schön erwachsen. Aber wir sind mit ihnen auf Augenhöhe, Gleiche. Es wir unsere gemeinsame Sache und die Sache aller Menschen auf der Erde verhandelt. NOSTRA RES A G I T U R !! !!!!!!!!!! DL: So, wer jetzt noch ein drittes Protokoll aus dem letzten Semester lesen will, der schaue in meiner Homepage nach. Ich habe es versucht, hier herüberzukopieren, aber aufgrund der Formatierung des Protokolls von Franziska Brychey ist es mir nicht gelungen, es hat mir vielmehr vieles durcheinander gebracht im eigenen neuen Dokument. Also schauen Sie nach bei NOCHEINNOZATvom31102003durch FRANZISKA im WS. Bis Freitag und auf Aristoteles !_____________________________________________DL