Von Entwicklung wird gesprochen, wenn

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Traditionelle Konzeption des Entwicklungsbegriffs
Von Entwicklung wird gesprochen, wenn:
- Eine Veränderungsreihe mit mehreren Schritten vorliegt,
die eine Richtung auf einen Endzustand aufweist,
der gegenüber dem Ausgangszustand höherwertig ist,
- wenn die Abfolge der Schritte unumkehrbar (irreversibel)
ist
- und die Veränderungen sich als qualitative strukturelle
Transformationen im Unterschied zu nur quantitativen
Wachstum beschreiben lassen.
- Die Glieder der Veränderungsreihe gehen auseinander
hervor, d.h. die früheren Glieder sind Voraussetzung für die
späteren,
- die entwicklungsmäßigen Veränderungen sind mit dem
Lebensalter korreliert
- und sie sind universell , natürlich und nicht kulturgebunden
(Stichwort: geordnete Transformation)
(Stichwort: Entfaltung eines inneren Bauplanes)
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Eine traditionelle Konzeption der Entwicklung unterscheidet
grob eine Phase des Aufbaus oder des Wachstums,
Phase der Reife oder Stabilität
und eine Phase des Alterns oder des Abbaus.
Die moderne Entwicklungspsychologie der Lebenspanne hat
sich insbesondere gegen diese Gleichsetzung von Altern und
Abbau gewandt. Sie hat aufgewiesen, daß Entwicklung über
die gesamte Lebensspanne gleichzeitig die Aspekte Wachstum
oder Gewinn und Abau oder Verlust enthält. Neue Funktionen
ersetzen alte, Entwicklung ist immer auch Spezialisierung
unter Vernachlässigung alternativer Optionen.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Typologie von Entwicklungstheorien
Kernfrage: Ist das Subjekt Gestalter seiner Entwicklung oder
wird seine Entwicklung von inneren und äusseren Kräften
gelenkt
Umwelt
aktiv
nicht aktiv
______________________________________________
aktiv
interaktionistische
Theorien
Subjekt
______________________________________________________________
nicht
aktiv
Exogenistische
Theorien
SelbstgestaltungsTheorien
endogenistische
Theorien
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Methodische Zugänge zum vorsprachlichen
Kleinkind
Tagebücher
Systematische Verhaltensbeobachtungen
Bildgebende Verfahren für neurologische Prozesse
Vergleichende Ethologie
Verhaltenskanäle für das menschliche Neugeborene
1. Allgemeiner Erregungsgrad (“arousal“ und „state“)
2. Visuelle Aufmerksamkeitszuwendung
3. Veränderung im Saugverhalten
4. Mimische Ausdrucksverhalten
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Frühkindliche Entwicklungszeit im
sozialhistorischen Kontext
Überlebensrate
z.b. kaum die Hälfte der 1865 in Berlin geborenen Kinder
wurde älter als 5 Jahre; 1910 verstarb ca. 20 % der Kinder
im ersten Lebensjahr. Heute liegt die Säuglingssterblichkeit
in den industrialisierten Ländern bei unter 10 auf 1000
Geburten.
Geburtenrückgang
Trotz enorm langer Lebenszeit gibt es in Deutschland mehr
Todesfälle unter älteren Erwachsenen als Geburten, mehr
Menschen über 65 Jahre als Kinder unter 5 Jahren
Veränderte Familienstrukturen
Mehr vertikale als horizontale Verwandtschaft
Verändertes Elternverhalten
Hygiene, Tagesrhytmus, Ernährung, etc.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Vorgeburtliche Entwicklung
Die Zeit von der Konzeption bis zur Geburt heißt in bezug
auf die werdende Mutter :
„Schwangerschaft“
Und in bezug auf das werdende Kind :
„Gestationszeit“.
Sie beträgt termingerecht 40 Wochen, gerechnet vom
Zeitpunkt der letzten Menstruation.
Der menschliche Keim heißt in den ersten 8-12 Wochen
der Gestationszeit : „Embryo“. In dieser Zeit
entwickeln sich die Körperstrukturen und die inneren
Organe.
An dem drittem Monat der Schwangerschaft wird das
Kind als „Fötus“ bezeichnet. In dieser Zeit macht das
Gehirn große Wachstumsschübe durch; es differenziert
sich das zentrale Nervensystem, die Organe nehmen ihre
Funktionen auf und das Kind entwickelt motorische
Aktivität.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Vorgeburtliche Entwicklung
Die Entwicklung des Zentralen Nervensystems
u.a. erstreckt sich das Hirnwachstum weit in die postnatale Zeit, bei
der Geburt sind erst 23% des später im Erwachsenenalter erreichten
Hirnvolumens vorhanden.
Zwei Wachstumsschübe charakterisieren das Gehirnwachstum. Der
erste liegt zw. dem 3. Und 5. Gestationsmonat, es ist zugleich die Zeit
der höchsten Gefährdung des Gehirns. Wenige Wochen vor der
Geburt beginnt ein zweiter Wachstumsschub bis um den dritten bis
vierten Monat nach der Geburt; in dieser Zeit differenzieren sich die
Nervenzellen rapide.
Drei Entwicklungsprinzipien charakterisieren die Gehirnentwicklung:
Verschiedene Hirnbereiche, aber auch die Sinnesorgane entwickeln
sich heterochron.
1. Entwicklung bedeutet sowohl Zunahme wie Abnahme und
Selektion
2. Gehirn und Sinnesorgane entwickeln sich lange Zeit unabhängig
voneinander,
3. Hirnentwicklung ist zunächst nicht auf die Stimulation über die
Sinnesorgane angewiesen.
Motorische Verhaltensentwicklung des Fötus
Der Fötus ist ab der 8. bis 12. Gestationswoche aktiv, er zeigt
spontane Aktivität und strukturierte Aktivität. Ab der 14. Woche
beobachtet man eine Zyklisierung der Aktivität mit Schüben und
Ruhepausen:
Geschlechtsdifferenzierung des Fötus
Wird durch das Sperma des Vaters chromosomal festgelegt. Die
geschlechtsspezifische Ausbildung der Organe und des Gehirns
werden in der Gestationszeit sowohl durch Hormone der Mutter als
auch durch Hormone, die der Fötus selbst produziert, gesteuert ( bis 5.
Monat neuronale Grundlagen für die Reproduktionsfunktionen und bis
zum 7. Monat die neuronalen Grundlagen für geschlechtstypisches
Verhalten.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Vorgeburtliche Risiken
Von jeweils 100 befruchteten Eizellen gelangen nur
etwa 18-20 zur Geburt
3% der Kinder kommen mit Mißbildungen der
Gliedmaßen oder der Organe zur Welt ( Ursachen:
spontan,
Medikamente,
Strahlen,
Umweltgifte,
Infektionskrankheiten der Mutter)
Für die Organentwicklung der Embryonal- und Fötalzeit
gibt es gefährdete Zeiten
Durch intensive medizinische Betreuung
( Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen ) und
Frühdiagnostik (Amniocentese, Chorionzottenbiopsie)
können schwerwiegende Mißbildungen frühzeitig
erkannt werden.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Die Geburt
Die normale Geburt
Die Riskogeburt
Elterliche Bindungsprägung
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Die Normale Geburt
Mitteleuropäische Babies sind 51-54 cm groß
und wiegen zwischen 3 und 3,5 kg.
„reifgeboren“
=
Geburt
Schwangerschaftswoche
„frühgeboren“ = Geburt
Schwangerschaftswoche
„übertragen“ = Geburt
Schwangerschaftswoche
zw.
37.-42.
vor
der
37.
nach
der
42.
Die unmittelbare Anpassungsleistung des
Neugeborenen wird innerhalb der ersten 10
Minuten nach der Geburt mit dem sog.
„APGAR“ – Index erfaßt. Dieser berücksichtigt
folgende Kriterien:
1. Hautfärbung
2. Gleichmaß und Art der Atmung
3. Muskeltonus
4. Reflexauslösbarkeit
5. Puls
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Die Risikogeburt
Risikokinder
Frühgeborene
Kinder mit unmittelbaren
Geburtskomplikationen
Kinder mit Störungen des endokrinen Systems
(Enzymdefekte)
Kinder mit Chromosomenfehlern
Bedeutung der prä- und perinatalen Risiken für
die psychologische Entwicklung
Langfristig gesehen sind die pränatalen
Probleme bedeutsamere Prädiktoren als die
akuten peri- und postnatalen Komplikationen.
Noch größere prädiktorische Bedeutung haben
jedoch die psychosozialen Risikofaktoren
während der frühen Kindheit.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Elterliche Bindungsprägung
(„bonding“)
Nach der Geburt haben Neugeborene meist
eine ungewöhnlich lange ruhige Wachperiode
von fast einer Stunde. Vermutlich dient diese
dazu, daß Eltern, Mutter und Vater, eine tiefe
emotionale Bindung an das Kind entwickeln
und fürsorgliches elterliches Pflegeverhalten
aktivieren. Diese emotionale Bindung der
Eltern an das Kind wird „bonding“ genannt.
Diese Erkenntnisse haben großen Einfluß auf
die Geburtspraxis gehabt ( z.B. „rooming-in“,
Hausgeburten, Vater bei Geburt anwesend,
usw.)
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das Neugeborene
Als Neugeborenenphase bezeichnet man den
Zeitraum von Geburt an bis 8 Wochen danach
Die Entwicklung des Sinnesrepertoire
HÖREN
ab der 24. SW bzw 24.GW möglich; dabei
ist der Frequenzbereich, der besonders gut gehört wird,
der der menschlichen Sprache
SEHEN
das Neugeborene kann in einer Entfernung von 25-3o
cm scharf sehen, dabei bevorzugt es Gesichter
gegenüber Gegenständen und interessiert sich mehr für
Bewegung
HAPTATION
macht intrauterin schon Erfahrungen mit der
Gebärmutterwand, suchen dort sozusagen "„Halt“, auch
Frühgeborene gedeihen besser, wenn sie in einer Art
„Nestchen „liegen
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das Neugeborene
Motorisches Verhaltensrepertoire
Allgemeine Motorik
Das NG ist- verglichen z.B. mit Pferden- sozusagen
schwach auf den Beinen, die Motorik entwickelt sich
langsam. Lediglich die Bewegungsfähigkeit der
Augenmuskeln
(
zur
Einstellung
der
Augenbewegungen) ist gut entwickelt.
Es gibt einen Aktivitätszyklus, der jedoch weitgehend
von den Erlerntem und Essenszeiten abhängt. Erst nach
einigen Monaten zeigt sich beim Kind ein eigener
Zeitgenerator. Die Eltern sind auch hierbei wichtig als
Zeit und Regulationshilfen.
Saugen
Das NG hat die Aufgabe zu wachsen und sein Gehirn
weiterzuentwickeln. Dazu braucht es Nahrung und
Erregung bzw. Aufmerksamkeit. Beides wird durch das
Saugen geregelt.
Das Saugen und seine Hauptfunktion, nämlich die
Beruhigung zeichnet sich durch 3 Komponenten aus:
motorische (orotaktile) : beruhigt unmittelbar
gustatorische:
Milch beruhigt ( opoid-vemittelt)
endokrin-digestive: durch die spätere Verdauung (
endorphin-vermittelt)
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das Neugeborene
Nachahmung
bereits ab Geburt vorhanden (z.B. Zunge herausstrecken
und Mundöffnen etc.)
Die Entwicklungsbedeutung von „Nachahmung“ liegt
darin, daß es ein Mittel für interaktive Lernprozesse
darstellt und unerläßlich für die Anpassung des
Menschen an seine Umwelt ist.
Organisationsstruktur
des
Verhaltens
von
Neugeborenen
Das Entwicklungsmodell von Als und Bracelton:
Entwicklung ist Differenzierung, Stabilisierung und
hierarchische Integration von Teilsystemen des
Verhaltens
Man unterscheidetet 4 Teilsysteme:
das autonome System
(Atmung, Kreislauf, Körpertemperatur)
das motorische System
das Bewußtseinsniveau und seine Regulation
die Stabilisierung des Aufmerksamkeitsniveaus,
was die aktive Zuwendung des Kindes zur
Stimulusaufnahme sichert.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Entwicklungsperiode
vorherrschende Entwicklungsaufgaben
Säuglingsalter
0 – ½ Jahr
- physiologische Regulationen
- sensomotorische Funktionen
- Spannungs- und Erregungskontrolle
- elementare Kommunikation mit der Umwelt
und interpersonelle Bindung
Kleinkindalter
½ Jahre
- stabile interpersonelle Bindung
- motorische Kontrolle
- kognitive und sprachliche Funktionen
- Erkundungsverhalten
Kindergartenalter
2-4 Jahre
- Grundlagen der Autonomieentwicklung
- Sprachentwicklung
- Phantasie und Spiel
- Verbesserung der Selbstkontrolle
(motorisch, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung)
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Entwicklungsperiode
vorherrschende Entwicklungsaufgaben
Vorschul- und frühes
Schulalter
5 – 7 Jahre
- Impulskontrolle
- einfache moralische Entscheidungen
- Geschlechtsrollenidentifikation
- Beziehung zu Gleichaltrigen
- Spiel in Gruppen
mittleres Schulalter
(Grundschulalter)
8 – 11 Jahre
- Freundschaften
- soziale Kooperation
- Kulturtechniken ( Lesen, Schreiben)
- körperliche und schulische Kompetenz und
Selbstbewußtsein
- Arbeitshaltung
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Kind 18-24 Monate
Wichtige Entwicklungsbereiche:
Sprache
Vorstellungen von der Welt und von Beziehungen
Von Baby zum Kleinkind
Motorische Veränderungen:
Bewegungen gewinnen an Routine und
Eleganz
Kognitive Veränderungen:
auf ein Ziel hin zu planen und zu handeln
Symbolspiel beginnt
Emot. und Sozialverhalten:
nimmt immer aktiver an triadischen
Beziehungen teil
Weitere Schritte:
Entdeckung des „Selbst“ im Spiegel /= Begreifen von synchroner Identität, ist
eine Voraussetzung zur Entwicklung von Empathie
Entwicklung von kulturellen und sozialen Unterschieden
Trotzverhalten ( Grund: zu große Starrheit in seinem Zielverhalten )
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Kind im Alter von 12 Monaten
Motorische Veränderungen:
Freies Laufen wird möglich
(hier sind die Eltern-Kind Interaktionen bedeutsam)
Kognitive Veränderungen:
Funktioneller Gebrauch von Gegenständen ( z.B. Löffel zum essen) wird immer
selbstverständlicher
Emot. und Kommunikationsverhalten:
Zeigegeste und nonverbales Verhalten ( z.B. Kopfschütteln bei „nein“ wird
verstanden.
Trennungsangst tritt auf und bleibt bis zum ca. 3 Lebensjahr mehr oder weniger
stark ; dies ist entwicklungspsychologisch aus dem sog. „Bindungsverhalten“
nach Bowlby „Attachment“ zu erklären:
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Bindungstheorie nach John Bowlby
Jeder Mensch ist mit mehreren Verhaltenssystemen ausgestattet, die
das Überleben der Spezies sichern, aus der Entwicklung
hervorgegangen sind und für diese Spezies charakteristisch und stabil
sind.
Hierzu gehören beim Kind:
- das System des „Bindungsverhaltens“ ( „Attachement“)
Und beim Erwachsenen sein Komplement
-das „Fürsorgeverhalten“ ( „Bonding und materna/paternall
behavior“)
Das Bindungsverhalten soll Sorge tragen, daß die Pflegepersonen in
der Nähe bleibt und Schutz sowie Hilfe bietet wenn nötig. Es wird
insbesondere in Alarmsituationen aktiviert.
ALLE Kinder bilden personenbezogene Bindungen aus, vorausgesetzt
ein Minimum an Interaktionsmöglichkeiten bestehen.
Die Qualität der Bindungsbeziehung wird im sog. „FremdeSituationstest“ geprüft. Hier finden sich Kinder mit sicherem
Bindungstil, mit vermeidend- unsicherem Bindungsstil und mit
ambivalent-unsicherem Bindungsstil.
Die Bindungsstile haben einen hohen Vorhersagewert für die
Entwicklung von Sozialen Kompetenzen, Selbstvertrauen und der
Persönlichkeitsentwicklung.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Kindheit 4 – 11 Jahre
Dies ist ein kulturell definierter Lebensabschnitt.
In vielen Kulturen muß das Kind schon für seinen
Lebensunterhalt (mit) sorgen.: Allerdings trägt es noch nicht
die Verantwortung von Erwachsenen.
Entwicklungsthemen:
-
Selbständigkeit
Autonomie
Beziehung zu Gleichaltrigen („peers“)
Geschlechtsidentität
Spielverhalten
(=
zentrales
Phänomen
Entwicklungsabschnittes)
dieses
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das kindliche Spiel
Das kindliche Spiel soll u.a.:
-
überschüssige Energie abbauen
Leitungsverhalten einüben
„existentielle Erregung“ vermitteln
Bewältigungsmöglichkeiten für Konflikte und eine Ebene der
Wunscherfüllung bieten.
Die drei Merkmale des kindlichen Spiels
1. Selbstzweck
Im Spiel wird das sog. „flow-Erlebnis“ erfahren; dies ist die besondere
Erfahrung bei der ausgeführten Tätigkeit optimal beansprucht zu
werden, der Handlungsablauf ist flüssig, die Konzentration erfolgt von
selbst, das Zeiterleben ist weitgehend ausgeschaltet und man „geht
ganz in der Tätigkeit auf“.
2. Wechsel des Realitätsbezuges
Das Kind konstruiert eine andere Realität, das Spiel bildet einen
anderen Handlungsrahmen; dies gibt es auch bei Jungtieren, z.B. in
den sog. „Schaukämpfen“.
3. Wiederholung und Ritual
Bestimmte Spielsequenzen werden oft exzessiv wiederholt, nehmen
Ritualcharakter an.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das kindliche Spiel
Psychologische Theorien des kindlichen Spiels
Die psychologischen Theorien des kindlichen Spiels haben
verschiedene theoretische Hintergründe, doch kommen sie bei der
Deutung des Spiels auf einen gemeinsamen Erklärungskern : Die
Wunscherfüllung
Sigmund Freud
Betonte die wunscherfüllende Funktion des kindlichen Spiels; hier
herrscht das Lustprinzip vor, durch das Spiel erfolgt auch eine Art
„Katharsis“ ( = Reinigung, meint : Ausagieren von spannungsreichen
Gefühlen und Konflikten)
Wygotsky
sieht im Spiel auch die Erfüllung unrealisierbarer Wünsche
Jean Piaget
Spiel entsteht aus einem Überhang an Assimilation, es ist eine
Gegenreaktion gegen den Sozialisationsdruck und dem Zwang der
allgemeinen Wirklichkeit
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Entwicklungsformen des kindlichen Spiels
Sensumotorisches Spiel
Mit dem Körper oder mit Rassel, etc.
Informationsspiel
Gegenstände erkunden
Konstruktionsspiel
Mit Werkzeug und oder Rohmaterial
Das als-ob-Spiel, das Symbolspiel
Dies stellt die eigentliche kindliche Spielform dar, Kind deutet
z.B. einen Gegenstand um, gibt ihm eine andere Bedeutung,
die Handlungen des sozialen Umfeldes werden dabei teilweise
übernommen ( z.B. Holzklotz ist Auto, mit dem zu Tankstele
gefahren wird, das einen Unfall hat etc.)
Rollenspiel
Personen werden fiktive Rollen zugewiesen, häufig sind
hierbei mehrere Personen beteiligt
Regelspiel
Dies ist die soziale Form des Spiels, es wird nach Regeln
gespielt, oft ist hierbei der Leistungsvergleich reizvoll
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Das kindliche Spiel
Warum spielen Kinder???
Nach Oerter hat das kindliche Spiel eine existenzsichernde und
existenzsteigernde Wirkung.
Dies zeigt sich in:
1. Aktivierungszirkel
Im
Spiel
findet
eine
sukzessive
AktivierungsErregungssteigerung statt bis hin zum Höhepunkt
darauffolgenden Abfall
und
und
2. Intensive Austauschprozesse zwischen Person und Umwelt
z.B. Kneten, Wasserspiele und Sandspiele
3. Bewältigung spezifischer Probleme
Verarbeitung von frühzeitigen Erfahrungen unangenehmer Art, die
das Kind nicht einordnen kann
4. Bewältigung
Thematiken
entwicklungs-
und
alterstypischer
Entwicklungsthemen sind z.B.: Ausspielen von Macht und Kontrolle
Identität und Autonomie, etc.
Beziehungsthemen, wie Erfahren und
Erproben von Sozialbeziehungen,
etc.
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Die Entwicklung von Freundschaften
Vorschulzeit:
Freundschaften entstehen durch körperliche (
räumliche) Nähe Reziprozität und gemeinsame
Spielaktivitäten
Grundschulzeit:
Reziprozität, Gefühl der Zugehörigkeit,
Akzeptanz und soziale Attraktivität
soziale
Jugend:
Gemeinsame
Interessen,
Gefühl
des
Verstandenwerdens, Selbstverwirklichung durch die
oder den andere(n)
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Hervorstechende
Freundschaften
Konversation
in
Vorschulzeit:
Spielkoordination; Gespräche über Spielaktivitäten;
Ausweitung und Beendigung des Spiels, Konflikte lösen
Grundschulzeit:
Negative Bewertung von anderen, tratschen über andere
Jugend
Selbstoffenbarung, Selbstmitteilung, Problemlösen
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Affektive
Entwicklung
Freundschaftsbeziehungen
in
Vorschulzeit:
Kontrolle der Erregung in der Interaktion
Grundschulzeit:
Erwerb von regeln für Gefühlsausdruck, Ablehnung von
Sentimentalität
Jugend:
Vereinigung von Logik und Emotion; Verständnis für
die Bedeutung des Affektes für soziale Beziehungen
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
Prof.Dr.med. Karla Misek-Schneider, „Entwicklungspsychologie“, FH Köln, Fachbereich Sozialpädagogik
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