5 Folgen 5.1 Konvergenz von Folgen Definition: Eine Folge ( a n ) heißt konvergent, wenn es eine Zahl a ∈ R mit folgender Eigenschaft gibt: Zu jedem ε > 0 existiert ein N ∈ \ so, daß an − a < ε für alle n>N Die Zahl a heißt Grenzwert oder Limes der Folge, und man schreibt lim an = a n→∞ oder an → a für n → ∞ Eine Folge, die gegen 0 konvergiert, heißt Nullfolge. Wichtige Folgen und ihre Grenzwerte: 1 1. lim s = 0 n →∞ n für jedes positive s ∈ _. 2. lim n a = 1 für jedes reelle a > 0. n →∞ 3. lim n n = 1. n →∞ 4. lim q n = 0 n →∞ k n 5. lim n = 0 n →∞ z für jedes q ∈ ^ mit q < 1. für jedes k ∈ ` und z ∈ ^ mit z > 1. 5.2 Rechenregeln Regel I: Für die Folgen ( an ) und ( bn ) gelte an → a und bn → b. Dann gilt : a) an + bn → a + b , b) an ⋅ bn → a ⋅ b . an a → . c) Ist b ≠ 0, so sind fast alle bn ≠ 0, und es gilt bn b Regel II: Für die Folge ( an ) gelte an → a. Dann gilt auch an → a , an → a , Re an → Re a, Im an → Im a . Insbesondere sind Grenzwerte reeller Folgen reell. Ferner folgt lim an = lim Re an + i lim Im an Regel III: Es gelte an → a und bn → b, ferner an ≤ bn für fast alle n. Dann gilt auch a ≤ b. Folgerung: Liegen alle Glieder einer konvergenten Folge ( an ) in dem kompakten Intervall [ A, B ] , dann auch ihr Grenzwert. Einschließungsregel (Sandwich-Theorem) Zur Folge ( an ) gebe es konvergente Folgen ( An ) und ( Bn ) mit An ≤ an ≤ Bn für fast alle n und mit lim An = lim Bn . Dann ist auch ( an ) konvergent, und es gilt lim an = lim An . Asymptotische Gleichheit. Zwei Folgen ( an ) und ( bn ) von Zahlen ≠ 0 heißen ⎛ an ⎞ asymptotisch gleich, falls die Folge ⎜ ⎟ gegen 1 konvergiert, ⎝ bn ⎠ an lim = 1; n→∞ b n in Zeichen: an ≅ bn für n → ∞ 5.3 Monotone Folgen Eine Folge ( an ) heißt beschränkt,wenn es eine Zahl s gibt, so daß für alle Glieder an ≤ s gilt. Jede konvergente Folge ist beschränkt. Definition: Eine Folge ( an ) reeller Zahlen heißt a) monoton wachsend , wenn an ≤ an +1 für alle n, b) monoton fallend , wenn an ≥ an +1 für alle n gilt. Satz: Jede beschränkte, monotone Folge ( an ) konvergiert, und zwar a) eine wachsende gegen sup A, wobei A := {an : n ∈ `}; b) eine fallende gegen inf A. 5.4 Eine Rekursionsformel zur Berechnung von Quadratwurzeln Satz: Bei beliebig gewähltem Startwert x0 > 0 konvergiert die durch a⎞ 1⎛ xn +1 = ⎜ xn + ⎟ definierte Folge gegen a . xn ⎠ 2⎝ 5.5 Der Satz von Bolzano-Weierstraß Häufungswerte: h ∈ ^ heißt Häufungswert der Fo lg e( an ), wenn jede Umgebung Kε (h) von h unendlich viele Folgenglieder an enthält, d.h., wenn gilt: h − an < ε für unendliche viele n. Satz von Bolzano-Weierstraß, 1.Fassung: Jede beschränkte Folge komplexer Zahlen besitzt einen Häufungswert. Jede beschränkte Folge ( an ) reeller Zahlen hat einen größten Häufungswert h* und einen kleinsten h* ; diese haben die Eigenschaft, daß für jedes ε > 0 gilt: (6* ) an < h* + ε für fast alle n, (6* ) an > h* + ε für fast alle n. h* heißt Limes sup erior , h* Limes inf erior von ( an ). h* =: lim sup an bzw. h* =: lim inf an . Teilfolgen: Ist (an ) eine Folge komplexer Zahlen und (nk ) eine streng monoton wachsende Folge von Indizes, so heißt die durch k 6 ank , k ∈ `, ( ) definierte Folge ank k∈` Teilfo lg e von (an ). Lemma: h ∈ ^ ist ein Häufungswert einer Folge ( an ) genau dann, ( ) wenn h der Grenzwert einer konvergenten Teilfolge ank ist. Satz von Bolzano-Weierstraß, 2. Fassung Jede beschränkte Folge komplexer Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge. 5.6 Das Konvergenzkriterium von Cauchy. Nochmals die Vollständigkeit von \ Konvergenzkriterium von Cauchy: Eine Folge ( an ) komplexer Zahlen konvergiert genau dann, wenn es zu jedem ε >0 ein N gibt, so daß gilt: an − am < ε , falls n und m > N sind. Definition: Eine Folge ( an ) komplexer Zahlen heißt Cauchy − Fo lg e oder Fundamentalfo lg e, wenn es zu jedem ε >0 ein N gibt, so daß an − am < ε , falls n und m > N . Vollständigkeit von \ : Das Intervallschachtelungsprinzip folgt aus dem Cauchyschen Konvergenzkriterium. Intervallschachtelungsprinzip (V) ⇓ Satz von Bolzano-Weierstraß ⇓ Cauchy-Kriterium ⇓ Intervallschachtelungsprinzip (V) 5.7 Die erweiterte Zahlengerade Zur Bildung von Grenzwerten ist es zweckmäßig, \ um zwei ideelle Elemente ∞ und -∞ zu erweitern: \ := \ ∪ {∞, −∞}. Dabei setzt man -∞ < x < ∞ ∀x ∈ \. Man definiere ferner wie in 2.3 Intervalle in \, z.B. [ a, ∞ ] := {x ∈ \ : a ≤ x ≤ ∞}, ( a,∞ ) := {x ∈ \ : a < x < ∞} und analog weiter. Die Intervalle ( K,∞ ] , [ −∞, K ) heißen auch Umgebungen von ∞ bzw. -∞. Definition: Für eine Folge ( an ) reeller Zahlen setzt man lim an := ∞, falls jede Umgebung ( K , ∞ ] fast alle an enthält, lim an := −∞, falls jede Umgebung [ -∞,K ) fast alle an enthält. Die Folge heißt dann bestimmt divergent oder auch uneigentlich konvergent. Ferner setzt man lim sup an := ∞, falls jede Umgebung ( K , ∞ ] unendlich viele an enthält; lim inf an := −∞, falls jede Umgebung [ -∞,K ) unendlich viele an enthält.