AUSderNo6zurPOLTHEOueberLUTHERam080604durchSOPHIA:

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AUSderNo6zurPOLTHEOueberLUTHERam080604durchSOPHIA:
Liebe Kommiliton(Inn)en !
Was lange währt, wird am Ende fast zu gut = im Sinne von fast schon unübersichtlicher
Ausführlichkeit. Sophia wollte ganz perfekt sein und nichts falsch machen. Das kann man
verstehen. ---Herausgekommen ist aber eine an vielen Stellen fast wortgetreue Wiedergabe
der Vorlesung. Dabei hätte ein wenig mehr Distanz zu meinen oft ja auch persönlichen Ausführungen: dem Protokoll doch mehr Profil und mehr Gliederung ergeben.
Noch ein Nachtrag zu Luther: Luther ist ein Stück ins ‚deutsche Eingemachte’ der hiesigen
Kultur. Ihn total zu kritisieren, kommt fast schon einem mentalen Abschied aus den
deutschen Landen gleich. Bei einer Vorlesung über den Gesamt-Luther hätte ich auch mehr
auf größere Ausgewogenheit meines Urteil geachtet. Aber aus politik-theologischer Sicht
fällt es mir so schwer, angesichts zum Teil verhängnisvollster Folgen für die politische
Kultur der Deutschen: auch noch ‚die Wumme von Mensch’, die ‚deutsche Saft-Figur’ zu
würdigen, sein Einfluß auf die deutsche Sprache, das deutsche Singen etc. zu würdigen. In
vielem wäre mir die Konfektionsgröße M doch lieber gewesen als das XXXL des realen
Luther. Mein eigenes Philosophieren ist stark von Immanuel Kant bestimmt. Er war bescheidener und demütiger, letztlich auch menschenfreundlicher. Aber vieles von Kant
wäre ohne Luther auch wieder nicht ganz denkbar gewesen. ‚Er stand halt da und konnte
angeblich nicht anders.’ DL: Heute (14.6.2004) steht im Tagesspiegel auf der Titelseite eine
Notiz mit dem Titel: ‚Barak: Die Araber brauchen einen islamischen Martin Luther.’
Mal abgesehen von allen direkten Nachfragen, die man hier stellen müsste: Das was in diesem
Satz zum Ausdruck kommt und auch der historischen Bedeutung Luther in der westlichen
Kultur entspricht, ist: Es hat uns zu einer denkerischen Virtualisierung gegenüber allen
religiösen Fragen verholfen, ohne die dann spätere Schritte zur Freiheit und Demokratie
kaum vorstellbar sind und bleiben. Also trotz aller Kritik bleibt einiges an ihm.
Ich korrigiere relativ wenig. Fügen Sie bitte Ihre Notate ein auch dort ein, wo sich Sophia
sehr ‚treu’ von Insel zu Insel meiner wörtlichen Äußerungen voranbewegt hat..
Es folgt jetzt erst mal das Protokoll der 6. Überblicksvorlesung zur
Politischen Theologie bei MARTIN LUTHER am 8. Juni 2004 durch
SOPHIA KARIMI:
Titel: Die halbherzige Eröffnung der politisch-theologischen Neuzeit in der
1. Reformation (der Fürsten) bei MARTIN LUTHER:
Oder: Die nach dem Scheitern der objektiven Gottesvergewisserung
(=äußere’Realexistenz Gottes’) verbleibende Möglichkeit der
subjektiven Gottesvergewisserung (=innere Annahme Gottes allein im
Glauben) und deren Sichtung der Rest-Theologumena auf
individuell zu ergreifende Heilsmögichkeiten in der protestantischen Neuzeit:
-2–
Gliederung:
I. - Vorbemerkungen:
- Vorblick: auf die historisch-transitive Rolle des Protestantismus im westlichen
Gott- und Politik-Denken der Neuzeit, sowie
auf die ungewollte, also kontra-intentionale Mitwirkung des Protestantismus an der Heraufkunft von Atheismus und Nihilismus im 19.Jhdt.
II - Zur denkgeschichtlichen Situation nach der nominalistischen ‚Revolution der
Denkungsart’ (Kant-Begriff)
a - Geschichtliche ‚Großwetterlage’ zwischen 1300 – 1500 nuZ
b - Geschichtliche ‚Kleinwetterlage’ zwischen 1517 – und ca. 1530 nuZ
c - Vorblick auf Luther’s Theologie im Zusammenhang
d - Der Denkimpuls von Ockham’s Nominalismus und seine Auszweigung
Luther
Calvin
e - Die nur teilweise Neuzeitlichkeit von Luther’s Theologie
f - Der denkerische Ausgangspunkt von Luther: Seine Trennung der Theologie
von der Philosophie, oder: Die augustinische Phil.-Theo.-Ehe wird geschieden.
g - Die ‚Rückkehr’ zur Bibel und ihrer Grundspannung zwischen
‚Gesetz’ (Moses, Altes Testament) und ‚Evangelium’ (Jesus, Neues Testament)
III - Luther: Leben und Werk
a - Grunddaten seines Lebenslaufes
b - Luther’s Werke in einem pastoral bestimmten Leben
c - Luther’s große Entscheidungen (insbesondere 1525: gegen die Bauern; und für
die Fürsten) und deren z.T. verhängnisvollen Konsequenzen für die deutsche
Real- und Geistes-Geschichte.
d - …………
IV - Luther’s Theologie in Grundrissen, insbesondere in ihren 2 Horizonten der Gesetzeserfahrung
-3–
V - Der spirituelle (=religiöse) Horizont des Gesetzes
a - Die Frage nach dem Heil (und der Rechtfertigung)
b - Katholische Ausgangslage
c - Der reformatorische Funke
d - Das reformatorische Programm
e - Der reformatorische Impuls
f - Das reformatorische Paradigma
g - Zur Unmöglichkeit, Luther nur theologisch zu verstehen
VI - Der politische Horizont des Gesetzes
a - Die zwei Reiche und ihr Regiment
b - Theologische Rechtsbegründung
c - Grund und Aufgabe der Politia
d - Stellung der Christen zur und in der Politia
VII - Auswirkungen von Luther’s Reformation
a - Warum Luther die weltliche Obrigkeit überhaupt brauchte
b - Die ‚Fürsten-Reformation’ bewirkt Beibehaltung und Kontinuierung von
vorneuzeitlichen Abhängigkeiten
c - Erneute ‚Entmündigung des Menschen’; oder: Luther’s Verrat an der Freiheit;
oder: Die Individualitätsfalle der „machtgeschützten Innerlichkeit“ (Ausdruck von
Thomas Mann)
d - Eine Zusatzhypothek für den Protestantismus (und für die deutsche Geschichte):
Der böse Antisemitismus des späten Luther.
VIII - Wirkungen und Ausblick auf die 2. Reformation durch JEAN CALVIN:
-4–
ZU:
Vorbemerkungen
Zweifellos besitzt Luther für die deutsche Denkgeschichte eine große Bedeutung. Es ist
jedoch nicht das Anliegen dieser Ausführungen, eine weitere Ikonographie (Hagiographie) Luthers zu
betreiben oder gar ein Loblied auf seine Person anzustimmen. So kann es sogar nur schwerlich
gelingen, sich seiner zu rühmen und ihn in einen „leisen“ Patriotismus einzubeziehen.(Die Legitimität
eines „lauten“ Patriotismus ist ohnehin fraglich.)
Luthers leben und Werk fällt in einen Zeitraum, der nicht nur innerhalb der deutschen, sondern
der gesamten „westlichen“ Geschichte einen Wendepunkt darstellt. Max Weber spricht in diesem
Zusammenhang von einem „okzidentalen Sonderweg“, der etwa ab 1500 datiert wird. Nach dem
zweiten Ent-Mythologisierung – Schub durch den Nominalismusstreit, der den Zusammenbruch
objektiv - ontologischer Theoriebildung einläutete, verblieb der Religion ein nur noch stark reduzierter
Ansatz. Der im Mittelalter verfochtenen sola scientia – Ansatz, der die objektive, „ontische“ Existenz
eines höchsten Wesens mit „wissenschaftlichen“ Mitteln zu beweisen versucht hatte, war gescheitert.
(Vgl. im Gegensatz hierzu das antike „kalkulierte“ Misslingen des aristotelischen Gottesbeweises und
den „verzweifelten“ Versuch des Neoaristotelikers Thomas von Aquins, einen „ernst gemeinten“, im
Prinzip ähnlichen Beweis durch Zirkelschlüsse zu erbringen.) Mit Luther, der selbst stark vom
Nominalismus geprägt war,
wurde die augustinische Tradition, Philosophie und Theologie als
„vermählt“ zu betrachten aufgegeben. Dieser beschimpfte die gesamte Philosophie und mittelalterliche
Scholastik und proklamierte ein konträres Programm, das sich vom Wissensbegehren der Philosophie
vollkommen abwandte und verkündete, dass nunmehr nur der von jeglicher philosophischen
Beweisführung bereinigte Glaube, sola fide, von Bedeutung sei. Es entstand ein den Okzident bis
heute prägender Gegensatz zwischen Wissen und Glauben.(Vgl. hierzu der Disput zwischen dem
Philosophen
Wilhelm Weischedel und dem Theologen Helmut Gollwitzer an der FU zu Prof.
Löcherbach’s Zeiten)
Diese durch die radikale „Verinnerlichung“ des sola fide – Ansatzes sich selbst auferlegte
Einschränkung implizierte die Frage nach der „Äußerlichkeit“ (DL: äußerer Halt) von Religion. Wenn
nunmehr der reine Glaube die Essenz von Religion und Religiosität sein sollte, müsste es doch
trotzdem Manifestationen dessen geben, wie diese Gläubigkeit auszuleben sei. Die Antwort Luthers
auf diese Frage lautete sola scriptura, womit eine ausschließliche Konzentration auf oder Hinwendung
zur heiligen Schrift verlangt wurde. Diese hierdurch „reduzierte Perspektive“ sollte für die gesamte
folgende abendländische Denkgeschichte von größter Bedeutung sein. Um 1500 war die Bibel relativ
„unbestritten“. Man hatte sich bislang nicht kritisch und freilich auch nicht mit dem dem
Protestantismus eigenen Exklusivität und Inbrunst beschäftigt. Die durch diesen Ansatz eingeläutete
sogenannte Bibelforschung
-5–
(kleine Bemerkung am Rande: Beim Judentum konnte ein „sich – Einlassen“ auf die heiligen
Schriften aufgrund der Abhängigkeit von eben diesen während der Diaspora nicht in gleichem Maße
wie beim Christentum erfolgen, SK.)
das erlebte spätestens im 19.Jh. mit Denkern wie Feuerbach, Marx, Nietzsche u.a. ihren
Höhepunkt und kann als Ausdruck „protestantischer Ehrlichkeit“ betrachtet werden. Im Zuge dieser
Bibelforschung wurde selbst die heilige Schrift „ent- mythologisiert“. So wurde die Bibel nicht mehr
(wie von Katholiken) als das unmittelbares „Wort Gottes“ betrachtet. Vielmehr erkannte man, dass sie
eher ein „groß – schriftstellerisches“ Werk mehrerer zweifellos sehr talentierter, vielleicht sogar
genialer Verfasser darstellt, welche kontingente Ereignisse um die Jesusgeschichte beschrieben
haben. In „literarische“ Werke (Man könnte meinen, die Bibel wurde als ein solches betrachtet) fließen
jedoch immer zwangsläufig subjektive Wahrnehmungen, Impressionen, Wünsche und Ängste der
Autoren mit hinein. Unter anderem diese „Entdeckung“ führte folgerichtig zu einer erheblichen
Reduzierung des Wertes der Bibel und letztendlich zu einer inneren Aushöhlung der Religion auch
durch dessen eigene Vertreter, die in Europa zum Aufkommen „flächendeckender“, atheistischer
Strömungen führte. Wenn die einzige und eigentliche Manifestation eines vagen, nur auf sich selbst
bezogenen Glaubens (sola fide) das alte und neue Testament sein sollen, die ja in Wahrheit doch
„nur“ literarische Werke vielleicht nicht einmal im Range einer „Ilias“ oder eines „Don Quijotes“ stehen,
WAS IST „GLAUBE“ DANN??? (S.K.)
DL: Woran hat Glaube dann noch äußeren Halt vor seinem ‚Absturz’ in eine
willkürliche persönliche Entscheidung, die man anderen Menschen nur
schwer erläutern, allenfalls versichern kann.
All diese Erwägungen mündeten in der Folgezeit Luthers in eine geistes- und politik-geschichtliche
Strömung, die als „Säkularisierung“ bezeichnet werden sollte. Diese Entwicklungen verliefen jedoch
(dies sei hier als Ausblick auf die kommenden Sitzungen angemerkt) in alter und neuer Welt in
unterschiedlichster Weise ab. In Europa waren Atheismus oder radikale Zweifel am Theismus weiter
verbreitet als in Amerika. Der noch verbleibende „Restglaube“ oder der quasi „menschliche“
Glaubensimpuls stellten hier einen fruchtbaren Boden für Weltanschauungen und Großideologien wie
einerseits die rationale Variante des europäischen Faschismus und andrerseits den Sozialismus dar.
In Amerika wurden die ohnehin in einem viel geringeren Maße vorhandenen atheistischen Impulse
(Viele „settler“ waren ja tief religiöse „Sektierer“, die in die neue Welt reisten, um dort ihren Glauben
frei praktizieren zu können S.K.) viel stärker in eine sehr theologieträchtige, transzendentale
Staatsideologie inkorporiert. Besonders seit Jefferson und dem Unabhängigkeitskrieg ist dies an der
verstärkt sichtbar werdenden Idee einer „Mission für die Welt“ sichtbar. Welche Konsequenzen dies
insbesondere für die Kohäsionskräfte innerhalb der (heterogenen) amerikanischen Gesellschaft haben
sollte, sei in den folgenden Sitzungen erläutert...
-6–
Geschichtlicher Hintergrund
DL: Bitte selber nachlesen !
Geschichtliche „Großwetterlage“
Unter geschichtlicher „Großwetterlage“ versteht sich, was nach dem 13.Jh. in der christlichen Welt
insbesondere vor dem Hintergrund einer fortlaufende Abnutzung theologischer Legitimationsversuche
folgt. Die Gründe für diese „Verbrauchtheit“ transzendenter Erklärungsversuche trägt seine Wurzeln in
verschiedenen Krisen des späten Mittelalters:
1.) Friedrich II [Friedrich I = Barbarossa :o) ]schien etwa ab 1250 mit dem Reich nicht mehr
„zurecht zu kommen“. Es kam verstärkt zu Krisen zwischen dem Kaiser an der Spitze des
Reiches und den Fürsten in den Regionen. Das Wahlfürstentum seinerseits erwies sich als
eher hinderlich im Hinblick auf eine Einheit, die zu damaliger Zeit schon in England und
Frankreich bestanden hatte. Dieses stellte ein Problem von machiavellistischer Natur, wenn
auch in Reichsformat dar, das jedoch nicht in selbiger Manier gelöst wurde. Vielmehr verblieb
es damals bei der relativen Macht der Fürsten und der föderalen Eigenart des deutschen
Kulturraumes.
2.) Ab 1300 kam es außerdem verstärkt zu Krisen innerhalb der Kirche und besonders um den
Papst. Dieser war zeitweilig sogar dazu gezwungen, in Frankreich (Avignon), also
„ausgelagert“ zu tagen. Große Uneinigkeit herrschte insbesondere zwischen den „Papaisten“
(Anhänger des Papstes) und den Konzilen (Also Versammelungen von führenden
Geistlichen). Im laufe 15. Jh. setzte sich der Papst jedoch eindeutig durch.
3.) In diesen Zeitraum sind zudem auch große gesellschaftliche Umbrüche zu verorten. Anfänge
von Marktgeschehen und von Manufakturkapitalismus zeichnen sich in weiten Teilen des
deutschen Kulturraum genauso wie eine beginnende Auflösung des Feudalismus und eine
Re- Urbanisierungsbewegung ab.
4.) Auch mental erlebten die Menschen in der damaligen Zeit große Veränderungen. Besonders
zu beachten ist hier die verheerende, 1348 in Europa ausbrechende Pest, die teilweise bis zu
zwei Dritteln der Bevölkerung vernichtete. In Folge dieser Epidemie wurde die Frage nach der
„Güte“ Gottes gestellt, die angesichts der Seuche nicht ohne weiteres zu beantworten war.
Auch die Frage nach der Schuld der Menschen, wegen der sie augenscheinlich bestraft
worden waren, wurde gestellt, was zu einer Suche nach Sündenböcken und zur Diffamierung
und sogar Tötung Unschuldiger führte. In Folge der Pest von 1348 verbreiteten sich
-7–
zunehmend „endzeitliche“ Stimmungen, was jener Epoche den Namen „dunkle Zeit“ einhandelte.
Als „Gegenthese“ dieser Entwicklungen kann jedoch das 15.Jh. als Zeitalter der Abendteuer und
der
Entdeckungen gelten, das in der Landung Kolumbus in Amerikas 1492 gipfelte. Dunkle
Fragen und Perspektiven gingen demnach allmählich über in eine hellere von Neugier und
Entdeckungslust geprägte Zeit (Hier sei auf die Lebensumstände der in den später kolonisierten
Gebieten lebenden Menschen, die Opfer entdeckungslustiger Europäer wurden. S.K.)
Im Übergang von Mittelalter hin zur Neuzeit im 15. Jh. lässt sich allgemein eine Aufgabe von
„triumphalen Gewissheitsgesten“ beobachten. Nach der „Entzauberung“ der Welt u.a. durch den
Nominalismusstreit war man gewissermaßen bemüht zu einer quasi „sokratischen“ Ich weiß, dass
ich nichts weiß – Haltung zurückzukehren. Das Ideal hieß nun etwa devotio moderna (moderne
Demut oder Hingabe), sacra igmorantia (heilige Unwissenheit)oder sacra simplicitas (heilige
Einfachheit) Auch diese Forderungen hatten Folgen für die Handlungen der Menschen. Es kam
so etwa zu einem „Trend“ hin zu mehr „Innerlichkeit“ und geistige Vertiefung. Die Mönchsorden
erhielten verstärkt Zulauf (Von diesen Strömungen her, kam auch Luther. Er überwand jedoch
seine monastische Geisteshaltung, heiratete und hatte viele Kinder.) Man versuchte sich auch
wieder verstärkt in einer Art imitatio christi, was sich in Armutskult ausdrückte. Spiegelverkehrt
versuchten auch viele Menschen sich Selbstgewissheit darüber, „auf der richtigen Seite“ zu
stehen und auserwählt zu sein zu erhalten, indem sie große Reichtümer anhäuften. Insgesamt
lässt sich sagen, dass es sich nach dem Nominalismusstreit auch bei diesen Strömungen um
große Suchbewegungen handelte. Nachdem es nun als unmöglich erschien, Gott als ens
realissimum , als real existierendes Wesen zu erweisen, galt es nun, einen Ersatz für ihn zu
finden.
DL: In der Systemtheorie würde man hier von einem funktionalen Äquivalent
innerhalb der menschlichen Welterklärung sprechen.
Merkmal dieser Entwicklungen ist die Beobachtung das Aufmerksamkeit (ironisch: der
„Weltgeist“) ab
etwa 1450/1500 von Italien aus nach Flandern, England aber auch nach
Mitteleuropa weiter wanderte. Es kommt zu der seit 1054 bestehenden Teilung in West- und
Ostkirche mit Sitz in Rom und Konstantinopel (1453 fällt Konstantinopel und wird islamisiert) eine
neue Nord – Süd – Spaltung hinzu, für die die Alpen eine Scheidewand, insbesondere bezogen
auf die wie folgt darzustellenden Ereignisse, darstellen...
-8–
Historische „Kleinwetterlage“
Etwa von 1517 bis 1530 kümmerte man sich im Heiligen Römischen Reich, dass jetzt auch den
Zusatz „Deutscher Nation“ trug, obwohl es auch viele nicht deutsche Teile umfasste, zunehmend
mit den deutschen Gebieten. Man begann im Rahmen von „Reichstagen“ Reformen zu planen(
1495 Reichstag zu Worms, 1500 Reichstag zu Augsburg) Die Entstehung von weiteren deutschen
Universitäten (1502 Uni Wittenberg, 1506 Viadrina in Frankfurt an der Oder) fällt ebenfalls in diese
Zeit.
Luther selbst, der von 1483 bis 1546 lebte, tritt zunächst einmal in ein Augustiner – Orden ein
und studiert dann ab 1505 eine breit gefächerte Palette von „Fächern“ (Studienfächer in dem
Sinne gab es da doch ncoh nicht?! S.K.), so dass er 1512, als er zum Doktor der Theologie wurde,
ein gebildeter Mann war (also kein Fachidiot). Die Schriften, die wir von ihm heute kennen sind
auch zum größten Teil Vorlesungsmanuskripte und sogenannte pastorale Schriften ( Luther
verstand sich selbst als Pastor, als „Schafshirte“ :o) oder „Seelsorger“ für die Menschen und nicht
nur als Verkünder von abstrakten Einsichten).
1517
kommt es zu seinem legendären
Kirchenanschlag. Hier ist wesentlich, das Luther nicht vorhatte, eine neue Religion zu schaffen. Er
wollte „lediglich“ die Kirche von Korruption und dem Drum und Dran von Messen, Gewändern,
Götzenbildern und besonders den päpstlichen Ablasshandel, dem seine Entrüstung in erster Linie
galt, „bereinigen“. (Hier eine kleine Parallele zu Jesus: Auch er hatte doch lediglich vor, das
Judentum zu reformieren!? S.K.)
Natürlich wird Luthers Kritik als Häresie und Kirchenfrevel bezeichnet.(Von Papst und Kaiser)
1521 wird sogar ein Bann
über ihn verhängt. Auf dem Reichstag zu Worms wird er zum Widerruf
seiner Thesen aufgerufen. Er widerruft nicht und gilt darum seitdem als Muster eines „standhaften
deutschen Menschen“. (Könnte auch Beispiel eines deutschen „Dickkopf“ sein. hihi,SK). Daraufhin
kommt Luther auf die
Wartburg. Dort übersetzt er die Bibel, um die Schrift für die Deutschen
zugänglich zu machen und auch, um gegen das katholische Latein - Gemurmel auf Messen, dass kein
gewöhnlicher Mensch verstand, anzukämpfen. Hierbei ist auch die Erfindung des Buchdrucks für die
Verbreitung der Schrift (und auch des Protestantismus mit seinem sola scriptura – Ansatz ) von
immenser Bedeutung.
1525 kam es zu den Bauernkriegen. (Die in diesem Jahr gefällten Entscheidungen sollten für die
deutsche Geschichte ein Verhängnis werden.) Zu dieser Zeit entsagt Luther dem Klosterleben und
schreibt ein gegen Erasmus von Rotterdam [Schutzheiliger aller reisewütigen Studis, SK] gerichtetes
Pamphlet Über den „Unfreien Willen“ (Erasmus hatte kurz davor eine Schrift über den freien Willen
verfasst). Ein Jahr später geschieht etwas, dass den apokalyptischen Ansatz Luthers (Er glaubte
-8–
tatsächlich, er würde in einer Art Endzeit leben.) verdeutlichte. 1529 war der „Antichrist“
höchstpersönlich (der Türke) :0) vor Wien kurz davor, das Abendland zu erobern. Kurz danach (1531)
kam es auch zu innerdeutschen Kämpfen. 1544 beruft der Papst ein Konzil zu Trient ein
(Tridentinum). Dieses Konzil kommt 1545 zustande und leitet die Gegenreformation ein.
Die letzten Worte Luthers vor seinem Tod 1546 lauteten: “Wir sind alle Bettler“. Diese Einsicht
kam ihm sehr spät, denn er war ein maßloser Mensch, der oft sein Unwissen als Wissen verkleidete.
Auch die Juden wurden von ihm diffamiert und als Sündenböcke, dafür dass das Christentum sich
nicht ungestört über der ganzen Welt verbreiten konnte, dargestellt. Luther war ein autoritärer Denker.
Er hat nicht viel diskutiert. (Erasmus, Zwingli) . Er war auch ein sehr pessimistischer Denker. Er traute
den Menschen, wenn überhaupt, dann nur böses zu.
Luthers Theorie und Theologie in Vorblick
Es geht in Luthers Theorie nicht mehr um die ontologische Beweisbarkeit der Existenz Gottes,
sondern um die Rechtfertigung der Heilssuche durch die Bindung zu Jesus im Glauben. Hierbei hat er
immer betont, dass Moses anders als Jesus sei, da Moses den Menschen die Gesetze gegeben
habe, während Jesus auch den Weg zum Heil aufgezeigt habe.
Luther ist auch stark geprägt von Augustinus’ Sündenidee. Der Mensch bei Luther kann nicht
anders, als sündigen (homo non potest non peccare ) und nur durch die Gnade Gottes (sola gratia)
kann er erlöst werden. Für Erlösung durch eigenes Tun oder den freien Willen bleibt hier kein Raum
übrig. Dieses Menschenbild und die apokalyptische Haltung Luthers führt bei ihm konsequent zu einer
auf die Passivität der Menschen angelegten Lehre, was als noch – mittelalterliches Merkmal seiner
Philosophie zu betrachten ist.
Luthers Denken ist auch von stark statischer Natur. Er ist das, was Max Weber einen
„Gesinnungsethiker“ nennt, der sich dadurch auszeichnet, dass er ein erst einmal entworfenes
Gedankengebäude einfach stehen lässt und sich nur um dessen Umsetzung kümmert, wohingegen
ein weberscher „Verantwortungsethiker“ ein sehr politischer Mensch ist, der auch die Konsequenzen
seiner Handlungen bedenkt.
Luther weiß aber bei aller Passivität, Unmündigkeit und Sündigkeit immer sehr genau, wer
Unrecht hat. Dies wird insbesondere durch seine Reaktion auf die Bauernkriege verdeutlicht. Er votiert
nämlich gegen ihren Kampf, liefert sie ( ca 10 000 ) an die Messer aus und diskreditiert so seine
Lehre. Luther nutzt auch die damals im Reich bestehende „Strukturdifferenz“ ( Der Kaiser wahr
traditionell katholisch, während die Kurfürsten ein Interesse hatten, ihre Macht gegenüber dem Kaiser
-9–
zu stärken und so den Protestantismus Luthers instrumentalisierten, um sich gegen ihn zu stellen )
aus, um seine Lehre zu verbreiten.
Bei Luther handelt es sich gemäß diesen Ausführungen um eine Art „halbierte
Neuzeitigkeit“, da er zwar bei Ockham ansetzt, jedoch innerhalb seiner auf den Glauben reduzierten
Theologie die Menschen zur Passivität auffordert.
Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 einigte man sich schließlich auf das nebeneinander
Religionen und beschritt einen „deutschen Sonderweg“, mit der Überschrift cuius regio, eius religio.
Die Menschen hatten die selbe Religion zu haben wie ihr Fürst (Soviel zum Thema Passivität!!! S.K.) .
Diese Entwicklung führte zu einer „quietistischen“ Haltung bei den Menschen. Entweder sie wurden
wenn sie andere Meinungen vertraten, „stillgestellt“ oder sie wurden von selbst still. Es kam zur
berühmten deutsche „Auswanderung nach innen“ (siehe z. B. die Auseinandersetzung Thomas
Manns mit diesem Thema.) Diese Auswanderung ist ein zweischneidiges Schwert, da sie einerseits zu
großen Leistungen in
Kunst und
Kultur
führte, andrerseits
jedoch
auch eine derartige
Kompensationsleistung erbrachte, die die Ausübung von Freiheitlichkeit auch außerhalb der
Gedanken zu verhindern fähig war.
Dies alles soll jedoch nicht heißen, dass Luther lediglich ein pseudo – moderner, in
Wirklichkeit mittelalterlicher Denker war, denn zunächst einmal hat er einen sehr modern anmutenden
und auch
individualistischen Standpunkt vertreten, indem er z.B. von der „Priesterschaft aller
Menschen“ (!!!) sprach. Nicht der Papst und sein Personal, sondern sie selber sollten ihr Geschick
bestimmen.(Leider hat Luther danach so viel Gegenteiliges hierzu angestellt, dass diese Ansätze
nicht
mehr
wirklich
zur
Geltung
kamen.)
Der
Grund
für
die
nicht
–
Einlösung
des
Freiheitsversprechens bei Luther könnte die Brücke sein, die er zwischen der Sündigkeit der
Menschen und dem Heil oder der Gerechtigkeit im Jenseits schlagen musste. Hierbei kann sich Luther
eigentlich nur auf die Grundsätze solus christus, sola fide, sola scriptura und auf die in der Schrift
enthaltenen Heilsversprechen stützen. Hinzu kommt aber (uns so schlägt er die Brücke) die
Beachtung der(im alten Testament verkündeten) Gesetze. Luther denkt von den Gesetzen in allen
drei Lebenssphären (ecclesia, oikonomia und politia) her. Man kann von diesen Gesetzen
unterschiedlich Gebrauch, nämlich auf bürgerliche Art (usus civilis) oder in spiritueller Weise (usus
spiritualis). Heil gibt es nur durch die gnade Gottes und Gottes Wille manifestiert sich auch in
Gesetzen. So tut der Mensch gut daran, die „göttliche Obrigkeit“ (Vgl. Röm. 13.1) anzuerkennen. In
einem Streit mit Erasmus von Rotterdam bezeugt Luther,
es gäbe keinen freien Willen und der
Glaube sei nicht verfügbar. So bricht Luther mit der humanistischen Idee von Erasmus, die besagt,
dass der Mensch auch auf göttliche Gebote frei reagieren können muss. Luther spricht in seinen
Schriften nicht vom libero, sondern vom servo arbitrio.
- 10 –
Der Glaube drückt sich bei ihm demnach auch nicht durch Freiwilligkeit, sonders durch die
Nächstenliebe aus.
DL: Ist dies nicht ein Ausweichen vor den damals zentralen politischtheologischen Fragen ? Hat dies nicht auch – bei eingehenderer Betrachtung –
zu dem geführt, was man seither oft als eine sehr deutsche Verwechselung von
Politik- mit Sozialeinstellung beobachten kann. Das Politische ist doch mehr
als das Soziale; Ersteres muß durch eine eigene Kunst: Letztere allererst
ermöglichen ? Oder ? Was denken Sie hierzu ?
Diese lebt der Mensch in zwei Bereichen aus. Im kirchlichen Bereich drückt sich dies im
Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinde und durch das offene (nun auch deutsche) Wort aus. Im
weltlichen Bereich manifestiert sich die Nächstenliebe in der Überordnung des Gemeinwohls über das
Wohl des Einzelnen.(!)
Luther Theorie im denkgeschichtlichen Zusammenhang
Luther macht die Symbiose von Theologie und Philosophie rückgängig. Er geht von der
aristotelischen Scholastik „zurück zur Bibel“. Ausdruck davon sind seine berühmten soli/solae. Er weiß
( genauso wie Paulus) dabei jedoch, dass er zur Durchsetzung seiner Lehren die Hilfe von Seiten der
Welt/Obrigkeit braucht. (Man wusste, dass man sich mit der Obrigkeit gut stellen muss, weil man sonst
Gefahr lief, „wie die Juden zu enden“. Memo: 587 vuZ und 70 nuZ) Luther kämpft gewissermaßen an
zwei Fronten (der äußeren Papst – Front und der inneren „Machtabsicherungsfront“ der Reformation)
und macht sich dabei abhängig von weltlichen Herrschern wie etwa Friedrich dem Weisen, Kurfürst zu
Sachsen, der ihn vor der Tötung durch Handlanger der herrschenden Kirche bewahrt.
An der „Reformationsfront“ kämpfend, verfasste Luther mehrere Schriften wie etwa eine 1520
erscheinende Aufforderung zu Reformen des Papsttums (Schrift an den christlichen Adel deutscher
Nation) oder die Schrift zur babylonischen Gefangenschaft der Kirche, in der er zur Sakramenten –
frage Stellung nimmt, indem er sie von sieben auf zwei (Taufe und Abendmahl) reduziert.
DL: Bitte hier Ihre Notate.
Eine von Luthers wichtigsten Schriften ist die „von der Freiheit eines Christenmenschen“ ,
welche eine den protestantischen Rechtfertigungsgedanken erläutert.(Frei ist der Christ erst, wenn er
sich unter Jesus geordnet hat (!).
DL: Freiheit erst, nachdem man sich qua Glaube der Kraft von
Jesus versichert hatte. – Das ist nicht das , was später Kant als Freiheit = Autonomie versteht)
Luther zugute halten kann man, dass er vieles an der Religion vereinfacht hat. Seine Lehre ist
von der Bibel gerechtfertigt. Rechtfertigung ist gleichbedeutend mit einer Unterordnung unter dem
- 11 –
Willen Gottes. Das Urteil Gottes erfolgt in der Welt, im Gläubigen selber und ein „positives“ Urteil
manifestiert sich in der Gnade Gottes, die Erlösung bringt. Glaube ist bei Luther Vertrauen und
Hingabe an Gott und nicht mehr ein abstrakte ‚Für – wahr – Halten’.
Doch auch Luther muss zur Durchsetzung seiner Ideen Kompromisse mit der Obrigkeit
eingehen, was einen Grund für die Halbherzigkeit seiner Lehre darstellen könnte. Er hat keine freie
Kirche verlangt, sondern eher die Fürsten begünstigt. Er hat sich sogar dafür ausgesprochen, dass
diese in Extremsituationen das Amt eines „Notbischofs“ bekleiden können. Dies hatte für die deutsche
Geschichte keine guten Folgen ( Friedrich II und auch Hitler haben sich selbst als solche Notbischöfe
betrachtet. ) Luthers Lehre führte zu einem fürstlichen Absolutismus in der Kirche.
Nach Luther ist der Protestantismus zunächst einmal eingeschlafen. Erst Schleiermacher um
1800 hat sich wieder mit dem Lutheranischen Protestantismus selbst beschäftigt. In der Folgezeit
Luthers gaben andere Denker dem Protestantismus eine radikalere Ausrichtung: (Aus „Philosophie –
eine Bildergeschichte  für Anfänger“ von Richard Osbourne)
„In Genf schuf Calvin einen protestantischen Stadtstaat, der auf eine ,Institutio Christianae Religionis’
gründete. Die Prädestination war auch hier eine zentrale Lehre, doch das bürgerliche Leben wurde
auf egalitäre Weise organisiert. Calvins Radikalismus hat später das Presbyterianertum und den
Kongretionalismus entstehen lassen und großen Einfluss auf die amerikanischen pilgrim fathers
ausgeübt.
In Zürich attackierte Zwingli das heruntergekommene Mönchstum und stellte die Rolle der
Priesterschaft in Frage. Er ging noch weiter und leugnete die Transsubstantiation : Das Brot und Wein
in der Messe blieben auch in der Messe einfaches Brot und einfacher Wein.“
Doch bevor man auf die Weiterführung der Ideen Luthers eingeht, sei noch angemerkt, dass
dieser in Anknüpfung an Augustinus ebenfalls eine Zwei - Reiche - Lehre (regnum christi/regnum
mundi) entwickelt, die ihrerseits die Art und Weise darstellt, wie Luther die weltliche Obrigkeit in seinen
Kampf gegen die Kirche einbindet, indem er diesen den Kampf gegen die „Sündige Fleischlichkeit“
anvertraut. Hier geht es jedoch nicht wie bei Augustinus um eine metaphysische Geschichtsdeutung,
sondern um eine „Glaubensgerechtigkeit des Menschen vor Gott“. Bei der Behandlung dessen, was
dies nun für die politia bedeutet fragt er demnach auch nicht nach den Gründen für eine politische
Gemeinschaft oder nach der geselligen Natur des Menschen. Er fragt lediglich nach dem
theologischen Sinn des Politischen. Zentraler Begriff hier der „genuin deutsche“ Begriff der Obrigkeit.
Die Politia hat für Luther die Form von äußeren Geboten und auch von Zwangsverordnungen.
Obrigkeit ist für Luther ein von Gott vorgesehenes, fremdnütziges Amt.
- 12 –
In diesem Zusammenhangt ergibt sich die Frage, in wie weit Fragen der Religion vom weltlichen Amt
vorgeschrieben sein dürfen und nach Luther sein sollen. Hierzu acht Punkte:
1.) Ein Amt ist nach Luther nicht die Herrschaft über Seelen. Diese ist nur Gott vorbehalten.
2.) Amt bedeutet nicht Zwang. (Solange die Gesetze beachtet werden), kann man niemanden
zwingen, zu glauben. Die Obrigkeit soll die Religion pflegen. Ihr Obliegt die Aufgabe einer
„cura religionis“.
3./4.)Grenze von Toleranz: Fürsten und Obrigkeit haben die Macht, Gotteslästerer gegebenenfalls
mit dem Tod zu bestrafen.
5.) Wer entscheidet, was wahre Lehre ist? Der Papst kann es nicht mehr sein! Hier liefert Luther
die berüchtigte Notbischofantwort.
6.) Der innere Frieden? Der Fürst hat eine Ordnung herzustellen, in der die Menschen anständig
miteinander leben können. Im Protestantismus bedeutet das, dass man sich dem nächsten
sozial nähern muss.
7.) Widerstand durch Obrigkeit nur passiv möglich, aktiv nur in einem Fall, nämlich um den
Antichrist zu bekämpfen.( Türken vor Wien )
Zwischenfazit zu Luthers Bestimmung zur Politia:
Hier haben alle Ideen noch sehr mittelalterliche Züge. Die Politia ist den Menschen von Gott
vorgegeben. Es herrscht Misstrauen gegenüber Menschen, Abweichler von der Lehre
werden nötigenfalls mit dem Tode bestraft.
8.) Stellung des Christen zur Politia? 1. Alles was der Christ tut wird aus Nächstenliebe getan.
Nie für sich selbst. 2. Der Christ unterwirft sich dem Regiment des Schwertes. Dies ist ein Akt
der Nächstenliebe(!). Auch der Fürst (!!!) übt sein Amt „aus Liebe“ aus.
Zusammenfassung
Thesen:
1. Ohne das „Bündnis“ mit der Obrigkeit wäre das Projekt Luthers gescheitert. Er wäre
höchst wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.
2. Wie kam Luther an die Obrigkeit heran? An den Kaiser kam er nicht heran.(hier sind
meine Notizen und die Aufnahme undeutlich). Die Kurfürsten hatten ein politisches
- 13 –
Interesse, Luther zu unterstützen, um ihre Gegnerschaft zum Kaiser auch als religiös
motiviert darstellen zu können???
3. Welchen Preis hatte Luther zu zahlen? Durch seine „Notbischof“ – Idee machte er die
Fürsten zu kleinen Territorialpäpsten, gibt die religiöse Kernkompetenz aus machtpolitischen Gründen an eine weltliche Macht aab.
4. Wie endet die Reformation? Im Wesentlichen als Fürsten – Reformation.
5. Kann man Luther Reformation terminieren? Ja, und zwar mit der ,endgültigen’ cuius
regio, eius religio Formel.
6. Luthers Theologie war allenfalls ein Reformkatalog, in vielen Fragen sicherlich noch
sehr vom MA geprägt.
7. Wie hat Luther die Widersprüche seiner Theorie ertragen? Mit zunehmender
Bitterkeit/Intoleranz (bes. gegen Juden).
8. Hat sich Luthers Reformation politisch gelohnt? Zu seinen Zeiten sicher nicht. Die
Menschen wurden wie politische Kinder behandelt und „kulturprotestantisch“ von
oben beglückt. Sie konnten auch wegen Luther nicht „erwachsen“ werden. Man
überließ die Politik den anderen und zog sich in die Innerlichkeit zurück.
9. Luthers Reformation brachte eine sehr geistige, bildungs- und kulturbefließene Nation
hervor. Das große Aber gilt hier jedoch dem Mangel an Freiheitlichkeit und Mitbestimmung aufseiten der Menschen, an Einmischung der Menschen in ihre ureigensten eigenen Angelegenheite.(DL Die deutschen Menschen fanden hierfür
zwar oft beglückenden Ersatz in den Bildungsgütern ihrer Kultur (Musik, Literatur
Philosphie…; aber diese ‚Beglückung war nur innerlich; Äußerlich hatten sie
sich abnabeln lassen von jeglicher Mitbestimmung , bis ihnen jemand Ihr
Innerstes (=Humanität) um die unpolitischen Ohren schlug, nicht nur ihnen, sondern
auch den anderen, den fremden und jüdischen Menschen. Ist dies ein übertriebener
Satz ?) Der Preis für die Bewahrung ihrer inneren Humanität (bei Bach, Goethe, Kant)
war deren äußere Gefährdung durch Überlassen der Macht an Barbaren.
Wenn die Deutschen sich früher ihrer Kultur-Nation rühmten (Noch Willy Brandt 1972
in seiner Regierungserkärung), dann muß man im Rückblick sagen, es war nicht mal
die halbe Kultur, denn auch das Aufpassen auf die Politik des eigenen Landes ist
Kultur und doch wohl die Basis jener ersteren im Familienkreis am warmen Ofen in
der häuslichen guten Stube !!!!!!!!!!!!!! Oder ?
Da es ja entgegen der Meinung vieler Gelehrter Menschen  keinen gradlinigen, teleologischen
Verlauf der Geschichte gibt, soll bei der nächsten Sitzung aufgezeigt werden, wie „Protestantismus mit
anderen Vorzeichen“
entstehen, funktionieren und sich auch demokratisch-freiheitlich auswirken
kann.
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