Leistungsphysiologie 15.03.2005 Homöostase: Kennzeichnet einen ungestörten, dynamischen Gleichgewichtszustand der Körperfunktion und die Konstanz des inneren Milieus. In der Homöostase befinden sich aufbauende (anabole) und abbauende (katabole) Stoffwechselprozesse. Gewährleistet wird sie durch zahlreiche nervale, hormonelle und lokal eigenregulatorische Mechanismen. Kybernetik: im negativ rückgekoppelten Regelkreis muss der Sollwert eingehalten werden. Heterostase: Kennzeichnet einen gestörten Gleichgewichtszustand der Körperfunktion und des inneren Milieus. Metabolische Adaptation: Die metabolische Adaptation ist eine heterostatische Auslenkung infolge einer aktuellen Anforderung. Sie ist die situationsgerechte Reaktion des Organismus auf eine momentane Belastung und sie genügt den Ansprüchen einer akuten Mehrleistung. Ein entscheidendes Kriterium des trainierten Organismus ist darin zu sehen, dass er längere Zeit in der Lage ist, seine homöostatischen Sollwerte bei Störungen gewissermaßen festzuhalten bzw. die Abweichung bei definierter Belastung in Grenzen zu halten und die Sollwerte nach Auslenkungen relativ schnell wieder zu erreichen. Die Vorgänge der epigenetischen Adaptation reduzieren bei einer definierten Leistung die Notwendigkeit zu metaboler Adaptation, d.h. zu heterostatischer Umstellung. Auch vermag der trainierte Organismus in der Regel stärkere (heterostatische) Auslenkungen und Abweichungen des inneren Milieus zu tolerieren und zu kompensieren, bevor es zum Versagen kommt! Nicht zuletzt auf dem Befund beruht die Leistungsfähigkeit. Der trainingsbedingten epigenetischen Adaptation sichern eine hohe Stabilität des Gesamtsystems gegenüber belastenden Einwirkungen, also gegenüber Reizen, die bei Untrainierten schnell zu stark heterostatischen Störungen des Milieus führen würden. Der Organismus kann aufgefasst werden als ein thermodynamische offenes, selbstregulierendes, multistabiles, adaptables System, welches eine innere Struktur so verändert, dass sein inneres Milieu trotz vieler Einwirkungen an der Umwelt oder körpereigenen Bereich durch Adaptation aufrecht erhalten wird. Trophotropie und Ergotropie: Die Trophotropie kennzeichnet eine Stoffwechselsituation im Organismus, die sich durch aufbauende bzw. resituierende Grundvorgänge auszeichnet. Sie wird maßgeblich vegetativ gesteuert. Im Bereich des vegetativen Nervensystems führt eine Dominanz des Nervs „Parasympathicus“ (Nervus vapus – wirkt entspannend auf das Herz und aktivierend auf die inneren Organe) zu einer trophotropen Einstellung. Ein Ausdauertraining fördert eine derartige Stoffwechsellage (erkennbar z.B. an der verminderten Herzschlagfrequenz, der Trainingsbradykardie). Die Ergotropie charakterisiert eine Stoffwechselsituation, die sich durch den Zustand einer Mobilisation, einer „Alarmsituation“ des Organismus auszeichnet (Symathicus überwiegt im Bereich des vegetativen Nervensystems und ist an der Beschleunigung der Herzfrequenz und der Atmung erkennbar – wirkt aktivierend auf das Herz und entspannend auf die inneren Organe). Für den Trainierten ist ein großer Abstand zwischen seiner trophotropen Einstellung unter Ruhebedingungen und seiner ergotropen Mobilisationsfähigkeit bei körperlicher Aktivität 1 gegeben. Eine stark ausgeprägte Trophotropie in Ruhe vermag einer ebenso ausgeprägten Ergotropie bei Belastung Platz zu machen und umgekehrt. Allgemeine (fähigkeitsspezifische) Adaptation: Sie betrifft die innere Funktionstüchtigkeit des Organismus entsprechend der fähigkeitsspezifischen Anforderungen. Während die spezielle Adaptation bei Läufern, Straßenrennradfahrern und Skilangläufern teilweise unterschiedlich ist, stimmen die allgemeinen Adaptationen überein (z.B.: Herzfunktion, Vo2max). Spezielle (tätigkeitsspezifische) Adaptation: Die spezielle Adaptation ist die organismische Konsequenz des Einsatzes tätigkeitsspezifischer bzw. sportartspezifischer Trainingsmittel. Ihr Ausmaß hängt ab von der Intensität, der Dauer und der Häufigkeit der gesetzten Reize. Gekreuzte Adaptation: Unter gekreuzter Adaptation oder Kreuzadaptation wird das Phänomen verstanden, dass es unter dem Einfluss eines adaptativ wirksamen Stimulus nicht allein in den direkt angeregten Systemen zu einer Adaptation kommt, sondern dass sich auch in anderen organismischen Bereichen, die durch den einwirkenden Reiz direkt nicht betroffen wurden, Adaptation ausbilden. Von einer positiven Kreuzadaptation ist die Rede, wenn gleichzeitig ein adaptiver Gewinn eintritt; eine negative Adaptation tritt ein, wenn der gleichzeitige Adaptationsverlust einsetzt. Die positive Adaptation ist eine Abhärtung und durch generelle Steigerung der Resistenz gekennzeichnet (=Widerstandskraft). Effekte der positiven Adaptation: Hohe Stabilität gegenüber Temperaturschwankungen (bessere Hitze- und Kältetoleranz) Gesteigerte Sauerstoffmangelverträglichkeit Höhere Abwehrfähigkeit gegen Infektionen Verbesserte Widerstandsfähigkeit gegen Toxinen Gesteigerte psychische Stabilität Effekt der negativen Adaptation: Gesteigerte Infektanfälligkeit sportlich hochbelasteter Personen bezeichnend Positive Kreuzadaptation = Kooperation der Adaptation Negative Kreuzadaptation = Konkurrenz der Adaptation 2 Sportherz: Das Sportherz ist ein harmonisch vergrößertes (dilatiertes) und hypertrophiertes Herz (exzentrische Hypertrophie). Die Relation zwischen Größe der Herzhöhle und Wanddicke bleibt gleich. Daten zur Unterscheidung von Sportherz zu untrainiertem Herz: Herzvolumen absolut Herzvolumen relativ Herzgewicht Herzgewicht relativ Schlagvolumen pro HS Herzminutenvolumen (SVxHF) Vo2max Vo2max relativ Sportherz ♂: bis 1700ml / ♀: bis 1300ml ♂: 20ml/kg / ♀: 18ml/kg 600g 7-7,5g/kg = kritisches Maximum 200ml (Max) 5,3-5,5l/min (Ruhe) 36-40l/min (Max) 5-6l/min bis 90ml/kg/min 3 Untrainiertes Herz ♂: 750-850ml / ♀: 500-600ml ♂: 10ml/kg / ♀: 9ml/kg 250-350g 70ml (Ruhe) – 100ml (Max) 5,3-5,5l/min (Ruhe) 18-20l/min Max) 3-3,5l/min