L 50: Die Naturwissenschaft Chemie Lehrbuch Chemie Systembegriff in der Chemie Die Chemie zählt zu den Naturwissenschaften. Wie auch in den anderen Naturwissenschaften werden die messbaren Eigenschaften der Natur untersucht. Naturwissenschaft Das spezielle Arbeitsgebiet der Chemie ist die Untersuchung von Stoffen, ihren Eigenschaften und ihre Veränderung. Ziel der Untersuchung ist das Herausfinden von Regeln, was zu einer Veränderung der Stoffe und der Stoffeigenschaften führt. Arbeitsfeld Chemie Zur Untersuchung der Natur wird ein kleiner Ausschnitt von ihr abgetrennt betrachtet. Den Ausschnitt aus der Natur nennt man ein System, den Rest Umgebung. Jedes abgeschlossene System in der Natur bildet ein Gleichgewicht aus. Unter einem Gleichgewicht versteht man vereinfacht einen Zustand, bei dem sich in dem betrachteten Zeitabschnitt nichts ändert. System Gleichgewicht Es gibt verschiedene Arten von Gleichgewichten. Das sind zum einen die statischen Gleichgewichte, bei denen alles in Ruhe und ausgeglichen ist. Außerdem gibt es die dynamischen Gleichgewichte, bei denen Bewegung herrscht, aber nach gewisser Zeit immer wieder der gleiche Zustand wiederkehrt. Gleichgewichte Bild: Natur –System – Gleichgewicht Statische und dynamische Gleichgewichte kann man verändern, indem man einem System von außen Energie zuführt oder Stoffe von einem Ort zu einem anderen Ort bewegt. Die Störung eines natürlichen Gleichgewichts führt zu einem angeregten Zustand der Natur, in dem diese Energieveränderung gespeichert ist. Gleichzeitig muss das Gleichgewicht der Umgebung, aus der die Energie oder die Stoffe entnommen wurden, entgegengesetzt verändern. Einwirken auf Gleichgewichte Unter der Annahme, dass die Masse der Stoffe und die Energie in der Natur konstant bleiben, ergibt sich eine Art Spannung zwischen dem System und der Umgebung. Nun ist aber das Bestreben in der Natur festzustellen, diese Spannungen auszugleichen, sofern dies möglich ist und weiter kein Einfluss genommen wird. Rückkehr ins Gleichgewicht Bild: Systemänderung durch Stoffverschiebung und Energiezufuhr Bild: Rückkehr des Systems und der Umgebung durch Stoffverschiebung und Energiezufuhr zum natürlichen Gleichgewicht Für chemische Reaktionen gilt allgemein: Stoffe können nur miteinander reagieren, wenn sie sich berühren. Anwendung der Erkenntnisse Sind die Regeln der Stoffumwandlungen bekannt, besteht die Möglichkeit zur Nutzung der chemischen Erkenntnisse. Das geschieht in der Chemietechnik bzw. in der Chemischen Industrie. Chemietechnik und Chemische Industrie schaffen neue Stoffe, die zum Wohle und der Erleichterung der Lebensbedingungen genutzt werden sollen. Stoffe sind Erscheinungsformen der Natur. Alle Stoffe besitzen einen Platzbedarf, eine Masse und einen Energiegehalt. Diese Eigenschaften der Stoffe sind von der Größe der Stoffportion abhängig. Darüber hinaus haben Stoffe auch verschiedener Eigenschaften, die von der Stoffportion unabhängig sind. Sie werden spezifische Eigenschaften genannt und dienen dann zur Erkennung der Stoffe. Dazu zählen die Farbe, die Dichte, die Härte, der Geruch und © 2005-2006 HMTC Halbmikrotechnik Chemie GmbH; Lernbuch Stoff-Begriff Experiment viele Eigenschaften mehr. Man untersucht nun, wie sich die Stoffe unter dem Einfluss von Veränderungen in den Umgebungsbedingungen verhalten. Im Blickpunkt der thermodynaischen Untersuchung chemischer Reaktionen steht der Stoffaustausch und der Energieaustausch mit der Umgebung. Arten von thermodynamischen System Dazu unterscheidet man vier verschiedene Systeme: 1. 2. 3. das offene System: hierbei wird Energie und Stoffe mit der Umgebung ausgetauscht; ein Beispiel ist der lebende Mensch; das geschlossene System: hierbei wird mit der Umgebung nur Energie aber keine Stoffe ausgetauscht;ein Beispiel ist ein Dampfdruck-Kochtopf. das isolierte System: hierbei wird weder Energie noch Stoffe mit der Umgebung ausgetauscht; ein Beispiel ist die Warmhaltekanne (Isolierkanne) im Haushalt. Aus apparativer Sicht ist noch das halbgeschlossenen (halboffenes) System von Bedeutung. Hierbei handelt es sich um ein Systystem, bei dem Stoffe oder Energie nur in einer Richtung ausgetauscht werden. Halboffene System sind von besonderer Bedeutung in der Chemischen Industrie. Bei industriell chemischen Prozessen wird eine Apparatur zunächst mit Chemikalien beschickt und dann verschlossen. Im Laufe der Reaktion werden nun häufig fortwährend Energien frei oder benötigt. Ebenso werden oft kontinuierlich Stoffe frei oder müssen zugeführt werden. Der kontrollierte Ablauf bei Energiezufuhr oder Stofffzufuhr ist in der Regel leicht zu kontrollieren. Besonders sorgfältige Planung und Überwachung benötigen halbgeschlossenen Apparaturen, bei denen Energie oder Stoffe abgeführt werden müssen. Diese chemischen Reaktionen können leicht zu einer Gefährdung der Umgebung, der Umwelt, führen, wenn nicht laufend sicher eine Entsorgung gewährleistet ist. Deshalb muss dafür gesorgt werden, dass nur umweltunschädliche Stoffe aus der Apparatur austreten können. Gefahrstoffe bzw. Schadstoffe dürfen nur in dem in der Natur vorhandenen oder verträglichen Gleichgewichtskonzentrationen frei werden. Unbekannte Stoffe müssen wie Gefahrstoffe behandelt werden. Die Veränderung von Stoffen durch einen Einfluss von außen nennt man chemische Reaktion. Da sich in der Natur immer Gleichgewichte bilden, befinden sich auch die Stoffe der Natur im Gleichgewicht. Sie reagieren nicht (mehr) miteinander. Werden nun durch Zufuhr von Energie aus den natürlich vorkommenden Stoffen neue Stoffe gebildet, so nennt man dies Stoffe Chemikalien. Chemikalien befinden sich damit nicht im Gleichgewicht mit der natürlichen Umgebung. Bei der Bildung befindet sich die Natur weiterhin im Gleichgewicht, jedoch ist die zugeführte Energie nun von den neugebildeten Stoffen aufgenommen worden und in den Stoffen als chemische Energie gespeichert. Für die Bildung und das Verhalten neuer Stoffe gelten die folgenden Grundsätze1: 1 1. Alle Stoffe in der Natur befinden sich in einen natürlichen Gleichgewicht; sie verändern sich nicht. (Trägheitsprinzip). 2. Will man natürlich vorkommende Stoffe verändern, so muss man Energie zuführen. Entstehen dabei neue Stoffe mit neuen Eigenschaften, dann nennt man die Art der Veränderung eine chemische Reaktionen. Bei der Bildung neuer Stoffe wird die Energie chemisch gespeichert. (Aktionsprinzip). 3. Die gebildeten neuen Chemikalien verhalten sich chemisch gegensätzlich: Lässt man die gebildeten Stoffe in einem geschlossenen System längere Zeit aufeinander einwirken, so kehrt sich die chemische Reaktion um. Der Ausgangsstoff wird unter Abgabe von Energie zurückbildet. (Reaktionsprinzip) Halbgeschlossenes System Chemische Reaktion Erhaltungssatz Die Betrachtung folgt den von Isaac Newton formulierten Erhaltungssätzen der Kraft © 2004-2005 HMTC GmbH 75805630 2