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IP/03/769
Brüssel, den 28. Mai 2003
Am Wendepunkt: Die EU prüft Möglichkeiten, die
Umweltzerstörung im Mittelmeer und im Schwarzen
Meer aufzuhalten
Fünfzig Jahre intensiver Entwicklung und Ausbeutung haben dazu geführt,
dass die empfindlichen natürlichen Ressourcen des Mittelmeers und des
Schwarzen Meers und ihrer Küstengebiete sich signifikant verändert haben.
Deshalb ist es das zentrale Anliegen der “Internationalen Konferenz über die
nachhaltige Entwicklung des Mittelmeer- und Schwarzmeerraums” (IASON),
die vom 28. Mai bis 1.Juni in Thessaloniki (Griechenland) stattfinden und
vom griechischen Vorsitz sowie von der Europäischen Kommission
gefördert wird, Wege zu finden, wie eine weitere Verschlechterung der
Umwelt vermieden werden kann. Auf der Konferenz werden Strategien für die
nachhaltige Bewirtschaftung und den Erhalt der marinen Ökosysteme unter
Einbeziehung der sozioökonomischen Faktoren konzipiert. Mit dieser
Konferenz soll die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen
der Europäischen Union und den Ländern des östlichen Mittelmeers und der
Schwarzmeerregion gestärkt werden. Forscher und Politiker werden sich mit
einer Reihe von Fragen befassen, wie etwa dem Klimaschutz, der
nachhaltigen Bodennutzung und dem Management der Küstengebiete, der
biologischen Vielfalt, der Biotechnologie, der Auswirkung menschlicher
Tätigkeiten, der nachhaltigen Fischerei, der Aquakultur und der
umweltfreundlichen Wirtschaft.
“Es ist an der Zeit für europaweit koordinierte Maßnahmen, um eine Wende in der
Umweltzerstörung herbeizuführen”, sagte das für Forschung zuständige
Kommissionsmitglied Philippe Busquin. “Wir haben schon zu lange die Mittelmeerund Schwarzmeerregion ausgebeutet, ohne die Folgen unseres Tuns zu bedenken.
Wir müssen in integrierte Forschungsprogramme investieren, um Lösungen für eine
nachhaltige Entwicklung und einen langfristigen Umweltschutz hervorzubringen zum Nutzen unserer künftigen Generationen.”
Eine dauernde Verschlechterung
Binnenmeere reagieren auf den Zivilisationsdruck sehr viel empfindlicher als der
offene Ozean. Zu den derartig eingeschlossenen Meeren gehören das Mittelmeer
und das Schwarze Meer, die antropogenen Einflüssen massiv ausgesetzt sind zurückzuführen auf das Bevölkerungswachstum der letzten 50 Jahre, die
Ausbreitung der Städte, den Tourismus, die intensive Landwirtschaft und die
Umweltverschmutzung, die Eutrophierung, die Bodenverschlechterung, die
Ablagerung von Industrie- und Siedlungsabfällen und die Desertifikation.
Die Verschmutzung der Zuflüsse zum Schwarzen Meer nimmt mit der
Industrialisierung der Region ständig zu.
Natürliche Ressourcen unter Druck
Zwischen 1973 und 1990 belief sich die Menge toter auf dem Meeresgrund lebender
Lebewesen auf 60 Millionen Tonnen, darunter 5000 Tonnen Fisch. In das Schwarze
Meer und seine Umgebung werden die Abwässer von über 10 Millionen Menschen
geleitet. Über 100.000 Tonnen Öl werden jährlich über das Schwarze Meer
transportiert. Die schweren Überschwemmungen in Mitteleuropa letztes Jahr führten
zu erheblichen Schäden der Donau, wodurch wiederum die Küstenregionen des
Schwarzen Meeres in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Umweltzerstörung in
dieser Region wird von Wissenschaftlern, Regierungen und der breiten Öffentlichkeit
mit wachsender Sorge beobachtet.
In der Schwarzmeerregion gehen die Folgen menschlicher Aktivitäten mit
Veränderungen in den natürlichen und klimatischen Bedingungen einher, so dass
dramatische Veränderungen im Ökosystem und bei den natürlichen Ressourcen
festzustellen sind. In den letzten Jahren kam es zu einem alarmierenden Rückgang
von 80 % der Fangmenge, wobei nur noch sechs der 26 in den 60er Jahren
kommerziell gefangenen Arten noch in nennenswerten Mengen vorhanden sind. Die
nachhaltige Entwicklung dieser Regionen ist von strategischer Bedeutung für die
Europäische Union - vor allem mit Blick auf die Erweiterung.
Informationsmangel
Es liegen jedoch keine schlüssigen Informationen für diese beiden Regionen vor, die
dazu beitragen könnten, diese Probleme zu bewältigen und Strategien für eine
nachhaltige Entwicklung zu konzipieren. In einem Bericht über die marine Umwelt
des Mittelmeers und seiner Küstengebiete wurde der Mangel an vergleichbaren und
zuverlässigen Daten als eines der Hauptprobleme genannt. Der von der
Europäischen Umweltagentur und dem Umweltprogramm der UN - in
Zusammenarbeit
mit
dem
Europäischen
Tropenzentrum
und
dem
Mittelmeeraktionsplan - ausgearbeitete Bericht unterstreicht die Notwendigkeit einer
verstärkt multidisziplinären Forschung, um mit größerer Gewissheit den Zustand der
marinen Ökosysteme Europas bestimmen zu können.
EU-Maßnahmen zur Erhaltung der empfindlichen Ökosysteme
Deshalb unterstützt die EU im Rahmen ihres jüngst verabschiedeten Sechsten
Umweltaktionsprogramms die Festlegung von Strategien und Konzepten für eine
europaweite nachhaltige Entwicklung, auch in den Bewerberländern.
Mit Hilfe innovativer und interdisziplinärer Konzepte sollen künftige
Umweltschutzmaßnahmen für das Mittelmeer und das Schwarze Meer definiert,
nach Wichtigkeit geordnet und vorgeschlagen sowie ökologische Schwellenwerte
geschätzt werden. Wichtig für diese Maßnahmen ist die Nutzung moderner
Kommunikationsmittel, wie etwa die Einrichtung von Internetforen für eine interaktive
Beteiligung. Dabei kommt es auf die Einbeziehung der betroffenen Kreise aus dem
privaten und öffentlichen Sektor sowie der Endnutzer aus Handel, Industrie und
Politik an.
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Der Forschungsbedarf
In der Vergangenheit konzentrierten sich verschiedene von der Europäischen
Kommission und anderen internationalen Organisationen geförderte Projekte auf
dem Gebiet der Umweltforschung (EROS 21, gezielte Projekte für das Mittelmeer,
ARENA, MAMA, INTERPOL, CYCLOPS) auf die meist unabhängig voneinander
betrachteten, unterschiedlichen ökologischen Aspekte des Schwarzmeers und des
östlichen Mittelmeers. Dabei müssen die unterschiedlichen transnationalen und
multidisziplinären Umweltprobleme in ihrem Zusammenhang angegangen werden,
so dass Lösungen und Strategien hervorgebracht werden, die langfristig eine
nachhaltige Entwicklung unterstützen.
Die Sitzungen dieser Konferenz befassen sich mit der Nachhaltigkeit, mit Problemen
der Meeresumwelt sowie mit einer Reihe von Forschungs- und Technologiefragen
unter dem Blickwinkel der Forschungsziele der Gemeinschaft und des laufenden 6.
Forschungsrahmenprogramms (RP6 2003-2006). Die Themen erstrecken sich auf
den Klimaschutz und die damit im Zusammenhang stehenden Prozesse, die
nachhaltige Bodennutzung, das Küstenmanagement, die Veränderungen der
biologischen Vielfalt, den Einsatz der Biotechnologie für die ökologische
Nachhaltigkeit, die Auswirkung antropogener Einflüsse, die nachhaltige Fischerei
und Aquakultur, die Schwellenwerte für die ökologische Nachhaltigkeit und eine
umweltfreundliche Wirtschaft.
Forschungsprojekte der EU
Das Projekt EROS 21 untersuchte die bio-geochemischen Wechselwirkungen
zwischen der Donau und dem nordwestlichen Schwarzmeer. Das gezielte Projekt für
das Mittelmeer (MTP) erbrachte den Nachweis über vom Menschen ausgelöste,
schnell eintretende Veränderungen wie Oberflächentemperatur und Salzgehalt, die
sich tiefgreifend auf die Abläufe im Mittelmeer auswirken und so auch das Klima der
Region über die nächsten Jahrzehnte beeinflussen werden. ARENA ist ein
regionales, vernetztes Programm für den Aufbau von Kapazitäten, mit dem die
Überwachung und Vorhersage für den Schwarzmeerraum verbessert werden sollen.
Mit dem Projekt MAMA sollen mit Hilfe der Vernetzung die Überwachung und
Vorhersage so verbessert werden, dass die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten
in der Region auf die Boden- und Wasserressourcen bewertet werden können. Die
Küstengebiete des Mittelmeers werden nicht nur intensiv befischt, sondern
unterliegen auch heftigen Sturmwellen, die Nährstoffe, Schadstoffe und toxische
Elemente aufwirbeln. INTERPOL untersuchte die Auswirkungen natürlicher und im
Zusammenhang mit dem Fischfang stehender Ereignisse auf die Resuspension,
Dispersion und den Verbleib von Schadstoffen. CYCLOPS untersuchte die Bildung
und den Kreislauf von Phosphor im östlichen Mittelmeer.
Die Konferenz
Die Begrüßungsansprachen halten A. Tzohatzopoulos, Griechischer Minister für
Entwicklung, Herr. G. Paschalidis, Griechischer Minister von Mazedonien und
Thrace. Einleitende Vorträge halten der Generaldirektor der Generaldirektion
Forschung der Kommission, Herr A. Mitsos, sowie der griechische Staatssekretär für
wissenschaftliche und technologische Forschung, Herr M. Deniozos.
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Griechenland ist der einzige Mitgliedstaat der EU im östlichen Mittelmeerraum.
Während des Vorsitzes hat Griechenland die Aufmerksamkeit auf die
Umweltprobleme dieser Region gelenkt und sie in ihren gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Zusammenhang im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestellt,
die zu den Schwerpunkten des Vorsitzes als Teil des Lissabonner Prozesses gehört.
Erwartete Ergebnisse der Konferenz
Mit der Konferenz soll ein auf Dauer angelegtes Diskussionsforum geschaffen
werden, in dessen Rahmen private und öffentliche Kreise im Geiste des
Europäischen Forschungsraums (EFR) nachhaltige Lösungen für die
Umweltprobleme sowie operationelle Verfahren und Instrumente für die
Entscheidungsfindung erarbeiten können.
Mehr zu diesem Thema unter:
http://www.iasonnet.gr/materials/registration.html
http://www.eu2003.gr/en/
http://www.cordis.lu/sustdev/environment/home.html
http://europa.eu.int/comm/research/headlines.html
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