Jürgen Langlet - SINUS

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Jürgen Langlet /Thomas Freiman
Aufgaben: Im Handeln lernen!
A
Anfang 2002 konnte man mit dieser Frage eine halbe Million Euro gewinnen:
Welchen Vogel gibt es nicht?
A: Klunkerkranich B: Strasswachtel
C: Opalsumpfhuhn D: Brilliantschnepfe
Wie bei „Wer wird Millionär“ darstellen
Abbildung: Klunkerkranich
B
Im Jahre 2000 mussten (nicht nur deutsche) Schülerinnen und Schüler folgende Aufgabe lösen: Ignaz Semmelweis sammelte in der Mitte des neunzenhten Jahrhunderts
anläslichen der verheerenden Auswirkungen des Kindbettfiebers, einer ansteckenden Krankheit, an der viele Frauen nach der Geburt eines Kindes starben, Daten über
die Anzahl der Todesfälle auf Grund von Kindbettfieber in der ersten und zweiten
Station des Krankenhauses (siehe Diagramm).
Diagramm abbilden (PISA S. 206)
Nimm an, du wärst Semmelweis. Nenne einen Grund dafür (ausgehend von den Daten, die Semmelweis gesammelt hat), dass Erdbeben als Ursache für Kindbettfieber
unwahrscheinlich sind.
Zwei verschiedene Aufgaben, zwei verschiedene Anforderungen. Während in „Wer
wird Millionär?“ per Multiple Choice reines Faktenwissen abgefragt (deklaratives
Gedächtnis) in der Hoffnung auf eine direkte Belohnung (die halbe Million EURO),
erfordern PISA-Aufgaben eine weitaus komplexere Bearbeitung (woran (zu) viele
deutsche Schülerinnen und Schüler scheitern): Aus einer Hypothese müssen konsistente Prognosen gefolgert (wenn . . . dann) und an den gegebenen Daten auf den
Grad an Wahrscheinlichkeit überprüft werden.
Eine „neue Lern- und Lehrkultur“ verlangt die Schulpolitik nach der Veröffentlichung
der für das deutsche Bildungssystem deprimierenden TIMSS- und PISA-Ergebnisse.
In der Weiterentwicklung und Veränderung der Aufgabenkultur wird allenthalben
„gerade im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ein didaktisch-methodisches
Schlüsselinstrument zur Behebung der vielfach beschriebenen Defizite“ (Ralle 2001) gesehen. Denn um das Erarbeiten, Üben und Wiederholen sei es in der deutschen Aufgabenkultur schlecht bestellt (BLK 1997). Aufgaben seien zu standardisiert, zu eindimensional und zu wenig komplex, als dass sie den Anforderungen an eine moderne
Lernkultur genügen würden. Aufgaben müssten die Lernenden durch Authentizität
imd Situiertheit motivierend überzeugen.
Diese Forderungen von oben treffen sich auf dem ersten Blick mit der Nachfrage von
unten. Die auf dem Markt angebotenen Materialien-Bände verkaufen sich sehr gut.
Materialbezogenes Arbeiten bestimmt den deutschen Biologieunterricht: Schülerinnen und Schülern üben an Arbeitsblättern für die ebenso materialgebundenen Klassenarbeiten. Infolgedessen sind die Lehrkräfte auf einer nie endenden Suche nach
Materialien: Grafiken, Texten, eben Aufgaben. Dennoch gibt es auch auf dieser Seite
1
eine gewisse Unzufriedenheit, denn die gefundenen Aufgaben erfüllen nicht immer
die Erwartungen der Lehrkräfte. Zu dieser Einschätzung passt,dass kein anderes
Modul im BLK/SINUS-Programm so häufig gewählt wurde wie das AufgabenModul (Häußler/Lind 1998).
Andererseits erwartet man von Seiten der Didaktik und der Unterrichtsforschung
mit stärker aufgabenorientierten Lernarrangements eine höhere Attraktivität und
Effizienz des Biologieunterrichts, sodass das Lernen nachhaltiger und verständnisvoller gestalten werden könne.
Dass Lernen durch und an Aufgaben eine entscheidende Verbesserung erfährt, steht
außer Frage. Der unterrichtliche Ertrag kann aber nicht allein dadurch erhöht werden , immer mehr von demselben einzufordern, also mehr Aufgaben derselben, hinlänglich bekannten Struktur zu stellen. Aktuelle Fachdidaktik verlangt mehr als immer ausgefeiltere Beispiele. Das Lernen und der Unterricht sollen verändert, interessanter und letztlich effektiver werden. Aufgaben fällt dabei eine, vielleicht die entscheidende Rolle zu: „Aufgaben können den (Mathematik)unterricht öffnen, können den
Unterrichtsablauf, die Unterrichtskultur offener gestalten helfen.“ (Herget 2000) Aufgaben
sind „Aufforderung zur Lerntätigkeit“ (Bruder 2000).
Dass diese Forderungen an den (Mathematik)unterricht gestellt werden, wird viele
aus leidvoller eigener Schulerfahrung nicht überraschen, aber: Welchen Stellenwert
besitzen Aufgaben im Biologieunterricht? Gibt es sie überhaupt, die „guten“ , erprobten, anspruchsvollen, problemlösenden, Aufgaben ? Aufgaben, bei denen konzeptuell und inhaltlich etwas geübt wird ? Gibt es eine der Mathematik vergleichbare
Sammlung solcher Aufgaben, die es uns während und nach dem Unterricht erlaubt,
die Schüler auf verschiedenen Kompetenzniveaus angemessen zu fordern? Besitzt
die Mathematik diesbezüglich einen Vorteil, weil sie mit einer extrem auf Symbole
reduzierten Welt arbeitet? Es wird wohl wenige Lehrkräfte geben, die diese Fragen
bejahen können und sich solche Sammlung nicht wünschen würden. Was könnten
die Symbole der Biologie sein? Oder gibt es themenübergreifende Konzepte, Prinzipien und Theorien, die die Komplexität so weit reduzieren, dass man damit adhoc
damit im Unterricht umgehen kann?
Unterricht und Aufgaben
Bestimmen die Aufgaben den Unterricht oder der Unterricht die Aufgaben?
Unterricht kann als eine Aufeinanderfolge von Aufgaben beschrieben werden. Das
Wichtigste im Unterricht ist die Lernaufgabe, denn erst mit ihr beginnt Unterricht als
definierter Prozess; die Lernaufgabe ist es, die das Grundverhältnis der Pädagogik
ausmacht. (Hensel, 2000) Unterricht scheint „in verschiedenen Nationen offenbar sehr
spezifischen kulturellen Skripts oder Drehbüchern zu folgen.“ (BLK 1997)
Leisen (2003) leitet aus dem per Video im Rahmen der TIMSS-Untersuchungen ermittelten Muster des deutschen Mathematikunterrichts (Hausaufgabenüber-prüfung,
Stoffwiederholung, Erarbeitung, Übung, Hausaufgabenstellung) und aus seinen eigenen Erfahrungen (die sich mit unseren decken) ein Drehbuch für den deutschen
naturwissenschaftlichen, so genannten problemlösenden Unterricht ab: PhänomenDarbietung/Demo-Experiment,
Frage-/Problemstellung,
Hypothesen-bildung,
Überprüfung der Hypothesen durch Materialbearbeitung oder Experiment, Ergebnissicherung
2
Ein solcher Unterricht gilt allgemein, einem stillschweigenden Gebot folgend als
(einzig) guter Unterricht. Abgesehen davon, dass dieses Verfahren für Schülerinnen
und Schüler und Unterrichtsbesucher teilweise schon so sehr ritualisiert ist, dass
Überdruss, Langweile, ja Amüsement („sollen wir jetzt ein Problem haben?“) die Folgen
sind, unterscheidet es sich wesentlich vom normalen Unterricht („Unterrichtsbesuche
zeigen ja nicht die unterrichtliche Wirklichkeit“, so die Äußerungen fast aller Beteiligter),
dem etwa die folgende Choreografie zu Grunde liegt:
Unterrichtsphase
Beschreibung der Unterrichtsphase
Hausaufgabenkontrolle Mehr oder weniger individuell und konsequent
wird die Hausaufgabenbearbeitung zur Stunde
überprüft.
Stoffwiederholung
Oft verbindet sich damit eine Wiederholung des
Stoffs der letzen Stunde („Wo waren wir stehen
geblieben?“)
Themenstellung
Die Schülerinnen und Schüler nennen, oft suggestiv herausfragt, eine Leitfrage, die an der Tafel
fixiert und in die Hefte abgeschrieben wird.
Erarbeitung
Entweder wird jetzt im fragend-entwickelnden
Unterrichtsgespräch oder anhand von Material in
Partner-/Einzelarbeit der Stundeninhalt erarbeitet.
Zusammenfassung
Lehrer-Schüler-Gespräch mit der Ergebnisbzw. Abbruch der
zusammenfassung an der Tafel und in den Heften
Stunde
– oftmals in das Stundenklingeln hinein, sodass
gerade noch die Hausaufgabe gestellt werden
kann.
Implizite bzw. explizite Aufgaben
Vorlesen
Gelesenes bzw. Gelerntes reproduzieren
(passende) Fragen stellen
Abschreiben
Mitdenken
Antworten
Lesen
Zusammenfassen
Vorlesen
Diskutieren
Abschreiben
Diese Unterrichtsübersicht zeigt, dass Aufgaben eben nicht nur dem Abfragen, Üben
und Sichern dienen; vielmehr treiben sie den Lernprozess ganz wesentlich voran.
Dabei lenkt das deutsche Drehbuch für den naturwissenschaftlichen Unterricht das
Denken der Schülerinnen und Schüler, engt es ein und führt zu typischen Aufgabenstellungen. Diese fordern eher zum Rezipieren und Wiedergeben als zum divergenten, kreativen Denken mit offenen Lösungen auf. Ist es so, dass das gewählte Unterrichtsverfahren die Aufgabentypen bedingt? Und umgekehrt: reproduzieren Aufgaben den Unterricht? Wenn wir den OECD-Standard „Naturwissenschaftliche Grundbildung ist die Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche
Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu
verstehen und zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr
vorgenommenen Veränderungen betreffen.“ annähernd erreichen wollen, müssen sich
die Anforderungen an die Lernenden durch die Aufgaben ändern – und damit auch
das Unterrichtsdrehbuch? Es lohnt sich daher, darüber nachzudenken, wodurch bestimmte Aufgabentypen begünstigt werden.
Ist es . . .
 das Drehbuch , also die Unterrichtstechnologie?
 Das Rollenverständnis des Lehrenden als Wissensvermittler?
 das Verständnis
o vom Lernen oder (letztlich)
o von Wissenschaft ?
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Schon die Analyse möglicher Faktoren in Frageform macht deutlich, dass es keinen
einfachen monokausalen Zusammenhang Unterrichtsverfahren – Aufgabenstellung
gibt. Alle genannten Faktoren hängen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.
Die Wahl des Aufgabentypus hängt von einem Komplex mehrerer Ursachen ab:
Rollenverständnis
der Lehrkraft
Vorstellung
von Wissenschaft
Verständnis
vom Lernen
Wahl des Unterrichtsverfahrens:
Das „Drehbuch“!
Wahl des Aufgabentypus
Das Schema verdeutlicht das Zusammenspiel vorunterrichtlicher Vorstellungen des
Lehrenden auf die Auswahl der Unterrichtsverfahren und der Aufgabentypen. Die
Zusammenhänge sollen sukzessive entwickelt werden.
Variatio delectat – Vielfalt der Unterrichtsverfahren!
Den Königsweg zum Lernen gibt es nicht und kann es nicht geben. Denn jeder Lehrende war (und ist) auch Lerner – und kennt als solcher verschiedene Lernverfahren:
 Hat er nicht im Studium vor allem rezipiert, in mehr oder weniger gelungenen
Vorlesungen und Lehrbüchern?
 Ist er nicht in universitären Praktika konkreten Arbeitsanleitungen gefolgt?
 Erinnert er sich nicht an faszinierende Lehrpersönlichkeiten, aus deren Lehrgespräch man eine Menge mitnehmen konnte?
 Weiß er nicht aus seinem Alltag, dass er vornehmlich im (Versuch- undIrrtum-)Handeln Probleme löst?
Wird Schule deswegen von Schülerinnen und Schülern als vorwiegend monoton,
langweilig und wenig lohnend empfunden, weil sich in jedem Fach, in jeder Stunde
das Unterrichtsdrehbuch (s.o.) dasselbe ist?
Entfalten wir die Vielfalt unterrichtlichen Geschehens, in Form der möglichen Unterrichtsverfahren.
a) Das darbietende Unterrichtsverfahren
Dieses Verfahren zeichnet sich durch eine dominierende Aktivität des Lehrenden
(meistens die Lehrkraft durch einen Vortrag oder durch einen vorgeführten Film,
aber auch Schüler durch Referate) aus; die Lernenden rezipieren. Dem Darsteller obliegt es, den Inhalt auf eine spannende, interessante und visuell unterstützte Art auszubreiten; die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler besteht im ersten Zugang darin, zuzuhören zu und/oder mitzuschreiben.
Die lernpsychologische Begründung findet sich in der „kognitiven Struktur als hierarchisch geordnetes Gefüge von Bedeutungen“. (Ausubel 1960) Nur dem Lehrenden, als
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einer im „wohl überlegten Gebrauch psychologischer Variablen“ geschulter Person, gelingt es, diese „kognitive Pyramide“ in den Köpfen der Lernenden sinnvoll zu gestalten und zu füllen. Das rein sprachliche Lernen geschieht durch begriffliche Unterordnung, Kombination und Überordnung. Der Lehrende hat den Lernstoff in Anknüpfung an „Ankerideen“ der Lernenden organisiert darzubieten: Gebrauch von Organisationshilfen (advance organizer), fortschreitende Differenzierung, integratives
Verbinden. „Je vielschichtiger eine Information vermittelt wird, desto besser bleibt sie im
Langzeitgedächtnis haften.“ (Friedrich/Preiss 2002) Unerlässlich ist eine nachfolgenden
Konsolidierung des Gehörten und Gesehenen durch ausgedehnte Übungsphasen.
Diese sind auf den ersten Blick rein reproduktiv.
b) Das fragend-entwickelnde Unterrichtsverfahren
Es unterscheidet sich von dem darbietenden im Wesentlichen dadurch, dass der
agierende Lehrer durch Rückfragen sich der Teilnahme der Schülerinnen und Schüler versichert. Dabei bestätigt oder berichtigt er die Schülerantworten und nimmt sie
auf in seinen Gedankengang. Seine Aktivität ist fragend und überprüfend; die Aufgabe der Lernenden erschöpft sich darin, mitzudenken und zum richtigen Zeitpunkt
die im Sinne des Lehrer-Gedankengangs richtigen Antworten zu äußern.
Für dieses Verfahren wird wie bei dem darbietenden mit Ausubels (1960) gelenkter
kognitiven Struktur plädiert, denn nur die Lehrkraft sei in der Lage die Vernetzung
der Ankerbegriffe zu Gewähr leisten. Allzu leicht wird solcher Unterricht zu einem
alle Beteiligten sehr ermüdenden Frage-Antwort-Spiel, das als „popelnd-bohrend“
(„Bitte sag`, was ich mir gerade denke!“) karikiert werden kann.
c) Das impulse-setzende Unterrichtsverfahren
Es setzt statt auf Fragen auf Impulse. Diese Anregungen bzw. Denkanstöße orientieren sich an dem Prinzip der minimalen Hilfe. Die Lehrkraft gibt nur die ungefähre
reite des Problemfelds und die vage Richtung des Denkens und Arbeitens an, die
Lernenden sollen die einzelnen Lernschritte selbst gehen.
Impulse sind im Gegensatz zu Fragen immer offener. Sie können nonverbal sein,
meist visuell: Zeigen eines biologischen Gegenstands, einer Grafik etc., und mimisch.
Verbal handelt es sich um mehr oder minder explizite Aufforderungen, in denen der
Lehrende möglichst sein eigenes Erkenntnisinteresse am Unterrichtsgegenstand bekundet. Besonders für die Arbeit mit Modellen bietet sich das impulsesetzende
Verfahren an. Die implizit geforderte Aktivität der Schülerinnen und Schüler ist
prinzipiell offener als in den beiden zuvor genannten Verfahren.
d) Das aufgebende Verfahren
Unter dieses Verfahren fallen alle bekannten Unterrichtsmethoden: von der Wochenplanarbeit über das Stationenlernen, über Gruppenarbeit, über handlungsorientierte Formen bis zur Einzelarbeit . . . immer bearbeiten Schülerinnen und Schüler – meist durch die Lehrkraft gestellte - Aufgaben. Diese Selbsttätigkeit der Lernenden ist häufig hinreichend für die unkritische Bevorzugung dieser auf Eigenständigkeit abzielenden Unterrichtsformen, nach dem Motto: Allein die Methode bestimmt
den Lernerfolg. Auch wenn die freudvolle Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schüler in angenehmer sozialer Umgebung sicherlich sehr lernfördernd sind, wird doch
häufig übersehen, dass die Güte des Lernprozesses sich entscheidend an der Aufga5
benqualität misst. Hieran mangelt es auch vielen Beispielen freierer Unterrichtsformen.
Das Zusammenwirken von lehrergeleiteten Unterrichtsverfahren und Schüleraktivitäten lassen sich wie folgt vergleichend formalisieren:
Unterrichtsverfahren
Lehreraktivität
Schüleraktivität
(wobei die Pfeillänge jeweils die Zeit darstellt)
darbietend
fragend-entwickelnd
impulsesetzend
aufgebend
problemorientiert
Entsprechend der Unterrichtsverfahren scheint es nahezuliegen, dass bestimmte Verfahren bestimmte Aufgaben bedingen: reproduktive Aufgaben im darbietenden und
fragend-entwickelnden Verfahren, offenere im impulsesetzenden, aufgebenden und
problemorientierten.
Diese Zusammenhänge erscheinen dann zwangsläufig, wenn die dahinter liegenden
Verständnisse vom Lehr-Lernprozess und von Wissenschaft nicht hinterfragt werden. Denn wenn man die Ansicht vertritt, . . .
 dass Wissenschaft verlässliches Wissen erzeugt,
 dass die Aufgabe von Schule darin besteht, dieses sichere Wissen möglichst
richtig und umfangreich zu vermitteln und
 dass Lernen nach dem instruktiven Sender-Empfänger-Modell funktioniert,
d.h. fertige Wissenspakete , optimal garniert, übergeben werden,
dann erfüllt sich die Aufgabe der Lernenden in der Tat darin, das Dargebotene bzw.
Entwickelte in angemessener, d.h. wissenschaftlich richtiger Form zu wiederholen
und damit zu sichern. Andere Lösungen müssen falsch sein. Und diese Sicherung
erzeugt für den so Denkenden und Agierenden eine hohe Selbstbestätigung: Die
richtige Wissenschaft wird zielsicher reproduziert und dadurch aus Lehrersicht veri-
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fiziert. Und da nur das tradiert wird, was (scheinbar) erfolgreich ist, sind diese Unterrichtsdrehbücher in Deutschland so zählebig.
Aber so linear und trivial sind die Zusammenhänge zwischen Lehr- und Lernverfahren nicht! Jedes Unterrichtsverfahren kann zu einer entsprechenden Zeit abgebrochen und von einer unterschiedlich fordernden Lernaufgabe abgelöst werden. Das
bedeutet eine Änderung gewohnter Lesart: Alle Unterrichtsverfahren können demnach als Phasen der Vorentlastung für verschiedenste Formen von Lernaufgaben angesehen werden. Vorausgesetzt, die Lehrkraft folgt nicht einem implizit vorhandenen stets gleichbleibendem Unterrichtsdrehbuch, sondern weiß um die Bedeutung
des oben angesprochenen Ursachenkomplexes für ihr Lehrerhandeln und verfügt
über die notwendige Flexibilität, unterrichtspraktische Handlungsele-mente zielund situationsadäquat immer wieder neu zu stimmigen Drehbüchern zusammenzusetzen. Alle beschriebenen Unterrichtsverfahren sind damit Variationen des aufgebenden Verfahrens. Diese Analyse nähert sich der von Leisen (2001 und 2003) vorgeschlagenen „anderen Aufgabenkultur“. In dieser dem klassischen fragendentwickelnden Unterricht konträren Choreografie – „der Hebel muss an der Dominanz
des zeitlich überdehnten fragend-entwickelnden Unterrichtsgesprächs in der Erarbeitungsphase angesetzt werden“ (Leisen 2003) - werden Aufgaben als „Kondensationskeime im
Prozess des Verstehens“ (Leisen 2003) untereinander vernetzt und in den Unterricht
eingebettet.
Abbildung 2 aus Leisen 2001, S. 402
Nach einer kurzen Einführung in das Thema durch den Lehrer folgt entweder eine
Sequenz von (im Wechsel) Übungs- und Erarbeitungsphasen mit den entsprechend
angepasst gestaffelten Aufgaben oder eine komplexe Aufgabe mit mehreren Lösungswegen. Die Zusammenfassung der Ergebnisse geschieht in Form von Präsentationen durch die Lernenden. Abschließend stellt der Lehrende die Aufgaben und
ihre Lösungen in den (Meta)Kontext des Themas. Diese von Leisen vorgeschlagenen
Drehbücher werden zumeist mehr Zeit als eine Unterrichtsstunde benötigen.
Das Zusammenwirken von Unterrichtsverfahren und Aufgaben gestaltet sich nach
dem bislang Ausgeführten wie folgt:
Nach einer Einführung in Form
 eines Lehrervortrags, eines Schülerreferats, eines Films
 eines fragend-entwickelnden Unterrichtsgesprächs
 eines impulsinitiierten Unterrichtsgesprächs
 der Bekanntgabe des Stundenthemas
 einer alltagskontextuierten Schaffung einer Frage- bzw. Problemhaltung
können Aufgaben verschiedener Komplexität und Anforderungsstufe folgen:
 reine Reproduktion
 reorganisierend
 kreativ, offen
 wissenschaftspropädeutisch (vgl. PISA)
In diesen Phasen der Verarbeitung, Verknüpfung und Konsolidierung von Lerninhalten sind passende Aufgaben von entscheidender Bedeutung. Wissenschaftlich
vielfach gut belegt ist inzwischen die These, dass Wissen nicht übertragen werden
7
kann, sondern im Gehirn des Lernenden eigenständig und neuartig geschaffen wird
(Roth 2002). Den Schülerinnen und Schülern muss also Gelegenheiten gegeben werden, im fachwissenschaftlichen Rahmen selbstständig Wissen zu generieren.
Aufgaben :
Funktionen , Profile, Kennzeichen, Einschränkungen und Antworten
Funktionen von Aufgaben
 Entwicklung von Interesse und Motivation (eigener Körper /Verhaltens-, Freilandsbeobachtungen)
 Aufbau eines systematisch geordneten Wissens (Zickzack-Lernen, Kumulatives Lernen)
 Annäherung an naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen (s.u.: Vorschläge zum wissenschaftspropädeutischen Arbeiten)
 Entwicklung von konzeptionellem Verständnis (Biologie verstehen)
 Flexibilisierung und Anwendung von Wissen (Zickzack-Lernen, Kumulatives
Lernen, Biologie verstehen)
 Vernetzung von Wissensstrukturen (Zickzack-Lernen, Kumulatives Lernen)
 Förderung von Problemlösekompetenz (Problemlöseheuristiken)
 Rückmeldung über den Lernerfolg
Aufgabenprofile
Jede Aufgabenstellung repräsentiert ein typisches Profil von Kriterien, bei dem jeweils der
eine oder andere Aspekt besonders ausgeprägt ist.
Das Profil einer Aufgabenstellung liegt nicht
fest, man kann es ihr nicht ohne weiteres „ansehen“, sondern es wird durch verschiedene
Faktoren beeinflusst: z.B. durch das Vorwissen der Schüler, durch Schwer-punktbildung
im vorausgegangenen Unter-richt oder durch
die Art der Fragestellung, aber auch durch die
Intention des Fragenden.
Grafik soll nur das Prinzip visualisieren
Kennzeichen von „guten“ Aufgaben
Die verschiedenen Aspekte „guter“ Aufgaben lassen sich keinesfalls hierarchisch
ordnen oder systematisch fassen. Trotzdem sei versucht, mit dem so genannten Einfachen (?) zu beginnen und sich von einer Aufgabe zu wünschen, dass sie Kenntnis
biologischer Fakten (z.B. Hunde sind Säugetiere) und qualitatives Verständnis von
Begriffen (z.B.: Was kennzeichnet den Prototypus „Säugetier“?) einfordert. Eine gute
Aufgabe könnte dies leisten, indem sie dem Schüler abverlangt, die Fakten wiederzugeben, Begriffe wie z.B. Säugetier – Raubtier - Huftier - Wiederkäuer präzise gegeneinander abzugrenzen, in (bio-)logische Beziehungen zueinander zu setzen und
fachspezifisch konzeptuelles Denken anzuwenden.
Solche Aufgaben führen zur Konsolidierung vorhandenen Wissens und führen bei
immer wiederkehrendem, hartnäckigem Einsatz bei den Schülern zu nützlichem biologischem Grundwissens und ebenso zweckmäßigen Algorithmen. Beides ist in vie8
len Fällen die Voraussetzung für die Bearbeitung komplexerer Aufgaben und wird
von der Lehrkraft genau dann oft schmerzlich vermisst. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Schüler überlegen zu lassen, wie und wo - bei bekannter Grundkonstruktion (Außenskelett) von Insekten - Muskeln einzuzeichnen wären, die eine Extremität in eine vorgegebene Richtung bewegen könnten. Dieses ist für viele Schüler
schon allein deswegen eine anspruchsvolle Aufgabe, weil dazu ein Mindestmaß an
mechanischen Vorstellungen erforderlich ist, die zu diesem Zeitpunkt aber lediglich
auf der Intuition oder dem Handlungswissen der Schüler beruhen. Viele Schüler bewältigen die Aufgabe aber allein schon deswegen nicht, weil im Unterricht kein generalisierter Mechanismus, kein kognitives Schema der Muskelkontraktion entwickelt wurde. Es genügt eben nicht, das Wirkungsprinzip eines Skelettmuskels allein
am Beispiel des Unterarm-Beuger–Strecker–Systems einzuführen. Der Durchschnittsschüler konstruiert sich, durchaus lernökonomisch, folgende Beziehung:
„Beugemuskel oben bzw. rechts, Streckmuskel unten bzw. links. So sieht er es an der
Tafel und in seinem Heft abgebildet. Dieses Konstrukt funktioniert jedoch nicht oder
fast nie bei anderen Bewegungssituationen, z.B. bei dem Beugen und Strecken des
Unterschenkels. Gute Aufgaben sollten also erworbenes Wissen flexibel machen und
aus dem Kontext einer erst- und einmaligen unterrichtlichen Problemstellung lösen.
Gute Aufgaben fördern ebenso die Fähigkeit von Schülern, mit verschiedenen Darstellungsformen, also Schemata, symbolhaften Abbildungen und Diagrammformen,
produktiv und verständnisvoll umzugehen. Dies sollte bei der Aufgabenkonstruktion sorgfältig bedacht werden. Nicht nur , weil deutsche Schüler bei PISA dabei
mehrheitlich und gründlich scheiterten und sie nicht in der Lage waren, Diagrammen relevante Informationen zu entnehmen. Sondern auch, weil die verschiedenen
Darstellungsformen je eine bestimmte Qualität eines Sachverhalts besonders prägnant, man könnte auch sagen einleuchtend zum Ausdruck bringen. Die Nutzung der
verschiedenen Darstellungsformen ist daher kein Wert an sich, sondern eröffnet neben der im Biologieunterricht dominierenden Sprache zusätzliche Verstehensmöglichkeiten für die Schüler.
Gute Aufgaben berücksichtigen auch die Alltagsvorstellungen der Schüler. Je nach
Unterrichtsphase lassen sie Antworten auf der Basis der individuellen Konzepte der
Schüler über den in Frage kommenden Sachverhalt zu (vgl. u.: „Kraft aus der Flasche?“) Ein sehr berechtigter Wunsch ist auch das Anliegen, Aufgaben durch möglichst unmittelbaren Bezug zur Lebenswelt der Schüler motivierender zu gestalten.
Gute Aufgaben haben daher, wenn möglich Alltagsbezug und Lebensnähe.
Gute Aufgaben enthalten kumulative Elemente. Sie ermutigen Schüler, die im Biologieunterricht etwas gelernt haben und etwas können, dadurch, dass das Gelernte
und Gekonnte nicht bedeutungslos für das Lösen von Aufgaben ist, sondern im Gegenteil, im Idealfall eine Voraussetzung für die ihre erfolgreiche Bearbeitung. Warum
sollte ein Schüler, der gelernt hat, dass Kohlenhydrate, z.B. Glucose, Energie enthalten, und der weiß, dass Stärke und Zellulose aus Glucosebausteinen, also Traubenzuckermolekülen aufgebaut sind und dass die Zellwände von Pflanzen überwiegend
aus Zellulose bestehen, sein Wissen nicht benutzen dürfen , um zu erkennen, dass
eine Wiese für Pflanzenfresser letztlich eine ergiebige Glucosequelle darstellt?
Diese Aufgabe ist sicher nicht „leicht“ . Aber Schüler haben ein Recht auf eine angemessene Herausforderung , auch im Biologieunterricht, an der sie sich reiben und an
der sie wachsen können. Gute Aufgaben sind anspruchsvoll. Sie führen zu offene9
ren Fragestellungen und bieten den Schülern die Chance eigenständig Hypothesen
zu entwickeln. Sie ermöglichen Lösungsversuche auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus und fördern Kreativität und Selbsttätigkeit.
Diese erfordern Aufgaben, die
 mehrere Vorgehensweisen erlauben,
 einen nicht schematisierten Lösungsweg erforderlich machen
 Raum lassen für eigene Fragestellungen und Zielsetzungen
 durch . . . (Herget 2000)
o Weglassen und Verändern von traditionellen Aufgaben
o Selbst-Erfindung einer Aufgabe
o Umkehren einer Aufgabenstellung (z.B. vom Ergebnis auszugehen)
o Beschreibung des Vorgehens beim Aufgabenlösen
o Fehlersuche in Aufgabenlösungen
Darüber hinaus sind Aufgaben im naturwissenschaftlichen Unterricht durch fachspezifische Anforderungsmerkmale gekennzeichnet, in Biologie vor allem :
 Arbeiten mit proximaten und ultimaten Erklärungsansätzen (die zweifache „warum“– Frage)
 Herstellung von Beziehungen zwischen verschiedenen Organisationsebenen
 Denken in sehr unterschiedlichen Größenordnungen (Teilchen – Zelle - Organismus)
 Denken in sehr langen Zeiträumen (Evolution)
und weiteren allgemeinen Anforderungsmerkmalen wie z.B.:
 Textverständnis und Lesekompetenz
 Räumliches Vorstellungsvermögen
 Verständnis und korrekter Umgang mit physikalisch - chemischen Größen
 Umgang mit Systemen aus mehreren Variablen
 Arbeiten mit grundlegenden naturwissenschaftlichen Konzepten (wie z.B.: Stoff, Teilchen und Energiebegriff, Massenerhaltung)
 Kausales , deterministisches und Denken in Wahrscheinlichkeiten
 Abstrahieren und Generalisieren, Kategorien bilden und Hierarchisieren
 Modellbildung und Denken in Modellen
 Problemlösefähigkeit
Binnendifferenzierung im Biologieunterricht
Grundsätzlich sind verschiedene Methodenwerkzeuge, an erster Stelle die „Abgestufte Lernhilfe“, aber auch Kärtchentische oder Mapping–Verfahren gut zur Binnendifferenzierung geeignet. Vor allem mit dem Methodenwerkzeug „Abgestufte
Lernhilfe“ ist es möglich, anspruchsvolle Aufgaben zu stellen, ohne die dabei ansonsten unvermeidliche Komplexitätsreduktion in Kauf nehmen zu müssen (vgl.
Freiman 2003).
Aufgaben und Schülerkönnen - eine Einschränkung
Zu den zentralen Kompetenzen im Biologieunterricht zählt das Mikroskopieren. Diesem wird in der Fachdidaktik u.a. ein hoher Erkenntnisgewinn in Form des Entdeckens und Forschens zugestanden. Der Praktiker verzweifelt dagegen an dem, was
10
Schülerinnen und Schüler beim Blick durchs Mikroskop alles entdecken bzw was sie
eher nicht sehen.
Weil die Lehrkraft im Mikroskop eine Struktur wahrnimmt, die sie (er-)kennt, muss
dies, so die naive Vorstellung, auch dem Schüler möglich sein (vgl. obiges Schema)
Wäre dies wirklich so, müsste man sich allerdings ernsthaft fragen, warum es Jahrzehnte geduldigster und genauester mikroskopischer Beobachtungen einschließlich
intensiver wissenschaftlicher Diskussionen und heftiger Kontroversen bedurfte, bis
sich Zellbiologen darauf verständigt hatten, Gleiches, also gleiche Strukturen wahrzunehmen bzw. das Wahrgenommene in gleicher Weise zu interpretieren. Aus konstruktivistischer Sicht ist dies selbstverständlich: Jedes Beobachten ist theoriegeleitet,
d.h., man entdeckt nur das, was man bereits kennt (oder zu kennen glaubt oder erwartet) (Langlet 2001). Die Konsequenzen für das Mikroskopieren im Unterricht sollten ernst genommen werden: Aufgaben so zu stellen, dass zwischen den Möglichkeiten der Schüler und den Anforderungen der an sie gestellten Aufgabe keine demotivierende Barriere, sondern eine angemessene, herausfordernde Diskrepanz besteht,
ist Teil der Professionalität einer Lehrkraft.
Andreas Bruhn hat dies vorbildlich in einer 7. Klasse umgesetzt:
Mikroskopieren lernen! (durch einzelne Aufgaben)
Thema der Unterrichtsstunde: Mikroskopieren eines Blattquerschnitts
1) Da die Anfertigung eines Querschnittes extrem schwierig und zeitaufwändig
(und gefährlich) ist, erhalten die Schülerinnen und Schüler Fertigpräparate.
2) Der Unterricht beginnt mit der Nennung des Stundenthemas. Es werden Buchenblätter (Realobjekt) verteilt.
3) Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, am Blatt zu zeigen, wie es
geschnitten werden muss, damit ein Blattquerschnitt wie im mikroskopischen
Präparat hergestellt wird. Mehrere Schülerinnen und Schüler simulieren die
Schnittebene vor der Klasse.
4) Zur Verdeutlichung der Schnittfläche dient ein der Klasse gezeigtes großes
Modell des Blattquerschnitts.
5) Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Fertigpräparate (kurze Erläuterung
zu Zweck, Technik, Aufwand, Kosten).
6) Anhand eines Mikroskop-Monitors wird ihnen gezeigt, dass in jedem Präparat sich mehrere Schnitte befinden, aus denen sie den unbeschädigsten und
dicksten auswählen sollen.
7) Schülerinnen und Schüler suchen den besten Schnitt in ihrem Präparat.
8) Am Mikroskop-Monitor wird die Frage – im Zusammenspiel mit dem Blattmodell - geklärt, welches die Blattoberseite ist. Daraufhin stellen die Schülerinnen und Schüler ihren Schnitt wie gefordert ein.
9) Auf dem OHP wird das Arbeitsblatt als Folie vorgestellt (siehe Anlage) und
der Aufbau bzw. die einzelnen Aufgaben erläutert. Die Schülerinnen und
Schüler wiederholen den Arbeitsauftrag. Fragen werden geklärt.
10) Nach den ersten Beobachtungsversuchen der Schülerinnen und Schüler wird
unterbrochen und das erwartete mikroskopische Bild auf dem Monitor gezeigt. Es empfiehlt sich dazu, von einem gesamten Querschnitt auszugehen,
diesen zu vergrößern und dann den Monitor mit Papier so weit an den Seiten
zuzukleben, dass wirklich nur die geforderte 5-Zellen-Breite eingestellt ist.
11
11) Die Schülerinnen und Schüler mikroskopieren und zeichnen nun diesen Ausschnitt in ihrem Mikroskopbild.
12) Die Lösungen werden mit dem Monitorbild und einer Schemazeichnung
(OHP) verglichen.
13) In dieser Weise wird nun bzgl. der Gewebe und Zelltypen fortgefahren: Ein
Wechselspiel zwischen Erkunden im Mikroskop, Vergleich mit dem Monitorbild und geleitetem Beobachten und Zeichnen.
Besonders ein aufgabengeleiteter Unterricht muss sich verschiedenen Fragen und
Überlegungen stellen:
Welche Antworten kann man erwarten ?
Bei vielen Aufgaben, wird man ( zu Recht ), ausgehend von den Vorkenntnissen der
Schüler, dem vorangegangenen Unterrichtsverlauf und der Art der Aufgabenstellung eine oder „die“ richtige Antwort erwarten. Die Schüler formulieren, nennen,
beschreiben, zeichnen auf einem bestimmten fachlichen Niveau durch Übereinkommen oder Standards festgelegte Sachverhalte. Diese Art der Aufgabenstellung und
die damit verbundene Erwartungshaltung sind zweckmäßig, wenn es beispielsweise
um den Aufbau systematisch geordneten Wissens geht, wenn es darum geht; Schüler
ein vorgegebenes logisches Konstrukt nachvollziehen oder zu Ende denken zu lassen. Diese Herangehensweise beinhaltet aber in den meisten Fällen eine erhebliche
Komplexitätsreduktion und sie erlaubt nur in sehr eingeschränktem Sinn eine Annäherung an wissenschaftliches Arbeiten, bei dem Zusammenhänge und Theorien mit
Hilfe von Hypothesen aber auch von Intuition entwickelt werden müssen .
 Wenn Schule/Unterricht nicht nur Archivar/Verwalter von bereits Gewusstem/Gefundenem sein will,
 wenn konzeptionelles Verständnis und Problemlösefähigkeit gefördert werden sollen,
 wenn eine folgenreiche Auseinandersetzung mit Alltagsvorstellungen ausgetragen werden soll,
 wenn man Lernen als Konstruktionsprozess versteht,
sollten auch Antworten der Lernenden auf komplexere Aufgaben zugelassen werden, die nicht im ersten Anlauf irrtumsfrei zu wissenschaftlich „korrekten und vollständigen“ Aussagen führen, sondern dem jeweiligen Niveau der Lernenden entsprechen.
Wie sollen die Aufforderungen formuliert werden?
Die Güte von Aufgaben hängt u.a. davon ab, dass die Schülerinnen und Schüler wissen, was sie unter bestimmten Arbeitsaufforderungen zu verstehen und zu leisten
haben. Deswegen sollten in jeder Lernsituation die Operatoren bzw. Handlungsanweisungen allen Beteiligten bekannt sein. Es ist deshalb sinnvoll, eine begrenzte Anzahl zentraler Handlungsanweisungen im Unterricht einzuführen und in unterschiedlichen Kontexten zu üben. Allerdings sollten die Handlungsanweisungen bzw.
Operatoren im Unterrichtsgespräch nicht restriktiv eingesetzt werden. Wenn die
zentrale Frage- bzw. Aufgabenstellung Schülerinnen und Schülern bekannt ist, sollte
12
die strenge Anwendung der Handlungsanweisungen nicht zu einer sprach-lichen
Verarmung führen (siehe Synonyme). Handlungsanweisungen bzw. Operatoren sollten als Hilfestellung zur Präzisierung von Lernanforderungen dienen, nicht zu einer
(unangemessenen) Reglementierung.
OPERATOREN / HANDLUNGS- BZW. ARBEITSANWEISUNGEN
1.
Biologie wissen
- Faktenwissen (z.B. Begriffe, Namen, Personen, Orte, Ereignisse, Zeiten, Beispiele für
etwas)
- Konzeptwissen (z.B. Prinzipien, Regeln, Theorien, Kriterien für etwas)
- Methodenwissen (z.B. Verfahren, Techniken)

nennen:
Fakten, Konzepte, Methoden ohne weitere Information (mündlich oder schriftlich)
aufsagen bzw. aufschreiben
Beispiele: Nenne fünf Frühblüher. Nenne verschiedene Methoden zur Bestimmung
des ph-Wertes.
synonym gebraucht: aufzählen, auflisten, aufsagen, aufschreiben

beschreiben:
Fakten, Konzepte, Methoden sprachlich durch Worte bzw. Sätze präsentieren
Beispiele: Beschreibe den Aufbau einer Kirschblüte. Beschreibe die Metamorphose
beim Frosch. Beschreibe die Durchführung eines Experimentes zur Hefegärung.
synonym gebraucht: berichten, erzählen, darlegen

darstellen:
Fakten, Konzepte, Methoden grafisch in Tabellen, Übersichten, Skizzen, Schemata,
etc. präsentieren
Beispiele: Stelle den Aufbau einer Kirschblüte in einer Skizze dar. Stelle in einer
Übersicht den Ablauf der Fotosynthese dar. Stelle in einer Zeichnung den Aufbau
des Experimentes dar.
synonym gebraucht: zeichnen, skizzieren, etwas tabellarisch gegenüberstellen,
ordnen

vergleichen:
Gemeinsamkeiten und Unterschiede von mindestens zwei Fakten, Konzepten, Methoden präsentieren (meist verbunden mit einer Schlußfolgerung im Hinblick auf die
den Vergleich auslösende Fragestellung)
Beispiele: Vergleiche den Aufbau einer Kreuzblüte mit dem einer Schmetterlingsblüte.
Vergleiche die vorliegenden Gebisse und entscheide, welches der beiden ein Raubtiergebiss und welches ein Pflanzenfressergebiss ist.
synonym gebraucht: identifizieren, Unterschiede und Gemeinsamkeiten gegenüberstellen
2.
Biologie erklären

erklären:
Fakten, Konzepte, Methoden durch einen kausalen proximaten Grund bzw. durch
den kausalen Bezug auf die Selektions-/Evolutionstheorie (ultimater Grund) verständlich machen
Anmerkung: Aus wissenschaftstheoretischer Sicht erfordert eine Erklärung – streng
genommen - den Bezug zu einem allgemeinen Gesetz bzw. zu einer Theorie (Explan13
ans). Diese Theorie ist in der Biologie die Selektionstheorie (ultimat). Die kausalanalytische Angabe von mindestens einem physiologischen, genetischen, ökologischen,
etc. Mechanismus eines biologischen Phänomens ist eine Begründung (proximat).
Beispiele:
Erkläre/begründe, warum Fische im Wasser atmen können.
Erkläre, warum Fische eine Schwimmblase besitzen.

einen logischen Schluß ziehen:
auf der Grundlage einer Prämisse (Theorie, Annahme) eine logische Vorhersage
(Hypothesen, Prognosen) treffen
Beispiele: Entwickle eine Hypothese dazu, wie Pflanzen im schwerelosen Raum
wachsen werden. Entwickle eine Hypothese dazu, wie sich die Atemfrequenz eines
Menschen in Höhen um 6ooo m verhalten wird.
synonym gebraucht: ableiten, herleiten, folgern, schließen, entwickeln
3.
Biologische Probleme lösen :

Problemlöseaufgaben werden meist angebunden an die Darstellung eines biologischen Phänomens formuliert. Operatoren bzw. Handlungsanweisungen werden
dabei kaum genutzt und sind dazu auch nur selten notwendig. Wenn Schülerinnen
und Schüler ein Problem erkennen und nach Lösungswegen suchen sollen (z. B.
durch experimentelles Vorgehen, Dateninterpretation und Generalisierung, Aufstellen, Prüfen und Revidieren von theoretischen Modellen) kommt die meist relativ offen formulierte Problemstellung ohne spezielle Operatoren bzw. Handlungsanweisungen aus. Gegebenenfalls werden Operatoren bzw. Handlungsanweisungen in
Teilaufgaben genutzt, um Hilfestellungen auf dem Weg zur Problemlösung zu geben.
Beispiele: In sauberen Gewässern enthält ein Liter Wasser ca. 10 ml Sauerstoff, ein
Liter Luft dagegen enthält mehr als 20 mal so viel Sauerstoff. Warum müssen Fische
trotzdem ersticken, wenn sie längere Zeit an der Luft sind?
4.
Biologie beurteilen und bewerten

beurteilen:
Fakten, Konzepte, Methoden hinsichtlich eines meist naturwissenschaftlichen, jedoch
nicht moralischen Maßstabes begründet abwägen (und eine Entscheidung treffen)
Beispiele: Beurteile die Einleitung von Stickstoff-haltigen Abwässern in ein oligotrophes Gewässer. Beurteile den Einsatz von Rapsmethyester als Treibstroff für Dieselmotoren unter ökologischen Gesichtspunkten.

bewerten:
Fakten, Konzepte, Methoden hinsichtlich eines moralischen Maßstabes (Werte, Normen) begründet abwägen (und eine Entscheidung treffen)
Beispiele: Bewerte die Anwendung gentechnischer Methoden bei der Herstellung
transgener Tomaten. Bewerte die Zerstörung des tropischen Regenwalds.
KASTEN
Zickzack-Lernen (Schaefer/Manitz-Schaefer 2002)
Zickzack-Lernen ist eine Methode, die sich über Jahrzehnte in Schule und Hochschule bewährt hat. Sie stützt sich auf das neurobiologische Postulat einer zweifachen
Informationsspeicherung im menschlichen Gehirn - assoziativ und kategorial - und
lehnt sich an die konstruktivistische Lerntheorie an, wonach das Gehirn aus wenigen
äußeren Anstößen seine eigene Wirklichkeit erzeugt. Freie assoziative Lernelemente
14
werden mit fachlogisch strukturierten Inhalten zu einem sehr haltbaren „Gedächtnisteppich“ verknüpft. Dem Lehrenden obliegt dabei die zusätzliche Aufgabe, Schülerassoziationen zu initiieren . . . wie die Klöppel eines Glockenspiels, die bewirken,
dass das System „Glockenspiel“ reagiert, ohne dass sie jedoch die Tonhöhe bestimmen. (Diese ist durch die Sachstruktur vorgegeben).
Unterrichtspraktisch schlägt diese Methode die folgende Schritt-Sequenz vor:
1
Freie Assoziationen der Schülerinnen und Schüler werden zu Beginn jeder
Unterrichtsstunde jeweils zu wenigen (ca. 3) Begriffen aus dem Stoff der vorausgehenden und auch früherer Stunden gesammelt (ca. 1 Min. pro Begriff).
2
Am Ende der Unterrichtseinheit stellt die Lehrkraft daraus den „Assoziationslinien-Test“ (ALT; Größe: DIN A 3) zusammen. Dieser enthält
a.
alle für die Assoziationsübungen verwendeten Stichworte
b.
ca. zwanzig themenspezifische Fachbegriffe aus dem behandelten Unterrichtsstoff (Auswahl durch die Lehrkraft)
c.
ca. dreißig Alltagsassoziationen der Schüler zu den Stichworten; sie
werden aus den gesammelten Assoziationszetteln passend ausgewählt
d.
ca. zehn „allgemeine pädagogische Begriffe“ aus dem Schulalltag.
3
Eine Schulstunde lang haben nun die Lernenden Zeit, solche Wortpaare des
Testblattes durch (evtl. farbige) Linien zu verbinden, die nach ihrer Meinung
etwas miteinander zu tun haben. Dabei können von einem Wort auch mehrere
Linien ausgehen. Zwecks Übersichtlichkeit sollten Liniendurchkreuzungen
möglichst stumpfwinklig erfolgen (vgl. Beispiel: Abb.7, S.37). Erfahrungsgemäß ist der ALT bei Schülern überaus beliebt.
4
Die ALT-Bögen werden anonym abgegeben und anschließend durch die
Lehrkraft ausgewertet. Dies kostet Zeit, ist jedoch für das Erkennen individueller Assoziationsnetze im Kopf der Schüler aufschlussreich. Es werden dann
solche Linien markiert, „die offensichtlich einen Bezug zum behandelten Unterrichtsstoff haben und bei denen sich die Frage stellt, ob der Schüler sich dabei etwas Richtiges oder Falsches gedacht hat.“ (Schaefer/Manitz-Schaefer
2002, S.40) (Abb. 9, S.41 übernehmen)
5
In der nächsten Schulstunde erhalten die Lernenden ihren ALT zurück und
bekommen die Aufgabe, die markierten Linien schriftlich zu erläutern. Es geht
jetzt darum, die überwiegend assoziativ gezogenen Linien rational aufzuhellen und begrifflich präzise zu fassen, d.h. das assoziative Gedächtnis mit dem
kategorialen zu dem obengenannten „Gedächtnis- teppich“ zu verknüpfen.
Auch diese Übung, obwohl sehr anspruchsvoll, wird von fast allen Schülern
konzentriert und mit Freude erledigt.
6
Die anschließende Auswertung der schriftlichen Schülererläuterungen durch
die Lehrkraft ergibt ein recht genaues Bild von dem Wissensstand der Schüler.
Aus Fehlern und Wissenslücken wird eine Folie zusam-mengestellt (Abb.9,
S.44 übernehmen), anhand derer diese Mängel dann in der abschließenden
Unterrichtsstunde ausgeräumt werden können, so dass das bisherige Halbwissen in ein solides Wissen überführt wird.
7
Nicht zuletzt eignet sich ein ALT auch vorzüglich zur Lernkontrolle.
KASTEN
15
Kumulatives Lernen (VDBiol 2002)
Wissen ohne Prinzipien ist blind, Prinzipien ohne Wissen sind leer!
In der Schule soll so genanntes Basiswissen vermittelt und gelernt werden, letztlich
mit dem Ziel, die Dinge in der realen Welt zu verstehen. Wir verstehen Phänomene
nicht oder nur zufällig, wenn wir ein Phänomen und ein Detail an das andere reihen.
Wir verstehen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, wenn wir wiederkehrende Muster erkennen und die neuen Phänomene in diese Muster einordnen und
wenn wir unsere Vorstellungen mit denen von anderen bzw. mit denen der Wissenschaft verbinden können.
Die Biowissenschaften differenzieren sich immer mehr. Sie werden durch gemeiname, biologiespezifische Prinzipien (wie z.B. Angepasstheit, Struktur und Funktion,
Regulation etc.) zusammengehalten. Umgekehrt erschließen sich die einzelnen biologischen Phänomene für den Unkundigen mit Hilfe dieser Fachprinzi-pien. Curricula
sind häufig so aufgebaut, dass nacheinander die Themen z.B. Foto-synthese, Ernährung und Atmung behandelt werden, in der Hoffnung, dass u.a. das biologische
Prinzip der Energieübertragung "hindurchschimmert". Selbst Biologen verstehen die
unendliche Vielfalt der Einzelphänomene nur, indem sie diese mit Hilfe von übergreifenden, fachlich begründeten Prinzipien beschreiben und ordnen. Erleichtern wir
doch den Lernern das Verknüpfen und Verstehen der biologischen Phänomenvielfalt, indem wir ihre Vorstellungen mit den strukturierenden Prinzipien der Biowissenschaften in Übereinstimmung bringen. Der ordnende Blick mit Hilfe von übergreifenden Erschließungsfeldern (diese können als die oben gesuchten handhabbaren
Symbole zur Abbildung von Welt angesehen werden) erzeugt zusammenhängendes
Wissen: Kumulatives Lernen!
Auf der Grundlage der MNU-Empfehlungen Biologie (2001) hat die VDBiolHandreichung (2002) elf Erschließungsfelder zur Strukturierung des Biologieunterrichts vorgeschlagen. Diese Erschließungsfelder finden sich nicht in der Natur; sie
sind vielmehr ´Erfindungen´ von bzw. Absprachen unter Menschen: Konstrukte. Als
solche erschließen sie Sichtweisen auf die Phänomene und vermitteln zwischen den
Phänomenen und und den übergreifenden Prinzipien.
16
STOFFE
ANGEPASSTHEIT
ENERGIE
INFORMATION
FORTPFLANZUNG
WECHSELWIRKUNG
FUNKTIONEN
STRUKTUREN
ZEIT
VIELFALT
EBENEN
REGULATION
Inhalte
Eine Beispielaufgabe
1)
Ein Lebensraum in unserer Umgebung: Der Komposthaufen!
Mit Grafik illustrieren!
An diesem menschengemachten kleinen „Ökosystem“ ganz in der Nähe lässt sich
modellhaft gut der Fluss von Stoffen und Energie durch die trophischen Ebenen zeigen. Dabei sind die Erschließungsfelder dieses Kapitels besonders hilfreich im Zusammenhang mit folgenden, beispielhaft ausgewählten Unterrichtsinhalten:
Energie: Woher kommt die Energie im Kompost? Destruenten verwerten „Nutzloses“, aber wie?
Stoffe: Warum „stinkt“ der Kompost manchmal? Was ist Biogas und wie kann man
es nutzen? Erarbeiten von Kohlenstoff- und Mineralstoffkreisläufen. Bedeutung der
Destruenten für Mineralisation und Humusbildung.
Zeit: Im Schichtenaufbau steckt die „Geschichte“ des Komposthaufens! Dauer von
Abbauprozessen kennen lernen und aus räumlichen Anordnungen zeitliche erschließen.
Ebenen: Schichtenaufbau (s. „Zeit“), von Nahrungsbeziehungen, Gliedern der Lebensgemeinschaft in verschiedene Ebenen, Übertragen der Ebenen auf andere Lebensgemeinschaften
Beschreibe und erläutere, welche Bedingungen du bei der Einrichtung eines Aquariums als selbstständiges Ökosystem beachten musst. Berücksichtige dabei die Erschließungsfelder Stoffe, Energie, Zeit und Ebenen.
Beispiele für Aufgaben
Im folgenden werden verschiedene Aufgaben vorgestellt, die aus der Sicht der Autoren ein breites Spektrum der beschriebenen Funktionen/Kriterien enthalten. Bei der
Diskussion der Aufgabenprofile wird den Kriterien Kumulatives Lernen, Problemlö17
sen und Alltagsbezug besondere Aufmerksamkeit zuteil. Sicherlich lassen sich bei
den beschriebenen Aufgaben auch andere Gesichtspunkte in den Vordergrund stellen. Die ausgewählten Beispiele sind eher mehr denn weniger anspruchsvoll und
lassen daher Raum für eigenständiges, kreatives Entwickeln von Hypothesen durch
die Schüler. Die jeweils angegebenen Lösungsvorschläge sind zur schnellen fachlichen Information des Lesers gedacht und sollten nicht als Ausdruck eines auf diese
Antworten hin konvergierenden Unterrichts oder Problemlöseprozes-ses verstanden
werden.
1 Folgen eines Schlaganfalls
Unter bestimmten Umständen kann es im Gehirn durch ein Blutgerinsel zu einer
Blockade eines kleinen Blutgefäßes kommen. Manchmal kann das Blutgefäß dabei
auch aufreißen.
Blutgefäß
Blutgerinsel
Wenn ein Betroffener diese sehr gefährliche Situation, man bezeichnet sie als Schlaganfall, überlebt, leidet er hinterher oft an Lähmungen in verschiedenen Bereichen des
Körpers. So kann er oft nicht mehr sprechen oder Arme und Beine bewegen, obwohl
die dafür notwendigen Muskeln völlig in Ordnung sind.
Schlaganfall
Gelähmter Arm
Voraussetzung für die Bearbeitung der Aufgabe
Die Aufgabe eignet sich für Schüler der Jahrgangsstufe 5 oder 6, wenn sie grundlegende Vorstellungen über die entsprechenden Körperfunktionen haben und wissen,
dass die Bewegungen von Skelettmuskeln durch elektrische Signale von Nerven
ausgelöst werden. Zusätzlich muss die Bedeutung des Sauerstoffs für die Energieübertragung in allen Körperzellen, also auch Nervenzellen im Gehirn, sowie die Rolle des Blutes bzw. der roten Blutkörperchen als Sauerstoffträger bekannt sein. Die
Aufgabe kann ebenfalls gegen Ende der Sekundarstufe I eingesetzt werden. Bei gleicher Problemstruktur wird man hier eine differenziertere Beschreibung der auslösenden Faktoren erwarten.
Aufgabenprofil
Die Aufgabenstellung enthält kumulative Elemente, da die Schüler vorhandene Wissenselemente miteinander kombinieren und aus der Sicht der Erschließungs-felder
die Bereiche Energie, Stoffe , Information, Strukturen und Bewegung zur Erklärung
heranziehen müssen.
Da zwischen topologisch auseinanderliegenden Strukturen und Ereignisssen ein Zusammenhang erkannt, eine Kausalkette konstruiert werden soll, handelt es sich um
eine Aufgabe mit Problemlösecharakter, nach Aebli (1994) um ein so genanntes
18
fragmentarisches Problem, bei dem Lücken in der Handlungs-, Verstehens- oder
Wahrnehmungskette eines Sachverhaltes ergänzt werden sollen. Zudem weist die
Aufgabe eine, wenn auch wenig erheiternde, Lebensnähe auf, da den Schülern das
Phänomen „Schlaganfall“ durchaus bekannt ist.
Lösungsvorschlag
Schüler der Jahrgangsstufe 5 oder 6 könnten folgende Kausalkette bilden :
Blockade des Blutgefäßes --> Sauerstoffmangel (alternativ auch Nährstoffmangel
möglich) in Nervenzellen des Gehirns --> Energieversorgung der Zellen bricht zusammen --> Nervenzellen sterben ab / sind beeinträchtigt --> Beeinträchtigung der
Signalübertragung am Muskel --> Lähmung trotz intakten Muskels.
2 Der Wiesensalbei - Ist weniger mehr?
Viele Pflanzen bilden auffallend gefärbte Blüten, die zuckerhaltigen Nektar enthalten. Wenn Insekten diese Blüten anfliegen, können sie beim Blütenbesuch Nektar
aufnehmen. Dabei transportieren sie Pollenkörner von einer Pflanze zur anderen. Die
Pflanzen können sich dadurch sexuell fortpflanzen, obwohl sie ihren Standort nicht
verändern können.
Viele Pflanzen haben Blüten, auf denen alle möglichen verschiedenen Insekten Nektar ernten und sie dabei bestäuben können.
Kleine Abb. genügt !
Sollte aber sein !!!
Andere Pflanzen, wie beispielsweise der Wiesensalbei, besitzen Blüten mit einer
Form, die nur bestimmten Insektenarten, z.B. Bienen, den Blütenbesuch ermöglicht.
Diese Pflanzen verringern dadurch die Zahl der möglichen Bestäuber.
Ist das „Verhalten“ dieser Pflanzen (bio-)logisch ? Kannst du eine Erklärung finden?
Voraussetzung für die Bearbeitung der Aufgabe
Die Bearbeitung der anspruchsvollen Aufgabe kann am Ende der 6. oder in einer 7.
Jahrgangsstufe erfolgen. Da man für eine befriedigende Erklärung dieses Sachverhalts
das Lernvermögen der spezialisierten Bestäuber berücksichtigen muss, kann man die
Aufgabe im Zusammenhang mit der Behandlung der Bienen bearbeiten lassen. In jedem Fall sollte neben der „klassischen“ Erarbeitung des „Bestäubungstricks“ des Wiesensalbeis auch der Anpassungswert von Bestäubungsmechanismen, beispiels-weise
beim Vergleich elterliches Investment bei Wind- und Insektenblütigkeit, zur Vorentlastung behandelt worden sein.
Aufgabenprofil
Über die traditionelle proximate Behandlung (wie funktioniert die Bestäubung?) hinausgehend, wird hier die ultimate Ebene (welchen Anpassungswert hat das beobach19
tete Phänomen?) betrachtet. Die Aufgabenstellung enthält damit ein ausgesprochen
biologietypisches Anforderungsmerkmal.
Die Aufgabe hat kumulativen Charakter, da die Schüler zur Problembearbeitung vorhandene Wissenselemente benötigen und die Erschließungsfelder Energie, Stoffe, Information, Strukturen, Angepasstheit und Wechselwirkung einsetzen müssen.
Zusätzlich ist die Aufgabe noch durch eine ausgeprägte Problemstruktur gekennzeichnet. Nach Aebli (1994) lässt sich diese als Widerspruchsproblem auffassen, bei
dem einander widersprechende Informationen stimmig in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden müssen.
Lösungsvorschlag
Die Schüler könnten beispielsweise folgende Hypothese entwickeln: Die Blütenstruktur des Wiesensalbeis ermöglicht nur bestimmten Insektenarten den Zugang. Bienen,
die Salbeiblüten anfliegen, haben dadurch weniger Konkurrenz um Nektar. Wenn sie
diese Blüten gezielt anfliegen und bestäuben, fördern sie zusätzlich die Vermehrung
und Verbreitung „ihrer“ Nahrungspflanze. Für den Wiesensalbei bedeutet der gezieltere Pollentransport eine geringere Investition in die Pollenproduktion. Voraussetzung für diese Konstruktion ist die „Blütenstetigkeit“ der Bestäuber, die mit deren
Lernvermögen ( Konditionierung ) zu erklären ist.
Hinweis zur unterrichtlichen Durchführung
Will man die Schüler möglichst selbstständig die anspruchsvolle Aufgabe bearbeiten
lassen, bietet sich das Methodenwerkzeug „Abgestufte Lernhilfe“ (Freiman 2003) an.
3 Eine nützliche Gewohnheit - Die Laichwanderung von Amphibien
Durch ein Feuchtbiotop führt eine viel befahrene Straße. edes Jahr werden trotz
aufwändiger Schutzmaßnahmen viele Amphibien auf ihrer Laichwanderung
durch den Straßenverkehr getötet, da sie zum Ablaichen im Frühjahr immer in
ein Gewässer wandern, das auf der ihrem Winterquartier entgegengesetzten Seite
der Straße liegt. Andere Gewässer, auf die sie bei ihrer Wanderung treffen, scheinen sie zu ignorieren.
Entwickle eine (bio-)logische Vermutung, die dieses Verhalten der Amphibien erklären könnte, und einen Lösungsvorschlag, der die Schutzmaßnahmen überflüssig machen könnte. (Die Straße kann nicht verlegt und der Verkehr leider nicht
umgeleitet werden.)
Amphibienwanderung
Überwinterungsquartier
Geburts- und Laichgewässer
Gewässer, das die Amphibien „ignorieren“
Straße
20
Voraussetzungen für die Bearbeitung der Aufgabe
Die Aufgabe kann in der Jahrgangsstufe 6 bei der Behandlung von Amphibien gestellt werden. Die Schüler müssen zur Bearbeitung wissen, dass sich heimische Amphibien nur in Gewässern fortpflanzen und sollten die Entwicklung der Larven kennen.
Aufgabenprofil
Die Aufgabenstellung enthält kumulative Elemente, da die Schüler vorhandene Wissenselemente miteinander kombinieren und aus der Sicht der Erschließungs-felder
die Bereiche Energie, Information, Angepasstheit, Reproduktion, Wechselwirkung
und Variabilität bei ihrer Erklärung berücksichtigen müssen.
Auch hier wird ist die ultimate Ebene (welchen Anpassungswert hat das beobachtete
Verhalten?). Ansatzpunkt eines Problemlöseprozesses, der dadurch gekennzeichnet
ist, dass widersprüchliche Strukturen („Amhipien ignorieren einfachere Lösungen“ /
investieren „unnötig“ viel Energie in die längere Wegstrecke) in Übereinstimmung
gebracht werden müssen.
Da den meisten Schülern das Phänomen Amphibienwanderung / Tötung von Amphibien durch Straßenverkehr bekannt ist, entspricht die Aufgabe auch der Forderung nach Alltagsbezug und Lebensnähe. Dies wird durch die Aufforderung an die
Schüler einen plausiblen Lösungsvorschlag auf der Basis der biologischen Erklärung
zu entwickeln noch unterstützt.
Lösungsvorschlag
Schüler der Jahrgangsstufe 6 könnten folgende Erklärung entwickeln :
Das Gewässer, in dem sich Amphibien bereits erfolgreich entwickelten, bietet dafür
offensichtlich geeignete Lebensbedingungen (Nahrungsangebot/Wassermenge
/Temperatur etc.). Amphibien, die nach einem angeborenem Programm ihr „Geburtsgewässer“ nutzen, haben gute Fortpflanzungschancen. Vielleicht gibt es ab und
zu Amphibien, deren Programm flexibler ist und die zur Fortpflanzung ein näheres
Gewässer aufsuchen. Diese sparen zwar Zeit und Energie. Jedoch besteht das Risiko,
dass das Gewässer für die Entwicklung der Nachkommen (z.B. wegen Austrocknungsgefahr) nicht geeignet ist. Zur Abhilfe könnte man versuchen, künstlich ein
geeignetes Gewässer auf der am Winterquartier angrenzenden Straßenseite zu schaffen und den Laich dorthin transportieren.
4 Kraft aus der Flasche ? - Das Sauerstoffwunder
Kleine Abbildung: Schüler trinkt aus einer O2-Flasche oder Phantasieflaschen mit vielen aufsteigenden Blasen.
In Geschäften wird ein leistungsfördernder „Sportdrink“ mit einem aufgedruckten „O2“,
dem chemischen Symbol für Sauerstoff, angeboten. Die Aufschrift informiert dich als
möglichen Käufer, dass die in der Flasche enthaltene Flüssigkeit eine außerordentlich
große Menge Sauerstoff, viel mehr als normales Trinkwasser enthält.
Wir nehmen an, dass das Wasser in diesen Flaschen tatsächlich so viel für unseren Körper nutzbaren Sauerstoff enthält, wie angegeben.
21
Kannst du dir vorstellen, wie dieses Getränk deine körperliche Leistungsfähigkeit verbessern könnte? Würdest du es aus diesem Grunde kaufen oder traust du dem Getränk
die versprochene Wirkung aus anderen biologischen Gründen nicht zu?
Voraussetzung für die Bearbeitung der Aufgabe
Die Aufgabe eignet sich für Schüler der Jahrgangsstufe 5 oder 6, wenn sie grundlegende Vorstellungen von den wichtigsten Körperfunktionen besitzen. Dazu gehört
vor allem der Vorgang der Atmung, genauer der Sauerstoffaufnahme, der Verteilung
und und der Bedeutung des Sauerstoffs für die Energieübertragung in den Körperzellen.
Aufgabenprofil
Die Aufgabenstellung enthält wieder kumulative Elemente, da die Schüler die Erschließungsfelder Energie, Stoffe, Strukturen und Bewegung zur Erklärung benötigen und zeichnet sich durch Alltagsbezug und Lebensnähe aus. In dieser Jahrgangsstufe, in der für die Schüler ausschließlich biologische Erklärungsmöglich-keiten zur
Verfügung stehen, hat die Aufgabe keinen ausgeprägten Problem-charakter. Dies
ändert sich, wenn man die gleiche Aufgabe in einer höheren Jahrgangsstufe stellt, in
der die Schüler ausreichend Kenntnisse besitzen, um die Information chemisch zu
beurteilen.
Lösungsvorschlag
Schüler der Jahrgangsstufe 5 oder 6 könnten folgende Erklärung entwickeln: Die
Werbung beruht auf dem Zusammenhang, dass die Energieübertragung der Zellen
neben dem Angebot an Nährstoff (Zucker/Fett) entscheidend von der Verfügbarkeit
von Sauerstoff abhängt, da Sauerstoff im Körper nicht oder nur in sehr geringem
Umfang ( rote Blutkörperchen) gespeichert werden kann.
Selbst wenn die Flüssigkeit tatsächlich soviel nutzbaren Sauerstoff enthielte, würde
dieses wenig nutzen, da die Flüssigkeit beim Trinken nicht in die Lunge, sondern in
Magen und Darm gelangte. Diskutiert werden könnte außerdem die Frage, ob durch
die Darmwand ebensoviel Sauerstoff aufgenommen werden könnte, wie während
des Trinkens durch verminderte Atmungstätigkeit in der gleichen Zeit verloren geht.
Experimente als Aufgaben
Aufgaben mit naturwissenschaftlichem Profil: Denk- und Arbeitsweisen
Wenn wir anerkennen, dass die oben genannten OECD-Anforderungen naturwissenschaftliche Grundbildung umfassend beschreiben, muss sich schnellstens im Unterricht (vgl. UB 268) und in den Aufgaben etwas ändern. Ohne Vollständigkeitsanspruch sollen hierzu einige Aufgabenvorschläge gegeben werden:
 Fragestellungen von Experimenten formulieren
 Vorgegebene Folgerungen aus Versuchsergebnissen auf deren Zulässigkeit
überprüfen
 Unvollständige Versuche präsentieren und mögliche Schlussfolgerungen verlangen
 Nach fehlenden Angaben in unvollständigen Versuchen fragen
 Mögliche Hypothesen eines Experiments aufstellen
 Prognosen aus vorgegebenen Hypothesen formulieren bzw. vorgegebene
Prognosen auf deren Zulässigkeit prüfen
22




Fehlende Blindversuche zu einem gegebenen Versuch entwickeln
Konträre Versuchsdeutungen beurteilen
Esoterische Experimente kritisieren, d.h., deren Aussage-Grenzen erkennen
...
5 Ein einfacher Versuch – so schwierig in den Fragen
Imke Perl ließ ihre Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse nicht den klassischen
Stärke-Versuch durchführen, sondern präsentierte ihnen das Versuchsergebnis:
Ihre Aufgabenstellung lautete: Welche Frage hatte sich der Experimentator gestellt.
Nur ein Drittel der Schülerinnen und Schüler konnte darauf eine Antwort geben; von
den sechs gegebenen Antworten 1)-6) sind allenfalls zwei brauchbar. Eine Wiederholung der Aufgabe unter Studienreferendarinnen und –referendaren ergab von drei
Antworten (a)-c)) auch nur eine angemessene.
Dieses Ergebnis entspricht den PISA-Erfahrungen: Lernende - in der Schule wie
nach(!) der Universität - sind nur zu einem geringen Prozentsatz in der Lage, das
Versuchskalkül zu analysieren; sie wissen meist nicht, weshalb sie einen Versuch
durchführen bzw. dieser ihnen vorgeführt wird. Deswegen ist das Üben von konsistenten Fragen, Hypothesen und Prognosen so wichtig!
23
6 Brutpflege bei Graufischern (Lamprecht et al 2002)
Abbildung vom Graufischer
Graufischer sind die Eisvögel Ostafrikas. Wie dieser brüten sie in selbst gegrabenen
Höhlen in Uferwänden. Die allein brütetenden Weibchen sind sehr gefährdet
durch Schlangen und Warane. Insofern sind die Männchen in deutlicher Überzahl.
Das bedeutet, viele Männchen können sich nicht paaren. Diese helfen in der Kolonie anderen Paaren bei der Jungenaufzcuth, indem sie wie die Eltern Fische herbeischaffen und Verfüttern.
Folgende Helferzahlen und flügge Jungen wurden ermittelt:
Anzahl der Helfer Anteil der Paare
Anzahl der flüggen Jungen
mit Helfer in %
(durchschnittlich = 4,6)
0
30
1,8
1
50
3,6
2
20
3,9
3
„
4,8
Voraussetzung für die Bearbeitung der Aufgabe, Aufgabenprofil und Lösungsvorschlag sind eng miteinander verknüpft. Denn je nach den Voraussetzungen der Lernenden werden sie sich andere Fragen und Aufgaben stellen:
 Zwar steigt die Anzahl der flüggen Jungen erwartungsgemäß mit der Helferanzahl pro Paar.
 Allerdings ist es erstaunlich, dass die meisten Paare nur einen und nicht mehrere Helfere haben.
 Stehen die Lernenden auf dem Stand, dass allein der persönliche Lebenszeitfortpflanzungserfolg zählt, ist jedwedes Helfen für sie ungeklärt.
 Stehen sie auf dem Stand der indirekten Fitness, dann müsste bei Verwandtschaft in der Kolonie der höchste Prozentsatz an Paaren mit 2 und 3 Helfern
vorliegen, bei Nichtverwandtschaft bei 0 Helfern.
 Erklärenswert bleibt immer die annähernd gaußsche Verteilung der Prozentsätze der Helferpaare.
Das heißt, von den Schülerinnen und Schülern wird auf der Grundlage der Darlegung ihres Vorwissens gefordert, ihre demgemäßen Erwartungen inklusive Prognosen zu formulieren, damit auf die Widersprüche aufmerksam zu machen und daraus
entsprechende Erklärungsaufgaben zu entwickeln. Dabei müssen sie ihren Gedankengang nachvollziehbar gliedern und logisch konsistent darlegen.
Wissenschaftliches Arbeiten sollen Schülerinnen und Schüler in so genannten Fachbzw. Seminararbeiten lernen und leisten. Es hat auch hier bewährt, klare Vorgaben
als Hilfen zu geben und diese in einer „kleinen Facharbeit“ vorab zu üben. Dabei
kommt es nicht auf die Komplexität oder Wissenschaftlichkeit des Themas an, sondern auf den wissenschaftlichen Weg. Dieser ist bekanntermaßen (Langlet 2001, S.9f)
kein induktiver.
24
Ausblick
„Lehren ist Anregung zum Lernen – oder vergeblich.“ (Kattmann 2003) Aufgaben
sind die „Kondensationskeime im Prozess des Verstehens“ (Leisen 2003) „Die Wendung des Unterrichts vom Lehren zum Lernen bedeutet, die Unterrichtsinhalte“
(und die Aufgaben) „als Lernangebote zu gestalten, sodass sie von den Schülern als
Instrumente des Lernens benutzt werden können“ (Kattmann 2003): Aufgaben sind
Aufforderungen zum Lernhandeln! Bemühen wir uns um einen Aufgabenpool. Dieses ist umso dringender, als für die Entwicklung und Implementation der Bildungsstandards und Kerncurricula nach übereinstimmernder Ansicht „den Aufgaben eine
tragende Rolle zukommt“ (MNU 2003).
Literatur
Aebli, H. : Denken : Ordnen des Tuns, Bd. II : Denkprozesse. Stuttgart 1994, S. 19 ff,
Ausubel, D.P.: The use of advanced organizers in the learning and retention of
meaningful verbal material. Journal of Educational Psychology 51 (1960), S. 267-272
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anspruchsvollen Mathematikunterricht für alle. In: Falde, L. / Herget, W. (Hrsg.):
Mathematik lehren und lernen nach TIMSS – Anregungen für die Sekundarstufen.
Volk und Wissen, Berlin 2000, S. 69-78
Bruder, R.: Mit Aufgaben arbeiten. Ein ganzheitliches Konzept für eine andere Aufgabenkultur. In: Mathematik lehren, 2000, 101, S. 12-17
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung: Gutachten zur Vorbereitung des Programms „Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts“. Materialien zur Bildungsplanung und
Forschungsförderung, Heft 60, Bonn 1997
Deutsches Pisakonsortium: PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und
Schülern im internationalen Vergleich. Leske + Budrich, Opladen 2001, S. 206/207
Freiman, Th. / Schlieker, V.: Methoden-Werkzeuge. Unterricht Chemie 64/65, 2001
Freiman,Th.: Kumulatives Lernen mit Hilfe von Erschließungsfeldern. In: Biologieunterricht nach TIMSS, PdN, Heft 7/50, 2001
Freiman, Th.: Bienentanz. Abgestufte Lernhilfen unterstützen die Individualisierung.
In: Friedrich Jahresheft XXI 2003, S.96-99
Friedrich, G. u. Preiss, G.: Lehren mit Köpfchen. Gehirn&Geist 04/2002, S. 64-69
Häußler, P. / Lind, G.: BLK-Programmförderung „Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts“. Erläuterungen zu Modul I mit Beispielen für den Physikunterricht. Weiterentwicklung der Aufgabenkultur im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Kiel, IPN (1998)
Hensel, H.: Unterrichtsstörungen – na und? Pädagogik 1/2000, S. 8-12
Herget, W.: Rechnen können reicht . . . eben nicht! In: Mathematik lehren, 2000, 100,
S. 4–10
Kattmann, U.: Vom Blatt zum Planeten – Scientific Literacy und kumulatives Lernen
im Biologieunterricht und darüber hinaus. 2003
Lamprecht, J., Langlet, J., Schröder, E.: Verhaltensbiologie im Unterricht. Neue Ergebnisse – Neue Konzepte. Bd. 1 Verhaltensökologie.Köln 2002
Langlet, J.: Wissenschaft – entdecken & begreifen. Unterricht Biologie 268, 2001, S. 412
Leisen, J.: Qualitätsentwicklung des Physikunterrichts durch Weiterentwicklung der
Aufgabenkultur. MNU 54/7, 2001, S.401-405
25
Leisen, J.: Aufgabenkultur und Unterrichtschoreografie. Friedrich-Jahresheft 2003
MNU: Lernen und Können im naturwissenschaftlichen Unterricht. Denkanstöße und
Empfehlungen zur Entwicklung von Bildung-Standards in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik (Sekundarbereich I). 2003
Ralle, B.: Eine veränderte Aufgabenkultur als Herausforderung. MNU 54/7, 2001, S.
387
Roth, G.: Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? Vortrag am 20.06.2002 im
Bremer Rathaus
Schaefer, G./Manitz-Schaefer, R.: Zickzack-Lernen. Ein erfolgreicher Weg vom
Halbwissen zum Wissen. P.Lang 2002
VDBiol: Weniger (Additives) ist mehr (Systematisches). Kumulatives Lernen. Handreichung für den Biologieunterricht in den Jahrgängen 5-10. 2002
26
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