FG Greifswald Zwischenergebnis Wintervogelzählung Februar 2014 Der dritte Zähltermin der Wintervogelzählung 2012/13 hatte durchaus echten „Wintercharakter“. Vom 6. bis zum 27. Februar 2013 lag in Greifswald Schnee. Die größte Schneehöhe war am 22.2. mit 17 cm zu verzeichnen. Die tiefste Temperatur gab es am 11.2. mit -20,6 °C. Zum Zeitpunkt der Zählung lagen die Tagestemperaturen um 0 Grad und die Nachttemperaturen bei etwa – 5°C. Insgesamt also eine echte Wintersituation. Ganz anders die Situation in diesem Jahr. Bei überwiegend Sonnenschein und einer Tageshöchsttemperatur um 10°C herrschten nahezu frühlingshafte Verhältnisse. Markus meinet dann in Kommentar zu seiner Zählstrecke – statt Wintervogelzählung fast eine Siedlungsdichteerfassung. An der Zählung beteiligten sich 18 Zähler, allen ein Danke für das Mitmachen und das Übermitteln der Ergebnisse. Hier nun das Zwischenergebnis der Februar-Zählung in der Übersicht: Dez. Strecken Offenland: 14; 50,9 km; 58 Arten, 3.339 Ind.; (1,1 Art bzw. 65,5 Ind./km) Jan. Strecken Offenland: 14; 50,9 km; 54 Arten, 3.248 Ind.; (1,1 Art bzw. 63,7 Ind./km) Feb. Strecken Offenland: 14; 50,9 km; 58 Arten, 2.058 Ind.; (1,1 Art bzw. 40,4 Ind./km) Dez. Strecken Wald: 7; 25,24 km; 35 Arten; 1.028 Ind. (1,4 Arten bzw. 40,7 Ind./km) Jan. Strecken Wald: 7; 25,24 km; 29 Arten; 947 Ind. (1,1 Arten bzw. 37,5 Ind./km) Feb. Strecken Wald: 7; 25,24 km, 39 Arten; 1.093 Ind. (1,5 Arten/km bzw. 43,3 Ind./km) Dez. Strecken Stadt: 4; 9,75 km; 33 Arten; 859 Ind. (3,4 Arten bzw. 88,1 Ind./km Jan. Strecken Stadt: 5; 12,8 km; 34 Arten; 1.810 Ind. (2,7 Arten bzw. 141,4 Ind./km) Feb. Strecken Stadt: 5; 12,8 km; 38 Arten; 1.049 Ind. (3,0 Arten bzw. 82,0 Ind./km) Offenland Im Offenland wurden die 14 Strecken bearbeitet. Somit ist in dieser Zählperiode keine Strecke ausgefallen. Auf den 14 Strecken wurden 58 Arten mit 2.058 Ind. erfasst. Gegenüber der Januar-Zählung überrascht dies etwas. Bei der Erwartungshaltung „Frühling“ aufgrund der Witterung wäre eine höhere Individuenzahl zu erwarten gewesen. Die wenigsten Vögel wurden auf der Strecke Zastrow ermittelt (1,6 Arten bzw. 5,8 Ind. pro km). Die höchste Artendichte wurde auf der Strecke Gützkow (7,5 Arten/km) und die größte Individuendichte auf der Strecke Ziesetal (135,5 Ind./km) ermittelt. Wie bei den früheren Zählungen ist aber hauptsächlich der unterschiedliche Siedlungsanteil ursächlich für die weite Spannweite der Artenzahl der Offenlandzählstrecken von 7 bis 23 Arten. Ein Ausnahme bildet die Zählstrecke Gützkow westlich des Peenedammes. Diese weist zwar kaum einen Siedlungsanteil auf, hat dafür jedoch ein großes Habitatmosaik und ist deshalb mit einer Zählstrecke in der offenen Ackerlandschaft nicht vergleichbar. Mit 30 Arten war diese Strecke der Spitzenreiter. Daran, dass das Offenland trotzdem der artenärmste Lebensraum ist, hat sich in der Gesamtbewertung jedoch nichts geändert. Etwas interessanter stellt sich die Situation auf dem Artniveau dar, wenn man die Veränderungen der Dominanzen und der Abundanzen (Ind/10km) von Dez bis Feb bzw. zum Vorjahr betrachtet. S. 1 Art Amsel Kohlmeise Goldammer Feldsperling Haussperling Mäusebussard Nebelkrähe Saatkrähe Ringeltaube Stockente Wacholderdrossel Kiebitz Feldlerche DomDez DomJan DomFeb AbuDez AbuJan AbuFeb AbuFeb 2013 2% 2% 5% 1% 4% 1% 3% 4% 2% 6% 16% 0 0 3% 3% 3% 1% 4% 1% 3% 1% <1% 6% 20% 0 <1 1% 5% 3% 1% 6% 2% 2% 4% 1% 6% 3% 24% 16% 15,7 14,3 35,1 5,7 26,7 4,1 18,1 24,1 14,1 37,9 101,9 0 0 18,6 19,2 21,2 7,8 30,4 5,7 18,9 6,3 0,4 36,3 126,0 0 0,6 5,1 19,8 10,2 4,9 23,4 7,3 9,0 16,1 4,7 22,8 13,3 95,6 64,2 5,2 8,3 9,3 2,4 33,6 3,6 10,7 0,7 84,4 45,5 8,8 0 0 Bei der überwiegenden Zahl der erfassten Arten liegen die Abundanzwerte im Februar im Bereich der Werte der Januarzählung. Beispielsweise ist jedoch die Dichte der Amsel etwa auf ein Drittel der beiden davor erfolgten Zählungen gesunken. Hier hatte offenbar bereits ein Verteilung in die Brutreviere begonnen. Einen drastischen Sprung weist auch die Wacholderdrossel auf. Nachdem die Beerenvorräte in der offenen Landschaft aufgebraucht waren, sank ihre Dichte auf rund ein Zehntel des Januarwertes. Vom Mäusebussard wurden insgesamt 37 Ind. erfasst. Mit 7,3 Ind/10 km ist das die höchste Dichte in der letzten Zeit. Sehr wahrscheinlich machte sich dabei ein Zugeinfluss bemerkbar. Der Raufußbussard war im Feb mit 3 Ind. vertreten (Winter gesamt 5 Ind.). Dagegen war der Raubwürger im Feb nicht vertreten. Etwas aus dem Rahmen bisheriger Zählungen fallen auch die wenigen Gänse und Schwäne. Den Sprung in den Frühling brachten dann der Kiebitz und die Feldlerche. Während die Feldlerche auf allen Kontrollstrecken vertreten war (327 Ind. erfasst), wurde der Kiebitz nur im Ziesetal angetroffen (460 Ind.). Daraus resultiert für die für die Feldlerche drei Zählungen eine mittlere Winterabundanz (drei Zählungen) von 21,6 Ind./10 km. Ein so hohe mittlere Winterdichte hatten wir bei keiner der früheren Zählungen. Die bisher höchsten Werte wurden in den Wintern 2002/03 und 2008/09 mit 4,8 bzw. 6,4 Ind./10 km ermittelt. Wald Im Wald wurden wieder auf 7 Zählstrecken 39 Arten mit 1.093 Ind. erfasst. Die größte relative Artenzahl (10,4 Arten/km) wurde mit 25 beobachteten Arten im Wampener Wald ermittelt. Ebenso war dort die größte relative Individuenzahl mit 142,5 Ind/km zu verzeichnen. Dieser hohe Wert resultierte aus einer Ansammlung von 180 Erlenzeisigen und 60 Fichtenkreuzschnäbeln. In der Lubminer Heide wurde mit 29 Arten zwar die absolut höchste Artenzahl registriert, auf Grund der mehr als doppelt so langen Zählstrecke ergibt sich jedoch nur eine relative Artenzahl von 4,9 Arten/km. Die Schwankungen der Arten und Individuendichte im Vergleich zur Dezemberzählung sind auf den sieben Zählstrecken nicht gleichgerichtet, also mehr oder weniger zufallsbedingt. Beim Vergleich der Dominanzen und Abundanzen der drei Zählungen ergibt sich: Art DomDez DomJan DomFeb AbuDez AbuJan Buntspecht Blaumeise Kohlmeise Sumpfmeise 8% 7% 8% 2% 9% 6% 13% 4% 32,1 30,9 31,7 6,7 33,3 39,6 31,3 14,6 9% 11% 8% 4% AbuFeb 39,6 26,1 54,7 15,5 AbuFeb 2013 17,8 13,9 15,1 9,1 S. 2 Haubenmeise Tannenmeise Kleiber Erlenzeisig Wintergoldhähnchen Amsel Fichtenkreuzschnabel 2% 2% 5% 26% 6% 1,5% 18% 1% 1% 7% 6% 6% 1% 33% 2% 3% 6% 23% 3% 1% 9% 6,3 8,3 21,0 107,8 25,8 6,3 74,1 4,3 5,3 26,5 18,2 24,2 4,4 123,2 8,7 11,9 26,9 101,0 13,1 5,5 40,0 7,9 3,6 14,2 28,1 30,1 1,6 1,2 Auffällig im Vergleich zum Januar ist, dass die Dichte vieler Arten zugenommen hat, was sicher eine Folge der milden Witterung war. Bei Kohl- und Tannenmeise dürfte auch ein bessere Erfassbarkeit durch den in diesem Jahr frühen Gesangsbeginn eine Rolle gespielt haben. Auffällig ist allerdings die geringe Abundanz des Wintergoldhähnchens gegenüber den Vormonaten, aber auch im Vergleich zum Vorjahr. Ein plausible Begründung hierfür fehlt. Im Vergleich zum kalten Februar 2013 weisen erwartungsgemäß alle Arten durchweg eine deutlich höhere Abundanz auf. Ebenso ist die Spanne der Abundanz des Buntspechtes in den unterschiedlichen Wäldern wieder beachtlich (alle Zahlen Ind./km): Bsp-dez 11 Bsp-jan 12 Bsp-feb 12 Bsp-dez 12 Bsp-jan 13 Bsp-feb 13 Bsp-dez 13 Bsp-jan 14 Bsp-feb 14 Wampen 4,2 3,8 3,8 4,2 2,5 3,3 3,8 5,0 3,3 Eldena 1,4 n.e. 2,4 0,5 0,9 0,5 1,0 1,4 1,4 Wend.H 3,7 4,5 8,7 4,7 5,5 4,2 6,3 2,9 8,1 Lu-Hei 2,3 3,0 1,4 2,8 3,7 1,7 3,6 2,7 2,5 F-Died 0,4 0,9 1,1 0,4 1,8 0,4 0,7 3,1 2,7 Mittel 2,4 3,1 3,4 2,5 2,9 1,8 3,1 3,0 3,7 Auffällig ist die geringe Abundanz des Buntspechtes in der Feb-Zählung 2013. Mit nur 1,8 Ind/km war das bislang der geringste Wert. Möglicherweise war hier die Nahrung knapp geworden. Hierauf deutete auch die Präferenz von kleineren, aber fruchtragenden Fichtenbeständen auf den Zählstrecken. Der hohe Mittelwert im Feb 2014 könnte ähnlich wie bei Kohl- und Tannenmeise auch durch die früh begonnene Balzaktivität beeinflusst sein. Der hohe Wert ist aber auch deshalb auffällig, weil sowohl im Wendorfer Holz als auch im Forst Diedrichshagen die Zählstrecken im Februar durch massiven Holzeinschlag beeinträchtigt waren. Buchfink, Bergfink, Birkenzeisig waren nur sehr spärlich vertreten. Dabei überrascht besonders die sehr geringe Zahl der Buchfinken, trotz des weitgehend sehr milden Winters. Das zeigt, dass der Buchfink den Nordosten im Winter weitgehend räumt. Eine besondere Situation stellte das invasionsartige Vorkommen des Fichtenkreuzschnabels in diesem Winterhalbjahr dar. Für die Februarzählung wurden nochmals 101 Ind. gemeldet. Als „Frühjahrsvögel“ kamen in der Februarzählung nun 8 Kraniche und 10 Hohltauben mit in die Bilanz. Stadt In der Stadt wurden wie Jan wieder 5 Strecken erfasst, wobei die Zählstrecke Anklamer Landstraße die arten- und individuenreichste war. Mit 3,0 Arten bzw. 82,0 Ind./km war in der Stadt wieder, wie zu erwarten, sowohl die Individuen- als auch die Artenzahl im Vergleich der drei untersuchten Lebensräume am größten. Die entspricht auch den Erfahrungen der Vorjahre. S. 3 Nachstehend einige Ergebnisse für in der Stadt häufige Arten. Art Amsel Feldsperling Haussperling Grünfink Blaumeise Kohlmeise Ringeltaube Elster Dohle Saatkrähe Nebelkrähe DomDez DomJan DomFeb AbuDez AbuJan AbuFeb 10% 1% 21% 4% 4% 11% 4% 3% 1% 7% 6% 8% 2% 17% 3% 37,8 10% 4% 3% 3% 12% 5% 6% 3% 24% 5% 3% 10% 6% 4% 3% 8% 6% 84,6 7,0 180,1 36,8 46,9 90,5 37,8 29,9 11,9 61,7 48,8 117,2 25,0 233,1 47,1 4% 140,6 58,66 35,9 42,2 164,1 75,8 53,1 22,7 195,3 44,5 43,0 82,8 50,8 29,7 22,7 66,4 50,8 AbuFeb 2013 5,2 2,4 33,6 2,2 5,7 8,3 11,7 2,2 0,5 2,4 10,7 Gegenüber Dez und Jan mit 33 bzw. 34 Arten wurden im Feb 4 Arten mehr erfasst. Mit 38 Arten wurden im Februar knapp 80% aller bei den drei Stadt-Zählterminen ermittelten Arten erfasst. Darunter vier Arten, die seltener in der Stadt, bzw. an ungewöhnlicher Stelle angetroffen wurden. Dies waren Gänsesäger, auf dem Regenwasserteich Wendelstein, Hohltaube auf dem Wall, Haubenlerche auf dem Dach Wendelstein und das Sommergoldhähnchen. Acht Arten erreichten eine Dominanz > 5%, wobei die drei häufigsten Arten Haussperling, Kohlmeise und Stockente (wie auch im Vorjahr) 42%! der Gesamtdominanz umfassen. Die Dominanz der vier in der Stadt anzutreffenden Krähenvögel betrug nur 21% und hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig verringert. Für die Kohlmeise wurde, wie schon im Vorjahr, eine ungewöhnlich hohe Dichte registriert. Nachdem schon im Dez und Jan hohe Dichten in der Stadt gemeldet wurden, fiel sie im Feb leicht auf 82,8 Ind./10 km ab. Bei der Kohlmeise und auch bei der Amsel hatte offenbar bereits eine Abwanderung in die Brutreviere der umliegenden Wälder (oder weiter?) begonnen. Etwas überraschen war der hohe Anteil von Amselmännchen auf der Zählstrecke Anklamer Straße (77%). Für die anderen Strecken liegt leider keine Aufteilung der Geschlechter vor. Auch auf Usedom überwogen unter ziehenden Amseln die Männchen deutlich (B. Schirmeister). Ob es da Unterschiede im Zugverhalten von Männchen und Weibchen gibt, ist nicht bekannt. Überaus drastisch sind auch die Unterschiede der Abundanzen der meisten Arten, wenn man die Zählungen von Februar 2013 (bei klirrender Kälte) und Februar 2014 (bei frühlingshaftem Wetter) vergleicht. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich so selbst im Stadtbereich verändern kann. Aber gerade die Veränderungen sind ja das Spannende. Dietrich Sellin S. 4