Sc2 - Hefetransformation und Plasmidverlust

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Hefetransformation und Plasmidverlust
Sc2 - Hefetransformation und Plasmidverlust
Einleitung
Vektoren werden in der Gentechnik dazu benutzt, um zusätzliches genetisches Material in
einen bestimmten Organismus einzubringen. In unserem Fall ist dieser Organismus der
auxotrophe Hefestamm GW183/RS2 (Mat α, his3, trp1, ade2, ade8). Dieser soll in drei
parallelen Experimenten jeweils mit den Vektoren YEP und YIP (zirkulär und linearisiert)
transformiert werden. Auf diesen Vektoren befinden sich die Gensequenzen ADE8 und TRP1.
Positiv transformierte Kolonien sollen nun also einerseits in der Lage sein, auf Nährmedien
ohne Trp wachsen zu können und andererseits auf Grund des ADE8-Gens eine rote Färbung
aufweisen.
Jeder der drei verwendeten Vektoren, YEP, YIP circulär und YIP EcoR, ist durch eine
spezifische Stabilität gekennzeichnet. Wir wollen in einem weiterführenden Schritt
untersuchen, ob die durch die Plasmide eingebrachte Information der Zelle erhalten bleibt
oder nach und nach wieder verloren geht.
Kompetentmachung der Zellen
mit LiAc-Methode
Transformation
mit YIP circ.
Transformation
mit YIP EcoRV
Transformation
mit YEP
Inkubation
auf WA-trp
Inkubation
auf WA-trp
Inkubation
auf WA-trp
Einzelkolonienausstrich
Einzelkolonienausstrich
Selektion in
WA-trp flüssig
Selektion in
WA-trp flüssig
Überführen in
Vollmedium fl.
Überführen in
Vollmedium fl.
Ausplattieren auf
YPD u. WA-trp
Ausplattieren auf
YPD u. WA-trp
0502975 Helmuth HASLACHER
S. 1
Hefetransformation und Plasmidverlust
Materialien:
S. cerevisiae GW 183/RS2 (Mat α, his3, trp1, ade2, ade8)
Ylplac204-Ade8 (TRP1)
YEplac112-Ade8 (2µ-Origin; TRP1)
Carrier-DNA (einzelsträngige salmon sperm DNA)
Lithiumacetat-TE-Puffer (0,1 M LiAc, 10mM Tris.Cl pH 7,5, 1 mM EDTA)
LiAc-TE-PEG (+40% PEG)-Lösung
Steriles H2O
sterile Zentrifugenbecher
sterile Eppendorfgefäße
Eppendorf-Zentrifuge
flüssiges YPD-Medium
4 WA-Trp Platten, 1 YPD Platte, 2 WA-Trp Platten für Einzelkolonieausstrich
Selektivmedium (WA- Trp) mit 6 μg/ml Adenin
Synthetisches Vollmedium (WA) mit 6 μg/ml Adenin
Ergebnisse
Transformation mit YEP, YIP circ. und YIP EcoRV
Abb.1
Links oben: YEP auf WA-trp
Rechts oben: YIP circ. auf WA-trp
Links unten: YIP EcoRV auf WA-trp
Rote Kolonien entsprechen transformierten
TRP1,ADE8-Zellen, weiße Kolonien
entsprechen TRP1-Revertanten.
YEP YIP circ. YIP EcoRV Kontrollmedium
29
0
TRP1, ADE8 rot 591 0
82
51
110
12
TRP1, weiß
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Hefetransformation und Plasmidverlust
Transformationseffizienz bei YEP und YIP (circ., EcoRV)
Nach der Transformation und der anschließenden Inkubation bei 28 ° C können die Platten
ausgewertet werden (siehe oben). Es ist leicht ersichtlich, dass bei der Behandlung mit YEP
die höchste Transformationsrate erreicht wurde. Worauf ist dies begründet?
Zuvor muss ausgeschlossen werden, dass allein eine größere Anzahl an Zellen auf dem
Medium ausplattiert wurde. Dazu wird die Anzahl der TRP1-Revertanten verglichen. Der
Prozentsatz dieser spontanen Mutanten sollte nämlich auf allen drei Platten annähernd gleich
sein. Wir zählen hier sogar eine höhere Revertantenzahl bei YIP EcoRV als bei YEP, die
Größenordnung bleibt mit ~102 jedoch gleich – ein Fehler bei der Ausplattierung ist also
unwahrscheinlich.
Der Grund für die effizientere Transformation liegt wohl darin, dass bei einer Behandlung mit
YIP erst eine homologe Rekombination stattfinden muss, damit die genetische Information
realisiert werden kann. YEP muss dagegen nur in die Zelle aufgenommen werden, TRP1 wird
direkt auf dem Plasmid abgelesen und verwirklicht. Da eine Transformation und
anschließende homologe Rekombination eine geringere Wahrscheinlichkeit als einzig eine
Transformation allein, können wir auf der mit YEP transformierten Platte um den Faktor
2 x 102 mehr TRP1 ADE8 Kolonien zählen als auf der mit YIP behandelten Platte.
Keine Transformanten erzielte das Experiment bei der Verwendung von zirkularisierten YIPVektoren. Auch hier befindet sich die Revertantenzahl in guter Relation zu YIP EcoRV und
YEP, also kann das Ergebnis als statistisch relevant befunden werden. Die unzureichende
Effizienz ist darauf zurückzuführen, dass zur Transformationswahrscheinlichkeit wiederum
die homologe Rekombinationswahrscheinlichkeit hinzukommt. Diese ist bei zirkulären
Molekülen so gering, dass sie im Zuge unseres Versuches nicht detektiert werden kann.
Unterschiede in der Revertantenzahl
Es ist jedoch auch interessant, sich die Revertantenzahl auf der Kontrollplatte vor Augen zu
halten. Auf dieser wurden unbehandelte Zellen des Stammes GW 183/RS2 (Mat α, his3, trp1,
ade2, ade8) auf WA-Trp ausplattiert. Dies dient der Kontrolle, ob die verwendeten Zellen
auch wirklich die benötigten trp1 ade2 ade8-Auxotrophien aufweisen. Hier finden wir nur 12
Revertanten, dass sind um den Faktor 5-11 weniger als bei Kolonien, deren Ursprungszellen
zuvor den Transformationsprozess mitdurchlaufen haben.
Es muss jedoch beachtet werden, dass von der ursprünglichen Menge der Übernachkultur
GW 183/RS2 nur 50 µl auf WA-trp ausplattiert worden sind, wohingegen jeweils 1,5 ml, also
die 30-fache Menge, für die Transformationsexperimente verwendet wurden. Man kann nun
auch argumentieren, dass wahrscheinlich eine große Zellzahl während der
Transformationsprozedur zerstört worden ist. Dem wird wahrscheinlich auch so sein, denn es
wäre nämlich eine weit größere Zahl an spontanen Mutanten bei den behandelten Zellen zu
erwarten. Diese sind nämlich im Zuge der Kompetentmachung und dem damit verbundenen
Heat-Cold-Treatment großem Stress ausgesetzt gewesen, was im Normalfall die
Mutationsrate beeinflusst.
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Hefetransformation und Plasmidverlust
Sektorierung bei Kolonien, die mit YEP transformiert worden sind
Abb. 2
Neben roten (ADE2, ADE8,
TRP1) und weißen (ADE2,
TRP1) können auch
segmentierte rot-weiße
Kolonien entdeckt werden.
Bei Kolonien, die mit YEP vorbehandelt worden sind, können neben den transformierten
roten und den revertierten weißen auch solche gefunden werden, welche eine rot-weiße
Sektorierung aufweißen. Nun muss untersucht werden, auf welches Phänomen dies
zurückzuführen ist. Dazu können zwei Modelle aufgestellt werden:
1) Nachträgliche Mutationen in ADE8 auf dem Plasmid färben einzelne Zellen einer
Kolonie weiß. Da sie weiterhin TRP1 bleiben, können sie sich teilen und bilden weiße
Sektoren in ursprünglich roten Kolonien.
2) Während der Zellteilung und der damit verbundenen Seggregation von YEP werden
diese nach und nach in einzelne Zellen durch zufällige Konstellationen nur mehr
spärlich bzw. gar nicht mehr weitervererbt. So entstehen Zellen ohne Plasmid (ade8,
trp1), die sich aber trotz ihrer trp1-Auxotrophie vermehren können, da sie sich in einer
Kolonie von TRP1-Zellen befinden, die genügend Trp in die Umgebung abgeben und
somit die Zellen, die das Plasmid verloren haben, mitversorgen.
Das erste Modell ist leicht zu widerlegen: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass bei YEP
spontane Mutationen in ADE8 zu weißen Zellen führen, da dieses Plasmid durch seinen 2µOrigin normalerweise in hoher Kopienzahl vorliegt. Auch wenn diese nach und nach
ausseggregiert werden können kann bemerkt werden, dass derartige Segmentierungen nur bei
Kolonien zu finden sind, die YEP enthalten. Kolonien mit YIP sind einfärbig und nicht
segmentiert. Würde es also eine hohe Mutationsrate in ADE8 geben, sollte es auch bei
Kolonien, die mit YIP transformiert wurden, ade8-Zonen geben (Schweyen 2006(1), S. 33).
Also scheint das zweite Modell als das wahrscheinlichste. YEP wird also zufällig bei
manchen Zellteilungen asymmetrisch verteilt und verschwindet so in diesen Zelllinien. Da ihr
Umfeld genügend Trp produziert, können diese obgleich ihrer trp1-Mutation wachsen und
weiße Bereiche in roten Kolonien bilden.
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Hefetransformation und Plasmidverlust
Plasmidverlust in Vollmedium
Nachdem die Kulturen GW183/RS2 YEP (ADE8, TRP1) bzw GW183/RS2 YIP EcoRV (ADE8,
TRP1) nach dem Entfernen des Backgrounds in flüssigem WA-trp wieder in Vollmedium
überführt worden und dort angewachsen sind, wurde eine Zellmenge von jeweils ca. 200-500
Zellen auf YPD und WA-trp ausplattiert. Folgende Kolonien konnten gezählt werden:
Medium YPD
Rote Kolonien
Weiße Kolonien
Medium WA-trp
Rote Kolonien
Weiße Kolonien
GW183/RS2 YEP
64
42
GW183/RS2 YEP
81
0
GW183/RS2 YIP EcoRV
91
1
GW183/RS2 YIP EcoRV
78
0
Auf YPD bildet eine Kolonie des Stammes GW183/RS2 YIP EcoRV weiße Zellen. Da ein in
das Chromosom integriertes Plasmid nicht durch Seggregation verloren gehen kann, muss die
ursprüngliche Zelle, aus der die Kolonie entstanden ist, in ADE8 mutiert sein.
Der Stamm GW183/RS2 YEP hingegen bildet auf YPD 42 weiße Kolonien. Diese können nun
entweder durch Mutation auf YEP zu ade8 revertiert sein, oder sie haben das Plasmid durch
asymmetrische Seggregation nach und nach verloren. Um eine sinnvolle Aussage über den
prozentuellen Gehalt and Kolonien mit Plasmidverlust und revertierten Kolonien zu treffen,
sehen wir uns den Stamm GW183/RS2 YEP auf WA-trp an. Die Zellzahl auf den beiden
Platten (YPD bzw. WA-trp) ist mit ~10² in einem vergleichbaren Verhältnis. Auf WA-trp
können Kolonien, deren Ursprungszelle das Plasmid verloren hat, nicht wachsen, da ihnen die
Aminosäure Trp fehlt. Daher müssten mögliche weiße Kolonien YEP beinhalten, um mit
TRP1 die fehlende Aminosäure synthetisieren zu können. Lediglich in ADE8 auf YEP darf es
zu einer Mutation kommen, die nicht lethal ist und zur weißen Färbung führt. Auf WA-trp
gibt es keinen derartige Mutante, daher kann auch die Wahrscheinlichkeit, dass unter den 42
weißen Kolonien auf YPD eine ADE8-Mutante vorliegt, ausgeschlossen werden. Die 42
Kolonien haben also mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Plasmid im Zuge der Seggregation in
nicht selektivem Vollmedium verloren. Also kann der Plasmidverlust wie folgt berechnet
werden:
64 (ADE8) + 42 (ade8) = 106;
42 (ade8) / 106 = 39,6 % Plasmidverlust.
In der beigelegten Tabelle sind die Ergebnisse aller Gruppen einzusehen, die an dem Versuch
teilgenommen haben
(http://www.univie.ac.at/gem/students/SS06/MolBio_UE1/ergebnisse/Sc2%20b%20Auswertu
ng%20Sc2b.doc).
Diskussion der Ergebnisse
Ein Plasmid bedeutet für eine Zelle nicht vorrangig einen evolutionären Vorteil. Die
Realsierung von genetischer Information, die sich auf diesem befindet, kostet den Organismus
eine Vielzahl Ressourcen. Ein Vorteil besteht also nur, wenn ein Selektionsdruck auf
bestimmte Marker auf dem Plasmid ausgeübt wird. In unserem Fall ist YEP (TRP1) in WAtrp-Medium lebensnotwendig. Überführt man die Kultur jedoch in YPD-Vollmedium, können
nun auch solche Zellen wachsen, welche auf Grund asymmetrischer Seggregation nach und
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Hefetransformation und Plasmidverlust
nach das episomale Erbgut verloren haben. Betrachten wir die Ergebnisse aller Gruppen,
können wir sehen, dass es eine große Spanne an prozentualem Plasmidverlust gibt.
Man könnte annehmen, das dieser in direktem Zusammenhang zur Generationszahl in YPD
steht. D.h., Zellen, die öfter die Möglichkeit hatten, sich zu teilen, hatten auch öfter die
Möglichkeit, YEP zu verlieren. Dies lässt sich jedoch aus den Daten nicht entnehmen.
Womöglich waren die ursprünglichen Kopienzahlen des Plasmids in den Zellen zu
unterschiedlich, um darüber Aussagen treffen zu können.
Die Ergebnisse meiner Gruppe befinden sich im Bezug auf den prozentuellen Plasmidverlust
im oberen Bereich. Anzumerken wäre, dass die Daten wohl aussagekräftiger gewesen wären,
wenn wir auf den Platten mehr als 10² Zellen vorgefunden hätten. Unsere ursprünglichen
Berechnungen ließen vermuten, dass rund 200-500 Zellen auf WA-trp bzw. YPD überführt
worden sind. Wahrscheinlich wurde diese Zahl durch verschiedene Ungenauigkeiten (Kein
guter Durchschnitt auf Counting-chamber, zu heiß ausplattiert, etc.) verfälscht.
Fortführend könnte ermittelt werden, welche Faktoren den Plasmidverlust beeinträchtigen. Es
könnte z.B. der Origin des Plasmides verändert werden, um höhere Kopienzahlen zu erhalten.
Auch wäre es sinnvoll, andere Plasmide mit stablierem Charakter zu testen um damit
Vergleiche aufstellen zu können. Hier würde sich der Einsatz von YCP bzw. YAC anbieten
(Schweyen, 2006, S. 23ff).
Literatur
Schweyen, Rudolph/Graschopf, Anton (2006): Allgemeine Biologie. Übungen I – Mikroorganismen. Unter:
https://www.univie.ac.at/gem/skripten/Daten/Graschopf/AB1/AB%20I%20Mikroorganismen_2006-07.pdf
Stand: 10.01.2007
Schweyen, Rudolph (2006): Gentech 2. Skriptum für VO-AMG.Unter:
https://www.univie.ac.at/gem/skripten/Daten/Schweyen/AMG/AMG-5-Gentech.2-06.pdf Stand: 10.01.2006
http://www.univie.ac.at/gem/students/SS06/MolBio_UE1/ergebnisse/Sc2%20b%20Auswertung%20Sc2b.doc
Stand: 10.01.2006
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