Zusammenfassung Folien Würth

Werbung
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 1:
Was ist Sportpsychologie?
Definitionsansätze Sportpsychologie



Sportpsychologie ist die angewandte Wissenschaft, die sich mit dem Verhalten und
Erleben (sowie deren Ursachen und Folgen) von Menschen beschäftigt, welche dem
Sport aktiv oder passiv verbunden sind.
Sportpsychologie untersucht die psychischen, psychosomatischen und
psychosozialen Bedingungen, Abläufe und Folgen sportbezogenen Handelns und
leitet daraus Möglichkeiten zu deren systematischen Beeinflussung ab.
Sport and exercise psychology is the scientific study of people and their behaviors in
sport and exercise activities and the practical application of that knowledge.
Gemeinsame Kriterien:
 Sport und Bewegung
 Psychologische Einflüsse auf Verhalten und Erleben in Sport und Bewegung
 Psychologische Effekte durch Sport und Bewegung
Grundverständnis der Sportpsychologie (Schema)
Psychologie
:: Grundlagengebiete
:: Anwendungsgebiete
:: Methodik
Sportpsychologie
:: Forschung
:: Lehre
:: Anwendung
Sportwissenschaft
:: Übergreifende Themen
:: Einzelwissenschaften
Sportpraxis
:: Grundorientierung
:: Praxisfelder
:: Tätigkeitsbezüge
Grundfrage: drei Ebene, zwei Richtungen
Grundfragen Ebene 1:
 Wozu (Motivation) werden
 welche Informationen
 wie aufgenommen (Wahrnehmung),
 gespeichert (Gedächtnis),
 verarbeitet (Denken),
 bewertet (Emotionen) und
 in Handlungsvorsätze umgesetzt (Volition)?
Grundfragen Ebene 2:
 Was von diesem Geschehen erleben wir in welcher Form (Bewusstsein)?
o
Worauf kann ich bei Bewegung achten?
o Woran merke ich, dass ich mich besonders ärgere oder, dass ich unter Druck bin?
o
…
1
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Grundfragen Ebene 3:
 Welche Ansichten entwickeln wir über uns (Selbstreflexion), Sachverhalte und
andere?
o
Selbstkonzept
o
Körperkonzept
o
Einstellungen
o
…
Zwei Richtungen
1. Wie beeinflussen psychische Faktoren die sportliche Leistung?
o
Wie beeinflusst Angst die Treffsicherheit eines Basketballers beim Freiwurf?
o Wirkt sich ein geringes Selbstbewusstsein auf die Fähigkeit eines Kindes aus,
Schwimmen zu lernen?
o
Wie beeinflusst das Trainerverhalten den Zusammenhalt eines Teams?
2. Wie beeinflusst die Teilnahme an Sport und Bewegung Merkmale wie psychische
Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden, Persönlichkeit,…?
o
Reduziert Joggen Angst und Depressionen?
o
Wird durch sportliche Aktivität das Selbstwertgefühl eines Kindes erhöht?
o
Verändert regelmäßiges Sporttreiben die Persönlichkeit?
Ziele und Grundaufgabe
Ziele der Sportpsychologie:
 Wissenschaftliche Diagnose bzw. Beschreibung (Deskription)
 Erklärung (Explikation)
 Vorhersage (Prädikation) von Verhalten und Erleben
 Wissenschaftlich begründete Beeinflussung (Inervention) im bereich Sport und
Bewegung
Grundaufgabe von SportpsychologInnen
 Forschung: Theorieentwicklung, Methodenentwicklung, Empirische Forschung
 Lehre: Systematisierung, Zielgruppenorientierung,… (zB. Ausbildung an
Universitäten, Fortbildung in Sportverbänden,…)
 Praxis/Beratung: Informieren, beraten, betreuen, begleiten (zB. Im Spitzensport, in
der Rehabilitation)
Anwendungsfelder der Sportpsychologie und Beispiele



Leistungssport/ Spitzensport
o Warum kann eine 17-jährige Sportlerin, die mehrmals täglich trainiert und im
Training konstant ihre Leistung bringt, diese im Wettkampf nicht umsetzen?
o Also welche psychischen Fähigkeiten und Kompetenzen werden im Wettkampf
benötigt?
Gesundheitssport
o Warum schafft ein schwer übergewichtiger Mann, dem schon mehrmals vom Arzt
ans Herz gelegt wurde sich körperlich zu betätigen, nicht, bei einer
Walkinggruppe dabeizubleiben?
o Welche Kompetenzen muss diese Person erwerben, um sportlich aktiv zu werden
zu können und wie kann das unterstützt werden?
Freizeit- und Erholungssport
o Was bewegt Menschen dazu, in ihrer Freizeit Sport zu betreiben? Warum
bevorzugen dabei die einen diese Sportart, die anderen jene?
o Warum gehen immer mehr Personen scheinbar extreme Risiken bei sportlicher
Betätigung ein?
2
Grundlagen der Sportpsychologie



SS 2006
Rehabilitativer und (psycho)therapeutischer Sport
o Welche Funktion haben sportliche Aktivitäten in der Therapie und Rehabilitation
psychisch beeinträchtigter und psychosomatisch erkrankter Menschen?
o Welcher Zusammenhang besteht zwischen körperlicher Aktivierung und
psychischen Funktionen?
Sportmanagement
o Wie könnte man bei einem Streit im Fußballverband zwischen Trainer unf
Funktionen psychologisch intervenieren?
o Wie funktionieren Sportsysteme und wie kann man diese verändern?
Schulsport
o Welche Bedeutung hat die psychische und soziale Entwicklung für die Erstellung
von Lehrplänen und die Gestaltung des Sportunterrichts?
Geschichtlicher Abriss









1898, USA: N. Triplett publiziert die erste Studie zum Einfluss von Zuschauern auf
sportliche Leistung
1920, Berlin: R.W. schulte baut das „sportpsychologische Laboratorium“ auf -> erste
Publikation im deutschsprachigen Raum
1921-31: C. Griffith publiziert 25 Forschungsartikel zu sportpsychologischen
Problemstellungen. Er gilt als Vater der Sportpsychologie in den USA
1965, Rom: Erster Weltkongress der Sportpsychologie, Gründung der International
Society of Sport Psychology (ISSP)
1969: Gründung der Arbeitsgemeinsacht für Sportpsychologie der Bundesrepublik
Deutschland und der Fédération Européenne de Psychologie des Sports et des
Activités Corporelles
1970: International Journal of Sport Psychology
1979: Journal of Sport Psychology
1987: erste deutschsprachige Fachzeitschrift „Sportpsychologie“
1987: American Psychological Association Division 47 wird entwickelt
Heute:
 Weitere Etablierung sportpsychologischer Forschung und Praxis weltweit
 Sportpsychologische Internetforen
 European Master Degree in Exercise and Sport Psychologie
 Curriculum „Fortbildung in Sportpsychologie“
 Österreichisches Bundesnetzwerk Sportpsychologie
3
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 2:
Motivation I und II
Begriff und Definition von Motivation und Motiv
Begriff:
 „movere“: bewegen, in Bewegung sein
 „motus“: bewegt, angetrieben
 Was bewegt und etwas zu tun oder nicht zu tun?
Definitionen:
 Motive sind situationsüberdauernde, zeitlich überdauernde und
persönlichkeitsspezifische Wertungsdispositionen
 Der Prozess der Motivanregung wird Motivierung genannt, das Ergebnis dieser
Motivierung die Motivation.
 Motivation is the direction and intensity of effort.
Motivation bedeutet
 Zielausrichtung: auf Situationen, von denen man sich angezogen fühlt
 Intensität: wie viel Anstrengung wird in die Aktivität investiert
 Aktivierung: wie vielAnstrengung wird investiert, dass Verhalten in Gang kommt
 Das Ergebnis aus situativen Anreizen und Personmerkmalen (Motiven) =>
Interaktion!
Motiv und Motivation
 Sind „hypothetische Konstrukte“
 werden durch den Prozess der Motivierung ineinander überführt
 können in verschiedenen Grundsituationen klassifiziert werden
Kognitiv-handlungstheoretischer Ansatz
Der Mensch
 plant,
 entscheidet,
 ist auf die Zukunft gerichtet,
 setzt sich Ziele, die er erreichen will
Er handelt
 routinemäßig (Gehen)
 „auffällig“ (Foulspiel)
Grundsituationen
Sind zum Beispiel:
Leistung -> Leistungsmotiv
Anschluss -> Anschlussmotiv
Macht –> Machtmotiv
Agression -> …
Angst -> …
4
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Drei Theorien der Leistungsmotivation und ihre Aussagen zu leistungsmotiviertem
Handeln im Sport
a. Risikowahl-Modell von Atkinson
b. Attribution-Modell (Weiner)
c. Theorie der Zielorientierung
Ad a. Risikowahl-Modell
Grundannahmen:
 2 grundlegende Tendenzen
o
Motiv, Erfolg zu erzielen (Hoffnung auf Erfolg)
o
Motiv, Misserfolg zu vermeiden (Furcht vor Misserfolg)
 Es gibt „erfolgszuversichtliche“ und „misserfolgsängstliche“ Personen
 Jede Aufgabe besitzt einen bestimmten Anreizwert
 Für jede Aufgabe gibt es eine subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit
Erfolgszuversichtliche:
 Suchen Leistungssituationen auf
 Suchen Herausforderung
 Wählen mittelschwere Aufgaben
 Erwarten eher Erfolg
 Antizipieren den Stolz auf den Erfolg
 Haben positive Affektbilanz
 Leisten besser/gleich gut unter Druck
Misserfolgsängstliche:
 Meiden Leistungssituationen
 Wählen leichte oder zu schwerde Aufgaben
 Sehen eher die Gefahr des Scheiterns
 Vermeiden Risiken
 Befürchten eher die Beschämung des Misserfolgs
 Haben eine negative Affektbilanz
 Leisten schlechter unter Druck
Ad b. Attributions-Modell
Grundannahmen:
 Menschen schreiben Ereignissen Ursachen zu (= Kausalattribution)
o
Warum habe ich gewonnen?
o
Warum habe ich verloren?
 Die Ursachenzuschreibung erfolgt in vier Kategorien
Vier Felder Schema der Attribution
zeitlich
stabil
variabel
Beeinflussungsbereich
internal
Begabung/ Fähigkeit
Anstrengung
external
Aufgabenschwierigkeiten
Äußeres Ereignis
Wer attribuiert wie?
 Erfolgszuversichtliche: führen Erfolg auf eigene Fähigkeit, Misserfolg auf mangelnde
Anstrengung zurück
 Misserfolgsängstliche: führen Erfolg auf äußere Umstände (Glück), Misserfolg auf
mangelnde Fähigkeit zurück
5
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Ad c. Theorie der Zielorientierung
Zielorientierungen:
 Menschen streben unterschiedliche Leistungsziele an:
o Leistungsgüteziele (task goals, Aufgabenorientierung,…)
o Wettbewerbsziele (ego goals, performance goals,…)
 Beide Zielorientierungen sind prinzipiell unabhängig voneinander!
Leistungsgüteziele:
 Aufgaben werden um der Herausforderung willen angestrebt
 Ziel: Verbessern der eigenen Fähigkeiten/ Fertigkeiten bzw. bisherigen Leistung
 Bezugsnorm: individuell (eigener Leistungsstand)
Wettbewerbsziele:
 Aufgaben werden angestrebt, um andere zu übertreffen
 Ziel: besser sein als andere
 Bezugsnorm: sozialer Vergleich
Erkenntnisse aus der Theorie der Zielorientierung:
 Task goals sind stärker ausgeprägt als ego goals
 Hohe task orientation geht mit positiver, intrinsischer Motivation einher -> „um der Sache
selbst Willen“
 Task orientation sollte stärker gefördert werden als ego!
Zusammenfassung:
Hochmotivierte
Erfolgszuversichtlich
Wenig misserfolgsängstlich
Positive Affektbilanz
Suchen mittelschwere Aufgaben
Bessere/gleiche Leistung in
Bewertungssituation
Risikowahl-Modell
Niedrigmotivierte
Misserfolgsängstlich
Wenig erfolgszuversichtlich
Negative Affektbilanz
Suchen leichte oder zu schwere Aufgaben
Schlechtere Leistung in
Bewertungssituationen
Attribution-Modell
Erfolg = aufgrund instabiler, externaler
Faktoren
Fehler = aufgrund internaler, stabiler
Faktoren
Leistungen unterliegen der subjektiven
Leistungen außerhalb der subjektiven
Kontrolle („wenn ich will, dann schaff ich
Kontrolle
das!“)
Erfolg = aufgrund internaler, stabiler
Faktoren
Fehler = aufgrund instabiler Faktoren
Zielorientierung
Bevorzugen task goals
Bevorzugen ego goals
Haben hohes Selbstkonzept eigener
Haben eher niedriges Selbstkonzept
Fähigkeiten
Zeigen höhere Persistenz (Dabeibleiben)
Neigen zu vorzeitigem Abbruch einer
Handlung
6
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Was folgt daraus:







Schwierigkeitsgrad der Aufgabe
o Herausfordernd, aber realistisch
o Wahlmöglichkeiten geben
o Mittlere Schwierigkeit (subjektiv)
Betonung der Leistungsgüteziele
Weniger starke Betonung von Wettbewerbszielen
Vermittlung günstiger Attributionsmuster
o Erfolg = aufgrund Fähigkeit
o Misserfolg = aufgrund mangelnder Anstrengung oder auch mal externaler Ursachen
(Pech)
Positive Affektbilanz erhöhen
o Mehr Freude nach Erfolg als Enttäuschung nach Misserfolg
Wettbewerbsziele an Können der Athleten anpassen
Darauf achten, wann Wettbewerbsziele angemessen sind
Komponenten des Flow
Flow:
Das reflexionsfreie gänzliche Aufgehen in einer glatt laufenden Tätigkeit, die man trotz hoher
Anforderungen unter Kontrolle hat.
Komponenten des Flow:
 Passung zwischen Fähigkeit und Anforderung auf hohem Niveau (Kontrolle unter
optimaler Beanspruchung)
 Anforderungen und Rückmeldungen klar und ohne Interpretationsnotwendigkeit;
eingegrenztes Stimulusfeld
 Der Handlungsablauf ist glatt, folgt eigener Logik
 Die Konzentration kommt wie von selbst, nicht willentlich erzwungen
 Zeiterleben stark verändert (meist vergeht Zeit viel schneller)
 Verschmelzen vom Selbst und Tätigkeit; kein bewusstes Erleben meiner selbst mehr
(tiefer Flow); Aufgehen in der Tätigkeit
Das MAARS-Modell: Variablen und Erkenntnisse



Motivation zu Aneignung und Aufrechterhaltung regelmäßiger Sportaktivität
Modell, das im Gesundheits-/Freizeitsport entwickelt wurde
Empirisch überprüft an einer Berliner Stichprobe
Erkenntnis aus dem MAARS-Modell:




Modell erklärt nur die Sportteilnahem in der Altersklasse 41-70 Jahre
Guter Erklärungswert für die Intention
Weniger gut für die Sportteilnahme selbst
Wichtigster Einflussfaktor auf Sportmotivation: Barriere-Erwartungen
7
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Sportteilnahme
Soziale Unterstützung
Selbstwirksamkeit
Intention
Barriere - Erwartung
Vulnerabilität
Änderungsdruck
Gesundheitserwartung
Das Rubikon-Modell: motivationale und volitionale Phasen
Motivation und Volition


Welche Rolle spielen Willensprozesse in der Motivationspsychologie?
o Wozu tu ich irgendwas? -> Motivation = Auswahl eines Zieles
o Wie führ ich das dann aus? -> Volition = Umsetzung dieses Zieles
Motivation – Intentionsbildung – Volition
Rubikon
Motivation
prädezisional
Volition
präaktional
Volition
aktional
Motivation
postaktional
wählen
planen
handeln
bewerten
Fazit-Tendenz
FiatTendenz
Intentions
bildung
Intentions
initiierung
Intentions
desaktivierung
Motivation prädezisional
 Abwägen von Handlungsalternativen
 Fazit-Tendenz: Tendenz, bei diesem Abwägen zu einem Ende (Entschluss) zu kommen
 Resultat: Intention (Rubikon überschritten)
Volition präaktional
 Gelegenheit und/oder Zeitpunkt der Handlungsinitiierung wird hergestellt/erwartet
 Bildung von Vornahmen
 Fiat-Tendenz: Intentionen drängen nach Umsetzung
 Ergebnis: Handlungsinitiierung
Volition aktional:
 Intention wird realisiert = Handlung
 Anstrengung zur Erreichung des Handlungsergebnisses
 Resultat: Handlungsziel erreicht = Intentionsdesaktivierung
8
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Motivation postaktional:
 Bewertung des Handlungsergebnisses
 Handlungsziel erreich: Ja= Intentionsdesaktivierung, Nein = Kausalattribuierung
 Entscheidung: Intention weiterverfolgen oder revidieren?
 Bei Misserfolgen: oft Perseveration, Beeinträchtigung nachfolgender Handlungen
(degenerierte Intention)
Zusammenfassung:
 Prozessmodell, das verschiedene Phasen oder Stadien unterscheidet
 Klassiker in der deutschen Motivationsforschung
 Wurde als Basis für Modelle verwendet, die speziell im Sport entwickelt wurden
9
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 3:
Lernen
Begriff Lernen und Abgrenzung zu anderen Begriffen
Lernen = bewusster Erwerb von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten etc. unter mehr oder
minder großer Anstrengung
Beispiel: Lernen von Lesen, Rechnen, Schreiben,…
Definition psychologischer Lernbegriff:
Mit Lernen wird ein Vorgang bezeichnet, der aufgrund der Aufnahme, Verarbeitung und
Speicherung von Informationen zu relativ stabilen Änderungen im Verhaltenspotential einer
Person führt.
Lernen schließt aus:
Änderungen durch Wachstum oder Reifung (Laufen lernen) bzw. biologische
Anpassungsprozesse
Kurzfristige, reversible Änderungen durch Ermüdung, Drogenkonsum, Krankheit, etc.
Lernen durch Konditionierung (klassisch, instrumentell, operant)
2 bedeutende Lernprinzipien:
 Klassisches Konditionieren (Iwan Pawlow, John Watson und Rosalie Rayner)
 Instrumentelles Konditionieren, Operantes Konditionieren (Edward Thorndike, Burrhus
Frederik Skinner)
Ad Klassisches Konditionieren
Prinzip:
Eine Reaktion kann durch einen vormals neutralen Stimulus ausgelöst werden, wenn dier
Stimulus zusammen mit dem eigentlichen Stimulus dargeboten wird.
Wichtig:
 Zeitliche Nähe der beiden Stimuli
 Häufigkeit der gekoppelten Darbietung
 Wirkung des so konditionierten Stimulus lässt nach, wenn der Stimulus wiederholt allein
dargeboten wird.
Beispiel: der kleine Albert (klassische Konditionierung) , der kleine Peter
(Gegenkonditionierung)
Ad Instrumentelles Konditionieren
Welchen Effekt hat die Konsequenz eines Verhaltens auf genau dieses Verhalten?
Law of effect (nach Thorndike): Ein Verhalten, das eine angenehme Konsequenz hat, wird
wiederholt (und umgekehrt)
Prinzip:
Verhaltensweisen oder Reaktionen, die bestimmte Folgen haben, dienen als Mittel oder
Instrument, die Wiederholung dieses Verhaltens zu verstärken oder zu entmutigen (=
Instrumentelles Lernen)
Wichtig:
 Instrumentelles Verhalten IV wird durch Konsequenz geformt K
 Vorausgehende Stimuli gelten als Hinweisreize SD
 SD – IV -> K
10
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Ad Operantes Konditionieren
Begriff des operanten Konditionierens:
 Von Bedeutung sind allein unmittelbar beobachtbare Reize, Reaktionen und die
Auswirkungen von Verstärkern
 Kontingenz = Beziehung zwischen Verhalten und Konsequenz (wie wahrscheinlich tritt
dieselbe Konsequenz bei einem Verhalten auf)
 Differenzierte Betrachtung von Konsequenzen
Verschiedene Konsequenzen:
Angenehme Konsequenz
Unangenehme Konsequenz
Keine Konsequenz
Darbietung
Entzug
Positive Verstärkung
Negative Bestrafung
Positive Bestrafung
Negative Verstärkung
Löschung (Extinktion)
Formen von Verstärkern:
 Primäre Verstärker: Konsequenzen, die angeborene Bedürfnisse befriedigen
(Zärtlichkeit, Nahrung,…)
 Sekundäre Verstärker: ursprüngliche neutrale Konsequezen, die durch Koppelung mit
primären Verstärkern verstärkende Wirkung erhalten (Geld,…)
Arten von Verstärkern:
 Materiell
 Sozial
 Aktivität
 Informativ
Anwendung von Verstärkern:
 Verstärkung unmittelbar nach dem Verhalten erzielt die beste Wirkung
 Zwei Grundmuster:
o kontinuierliche Verstärkung (immer)
o Intermittierende Verstärkung (gelegentlich)
Modelllernen
Prinzipien des Modelllernens:
 Es können komplexe Verhaltensweisen gelernt werden, nicht nur einzelne Reaktionen
 Modelle können real beobachtet werden (konkrete Personen), aber auch symbolisch (zB.
Im Film, Büchern)
 Man muss unterschiedne zwischen Aneignung neuer Verhaltensmuster und der
Ausführung
3 Effekte:
 Der Beobachter erwirbt neue Verhaltensweisen (neue Reaktionen, Neukombinationen
bekannter Reaktionen,…)
 Bereits erlernte Verhaltensweisen werden verstärkt oder gehemmt (je nachdem, welche
Konsequenzen das Modell erfährt)
 Bereits gelerntes Verhalten wird ausgelöst
Interaktion von 4 Subsystemen:
 Aufmerksamkeit
 Gedächtnis
 Motorische Reproduktion
 Verstärkung und Motivation
11
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Lernen am Modell ist am wirksamsten, wenn
 das Modell dem Beobachter ähnlich ist (Geschlecht, Alter, Herkunft,…) und emotional
positiv verbunden
 das Modell Prestige, Macht und Intelligen verkörpert
 klare, gut erkennbare und nicht zu komplexe Verhaltensmuster ausreichend lange
präsentiert werden
 der Beobachter die notwendigen kognitiven Voraussetzungen mitbringt
Reale vs. Symbolische Modelle:
+ reale Modelle: spontan, flexibel einsetzbar, echt
- reale Modelle: kann auch unerwünschtes Verhalten zeigen (Angst)
+ symbolische Modelle: genau präparierbar, beliebig oft wiederholbar
- symbolische Modelle: kann künstlich wirken
12
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 4
Kognitionen
Definition und Teilkomponenten
Definition:


„cognoscere“: erkennen, kennen lernen
Kognition ist ein Sammelbegriff für alle Prozesse des Wahrnehmens, Denkens, des
Erkennens, des Sich-Vorstellens, des Sich-Erinnerns und des Sprechens.
Kognitive Teilkomponenten:



Info-Aufnahme: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Konzentration
Info-Verarbeitung: Denken, Problem lösen, Entscheiden
Info-Speicherung: Gedächtnis, mentale Vorstellungen
Wahrnehmung (Perzeption)
Vorgang und Ergebnis der Reizverarbeitung. Das Ergebnis ist ein Abbild objektiv-realer
Umwelt und der eigenen Person (Innenwelt)
3 Aspekte der Wahrnehmung:
 Physikalische Perspektive
 Physiologische Perspektive (visuell, akustisch, olfaktorisch, taktil, kinästhetisch)
 Psychologische Perspektive
Wahrnehmung aus psychologischer Sicht:
 Aufnahme von Info über Sinnesorgane
 Verarbeitung der Info zu bewussten Wahrnehmungserlebnissen
 Selektion
o Ergänzungen fehlender Info
o Weglassen überflüssiger Info
o Raum-zeitliche Ganzheit
 Interpretation
Gestaltpsychologischer Ansatz:
 Das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Teile
 Wahrnehmung einzelner Teile wird zu einer Gestalt zusammengefügt
 Dies geschieht nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten
 Einige Gesetze sind von zentraler Bedeutung
o Gesetz der Nähe: Elemente, die nah beieinander sind, werden zu Einheiten
organisiert
o Gesetz der Ähnlichkeit: Einander ähnliche Elemente erscheinen zusammengehörig
o Gesetz der Geschlossenheit: nicht vorhandene Teile werden auf Basis des
Erfahrungswissens ergänzt
o Gesetz der guten Gestalt: Ergebnis der Wahrnehmung ergibt eine möglichst
einfache, einprägsame, deutliche und regelhafte Gestalt
Interpretation:
Wahrnehmung ist
 Ergebnis einer Schlussfolgerung
 Aktiv
 Abhängig von realen Infos
 Abhängig von subjektiven Einflüssen
13
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Aufmerksamkeit/Konzentration: Vier Felder Schema
Aufmerksamkeit:
 Bündelung der Wahrnehmung
 Ausrichtung auf ein Objekt
Konzentration:
 Gesteigerte Aufmerksamkeit
 Fokussierung auf engeren Ausschnitt (oft bewusst)
Weiter Aspekte der Aufmerksamkeit:
 Umschalten
 Impulsivität vs. Reflexivität
 Willkürlich vs. Unwillkürlich
 Dauer der Aufmerksamkeit
 Vigilanz (Daueraufmerksamkeit)
 Internal vs. External
 Breites vs enges Wahrnehmungsfeld
external
Bogen
schiessen
Fussball
spielen
eng
weit
Start
Meditation
Schwimmen
internal
Was fördert/erschwert Aufmerksamkeit?
Fördert die Aufmerksamkeit:
Intern:
 Attraktivität der Aufgabe
 Optimale Aktivierung
 Sportartspezifische Konzentrationsfähigkeit
Extern:
 Optimale Umwelt
 Sportartspezifische günstige Konzentrationsanforderungen
Erschwert die Aufmerksamkeit:
Intern:
 Aufgabenirrelevante Kognitionen
 Stress
 Schlechte konditionelle Voraussetzung
14
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Extern:
 Ungünstige Umwelt
 Sportartspezifische ungünstige Konzentrationsanforderungen
Denken: Definitionen und drei Formen (sportbezogenen Beispiele!)
Definitionen:
… Prozess des inneren Handelns…, bei dem Wahrnehmungsinhalte und Vorstellungsinhalte
miteinander in Beziehung gebracht werden, wobei Begriffe und Worte … eine wichtige
Funktion haben (Gabler)
Denken
 Verarbeiten Informationen
 Schafft Ordnung
 Hilft bei der Interpretation
 Führt zu Annahmen und Schlussfolgerungen
 Dienst dem Problemlösen
Denken hat
 Handlungsvorbereitende
 Handlungsbegleitenden
 Handlungsnachbereitende Funktion
3 Formen des Denkens:



Intuitives Denken
o Hoher Zeitdruck (Tennis)
o Unmittelbare Erfassung der Situation
o Ergebnis: eng umschriebene Handlungseinheit (Torwurf)
Operatives Denken
o Wenig bis mittlerer Zeitdruck
o Handlungsketten (Ballwechsel im Tennis) oder
o Zielorientierte Einzelhandlungen (Elfmetervorbereitung)
Strategisches Denken
o Ohne Zeitdruck
o Situationsübergreifendes Gesamtkonzept
o Entwurf von Handlungsplänen (Strategie bei einer Etappe der Tour de France)
15
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 5
Emotionen im Sport
Definitionen, Dimensionen und Komponenten
Was sind Emotionen?
 „emovere“: hinausschaffen, etwas entfernen
 Emotionen sind gefühlsbetonte Grundformen des Denkens und Erlebens, die man bei
höheren Tieren und Menschen findet.
Dimensionen von Emotionen
 Idee: alle Emotionen können in einige Kategorien gefasst werden
 Erfassung zB. Mittels Gesichter-Analysen
 Zwei Grunddimensionen:
o Valenz: angenehm/unangenehm
o Aktivierung: schläfrig/angespannt
Komponenten von Emotionen
 Idee: Emotion besteht aus mehreren Elementen
o
Physiologische Veränderungen (Puls, Blutdruck, Hautleitfähigkeit)
o
Handlungstendenzen (Flucht, Bewegungslosigkeit, Angriff)
o
Subjektives Erleben (ängstlich, besorgt, ärgerlich)
 Konsequenz: kann als Grundlage einer Definition gelten
Befindlichkeit im Sport: (Dis-) Äquilibration, Eisbergprofil (Skalen), Effekte von (Dis-)
Äquilibration
Befindlichkeit:
 Ungerichteter emotionaler Zustand
 Unterscheidung in
o
Aktuelle Befindlichkeit
o
Habituelle Befindlichkeit
Dimensionen der Befindlichkeit
Positiv
zb: Sieg
passiv
aktiv
zb: Fußball
zb: Taktikbesprechung
Negativ
zb: Niederlage
Wie verändert sich die aktuelle Befindlichkeit durch Bewegung und Sport?


Äquilibration – Die Suche nach dem Gleichgewicht
o
Stress und Hyperaktivität -> günstiges, mittleres Wohlbefinden <- Depressive
Verstimmtheit
Disäquilibration – Der Wunsch nach Ungleichgewicht
o
Langeweile und Monotonie -> Spannung und Aufregung <- Günstiges (mittleres)
Wohlbefinden
16
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Eisbergprofil:
 Empirische Studie: Messung der Befindlichkeit – Sporttreiben – Messung der
Befindlichkeit – Veränderungen?
 Ergebnis: Das Eisbergprofil
 Ärger und Erregtheit sehr schwach – Aktiviertheit – Ruhe – Gute Laune (am höchsten) –
Besinnlichkeit, Deprimiertheit und Energielosigkeit ist wieder abgeschwächt
Effekte von Äquilibration und Disäquilibration
Äquilibrationseffekte:





Bei Fitness-, Ausdauersportarten
Bei Rhythmisierung
Mittlere subjektive Anstrengung
Deutlicher bei schlechterer Ausgangsstimmung
Keine Geschlechterunterschiede
Disäquilibrationseffekte:


Bei Wettkämpfen
o
Genereller Spannungsbogen (Erregtheit und Aktiviertheit) unabhängig vom Erfolg
o
Abhängig vom erfolg: Ärger, Deprimiertheit, gute Laune
Bei Natursportarten auch mit Äquilibrationseffekten
IZOF: Idee und Methodik; Vor- und Nachteile
Das IZOF Modell:
 Individual
 Zones of
 Optimal
 Functioning
 Anliegen: optimalen emotionalen Vorstartzustand ermitteln bzw. beeinflussen




Emotionale Erfahrungen sind individuell
Zone = gewisse Variabilität des emotionalen Empfindens
Emotionen = positiv/negativ und funktional/dysfunktional
Emotionen wirken auf Leistung energetisierend und organsisierend
IZOF Methodik:
 Fragebogen mit emotionsliste
 Aktuelle Befragung bei Wettkampf (vorher: individuelle Auswahl relevanter Emotionen,
nachher: Ermittlung der Wettkampf-Leistung)
 Wiederholte Befragung
 Erstellen der Optimal Zone
 Differenzierung guter/schlechter Wettkampf
Vorteile IZOF-Modell:
 Berücksichtigung individueller Emotionsmuster
 Prognose von Wettkampf Leistungen
 Ansatz für psychologisches Training zur Optimierung des Vorstartzustandes
Nachteil IZOF-Modell:
 Ermittlung der optimalen Zone verlangt mehrere Messzeitpunkte (ideal: vor jedem
einzelnen Wettkampf über eine Saison)
 Individuelle Auswahl der Emotionen ist zeitaufwendig
 Generalisierung der Ergebnisse nicht immer möglich
17
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 6
Beanspruchung und Beanspruchungsfolgen
Definition von Beanspruchung; psychische Beanspruchung (Schema)



Belastung und Beanspruchung = psychophysische Gleichgewichtsstörung (Über-/
Unterforderung)
Belastung = objektive, von außen einwirkende Größen
Beanspruchung = subjektive Folgend dieser Belastung
Definition von Beanspruchung:
Psychische Beanspruchung =
 Individuelle,
 zeitlich unmittelbare und
 nicht langfristige
Auswirkung der psychischen Belastung im Menschen, in Abhängigkeit von
 Individuellen Voraussetzungen und
 Seinem Zustand
Psychische Beanspruchung:
Psychische Beanspruchung
Kognitive Beanspruchung
Ermüdung
(Überforderung)
Monotonie
(Unterforderung)
emotionale Beanspruchung
Stress
(Überforderung)
Sättigung
(Unterforderung)
Stress: Definition, Entstehung
Was ist Stress:
… a substantial imbalance between demand (physical and/or psychological) and response
capability, under conditions where failure to meet that demand has important consequences.
Wie entsteht Stress?
Anforderungen aus der Umwelt
 Physisch – zB Demonstration einer neu erlernten Bewegung vor dem ganzen Kurs
 Psychisch – zB. Druck der Eltern „Du musst gewinnen!“
Wahrnehmen der Anforderung
 Individuell unterschiedlich!
 Wichtig: Bewertung der Anforderung (Herausforderung, Bedrohung)
 Bewertung hängt ua ab von der Dispositionsangst, von der Einschätzung eigener
Fähigkeiten
18
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Stress-Antwort:
 Physiologische und psychologische Reaktionen auf Anforderungen (Physiologische
Aktivierung, Zustandangst, Veränderungen kognitiver und motivationaler Komponenten)
 Abhängig von Bewertung!
Verhaltenskonsequenzen
 Wie wird Aufgabe gelöst?
 Mit welchen Strategien? (Herausforderung annehmen, fliehen,…)
 Bewertung des Ergebnisses
Stressoren: situativ, personimmanent
Was löst Stress aus?
 Stressoren = Stressauslösende Faktoren
 Grundsätzlich gibt es unzählige Stressoren (individuelle Bewertung)
 Kategorisierung in situative Quellen und personimmanente Quellen
Situative Stressoren:
 Wichtigkeit des Ereignisses
o
Je wichtiger, desto mehr Stresspotential
o
Wieder wichtig: subjektive Bewertung!
 Unsicherheit
o
Je unsicher der Ausgang, desto mehr Stresspotential
o
Auch Unsicherheit außerhalb des Sportereignisses hat Einfluss (privat)
Personimmanente Stressoren:
 Trait anxiety (dispositionelle Angst)
 Self esteem (Selbstwert)
o
Niedrig: meist auch wenig zuversichtlich
o
Niedrig: erleben mehr Zustandsangst
 Social physique anxiety
o
Angst, wenn man con anderen beobachtet wird
 Selbstvertrauen stärken reduziert Stress!!!
Formen des Coping
Coping = Stressbewältigung:
 Suche nach sozialer Unterstützung
 Resignation
 Suche nach Informationen
 Selbstmotivation
 Konzentrationstechniken
Formen des Coping:
Problemorientiertes Coping
 Planvolle Aktionen
 Ziel: Veränderung der Person-Umwelt-Beziehung
 Beispiel: Suche nach Informationen, Such nach instrumenteller Unterstützung
Emotionszentriertes Coping
 Verändert das, was im Kopf ist
 Ziel: Veränderung der Aufmerksamkeit (zB. Vermeiden) oder Bedeutung der Beziehung
(zB. Bagatellisieren)
19
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Adäquates Coping
 Ist situationsangepasst
 Hängt ab von individuellen Kompetenzen
 Hängt ab von der Kontrollierbarkeit der Situation:
o
Problemorientiert = subjektiv kontrollierbar
o
Emotionszentriert = nicht kontrollierbar
Burnout: Charakteristika, Burnout bei SportlerInnen, Intervention
Stress und Burnout:
 Optimaler Leistungsbereich: Restitution kann in Pausen bzw. während der Belastung
(Ausdauer!) erfolgen
 Je höher die Beanspruchung, desto höher die Erholungsanforderung!
 Max. Beanspruchung und mangelnde Erholung = Burnout droht!
 Burnout = Reaktion auf Duaerstress
Charakteristika:
 Emotionale Erschöpfung
 Depersonalisation
 Fehlen persönlicher Verwirklichung
 Leistungseinbussen
 Sozialer und beruflicher Rückzug
 Oft schleichend
 Vor allem in sozialen Berufen (Lehrer, Trainer)
Burnout bei SportlerInnen
 Leistung wird inkonsistent/sinkt
 Dropoutwahrscheinlichkeit steigt
 Einflussfaktoren ua:
o
Übertraining
o
Monotonie
o
Mangelnde Erholung!
Chronischer Stress + Ungenügende Erholung + inädaquates/defizitäres Coping -> Burnout
Intervention bei Burnout:
 Prävention (Dauerstress meiden)
o
Genügend Erholung
o
Soziales Netzwerk (Unterstützung)
 Je später die Intervention, desto langwieriger die Wiederherstellung
 Im Extremfall: vollkommene Sportabstinenz (über Monate, evtl. labenslang)
20
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 7
Entwicklung I und II
Definition, Begriffserklärung
Entwicklung …
 ist Gegenstand zahlreicher psychologischer Modelle
 kann nicht in eine einheitliche, allgemeingültige Definition gefasst werden
Kernaussage: Entwicklung = Veränderungen und Stabilitäten im Lebenslauf
Entwicklung =
 ist ein Prozess intraindividueller, nachhaltiger Veränderungen über die Zeit
 ist lebenslang (Entwicklung über die Lebensspanne)
 bedeutet nicht nur intraindividuelle, sondern auch interindividuelle Variation und
 beinhaltet nicht nur Veränderungen, sondern auch relative Konstanz, also Stabilität.
Zusammenfassend lässt sich Entwicklung bezeichnen als ein Prozess von nachhaltigen,
intraindividuellen Veränderungen und Stabilitäten, während des gesamten Lebenslaufs eines
Individuums.
Entwicklung ist eine Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen, die
bestimmten Orten des zeitlichen Kontinuums eines individuellen Lebendlaufes zuzuordnen
sind.
Aufgaben der Entwicklungspsychologie
1. Orientierung über den Lebenslauf

Was ist in welchem Altersabschnitt zu erwarten? (zB. Von einem Säugling,
Kleinkind, Greis)

Welche Altersgrenzen sind angemessen (zB für Volljährigkeit, Strafmündigkeit)

Welche Anforderungen sind angemessen?

In welchen Abschnitten ist mit typischen Krisen zu rechnen? (Pubertät)
2. Prognose der Entwicklung
Lassen sich langfristige Prognosen bestimmter Entwicklungsverläufe abgeben? (zB.
Schulerfolg, sportliche Karriere)

Nicht alle Einflussfaktoren bekannt oder vorhersehbar

Hohes Irrtumsrisiko, da Entwicklung plastisch ist und damit beeinflussbar und
gestaltbar
3. Ermittlung von Entwicklungsbedingungen

Beobachtungen kurzfristiger und langfristiger Wirkungen von Einflussfaktoren (
zB. Spätfolgen von Kindheitserlebnissen)

Kommt der Einfluss zur rechten Zeit?
o Rechtzeitig -> förderlich
o Zu früh -> Fehlentwicklung
o Zu spät -> unwirksam
4. Begründung von Entwicklungszielen

Entwicklungsziele können aus Erkenntnissen über die Wirkung der
Einflussfaktoren abgeleitet werden

zB. Wenn Bewegung im Kindesalter förderlich für positives Selbstkonzept, und
dadurch mehr Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit -> Ziel: Bewegungsförderung
in Schule
21
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
5. Interventionsplanung

Interventionsplanung basiert auf Wissen über
o Optimalen Interventionszeitpunkt
o Optimale Interventionsform

zB. Interventionsprogramm zur Verbesserung des Selbstkonzeptes
Klassifizierung von Veränderungen







Quantitiv oder qualitiv
o
Quantitiv: Wortschatz bei Kindern
o
Qualitiv: Ausprägung koordinativer Fähigkeiten
Kontinuität
o
Kontinuierlich vs. Diskontinuierlich
o
Kontinuität kann auch Stabilität bedeuten
Abfolge verschiedener Verhaltensformen
o
zB. Krabbeln, aufrecht sitzen, Stehen
o
regelhaft!
o
= Sukzessive Konstruktion
Veränderungen innerhalb einer Variablen
o
zB. Veränderungen im Interessenbereich
o
meist nicht regelhaft
Intra- vs. Interindividuelle Unterschiede
o
Intraindividuell: innerhalb einer Person, Längsschnittstudien
o
Inerindividuell: zwischen Personen, Querschnittstudien
Absolute Stabilität
o
Stillstand bzgl. Der Entwicklung eines Merkmales
o
Für einzelne Individuen oder Durchschnitt einer Population
Normative Stabilität
o
Position der Individuen in der Vertilung eines Merkmales in der Alterskohorte
o
zB. Weltranglistenposition
Faktoren der Verhaltensentwicklung








Allgemeine genetische Determinanten
o
Alle Menschen gemeinsam
o
Werden durch Vererbung weitergegeben
o
zB aufrechter Gang
Individuelle genetische Determinanten
o
Individuelle Verhaltensmerkmale (Talent)
o
Zwillingstudien
Altersbezogene biologische Einflüsse: Reifung
o
Qualitative Änderung in der biologischen Ausstattung
o
Fortschritt in der biologischen Ausstattung
o
zB. Pubertät
altersbezogene Umwelteinflüsse
o
oft diskontinuierliche, sprunghafte Veränderungen
o
zB. Schuleintritt
Sukzessive Konstruktion
o
Stufenweiser Aufbau
o
Vom Individuum selbst mitgesteuert
Geschichtlich-kulturelle Einflüsse
o
zB. Neues Bild vom älteren Menschen
Erziehungseinflüsse
o
zB. Elterliche Anregung zur Bewegung
Entwicklungsaufgaben
o
zB. Gründung einer Familie
22
Grundlagen der Sportpsychologie


SS 2006
Kritische Lebendereignis
o
zB. Sportliches Karriereende
Akzidentielle Einflüsse
o
Nicht kalkulierbar, zufällig
o
zB. Unfälle, Erkrankungen
Psychologie der Lebensspanne: Kernannahmen
Kernannahme 1:

Entwicklung ist lebenslang

Entwicklung ist Wachstum/Gewinn und zugleich Abbau/Verlust
o
Neue Funktionen ersetzen alte
o
Alternativen werden zugunsten einer Spezialisierung vernachlässigt

Selbst im Alter gibt es noch Wachstum (zB Expertenwissen, Weisheit, soziale
Intelligenz)
Kernannahme 2

Auf verschiedene Dimensionen eines Funktionsbereiches können unterschiedliche
Entwicklungsverläufe ablaufen (zB. Fluide vs. Kristallisierte Intelligenz –
Multidirektionalität)

Entwicklung unterliegt hoher Veränderbarkeit innerhalb einer Person (intraindividuelle
Plastizität)
Kernannahme 3

Entwicklungsförderung unterliegt Grenzen, die mit der „Testing the Limits“-Methode
untersucht wird (sukzessive Annäherung an die Leistungsgrenze durch Erhöhung der
Aufgabenschwierigkeit)

Entwicklung ist interindividuell verschieden

Ontogenetische Entwicklung variiert in Abhängigkeit historisch-kultureller Bedingungen
(Epoche, sozialer Kontext)
Psychologie der Lebensspanne am Beispiel der motorischen Entwicklung
Endogene Faktoren

Anatomisch, hormonell

Wachstum (Länge, Muskulatur)
Eigene Konstruktionsfähigkeit

Was ist für mein Geschlecht angemessen?

Wie wichtig ist der Faktor „Geschlecht“ für mich?
Exogene Faktoren

Soziale Modelle

Spielzeug, Sportgeräte
Epochale Faktoren

Wandel der Geschlechterrolle
23
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Lebensabschnitte der motorischen Entwicklung
Neugeborenes:
Säugling:
Frühe Kindheit:
Späte Kindheit:
Jugendalter w:
Jugendalter m:
Frühes Erwachsenenalter:
Mittleres Erwachsenenalter:
Höheres Lebensalter:
Hohes Lebensalter:
Hochbetagte:
Höchstbetagte:
0-4 Monate
bis 12 Monate
1-6 Jahre
6-10 Jahre
8/10-18 Jahre
10/12-20 Jahre
18/20-40 Jahre
40/45-60/65 Jahre
60/65 – 75 Jahre
75-85 Jahre
85-99 Jahre
über 100 Jahre
Konzeptionen der motorischen Entwicklung (USA)
Definition motorische Entwicklung:
Motorische Entwicklung bedeutet intraindividuelle Veränderung und Stabilität im motorischen
Repertoire, bezogen auf die Dimension Lebensalter.
Konzeptionen der motorischen Entwicklung: USA
1920: Verhaltentheorie (Behaviorismus)
 Umweltreize bestimmen Entwicklung
1930: Reifung, biogenetisch
 Ontogenese wiederholt Phylogenese
 Entwicklung intern/genetisch determiniert
1940/50: normativ/beschreibend
 Entwicklung ist geregelte Abfolge von aufeinander aufbauenden Veränderungen
 Altersbezogene Betrachtung
 Erstellung motorischer Entwicklungstests
 Altersnormen (Hinweis auf Entwicklungsverzögerungen)
1950: konstruktivistisch (Piaget)
 Kognitive Einflussvariablen auf motorische Entwicklung
 Aktive Rolle des Individuums (Informationsverarbeitung)
1960: deskriptiv-biomechanisch:
 Funktionale Prinzipien von Bewegung
 Führen zu effizienter Bewegungsausführung
1970: soziales Lernen (Bandura)
 Bedeutung der Sozialisation (soziale Modelle)
 Entwicklung wird durch Beobachtungslernen gefördert!
In jüngerer Zeit neue Ansätze motorischer Entwicklung in USA und Deutschland:
 Ökologische Perspektive (USA)
 Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (D, USA)
24
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Entwicklung der Leistungsmotivation

Voraussetzung: sich als Verursacher von Handlungen zu erleben (ab Ende des 1. Lj.
möglich)
 Ab ca. 4. Lj:
o
Freude und Stolz über Erfolge
o
Enttäuschung über Misserfolge
o
Globales Tüchtigkeitskonzept (keine Unterscheidung von Fähigkeit und
Anstrengung)
o
Keine Einbeziehung der Aufgabenschwierigkeit
o
Verstehen von Wettbewerb
Ab ca. 7 Jahren: Aufgabenschwierigkeit und Tüchtigkeit werden einbezogen
Attributionsmuster:
Hohe Aufgabenschwierigkeit
Erfolg
Misserfolg


Hohe Tüchtigkeit
Schwierigkeit
Niedrige
Aufgabenschwierigkeit
Schwierigkeit
Mangelnde Tüchtigkeit
Ab ca. 12 Jahren: Kompensatorische Verwendung von Anstrengung und Fähigkeit
o
Lösung einer Aufgabe basiert auf beidem
o
Mangel an einem (Fähigkeit) kann durch das andere (mehr Anstrengung)
ausgeglichen werden
o
Zufallsattributionen sind möglich (Glücksspiel)
Entscheidend für weitere Entwicklung: angemessene Selbstzuschreibung von
Fähigkeiten
Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Leistungsmotivation
 Kulturelle Normen
o
Was ist Leistung? Welche Bedeutung hat motorische oder physische Leistung?
o
Bsp.: Bedeutung physischer Leistung in unserer Arbeitswelt sinkt
 Elterliche Einflüsse
o
Kindgemäße Selbstständigkeitserziehung
o
Zeit, Interesse, Wärme
o
Klare Strukturen (Regeln, Erwartungen)
 Schule und Lehrperson
o
Bezugsnormen der Lehrperson
o
Bsp.: Betonung der Aufgabenorientierung fördert positives Selbstkonzept und
Entwicklung des Erfolgmotivs
 Schulklasse und Gleichaltrige (Peers)
o
Mit zunehmenden Alter wichtiger
o
Förderlich: positive soziales Klima, in dem schulorientierte Normen und
Leistungsnormen vertreten werden (letzteres ist abhängig von der Schulform)
25
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 8
Mannschaften und Sportgruppen
Definition und Merkmale einer Gruppe
Was ist eine Gruppe?
 Mehr als die Summe ihrer Teile
 Besitzen eine eigene Qualität
 Haben eine eigene Dynamik
o
Verhalten von Individuen verändern sich
o
Entscheidungsverhalten ändert sich
o
Gruppendruck führt zu Konformität
Merkmale einer Gruppe:
 Mindestens 2 Personen
 Jedes Mitglied ist sich der anderen bewusst
 Wechselseitige Einflussnahme und Kommunikation der Mitglieder möglich
 Gemeinsame Ziele und Aufgaben
 Wir-Gefühl (Zusammenhalt)
 Gewisse zeitliche Kontinuität
Soziale Prozesse in Sportgruppen (heuristisches Modell)
Input
Gruppenzusammensetzung
Fähigkeiten
Geschlecht
Motivation
…
Gruppenkontext
Gruppengröße
Gruppenaufgabe
Zuschauer
…
Prozess
Output
Gruppenprodukte
Leistung
Soziales Klima
Gruppenstruktur
Rollen
Status
Normen
Führung
Gruppenkohäsion
Gruppenprozesse
Interaktion
Kommunikation
Kooperation
Wettbewerb
Individuelle
Produkte
Leistung
Zufriedenheit
Bildung
Wohlbefinden
Kritische Betrachtung des Modells
Vorteile:
 Übersichtlich und praxisnah
 An Mannschaften entwickelt, aber übertragbar auf andere Sportgruppen
Nachteile:
 Vereinfachung der Realität
 Statisches Abbild eines dynamischen Prozesses
 Input-Output-Beziehung nicht überprüft
26
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Gruppengröße und Leistung: soziales Faulenzen, Effekte, Ursachen, Intervention
Der Ringelmann-Effekt (soziales Faulenzen)
 Studie im Tauziehen zur individuellen Kraftleistung
 Ergebnis: Je mehr Personen pro Team, desto geringer die individuelle Kraftleistung
Ursachen sozialen Faulenzens:
 Fehlerhafte Koordination der Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern
 Nachlassende Motivation
o
Aufgrund fehlender Kontingenz zwischen eignem Einsatz und Gruppenergebnis
o
Individueller Beitrag geht unter
o
Verantwortlichkeitsdiffusion
o
Fehlende individuelle Belohnung
Weiter Effekte:
Trittbrettfahrer-Effekt
 Auf den individuellen Beitrag an der Gruppenleistung kommt es nicht an
 Tarnung un der Gruppe -> weniger individuelle Leistung
Gimpel-Effekt
 Gefühl, ausgenutzt zu werden (zb. Weil andere Trittbrett fahren)
 Motivation isnkt, weil man nicht für andere mitarbeiten will
Soziales Faulenzen – was tun?
 Individuelle Leistung erkennbar und bewertbar machen (v.a. in großen Gruppen)
 Individuelles Verantwortungsgefühl erhöhen (zB Bewusstmachen des gemeinsamen
Zieles)
 Persönliche Bedeutsamkeit der Aufgabe erhöhen (zB. Gemeinsame Belohnung)
 Aussprache, falls soziales Faulenzen auftritt!
 Jedes Teammitglied braucht Gefühl, wichtig zu sein
 Rollentausch, um gegenseitiges Verständnis zu erhöhen
 Jede(r) soll sich in individueller Weise und Kreativität einbringen können
 Übertriebenem individuellen Einsatz vorbeugen (Mannschaftsziel hervorheben)
Gruppenaufgabe und Leistung: Aufgabentypen und Auswirkungen auf Leistung
Gruppenaufgabe und Leistung:
 Ob Gruppen oder Individuen produktiver sind, hängt wesentlich von der Aufgabenstruktur
ab!
 Klassifikation von Aufgabentypen und Mannschaftssportarten notwendig
Aufgabentypen:
Additiv
 Addition individueller Beiträge (zB. Teamwettkampf im Reiten)
 Homogenes Team und Koordination erhöht Leistungen
Konjunktiv, nicht unterteilbar
 Koagierende Gruppe (zB. Tauziehen)
 Homogenes Team und Koordination erhöht Leistung
Konjunktiv, unterteilbar, interagierend
 Direkte Interaktion im Team (zB. Handball, Fußball)
 Gut koordinierte Teaminteraktion erhöht Erfolg
Konjunktiv, unterteilbar, proagierend-reagierend
 Arbeitsteilung mit abgrenzbaren Teilaufgaben der Mitglieder (zB. Football, Baseball)
 Komplementarität (einzelne Experten) und Teamkoordination erhöht Leistung
27
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kohäsion und Leistung: Modell nach Wilhelm, empirische Ergebnisse
Kohäsion und Leistung:
 Kohösion = Gruppenzusammenhalt
 Dynamischer Prozess, der sich im Bestreben einer Gruppe widerspiegelt, zusammen zu
halten und zum Zweck der Erreichung ihrer Ziele und Zwecke vereint zu bleiben.
Formen der Kohäsion:
 Aufgabenbezogen (task cohesion)
 Sozial (social cohesion)
Mit je 2 Facetten:
 Gruppenintegration (group integration)
 Anziehung der Mitglieder (attraction to group)
Sozial-motivationales Verhaltensmodell von Kohäsion und Leistung nach Willhelm
Group integration
task
Attraction to
Group task
Group integration
Social
Attraction to
Group Social
Geschlossenheit
Identifikation
Leistung
Empirische Ergebnisse:
 Aufgabenbezogene Kohäsion hat deutlicheren Einfluss auf Leistung als sozialbezogene
Kohäsion
 Weiter Determinanten:
o
Soziale Kohäsion in koagierenden Teams (zB. Rudern) weniger bedeutsam für
Leistung – kann sogar negativ sein!
o
Soziale Kohäsion erhöht Leistungsmotivation und Zufriedenheit
 Leistung wirkt auch auf Kohäsion
Kommunikationsformen im Sport
Soziale Interaktion und Kommunikation:
 Interaktion: alle Vorgänge zwischen Personen/Gruppen (einseitig, wechselseitig)
 Kommunikation: betont Absicht der Beeinflussung durch Information, zB
o
Machtinteresse
o
Soziale Interessen
o
Aufgabenbezogene Interessen
Kommunikationsformen:


Verbal – nonverbal – räumlich
Im Sport: häufig nonverbal und räumlich aufgrund
o
Aufgabe
o
Instruktion durch Vormachen
o
Räumlichen Kontext (Lärmpegel)
28
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kommunikationsformen im Sport


Räumlich:
o
Territorialverhalten (Markiergegenstand am Spielfeldrand)
o
Distanz/Nähe (Torschützen umarmen)
Nonverbal:
o
Äußere Erscheinung (Trikotfarbe)
o
Gestik (Beckerfast)
o
Mimik (Lächeln)
o
Berühren (Schulterklopfen)
o
Haltung (sich hängen lassen)
o
Stimmdynamik (laut werden)
29
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Kapitel 9
Einfluss von Zuschauern
Formen der Einflussnahmen (Schema)
Zuschauer
Direkt
(aktiv)
Vor der Leistung
zB. Anfeuern
Nach der Leistung
zB. Feedback
Indirekt
(passiv)
Bloß anwesend:
nicht aktiv
Koagierend: in
gleichem Sport
aktiv
Erklärungsansätze der „social facilitation“-Forschung
a. Ansatz von Triplett
b. Modell von Zajonc – Weiterentwicklung von Cottrell
c. Choking under pressure
Ad a. Ansatz von Triplett
Triplett 1898: Pionierstudien
 Leistung von Radrennfahrer ca. 25% höher, wenn sie gegen andere fahren, als wenn sie
alleine gegen die Uhr fahren
 Experiment mit Schulkindern:
o
Aufgabe: an Handkurbel drehen
o
Allein (1) bzw. in Anwesenheit einer anderen Person, die die gleiche Aufgabe
bewältigt (2)
o
Ergebnis: unter (2) verbessern sich einige Kinder deutlich – andere
verschlechtern sich aber!
Erklärungsansätze:
 Dynamogenische Erklärung: Energie einer Bewegung ist proportionale zu der Idee über
diese Bewegung -> Gegenwart des Konkurrenten führt zu einer Idee der Bewegung und
fördert Leistung
 Leistungsverschlechterung aufgrund Überstimulation
Ad b. Modell von Zajonc – Weiterentwicklung von Cottrell
Triebtheoretische Erklärung:
 Annahme: Zuschauer erhöhen das allgemeine Trieb- und Aktivationsniveau einer Person
 Angeboren – hilft uns, auf (unerwartete) Handlungen anderer zu reagieren
 Erhöht die Auftretenswahrscheinlichkeit dominanter Reaktionen
 Es genügt die bloße Anwesenheit anderer


Anwesenheit anderer – Erhöhte Erregung – Erhöhte Ausführung dominanter Reaktionen
–> Erleichterung einfacher Aufgaben oder Hemmung bei komplexen Aufgaben
Durch Tier- und Humanexperimente überprüft
30
Grundlagen der Sportpsychologie
SS 2006
Beispiel:
Sportpraktische Prüfung Gerätturnen: Kippe am Reck
Student X
Student Y
Beherrscht Kippe sehr gut
Schafft Kippe manchmal
Aufgabe = leicht
Aufgabe = schwer
Dominante Reaktion = Kippe
Dominante Reaktion = keine Kippe
Zuschauereinfluss = Erleichterung
Zuschauereinfluss = Hemmung
Varianten des Zajonc-Modells = Cottrell (1968) „learned drive hypothesis“
 Trieberhöhung ist erlernte Reaktion
 Zuschauereffekte nur dann, wenn Akteur den Zuschauern ein leistungsbewertendes
Potential erwartet
 Art der Leistungsbewertung (positiv-negativ) nebensächlich
Ad c. Choking under pressure
Aufmerksamkeitstheorie:
 Leistungsverschlechterung unter Druck
 Unterscheidung nach Schlenker (1995) in dunklere Form und hellere Form
 Dunklere Form:
o
Individuelle Antizipation von Misserfolg und
o
Erfolgserwartung der Zuschauer
o
= Leistungsminderung
o
Optimaler Erfolg dann, wenn Zuschauer und Akteur Erfolg antizipieren
 Hellere Form:
o
Antizipation von Erfolg führt in entscheidenden Situationen zu
Leistungsminderung
o
Studie zum Heimvorteil: in entscheidenden Spielen (Finals) eher Heimnachteil!
31
Herunterladen