Praktische Philosophie

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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Praktische Philosophie
Grundlegendes
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Sozialphilosophie
Politische Philosophie
Abkömmling der Erkenntnistheorie, Metaphysik, Religion, unhinterfragte
Selbstverständlichkeiten
Fragen, die wir uns in dieser VO stellen:
 Was ist der Kanon?
Kanon = Sammlung jener Texte, in denen die große Idee, das System und die
Formulierung zusammenstoßen
 War das was Platon unter Staat versteht mit unserem Wohlfahrtsstaat in der
Globalisierung kompatibel?
 Verhältnis vom Einzelnen zum Staat?
 Verfallsgeschichte oder Aufstieg?
Bsp. Kant  Apfel der Erkenntnis; das Leben hat auch negative Seiten; Schritt zur
Befreiung
 Was ist determiniert durch unsere Beschaffenheit / Vernunft?
 Was ist der Wille Gottes?
 Ist es die menschliche Natur die uns dazu treibt etwas zu tun?
 Wer hat wann Rechte und Pflichten?
 Wann und warum ist Gleichheit/Ungleichheit selbstverständlich?
 Welchen Nutzen hat der Vorrang des Einzelnen VS der Gemeinschaft?
 Ist der Staat ein pragmatisches oder sittliches Organ? Oder hat er wie bei Augustinus gar
keine Bedeutung?
 Wer soll Regieren? Fürsten? Philosophenkönige?
Wilhelm Dilthey
 Es gibt bestimmte Typen von Lösungsvorschlägen, die seit tausenden von Jahren
konkurrieren, ohne dass eine Seite gewinnt.
 Philosophieren ist eine höchst persönliche Angelegenheit
 Das Wesen der Philosophie ist ein Kampf; Aufeinanderprallen der Meinungen

Das soziale Philosophieren ist eine Selbstvergewisserung der Menschen über ihre
Existenz.
 Unterscheidung zum Tier = Fähigkeit zu kontextualisieren (= in Zusammenhang bringen)
Ein Schimpanse kann denken, aber nicht philosophieren.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Grundlage unserer Vergesellschaftung
Adolf Gehlen: Wir sind ein Mängelwesen. Nach Geburt sind wir lange Zeit
Selbsterhaltungsunfähig.
Bsp.: Adam langweilt sich im Paradies und fragt Gott nach Eva
Sophisten
= wandernde Lehrer; stellen sich der Komplexität der Dinge
Bsp.:
 „Du kannst nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigen, weil sich alles bewegt.“
 „Alle Kreter lügen“
Was bedeutet das wenn ein Kreter sagt, dass alle Kreter lügen?
Athen
 Zentrum der Philosophie
 Elite lebte sehr bildungsintensiv
 Politisches Denken und schlussendlich Demokratie ist dort entstanden
 Mehrheit waren Leute ohne Rechte  Frauen und Sklaven
 durften keine Waffe haben um Land zu verteidigen. Daher hatten sie keine Würde.
 Stadt-Staaten: keine großen Gebilde; homogene Ökonomie
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Sokrates
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Literarische Figur Platons
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“
 Paradoxon
 Jeder weiß etwas
 Ausspruch der Verzweiflung
 Suche nach Widerspruch
 Pädagogischer Zwang sich etwas erklären zu lassen
 Antwort an den Wissenden
Sokrates’ Methode = er stellt sich „dumm“ um den anderen zum Denken zu bringen
Sokrates will bewirken, dass andere erkennen, dass sie über bestimmte Dinge nicht
ausreichend Bescheid wissen
Er unterscheidet zwischen allgemeinem und konkreten Wissen
 möchte das Allgemeine von Leuten wissen, bekommt aber stets das Konkrete
Sokrates wurde zum Tode verurteilt
 Hätte Jugend verdorben
 Missachtete Götter
 Vorwurf, ein unloyaler Bürger zu sein
 er ist freiwillig für seine Prinzipien gestorben
Durch seinen Tod hat er seine Unschuld bewiesen, nämlich ein unloyaler Bürger zu sein
Fragen, die er sich stellte:
 Was ist ein guter Staat?
 Was sind unsere Verpflichtungen?
 Ausgewogenheit zwischen Anspruch und Verpflichtung?
Sokrates’ Beziehung zum Staat
 Er dient dem Staat
 Ist solidarisch mit seiner Gesellschaft, die er schätzt und unterwirft sich daher dem Staat
 Es gibt einen schlechten Staat. Darin existiert ein Individuum das sich unterwirft
 Verfassung legt Rahmen fest, unter dem ich Meinungen akzeptiere
 Kanon von Meinungen
 Begrenzung von Meinungen; nicht jeder kann mitreden
 Vorteil: zB Massenmörder kann nicht mitreden
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Platon


Hat in Athen Akademie gegründet  Vorbild für Hochschulen
Kritik, dass aus dieser Akademie viele Diktatoren hervorgegangen sind
= „Platon’s Pessimismus“
Pessimismus/Optimismus
 Frage: Geht eine politische Philosophie von einem optimistischen oder pessimistischen
Menschenbild aus?
 Vieles was „Optimisten“ tun, erscheint dem „Pessimisten“ als wagemutig/unrealistisch
 Vieles was „Pessimisten“ tun, erscheint ihnen selbst als realistisch
 Platon = Pessimist; Das Übel unserer Existenz überwiegt das Gute.
Urschuld (Platon)
 Laut Platon muss man mit seiner Urschuld fertig werden
 Urschuld = der unsterbliche Teil; die Seele; wird vernachlässigt
 In der Seele und der Gesellschaft muss man eine Ordnung herstellen, die mit der alten
Urschuld fertig wird
 Blame Society = Gesellschaft, die die Schuld bei anderen sieht (Islam)
 Guilt Society = Gesellschaft, die die Schuld bei sich sucht (Judentum, Christentum)
4 Hauptwerke der politischen Philosophie (Platon)

POLITEIA: „Der Staat“  Idealstaat kreieren

KRITIAS: Platon beschreibt zum ersten Mal eine fiktive Gesellschaft (Atlantis)

POLITIKOS: „Der Staatsmann“  wie der Staatsherr am besten regieren soll

NOMOI: „die Gesetze“  teilweise widersprüchlich zu „Der Staat“
Politeia
 Verschiedene existente Verfassungen werden verglichen, unter dem Aspekt eine
Verfassung einem bestimmten Menschentyp zuzuordnen
 Staaten sind vergänglich; Staat geht unter aufgrund einer im Wesen eigenen Dynamik.
Genau das, was in einem Staat drinnen ist, zerstört ihn.
(nicht zB durch Immigranten, die die Kultur zerstören)
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4 Herrschaftstypen
TIMOKRATIE
zentrales Kriterium = Ehre des Bürgers, oder Vermögen
OLIGARCHIE
Herrschaft weniger, unter Ausschluss der Armen
 Warum sollen nicht auch Arme fähig sein zu herrschen?
Reichtum sollte kein Kriterium sein; kann durch Leistung, aber auch durch Erbe kommen
 Problematik: die Reichen treiben Wirtschaft an, und wollen daher auch mehr Macht
 Es entstehen 2 Staaten:
 wirtschaftliche Agierende und Mächtige
 die Anderen, die davon ausgeschlossen sind
 schwierig psychologische Kohärenz herzustellen
 Man muss sich mit dem Staat identifizieren können. Dazu muss man mitsprechen können:
Bsp.: Boston Tea Party: „No taxation w/o representation“ (1773)
 Zahl der Leute die an Regierung und Mitbestimmung teilnehmen wird immer größer
 Frage der Kompetenz: Gibt es Kompetenz nicht auch bei denen, die keine Rechte haben?
 Platon kritisiert, dass Oligarchie eigenen Werttypus schafft.
Hauptsächlich Gelderwerb ist wichtig und nicht Tugend, Wahrheit, Gerechtigkeit, etc aber
genau das sind Dinge, die für Platon wichtig sind
 Oligarchie produziert einen gierigen Menschentyp. Man braucht die Gierigen für den
Erfolg, aber man muss sie bändigen. Dies führt zu Klassenkämpfen (durch Zunahme der
Armen)  Entartung  Demokratie
DEMOKRATIE
Herrschaft der Mehrheit, somit der Armen
 Die frühere Kompetenz der Oligarchie geht verloren; die Armen okkupieren die Ämter
und vernichten die anderen.
Das Know-How und Vernunft der Oligarchen geht verloren.
 Platon: Demokratie ist eine regierungslose und chaotische Konstitution. Gleichheit wird
an Gleiche und Ungleiche verteilt; respektiert nicht die Unterschiedlichkeit der Menschen.
Es fehlt die verantwortungsbewusste Elite
 Die Freiheit (=Selbstverwirklichung) ist der zentrale Wert der Demokratie;  Verfall der
Pflichtmentalität
 2 Paradoxa:
o Demokratie hat Tendenz sich selbst zu zerstören, weil sie auch die, die gegen die
Demokratie sind, begünstigt.
o Freiheit hat Tendenz sich selbst zu zerstören, weil die, die Unfreiheit predigen
auch im Namen der Freiheit artikulieren.
 Demokratie produziert paradoxes Chaos
 Tyrannis entsteht
 Freiheit löst Demokratie auf
TYRANNIS
Alleinherrscher in einer Polis, in der keine monarchische Staatsform vorgesehen war;
illegitim;
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Platon’s ideale Staatsform
 Platon sucht nach einer Synthese
 Im Einzelwesen muss folgendes existieren:
o Begierde
o Vernunft
o Wille
 Im Staat sind zentrale Dinge:
o Ernährung und Erwerb als Grundlage
o Verteidigung nach außen
o Leitung durch Vernunft
  wird durch 3 Stände repräsentiert:
o Gewerbetreibende
o Wächter und Krieger
o Herrschende
 muss gerecht und funktional ausbalanciert werden
 Die Verteilung auf diese 3 Stände findet durch Auslese statt.
Alle Kinder sind gleich und haben gleiche Bildungsmöglichkeiten, egal aus welchem
Stand sie kommen.
 Curriculum: Gymnastik, Musik, Dialektik (Fragen/Antworten/Lösungen finden), Ertragen
von Schmerzen, Mutproben, Umgang mit Versuchungen
 Mit 20 erste Knock-Out Prüfung
die Mehrheit, die diese Prüfung nicht besteht wird zu Wächtern oder Ernährern
 relativ früh wird Zugang zur politischen Elite gesperrt
 10 Jahre lang weitere Erziehung bis 30  nächste Knock-Out Prüfung
 5 Jahre lang Philosophie, bis 35
(= allgemeine Vermittlung des ganzen Wissens der Zeit)
 Mit 35 ersten Job; Funktion als Landrat oder ähnliches für 15 Jahre
wenn man sich bis zum 50. Lebensjahr bewährt hat, bekommt man automatische
Regierungsgarantie; keine Wahl, Ernennung, etc
= PHILOSOPHENKÖNIGE
Problematische Fragen
 Wer bestimmt Curriculum?
 Wer benotet und wie?
 Warum kann nicht auch ein Wächter eine gute Idee haben?
(Bsp. Schleckerverkäuferinnen – „sind nicht da zum Denken sondern zum Arbeiten“)
 Warum kann nicht gerade ein Philosoph betriebsblind werden?
 Wie entscheidet man ob sich jemand im 50. Lebensjahr bewährt hat?
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Krieger dürfen kein Haus, keine Frau und Familie haben und werden bescheiden bezahlt.
„dürfen kein Gold berühren“
Kinder werden kollektiv erzogen. Keine Institution der Mutter.
Bereiche des Gefühlslebens, Glückslebens, Zusammenlebens kommen nicht vor
Platon befürwortet Zensur; Kunst wird nur geschätzt, wenn sie der Tugend dient
Erwerbstätige finanzieren das System, haben aber keinen Einfluss. Umgekehrt haben
Herrscher keine wirtschaftliche Macht. Platon trennt Politik und Ökonomie  heute
unmögliche Vorstellung. Es ist nicht zu sehen, wo in diesem Konzept das reale
Kraftzentrum steckt.
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Politikos
= Ratschläge für den Politiker
 Philosoph tritt an Stelle des Gottes  funktioniert nicht
 Institution der Gesetze statt des lebendigen Wesens  „starre Regel“
 Der Steuermann wird den Verschiedenheiten der Menschen voll gerecht, während das
Gesetz eine starre Regel ist, die nur die durchschnittlichen Gegebenheiten berücksichtigt.
 Die entartete Demokratie ist die beste Regierungsform unter den Verfallsformen.
 Tyrannis ist die schlechteste
Glück
Das Glück in der Politik ist das Glück aller.
 Brüderlichkeit, Freiheit, Einsicht halten das zusammen.
Im Politikos revidiert Platon einiges wieder und macht es für unsere Verhältnisse erträglicher.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Aristoteles
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384 – 324 v. Chr.
20 Jahre an platonischer Akademie studiert
Hat Alexander den Großen erzogen
Gründete in Athen eigene Schule: Lykeion
158 Verfassungen gesammelt und verglichen
Nikomachische Ethik
 Der Mensch ist ein Zoon Politikon (= ein Gesellschaftswesen)
 Wir sind rationale Wesen
 Wir haben Erkenntnis von Gut & Böse, Richtig & Falsch
Diese Qualität bringen wir in unser gesellschaftliches Sein hinein
 Das Gemeinsame macht das Menschliche aus; es determiniert und schafft den Wertekanon
 Bewusstsein von Gerechtigkeit, Sittlichkeit, Gut, Böse
 Damit sich der Mensch erfüllen und vervollkommen kann, bedarf es der Gemeinschaft
 Gemeinschaft mündet in Staat
 Der Staat ist die Gemeinschaft mit anderen Bürgern und die eigentliche Form der
Sittlichkeit; Es entsteht der Drang sich sittlich zu verhalten.
 POLITIK IST ANGEWANDTE ETHIK
Sinn der Philosophie
= Erforschung des Guten für den Menschen
 Agaton Kai Ariston = das Gute und Schöne; Höchste Gut; das Beste;
wird nur um seiner Selbstwillen erreicht
 wir erreichen es durch eine Integration aller Disziplinen in der politischen
Wissenschaft = KÖNIGSWEG zum Verständnis aller
 Diese Glückseeligkeit hat 2 Bestandteile
o Das gute Leben
o Das gute Handeln
4 Grundtypen für Leben/Funktionen im Staat
 Leben der Genusssucht  strebt Lust an
 Leben des Staatsmannes  strebt Ehre und Tugend an
 Das kontemplative Leben des Philosophen  strebt die Schau der Wahrheit an
 Leben des Kaufmannes  strebt Gelderwerb an
Das Entscheidungskriterium für den Rang einer dieser Typen liegt in der Funktionalität für
die Gemeinschaft. Jeder tut was ihm wesenseigen ist.
 Platon = Feind der offenen Gesellschaft
 Aristoteles = Pionier der offenen Gesellschaft
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Klugheit und Tugend
 Politik ist Klugheit im weitesten Bereich ihrer Anwendung.
Politik hängt mit der Klugheit zusammen
 Klugheit = Ein Habitus des Handelns aufgrund richtiger Überlegungen im Bereich dessen
was für den Menschen Gut oder Böse ist.
 Klugheit ist eine prinzipielle Haltung die als Grundlage richtige Überlegungen im
ethischen Bereich hat.
 diese Handlungstypen müssen um ihrer Selbst erstrebenswert sein
zB durch tugendhaftes Handeln, angenehme Liebhaberein, Schau der Wahrheit
Das tugendhafte Handeln hat aber Priorität, da es das politische Leben ist.
 Um das tugendhafte Handeln zu stabilisieren braucht es einen permanenten
Erziehungsprozess.
Gesetzgeber hat Aufgabe aus guten Bürgern gute Menschen zu machen. Das geht nur,
wenn der Bürger in einer guten Gesellschaft lebt und die Gesetze befolgt.
Dass wir gute Bürger sind, ist unser innerer Imperativ, der sich aus dem Zoon Politikon
ergibt.
Naturzustand
 Laut Aristoteles sind wir von Anfang an erziehungsbedürftig.
 Wir sind nicht von Grund auf Gut, sondern haben nur die Fähigkeit zu sehen, was gut ist.
 Staat hilft, dies zu perfektionieren
 Es ist kein Schulungsprozess wie bei Platon, sondern ein ERZIEHUNGSPROZESS.
Polis
= bedeutendste und institutionell geordnete Gemeinschaft von Menschen
 Ordnungskette: Frau/Mann  Sklave  Familienvater  Herr  Dorf  Staat
Diese Kette definiert die Bewohner und nicht umgekehrt.
 Ziel der Polis = das Wohlergehen der Gemeinschaft
 Zweck des Staates ist nicht der Schutz oder die gemeinsame Organisation, sondern das
sittlich gute Leben.
Die staatliche Gemeinschaft ist um der tugendhaften Taten willen da und nicht ums bloße
Zusammenleben.
 Aristoteles glaubt nicht an Gleichheit
 verteidigt Sklaverei
 Er wettert gegen die Gewinnsucht, hält aber Kaufleute für gerechtfertigte Existenzen.
 Das Prinzip des Guten hat sich sehr verändert
 bei Aristoteles: etwas interpersonales, das nur den Umgang mit der Institution kennt
 heute: sehr ausgeweitet; wir sind heute anspruchsvoller an diesen Begriff;
zB nachhaltig Leben um bessere Zukunft für unsere Kinder zu gewährleisten,
Selbstbestimmung
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Staatsformen
 Aristoteles analysiert Verfassungen
 Eine gute Regierung definiert sich durch die moralische Qualität der Herrschenden, nicht
durch die Verfassung.
 Das Schlimmste = Korruption der Elite
 Aristoteles hat andere Unterscheidungen als Platon was Monarchie und Aristokratie
betrifft:
o Monarchie als Herrschaft Einzelner
o Aristokratie als Herrschaft Weniger
o Politie als Herrschaft Vieler (= legitime Mehrheitsherrschaft)
 3 Entartungsformen:
o Tyrannis (Alleinherrscher in einer Polis, in der keine monarchische Staatsform
vorgesehen war; illegitim)
o Oligarchie (Herrschaft Weniger, unter Ausschluss der Armen)
o Demokratie (Herrschaft der Mehrheit)
Bei Demokratie und Oligarchie liegt der Unterschied nicht an der Zahl als
Unterscheidungsmerkmal (wie bei Platon), sondern die Demokratie ist die Herrschaft der
Armen.
 zentrale Lösung = Mesotes
Mesotes
= die Mitte; Aristoteles ist ein Mann der Mitte.
Die Mesotes ermöglicht einen gleichmäßigen Blick auf beides = Erkenntnistheoretische
Position
Aus der Position der Mitte habe ich die Fähigkeit mich in beide Seiten hineinzuversetzen
 das Wohlergehen aller kann am besten abgewogen/bestimmt werden.
Aristoteles’ Idee wie man in Demokratie bestimmte Funktionen besetzt:
 In kleinen Staaten  Magistrat entscheidet (man kennt einander)
 In großen Staaten  Zufall entscheidet (man kennt einander nicht)
 kippt Prozess der Elitenbildung, wie es ihn bei Platon gab
Klare Bestimmungen der Menschentypen in einer Polis:
 Bauern
 Handwerker
 Kaufleute
 Tagelöhner
 Krieger
 Mitglieder der rechtssprechenden Versammlung
 Reiche, die mit ihrem Wohlstand der Polis dienen
 Herrscher, die das Gemeinwesen führen
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Verfassung muss sich nach den Bedürfnissen des Volkes richten
zB Kinder einer Bauern haben andere Voraussetzungen als die in der Stadt lebenden
Am besten ist eine Mischung aus aristokratischen und demokratischen Elementen, die
dem Mittelstand den Schwerpunkt gibt
 sichert Stabilität und vermeidet Extrema
Alles soll überschaubar sein
Aristoteles befürwortet Institutionen Ehe und Familie
Er befürwortet Muße, gepaart mit Großzügigkeit, Mäßigung, Intelligenz,
Kunstfertigkeiten, energische Tapferkeit
Er orientiert sich am Durchschnittsmenschen und am Hausverstand
Es sind immer die Schwächeren die sich um Gleichheit und Gerechtigkeit kümmern.
Der Staat ist nicht einheitlich, sondern eine Gemeinschaft von Gemeinschaften.
Aristoteles war erster Theoretiker der Revolution
 gab Ratschläge wie man Kampf/Revolution vorbeugt
zB durch Propaganda und Gerechtigkeit
Ein Tyrann soll sich fromm und großzügig gegenüber seinen Bürgern zeigen damit sie ihn
für etwas Besonderes halten.
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Christentum
Was war der Staat, wenn wir ihn mit Göttern in Verbindung setzen?
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Naturkräfte wurden Göttern zugeschrieben
Götter können moralisch oder unmoralisch sein
zB Rachegöttinnen VS Thyonissos (rasende Weibe die Söhne umbringen wenn er kommt)
Götter wurden Opfer gebracht
Es gab Schutzgötter
 Schlussendlich war aber das Höchste immer eine menschliche Aufgabe, die nicht den
Göttern verbunden war
Entwicklung des Christentums
 Ursprünglich kleine jüdische Sekte
 Wird ab Konstantin Staatsreligion
 Beginnt westliche Kultur zu dominieren
3 Faktoren
 Administrativ-politischer Faktor
o Polytheismus (religiöse Verehrung vieler Götter) ist für Weltreich problematisch,
da man Rücksicht auf alle Religionen nehmen muss
zB verschiedene Handlungsvorstellungen, Vorstellungen von Wahrheit, Feiertage
etc
o Religiöse Vereinheitlichung (Monotheismus) ist Schritt in die Zivilisation weil
Kommunikationshindernis ausgeschaltet wird
 Sozialer Aspekt
o Träger der neuen Religion waren zunächst Sklaven  kein gutes Zeichen für
Durchsetzung einer Religion
o Sklaven wurden in andere Länder verkauft und waren somit globalisierte
Bevölkerungsgruppe
o Durch Christentum hatten sie eine gemeinsame Verbindung; Menschen aus
verschiedenen Ethnien konnten was Gemeinsames finden
 Flexibilität des Christentums
o Kein unbedingter Monotheismus
 es gibt Dreifaltigkeit (Gott, Jesus, heiliger Geist), Kultur um Jungfrau Maria
o Entgegenkommen an polytheistischer Tradition
Säkularisierung
 Christentum war von Anfang an für Säkularisierung offen. Es beansprucht keine
spirituelle oder politische Machtbasis.
 Neutralität wird verkündet
 Das Staatliche und Geistliche wird getrennt
 Wurzel der Demokratie; denn wenn Gott alle liebt, ist das die höchste Form der Gleichheit
 VS Judentum  besonderes Bündnis mit Gott; schließt Ungläubige aus
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Lehre
 Religion der universellen Kooperation
o „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“
o „Gott liebt alle“  diese Gleichheit vor Gott ist etwas Besonderes damals; es ist
keine nationale Religion; jede Stimme ist gleich.
 Gleichzeitig aber auch autoritär; man lässt sich von Gott bestimmen
 2 Voraussetzungen die bis ins 21. Jhd reichen
Christentum & Erwerbstätigkeit
 Christentum ist eine Religion der Armen
 Der Reiche kommt nicht in den Himmel
(Gleichnis mit Nadelöhr ( Stadttor)  der Reiche frisst sich so satt, dass er nicht durch
passt)
 Trennung zwischen kommerziellen und spirituellen Sektor
(Jesus hat Stände der Händler beim Tempel umgeworfen)
 wirtschaftliche Tätigkeit wird negativ beantwortet
Aber unsere Zivilisation basiert auf dem Handel.
 es baut sich eine Ambivalenz im Christentum gegenüber der Erwerbstätigkeit auf
Das Christentum ist eine autoritäre Religion, die nicht auf Vernunft setzt.
zB Jesus geht übers Wasser, erweckt die Toten, etc
Es ist eine Religion der Wunder; Pflichten haben sich religiös konstituiert
Exkurs – Kant
Paradies mit Adam und Eva  Baum der Erkenntnis
Baum, der die Unterscheidung zwischen Gut und Böse kennt. Wir haben begriffen, dass man
arbeiten muss und das Leben mit Schmerzen verbunden ist
 erster Ansatz zur vernünftigen Freiheit
Entstehung der Menschen
 Im Christentum: aus dem Nichts
 Platon: es gibt einen Urstoff und Gott ist nur Designer
Ziel ist keine Schöpfung, sondern ein Zustand mit 3 Spielarten:
 Vergangenheit  Erinnerung
 Gegenwart  Empfindung
 Zukunft  Hoffnung
Augustinus: „Es gab nichts das war, wo Gott war“
Es gibt keine Zeit, denn Zeit wäre etwas, das vor Gott gewesen wäre.
Wo Gott war und ansonsten nichts ist, ist undefinierbar. Es gibt keine Zeit vor Gott.
Liebesgebot: Gott liebt auch die Sünder
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Das Christentum opponiert Leistungsvorstellungen, Tugendethik, und Würdebegriff der
Antike.
Wir sind das Geschaffene, das Abgeleitete  daraus ergeben sich Gehorsamserscheinungen
die außerhalb der irdischen Erfahrungswelt liegen.
= das Höchste, verbunden mit Gott
Gott ist eine normsetzende Figur, zu der es aber keinen persönlichen Kontakt gibt
 Institution Kirche ist notwendig
Beziehung zu Gott ist eine durch den Priester vermittelte Beziehung
Reinheitsvorstellung
Beschmutzung der Frau spricht gegen Gesellschaft und ist Motor des Untergangs.
Eine Gesellschaft die Pornographie zulässt ist dem Untergang geweiht. Frühchristliche
Denker sind alles Denker eines untergehenden Reiches; Denker des Verfalls
Ambrosius
 Heiliger aus Tira
 Hat in Rom studiert
 Routinierter Administrator
 Staatsreligion = Unterordnung der Regierenden unter Glaubensprinzipien
 Zeigt den Regierenden wie schlecht das Christentum faktisch verankert war
Hieronymus
 Hat es in seiner Studienzeit wild getrieben, woraufhin er ein Einkehrerlebnis hatte
 Hat sich 5 Jahre in Wüste zurückgezogen um Buse zu leisten
 Hat alles auf Unglauben und Unkeuschheit immer zurückgeführt
 Typische christliche Figur des bekehrten Sünders
 Hat erste lateinische Fassung der Bibel übersetzt
 führte zu Textkritik: welcher Text authentisch ist und welcher willkürlich eingefügt
wurde
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Augustinus
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
354 in Nordafrika, Algerien geboren
Idee von Europa als „christlicher Club“
Vater war Heide (Glaube an mehrere Götter innerhalb eines Christentums)
Lehrer der Rhetorik (Kunst über Inhalte zu reden)
Religion: ein Manchäer (Bemühungen um Reinheit als Voraussetzung für angestrebte
Erlösung)
Hat Jugend mit Ausschweifungen verbracht
zB mit Frau zusammen ohne verheiratet zu sein; viele Seitensprünge; uneheliches Kind
etc
 = Beginn der christlichen Erzählung
Wurde unter Eindruck der Predigten bekehrt
Hat Autobiographie „die Konfessionen“ geschrieben
 hat neues literarisches Genre gegründet – die Selbstanklage
Er hatte einen sehr weiten Begriff von Sünde
Blame Society = schuldigen andere an  Islam
Der Islam verlangt starken Glaube an Gott und dass man 5x täglich betet. Wenn dann
trotzdem was schlechtes passiert muss wer anderer Schuld sein.
Guilt Society = suchen die Schuld bei sich selbst  Christentum
Man muss sich im Leben anstrengen, sonst ist man draußen.
Lust
 Selbstbezichtigung ist Teil von Christentum
 Das Bekenntnis soll uns überzeugen, dass wir im ehelichen Sex keine Lust empfinden
 Die Empfindung der Lust ist eine biblische Strafe, die uns Gott verhängt hat
 Abhängigkeit
 Tugend hat als Voraussetzung die Ausschaltung von Lust
Tugend = Selbstgewissheit des inneren Glaubens; die Menschen wissen schon was sie tun
sollen (wie bei Aristoteles)
 Die Lust schaltet die Vernunft aus. In dem Augenblick wo wir begehren, schaltet sich
unser Verstand aus
 unser größtes Gottesgeschenk funktioniert nicht mehr
 Kant: „Wage es selbstständig zu denken“ schaltet sich aus
 Mystische Komponente:
man soll in sich selbst gehen; die Wahrheit liegt in einem drinnen.
Das christliche Denken hat von nun an eine Doppelwelt:
Arbeitspflicht & das wahre Leben ist woanders
Die ganze Geschichte von Schöpfung bis jüngster Tag ist durch Gott prädeterminiert.
Gott plant alles. So etwas wie Pech gibt es nicht.
 kein Platz für Kreativität, Überraschungen, Initiative
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
 Idee der Vernunft  wie kann man es beweisen? Faktischer Beweis?
VS
 Selbstgewissheit des inneren Glaubens  ich weiß das weil das ist in mir und ich spüre
das
Augustinus hat gewisse Abstimmung mit Sokrates
 Abwendung von äußerer Natur
 Hinwendung zur inneren Stimme, weil dort die Gewissheit ist, wo alles andere zweifelhaft
ist
Augustinus – Unterscheidung zwischen Glaube & Wissen
Glaube = Weisheit des Wissens; eine starke innere Kraft;
Das wahre Sein ist jenseitig
 Es gibt ein wahres, beständiges, jenseitiges Sein
= der unerkennbare Gott, der gleichzeitig der Urquell der Dinge ist; das höchste Sein; die
höchste Liebe;
 Wir sind das Abgeleitete; haben nur in beschränkter Teilhabe ein wirkliches Sein; Wir
haben nicht das Potenzial den ersten Beweger zu verstehen. Unsere Erkenntnis reicht nur
dazu, zu wissen, dass er (der Urbeweger) alles bestimmt hat. Aber das Warum kennen wir
nicht.
 Das Gute = das Sein
 Das Böse = ein eingeschränktes Sein
Rebellion des Satans
 bewirkte Zerfall in 2 Staaten:
 Ewiger Staat (Reich Gottes)  irdisches Reich
 Vergänglicher, sündhafter Staat (Reich Satans)  verdammtes Reich

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


Es gibt keine moralischen Probleme, weil es den Willen Gottes gibt
Jesus leitete Trennung in Erlöste und Verdammte in
Teilung in Gerettete und Verdammte trifft laut Augustinus Gott willkürlich. Das
Individuum kann es nicht bestimmen, denn alles ist pädestiniert.
Die Geretteten werden den Gottesstaat bilden; der weltliche Staat ist nur ein Gegenbild;
eine provisorische Ordnung der Sünder und ist zum Untergang bestimmt.
Man braucht den Staat, aber nicht wie bei Aristoteles um aus Bürgern gute Menschen zu
machen.
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Der weltliche Staat
= Gegenbild des göttlichen Staates; provisorische Ordnung der Sünder und zum Untergang
bestimmt
Vernunft = die innere Gewissheit; steht nicht im Widerspruch zum Glauben
 Kaum positive Staatsfunktionen bei Augustinus, wie bei Aristoteles (sittlicher Zweck,
Erziehung)
 Gottesstaat existiert im Himmel und zieht nach und nach seine Auserwählten hinauf. Die
Auserwählten sind auf Erden weilende Fremdlinge.
 „Denn mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Jesus)
o Wenn römisches Reich untergeht, hat das keine Konsequenzen für Angehörige des
Gottesstaates
o Es gibt keine Tugend im irdischen Staat, da dies Nachkommen der Dämonen sind.
Die anderen sind Nachkommen der Engel.
 Die Menschen sterben, weil die Vorfahren gekündigt haben
 da der Apfel gegessen wurde, bedeutet das den ewigen Tod
 Verdammnis mit Ausnahme der Auserwählten
 Beweis für Gnade Gottes; obwohl es den Sündenfall gegeben hat rettet er ein paar
6 Zeitalter der Heilsgeschichte
 Adam – Sintflut
 Noah – Abraham
 Abraham – David
 David – babylonische Gefangenschaft
 Christus – Endzeit
 Endzeit – Neuzeit
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
Sinn der Geschichte warum Gott verherrlicht werden soll wird nicht beantwortet
Laut Augustinus ist alles schon geschehen. Wir sind die Erben von etwas Schlimmen, das
auf eine lange Zeit zurückgeht.
Auf Erden gibt es nur Leid als Lohn der Sünde
Für Augustinus ist es eine Geheimgeschichte. Man muss die Bibel mit den Augen des
Glaubens lesen um zu sehen, dass die Geschichte nichts anderes als eine permanente
Verherrlichung Gottes ist
Der irdische Staat ist keine Anspannung wert. Alle Vorstellungen von Sittlichkeit sind
irrelevant und überflüssig.
Irdischer Staat hat kein Anspruch auf Liebe, Loyalität, etc
Wie weiß man ob man zum Gottesstaat gehört?
 Päpste sehen sich als Stellvertreter Gottes; manche waren korrupt; Es wird mit der
Unsicherheit der Menschen gespielt. Der Bischof ist dem König übergeordnet. Der
weltliche Staat kann, wenn überhaupt, nur ein bisschen teilhaben am Gottesstaat, wenn er
sich der Kirche unterordnet.
König ist nur Administrator einer auf Satan zurückzuführenden Institution.
 Spaltung Bischof/König bzw Gott/Satan macht Staatswesen sehr instabil
Erastianismus = Lehre, dass Kirche dem Staat übergeordnet sein soll
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Scholastik
 Entsteht nach dieser dunklen Zeit und hilft das Christentum verständlich zu machen
 Christentum hat es geschafft globale Kommunizierbarkeit zu erlangen.
 Kirche gewinnt als zentrale soziale Instanz an Bedeutung.
 Scholastiker haben aus dem wildwüchsigen Christentum zu Augustinus’ Zeiten ein
kohärentes und einheitliches Christentum geschaffen.
 Kirche verfügt über Grundbesitz und war in Elite verankert
 Elite fand Ausgleich mit Geistlichkeit durch SIMONIE ( = Ämterkauf; Spende an
Bischof)
 Konkurrenz durch Zunahme der Erkenntnis der antiken Philosophie
 Christentum fühlte sich gefährdet durch mögliches Auftauchen von rebellischen
Antiken Resten
 Scholastik setzt ein: Wahrheit muss ausgelegt werden
Es muss eine vernünftige Einsicht in Glaubenswahrheiten geben; Einwände muss man
philosophisch widerlegen.
 Textkritik: Was gibt ein Text her? Wo ist ein Text in sich kohärent?
 Christentum formulieren das widerspruchsfrei ist.
Es muss jeder Lebenslage gewachsen sein; im Alltagssinn logisch sein;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Thomas von Aquin
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1225 – 1274
Kommt aus Elite; mit Kaiser verwandt
Hat sich mit 17 einem Bettelorden (Dominikaner) angeschlossen
 Protest gegen die besitzende Kirche; Wiederkehr augustinischen Denkens
Bei Albertus Magnus (deutscher Gelehrter und Bischof) studiert
Intensiver Bezug auf Aristoteles; kannte ihn gut
Hat sich schnell gegen konventionellen Augustinismus durchgsetzt; er arbeitete an einer
Synthese zwischen Vernunft und Religion
Sein hauptwerk (Summa Theologica) gilt als Summa (Gesamtheit) des Altertums und als
eine Schrift, in der sich die Neuzeit ankündigt.
Summa Theologica
 Thomas hält an realer und objektiver Erekenntnis fest, aber sie ist limitiert;
orientiert sich nur am Reich der philosophischen Erkenntnis, aber nicht am Reich des
Übernatürlichen
 Das Übernatürliche kann die Denkkraft nicht durchdringen
Vernunft und Übervernunft
 Die Synthese von Vernunft und Religion markiert die Grenzen der Vernunft
 Übernatürliche Wahrheiten, die wir neben unserer Vernunft wahrnehmen müssen:
o Dreieinigkeit Gottes
o Menschwerdung
o Wiederauferstehung
 Es gibt eine universelle Vernunft, die Christen und Heiden1 gleichermaßen betrifft
 Philosophie bekommt einen Raum und ist nicht mehr nur die „Magd der Theologie“
 Vernunft dient als Verteidigung des katholischen Glaubens gegen die Heiden
 Der Christ muss von der natürlichen Schöpfung Gottes Kenntnis nehmen
o Das was wir in Mathematik als selbstverständlich ansehen, ist von Gott gegeben
o Tom lässt mit Vernunft die Forschung zu; Dieser Gott hat etwas Unergründliches,
aber er ist nicht von Grund auf unergründlich. Man kann sich ihm nähern
zB durch Newton’sche Gesetze
 Es gibt eine Grenze der Vernunft
 Die Dreieinigkeit Gottes können wir nicht auflösen
 Die christliche Wahrheit ist somit ÜBERVERNÜNFTIG und nicht UNVERNÜNFTIG
 Er hat Argumente gegen den christlichen Glauben vernünftig widerlegt
= 5 Beweiswege für die Existenz Gottes
(= Indiz, dass es bereits atheistische Bewegungen gab)
1
Glaube an mehrere Götter
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Politische Ansichten
 Tom wendet sein Interesse dem sittlichen Teil des Staates zu
 Je mehr eine Tugend auf das allgemeine Wohl bezogen ist, desto einen höheren Rang hat
sie
 Open Society = eine Gesellschaft, in der man aufsteigen kann; im Rahmen eines
sittlichen Verhaltens
 Von Natur aus ist der Mensch ein politisches und soziales Wesen (Zoon Politicon)
o Macht staatliche Ordnung notwendig
o Heterogenität der Menschen und ihren Interessen rechtfertigt eine politische
Führung
o Mensch ist auf eine Verbindung mit Familie/Staat/Gemeinde angewiesen
 De Regimine Principum (Über die Herrschaft der Fürsten)
o Der Staat ist vernünftig
o Gott ist der Herrscher von allem, also wählt auch er den Herrscher
(Elitentheoretisch)
Recht
 Naturrecht = unabänderliches „kosmisches“ Gesetz, dem die Menschen schicksalhaft
unterworfen sind
zB Naturgesetzte wie Schwerkraft, Lauf der Sonne um die Jahreszeiten, etc
 Gesetztes Recht = Normen, die wir uns selbst gegeben haben; die nur für uns gelten und
die wir wieder abändern können
 Es gibt eine Hierarchie von bestimmten Rechtsformen, die die Politik normativ bestimmt
ist. Die Politik empfängt ihr Maß, bevor sie handelnd einsetzt.
 Wir handeln zweckorientiert
o Nach dem Bösen zu streben ist kein Zweck; es ist ein Fallen
o Wir streben nach dem Guten
o Es ist unvernünftig nach etwas Unerreichbarem zu streben
 Voraussetzung von rationalem Handeln ist die Erkennbarkeit Gottes
 Gott sit notwendige Bedingung einer rationalen Politik
 Politik als Wissenschaft ist undenkbar ohne den Nachweis von Gott als Summum Bonum
(das höchste Gut/Ziel). Das macht Gott zum höchsten Gesetzgeber auf dem jede Ordnung
beruht
 Thomas hat Politik zu einem Rätsel gemacht
o Der Staat ist etwas rätselhaftes, weil die lex aeterna (= das ewige Gesetz) nicht
sichtbar ist
o Wir stehen ständig unter dem göttlichen Gesetz, das eine Übervernunft in sich
prägt, die es uns unmöglich macht, den Willen Gottes (und den politischen Willen)
total zu verstehen.
o Auch heute gibt es eine Verrätselung um den Staat und die Politik, durch die
Komplexität
o Bsp. Eurokrise – ist verrätselte Angelegenheit
Anfangs wurde gesagt, dass in Griechenland genug Geld vorhanden ist um die
Schulden zu zahlen. Niemand hat aber bedacht, dass die Griechen ihr Geld außer
Landes bringen.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Erbsünde
 Wir sind durch Erbsünde (Eva hat Apfel gegessen) geschädigt, aber nicht zerstört (wie bei
Augustinus)
 Wir tragen das Signum Die (=Zeichen Gottes); Wir sind, bleiben und werden sein, die
Kinder Gottes
 Der Staat ist keine Strafe, sondern ein Gebot der Vernunft
 Thomas’ Variante des Zoon Politikon = Der Mensch ist durch Ein- und Unterordnung ein
Mensch. Das Gemeinwohl hat Vorrang vor dem Individuellen. Wir sind ein
Mängelwesen; sind aufeinander angewiesen.
zB Notwendigkeit der Arbeitsteilung, der Führung etc
 Bonum Commune (das Wohl eines Gemeinwesens)
o Nimmt jeder für sich in Anspruch
o Versöhnt Einzelinteresse und Fremdinteresse
o Bsp. Steuern
 Individuum will weniger Steuern zahlen
 Interessen anderer: Geld für bessere Infrastruktur
Staatsformen
 Monarchie (Alleinherrscher)
 Aristokratie (Elite, Gruppenherrschaft)
 Politie (Mehrheitsherrschaft; die Vernünftigen/Besonnen)
VS



Tyrannis (illegitimer Alleinherrscher; in Polis wo keine monarchische Staatsform
vorgesehen war)
Oligarchie (Herrscher weniger, unter Ausschluss der Armen)
Demokratie (Herrschaft der Mehrheit)

Thomas favorisiert Monarchie.
Der König muss in seinem Reich das sein, was die Seele im Körper und Gott in der Welt
ist.
Die Regierung des Königs muss der göttlichen Regierung nachgebildet sein

Der König darf sein Amt aber nicht missbrauchen. Er muss die Güter schaffen die dem
Gemeinwohl zugeordnet werden. Er muss seine Gier zurückstellen.
 König ist in diesem Platz, den ihn Gott zugestellt hat, der wichtigste Promoter des
Bonum Communae.

Das Schlimmste für ein Volk = Tyrannis
 Tom empfiehlt Geduld, denn keine Tyrannis kann ewig währen.

Er hält von Kommunismus2 und Gemeinbesitz nicht viel, denn es stiftet einen Unfrieden
den der private Besitz nicht zulässt.
2
Primär Gütergemeinschaft, dann klassenlose Gemeinschaft; kein Privateigentum;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)


Der Handel ist eine schimpfliche Sache.
Aus der christlichen Religion entstehen langsam soziale Muster, die auch heute noch
existieren. Dennoch ist der Staat für Thomas eine sittliche Größe. Er muss die Bürger zu
einem gerechten und tugendhaften Leben führen. Dazu bedarf es Schulung und Training.
Voraussetzungen, damit der Staat eine sittliche Instanz ist:
 Wahrung des Friedens
 Ein gewisser Wohlstand
 Leben, das zur himmlischen Seeligkeit führt (bereits teilweise Aufgabe der Kirche)
 Die Politik zielt auf die EUDAIMONIA (= das sittlich gute Leben ab).
Eudaimonia = das Gedeihen/Gelingen der Lebensführung; Glückseeligkeit und seelisches
Wohlbefinden.

Die Kirche hat eine Protestas Indirekta (= indirekte Macht). Sie ist dort anzuwenden, wo
es um das übernatürliche Ziel geht.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Dante





Welt und Überwelt ist nach den gleichen Prinzipien organisiert
Vollkommener Zustand der Menschheit; Abbildung der Ordnung und der Schöpfung des
Herren
„Der irdische Friede ist die Vorbereitung auf den Eingang in den Frieden Gottes“
Dante favorisiert Papst gegenüber Kaiser
 katholische Globalisierung
„Die Weltgeschichte ist die Heilsgeschichte der Menschheit. Die Menschheit ist definiert
durch die Inkarnation Jesu Christi, bezeiht sich darauf und hat daher diesen perfekten
Zustand zu erreichen.“
 = Vorläufer der New Word Order von G. Bush Senior
Die göttliche Komödie = Geschichte eines Ganges durch die 3 Welten:
 Hölle
 Fegefeuer
 Paradies
 Dante und Vergil gehen gemeinsam durch Hölle und Fegefeuer. Da Vergil nicht getauft
ist, darf er nicht ins Paradies.
Hölle
Im unterirdischen Reich kommen die 2 schlimmsten Sünder
 Judas (hat Gott verraten)
 Brutus (hat Staat verraten; Cäsar getötet)
 die beiden verhindern Aufstieg des christlichen Reiches bzw. römischen Reiches
 Judas: indem er Jesus verraten hat (christliches Reich)
 Brutus: hat verhindert, dass Cäsar sich zum Imperator krönen lässt (röm. Reich)
Das heilige römische Reich hat bis ins 19. Jhd bestanden; hat sich als Fortsetzung des
römischen Imperiums verstanden
Fegefeuer
Hat 7 Stockwerke
Paradies
Mystischer Erotizismus  Dante’s verstorbene Geliebte, Beatrice, erschien
Dante führt Thomas weiter.
Er fordert nicht nur den inneren Frieden, sondern auch den Frieden zwischen den Staaten und
ein universelles Kaisertum das von Gott eingesetzt wird
 Ein Idealstaat der Weltmonarchie zur Befriedigung des zerstrittenen Italiens und Europa#
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Idee des Weltstaates
Im Weltstaat gibt es eine …
 Katholische Forderung
 Forderung der Aufklärung
 Forderung des Kommunismus
 Forderung der Demokratie
 Etc
Übergang: Mittelalter  Neuzeit (nicht prüfungsrelevant)
Neuzeit

Historische Hinsicht: Entstehung von entscheidenden Weichenstellungen von Grundlagen für moderne
politische Philosophie; Bewusste Verabschiedung vom MA Denken; Blick ist auf Zukunft gerichtet

Mentalität: Legitimationskraft der Religionen verliert stark an Wert; Mensch wird vom bloßen Geschöpf
zum Vernunftwesen; einziges Individuum erhält Wert;
Mensch ist im Stande durch seine Vernunft eine Aufklärung zu betreiben und dadurch Selbsterkenntnis;
nicht nur etwas abgeleitetes; Mensch selbst ist im Mittelpunkt;
Vergleich:
o Machiavelli: Gottesfurcht ist maximal ein ethisches Element das man nutzen kann um seien Macht
zu erhalten
o Tom von Aquin: Gott ist Individuum für rationale Politik (?)

Methodik: Herangehensweise verändert sich; durch NaWi entsteht neues Wissenschaftsverständnis;
Entstehung neuer epidemischer Voraussetzungen wie man glaubt sich Wissen aneignen zu können; im MA
war Wahrheit vorgegeben und man hat nur Kommentare zur Wahrheit geschrieben;
in Neuzeit steht Naturerkenntnis im Vordergrund;

Politischer Aspekt: in Neuzeit verändert sich politische und ökonomische Realität der Menschen; neues
Bürgertum tritt auf und unterläuft die traditionellen Hierarchien des MA Feudalsystems; individuelle
Leistung des Menschen wird zum Prinzip; durch Sturz des statischen Lebenswesen tauchen neue Fragen auf,
die im Feudalsystem als längst gelöst betrachtet worden sind
zB gerechte Verteilung der Güter  ist bei einer statischen Hierarchie klar
Philosophen beginnen von unten (Mehrheit) zu denken;
2 Wege in die Moderne
 Sonderweg
 Normalweg
Sonderweg = besondere Schulung der Geschichtsforschung
Je näher ein Land nach dem angelsächsischen/französischen Modell in seiner Entwicklung
kommt, desto weniger anfällig war es für Faschismus3 und Totalitarismus4.
3
Rechtsgerichtete Bewegung; Diktaturen; gegen Demokratie; Terror und Gewalt gegen Andersdenkende; keine
Meinungsfreiheit; keine freie Presse
4
Masse; Gemeinnutz; Unterdrückung der individuellen Freiheit; Ideologie, die auf Überzeugung setzt; Diktatur:
keine Medienfreiheit, Meinungsfreiheit etc
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Renaissance
 Papsttum ist verfallen  man hat sich von Autorität der Kirche emanzipiert
 Neuer Wertekanon; Betonung des Individualismus
 Neues wissenschaftliches Weltbild
 Man hat sich mit Antike ohne Scheu beschäftigt
 Auf Ratio (Klugheit) und Empirie (Erkenntnisse ohne Rücksicht auf Beobachtungen) sind
verlass
 Periode des Humanismus  Ideal einer nicht theologischen Bildung; Ideal der
Wiedergeburt des Menschen; man versteht sich als Wiedergeburt der Antike;
 Spaltung Europas: protestantisch VS katholisch
 mündet in 30 jährigen Krieg, der deutschsprachige Länder besonders schwer trifft
Warum ist es zur Kirchenreformation gekommen?
 Max Weber’s Buch: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“
 der Kapitalismus ist aus dem Protestantismus entstanden

Marxisten: Reformation ist ein ideologischer Ausdruck einer tiefen Krise am europäischen
Wollmarkt
o In Textilindustrie waren viele Arbeitsplätze
o Für aufwändige Kleidung der Elite brauchte man viel Wolle, weshalb
Ackerflächen mehr und mehr für Wolle benutzt wurden
 bei Zusammenbruch des europäischen Wollmarktes: Wirtschafts- und Hungerkrise

Man musste Steuern an Grundherrn leisten – ihn beköstigen
Man wusste aber nie wann er kommt, also wurde täglich groß aufgekocht und das übrige
Essen bekamen die Mönche.
 sog. „fetter Mönch“ VS hungernde Menschen
 Empörung über fette Mönche und sozialer Widerspruch

Praxis des Bußgeldes: man füllt Zettel aus mit Sünde und bezahlt dafür dass die Sünden
vergeben werden.
 Protestantismus hat Prädestination von Augustinus angegriffen

Spirituelle Prämie für wirtschaftliches Verhalten  du darfst in Gottes Namen reich
werden.
Wer sich dem Müßggang (=Freizeit) enthält und kommerziell erfolgreich ist, gehört
wahrscheinlich zu den Auserwählten
 man kann also bereits auf Erden sehen, ob man ein Auserwählter ist; wenn man reich
ist, hat man sich dem Müßiggang zu enthalten
 Müßggang = Zeit der Versuchung
Bsp. Erbschaft oder Geburt in Elite ist keine Leistung; man soll was aus sich machen; sein
Calling vernehmen

Man soll auf Erden das „Calling“ Gottes vernehmen
Bsp.: Skandinavische Länder möchten mit nicht-existenter Witwen Pension erreichen,
dass Frauen ihr Calling vernehmen und sich selbst realisieren
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Martin Luther
 Neurotiker5 und Pionier des Antisemitismus6
 Hat sich scharf gegen Aristotelismus gewandt, weil diese den Papst stärkt; Luther wandte
sich gegen die Vernunft
 Hat jeden Fürsten akzeptiert, solange er ein Protestant war
 Luther hat die Reformation ausgelöst  Kritik an Papstkirche mit Praktizierung des
Bußgeldes, Ämterkauf etc
Ab Luther war Akzeptanz da reich zu werden.  Arbeit und Verweigerung/Verzicht des
Müßiggangs war ein Indiz dafür, dass man einer der Auserwählten war; wenn man das
„Calling“ Gottes bekam, dass man arbeiten soll und wenn man reich wurde, war es
äußerst wahrscheinlich, dass man ein Auserwählter war. Man konnte also bereits im
Diesseits schon feststellen, ob man ein Auserwählter war oder nicht.
Bsp. Italien
 Ein Sonderwegstaat
 Späte Zentralisierung
 Söldnerheere
5
6
Jemand der unter Zwängen leidet (zB Waschzwang)
Eine mit Nationalsozialismus, Sozialdarwinismus und Rassismus begründete Judenfeindlichkeit
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Machiavelli







1469 – 1527
Kommt aus Florenz (damals italienische Zentralstadt)
Lebte in einer Zeit, in der das Gleichgewicht der 5 Hauptmächte Italiens total
durchgebrochen ist
Will dass Florenz Italien regiert
Vertreter der Trennung von Kirche und Staat
 die römische Kirche behindere die Einigung Italiens
 auch heute noch Vatikan selbstständiger Staat
Er erkennt, dass Söldnerheere untaugliche Instrumente sind; Armee hat eine höhere
Legitimation wenn es auf allgemeine Wehrpflicht basiert; Idee des Volksheeres
Er argumentiert nicht humanistisch sondern nur nach der Funktion
Il Principe (Der Fürst)
 Machiavelli’s Hauptwerk; hat schlechten Ruf; manche lesen es als Satire;
 Gründung einer schwarzen, politischen Theorie;
Eine politische Theorie, in der Selbsterhaltung und Machtsteigerung des Staates das
höchste Ziel sieht
 Es wird erklärt, dass alle Mittel recht sind, moralische oder unmoralische. Es geht nicht
um das Gute/die Pflicht, sondern um das Nützliche und das Schädliche. Das versucht er
historisch und psychologisch zu beweisen.
 Er sieht die Sache aus Perspektive der Elite
 Es gibt nur eine Tugend in der Elite  Tatkraft/Durchsetzungsvermögen = VIRTU
 Es geht ihm immer nur um Aktion. Er hat sich bemüht wertfrei, realistisch zu denken.
 „Ein Mensch der immer nur Gutes tun will, muss zu Grunde gehen unter so vielen die nur
das Böse wollen“
 Es geht ihm darum Gegebenheiten zu akzeptieren; alle Dinge erörtern; kaum
Veränderungsbedürfnis; er orientiert sich immer nur am Erfolg einer Strategie;
Bsp. Sokrates: der gute Mann der an der bösen Gesellschaft stirbt. Sokrates hat nach
Machiavelli falsch gehandelt. Er hat die Realität nicht so gesehen wie sie ist. Er hat zwar
über Tatkraft verfügt, aber er hat sie nicht eingesetzt.
Discorsi
= Untersuchung über die ersten 5 Bücher des Livius (= römischer Geschichtsschreiber) über
den Aufstieg und Untergang von Staaten
 Staaten sind entweder Republiken oder Fürstentüer
 Geschichte ist ständiger Kreislauf von Ordnung – Kraft – Müßiggang – Unordnung –
Zerrüttung
 Die Geschichte ist keine Heilsgeschichte
 Geschichte hat keinen Sinn; hat nichts mit Vernunft zu tun;
 Es ist eine Gegebenheit und es kommt darauf an sich in dieser Begebenheit zu bewähren
 Es gibt Kämpfe und aus diesen Kämpfen entsteht entweder Alleinherrschaft oder Freiheit
(= Republik), oder das Chaos (= Tyrannis)
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Machiavelli favorisiert die freiheitlich organisierten Republiken, denn die sind der Ort der
Freiheit.
Wo Ungleichheit herrscht muss sich Monarchie durchsetzen, sonst ist die Herrschaft instabil.
Gewaltenteilung
 Trennung von Exekutive – Legislative – Judikative
= Unabhängig von Parlament – Verwaltung – Gerichte
 Alles durch Institutionen; keine Philosophenkönige
Menschenbild
 Sehr pessimistisches Menschenbild
 Geht von einer konstanten, egozentrischen, wankelmütigen und undankbaren
Menschennatur aus
 „Von den Menschen lässt sich nur Schlechtes erwarten wenn sie nicht zum Guten
gezwungen werden“
 Menschen sind misstrauisch, ehrgeizig, maßlos gierig, treuelos, verführbar
 Versuch einer Systematisierung der bösen Antriebe in uns
 er systematisiert was wir sind; unter welchen Rahmenbedingungen wir Politik machen
 Einbau des sog. „Bösen“ in politische Philosophie
 Hobbes hat 19 sozialfeindliche Haltungen in uns festgestellt
 Kant hat gesagt, dass wir von einer ungeselligen Geselligkeit besetzt sind. D.h. wir
haben einerseits den Zug zueinander (Zoon Politikon), haben gleichzeitig aber die Kräfte
in uns die diese gesellige Geselligkeit verhindern.
 Machiavelli registriert eine konstante Mischung aus guten und bösen Menschen.
Das Wichtigste im Staat:
 Stabilität
 Freiheit
 Gottesfurcht (zB aufgrund Zensur)
 Waffentüchtigkeit und Ruhm
 erhalten wird ein Staat durch die Kräfte, die ihn gegründet haben
2 Arten von Fürstentümern

Ererbte Fürstentümer
Erhaltung durch Routine und dem Bauen auf der menschlichen Trägheit

Neugegründete Fürstentümer
Begründung durch Eroberungssucht des Fürsten  ein Alphamännchen das sich
durchsetzen will; Fürst muss eine besondere Ausprägung der Menschennatur haben; er
muss sich durchsetzen können
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Machiavelli zeigt, wie ein Fürst sich verhalten muss damit er sich richtig durchsetzt.
 Il Principe sagt:





Du bist so, du willst den Erfolg, du bist bereit zur Grausamkeit, du willst nach oben
und die anderen vernichten.
Dem aufstrebenden Fürsten ist nichts verboten, weil er sein Leben riskiert. Fehlt es
ihm an Energie/Virtu/Tatkraft/konsequentem Durchsetzungsvermögen, dann stirbt er.
Er darf lügen, betrügen, töten (soll es sogar).
Daniel Goldhagen: „Worse Than War“
Machiavelli will den Bürgerkrieg verkürzen, weil es eine grausame Zeit ist.
 Die Zeit des Kampfes, wo die potenziellen Fürsten gegeneinander antreten ist eine
grausame Zeit.
Es geht darum, demjenigen, der wirklich einen Durchsetzungswillen hat, möglichst
schnell beizubringen wie er sich durchsetzt und die anderen umbringt, denn damit
verkürzt sich diese grausame Zeit.
Wer moralisch ist (wie Aristoteles), der soll sich der Politik enthalten.
 die christliche Moral hat uns geschwächt
Er nimmt 4 Wege an, um die Herrschaft zu erlangen:
 Eigener Verdienst
 Glück
 Verbrechen
 Gunst (Wohlwollen) der Mitbürger  durch eine von Glück begleitete Schlauheit
Er denkt vom Standpunkt von jemandem, der von unten nach oben will.
Er preist nicht das politisch gute Handeln, sondern die Dynamik; die Schnelligkeit und
Radikalität der Entscheidung.
 Antithese zu Aristoteles, Erziehungsideal, Dante, Höllenkreise
Im Fürstentum gibt es keine unterirdische Strafe (Hölle) für politische Mörder. Machiavelli
sagt einfach, dass einer gewinnt weil er der Bessere war.
 andere Art mit dem Bösen umzugehen als bei Dante; keine Hölle sondern einfach
Zerstörung
Machiavelli verhasst nicht die Sündern, sondern die Schwachen; diejenigen ohne Energie;
Er preist nicht das gute Handeln, sondern das Dynamische.
Bsp.: Er preist nicht den an, der Vorschläge für Krisenbewältigung macht, sondern
denjenigen, der die Krise löst.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Ein Fürst muss:
 Feldherr sein
 Historische Schlachten studieren
 Gebildet sein
 Es schaffen sein Volk waffentüchtig zu machen
 Heucheln, betrügen und morden
 Religiös sein
 Den guten Menschen spielen
 Meister der Verstellung sein
 Fuchs und Löwe sein
 Fuchs = listig, gewalttätig, schlau, entschlossen, brutal
 Löwe = stark, würdig, repräsentativ, einen Schein von Gerechtigkeit ausstrahlend,
durchsetzungsfähig
Machiavelli’s Rechtfertigung = Er will die Erlösung Italiens aus der Fremdherrschaft der
Franzosen und Spanier. Er will Italien „von den Barbaren und ihrer stinkenden Herrschaft
befreien“.
[ Er will die Einigung Itliens (derzeit 5 Staatsmächte) ]
Zusammenfassung: Il Principe
 Realistische Art des Herangehens
 Abstinenz von Moral
 Akzeptieren der Gegebenheiten
 völlige Abwesenheit einer Utopie
 Politik ist ein Feindverhältnis ( Vorläufer von Carl Schmitt)
 Republik ist kein Idealstaat, sondern seine persönliche Entscheidungskraft
 Er gibt für Republik keine pragmatische oder normative Begründung
 Nationale Unabhängigkeit
 Sicherheit
 Wohldurchdachte Verfassung
Es ist sinnlos ein gutes politisches Ziel mit untauglichen Mitteln zu verfolgen.
 Seine Form der Vernunft: Ein Plan der gut ist, aber politisch nicht umsetzbar, ist kein guter
Plan.
2 Formen politischer Ethik

Gesinnungsethik
die Absicht; einem Ideal verpflichtet; agiert nach Überzeugung im politischen Bereich;

Verantwortungsethik
den jeweiligen Folgen gewidmet; stellt die Überzeugungen in Frage;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Utopien
Utopos = Nichtort; Ort den es nicht gibt
Topos = Ort
 Beschreibung eines politischen Systems das es nicht gibt
Eigenschaften von Utopien
 Eigentumsfeindlich
 Konsumfeindlich
 Müßiggangsfeindlich
 Kritisieren die bestehenden, realen Umstände
Dystopien = negative Nichtorte; Anti-Utopie; Gesellschaft, die sich zum negativen entwickelt
zB „Brave New World“
Erste Utopie: 1516 „Insel Utopia“ von Thomas Morus
 24 Jahre nach Entdeckung Amerikas (Wissen, dass eine andere Welt möglich ist)
 3 Jahre nach Il Principe (es kommt nur darauf an sich durchzusetzen)
 1 Jahr vor Thesenanschlag Luthers; Beginn der Reformation
Ernst Bloch
 Ist eine Utopie etwas Totalitäres?
 Sein Buch ist an Publikum adressiert, das sich Bücher leisten kann.
 1448 geboren
 Humanist
 Wurde als Intellektueller noch im MA marginalisiert
 Erneuerung des Christentums
 Bis 1505 (27 Jahre) will er in Kloster eintreten; lässt sich das wieder ausreden und wird
Jurist/Anwalt und opponiert gegen die Steuern die Heinrich XVII verhängt hat;
Bsp. STEUERN
Thomas Paine: „no taxation w/o representation“ – Wir zahlen keine Steuern wenn wir nicht
mitregieren dürfen
 Welche Steuer ist nun gerecht?
 heißt das, dass die die mehr Steuern zahlen mehr mitregieren dürfen?
 die die nicht Steuern zahlen haben kein Mitsprachrecht?
 Sind alle gleich?
 wählt man nach Klasse?
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Thomas Morus
 Erfolgreicher Beamter
 Parlamentsmitglied
 war Berater des Königs
 Ab 1529 Lordkanzler; Gegner der Reformation;
 Überträgt Heinrich XVIII sich die Oberhoheit über Kirche;  König steht unmittelbar
unter Gott;
 Daraufhin legt Morus Kanzleramt nieder; unterzeichnet keinen Eid; landet im Tower;
 1535 wird er dafür hingerichtet und wird 1935 dafür heilig gesprochen
 Utopia = ein Reisebericht; erfolgreiches lit. Genre in folgenden 200 Jahren
 Gefährte des Amerigo Vespucci, mit Raphael Hythloday (??)
Hat Land der Utopia besucht; Insel in südlichen Hemisphäre; mischt sich in politische
Philosophie ein;
Kippt die beiden platonischen Positionen:
 Philosoph als Berater des Königs weil würde dadurch seinen Platz verlieren
 Philosoph als König weil Verhältnisse würden ihn zwingen gegen seine
Überzeugungen zu handeln
Er kritisiert die bestehenden feudalen Verhältnisse von einem bürgerlich-urbanen
Gesichtspunkt. Gleichzeitig überschreitet er aber das bürgerliche im Namen von Vernunft und
Menschlichkeit.
Friedrich Engels – „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“
Das Urbane hat eine eigene Wertskala, die heute gegenüber dem Ruralen verschwunden ist.
Damals aber noch sehr stark;
Vernichtende Kritik der soziopolitischen Verhältnisse Englands und Europas, die sich auf das
Rechtsinstitut des Privatrechts konzentriert.
Dichterische Erzählung mit scharfer Kritik der Ausbeutung der unteren Klassen; diese sollte
bekämpft werden; Die Diebe sollen gehängt werden.
Bei Morus ist der Anlass Diebe zu hängen ungerecht und unvernünftig.
Wer sind diese Diebe und was sind ihre Motive?
 Ex-Soldaten (Armee wurde aufgelöst), Adelspersonal (das Job verloren hat weil Adeliger
kein Geld mehr hat), Opfer der Luxuskleidung (Plantagen wurden für Weiden für Schafe
weggemacht, weil aufwändige Kleidung viel Stoff gebraucht hat – hat Nahrungsknappheit
ausgelöst)
Diebe = Opfer des Konsumismus der oberen Klassen; veramte Adelige, die durch Müßiggang
zugrunde gegangen sind; Habgier der Gesellschaft hat sie zu Dieben gemacht
Bevor er zum Idealstaat Utopia kommt, berichtet er über Reise zu den POLYLERITEN:
Dort werden Diebe nicht gehängt, sondern versklavt; tragen spezielle Kleidung (=
symbolische Bestrafung);
 Konzept der Strafe am Selbstwertgefühl.
Tod gibt es erst wenn jemand versucht abzuhauen; allen wird ein Stück vom Ohr
abgeschnitten, damit sie erkennbar sind
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Utopia
 Mit Privateigentum kann allgemeines Wohl nicht gedeihen; es kann keine Gleichheit
existieren
 Agrarischer Schwerpunkt und unterstützendem Handwerk
 Gemeinwesen ist gut organisiert
 Arbeitszwang (jeder arbeitet, auch der behinderte)
 Keine Mode, kein Luxus, kein überflüssiges Gut
 Kein Privatbereich; man isst gemeinsam;
 Es gibt keine Bettler
 Man spottet nur über Gold
 Es gibt keine Familie
 Ehebruch ist verboten
 Bei Hochzeit werden beide nackt voreinander gestellt um zu bewerten ob sie den Partner
auch wirklich wollen
 Utopie schränk Freiheit ein, aber der vernünftige, christliche Mensch kann durch
Institutionen eine vernünftige Gesellschaft schaffen
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Thomas Hobbes of Malmesburry



War Puritaner, Gelehrter, Logiker
1629-1680 in Revolution verstrickt
Fragen die er sich stellte:
o Moral und Politik
o Verhältnis von Staat und Kirche
o Handeln des Staatsmannes
o Gesetze des öffentlichen Lebens
More Geometrico
 Streng deduktives Herleiten auf Basis von Regeln, Axiomen etc
 Ausgehen von den Gegebenheiten, ohne ein höchstes Gut  „Glaube nicht, dass das was
einer für gut hält, auch wirklich das gute ist“
 In der Zeit der beginnenden Empirie. Man ist nicht von einem Wert ausgegangen
 Ein Hinnehmen der Dinge, wo man das faktische integriert  Empirie  Gott rechtfertigt
nichts
 Von Descarte bis Kant hat die kontinentale europäische Philosophie ihre Vorstellung vom
Wesen der menschlichen Erkenntnis hauptsächlich aus der Mathematik abgeleitet, weil sie
unabhängig von vorgehenden Erfahrungen liegt-
Bertrand Russel: kritisiert Hobbes; er hätte so viele Fehler gemacht, dass man ihn nicht zu den
echten Philosophen rechnen kann
Leviathan
 = Hobbes Hauptwerk
 Hat mit dem Buch für damalige Verhältnisse die Kirche stark attackiert  Gebote sind
nur vertretbar, wenn sie auch vernünftig sind; Hobbes hält bestimmte Offenbarungen für
fehlerhafte Überlieferungen
 Er wurde für das Buch nach England geschickt
 Er ist Theoretiker der absoluten Monarchie
 Gilt als Vater des Atheismus in England
 3 Jahre vor seinem Tod hat Uni Oxford sein Hauptwerk verbrannt
= erste staatliche Bücherverbrennung
 Lehre der Selbsterhaltung als Grundgesetz der menschlichen Natur (Im Gegensatz zu
Sokrates, der seine Selbsterhaltung unter seine Pflicht stellte – er hätte auch abhauen
können)
Bei Hobbes ist der Staat, der bisher immer etwas Selbstverständliches war, eine
Errungenschaft. Eine Errungenschaft, die nicht von selbst kommt; nicht von Gott gestiftet ist;
Sondern aus einem Vertrag  Kontraktualisten (= Vertragstheoretiker)
 Hobbes war der erste Kontraktualist
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)






Hobbes hat alles theologische aus der ethischen und politischen Theorie rausgeworfen. Er
hat mit mathematischen und mechanistischen Modellen gearbeitet und auf die Geschichtsund Gesellschaftslehre angewandt.
Man würde ihn damals einen Materialisten nennen.
Er lehnt die Willensfreiheit ab
 Wir sind determinierte Wesen
Haben wir eine Wahl? ODER Definiert uns etwas?
zB definiert uns Gott – ein Teil gehört zur Zivitas Terrena, der andere zur Zivitas Dei
 Jean Paul Sartre: Sind wir so frei, dass wir uns wählen können?
Das Determinierte ist: Pech, Erziehung, Gene
Aber das Determinierte schließt nicht aus, dass man einen Vertrag schließen kann.
Es muss eine widerspruchsfreie Theorie der Politik geben. Eine Form, die sich gegen den
Mythos wendet, wo etwas aus dem Wirken einer übermächtigen Person erklärt wird; wo
die Reflexion erst nach der Handlung und dem Ergebnis einsetzt.
Seine anthropologische Grundannnahme: Der Mensch ist ein Egoist
 Individuen sind Egoisten und werden hauptsächlich vom Selbsterhaltungstrieb geleitet.
 Wir sind kein Zoon Politikon (vgl. Aristoteles), das sich nur in einer vernünftig guten
Gemeinschaft realisieren kann.
 Wir müssen unsere Natur überwinden. Wir sind nicht gut von Natur aus.
 Freud: Kultur ist Triebverzicht; Wir fühlen uns Unwohl, weil wir uns in der zivilisierten
Gesellschaft einschränken müssen; das Zivilisierte schränkt ein;
 Hobbes postuliert nicht (wie Freud), sondern hat versucht zu berechnen.
 Der Begriff „Egoismus“ ist sehr weit.
Bsp. Trinkgeld geben in Restaurant, in das man nie wieder geht
 Argument: wir sind doch ein Gesellschaftswesen
Aber zB man gibt Trinkgeld um Freundin zu beeindrucken; man geniert sich wenn man
kein Trinkgeld gibt; attraktive Kellnerin;
 auch das Trinkgeldgeben kann eine egoistische Seite haben!
 Hobbes versucht, den Egoismus in aller seiner Diversität zusammen zu bekommen. Er
stellt fest, dass die Vielzahl der Interessen und Leidenschaften und Charaktere die Analyse
schwer machen.
 Ist neu: Die Anerkennung der Pluralität gab es bisher nicht.
zB Sokrates – lineares Menschenbild; Politeia differenziert nach Stand (Wächter, Bauer
etc)
zB Augustinus – Zivitas Dei vs Zivitas Terrena
zB Machiavelli – Führer vs Geführte
 Diese Pluralität bei Hobbes impliziert verschiedene Formen des Guten seins.
More Geometrico = unbeeinflusst davon zu sein was einer für gut hält, oder was als gut
gilt. Sondern einfach hinnehmen.
zB Kollege kommt mit verschwitzen T-Shirt und Kollegin daneben mag PolyesterScheißgeruch nicht  Aristoteles würde sagen, dass allgemeine Rücksichtnahme eine
Voraussetzung des Zoon Politikon ist - ab jetzt wird nur mehr mit Baumwolle auf Uni
gegangen; man muss die Leute dazu erziehen das zu machen.
 Hobbes erzieht die Leute nicht. Er versucht auszurechnen, wie können die miteinander
koexistieren?
 Heute Unzahl an verschiedenen Klassen  Wie können diese Klassen miteinander
auskommen?
zB Charles Fourier: hat 116 Klassen des sexuellen Begehrens ausgerechnet
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)



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Hobbes reduziert indem er die Willensfreiheit ausklammert.
Tatsache dass wir Denken können hat für ihn sekundäre Rolle gespielt.
Grundantrieb der Furcht  Angst ist bei Hobbes politisiert.
Grundproblem der politische Theorie = Wissen, dass es im Naturzustand passieren kann,
dass einer jemanden plötzlich tötet, schmerzt oder Schaden zufügt.
Im Naturzustand sind Menschen nicht geneigt, Regeln zu befolgen, die allen die gleichen
Freiheiten gewähren.  Unser Begehren ist stärker als der Respekt vor Leben und
Integrität des anderen.
Dieser Angriff auf Willensfreiheit hat 2 Wurzeln:
o Theologisch: der Mensch ist Spielball eines göttlichen Willens
o Naturwissenschaftlich: das Universum hängt zusammen und ist nicht konsistent;
lässt freien willen nicht zu.
Wenn das Universum auf Regeln aufbaut, dann stecken wir mit unseren
Begehrungen letztlich in einem determinierten System. Die Regeln des freien
Willens lässt das Universum nicht zu
 Es geht darum, ein zwingendes optimales System zu finden, das allen gerecht wird.
Er reduziert das auf den Grundtrieb: Angst und Selbsterhalten;
alles Übrige sind Dualitäten;
Hobbes ist Nominalist  Der Name steht für die Sache. Hobbes unterscheidet zwischen
Namen für Einzeldinge und Allgemeinbegriffe.
Es gibt anziehende und abstoßende Triebe zB Liebe, Begehren, Lust, Schmerz, Abneigung,
Furcht, Ehre, Unehre, Stolz, Streben etc
 Aber kein höchstes Gut (Summum Bonum)
Summum Bonum
= das höchste Ziel.
Ein Gut, dem ein unbedingter Wert beigelegt wird und welches um dessen Willen angestrebt
wird.
Summum Bonum & More Geometrico
More Geometrico = das Ausgehen von Gegebenheiten ohne ein höchstes Gut (summum
Bonum)
Bsp.: StEOP erweitert nicht das Weltbild; es dient nicht zur Emanzipation.
Sie ist das was sie in ihrem Namen trägt, eine Eingangs- und Orientierungsphase.
Sie hat laut Hobbes kein Summum Bonum
Das Gute
Das Gute als solches gibt es nicht. Was für den einen gut ist,
muss für den anderen nicht gut sein. Hobbes macht sich nicht
zum Schiedsrichter.
 Sokrates, als Rhetoriker, hätte Partei ergriffen!
Gut ist dem Begehrenden der Gegenstand des Begehrens
Ich begehre und mein Begehren ist mir gut.
 Freud würde sagen man betrügt sein Über-Ich
Schlecht/Böse ist nicht Objektiv – es ist eine Abneigung
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
 Prozess der Rücksichtnahme auf den anderen. Der natürliche Zustand ist nicht der
bürgerlich gesettelete;
Der zivilisierte Zustand, der die Angst und die Begehrung hat, wird akzeptiert. Jeder weiß,
dass der andere Wünsche haben kann, die den anderen verletzten.
Durch den Egoismus und die unterschiedlichen Begehrungen ist der Naturzustand etwas, das
nicht gut ist.
Diese unterschiedliche Begehrungen begründen einen Bellum Omnium Contra Omnes
= Krieg Aller gegen alle;
Aus dem Sicherheitsbedürfnis heraus, haben wir einen Wunsch nach Rechtssicherheit.
Heute ist es selbstverständlich, dass alle gleich behandelt werden je nach Stand/Status; war
damals nicht so.
Hobbes’ Lösung: Rechtsschutz und Sicherheit finden sich erst wenn nach einer Übereinkunft
(Vertrag) im Staat eine übergeordnete Gewalt geschaffen wird, der sich alle unterwerfen.
 Mensch hat 2 Optionen: Chaos (= Naturzustand) oder Staat
Die Menschen sind nicht alle gleich, aber jeder will seine Freiheit bewahren und gleichzeitig
sich zum Herrn vom anderen machen. Als Egoisten wollen wir alles. Gleichzeitig wollen wir
aber, dass die anderen nicht alles wollen.
Hobbes: „Homo homini lupus“ = Der Mensch ist dem Menschen Wolf
 in diesem Satz kommt nicht vor, dass es 2 Freiheiten gibt:
 die Freiheit der Wölfe
 die Freiheit der Schafe
Nicht alle sind in allen Bereichen Wolf, es gibt auch Schafe.
Die Freiheit des Wolfes ist die Freiheit das Schaf zu töten.
Jeder hält seine Qualitäten für das zentrale.
Man vollendet sich nicht im Staat erst. Der Staat ist ein defensives Organ gegen den neutralen
Zustand.
Das vorstaatliche Individuum hat seine Qualität; ist älter als die Vergesellschaftung; es hat
natürliche Rechte; Rechte, die vor der Vergesellschaftung berücksichtigt werden müssen.
Das Recht kommt zeitlich vor der Pflicht.
(Platon: Pflicht ist wichtiger als das Recht)
 Hobbes ist Vorläufer des Liberalismus
Wir haben Rechte, die sich aus unserer Beschaffenheit ergeben, aber diese Rechte können
destruktiv sein.
Das Recht des Wolfes auf Nahrung und Fleisch kann destruktiv sein für das Schaf, das er
reißt.
Bsp. Ansprüche an den Staat die wir heute stellen sind keinesfalls widersprüchlicher.
 Hobbes versucht das More Geometrico auszuschalten;
Der Staatswille, verkörpert durch Herrscher oder Parlament, muss allmächtig sein und muss
über dem Gesetz stehen.
Leviathan = mythologisches Monster; Krokodil, Drache, …
Behemoth = 2. Buch von Hobbes, benannt nach einem mythischen Monster.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Der Staat hat etwas Übermenschliches; etwas Göttliches; Aber er hat auch eine
Gerechtigkeitspflicht. Er muss den Menschen vor dem Menschen schützen.
In dem Augenblick wo er das nicht tut, gibt es ein Widerstandsrecht.
 Es gibt kein Widerstandsrecht gegen Korruption, aber wenn es eine gibt, dann gibt es bei
Hobbes ein Widerstandsrecht.
Friedlich Engels: „Der Staat ist die Angst der Menschheit vor sich selbst.“
Die Angst der destruktiven Kraft. Damit diese Angst gebannt wird, bestimmt der Staat alles,
auch die Religion. Es gilt das Prinzip „Cuius regio eius religio“ = Religion des Herrschers,
Religion des Untertanen;
 wem das Territorium gehört, der entscheidet über die Religion;
 Das ist die Form des Leviathan: den Schutz vor religiösen Konflikten in der Bevölkerung
zu bannen.
Hobbes schützt die Menschen und akzeptiert die Pluralität  hat zu einem Umschlag geführt
Bsp. Streng gläubige Menschen in USA, die aufgrund Religion Einsprüche haben zB kein
Sport während Fastenzeit
Leviathan ist ein künstliches Wesen, das uns alle vereinigt.
Alles was über Urzustand gesagt wird, ist eine Fiktion. Aber es ist eine zwingende Ableitung
auf Basis der Verschiedenheiten der Menschen. Es ist eine Entmachtung der Religion und des
göttlichen Königs; es ist ein Vertrag.
Ein Vertrag auf Augenhöhe. Die Menschen einigen sich auf den Leviathan. Dieser Vertrag ist
aber unausweichlich. Kein Vertrag mit der Macht, sondern ein Vertrag der über der Macht
steht, weil durch den Vertrag entsteht erst die Macht.
Bsp. Bei „Vertrag“ zwischen Prof und Student ist kein Vertrag auf gleicher Ebene; Prof kann
nur etwas gewähren.
Bei Hobbes entsteht der Vertrag dass einer, das Parlament/der König herrschen soll. Damit ist
der Einfluss der Bürger zu Ende.
Wir schließen im Rahmen unserer Sicherheit einen freiheitseinschränkenden Vertrag.
Es ist ein Vereinigungsakt der ursprünglich isolierten Individuen  das stiftet erst das Zoon
Politikon
Im Leviathan werden wir politisch, aber wir verlieren gleichzeitig unsere ursprüngliche
Rechtspersönlichkeit durch den Herrschaftsvertrag. Das Volk ist nur so lange Person, bis es
den Herrscher bestimmt hat.
Hobbes: Wo war eigentlich die Rechtssicherheit?
Bei Hobbes gibt es nur absolute Anarchie oder absolute Herrschaft. Die frühere Souveränität
geht verloren, aber dafür ist man sicher.
Inhaber der obersten Gewalt hat das Eigentum auf alles; der regiert wirklich absolut; er
dirigiert die Moral via Gesetz.
Die Sittlichkeit hat aus Voraussetzung eine sich unterwerfende Vernunft.
(Kant: „wage es selbstständig zu denken“  gibt es bei Hobbes nicht)
Selbstständig denken kann man nur im Rahmen, den der Leviathan gesetzt hat.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Hat Hobbes gesehen, dass es Unrechtsstaaten gibt? Und wie ist er mit denen umgegangen?
Wie wird diese Macht, die nach dem Vertrag da ist, verteilt? Welche Regeln gelten für die
Elite?
 wird alles zurückgestellt in Sicherheit und Rechtssicherheit
Das Titelbild des Leviathan zeigt den
Leviathan aus lauter Menschlein
zusammengesetzt  suggeriert dass jeder mit
sich den Vertrag eingeht.
Es ist ein Konzept eines Staates, der
allumfassender Regulator wird. = Vorläufer
der Aufklärung
Hobbes sieht den Staat als transpersonales
Wesen, das nichts zu tun hat mit diesen
Regungen der kleinen Leute.
 Der Staat ist die Fiktion des Adressaten
unseres Begehrens.
Heutiger Sozialstaat sagt: Ohne mich ist das
Chaos da.
Bei Hobbes gibt es keine Solidarität. Der Staat lebt vom Konflikt, der ohne ihn wäre.
(Marx: Staat ist Macht, die von herrschenden Klassen gehalten wird)
Staat ist der, der entscheidet was gerecht ist.
Freiheit spielt bei Hobbes keine Rolle.
2 Gefahren die den Staat bedrohen:
 Anarchie (Naturzustand)
 Despotismus7 (wenn ein monarchischer Herrscher seinen Egoismus auslebt)
Hobbes hat aber nur Anarchie als Gefahr gesehen
Goldene Regel = Tu nicht etwas was du für dich als schädlich ansehen würdest
zB nicht stehlen weil es eine Sünde ist, sondern weil du es auch nicht willst dass dir jemand
etwas stiehlt
Hobbes’ Naturzustand = ein Zustand, in dem alle ein Recht auf alles haben.
 Es führt zur Furcht. Man muss immer der stärkste sein. Man muss immer Angst vorm
angegriffen werden haben. Im Naturzustand ist jeder zur Gewalt bereit.
Hobbes erweitert das auf ein Friedensgesetz, Hilfesuchgesetz, Verteidigungsrecht
Jeder muss jeder mit der Freiheit zufrieden sein, die er dem übrigen eingeräumt wissen will.
Hobbes realisiert, dass das aber nicht funktioniert.
 Man benötigt etwas, das über der Vernunft steht.  Staat mit Gesetzen
7
eine Herrschaftsform, in der das Staatsoberhaupt (der Despot) die uneingeschränkte Herrschaft ausübt.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Hobbes sieht die Gleichheit als eine Gefahr: „Jeder ist so gleich, dass er den anderen
umbringen kann“
Wenn keiner über allem steht, kann jeder bedroht werden. Man braucht also eine höhere
Macht, die die Menschen reguliert
 Self-Regulation: Die Leute halten sich an Gesetze, weil sie Angst vor der Bestrafung der
höheren Macht haben.
Der Naturzustand ist gefährlich für jeden Einzelnen  Menschen schließen untereinander den
Vertrag sich einer höheren Macht zu unterwerfen, dem Leviathan.
Dadurch geben sie ihre Freiheit auf.
Wie ist es uns möglich Sicherheit und Freiheit zu kombinieren?
Hobbes schwankte ob der Leviathan König sein soll oder Parlament. Für ihn war Sicherheit
zentraler Schwerpunkt.
Hobbes hat Angst als politische Kategorie genommen.
zB Angst vor Arbeitslosigkeit, Anspruch an Leviathan staatliche Lehrwerkstätten zu gründen
 Es entwickelt sich früher Liberalismus.
Anm.: Typen von Freiheit:
 Intellektuelle Freiheit – zu Denken/Sagen was man will
 Moralische Freiheit – zu Handeln wie man will; sich zu versammeln
 Politische Freiheit
 Wirtschaftliche Freiheit
Protestantische Ethik8
 Heilige Schriften sind unklar
 Kamel durch Nadelöhr
 Da war ich bei euch auf Besuch und hab welche gesehen die haben gegessen und
nichts gearbeitet
 Neue Entdeckung des Protestantismus; unmittelbare Beziehung zu Gott; nicht über
fetten Mönch;
 es gibt Prädestination
 schärfste Sünde ist Müßiggang
 Calling (Ruf Gottes); auch ein Business Plan ist ein Calling; Fleißigkeit ist eine
Tugend; man darf im Namen Gottes reich werden; es gibt eine spirituelle Prämie, dass
man reich wird.
Zusammenfassung – Leviathan
Der Leviathan ist so lange legitimiert, so lange er das Volk vom chaotischen Naturzustand
schützt, Rechtssicherheit gibt und die destruktiven Kräfte der Menschen bannt. Nichts steht
über dem Leviathan.
Zusammenfassung – Hobbes
 Chaotischer und gefährlicher Naturzustand in dem alle Menschen Egoisten sind und
hauptsächlich nur um ihre Selbsterhaltung besorgt sind
 Vertrag, der für Sicherheit und Selbsterhaltung sorgt
 Konsequenzen: Aufgabe von Freiheit, aber dafür bekommt man Sicherheit und Schutz
8
Ethik des Erwerbs
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
John Locke
Recht auf das Streben nach Glückseeligkeit – Locke

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
1632 geboren aus puritanischem Milieu
War Assistent von Dr. Boyle (erster Mediziner der Leichen öffnete)
 Zeichen für starke Hinwendung zur Empirie; was ist wirklich da?
Frage ob uns Geräte täuschen;
Zu Beginn der Restauration als Royalist beschreiben begonnen
Hat auf Rückkehr Karl II gehofft
Wurde Gesandter, Arzt
Geht nach Frankreich
Erkrankt an Asthma
Wie erkennen wir überhaupt?
Locke geht von einer Basisvernunft aus, die in einem drinnen lokalisiert ist.
Naturrechte: haben wenig mit Gott oder unserer menschlichen Beschaffenheit zu tun;
konstruieren Gesellschaften von Staat wieder von natürlichen Individualrechten, v.a. vom
Selbsterhaltungsgesetz
Eine auf Vertrag beruhende Schöpfung; Der Mensch ist Egoist.
Egoismus ist legitim, aber er darf nicht wen anderen schaden.
 Selbsterhaltungsrecht als das was wir sind
Uns hält wieder ein Vertrag zusammen aber die Bedeutung dieser Denkfigur wird ausgedehnt
auf eine stärkere Orientierung an der Vernunft.
Vertrag hat als Voraussetzung seiner Gültigkeit das mutuelle Einverständnis, bei voller Sicht
auf das Problem
 Man muss zurechnungsfähig sein
 im Stande sein alle Konsequenzen des Vertrags zu verstehen.
 Vertrag zwischen Individuen die wissen, dass zB höhere Steuern mehr
Staatsleistungen bedeutet
 Die Leute, die bei Locke Vertrag abschließen sind souverän.
 Intellektuelle Revolution  mündet in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Die Selbstverteidigungsrechte stehen gegeneinander. Diese sind fundamental, sacred/geheiligt
und unalterable.
Die Frage des Selbstverteidigungsrechtes hat sich in den letzten 200 Jahren immer mehr
ausgedehnt. Ursprünglich nur wie man sein Leben schützt, aber jetzt bereits wie man sein
Wohlleben, seine Ansprüche etc schützt.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Lösungsvorschlag/Waffe bei Locke = Eigentum, im weitesten Sinne
Wir verlassen uns nicht nur auf den Staat, sondern auch auf uns selbst.
Das gute, glückliche Zusammenleben der freien Bürger basiert auf dem Eigentum. Das sind
Bürger, die arbeiten, akkumulieren, etc
Eine fundamentale apriorische sozialphilosophische Aussage wird gemacht. Wir wollen
produzieren, tauschen, handeln, uns bereichern. Wir wollen das gut tun und dabei beschützt
werden.
 protestantische Ethik (Ethik des Erwerbs)
(zB Geschäftidee kann Calling von Gott sein; man darf reich werden im Namen Gottes)
Die Begehrungen sind weniger gefährlich bei Locke als bei Hobbes.
Es gibt immer Widerstand gegen Tyrannis; der richtet sich gegen Einschränkung die die
Tyrannis dem produzierenden/konsumierenden/erwerbenden Bürger entgegensetzt.
 Das ist stark in England mit Steuerprivileg verbunden. Widerstand gegen Tyrannis hat sich
viel stärker gegen die obigen Eingriffe aufs Leben gerichtet.
Adam = Urbild der menschlichen Autorität; diese Autorität wurde ihm von Gott verliehen.
„Politische Autorität ist nicht elterlich und hat den Zweck Kinder zu vernünftigen Menschen
zu erziehen.“
Poltische Gewalt = A right of making laws with penalties of death, and consequently all less
penalties, for the regulating and preserving of property, and of employing the force of the
community, in the execution of such laws, and in the defence of the common-wealth from
foreign injury; and all this only for the public good.
 Ein Recht, das mit der Todesstrafe durchgesetzt wird, sowie mit anderen Bestrafung; Für
die Regulierung und den Schutz des Eigentums; die Gewalt der Gemeinschaft wird benutzt
für die Ausführung dieser Gesetze und zur Abwehr von fremden Schädigungen; alles für das
öffentliche Wohl;
Wir delegieren unsere Macht an eine politische Gewalt. Diese Gewalt steht aber unter rigiden
Regeln. Der Staat hat nicht das Recht in persönliche Sphären einzudringen. Er lässt den
Menschen die Freiheit über ihr Eigentum frei zu verfügen und behandelt sie als frei und
gleich. Es gibt keine natürliche Ungleichheit wie bei Aristoteles (manche gehören zur Elite
und manche sind Sklaven, weil es Gott so wollte; ist einfach so).
Locke hat ein viel positiveres Menschenbild als Hobbes; bei beiden ähnliche Begehrungen,
aber sie sollen der Allgemeinheit dienen  Gier als eine konstruktive Kraft, die Waren
schafft, der Güterversorgung dienen soll etc
Der Handel hat uns zivilisiert.
Locke – Urzustand:
Menschen sind frei, verfügen über ihr Eigentum und sind gleich. Kein Mensch unterscheidet
sich vom anderen. Es herrscht Gesetz der Natur, das jeder erkennen kann.
 State of Piece, Good Will, Mutual Resistence, Mutual Preservation
Die, die sich nicht an Naturzustand halten = Wölfe
Lämmer halten sich an alles und Wölfe korrupieren den Naturzustand.
Es gibt nur einzelne Wölfe unter den Menschen, die man bändigen muss.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Es halten sich nicht alle an den Naturzustand.  Was tut man wenn ein Vertrag nicht
eingehalten wird?
 daher gibt es das Selbstverteidigungsrecht
Es gibt noch keinen gemeinsamen und autorisierten Richter. Daher funktioniert der
Naturzustand nicht.
Frage der Selbsterhaltung als wesentlicher Trieb hat heute für uns anderes Selbstverständnis.
Die protestantische Ethik mit Aufforderung zur Dynamik war ein kollektives Nachlassen des
Spannungszustands, verbunden mit unbefriedigender Güterversorgung des Mittelalters.
Hoher Selbstmord im Mittelalter. Vor protestantische Ethik steht der jahrhunderte lange
Kampf der Kirche gegen den Selbstmord als schlimmste Sünde.
Selbstmord im Sinne von „sich einfach sterben lassen“  Leute haben sich umgebracht
aufgrund von unbefriedigender Nahrungsversorgung, Dürren etc – dagegen hat die Kirche
gekämpft
Frage – Womit schützt man sich?
Man schützt sich nicht nur vor dem Begehren des anderen sondern auch vor der Gefahr durch
das private Eigentum.
Gott hat uns die Schöpfung zur Verfügung gestellt. Aber wirklich von Nutzen können alle
diese Kriege nur sein, wenn wir sie aus dem Gemeineigentum trennen.
Bsp. Schrebergarten ist besser als Nationalpark
 Nationalpark ist restriktiv, während man im eigenen Schrebergarten machen kann was man
will.
Wo gibt es für uns mehr Lebensmöglichkeiten?
Im eigentumslosen Zustand, oder in einem Zustand wo wir Eigentum haben?
Locke ist Gegner: Gemeinsames Eigentum/Staatseigentum ist sinnlos. (Niemand kümmert
sich darum)
Friedrich Engels: Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates
 Staat entsteht als Schutzinstitution des Privateigentums
Alles war am Anfang OK, solange es Kollektiveigentum gegeben hat.
Locke: meine Hände gehören mir, daher gehört auch das Werk meiner Hände mir. Jede
Veränderung drückt meine Persönlichkeit aus.
zB ich schnitze mit meinen Händen und verwandle damit Natur in mein Werk
 2 Alternativen:
Es gehört weiter allen VS Es gehört nur mir, weil nur ich kann es so machen
Eigentumsrecht leitet sich aus der Arbeit die man leistet ab.
 Stoßrichtung gegen Feudalismus. Die haben nichts gearbeitet um Eigner zu sein. Die
legitimieren sich nur mit Gott oder Blut.
Thomas von Aquin: Eigentum ist bloße Übereinkunft; reversibel, einschränkbar, etc
Hobbes: Recht aller auf alles im ungeregelten Naturzustand und dann hat Leviathan das Recht
in bestehende Eigentumsverhältnisse einzugreifen; mit Leviathan darf man verstaatlichen;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Arbeitswertlehre = die aufgewandet Arbeitszeit bedingt den Wert des Produktes.
Da sich Eigentumsrecht aus Arbeit ableitet, leitet sich Wert des Gutes aus der aufgewandten
Arbeitszeit ab.
Müßiggang ist im Protestantismus eine Todsünde. Der frühe Liberalismus hat eine Präferenz
für das Eigentum, v.a. für das selbst Erarbeitete.
 etwas zu erben ist kein Calling
(RICARDO – Gesetz des komparativen Kostenvorteils)
Kein Unterschied zwischen Qualifikationen. Arbeit eines Arztes ist genauso viel Wert wie
Arbeit einer Kuhmagd.
Es darf sich nicht einer alles allein aneignen, denn da wird alles kaputt.
 Antimonopolistische Tradition. Der Maßstab ist der Eigenverbrauch. Jeder soll sich Güter
von gleicher Güte und Qualität aneignen. Funktioniert auch gut in der 1. Phase des
Naturzustandes.
Als Gesellschaft sich von einer für den Eigenbedarf produzierenden vergrößert hat, zu einer
Gesellschaft, die auch Handel betrieben hat und die auch für den Fremdbedarf produziert hat,
haben sich Verhältnisse fundamental gewandelt.
Geld
Warum braucht man Geld?
 Damit man den Überschuss an verderblichen Gütern los wird und etwas aht, wofür man
andere Güter, die es im Augenblick noch nicht gibt, kaufen kann.
In 2. Phase des Lock’schen Naturzustandes entsteht der Markt.
Antiker Markt VS Lock’sche Markt
 Antiker Markt: relativ beschränkt, keine Konkurrenz
 Lock’scher Markt: neuer und eigener Markt. Durch Export und Import verschieden
Weinarten, versch. Qualitäten von Fässern. Man weiß dass bestimmte Fässer undicht sind
bei bestimmten Händlern; neue Verkaufsstrategien etc
 Gedanke, dass Markt einen eigenen Menschentypus drinnen hat.
Markt hat auf alles zugegriffen: Körper, Verhalten, Liebe, unsere berufliche Strategie etc
Markt gibt auch Wahl und Freiheit. Freiheit, die sich selbst limitiert, aber dennoch da ist.
 Geld: Mit Geld konnten sich die bisher Gebremsten, Fleißigen und Tüchtigen austoben.
Konnten Katastrophen vermeiden, hatten das Problem, dass Güter nicht haltbar waren etc.
In Situation mit Markt und Transport konnte man großen Besitz erwerben, aber der ging über
Eigenbedarf hinaus.
 Locke sagt: In dem Augenblick, wo Menschen dem Geld zugestimmt haben, haben sie der
Ungleichheit zugestimmt. Ungleichheit wurde sanktioniert und war erlaubt.
Natürliche Schranke dass jeder nur so viel produzieren soll wie er verbrauchen kann wurde
aufgelöst.
Jetzt: Kampf, dass Güter knapp werden, weil Land knapp wird. Es gibt den starken
Regelbrecher, der dem Tüchtigen sein Eigentum nehmen will und der sich an diesen ersten
ungeschriebenen Kontrakt nicht gehalten hat.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Gottgewollter Selbsterhaltungstrieb entartet: Desire of having more than needed.
Geld macht gierig. Diese Gesellschaft des Geldes braucht den Staat. Der zivilisatorische
Fortschritt zerstört auch eine Harmonie.
In dieser Endphase des Naturzustandes, kann man diese Rechtsbrecher nicht mehr
kontrollieren.
 Akzeptanz eines Königs.
Diesem König, bzw dem Staat, wird aber nur so wenig übertragen, wie es zur Sicherheit des
Eigentums notwendig ist.
Amerikanische Unabhängigkeitserklärung ist stark von Locke beeinflusst.
Auslöser des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges = Taxes; Engländer haben Steuern
eingehoben
Einteilung in 3 Phasen:
1.Phase:
Holz(b)lock; jeder kann sich durch Arbeit und Verzicht auf Müßiggang Eigentum aneignen,
aber es darf nicht einer alles haben. Maßstab ist der Eigenverbrauch.
2. Phase:
Entstehung des Marktes und des Geldes
3. Phase:
„Desire of having more than needed“; Gesellschaft braucht den Staat als Schutz für das
Eigentum
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Montesquieu
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Ein Adeliger; von oben
1689 – 1755 (knapp an Franz. Revolution)
Kein Revolutionär, aber Vorläufer der franz. Revolution
Hat lange in England gelebt und dort seine Hauptwerke verfasst
 „Betrachtung über Größe und Niedergang der Römer“ & „Geist der Gesetze“
War voll in der Aufklärung; Kampf um Aberglauben
Nicht klar, ob er Christ war
Hat von Descartes die Idee von der materiellen Welt als einen großen Mechanismus
übernommen; ein Räderwerk, das man durch methodischen Zweifel ergründen könne;
Lebt in einer Periode der Krise der Monarchie
Nebenwerk: „Persische Briefe“
o 1721 anonym in Amsterdam erschienen
o Kritik des Gegenwärtigen durch Beschreibung aus der Feder eines reisenden
(persischen) Philosophen
o Briefroman der Ideal der absoluten Monarchie und des römischen Katholizismus
schwer attackiert
o 3 Perser konstatieren Analogien (zB Koran ist die Bibel der Christen)
 in diesem Vergleich artikuliert sich zum ersten Mal eine relativierende Toleranz
Hobbes: Naturzustand – Homo homini lupus; es gibt nur einen zwingenden Ausweg aus dem
chaotischen Naturzustand, den Leviathan;
Montesquieu: Naturzustand – Im Naturzustand schließen sich 2 zusammen, erleben
Solidarität, gehen den Weg der Vernunft und damit den Weg der Tugend und kommen selbst
(ohne Leviathan) aus dem Schlamassel des Naturzustandes heraus.
Montesquieu ist also kein Kontraktualist, sondern es gibt auch im Urzustand ein Bewusstsein
von der Tugend. Wir brauchen keinen Staat, sondern eine Gruppe, die uns stützt.
Zeichen für den Niedergang der Römer = sie haben nicht mehr selbst gekämpft
Montesquieu = Zyklentheoretiker; Theoretiker vom Aufstieg und Untergang der großen
Imperien.
Aufstieg = Imperien kämpfen selber
Abstieg = Müdigkeit im Krieg; Verweichlichung; kaufen sich eine Armee;
 attackiert alle höfischen Gesellschaften seiner Zeit, denn die hatten alle Söldnerheer zum
Schutz;
 Übergang von freiwilliger Wehrpflicht ins Berufsheer wäre demnach ein zentrales
Abstiegssymptom
Für Aufstieg und Abstieg gibt es allgemeine Ursachen.
(Abstieg bei Platon = jedes System entwickelt eigene Dynamik an der es zugrunde geht; bei
Platon trägt jedes System den Keim der Selbstzerstörung in seinem Prinzip)
Bei Montesquieu gibt es immer eine benennbare, bestimmbare und dadurch von Vernunft
kontrollierbare Auffassung.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Entscheidend für Wohl und Wehe der Völker sind nicht der Wille des Herrschers, oder die
Stärke einzelner herrschenden Personen, sondern das Gesamtwesen der gesellschaftlichen und
staatlichen Zustände.
Staat und Gesetz sind nicht willkürlich entstanden, sondern erwachsen aus natürlichen und
geschichtlichen Bedingungen.
Das richtige Gesetz passt.
 Anpassung eines politischen Systems an eine gegebene Situation. Es gibt keine globalen
Universalformen.
Sein Zentralwert beim Regieren ist die persönliche Freiheit des Einzelnen = Reaktion auf
Krise des Feudalismus9.
Idee der Freiheit kommt auf, wenn Gefühl der Unfreiheit durch Existenz oder Denkbarkeit
eines anderen Zustandes spürbar wird.
Bsp. Trumanshow – Truman weiß nicht dass er eingesperrt ist; merkt erst spät, dass er nicht
frei ist. Dieses Merken ist gebunden an eine Krise. (Krise des Feudalismus)
Freiheit lebt als Idee vom Wissen um die Existenz von Alternativen zum Bestehenden und
vom Erlebnis der Verhinderung.
Frage - Wie schützen wir diese Freiheit?
Englisches System der Teilung der Gewalten, wie bei Locke. Montesquieu hat hier eine
Erweiterung vorgenommen.  Vom Schutz zur Sicherung der Freiheit.
Montesquieu hat Angst, dass einer die Oberhand gewinnt und damit die Freiheit der anderen
einschränkt.  Bei Montesquieu ist Freiheit an die staatliche Teilung der Gewalten
gebunden.
 3 Machtbereiche:
 Legislative (machen die Gesetze)
 Exekutive (ausführende Organe)
 Judikative (Gewalt der Gerichte)
Locke: Trennung von Legislative und Exekutive, aber König war überall dabei und hatte
Spezialrechte
Montesquieu trennt schärfer: er setzt auf die judikative Gewalt; wenn die nicht unabhängig
ist, dann droht die Despotie.
 Elitäre Philosophie weil sie den Einfluss der Funktionsträger definiert; eine der sich
zurückgesetzt fühlenden Leistungsträger.
Hauptwerk: „Vom Geist der Gesetze“
Mit der Vernunft des Geschehens, die in der Beschaffenheit der Verhältnisse liegt, kann man
einen Umschlag erleben und dennoch vernünftige Verhältnisse schaffen.
3 Gesetzesbegriffe:
 Positive Gesetze und Rechtsordnungen
 Naturrecht, weder radikal noch revolutionär; nur die Pluralität der Gesellschaft,
Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit umfasst
 Naturwissenschaftlich deskriptiv erfahrbarer Gesetzesbegriff
9
Feudalismus = Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters.
Großteil der Bevölkerung bestand aus Bauern, die aber nicht Eigentümer ihres Landes waren. Dieses Land war
Eigentum des Grundherrn  Bauern waren persönlich abhängig vom Grundherrn und unfrei.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Regierungsformen nach Montesquieu
Republik = ein Volksteil oder Volk regiert; kann Aristokratie oder Demokratie sein
Monarchie = König, der auf gesetzlicher Grundlage regiert; fragwürdig, da König zahlreiche
Privilegien hat
Despotie = Einzelner, regiert ohne Gesetzesbindung
 Anders als bei Aristoteles
Montesquieu hat 2 Kriterien:
 Anzahl der Inhaber der Souveränität
 Regierungsweise
Zusätzlich: Leidenschaft, die ein Staatswesen trägt.
In Demokratie bedarf es Tugend
Aristokratie  Mäßigung
Monarchie  Ehrgeiz der Höflinge
Despotie  Furcht der Untertanen
Diesen Herrschaftstypen ordnet er bestimmte soziale Entwicklungen zu. Bestimmte soziale
Umgebungen begründen bestimmte Regierungsformen.
Demokratie ist stark mit dem agrarischen Kleinstaat verbunden, wo Mut, Selbstlosigkeit,
Askese10 herrschen
Monarchie = politische Wirklichkeit des 18. Jhd; Voraussetzung der Monarchie ist der Adel
der den König stützt und vice-versa
3 Gewalten, die auf 3 verschiedene Machtträger verteilt sind.
Ihm ist es wichtig dass diese Machtträger ausbalanciert sind. Sonst wird ein Einzelner, oder
eine Körperschaft zu wichtig.
Bsp. ÖVP Verkehrssprecher tritt zurück weil er seine Bedenken gegen bestimmtes ÖBB
Finanzierungspaket vor dem Parlament nicht vortragen durfte.
Sein Recht als Abgeordneter, es vorzutragen, wurde verletzt.
Bsp. Abgeordnete können nicht alle Regierungsvorlagen lesen.  Papierflut
Verstößt gegen Ursprung der Idee der Gewaltenteilung
Sein Ideal der Gerechtigkeit ist nur an die Verteilung der Macht gebunden. Inhalte schreibt er
kaum vor.
zB Sklaverei erklärt er kausal aus dem Klima; dort ist das halt so;
Er lehnt sie persönlich ab und meint, dass der dortige Gesetzgeber sich darum kümmern
sollte.
Montesquieu ist sehr ökonomischer Denker der nicht viele Dinge auf einmal anreißt.
Zentrales Thema = verschiedene Formen der Gesetze und wie man die Machtbalance
innerhalb der Regierenden Gruppen herstellen kann.
10
Übungspraxis im Rahmen von Selbstschulung aus religiöser oder philosophischer Motivation. Angestrebt wird
damit die Erlangung von Tugenden oder Fähigkeiten, Selbstkontrolle und Festigung des Charakters.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Jean-Jaques Rousseau
Aufklärung = eine intellektuelle Strömung im 18. Jhd deren Schwergewicht in Frankreich lag;
die die Vernunft über andere Wertsysteme stellte und eine bedeutende Rolle bei der
Vorbereitung der französischen Revolution schaffte.
Aufklärung zerfällt in technisch vernunftmäßige Seite; es gibt eine schwärmerisch, an den
Trieben orientierte, gefühlsmäßig idealisierende Seite - für die steht Rousseau
 Augustinus - „Konfessionen“: stellen ein Individuum ins Zentrum;
Bekehrung eines Naturmenschen, zu seiner verschütteten Natürlichkeit
=Variante der Aufklärung, die sich gegen Zivilisationsprozess richtet.
Es geht nicht (wie bei Augustinus) um die Bekehrung eines Lüstlings zu einem braven
Christen, sondern um die Bekehrung eines Kulturmenschen zu seiner verschütteten
Natürlichkeit.
Damals noch kein Urheberrecht; Literarischer Erfolg Rousseaus hat ihm kein Geld
eingebracht.
Rousseau hatte 5 Kinder.
Hat 2 Kinder in Heim gegeben  Zeichen von Armut
Hat dann aber trotzdem einen Erziehungsroman geschrieben.
Kam dann in den Kreis der Aufklärer: Diderot und D’Alembert
 intellektuelle und kommerzielle Bewegung; Konflikte mit seiner Gefühlsreligion, die ihm
gesagt hat dass es Gott gibt.
Ging in Provinz und hat die neue Héloïse geschrieben.  sehr sentimentaler Text, hatte
großen Erfolg am Hof
Schlagwort „Zurück zur Natur“ hat er selbst so nie geschrieben. Aber wird ihm unterlegt.
Er wird nach dem contrat sociale mit Hofbefehlen gejagt und flieht in Schweiz. Seine Werke
werden verbrannt
1770 kommt er zurück nach Frankreich.
1778 gestorben.
Académie von Dijon – Preisfrage: „Hat die Wiederherstellung der Wissenschaften und Künste
dazu beigetragen, die Sitten zu läutern?“
= Ausschreibungen für den besten Essay  danach ist man anerkannter Intellekter
Frage ob Herstellung der Künste und Wissenschaft der Renaissance zur Hebung der
Sittlichkeit beigetragen hat.
Zeit, in der gleichzeitig Frage gestellt wird, ob es nicht verlorene Naturunschuld gibt.
Die sog. „Wilden“ (zB Friday bei Robinson Crusoe).
Zeit des Zweifels; der opposition; Rousseau berichtet in seinen Konfessionen, dass diese
Frage sein Leben verändert hat.
Er nimmt Streit mit dieser klaren Vernunft auf und drückt neue leidenschaftliche Dinge aus.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Rousseau verneinte die Frage ob Kultur seit der Renaissance was gebracht hat.
 sehr provozierend damals
Mehrheit der Menschen schmachtet in elender Abhängigkeit, lebt schlimmer als Tiere aber
denen geht es besser weil sie unbefangen sind. Unsere Befangenheit haben wir durch die
Kunst und die Wissenschaft gewonnen.
Kultur öffnet uns zwar einen Blick, aber dieser Blick ist destruktiv.
Künste, Wissenschaften sind nur Dokumente des Verfalls. Was brauchen wir
Rechtswissenschaft, wenn es nicht Ungerechtigkeit durch kulturelle Verfeierung gäbe.
Wozu brauchen wir Philosophie, wenn sich jeder auf die einfachen und angeborenen
Tugenden besinnen würde.
Die Zivilisation ist eine Geschichte des Abstiegs; eine Geschichte des Verlustes.
Bildung läuft parallel zum Verfall der Sittlichkeit.
Je gebildeter jemand ist, desto unsittlicher ist er, weil die Einsicht in die Komplexität immer
Schlupflöcher ermöglicht.
 Er fordert ein Zurück zur Einfachheit, Unschuld, Unverfangenheit anstelle von Kunst und
Wissenschaft.
Die Verbindung zum wahren Menschen ist verloren gegangen.
Freud: Discontent of Civilization (Das Unbehagen in der Kultur)
Kultur bedeutet Triebverzicht.
Deswegen ist Kultur immer frustrierend; aber sie ist notwendig, sonst würden wir unter
Herrschaft des brutalen Urvaters leben.
Ein Einziger der sich gegen gesamte Gesellschaft stellt. Er wird vor der Revolution Mode.
Gesellschaft zweifelt an Zivilisation und begeistert sich am Edelmut der unzivilisierten
Gesellschaften.
Akademie stellt zweite Preisfrage – Wie Ungleichheit entstanden ist und ob sie durch das
natürliche Recht begründet ist.
Wie ist Ungleichheit entstanden? Gibt es ein natürliches Recht auf Gleichheit oder ist
Ungleichheit ein natürlicher Zustand?
 Aufklärung hatte viele neue Elemente;
 Aristoteles - hat Ungleichheit akzeptiert.
 Montesquieu – verschiedene Kulturen, die sich artikulieren
 Machiavelli – ein Fürst mit Tatkraft
Es war damals eine Sensation, dass Akademie so eine Frage überhaupt gestellt hat.
= Zeichen, dass Aufklärung neue Fragen gestellt hat.
 Platon  Klassifikation von Menschen nach sozialer Funktion
 Hobbes  allgemeiner Egoismus
 Locke  Beschreibung, dass Eigentum und Arbeit miteinander verbunden sind
Bisher gab es aber noch nie die Frage – Wie handhaben wir diese verschiedenen Typen von
Ungleichheit die bestehen und woher kommen die?
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Rousseau unterscheidet zwischen
 natürlicher Ungleichheit
 physischer Ungleichheit.
 Politische Ungleichheit
Politische Ungleichheit: beruht auf Übereinkunft bzw moralischer Duldung.
In der Ungleichheit steckt ein verstecktes Element von Vertrag drinnen.
Bei Rousseau gibt es kein natürliches Recht; kein vernünftige Gesetz; Das Recht entsteht aus
der politischen Gesellschaft.
Es gibt keine vorhergehende Einteilung zur Freiheit oder Unfreiheit. Der Naturzustand ist
paradiesisch. Alle sind gesund weil Natur tilgt das Kranke schnell. Die Ärzte schaffen in
Wirklichkeit die Krankheit.
zB Alzheimer – früher sind Leute einfach gestorben bevor die Leute an Alzheimer erkrankten.
 Hier stimmt der Satz, dass Ärzte Krankheit geschaffen haben
Im Urzustand war Sex einfache und unkomplizierte Sache. Man hat nicht gesprochen darüber.
Reflexion war Zustand gegen Natur. Der denkende Mensch ist ein entartetes Wesen.
Rousseau interessiert die politische Ungleichheit = Fähigkeit die den Starken dazu bringt den
Schwachen in einen Diener zu verwandeln. Die ist von einer Art Übereinkunft geprägt. Es
gibt menschliche Zustimmungen, die Privilegien begründen.
Im Naturzustand waren wir unabhängig, hatten natürliche Freiheit, absolute Indifferenz
gegenüber dem anderen; keine Empathie; Kein Zoon Politikon; Aber auch keine Hobb’sche
Bosheit.
Die Entstehung des Privateigentums wird nicht als ein Schutz genommen. = Erster und
eigentlicher Fehler. Daraus resultieren andere Fehler.
 Einsetzen einer Obrigkeit – Herrscher und Beherrschter
 schafft Herren und Sklaven
 Entartet in Willkür
 Beginn einer Differenzierung; schafft Ästhetik
Aus einem positiven Naturzustand hat uns Zivilisationsprozess in unerträgliche Konstellation
gebracht.
 Wie kommen wir wieder raus?
„Emile“
Rousseau’s Erziehungsroman
Frage - Was wäre gewesen, wenn er einen natürlichen Menschen in damalige Gesellschaft
gestellt hätte. Was wäre gewesen wenn der Mensch für sich geblieben wäre?
Der Mensch kommt gut aus den Händen der Natur und das muss in der Erziehung erhalten
bleiben.
Rousseaus Erziehungsbild = lassen wir die Kinder wie sie sind
Idee einer natürlichen Erziehung; Fernhaltung von verderblichen Einflüssen; einem reifen
lassen des Guten;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Bsp: Houllebecq hat Buch geschrieben: Plot, dass Menschen ausgestorben sind; nur in einzelnen verschlossenen
Häusern sitzen noch einzelne. Deren DNA liegt in einer Zentrale mit der sie per Internet verbunden sind. Das
Essen wird ihnen bei Hintertür zugestellt. Wenn sie sterben kommt ein Replikat ihn ihre Stelle. Idee eines
Menschen ohne kontaminierende Interaktion. Der Held hält das nicht aus. Er begibt sich auf Suche nach einer
Frau.
 Idee eines alleinigen, natürlichen Lebens.
Contrat Sociale: Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten.
Rousseau fordert Synthese von notwendiger Autorität und natürlicher Freiheit.
Notwendigkeit: Was ist notwendig? Jeder hat andere Definition davon.
Rousseau argumentiert stark gegen Machiavelli: Macht kann nie ein Recht bilden. Der bloße
Umstand, dass einer stärker ist, begründet immer eine Willkürherrschaft.
Recht entsteht immer aus einem Vertrag / einer Übereinkunft.
Rückblick: 3 Verträge
Hobbes: Sicherheit
Locke: Schutz des Eigentums
Rousseau: jeder einzelne begibt sich freiwillig unter Autorität eines gemeinsamen Willens
Aus Vertrag soll seelische Gesamtpersönlichkeit entstehen, das Volk. Der einzige Träger der
Souveränität.
Staat, der neue Natürlichkeit der Menschen respektiert. Mächtiger Staat; mächtiger als bei
Hobbes weil er totale Selbstentäußerung beinhaltet.
Talmond’s Kritik: Rousseau soll Begründer der totalitären Demokratie sein. Rousseau wollte
Mensch umerziehen und einen „neuen Menschen“ schaffen.
(Heute: wir leben auch in totalitärer Demokratie, es ist uns aber nicht bewusst. Wir fügen uns Idealen, werden
heimlich von Medien beeinflusst etc)
Der Einzelne bringt seine absolute Freiheit in den Staat ein und damit kann der Staat,
ebenfalls in absoluter Freiheit, alles tun. Der Staat ist eine Institution in der man zur Freiheit
kommt. Es geht nicht um Sicherheit, sondern um Wiedererzeugung des natürlichen Menschen
im Staat.
Das Wohl dieser Menschen; Volkssouveränität ist unbegrenzt; auch nicht durch
Menschenrechte, Pateien, Versammlungsfreiheit etc einschränkbar.
Rousseau verlegt die Volkssouveränität und die Unmittelbarkeit des Allgemeinwillens in die
Legislative (unser Parlament). Diese Legislative ist dem Volk als Ganzes vorenthalten.
Regierung ist jederzeit abrufbar.
Frage – Wie bekommt man das Individualwohl und Gesamtwohl zusammen?
 durch Abstimmung
Wie kann ein Mensch frei sein und doch gezwungen sich in dem fremden Willen anderer zu
bequemen?
Der Bürger willigt in alle Gesetze, selbst in die die gegen seinen Willen durchgegangen sind,
oder die ihn bestrafen. Der beständige Wille aller Staatsglieder ist nämlich der Gemeinwille.
Durch ihn sind sie Bürger und sind gleichzeitig frei.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Bei Gesetzesvorschlag wird nicht gefragt ob sie den Vorschlag annehmen oder verwerfen,
sondern ob er dem Gemeinwillen, der auch der ihrige ist, gemäß ist oder nicht. Jeder gibt
seine Stimme und sagt damit seine Meinung dazu. Aus der Berechnung der Stimmen ergibt
sich die Feststellung des Gemeinwillens.
Überwiegt die entgegengesetzte Meinung die meinige, so beweist das nur, dass ich mich geirrt
und dass das was ich für den Gemeinwillen gehalten habe nicht war.
Diese volonté générale (allgemeiner Wille) verlangt, dass die Interessen der Bürger
wenigstens in einem Punkt zusammentreffen.
Um die volonté générale zu verstehen, braucht man den Gegenbegriff, die volonté
particuliaire. = Das Sonderinteresse, dass das Gemeinwohl nicht berücksichtigt.
Parlament versucht eine Lösung zu finden, die nicht der Wille aller ist, sondern die ein
allgemeiner Wille ist.
Frage - Wie weit ist Sonderinteresse entfernt vom Allgemeinwillen?
Jedes Sonderinteresse hat 2 Seiten:
 Das rein Individuelle und nur Individuelle
 Das Allgemeininteresse
Bsp. Studiengebühren – Rektor Heinz Engel repräsentiert Sonderinteressen der Uni; Student
Sonderinteresse dass er nichts zahlen will.
Jeder der beiden Parteien hat Element des Allgemeininteresses.
Beide wollen funktionierende Uni.
In diesem Sonderinteresse steckt Element des Allgemeininteresses drinnen.
Man muss das Allgemeine herausfiltern;
Nicht das Sonderinteresse addieren, sondern das Allgemeine herausfiltern und integrieren. So
stellt sich Rousseau eine Abstimmung vor: Die Sonderinteressen heben sich auf und die
gleichmäßige Gemeinsamkeit des Interesses bleibt.
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Wiederholung – 3 Vertragstheoretiker
HOBBES
 Naturzustand: Krieg, jeder gegen jeden; es herrscht unbegrenzte Freiheit; jeder hat
gleiche Bedürfnisse und dadurch Kampf gegeneinander; Mensch ist ein Egoist; Wolf;
aufgrund der Unsicherheit und der Gefahr wollen Leute aus Naturzustand heraus
 Vertrag: entsteht aus Not heraus; Naturzustand ist so miserabel; Vertrag autorisiert den
Leviathan
 Konsequenz: Sicherheit vor den anderen durch den Leviathan; Übermacht wird
geschaffen; absoluter Monarch; Gewalt wurde monopolisiert – nur Leviathan kann Gewalt
ausüben; diese Gewalt ist uneingeschränkt, außer Leviathan sorgt nicht für Frieden und
Recht und Ordnung;
LOCKE
 Naturzustand: Mensch ist fähig in Gemeinschaft zu leben und hat auch das Bedürfnis,
aber das reicht nicht; Locke erweitert Begriff von Hobbes in Wölfe und Schafe; Mensch
hat auch Bedürfnisse wie zB Ruhmsucht, was nicht unbedingt schlecht ist; Es gibt
einzelne Menschen die sich nicht daran halten; Selbst- und Arterhaltung; Eigentum
schützt einen vor dem anderen; Produzieren und Handeln, dann kommt Markt und Geld
im Spiel;  Komplexität entsteht und Schranke des Naturgesetzes fällt; es gibt einige
Wölfe die mehr wollen als sie eigentlich brauchen;
 Vertrag: Wille zum Vertrag; man ist sich der Konsequenzen des Vertrages bewusst und
stimmt ein; Freiheitseinschränkung, dafür hat man Eigentumssicherheit;
Vertragsübereinstimmung durch Vernunft und Überlegung; unparteilicher Richter;
 Konsequenz: Eigentumssicherheit, persönliche Sicherheit; Gewaltenteilung
ROUSSEAU
 Naturzustand: vor dem Verstand; der Mensch ist nicht böse weil er den Verstand nicht
benutzt; es gibt kein natürliches Recht weil das Recht erst durch Vertrag entsteht;
paradiesisch; das erste Privateigentum war der Sündenfall; Indifferenz; vor der
Vergesellschaftung; falsche Vergesellschaftung durch Privateigentum
 Vertrag: Recht entsteht durch Vertrag; Bürger gibt Freiheiten auf und bekommt aber
gleichzeitig auch Freiheiten; Recht entsteht aus der Übereinkunft; die einzelnen
Sonderwillen stellen sich unter den Gemeinwillen;
 Konsequenz: Menschen erhalten bürgerliche Freiheit; sie sind Souverän und Untertan
zugleich; sie geben sich Gesetze, die auf den Gemeinwillen gerichtet sind; als Untertanen
müssen sie sich an Gesetze halten und in Einklang mit ihrem Sonderwillen bringen;
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Immanuel Kant




Guter Bürger und langweiliger Professor
Sein Denken von gewalttätigen Strukturen, Ängste, unterdrückten Befürchtungen,
Bedrängungen etc bestimmt gewesen
Königsberg geboren; fast nicht verlassen; damals bedeutende Stadt, da bei Hafen und
Kultur mischten sich; man konnte viel dort lernen und miterleben;
Ist von Pietistischer Abstimmung
Pietismus
= religiöse Bewegung im Protestantismus; Vorform der Aufklärung im protestantischen
Protest gegen kirchliches Denken; Desinteresse der sozialen Frage; Eigenstudium der Bibel;
persönliche Erfahrung der radikalen Bekehrung;
Pietismus ist eine Religion, die vorsieht, dass man darüber nachdenkt was eine Handlung
bedeutet.
Man stellt sich die Fragen: Aus welchem Grund tust du das? Liegt da ein Handlungsgrundsatz
zugrunde?
Negative Seite: Disziplin, Fanatismus11
Urzustand
 Urzustand ist bei Kant ein Schlechter
 Vertreib aus Paradies ist Beginn der Zivilisation  Baum er Erkenntnis
 Idee der Freiheit steht in unlösbaren Konflikt mit tatsächlichen Gegebenheiten.
 Umstand, dass wir geboren werden ist gegen unseren Willen  Geburtsschrei
Wir wurden nicht gefragt ob wir geboren werden wollen. Wir wurden nicht gefragt ob wir
diese Eltern wollen und die Eltern haben uns nicht ausgesucht.
 Autonomie des Menschen ist fragwürdig
 Das Wesentliche der Erziehungsidee = Herstellung der Mündigkeit
 Man soll nicht unter der Munt (=väterliche Gewalt) stehen
 lebenslanges Nachdenken über Selbstbestimmung, Freiheitsdrang und
fremdbestimmten Daseinszwang


Er hat Theologie studiert
Hat eine enthusiastische Religiosität praktiziert mit innerlicher Erleuchtung,
Selbstbeobachtung
 unter Einfluss von Christian Wolff (dt. Frühaufklärer); hat als erster Versucht Vernunft
zu erklären;

Schule wurde in ein College verwandelt mit dem Zweck, dass die Untergebenen aus ihrem
geistlichen Verderben errettet und das pflichttreue Christentum ihren Herzen von Jugend
auf eingepflanzt wird.
Curriculum war auf Religion gerichtet; keine Physik, Chemie, Geschichte, Logik etc
Philo ist demotivierend unterrichtet worden; Kant hat dennoch versucht philosophisch zu
denken;

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11
Fanatismus = das Besessensein von einer Idee, Vorstellung, oder Überzeugung
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)



Wurde Hauslehrer bis 1754;
hat mehrere Dissertationen geschrieben
1756: Die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels
o Schwerkraft ist berechenbar; Entwicklung des Universums lässt sich
rekonstruieren;
o Die erste Theorie wo man keinen Gott braucht der eingreift; nur am Anfang
stoßende Hand Gottes
o Maubertius „Gebe mir Materie, ich will eine Welt daraus bauen“
o Konflikt um Rolle Gottes;
o Erde besteht am Anfang aus chaotischer, flüssiger Masse; Elemente steigen auf
und bilden von Wasser und Luft gefüllte Hohlräume



Er leidet unter der Jobnot von damals;
Hat Rousseau für den zweiten Newton gehalten;
Moralische Prinzipien mit Ästhetischen verknüpft;
Die sittliche Schönheit VS der sittlichen Erhabenheit
Swedenborg: schreibt über seine mystischen Erfahrungen; Geister; angebliche Beweise;
 Kant verfasst „Die Träume eines Geistessehers“ = Abrechnung mit wilden Hinrgespinsten
des ärgsten Schwärmers
Metaphysik: das nicht Physikalische; nach der Physik; das Spekulative; nicht
Mathematische/Medizinische;
zB Lebenskraft – man kann es nicht sehen; es ist Etwas das schon da sein muss
Kant: „Im Alltag sind wir alle Metaphysiker“
Im Zusammenhang mit Swedenborg hat er sich die Fragen gestellt: „Was können wir sehen?“,
„Wie funktioniert Metaphysik?“
Wir denken alle spekulativ und dürfen Swedenborg nicht verurteilen. Es gibt Geister, weil
unsere metaphysische Sehnsucht daran glaubt; Für die Existenz von Geistern gibt es keine
Beweise. Kant widerlegt die Geschichten von Swedenborg, aber es ist kein Betrug. Höchstens
Selbstbetrug.
Es gibt eine intersubjektive Welt gemeiner Erfahrungsmöglichkeiten aller Menschen;
übereinstimmende Erfahrungsbasen, die auf gemeinsamer Sprache beruhen. Die ganze
Metaphysik ist sinnlos, weil sie sich jeder Überprüfung anhand intersubjektiv erfahrbarer
Sätze entzieht.
Im metaphysischen Feld mit dem Satz „ich glaube an Geister“  ist intersubjektiv nicht
überprüfbar; jeder hat eine andere Vorstellung von Geistern
Damit wird Metaphysik aufgewertet, zu einer Wissenschaft der Grenzen der menschlichen
Vernunft.
Seele und Geist sind psychologisch, physiologisch oder anthropologisch nicht fassbar; sie
entziehen sich einer empirisch fundierten Erfahrungswissenschaft und müssen philosophisch
erkennt werden; indem man praktische Vernunft und sittliches Leben kritisch betrachtet
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
2 Arten von Erkenntnis:
 Apriori = von vornherein;
man weiß bereits vor der VO dass es langweilig wird
 Aposteriori = Erkenntnis auf Basis von Erfahrung
Es ist langweilig, weil der Stoff kompliziert ist
Kant will den Wahrheitsgehalt beider Richtungen vereinen, ohne Irrtümer.
Beides gilt als richtig. Es geht darum, beide Erkenntnisstrategien miteinander zu kombinieren.
David HUME: delegitimiert jede Metaphysik als eine Form des Wissens;
1781: „Kritik der reinen Vernunft“
Sinneswahrnehmung, Verstand, Anschauung, Denken, etc steht alles unvermittelt
gegeneinander über, unter der Frage:
Wie sind zusammengesetzte Urteile apriori möglich? Wie sind erkenntniserweiternde, neuer
Erkenntnisse, möglich? Wie sind die Sätze die sie bringen möglich? Wie ist Wissenschaft
möglich?
 Kritische Methode: = transzendentale Methode
Man schaut nicht auf die Sachen, auf das Bild an sich, weil das nicht möglich ist; sondern auf
das Subjekt. Wer nimmt was wahr? Man kann die Gesetze des menschlichen Denkens durch
die transzendentale Reflexion erkennen.
Maßstab des Erkennens wird im Subjekt des Denkenden gesucht. Das denkende Subjekt geht
auf sich selbst zurück; setzt sich selbst zum Maßstab;
Orientierung auf das vor aller Erfahrung gültige. Es gibt etwas, das vor unserer Erfahrung
existiert und gültig ist. = das apriorische
zB wir denken in den Kategorien von Raum und Zeit
Mensch tritt als Schöpfer einer Wirklichkeit für ihn auf. Erkennen ist etwas sehr aktives;
Auch Begriff der Kausalität ist metaphysisch. Warum muss etwas folgen, nur weil etwas
geschieht?
Bsp Schwäne; plötzlich auch schwarze Schwäne;
Man geht nicht davon aus, dass es nicht geschehen wird, dass nichts geschieht.
Bsp. Kreide – Druck – Bruch
Dieses Zerbrechen ist nur die eigene apriorische Erfahrung, dass das immer so ist. Es ist seine
eigene intersubjektive Welt, in der Kreiden aufgrund von einer bestimmten Druckausübung
zerbrechen.
Es ist gut, wenn man sich auf das ICH konzentriert, das davon ausgeht.
 Hier beginnt die Kritik
Kant’s Motto: Sapere Aude – habe den Mut selbstständig zu denken
Malinowski: hat in Dorf gelebt; hat Dorf Schönste und Hässlichste fotografiert;
Erkenntnisobjekt unterliegt dem Subjekt;
Die Schönheit wäre hier unglücklich, weil sie hier als hässlich gilt; während es
möglicherweise einen Ort gibt, wo Dorfhässlichste als Schönheit gesehen wird.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Es gibt auch für Gott keinen Beweis.
Das Denken, dass es keinen Beweis gibt ist kein Beweis für die Nichtexistenz. Wir denken an
ihn trotzdem.
Metaphysik der Sitten – Wie denken wir sittliche Gebote?
Wie sollen sich Menschen zueinander verhalten?
Kant weiß, dass es ein weiter Weg vom Denken zum Handeln ist. Es geht um die Revolution
der Denkungsart; Nur Philosophen stellen die Frage was reine Sittlichkeit sei, weil sie in der
reinen Menschenvernunft bereits längst entschieden sei.
Reich der Sitten ist ein Reich der Zwecke
Kategorischer Imperativ
1. Fassung: „Handle stets so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der
Person jedes anderen zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“
 Wendet sich gegen jede Form von Instrumentalisierung, ein höheres Ziel, für das nur ein
Zweck ist
 Man soll den Menschen nicht immer bloß ausnutzen um seine eigenen Ziele durchzusetzen
 man soll den Menschen wertschätzen
 die Hilfe von anderen Menschen ist ein Weg zum Ziel
2. Fassung: „Handle nur nach der Maxime von der du wollen kannst dass sie allgemeines
Gesetz werden können.“
Man sollte nur nach der Maxime handeln, von der man will, dass auch die anderen sie
anwenden. Die Maxime die alle anwenden, und man dadurch auch selbst Opfer dieser
Maxime wird. Eine Maxime kann nur dann Gesetz werden, wenn sie auch vernünftig ist.
Bsp. Darf man sich an einem fremden Depot vergreifen?
Leute haben Geld angelegt und wo ruhen lassen. Darf ein anderer dieses Geld in etwas investieren?
Nein weil eine solche Regelung als Maxime würde die Idee des Depositums und daher Idee des Eigentums
aufheben. Wozu gehört es jemandem dann, wenn ein fremder willkürlich damit handeln kann?
 Maxime der Vergrößerung meines Vermögens darf nicht ergänzt werden durch das Handeln des Vergreifens
eines fremden Depositums, weil es Idee des Eigentums und damit die primäre Maxime (Vergrößerung des
Eigentums) aufheben würde.
kategorischer Imperativ: gehen auf das unbedingte Gebot; man prüft die eigene Motivation
und fragt sich, ob das ein allgemeines Gesetz werden soll. Daraus entstehen
vernunftorientierte Pflichten, die uns gleichzeitig schon implantiert sind.
Wenn man subjektiv glaubt, dass etwas gut ist, sollte man auch so handeln.
Pflichtgefühl
Kant hat aus seiner pietistischen Vergangenheit ein ungeheures Pflichtgefühl. Das
Pflichtgefühl ist in uns. Es ist das schlechte Gewissen. Das ist der Punkt, wo sich die seelische
Anordnung und der Verstand in einer trefflichen Weise berühren.
Es gibt ein implantiertes Sittengesetz. Indem ist zB die unbedingte Wahrhaftigkeit etwas
zentrales  Debatte mit Benjamin Constant, dass auch die Höflichkeitslüge etwas zu
verwerfendes ist.
Die Selbstständigkeit des inneren Menschen, der Unabhängigkeits- und Freiheitssinn, die
Beherrschung der eigenen Leidenschaften, Mäßigkeit, Bescheidenheit, Gerechtigkeit, …
All das gehört unter den Imperativ „bestimme aus dir selbst“ aber gleichzeitig „gehorche einer
aus Vernunft und anthropologischer Gegebenheit garantierten Gesetzmäßigkeit“
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
3 große Fragen von Kant:
 Was kann ich wissen?
 wie Erkenntnis zustande kommt

Was soll ich tun?
 praktische Vernunft mit kategorischem Imperativ; Ethik;

Was darf ich hoffen?
 Konflikt zwischen Ideal und was realisierbar ist
 religionsphilosophisch; was kann ich mir erhoffen nach dem Leben?
 geschichtlich: was darf ich hoffen hinsichtlich der Menschheit?

Später Ergänzung: Was ist der Mensch?
 sind alles Fragen die man sich selbst stellt  Tendenz zur Subjektivierung von
Fragestellungen, die vorher objektiv beantwortet worden sind
 regt zum Denken an; Kant will nicht einfach dass der Mensch sich irgendwelche Regeln
gibt
Kategorischer Imperativ als soziales Regulativ.
Kant hat das auf politische Philo angewandt;
Adam Smith: Begründer der Markttheorie; Idylliker der Marktes.
The invisible hand steuert alles.
Frage - Worauf basiert die Geldgesellschaft? Wo liegt die Legitimation, dass man für das Brot
was zahlen muss.
Jeder hat Bedürfnisse, will aber nicht alle Prozesse dafür machen.
Man will ein Brot, aber will kein Bäcker sein. Also muss man dafür etwas zahlen.
 Was wird aus der Commercial Society?
Nachteil: Der Arbeiter wird durch Arbeitsteilung mental ruiniert; er interessiert sich für nichts
mehr; zunehmende Einseitigkeit unserer Existenz; Erfahrung der Arbeitswelt wird immer
geringer;
Adam Smith überlegt wie man den Wohlstand der Commercial Society kombinieren kann mit
einem menschlichen Leben.
 Antwort von Kant: Das Wesen aller Regierungen besteht darin, dass jeder seine
Glückseligkeit selbst besorgt und jeder seine Freiheit hat in dieser Absicht mit jedem anderen
in Verkehr zu treten.
Handeln und Produzieren hatten zentralen Charakter.
Bsp. Paradies – wir haben uns nicht den realen Umständen gestellt.
Erkenntnis dass man arbeiten muss etc
Mit Vertreibung aus Paradies setzt Vernunft ein.
= erster Schritt einer Theologie, wo es besser wird
Adam und Eva haben nicht vernünftig gelebt; nicht ressourcensparend zB;
 Mensch gibt sich Regeln selbst und damit seine eigene Freiheit
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Das zentrale Prinzip bei Kant = Kritik
Wendet sich gegen jeden Dogmatismus12; gegen rein apriorische Erfahrungen, denn auf die
kann man sich nicht verlassen; es konzentriert sich auf den Menschen und was er überhaupt
wissen kann.
Die gesamte menschliche Ordnung soll revolutioniert werden indem wir alle allgemein
werden. Individuelle Handlungen sollen wir so setzen, dass wir immer das Ganze
repräsentieren.
 Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer
allgemeinen Gesetzgebung gelten können.
„Zum ewigen Frieden“
1795 erschienen
Versuch, das was wir Frieden nennen können, vorzudefinieren.
Friedenvertrag und Anwendung der Moralphilosophie mit Vernunft und Gerechtigkeit als
Leitlinien auf Frage des Friedens zwischen Staaten.
Aufgabe der Politik = Friedenssicherung (wie bei Hobbes)
Politik, die sich der Idee eines allgemeinen Rechtssystems zu unterordnen hat.
„Das Recht der Menschen muss heilig gehalten werden. Der herrschenden Klasse mag es
noch so große Aufopferungen kosten.“
6 Präliminarartikel
 Voraussetzungen, die man haben muss um Frieden zu haben
1. „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt
des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden ist.“
 ein Friedensvertrag bindet beide Kriegsseiten und eliminiert Kriegsgründe
 der erste Weltkrieg hatte einen destruktiven Friedenvertrag, während der 2. WK einen
konstruktiven Friedenvertrag hatte
2. „Es soll kein für sich bestehender Staat (klein oder groß, das gilt hier gleichviel) von
einem anderen Staate durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden
können.“
 Der Staat ist kein substanzielles Eigentum, sondern repräsentiert eine autonome
Gesellschaft, die auf den Sozialvertrag beruht. Diesen Tauschen, Kaufen, Erben ist eine
Entwürdigung der vertraglich verbundenen Staatsbürger
 Staat besteht aus Bürgern und Bürger können nicht verkauft werden
3. „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“
 stehende Heere provozieren andere Staaten; lösen das Wettrüsten aus;
4. „Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.“
 Wer Krieg anfängt, soll eine gefüllte Kriegskassa haben;
 unrealistisch; alle Kriege des 20. Jhd wurden durch Schulden finanziert;
 man soll keine Schulden in anderen Staaten machen – kann zum Staatsbankrott führen
12
Dogmatismus = unkritische, unhistorische, metaphysische Denkweise, die von überlieferten Meinungs- oder
Glaubenssätzen ausgeht, ohne sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
5. „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig
einmischen.“
 in einem kranken Staat darf man sich nicht einmischen, weil noch eine
Selbstregulierung möglich ist
 heute zB verlangen wir, dass sich EU in Syrien einmischt
6. „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben,
welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als
da sind, Anstellung der Meuchelmörder (percussores), Giftmischer (venefici), Brechung
der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dem bekriegten Staat etc.“
 Krieg erfordert gewisse Grundregeln, die eingehalten werden müssen, damit ein
Mindestmaß an Vertrauen erhalten bleibt. Sonst ist ein später dauernder Frieden
unmöglich. Sonst entstehen ewige Kriege und Erbfeinde.
 man muss sich so zivilisiert verhalten, dass man sich danach noch ins Gesicht sehen
kann
3 Definitivartikel
1. Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch13 sein.
 Kant hat 4 Prinzipien:
 Freiheit der Glieder einer Gesellschaft als Menschen
 Abhängigkeit aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung als Untertanen
 Die nach dem Gesetz der Gleichheit als Staatsbürger gestiftete Verfassung
 Prinzip der Gewaltenteilung: Unterscheidung zwischen Republikanismus und
Despotismus
 Republikanismus = Staatsprinzip der Absonderung der ausführenden Gewalt von
der Gesetzgebenden nicht mehr
 Despotie = beide Gewalten fallen in eine Hand
 Der Staat mit republikanischer Verfassung ist nach Kant ein friedlicher Staat.
Alle Staatsbürger müssen die Folgen ihrer Entscheidung selbst tragen. Sie übernehmen
die Verantwortung für den Staat.
 Glaube an die Vernunft des Besitzes. Krieg kostet Geld und daher würden sich die
meisten Menschen gegen Krieg entscheiden.
2. Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein.
 Die Staaten können sich durch ihr Nebeneinandersein schaden und die Bösartigkeit der
menschlichen Natur wird deutlich sichtbar. Aber in einem Völkerstaat/in einer Weltrepublik
schließen sich die bisherigen Staaten zu einem einzelnen Staat zusammen und es würde nur
mehr ein Staat bestehen bleiben.
 Kant schließt diese Idee bisher aus, aber er plädiert für Alternative eines Völkerbundes;
eines multilateralen Friedensvertrages für Erhaltung und Sicherung der Freiheit.
Jeder Staat steht dann unter dem kategorischen Imperativ „Handle stets so, dass du die Menschheit
sowohl in deiner Person, als auch in der Person jedes anderen zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel
brauchst.“
3. Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein.
 Jeder darf andres Land besuchen, solange er sich rechtmäßig verhält; darf sonst nicht
ausgewiesen sein; er hat kein Gastrecht, sondern nur Besuchrecht;
Republik = ein Volk, das sich selbst Regeln setzt  Mehrheit der Leute ist zufrieden, da sie selbst ihre Regeln
bestimmt haben
13
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Georg Wilhelm Friedrich Hegel







1770 in Stuttgart geboren
Sein Projekt = Kluft zwischen Idee und Wirklichkeit zu schließen
Kritik muss sich bewähren und in Wirklichkeit übergehen
(Kant: Kluft zwischen der Denkweise der Maxime und dem Handeln; Denken kritisiert
sich selbst; das bedeutet nicht dass der Mensch ein anderer wird; – das hat Hegel früh
verworfen)
Vernunft soll in Gestalt der Religion Eingang ins soziale Leben finden, ohne dabei zu
schaden kommt
Volksreligion muss total vernünftig sein durch Vermittlung zwischen Vernunft und
Glauben; die reine Vernunft wie bei Kant gibt es nicht; er greift auf Aristoteles zurück:
Vernunft liegt in den gelebten Formen unserer Existenz.
zB Christenliebe ist unvernünftig – Warum soll man jemanden lieben den man nicht
kennt? Warum soll man universell lieben? Liebe bewegt sich in den Grenzen die
Aristoteles Freundschaft nennt.

Vernunft und Verstand sind die beiden Pole des Widerspruches
 Vernunft: für Bestimmung der Identität
 Verstand: Fixierung der Mannigfaltigkeit14



Die Wirklichkeit ist widersprüchlich; wir haben keine widerspruchsfreie Zielorientierung
Aristoteles mit Zoon Politikon sieht Widersprüchlichkeit nicht
Hobbes mit homo homini lupus auch nicht

Dort, wo ein naturwissenschaftlicher Ansatz glaubt widerspruchsfrei agiert zu haben,
muss man den Widerspruch nachweisen. Dann wird sich selbst die universellste
Allgemeinheit als Widerspruch darstellen. Wenn man diesen Widerspruch zulässt, hat
man die Möglichkeit, ihn in seiner wahren Bedeutung zu begreifen.



Er geht nach Jener zu Schelling (sein ehemaliger Kollege aus Tüblingen);
Er versucht ein System zu entwickeln
„Man muss die abstrakte Vernunft durch eine konkrete ersetzen“
 Die Vernunft darf zB nicht nur an Tugend appellieren, sonder muss auch an das Glück
appellieren.
„Was vernünftig ist, das ist wirklich und was wirklich ist, ist vernünftig.“
Wenn ich den Widerspruch anerkenne, wird es vernünftig. Die Vernunft stellt sich gegen
Kant’sche Maxime die in eine Richtung gehen.
zB In Afrika verhungern Millionen von Menschen  wir spenden mit Kant’scher Maxime
dass wir Leben retten wollen;
 gleichzeitig durch moderne Medizin Überbevölkerungsproblem; Maxime der Medizin ist
lediglich Leben zu retten.
14
Mannigfaltigkeit = Vielfältigkeit, Vielgestaltigkeit, Reichhaltigkeit, Fülle
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Am Land bekommt Mutter 18 Kinder, normalerweise überleben 3. Plötzlich überleben 15
durch die Spenden, die jetzt versorgt werden müssen.
 Die Maxime sind widersprüchlich. Die Folge des widersprüchlichen Handelns ist, dass die
Maxime sich aufheben und bei der Realisierung Grausamkeit erzeugen (viele Menschen
verhungern). Dieses Grausame ist der Ausgangspunkt einer neuen Vernunft.
 Verhütungsmittel
 Etwas das auf den ersten Blick unvernünftig ist, kann aufgrund eines Zusammenstoßes
mehrere Maxime plötzlich in gewisser Weise vernünftig sein;
Bei Hegel geht es nicht um ein sollen, sondern um eine Selbstbewegung des Geistes die sich
durch Maxime ausdrückt. Gute Maxime machen evtl. etwas Schlechtes, was aber gleichzeitig
der Ausgangspunkt einer neuen Chance von Vernunft sein kann.
Logik der Institutionen = Aus dem Widerspruch der Maxime (= Bewegung des Geistes)
Bsp. Mit Steuern finanzierte Punkerhütten in Wien; die Punker machen lärm und sorgen für
Unruhe.
Gleichzeit ist es aber gut sie von der Straße zu nehmen. Das Punk-Sein ist eine
Zwischenstation im Leben und später üben diese Menschen einen ordentlichen Beruf aus.
DER STAAT
Der Staat ist das, was sich im Prozess der Weltgeschichte seine Wirklichkeit gibt; ist die
Wirksamkeit der konkreten Freiheit.
Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit. Fortschritt hat Philosoph
in seiner ständigen Notwendigkeit zu erkennen.
Die Philosophie will die Vernunft in der Wirklichkeit begreifen.
zB Was spielt sich derzeit in Krise ab?
Krise ist Bedingung des Aufschwungs.
Durch Krise werden Lager geleert  sorgt für neue Nachfrage
Griechische Krise ist Ausgangspunkt einer neuen Etappe der griechischen Vernunft. Sie
gehen durch Phase der Entfremdung. Vernunft muss helfen den früheren Zustand wieder zu
gewinnen in dem sie dem Bewusstsein den Begriff dazu liefert.
Staat = Wirklichkeit der sittlichen Idee
 allgemeines vernünftiges Wollen
Sitten
Wenn Hegel von Sitten spricht, meint er keine politisch eingeführten Sitten, sondern bereits
wirklich vorhandene Traditionen und Gewohnheiten. Das was gerade üblich ist; was
allgemein anerkannt ist.
Hegel will mit seiner Rechtsphilosophie einen sittlichen Staat wie bei Platon und Aristoteles
rekonstruieren, unter Berücksichtigung der neuen Gesellschaft. Unter der Tatsache, dass alles
sehr kompliziert ist, viel komplizierter als unter Platon und Aristoteles, die nur einen Begriff
von Stadtstaaten hatten.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Naturzustand
Hegel beginnt nicht in einem Naturzustand, sondern bereits in einem sittlichen Zustand. Eine
Verfassung, die dem Menschen Recht einräumt ist immer schon vorhanden; die hat jede
Gesellschaft. Manche sind mehr ausgereift, manche weniger.
Selbstbewusstsein: Die Vereinigung des Einzelwillens und des allgemeinen Sollens zu einem
substanziellen Willen.
Der Einzelne kann Durchdringung zur Sittlichkeit allein nicht erreichen. Er muss sein
subjektives Selbst auf die Substanz des Ganzen stellen.
Die Spitze dieser allgemeinen Vernunft liegt im Monarchen. Der Monarch ist deshalb
vernünftig, weil der durch die Geschichte via Geburt gerechtfertigt wird. Die Erbmonarchie
ist der unmittelbar natürliche Willensausdruck des Staates sich in einem Individuum zu
artikulieren.
Der Staat braucht eine konkrete Objektivität des Willens. Die Persönlichkeit des Staates; die
Gewissheit seiner Selbst.
Der Revolutionär agiert als wirklicher Wille  ist eine Anmaßung, da er nicht der allgemeine
Wille ist.
Die Einheit von Vernunft und Freiheit findet sich im Willen des Monarchen als der alles
anhaltende, beschließende Wille des Staates. Konkrete Freiheit des Staates in der jeder
Staatsbürger eingeschlossen ist.
Der Einzelne kann sich im Staat nur wiederfinden, wenn er ihn aus historischer Perspektive
betrachtet.
Im Staat soll ein gemeinsames Leben möglich sein, in dem jeder seine Identität findet. Hegel
sieht vor, das man seine Zugehörigkeit zu einem Stand frei wählen kann. Der Staat soll ein
gemeinsames Leben konstituieren, in dem alle Identität finden. Dann kann man Sittlichkeit
verwirklichen.
 Daher müssen die Menschen den Staat als mehr betrachten als eine Notwendigkeit, um
private Interessen zur Übereinkunft zu bringen.
Revolutionen
Die Anfänge der Industriellen Revolution in England, dem damals modernsten Land der Zeit,
sind in den 1780er Jahren zu beobachten. Der Übergang von Manufaktur zu Industrie
interessiert im Detail nicht, sondern nur die grundlegende Entwicklung.
Für Hegel wird die französische Revolution ein grundlegender Bestandteil seiner praktischen
Philosophie, für seine Auseinandersetzung mit Politik.
Die französische Revolution hat ihre langfristige und strukturelle Ursache (zusammenfassend)
in einer Schwäche für die französischen Monarchie. Diese Schwäche, die der Revolution
voraus ging, war die einer steigenden Verschuldung. Im 18. Jahrhundert hat die Wirtschaft
wie nie zuvor floriert, aber der Staat ist arm geblieben. Ohne eine Steuerreform konnte der
Staat seinen Aufgaben nicht mehr gerecht werden. Es gab privilegierte Stände, die fast keine
Steuern zahlten (Adel und Klerus).
Der Staat wurde ausschließlich durch das Bürgertum, welches Handel und Gewerbe betrieben
hat, finanziert. 85% der Menschen lebten auf dem Land und hatten keinen Einfluss auf das
öffentliche Leben, mussten aber dreifache Abgaben entrichten: An den Staat, an die Kirche
und die unmittelbaren Grund- und Gerichtsherren.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
In dem Augenblick, wo Widerspruch sichtbar wird, kommt Situation dass Weltgeschichte
etwas Unglückliches ist.  Stufengang der Entwicklung
Der wahre Fortschritt stellt sich dem Dialektiker im Rücken der Intentionen der Akteure her.
 Was wirklich den Fortschritt bedeutet, geht hinter dem Rücken. Davon wissen wir als
Akteure nichts.
„Eule der Minerva beginnt erst nach Dämmerung ihren Flug.“  man versteht erst danach;
zB erst nach der Scheidung versteht man, was in der Scheidung falsch gelaufen ist.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Karl Marx
MARXISMUS
Karl Marx + Friedrich Engels
KARL MARX
 1883 gestorben
 Probleme des Marxismus:
 Sein Kollege Friedrich Engels hat seine Texte umgeschrieben/verfälscht, in einer Art und
Weise wie Marx es nie gesagt hätte
 Er ist nie auf den Punkt gekommen; immer abgewichen;
 War Hegelianer; durch grotesken Ausspruch dass das Wirkliche vernünftig ist;
Ihm wird klar, dass die Versöhnung des Bewusstseins mit der Wirklichkeit wie Hegel es
sich vorstellt nicht gelungen ist.
11. These der Feuerbachthesen von Karl Marx:
„Die Philosophen haben die Welt verschieden interpretiert. Es kömmt aber darauf an,
sie zu verändern. „
Es geht nicht mehr darum, die Welt zu analysieren, sondern darum, die Welt zu verändern.
Man muss den Blick auf die Philosophie verändern.
= Materielle Basis
o Produktionsverhältnisse
 unter welchen Bedingungen produziert wird
o Produktionskräfte
 Produktionsmittel (Maschinen) und Menschen mit ihren Erfahrungen

Hat damals den Hegel’schen Entfremdungsbegriff aufgegriffen; hat mit der industriellen
Produktion verbunden; Es fand eine Trennung statt:
Bsp. Locke: Schnitzerei – mein Werk von meiner Hand
VS
Commercial Society  Arbeitsteilung  Entfremdung von Produkt  Produkt ist eine
Ware, die zu möglichst niedrigem Preis herauskommt

= Marx’ berühmter Traum einer Gesellschaft, in der jeder das tun kann was er will.
zB malen ohne Maler zu sein; fischen ohne Fischer zu sein; etc
Arbeit intendiert15 nicht ein Produkt, sondern eine Ware.  große Veränderung im sozialen
Kommunikationsprozess
Ein Handwerker oder Architekt konnte sagen, dass es sein Werk ist.
zB Heute: Mein Biobauer, der 1x wöchentlich sein eigenes Gemüse liefert
15
intendieren = die Aufmerksamkeit auf etwas richten; etwas vorhaben;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Der Arbeiter fühlte sich damals nicht mehr glücklich. Die Arbeit geschieht unter Zwang.
Leben wird zum Lebensmittel. Entfremdung von Produkt wird zur Entfremdung von sich
selbst und seinen Mitmenschen. Alles wird uns zum Mittel.
Bsp. Man geht nicht in VO aus Interesse, sondern um die Prüfung zu machen
 universelle Durchdringung von Mittelrelation
Der Mensch wird zur Ware, da er sich diversen Institutionen, Normen und Einrichtungen fügt.
zB man zieht sich anders an wenn man in Kirche geht, auf Uni geht, in Club geht, zum
Bewerbungsgespräch, etc
Meine Meinung: früher war man viel weniger frei als heute; Man war Schmied weil Vater Schmied war und
nicht aus Interesse. – Marx redet absoluten scheiß.
Früher entfremdete man sich viel mehr als heute;
zB „Das Hobby zum Beruf machen“  das gab es früher nicht
Friedrich Engels
 Aufhebung des Privateigentums ist Aufhebung der Entfremdung
 Buch: „Vom Proudhon“
 Eigentum ist Diebstahl, weil es die anderen ausschließt von seinem Nutzen.
Religionskritik
 Beleg für intellektuelle Rückständigkeit Deutschlands
 Beleg dafür, dass Kant’s Lösung, dass es keinen Beweis für oder gegen Existenz Gottes
gibt
 Glaube ist noch ein einzelmenschliches, psychologischen Phänomen. Wir erhöhen uns in
Gott
 Marx: Religion ist ein sozialpathologisches16 Phänomen
 „Das Selbstbewusstsein und Selbstgefühl des Menschen, der sich entweder noch nicht
erworben, oder schon wieder verloren hat. Das verkehrte Selbstbewusstsein eines Wesen,
das in einer verkehrten Welt lebt“
 Ein getarnter Prozess gegen das wirkliche Leben. Die Religion lebt vom falschen,
irdischen Leben. Es ist ein Trost um das Diesseits zu ertragen. Der Himmel ist eine
Ideologie.
2 Seiten des Falschen:
 Warenprinzip mit seiner Entfremdung
 Religiöses Prinzip
Marx kritisiert das Irdische. Im Gegensatz zu Rousseau und Hobbes in der Frage des
Naturzustandes. Eine höhere Beherrschung der Natur würde die Religion zurückdrängen.
16
Sozialpathologisch = abweichendes Verhalten; Verhaltensweisen, die mit geltenden Normen und Werten nicht
übereinstimmen.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Marx wirft Hegel vor, dass er die Maxime zum Subjekt macht. Dass er sein Denken nicht aus
dem Gegenstand entwickelt.
Bsp Afrika  aus den Intentionen der Leute entwickelt und nicht aus der realen Situation
Afrikas.
Marx’s Vorwurf, dass seine Staatsphilosophie eine ist, in der die Bedingung zum bedingten,
das bestimmende zum Bestimmten wird.
Die Idee (die Maxime) wird der Ausgangspunkt.
Marx erkennt, dass sich bei einigen Reichtum anhäuft, während andere verarmen.
 das kritisiert er an Hegel; die Hegel’sche Theorie stellt nur ein vorgestelltes harmonisches
Verhältnis der Individuen dar, während die Wirklichkeit Klassenkampf und Ausbeutung
bedeutet.
Marx hat daraus neuen kategorischer Imperativ gewonnen: Mensch soll das höchste
Menschwesen für den Menschen sein. Es gilt alle Verhältnisse aufzuheben, in denen der
Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes und verächtliches Wesen ist.
 Ist nicht Hegelianisch, weil es ein SOLLEN ist.
Ideen, Institutionen, Moral, Gesetze, Dichtung, Maulerei, Staatsapparat – alles das entspricht
dem jeweiligen Stand der Produktivkräfte. Das ist die materielle Basis.
Nicht das Bewusstsein der Menschen das ihr Sein bestimmt, sondern ihr jeweiliges,
gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.
Es gibt eine ökonomische Basis und einen Überbau.
Entfremdung
Die Arbeitsteilung führt dazu, dass der Mensch immer unwürdigere Arbeit übernimmt, immer
weniger wirklich Produzent der Dinge ist, sondern nur noch Teile von Dingen produziert und
keinen Bezug mehr hat zu den Waren die er herstellt.
Er verliert den Bezug dazu, was es ausmacht ein Mensch zu sein, nämlich Dinge herzustellen
oder andere Aktivitäten zu unternehmen. Er ist nur noch in seiner Freizeit bei sich. Marx und
Hegel nennen das „Entfremdung“. Bei Hegel ist es das Ausscheiden aus dem sittlichen
Ganzen, bei Marx ein Zustand aus der Veränderung einer soziologisch erfassbaren
Gesellschaftsstruktur.
Marx stellt fest, dass beide Klassen entfremdet sind, weil Arbeitsteilung so weit fortschreitet
weil die Bedürfnisse so groß und so vielseitig sind. Die Bourgeoisie fühlt sich über die
Entfremdung wohl, da sie über den Konsum Bestätigung findet. das Proletariat fühlt sich nicht
sehr wohl.
Das Eigentum am Produktionsmittel verschafft einen privilegierten Zustand zur Entfremdung
und daher kein Interesse daran, den Zustand zu ändern.
Bsp. Henry Ford
Arbeiter ist gleichzeitig Konsument. Er gibt seinen Arbeitern höhere Löhne, dafür kaufen sie
auch dann seine Autos.
Diese Gesellschaft ist anders.
Die Produktivkräfte sind das Fließband, die Maschinen, Dampfmaschine etc
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Diese Produktivkräfte unterliegen Produktionsverhältnissen.
Bei Fordismus sind Produktionsverhältnisse auf Eigentum orientiert.
Bei ITs sind Produktionsverhältnisse diffus
Marx: Situation, in der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse kollidieren
 Trusts werden immer größer
 Eigentum wird unüberblickbar
 Eigentumshülle ist nicht mehr im Stande Produktivkräfte zu bewältigen und platzt in
einem revolutionären Akt
Revolution der Manager, die die Eigentümer enteignet haben und jetzt Träger der Privilegien
sind.
Die Geschichte bei Marx ist eine der Klassenkämpfe. Unterschiede innerhalb der Gesellschaft
entwickeln die Gesellschaft weiter.
Revolutionen entstehen durch Widerspruch der Produktionsverhältnisse und Produktivkräfte
 wenn großer Widerspruch gegeneinander, dann ist Revolution notwendig
Die Klasse, die die revolutionäre Klasse ist, ist die Arbeiterklasse; emanzipiert die gesamte
Gesellschaft.
Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse bilden den materiellen Hinterbau. Der formt den
Überbau.
Der Arbeiterklasse geht es so schlecht, dass sie bei Strafe des Untergangs die Revolution
ziehen muss.
So soll es sein und so wird es sein, wegen der Strafe des Untergangs und weil wir uns
einmischen. Wir mischen uns ein weil wir vernünftig sind.
Der Kampf der Klassen ist das gesellschaftlich bestimmende Prinzip.
Bestimmte Gesellschaftsgruppen sind einander Wolf.
Die Gesellschaftsgruppen haben unterschiedliche Interessen und kämpfen daher
gegeneinander. Das ist das Bewegungsgesetz der Geschichte Marx’s.
Das Kriterium der Klassen ist die Position zu den Produktionsmitteln
 Bourgeoise (Kapitalbesitzende Fabrikanten)
 Arbeiter (Grundklassen)
 Aristokratie, Bürokratie, Bauern (Zwischenklassen)
Diese Klassen haben 1848 revoltiert.
Idee vom Klassenkampf
 gemeinschaftliche Gruppen sind gegeneinander Wolf
Der Klassenkampf bei Marx ist eine Notwendigkeit und kein SOLLEN wie bei Hegel.
Mehrwert  Selbstbewusstsein der Arbeiter, dass sie einen Mehrwert schaffen.
G  W  G’
Geld
Ware mehr Geld
 Es geht um den Faktor Arbeit der einen Mehrwert ausmacht, aus dem Profit wird.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Alexis de Tocqueville

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
1805-1859
Kommt aus einer alten Familie; nomadische Adelfamilie
War Richter in Versailles
Wurde überrascht von Revolution 1830
 Idee ist, dass es nur eine Revolution gibt, die französische Revolution17 von 1789; die
geht permanent durch die Geschichte; erreicht die ganze Welt; keine Differenzierung
verschiedener Revolutionen;
 permanente Revolution
o Neue Produktivkräfte haben eine unaufhaltbare Dynamik ausgelöst
o Neues Verhältnis: Lohnarbeit und Kapital
o Neue technische und finanztechnische Kräfte
o Aufstieg Einzelner


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
Bsp. Nordafrika – immerwährendes Einholen von 1789
Hat Revolution verbunden mit Bildung einer Mittelklasse
Ist nach Amerika gereist und hat Staaten im Aufstieg beobachtet
Dort hat er volldemokratische Gesellschaft konstatiert
Phänomen der Gleichheit;
Reist zurück und verfasst Klassiker über Demokratie in Amerika – „Demokratie und
Verfassung in Amerika“
Er selbst sieht sich als Aristokrat, was für ihn mit Demokratie kompatibel ist

Seine Definition von Demokratie:
 Eine Gesellschaft, in der alle das Gesetz lieben, weil sie es als ihr Werk betrachten
 Machtbefugnis der Regierung wird als notwendig angsehen
 Da sich jeder seine Rechte und deren Erhaltung gesichert hat, entsteht ein starkes
gegenseitiges Vertrauen und Entgegenkommen
 Um die Vorteile der Gesellschaft genießen zu können, muss man sich ihren
Verpflichtungen unterziehen
Frage – Was passiert mit menschlicher Freiheit im demokratischen Zustand der Gleichheit?
Er arbeitet in seinem Buch mit empirischem Material.
Schreibt über Amerika; über Verfassung, Institutionen, Parteien, Pressefreiheit,
Beamtengehälter, Verhältnis der 3 Rassen (Stellung der schwarzen Rasse und die Gefahren
die sie für die weißen darstellen).
Buch endet mit Prognose: das wird ein Land (Amerika) mit über 150 Mill. Menschen die
gleich sind; gleiche Sprache sprechen, gleiche Religion, gleiche Familienstruktur, Bildung,
Denken, etc
Demokratie kann sich nur im Ausgleich von Freiheit und Gleichheit vollziehen.
 Abschaffung der ständischen Privilegien; Kampf des Bürgertums gegen den Adel
17
Französische Revolution: Abschaffung des damaligen feudalabsolutistischen Ständestaats; Kampf für
bürgerliche Freiheitsrechte; Schaffung einer konstitutionellen Monarchie; Volksinitiativen für soziale Freiheit;
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Prozess einer vereinheitlichten Gesellschaft, in der die Gleichheit nicht als Postulat18, sondern
als Prozess sich durchsetzt.
Prinzip hat auch seine Gefährlichkeit – Nicht Gleichheit der Demokratie ist gefährlich,
sondern die straffe Zentralisierung der Verwaltung, die die Initiative des Einzelnen lähmt.
Das Herstellen der Gleichheit, das Absichern, erfordert einen Apparat. Dieser Apparat birgt
eine große Gefahr, nämlich den Konformismus. Die gleichen und einander ähnlichen Bürger
liefern sich der größeren Zahl aus. Es werden kollektive Ideale geschaffen.
Er hat die Gefahr hervorgehoben, dass man ausgegrenzt wird, man zum Sonderling wird etc
Wenn alle das gleiche denken, dann wollen sie das gleiche und es wird monoton.
Zum anderen ist auch ein Förderungsapparat notwenig, wie beispielsweise in der Schule.
 Kritik von Freerk Huisken: In der Schule werden Heranwachsende zu Konkurrenzsubjekten erzogen.
Leistung and Anstrengung führen zum Erfolg; alle Schüler müssen gleichen Stoff in gleicher Zeit lernen; es geht
um individuelle Leistung im Verhältnis zur Leistung der gesamten Klasse;
Tocqueville beobachtet Gemeinschaften. Von Familien bis länderübergreifende
Assoziationen.
Wie sich in Gemeinschaften der Einzelne von der Gesellschaft entfernt.
 Politische Bewegung der Kommunitaristen19
Es entsteht ein Konformismus-Ideal. Die Gesellschaften konkurrieren; keine will, dass die
andere herrscht. – Es kommt zu Zentralgewalten, die gefährlich sind.
Die Mischung aus Konformismus und Konkurrenz produziert den Leviathan, der die
Gestaltung der Sozialordnung und die Versorgung der Gesellschaft übernimmt.
Die Kommunitaristen setzen auf kreative Gestaltungskraft der Gemeinschaften als einen
dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Jeder ist für sich selbst verantwortlich –
dann Verantwortung der Familien – dann Verantwortung der Gemeinschaft
zB Einwanderer sind eine Gemeinschaft; erfolgreicher Einwanderer soll sich um neue
Einwanderer kümmern.
Erst wenn Gemeinschaft versagt, ist Gemeinschaft der Gemeinschaften zuständig.
Kommunitaristen fordern einen Stopp für den Staat und eine Selbsterledigung der Dinge.
Bsp. Seattle (Zeit vor Defibrillator) – an bestimmten Tagen des Jahres ist Herzinfarktrate
hoch; Reanimationswägen zu teuer, aber man kann Leute auch nicht sterben lassen
Gemeinschaft hat den dritten Weg gefunden: Leute haben gelernt zu reanimieren
= gutes Beispiel dafür, dass es weder herzlose Lösung ist (es ist zu teuer), noch die
wirtschaftlich unvernünftige Lösung (teuere Reanimationswägen kaufen);
Sondern wir erzielen den Erfolg und es gibt eine Verantwortlichkeit der Gemeinschaft und
Staat setzt erst dann ein, wenn das nicht mehr möglich ist.
Staat beugt sich dem Konformismus und wird immer stärker.
Es gibt eine Ambivalenz im Menschen: den Wunsch nach Freiheit und Führung
Die ist dafür verantwortlich, dass es eine permanente Gefahr eines Umsturzes in eine
vollkommene Diktatur gibt.
18
Postulat = Lehrsatz, Voraussetzung
Kommunitarismus = Weltanschauung, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung
und die soziale Rolle der Familie betont.
19
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Gleichheit wird leidenschaftlicher und beharrlicher geliebt als die Freiheit. Die Freiheit ist
aber tiefer verankert. Gleichheit ist etwas Verständlicheres; leichter greifbar; was man eher
sieht und spürt;
Bsp. Boss VS H&M – man sieht, dass der eine Billigscheiß trägt
Wunsch nach Freiheit wird viel artikuliert, aber ist oft eine Parole hinter der sich materielle
Unzufriedenheit verbirgt. Ihm ist eine Welt denkbar, in der es dominierende Gleichheit gibt,
aber keine Freiheit.
Er apokalyptisiert es weiter, dass es eine Welt gibt in der die Gleichheit dominiert und die
Freiheit verschwunden ist. In dieser Welt sinkt alles herunter. Tocquville will die Freiheit als
kostbares Gut retten.
Tocqueville setzt auf Erziehung, während heutige Anhänger mehr darauf setzen die
Gemeinschaft nicht als einen Ort zu gebrauchen, wo Konformismus entsteht; sondern als
einen Ort wo man gemeinsam sich die Freiheit vor dem Staat sichert.
Bsp. Seattle  man spart sich auch Steuereingriff durch Staat
Hoher Anspruch wird an Bürger gestellt; These ist, dass Schwäche und Moral der Bürger den
Leviathan stärkt.
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
John Stuart Mill
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1806-73
Hat Tocqueville eher kritisch rezensiert
Gesamtwerk ambivalent gesehen
hat Furcht vor rascher Unterwerfung geteilt
Angst vor Stillstand
Für Mill bedrohlich = Ungeheuerliche Größe der Masse die alles erdrückt
Vertreter der moralischen Situation des Utilitarismus
Utilitarismus
= Frage – nützt eine Handlung bei der Beförderung des größtmöglichen Glücks der
größtmöglichen Zahl?
Problem: Minderheiten haben das Nachsehen
Im Gegensatz zum kategorischen Imperativ von Kant, ist der Utilitarismus pragmatisch20 und
praxisbezogen. Basiert nicht auf Grundsätzen. Der kategorische Imperativ gibt einen
begrenzten Handlungsspielraum vor. Kant schließt auch die Minderheiten ein.
 Jeder Mensch ist selbst Zweck für sich und kann nicht nur als Mittel gebraucht werden; bei
Utilitarismus können Minderheiten aber als Mittel gebraucht werden
 Flow macht uns Glücklich
Flow = Gefühl einer leichten Überforderung, die wir positiv meistern; so lange wir das haben
geht es uns gut;
David Halpern – Glücksbeauftragter; Schema aufgestellt von Gesundheit, mäßigem
materiellen Wohlstand, Freundschaft,. Gesicherte soziale Verhältnisse
 oft die eigenartigsten Länder aufgelistet, die angeblich die glücklichsten sind
 Glücksbegriff dieser Formel ist fragwürdig
 Glückdefinition, die für einen liberalen Theoretiker möglicherweise freiheitseinschränkend
aus dem Mainstream kommt
 Den Minderheiten wird das Recht abgesprochen.
Bsp Organspenden – Eine große Zahl an Menschen, nämlich die, die Organe bekommen,
werden glücklich. Gleichzeitig erschwert man den Eltern die Trauerarbeit
 größtmögliches Glück kann großes Unglück produzieren
Utilitarismus begreift Handeln als eine Art Investment und den Nutzen als Produkt / Profit.
20
pragmatisch in diesem Sinne = sachlich; auf Nützlichkeit ausgerichtet
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Mill’s Gattin: Taylor – On the Subjection of Women
Ab wann hat man Frauen als politische Subjekte wahrgenommen?
Frauen hatten bei Kant noch kein bürgerliches Mitspracherecht.
Im 19. bis Anfang 20. Jhd gab es eine eingeschränkte Gleichberechtigung der arbeitenden
Frau im Bauerntum. Die erste „Gleichberechtigung“ war bei der Industriearbeiterin, die zwar
schlechter bezahlt wurde als der Mann, aber formal gesehen gleichgestellt war.
Man nimmt allgemein an, dass die feministische Bewegung eine Folge der Revolution ist.
Olymp de Gourges
Feministin in franz. Revolution; wurde geköpft;
Daumier
Charikaturist – immer Frau mit Hosen an
Mill versucht Kombination von sozialen und politischen Fragen. Er kombiniert den Glauben
an die Demokratie mit einer Angst vor der Bedrohung durch die Gleichheit.
Einerseits Arbeiterklasse darf nicht verhungern
Andererseits ist Eigentum nicht heilig
 man braucht geistigen Aufschwung der zu sozialen Regeneration führt
Buch: „On Liberty“
Freiheit ist nicht ein erkenntnistheoretisches Problem, sondern ein sozialethischen und
politisches Problem. Die Freiheit vom Staat ist für Mill in gewisser Weise durch die
Gewaltenteilung selbstverständlich.
Grundanliegen: Fixierung der Grenzen der Macht (nicht der Staat), die die Gesellschaft über
das Individuum auswiegen darf
Es gibt eine Tyrannei der Mehrheit die sich über dem Konsens herstellt. Muss nicht der Staat
sein. Staat war damals eher Nachtwächterstaat21; kaum Steuern gegeben, kaum soziale
Regulierungen, geringes Ausmaß an öffentlicher Gewalt. Es gab eine sehr starke
gesellschaftliche Selbstregulierung.
Da setzt Mill ein, wie die meisten liberalen mit der Idee von Fortschritt durch die gestaltende
Kraft der Vernunft. Aus Vielzahl der Einzelinteressen soll sich zum Vorteil aller die
Harmonie der Gesamtheit ergeben.  das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl
Am Anfang der Industrialisierung ist ein gigantisches Elend entstanden. Bauern waren zwar
de facto befreit, nur die Landwirtschaft hat nichts mehr eingebracht wegen der ersten
Industrialisierungen und sie sind in ein zeitweiliges Elend getrieben worden, aus dem die
englische Arbeiterklasse entstanden ist.
Idee einer Schwarm-Intelligenz des Marktes, in dem Staatseingriffe schädlich sind.
Staat handelt immer als Einzelner; dieses Handeln ist nicht das Allgemeine, sondern nur
Gruppeninteresse;
Wenn der Staat handelt, handelt nicht eine neutrale Instanz, sondern zB ein
Gewerkschaftsfunktionär, oder Funktionär des Wirtschaftsbundes als der zentrale Akteur.
21
Nachtwächterstaat = Ein Staat, der ausschließlich für den Schutz der persönlichen Freiheit und des Eigentums
zuständig ist.
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Der Staat kann Gesetze der Marktkonkurrenz nicht aushebeln.
Regeln von Wert, Preis, Profit, Rente leiten den Markt unabänderlich. Unabhängig von der
Einschätzung der Teilnehmer und unabhängig von den Menschenrechten.
Vom Marktstandpunkt ist die Einschätzung des Teilnehmers am Arbeitsmarkt irrelevant. Es
gibt kein Menschenrecht, dass jemand mit einer bestimmten Ausbildung ein bestimmter Job
zusteht.
Konkurrenz ist gut, sie liefert die narzisstische Dynamik.
Der Sieg der Freiheit im Wirtschaftsleben begünstigt eine generelle Freiheitsstimmung.
Die Gleichzeitigkeit einer Arbeiterklasse, die verhungert, verschmutzt etc, wird damit
irrelevant.Ursache dieses geringen Lebensniveaus war das ungeheure Angebot an ungelernten
Arbeitskräften und die niedrige Produktivität dieser Leute.
 Hat sich im Fordismus geändert.
System: Leute gut ausbilden und gleichzeitig gut zu bezahlen.  Arbeitnehmer als Kunden
Durch Prinzip des Fließbands viel höhere Wertschöpfung der Arbeiter.
Mill hat auch liberale Freiheit und liberale Gelcihheit als ein Spannungsverhältnis gesehen.
Die Arbeiter die durch Industrialismus die Mehrheit der Bevölkeerung wurden, wollen die
Herrschaft der Mehrheit.
Sind die, die tagaus und tagein immer dasselbe machen wirklich auch so entscheidungsfähig
wie die anderen?
Frage der Kompetenz; zählt wirklich jede Stimme gleich?
Mill ist ungeheuer optimistisch gegenüber dem industriellen Prinzip; Ist durch wachsende
Bildungschancen möglich.
Negative Folge: alle lesen das gleiche
 Der Exzentriker wird auf einmal ausgegrenzt
 Gegen die Folge, dass Dissenting Opinion auf einmal keine gesellschaftliche Dignität mehr
hat.
Die Gesellschaft darf gerade weil es diesen Hang zum Konformismus gibt nur aus
Selbstschutz in Handlungsfreiheit des Einzelnen eingreifen.
Individuum ist nicht rechenschaftspflichtig für Handlungen die nur sein Interesse betreffen.
Sondern nur für solche die für andere schädlich sind.
Distinktion ist von Anfang an bestritten worden. Alle Handlungen können schädlich sein.
Prinzip = HARM PRINZIP
Aus Selbstschutz darf die Gesellschaft in die Handlungsfreiheit des Einzelnen eingreifen. Das
Individuum ist nicht rechenschaftspflichtig für Handlungen, die nur sein Interesse betreffen,
aber bei solchen, die für andere schädlich sind.
Gesellschaft darf nur dann in Handeln des anderen eingreifen, wenn er dem schwachen/unter
ihm stehenden einen Schaden zufügt.
Frage - Was ist der Schaden???
Bsp. Nicht anschallen
Man schadet sich nicht nur selbst; wenn man schweren Unfall hat müssen alle die
Krankenhauskosten dafür zahlen
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Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP)
Bsp. Rauchen
Rauchen produziert Lungenkrebs
Der kranke verursacht Kosten
Passivrauchen – der Raucher schädigt die Menschen um sich = Harmprinzip
Bsp. Pornografie – ist noch unklar
 Ausdruck der persönlichen Freiheit?
 prinzipielle Herabwürdigung von Frauen und wann?
 Sex sales – zB geile Frau am Auto; Frage ob das
erniedrigend ist?
FEMEN
Ukrainische Aktivistinnen die
überall ihre Brüste herzeigen
wo ein Missstand ist!!!
Das Übel/Harm sieht man oft auch erst später
(vgl. Hegel’sche Eule Minerva)
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