Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Praktische Philosophie Grundlegendes Sozialphilosophie Politische Philosophie Abkömmling der Erkenntnistheorie, Metaphysik, Religion, unhinterfragte Selbstverständlichkeiten Fragen, die wir uns in dieser VO stellen: Was ist der Kanon? Kanon = Sammlung jener Texte, in denen die große Idee, das System und die Formulierung zusammenstoßen War das was Platon unter Staat versteht mit unserem Wohlfahrtsstaat in der Globalisierung kompatibel? Verhältnis vom Einzelnen zum Staat? Verfallsgeschichte oder Aufstieg? Bsp. Kant Apfel der Erkenntnis; das Leben hat auch negative Seiten; Schritt zur Befreiung Was ist determiniert durch unsere Beschaffenheit / Vernunft? Was ist der Wille Gottes? Ist es die menschliche Natur die uns dazu treibt etwas zu tun? Wer hat wann Rechte und Pflichten? Wann und warum ist Gleichheit/Ungleichheit selbstverständlich? Welchen Nutzen hat der Vorrang des Einzelnen VS der Gemeinschaft? Ist der Staat ein pragmatisches oder sittliches Organ? Oder hat er wie bei Augustinus gar keine Bedeutung? Wer soll Regieren? Fürsten? Philosophenkönige? Wilhelm Dilthey Es gibt bestimmte Typen von Lösungsvorschlägen, die seit tausenden von Jahren konkurrieren, ohne dass eine Seite gewinnt. Philosophieren ist eine höchst persönliche Angelegenheit Das Wesen der Philosophie ist ein Kampf; Aufeinanderprallen der Meinungen Das soziale Philosophieren ist eine Selbstvergewisserung der Menschen über ihre Existenz. Unterscheidung zum Tier = Fähigkeit zu kontextualisieren (= in Zusammenhang bringen) Ein Schimpanse kann denken, aber nicht philosophieren. Seite 1 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Grundlage unserer Vergesellschaftung Adolf Gehlen: Wir sind ein Mängelwesen. Nach Geburt sind wir lange Zeit Selbsterhaltungsunfähig. Bsp.: Adam langweilt sich im Paradies und fragt Gott nach Eva Sophisten = wandernde Lehrer; stellen sich der Komplexität der Dinge Bsp.: „Du kannst nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigen, weil sich alles bewegt.“ „Alle Kreter lügen“ Was bedeutet das wenn ein Kreter sagt, dass alle Kreter lügen? Athen Zentrum der Philosophie Elite lebte sehr bildungsintensiv Politisches Denken und schlussendlich Demokratie ist dort entstanden Mehrheit waren Leute ohne Rechte Frauen und Sklaven durften keine Waffe haben um Land zu verteidigen. Daher hatten sie keine Würde. Stadt-Staaten: keine großen Gebilde; homogene Ökonomie Seite 2 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Sokrates Literarische Figur Platons „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ Paradoxon Jeder weiß etwas Ausspruch der Verzweiflung Suche nach Widerspruch Pädagogischer Zwang sich etwas erklären zu lassen Antwort an den Wissenden Sokrates’ Methode = er stellt sich „dumm“ um den anderen zum Denken zu bringen Sokrates will bewirken, dass andere erkennen, dass sie über bestimmte Dinge nicht ausreichend Bescheid wissen Er unterscheidet zwischen allgemeinem und konkreten Wissen möchte das Allgemeine von Leuten wissen, bekommt aber stets das Konkrete Sokrates wurde zum Tode verurteilt Hätte Jugend verdorben Missachtete Götter Vorwurf, ein unloyaler Bürger zu sein er ist freiwillig für seine Prinzipien gestorben Durch seinen Tod hat er seine Unschuld bewiesen, nämlich ein unloyaler Bürger zu sein Fragen, die er sich stellte: Was ist ein guter Staat? Was sind unsere Verpflichtungen? Ausgewogenheit zwischen Anspruch und Verpflichtung? Sokrates’ Beziehung zum Staat Er dient dem Staat Ist solidarisch mit seiner Gesellschaft, die er schätzt und unterwirft sich daher dem Staat Es gibt einen schlechten Staat. Darin existiert ein Individuum das sich unterwirft Verfassung legt Rahmen fest, unter dem ich Meinungen akzeptiere Kanon von Meinungen Begrenzung von Meinungen; nicht jeder kann mitreden Vorteil: zB Massenmörder kann nicht mitreden Seite 3 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Platon Hat in Athen Akademie gegründet Vorbild für Hochschulen Kritik, dass aus dieser Akademie viele Diktatoren hervorgegangen sind = „Platon’s Pessimismus“ Pessimismus/Optimismus Frage: Geht eine politische Philosophie von einem optimistischen oder pessimistischen Menschenbild aus? Vieles was „Optimisten“ tun, erscheint dem „Pessimisten“ als wagemutig/unrealistisch Vieles was „Pessimisten“ tun, erscheint ihnen selbst als realistisch Platon = Pessimist; Das Übel unserer Existenz überwiegt das Gute. Urschuld (Platon) Laut Platon muss man mit seiner Urschuld fertig werden Urschuld = der unsterbliche Teil; die Seele; wird vernachlässigt In der Seele und der Gesellschaft muss man eine Ordnung herstellen, die mit der alten Urschuld fertig wird Blame Society = Gesellschaft, die die Schuld bei anderen sieht (Islam) Guilt Society = Gesellschaft, die die Schuld bei sich sucht (Judentum, Christentum) 4 Hauptwerke der politischen Philosophie (Platon) POLITEIA: „Der Staat“ Idealstaat kreieren KRITIAS: Platon beschreibt zum ersten Mal eine fiktive Gesellschaft (Atlantis) POLITIKOS: „Der Staatsmann“ wie der Staatsherr am besten regieren soll NOMOI: „die Gesetze“ teilweise widersprüchlich zu „Der Staat“ Politeia Verschiedene existente Verfassungen werden verglichen, unter dem Aspekt eine Verfassung einem bestimmten Menschentyp zuzuordnen Staaten sind vergänglich; Staat geht unter aufgrund einer im Wesen eigenen Dynamik. Genau das, was in einem Staat drinnen ist, zerstört ihn. (nicht zB durch Immigranten, die die Kultur zerstören) Seite 4 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) 4 Herrschaftstypen TIMOKRATIE zentrales Kriterium = Ehre des Bürgers, oder Vermögen OLIGARCHIE Herrschaft weniger, unter Ausschluss der Armen Warum sollen nicht auch Arme fähig sein zu herrschen? Reichtum sollte kein Kriterium sein; kann durch Leistung, aber auch durch Erbe kommen Problematik: die Reichen treiben Wirtschaft an, und wollen daher auch mehr Macht Es entstehen 2 Staaten: wirtschaftliche Agierende und Mächtige die Anderen, die davon ausgeschlossen sind schwierig psychologische Kohärenz herzustellen Man muss sich mit dem Staat identifizieren können. Dazu muss man mitsprechen können: Bsp.: Boston Tea Party: „No taxation w/o representation“ (1773) Zahl der Leute die an Regierung und Mitbestimmung teilnehmen wird immer größer Frage der Kompetenz: Gibt es Kompetenz nicht auch bei denen, die keine Rechte haben? Platon kritisiert, dass Oligarchie eigenen Werttypus schafft. Hauptsächlich Gelderwerb ist wichtig und nicht Tugend, Wahrheit, Gerechtigkeit, etc aber genau das sind Dinge, die für Platon wichtig sind Oligarchie produziert einen gierigen Menschentyp. Man braucht die Gierigen für den Erfolg, aber man muss sie bändigen. Dies führt zu Klassenkämpfen (durch Zunahme der Armen) Entartung Demokratie DEMOKRATIE Herrschaft der Mehrheit, somit der Armen Die frühere Kompetenz der Oligarchie geht verloren; die Armen okkupieren die Ämter und vernichten die anderen. Das Know-How und Vernunft der Oligarchen geht verloren. Platon: Demokratie ist eine regierungslose und chaotische Konstitution. Gleichheit wird an Gleiche und Ungleiche verteilt; respektiert nicht die Unterschiedlichkeit der Menschen. Es fehlt die verantwortungsbewusste Elite Die Freiheit (=Selbstverwirklichung) ist der zentrale Wert der Demokratie; Verfall der Pflichtmentalität 2 Paradoxa: o Demokratie hat Tendenz sich selbst zu zerstören, weil sie auch die, die gegen die Demokratie sind, begünstigt. o Freiheit hat Tendenz sich selbst zu zerstören, weil die, die Unfreiheit predigen auch im Namen der Freiheit artikulieren. Demokratie produziert paradoxes Chaos Tyrannis entsteht Freiheit löst Demokratie auf TYRANNIS Alleinherrscher in einer Polis, in der keine monarchische Staatsform vorgesehen war; illegitim; Seite 5 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Platon’s ideale Staatsform Platon sucht nach einer Synthese Im Einzelwesen muss folgendes existieren: o Begierde o Vernunft o Wille Im Staat sind zentrale Dinge: o Ernährung und Erwerb als Grundlage o Verteidigung nach außen o Leitung durch Vernunft wird durch 3 Stände repräsentiert: o Gewerbetreibende o Wächter und Krieger o Herrschende muss gerecht und funktional ausbalanciert werden Die Verteilung auf diese 3 Stände findet durch Auslese statt. Alle Kinder sind gleich und haben gleiche Bildungsmöglichkeiten, egal aus welchem Stand sie kommen. Curriculum: Gymnastik, Musik, Dialektik (Fragen/Antworten/Lösungen finden), Ertragen von Schmerzen, Mutproben, Umgang mit Versuchungen Mit 20 erste Knock-Out Prüfung die Mehrheit, die diese Prüfung nicht besteht wird zu Wächtern oder Ernährern relativ früh wird Zugang zur politischen Elite gesperrt 10 Jahre lang weitere Erziehung bis 30 nächste Knock-Out Prüfung 5 Jahre lang Philosophie, bis 35 (= allgemeine Vermittlung des ganzen Wissens der Zeit) Mit 35 ersten Job; Funktion als Landrat oder ähnliches für 15 Jahre wenn man sich bis zum 50. Lebensjahr bewährt hat, bekommt man automatische Regierungsgarantie; keine Wahl, Ernennung, etc = PHILOSOPHENKÖNIGE Problematische Fragen Wer bestimmt Curriculum? Wer benotet und wie? Warum kann nicht auch ein Wächter eine gute Idee haben? (Bsp. Schleckerverkäuferinnen – „sind nicht da zum Denken sondern zum Arbeiten“) Warum kann nicht gerade ein Philosoph betriebsblind werden? Wie entscheidet man ob sich jemand im 50. Lebensjahr bewährt hat? Krieger dürfen kein Haus, keine Frau und Familie haben und werden bescheiden bezahlt. „dürfen kein Gold berühren“ Kinder werden kollektiv erzogen. Keine Institution der Mutter. Bereiche des Gefühlslebens, Glückslebens, Zusammenlebens kommen nicht vor Platon befürwortet Zensur; Kunst wird nur geschätzt, wenn sie der Tugend dient Erwerbstätige finanzieren das System, haben aber keinen Einfluss. Umgekehrt haben Herrscher keine wirtschaftliche Macht. Platon trennt Politik und Ökonomie heute unmögliche Vorstellung. Es ist nicht zu sehen, wo in diesem Konzept das reale Kraftzentrum steckt. Seite 6 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Politikos = Ratschläge für den Politiker Philosoph tritt an Stelle des Gottes funktioniert nicht Institution der Gesetze statt des lebendigen Wesens „starre Regel“ Der Steuermann wird den Verschiedenheiten der Menschen voll gerecht, während das Gesetz eine starre Regel ist, die nur die durchschnittlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Die entartete Demokratie ist die beste Regierungsform unter den Verfallsformen. Tyrannis ist die schlechteste Glück Das Glück in der Politik ist das Glück aller. Brüderlichkeit, Freiheit, Einsicht halten das zusammen. Im Politikos revidiert Platon einiges wieder und macht es für unsere Verhältnisse erträglicher. Seite 7 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Aristoteles 384 – 324 v. Chr. 20 Jahre an platonischer Akademie studiert Hat Alexander den Großen erzogen Gründete in Athen eigene Schule: Lykeion 158 Verfassungen gesammelt und verglichen Nikomachische Ethik Der Mensch ist ein Zoon Politikon (= ein Gesellschaftswesen) Wir sind rationale Wesen Wir haben Erkenntnis von Gut & Böse, Richtig & Falsch Diese Qualität bringen wir in unser gesellschaftliches Sein hinein Das Gemeinsame macht das Menschliche aus; es determiniert und schafft den Wertekanon Bewusstsein von Gerechtigkeit, Sittlichkeit, Gut, Böse Damit sich der Mensch erfüllen und vervollkommen kann, bedarf es der Gemeinschaft Gemeinschaft mündet in Staat Der Staat ist die Gemeinschaft mit anderen Bürgern und die eigentliche Form der Sittlichkeit; Es entsteht der Drang sich sittlich zu verhalten. POLITIK IST ANGEWANDTE ETHIK Sinn der Philosophie = Erforschung des Guten für den Menschen Agaton Kai Ariston = das Gute und Schöne; Höchste Gut; das Beste; wird nur um seiner Selbstwillen erreicht wir erreichen es durch eine Integration aller Disziplinen in der politischen Wissenschaft = KÖNIGSWEG zum Verständnis aller Diese Glückseeligkeit hat 2 Bestandteile o Das gute Leben o Das gute Handeln 4 Grundtypen für Leben/Funktionen im Staat Leben der Genusssucht strebt Lust an Leben des Staatsmannes strebt Ehre und Tugend an Das kontemplative Leben des Philosophen strebt die Schau der Wahrheit an Leben des Kaufmannes strebt Gelderwerb an Das Entscheidungskriterium für den Rang einer dieser Typen liegt in der Funktionalität für die Gemeinschaft. Jeder tut was ihm wesenseigen ist. Platon = Feind der offenen Gesellschaft Aristoteles = Pionier der offenen Gesellschaft Seite 8 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Klugheit und Tugend Politik ist Klugheit im weitesten Bereich ihrer Anwendung. Politik hängt mit der Klugheit zusammen Klugheit = Ein Habitus des Handelns aufgrund richtiger Überlegungen im Bereich dessen was für den Menschen Gut oder Böse ist. Klugheit ist eine prinzipielle Haltung die als Grundlage richtige Überlegungen im ethischen Bereich hat. diese Handlungstypen müssen um ihrer Selbst erstrebenswert sein zB durch tugendhaftes Handeln, angenehme Liebhaberein, Schau der Wahrheit Das tugendhafte Handeln hat aber Priorität, da es das politische Leben ist. Um das tugendhafte Handeln zu stabilisieren braucht es einen permanenten Erziehungsprozess. Gesetzgeber hat Aufgabe aus guten Bürgern gute Menschen zu machen. Das geht nur, wenn der Bürger in einer guten Gesellschaft lebt und die Gesetze befolgt. Dass wir gute Bürger sind, ist unser innerer Imperativ, der sich aus dem Zoon Politikon ergibt. Naturzustand Laut Aristoteles sind wir von Anfang an erziehungsbedürftig. Wir sind nicht von Grund auf Gut, sondern haben nur die Fähigkeit zu sehen, was gut ist. Staat hilft, dies zu perfektionieren Es ist kein Schulungsprozess wie bei Platon, sondern ein ERZIEHUNGSPROZESS. Polis = bedeutendste und institutionell geordnete Gemeinschaft von Menschen Ordnungskette: Frau/Mann Sklave Familienvater Herr Dorf Staat Diese Kette definiert die Bewohner und nicht umgekehrt. Ziel der Polis = das Wohlergehen der Gemeinschaft Zweck des Staates ist nicht der Schutz oder die gemeinsame Organisation, sondern das sittlich gute Leben. Die staatliche Gemeinschaft ist um der tugendhaften Taten willen da und nicht ums bloße Zusammenleben. Aristoteles glaubt nicht an Gleichheit verteidigt Sklaverei Er wettert gegen die Gewinnsucht, hält aber Kaufleute für gerechtfertigte Existenzen. Das Prinzip des Guten hat sich sehr verändert bei Aristoteles: etwas interpersonales, das nur den Umgang mit der Institution kennt heute: sehr ausgeweitet; wir sind heute anspruchsvoller an diesen Begriff; zB nachhaltig Leben um bessere Zukunft für unsere Kinder zu gewährleisten, Selbstbestimmung Seite 9 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Staatsformen Aristoteles analysiert Verfassungen Eine gute Regierung definiert sich durch die moralische Qualität der Herrschenden, nicht durch die Verfassung. Das Schlimmste = Korruption der Elite Aristoteles hat andere Unterscheidungen als Platon was Monarchie und Aristokratie betrifft: o Monarchie als Herrschaft Einzelner o Aristokratie als Herrschaft Weniger o Politie als Herrschaft Vieler (= legitime Mehrheitsherrschaft) 3 Entartungsformen: o Tyrannis (Alleinherrscher in einer Polis, in der keine monarchische Staatsform vorgesehen war; illegitim) o Oligarchie (Herrschaft Weniger, unter Ausschluss der Armen) o Demokratie (Herrschaft der Mehrheit) Bei Demokratie und Oligarchie liegt der Unterschied nicht an der Zahl als Unterscheidungsmerkmal (wie bei Platon), sondern die Demokratie ist die Herrschaft der Armen. zentrale Lösung = Mesotes Mesotes = die Mitte; Aristoteles ist ein Mann der Mitte. Die Mesotes ermöglicht einen gleichmäßigen Blick auf beides = Erkenntnistheoretische Position Aus der Position der Mitte habe ich die Fähigkeit mich in beide Seiten hineinzuversetzen das Wohlergehen aller kann am besten abgewogen/bestimmt werden. Aristoteles’ Idee wie man in Demokratie bestimmte Funktionen besetzt: In kleinen Staaten Magistrat entscheidet (man kennt einander) In großen Staaten Zufall entscheidet (man kennt einander nicht) kippt Prozess der Elitenbildung, wie es ihn bei Platon gab Klare Bestimmungen der Menschentypen in einer Polis: Bauern Handwerker Kaufleute Tagelöhner Krieger Mitglieder der rechtssprechenden Versammlung Reiche, die mit ihrem Wohlstand der Polis dienen Herrscher, die das Gemeinwesen führen Seite 10 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Verfassung muss sich nach den Bedürfnissen des Volkes richten zB Kinder einer Bauern haben andere Voraussetzungen als die in der Stadt lebenden Am besten ist eine Mischung aus aristokratischen und demokratischen Elementen, die dem Mittelstand den Schwerpunkt gibt sichert Stabilität und vermeidet Extrema Alles soll überschaubar sein Aristoteles befürwortet Institutionen Ehe und Familie Er befürwortet Muße, gepaart mit Großzügigkeit, Mäßigung, Intelligenz, Kunstfertigkeiten, energische Tapferkeit Er orientiert sich am Durchschnittsmenschen und am Hausverstand Es sind immer die Schwächeren die sich um Gleichheit und Gerechtigkeit kümmern. Der Staat ist nicht einheitlich, sondern eine Gemeinschaft von Gemeinschaften. Aristoteles war erster Theoretiker der Revolution gab Ratschläge wie man Kampf/Revolution vorbeugt zB durch Propaganda und Gerechtigkeit Ein Tyrann soll sich fromm und großzügig gegenüber seinen Bürgern zeigen damit sie ihn für etwas Besonderes halten. Seite 11 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Christentum Was war der Staat, wenn wir ihn mit Göttern in Verbindung setzen? Naturkräfte wurden Göttern zugeschrieben Götter können moralisch oder unmoralisch sein zB Rachegöttinnen VS Thyonissos (rasende Weibe die Söhne umbringen wenn er kommt) Götter wurden Opfer gebracht Es gab Schutzgötter Schlussendlich war aber das Höchste immer eine menschliche Aufgabe, die nicht den Göttern verbunden war Entwicklung des Christentums Ursprünglich kleine jüdische Sekte Wird ab Konstantin Staatsreligion Beginnt westliche Kultur zu dominieren 3 Faktoren Administrativ-politischer Faktor o Polytheismus (religiöse Verehrung vieler Götter) ist für Weltreich problematisch, da man Rücksicht auf alle Religionen nehmen muss zB verschiedene Handlungsvorstellungen, Vorstellungen von Wahrheit, Feiertage etc o Religiöse Vereinheitlichung (Monotheismus) ist Schritt in die Zivilisation weil Kommunikationshindernis ausgeschaltet wird Sozialer Aspekt o Träger der neuen Religion waren zunächst Sklaven kein gutes Zeichen für Durchsetzung einer Religion o Sklaven wurden in andere Länder verkauft und waren somit globalisierte Bevölkerungsgruppe o Durch Christentum hatten sie eine gemeinsame Verbindung; Menschen aus verschiedenen Ethnien konnten was Gemeinsames finden Flexibilität des Christentums o Kein unbedingter Monotheismus es gibt Dreifaltigkeit (Gott, Jesus, heiliger Geist), Kultur um Jungfrau Maria o Entgegenkommen an polytheistischer Tradition Säkularisierung Christentum war von Anfang an für Säkularisierung offen. Es beansprucht keine spirituelle oder politische Machtbasis. Neutralität wird verkündet Das Staatliche und Geistliche wird getrennt Wurzel der Demokratie; denn wenn Gott alle liebt, ist das die höchste Form der Gleichheit VS Judentum besonderes Bündnis mit Gott; schließt Ungläubige aus Seite 12 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Lehre Religion der universellen Kooperation o „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ o „Gott liebt alle“ diese Gleichheit vor Gott ist etwas Besonderes damals; es ist keine nationale Religion; jede Stimme ist gleich. Gleichzeitig aber auch autoritär; man lässt sich von Gott bestimmen 2 Voraussetzungen die bis ins 21. Jhd reichen Christentum & Erwerbstätigkeit Christentum ist eine Religion der Armen Der Reiche kommt nicht in den Himmel (Gleichnis mit Nadelöhr ( Stadttor) der Reiche frisst sich so satt, dass er nicht durch passt) Trennung zwischen kommerziellen und spirituellen Sektor (Jesus hat Stände der Händler beim Tempel umgeworfen) wirtschaftliche Tätigkeit wird negativ beantwortet Aber unsere Zivilisation basiert auf dem Handel. es baut sich eine Ambivalenz im Christentum gegenüber der Erwerbstätigkeit auf Das Christentum ist eine autoritäre Religion, die nicht auf Vernunft setzt. zB Jesus geht übers Wasser, erweckt die Toten, etc Es ist eine Religion der Wunder; Pflichten haben sich religiös konstituiert Exkurs – Kant Paradies mit Adam und Eva Baum der Erkenntnis Baum, der die Unterscheidung zwischen Gut und Böse kennt. Wir haben begriffen, dass man arbeiten muss und das Leben mit Schmerzen verbunden ist erster Ansatz zur vernünftigen Freiheit Entstehung der Menschen Im Christentum: aus dem Nichts Platon: es gibt einen Urstoff und Gott ist nur Designer Ziel ist keine Schöpfung, sondern ein Zustand mit 3 Spielarten: Vergangenheit Erinnerung Gegenwart Empfindung Zukunft Hoffnung Augustinus: „Es gab nichts das war, wo Gott war“ Es gibt keine Zeit, denn Zeit wäre etwas, das vor Gott gewesen wäre. Wo Gott war und ansonsten nichts ist, ist undefinierbar. Es gibt keine Zeit vor Gott. Liebesgebot: Gott liebt auch die Sünder Seite 13 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Das Christentum opponiert Leistungsvorstellungen, Tugendethik, und Würdebegriff der Antike. Wir sind das Geschaffene, das Abgeleitete daraus ergeben sich Gehorsamserscheinungen die außerhalb der irdischen Erfahrungswelt liegen. = das Höchste, verbunden mit Gott Gott ist eine normsetzende Figur, zu der es aber keinen persönlichen Kontakt gibt Institution Kirche ist notwendig Beziehung zu Gott ist eine durch den Priester vermittelte Beziehung Reinheitsvorstellung Beschmutzung der Frau spricht gegen Gesellschaft und ist Motor des Untergangs. Eine Gesellschaft die Pornographie zulässt ist dem Untergang geweiht. Frühchristliche Denker sind alles Denker eines untergehenden Reiches; Denker des Verfalls Ambrosius Heiliger aus Tira Hat in Rom studiert Routinierter Administrator Staatsreligion = Unterordnung der Regierenden unter Glaubensprinzipien Zeigt den Regierenden wie schlecht das Christentum faktisch verankert war Hieronymus Hat es in seiner Studienzeit wild getrieben, woraufhin er ein Einkehrerlebnis hatte Hat sich 5 Jahre in Wüste zurückgezogen um Buse zu leisten Hat alles auf Unglauben und Unkeuschheit immer zurückgeführt Typische christliche Figur des bekehrten Sünders Hat erste lateinische Fassung der Bibel übersetzt führte zu Textkritik: welcher Text authentisch ist und welcher willkürlich eingefügt wurde Seite 14 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Augustinus 354 in Nordafrika, Algerien geboren Idee von Europa als „christlicher Club“ Vater war Heide (Glaube an mehrere Götter innerhalb eines Christentums) Lehrer der Rhetorik (Kunst über Inhalte zu reden) Religion: ein Manchäer (Bemühungen um Reinheit als Voraussetzung für angestrebte Erlösung) Hat Jugend mit Ausschweifungen verbracht zB mit Frau zusammen ohne verheiratet zu sein; viele Seitensprünge; uneheliches Kind etc = Beginn der christlichen Erzählung Wurde unter Eindruck der Predigten bekehrt Hat Autobiographie „die Konfessionen“ geschrieben hat neues literarisches Genre gegründet – die Selbstanklage Er hatte einen sehr weiten Begriff von Sünde Blame Society = schuldigen andere an Islam Der Islam verlangt starken Glaube an Gott und dass man 5x täglich betet. Wenn dann trotzdem was schlechtes passiert muss wer anderer Schuld sein. Guilt Society = suchen die Schuld bei sich selbst Christentum Man muss sich im Leben anstrengen, sonst ist man draußen. Lust Selbstbezichtigung ist Teil von Christentum Das Bekenntnis soll uns überzeugen, dass wir im ehelichen Sex keine Lust empfinden Die Empfindung der Lust ist eine biblische Strafe, die uns Gott verhängt hat Abhängigkeit Tugend hat als Voraussetzung die Ausschaltung von Lust Tugend = Selbstgewissheit des inneren Glaubens; die Menschen wissen schon was sie tun sollen (wie bei Aristoteles) Die Lust schaltet die Vernunft aus. In dem Augenblick wo wir begehren, schaltet sich unser Verstand aus unser größtes Gottesgeschenk funktioniert nicht mehr Kant: „Wage es selbstständig zu denken“ schaltet sich aus Mystische Komponente: man soll in sich selbst gehen; die Wahrheit liegt in einem drinnen. Das christliche Denken hat von nun an eine Doppelwelt: Arbeitspflicht & das wahre Leben ist woanders Die ganze Geschichte von Schöpfung bis jüngster Tag ist durch Gott prädeterminiert. Gott plant alles. So etwas wie Pech gibt es nicht. kein Platz für Kreativität, Überraschungen, Initiative Seite 15 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Idee der Vernunft wie kann man es beweisen? Faktischer Beweis? VS Selbstgewissheit des inneren Glaubens ich weiß das weil das ist in mir und ich spüre das Augustinus hat gewisse Abstimmung mit Sokrates Abwendung von äußerer Natur Hinwendung zur inneren Stimme, weil dort die Gewissheit ist, wo alles andere zweifelhaft ist Augustinus – Unterscheidung zwischen Glaube & Wissen Glaube = Weisheit des Wissens; eine starke innere Kraft; Das wahre Sein ist jenseitig Es gibt ein wahres, beständiges, jenseitiges Sein = der unerkennbare Gott, der gleichzeitig der Urquell der Dinge ist; das höchste Sein; die höchste Liebe; Wir sind das Abgeleitete; haben nur in beschränkter Teilhabe ein wirkliches Sein; Wir haben nicht das Potenzial den ersten Beweger zu verstehen. Unsere Erkenntnis reicht nur dazu, zu wissen, dass er (der Urbeweger) alles bestimmt hat. Aber das Warum kennen wir nicht. Das Gute = das Sein Das Böse = ein eingeschränktes Sein Rebellion des Satans bewirkte Zerfall in 2 Staaten: Ewiger Staat (Reich Gottes) irdisches Reich Vergänglicher, sündhafter Staat (Reich Satans) verdammtes Reich Es gibt keine moralischen Probleme, weil es den Willen Gottes gibt Jesus leitete Trennung in Erlöste und Verdammte in Teilung in Gerettete und Verdammte trifft laut Augustinus Gott willkürlich. Das Individuum kann es nicht bestimmen, denn alles ist pädestiniert. Die Geretteten werden den Gottesstaat bilden; der weltliche Staat ist nur ein Gegenbild; eine provisorische Ordnung der Sünder und ist zum Untergang bestimmt. Man braucht den Staat, aber nicht wie bei Aristoteles um aus Bürgern gute Menschen zu machen. Seite 16 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Der weltliche Staat = Gegenbild des göttlichen Staates; provisorische Ordnung der Sünder und zum Untergang bestimmt Vernunft = die innere Gewissheit; steht nicht im Widerspruch zum Glauben Kaum positive Staatsfunktionen bei Augustinus, wie bei Aristoteles (sittlicher Zweck, Erziehung) Gottesstaat existiert im Himmel und zieht nach und nach seine Auserwählten hinauf. Die Auserwählten sind auf Erden weilende Fremdlinge. „Denn mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Jesus) o Wenn römisches Reich untergeht, hat das keine Konsequenzen für Angehörige des Gottesstaates o Es gibt keine Tugend im irdischen Staat, da dies Nachkommen der Dämonen sind. Die anderen sind Nachkommen der Engel. Die Menschen sterben, weil die Vorfahren gekündigt haben da der Apfel gegessen wurde, bedeutet das den ewigen Tod Verdammnis mit Ausnahme der Auserwählten Beweis für Gnade Gottes; obwohl es den Sündenfall gegeben hat rettet er ein paar 6 Zeitalter der Heilsgeschichte Adam – Sintflut Noah – Abraham Abraham – David David – babylonische Gefangenschaft Christus – Endzeit Endzeit – Neuzeit Sinn der Geschichte warum Gott verherrlicht werden soll wird nicht beantwortet Laut Augustinus ist alles schon geschehen. Wir sind die Erben von etwas Schlimmen, das auf eine lange Zeit zurückgeht. Auf Erden gibt es nur Leid als Lohn der Sünde Für Augustinus ist es eine Geheimgeschichte. Man muss die Bibel mit den Augen des Glaubens lesen um zu sehen, dass die Geschichte nichts anderes als eine permanente Verherrlichung Gottes ist Der irdische Staat ist keine Anspannung wert. Alle Vorstellungen von Sittlichkeit sind irrelevant und überflüssig. Irdischer Staat hat kein Anspruch auf Liebe, Loyalität, etc Wie weiß man ob man zum Gottesstaat gehört? Päpste sehen sich als Stellvertreter Gottes; manche waren korrupt; Es wird mit der Unsicherheit der Menschen gespielt. Der Bischof ist dem König übergeordnet. Der weltliche Staat kann, wenn überhaupt, nur ein bisschen teilhaben am Gottesstaat, wenn er sich der Kirche unterordnet. König ist nur Administrator einer auf Satan zurückzuführenden Institution. Spaltung Bischof/König bzw Gott/Satan macht Staatswesen sehr instabil Erastianismus = Lehre, dass Kirche dem Staat übergeordnet sein soll Seite 17 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Scholastik Entsteht nach dieser dunklen Zeit und hilft das Christentum verständlich zu machen Christentum hat es geschafft globale Kommunizierbarkeit zu erlangen. Kirche gewinnt als zentrale soziale Instanz an Bedeutung. Scholastiker haben aus dem wildwüchsigen Christentum zu Augustinus’ Zeiten ein kohärentes und einheitliches Christentum geschaffen. Kirche verfügt über Grundbesitz und war in Elite verankert Elite fand Ausgleich mit Geistlichkeit durch SIMONIE ( = Ämterkauf; Spende an Bischof) Konkurrenz durch Zunahme der Erkenntnis der antiken Philosophie Christentum fühlte sich gefährdet durch mögliches Auftauchen von rebellischen Antiken Resten Scholastik setzt ein: Wahrheit muss ausgelegt werden Es muss eine vernünftige Einsicht in Glaubenswahrheiten geben; Einwände muss man philosophisch widerlegen. Textkritik: Was gibt ein Text her? Wo ist ein Text in sich kohärent? Christentum formulieren das widerspruchsfrei ist. Es muss jeder Lebenslage gewachsen sein; im Alltagssinn logisch sein; Seite 18 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Thomas von Aquin 1225 – 1274 Kommt aus Elite; mit Kaiser verwandt Hat sich mit 17 einem Bettelorden (Dominikaner) angeschlossen Protest gegen die besitzende Kirche; Wiederkehr augustinischen Denkens Bei Albertus Magnus (deutscher Gelehrter und Bischof) studiert Intensiver Bezug auf Aristoteles; kannte ihn gut Hat sich schnell gegen konventionellen Augustinismus durchgsetzt; er arbeitete an einer Synthese zwischen Vernunft und Religion Sein hauptwerk (Summa Theologica) gilt als Summa (Gesamtheit) des Altertums und als eine Schrift, in der sich die Neuzeit ankündigt. Summa Theologica Thomas hält an realer und objektiver Erekenntnis fest, aber sie ist limitiert; orientiert sich nur am Reich der philosophischen Erkenntnis, aber nicht am Reich des Übernatürlichen Das Übernatürliche kann die Denkkraft nicht durchdringen Vernunft und Übervernunft Die Synthese von Vernunft und Religion markiert die Grenzen der Vernunft Übernatürliche Wahrheiten, die wir neben unserer Vernunft wahrnehmen müssen: o Dreieinigkeit Gottes o Menschwerdung o Wiederauferstehung Es gibt eine universelle Vernunft, die Christen und Heiden1 gleichermaßen betrifft Philosophie bekommt einen Raum und ist nicht mehr nur die „Magd der Theologie“ Vernunft dient als Verteidigung des katholischen Glaubens gegen die Heiden Der Christ muss von der natürlichen Schöpfung Gottes Kenntnis nehmen o Das was wir in Mathematik als selbstverständlich ansehen, ist von Gott gegeben o Tom lässt mit Vernunft die Forschung zu; Dieser Gott hat etwas Unergründliches, aber er ist nicht von Grund auf unergründlich. Man kann sich ihm nähern zB durch Newton’sche Gesetze Es gibt eine Grenze der Vernunft Die Dreieinigkeit Gottes können wir nicht auflösen Die christliche Wahrheit ist somit ÜBERVERNÜNFTIG und nicht UNVERNÜNFTIG Er hat Argumente gegen den christlichen Glauben vernünftig widerlegt = 5 Beweiswege für die Existenz Gottes (= Indiz, dass es bereits atheistische Bewegungen gab) 1 Glaube an mehrere Götter Seite 19 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Politische Ansichten Tom wendet sein Interesse dem sittlichen Teil des Staates zu Je mehr eine Tugend auf das allgemeine Wohl bezogen ist, desto einen höheren Rang hat sie Open Society = eine Gesellschaft, in der man aufsteigen kann; im Rahmen eines sittlichen Verhaltens Von Natur aus ist der Mensch ein politisches und soziales Wesen (Zoon Politicon) o Macht staatliche Ordnung notwendig o Heterogenität der Menschen und ihren Interessen rechtfertigt eine politische Führung o Mensch ist auf eine Verbindung mit Familie/Staat/Gemeinde angewiesen De Regimine Principum (Über die Herrschaft der Fürsten) o Der Staat ist vernünftig o Gott ist der Herrscher von allem, also wählt auch er den Herrscher (Elitentheoretisch) Recht Naturrecht = unabänderliches „kosmisches“ Gesetz, dem die Menschen schicksalhaft unterworfen sind zB Naturgesetzte wie Schwerkraft, Lauf der Sonne um die Jahreszeiten, etc Gesetztes Recht = Normen, die wir uns selbst gegeben haben; die nur für uns gelten und die wir wieder abändern können Es gibt eine Hierarchie von bestimmten Rechtsformen, die die Politik normativ bestimmt ist. Die Politik empfängt ihr Maß, bevor sie handelnd einsetzt. Wir handeln zweckorientiert o Nach dem Bösen zu streben ist kein Zweck; es ist ein Fallen o Wir streben nach dem Guten o Es ist unvernünftig nach etwas Unerreichbarem zu streben Voraussetzung von rationalem Handeln ist die Erkennbarkeit Gottes Gott sit notwendige Bedingung einer rationalen Politik Politik als Wissenschaft ist undenkbar ohne den Nachweis von Gott als Summum Bonum (das höchste Gut/Ziel). Das macht Gott zum höchsten Gesetzgeber auf dem jede Ordnung beruht Thomas hat Politik zu einem Rätsel gemacht o Der Staat ist etwas rätselhaftes, weil die lex aeterna (= das ewige Gesetz) nicht sichtbar ist o Wir stehen ständig unter dem göttlichen Gesetz, das eine Übervernunft in sich prägt, die es uns unmöglich macht, den Willen Gottes (und den politischen Willen) total zu verstehen. o Auch heute gibt es eine Verrätselung um den Staat und die Politik, durch die Komplexität o Bsp. Eurokrise – ist verrätselte Angelegenheit Anfangs wurde gesagt, dass in Griechenland genug Geld vorhanden ist um die Schulden zu zahlen. Niemand hat aber bedacht, dass die Griechen ihr Geld außer Landes bringen. Seite 20 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Erbsünde Wir sind durch Erbsünde (Eva hat Apfel gegessen) geschädigt, aber nicht zerstört (wie bei Augustinus) Wir tragen das Signum Die (=Zeichen Gottes); Wir sind, bleiben und werden sein, die Kinder Gottes Der Staat ist keine Strafe, sondern ein Gebot der Vernunft Thomas’ Variante des Zoon Politikon = Der Mensch ist durch Ein- und Unterordnung ein Mensch. Das Gemeinwohl hat Vorrang vor dem Individuellen. Wir sind ein Mängelwesen; sind aufeinander angewiesen. zB Notwendigkeit der Arbeitsteilung, der Führung etc Bonum Commune (das Wohl eines Gemeinwesens) o Nimmt jeder für sich in Anspruch o Versöhnt Einzelinteresse und Fremdinteresse o Bsp. Steuern Individuum will weniger Steuern zahlen Interessen anderer: Geld für bessere Infrastruktur Staatsformen Monarchie (Alleinherrscher) Aristokratie (Elite, Gruppenherrschaft) Politie (Mehrheitsherrschaft; die Vernünftigen/Besonnen) VS Tyrannis (illegitimer Alleinherrscher; in Polis wo keine monarchische Staatsform vorgesehen war) Oligarchie (Herrscher weniger, unter Ausschluss der Armen) Demokratie (Herrschaft der Mehrheit) Thomas favorisiert Monarchie. Der König muss in seinem Reich das sein, was die Seele im Körper und Gott in der Welt ist. Die Regierung des Königs muss der göttlichen Regierung nachgebildet sein Der König darf sein Amt aber nicht missbrauchen. Er muss die Güter schaffen die dem Gemeinwohl zugeordnet werden. Er muss seine Gier zurückstellen. König ist in diesem Platz, den ihn Gott zugestellt hat, der wichtigste Promoter des Bonum Communae. Das Schlimmste für ein Volk = Tyrannis Tom empfiehlt Geduld, denn keine Tyrannis kann ewig währen. Er hält von Kommunismus2 und Gemeinbesitz nicht viel, denn es stiftet einen Unfrieden den der private Besitz nicht zulässt. 2 Primär Gütergemeinschaft, dann klassenlose Gemeinschaft; kein Privateigentum; Seite 21 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Der Handel ist eine schimpfliche Sache. Aus der christlichen Religion entstehen langsam soziale Muster, die auch heute noch existieren. Dennoch ist der Staat für Thomas eine sittliche Größe. Er muss die Bürger zu einem gerechten und tugendhaften Leben führen. Dazu bedarf es Schulung und Training. Voraussetzungen, damit der Staat eine sittliche Instanz ist: Wahrung des Friedens Ein gewisser Wohlstand Leben, das zur himmlischen Seeligkeit führt (bereits teilweise Aufgabe der Kirche) Die Politik zielt auf die EUDAIMONIA (= das sittlich gute Leben ab). Eudaimonia = das Gedeihen/Gelingen der Lebensführung; Glückseeligkeit und seelisches Wohlbefinden. Die Kirche hat eine Protestas Indirekta (= indirekte Macht). Sie ist dort anzuwenden, wo es um das übernatürliche Ziel geht. Seite 22 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Dante Welt und Überwelt ist nach den gleichen Prinzipien organisiert Vollkommener Zustand der Menschheit; Abbildung der Ordnung und der Schöpfung des Herren „Der irdische Friede ist die Vorbereitung auf den Eingang in den Frieden Gottes“ Dante favorisiert Papst gegenüber Kaiser katholische Globalisierung „Die Weltgeschichte ist die Heilsgeschichte der Menschheit. Die Menschheit ist definiert durch die Inkarnation Jesu Christi, bezeiht sich darauf und hat daher diesen perfekten Zustand zu erreichen.“ = Vorläufer der New Word Order von G. Bush Senior Die göttliche Komödie = Geschichte eines Ganges durch die 3 Welten: Hölle Fegefeuer Paradies Dante und Vergil gehen gemeinsam durch Hölle und Fegefeuer. Da Vergil nicht getauft ist, darf er nicht ins Paradies. Hölle Im unterirdischen Reich kommen die 2 schlimmsten Sünder Judas (hat Gott verraten) Brutus (hat Staat verraten; Cäsar getötet) die beiden verhindern Aufstieg des christlichen Reiches bzw. römischen Reiches Judas: indem er Jesus verraten hat (christliches Reich) Brutus: hat verhindert, dass Cäsar sich zum Imperator krönen lässt (röm. Reich) Das heilige römische Reich hat bis ins 19. Jhd bestanden; hat sich als Fortsetzung des römischen Imperiums verstanden Fegefeuer Hat 7 Stockwerke Paradies Mystischer Erotizismus Dante’s verstorbene Geliebte, Beatrice, erschien Dante führt Thomas weiter. Er fordert nicht nur den inneren Frieden, sondern auch den Frieden zwischen den Staaten und ein universelles Kaisertum das von Gott eingesetzt wird Ein Idealstaat der Weltmonarchie zur Befriedigung des zerstrittenen Italiens und Europa# Seite 23 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Idee des Weltstaates Im Weltstaat gibt es eine … Katholische Forderung Forderung der Aufklärung Forderung des Kommunismus Forderung der Demokratie Etc Übergang: Mittelalter Neuzeit (nicht prüfungsrelevant) Neuzeit Historische Hinsicht: Entstehung von entscheidenden Weichenstellungen von Grundlagen für moderne politische Philosophie; Bewusste Verabschiedung vom MA Denken; Blick ist auf Zukunft gerichtet Mentalität: Legitimationskraft der Religionen verliert stark an Wert; Mensch wird vom bloßen Geschöpf zum Vernunftwesen; einziges Individuum erhält Wert; Mensch ist im Stande durch seine Vernunft eine Aufklärung zu betreiben und dadurch Selbsterkenntnis; nicht nur etwas abgeleitetes; Mensch selbst ist im Mittelpunkt; Vergleich: o Machiavelli: Gottesfurcht ist maximal ein ethisches Element das man nutzen kann um seien Macht zu erhalten o Tom von Aquin: Gott ist Individuum für rationale Politik (?) Methodik: Herangehensweise verändert sich; durch NaWi entsteht neues Wissenschaftsverständnis; Entstehung neuer epidemischer Voraussetzungen wie man glaubt sich Wissen aneignen zu können; im MA war Wahrheit vorgegeben und man hat nur Kommentare zur Wahrheit geschrieben; in Neuzeit steht Naturerkenntnis im Vordergrund; Politischer Aspekt: in Neuzeit verändert sich politische und ökonomische Realität der Menschen; neues Bürgertum tritt auf und unterläuft die traditionellen Hierarchien des MA Feudalsystems; individuelle Leistung des Menschen wird zum Prinzip; durch Sturz des statischen Lebenswesen tauchen neue Fragen auf, die im Feudalsystem als längst gelöst betrachtet worden sind zB gerechte Verteilung der Güter ist bei einer statischen Hierarchie klar Philosophen beginnen von unten (Mehrheit) zu denken; 2 Wege in die Moderne Sonderweg Normalweg Sonderweg = besondere Schulung der Geschichtsforschung Je näher ein Land nach dem angelsächsischen/französischen Modell in seiner Entwicklung kommt, desto weniger anfällig war es für Faschismus3 und Totalitarismus4. 3 Rechtsgerichtete Bewegung; Diktaturen; gegen Demokratie; Terror und Gewalt gegen Andersdenkende; keine Meinungsfreiheit; keine freie Presse 4 Masse; Gemeinnutz; Unterdrückung der individuellen Freiheit; Ideologie, die auf Überzeugung setzt; Diktatur: keine Medienfreiheit, Meinungsfreiheit etc Seite 24 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Renaissance Papsttum ist verfallen man hat sich von Autorität der Kirche emanzipiert Neuer Wertekanon; Betonung des Individualismus Neues wissenschaftliches Weltbild Man hat sich mit Antike ohne Scheu beschäftigt Auf Ratio (Klugheit) und Empirie (Erkenntnisse ohne Rücksicht auf Beobachtungen) sind verlass Periode des Humanismus Ideal einer nicht theologischen Bildung; Ideal der Wiedergeburt des Menschen; man versteht sich als Wiedergeburt der Antike; Spaltung Europas: protestantisch VS katholisch mündet in 30 jährigen Krieg, der deutschsprachige Länder besonders schwer trifft Warum ist es zur Kirchenreformation gekommen? Max Weber’s Buch: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ der Kapitalismus ist aus dem Protestantismus entstanden Marxisten: Reformation ist ein ideologischer Ausdruck einer tiefen Krise am europäischen Wollmarkt o In Textilindustrie waren viele Arbeitsplätze o Für aufwändige Kleidung der Elite brauchte man viel Wolle, weshalb Ackerflächen mehr und mehr für Wolle benutzt wurden bei Zusammenbruch des europäischen Wollmarktes: Wirtschafts- und Hungerkrise Man musste Steuern an Grundherrn leisten – ihn beköstigen Man wusste aber nie wann er kommt, also wurde täglich groß aufgekocht und das übrige Essen bekamen die Mönche. sog. „fetter Mönch“ VS hungernde Menschen Empörung über fette Mönche und sozialer Widerspruch Praxis des Bußgeldes: man füllt Zettel aus mit Sünde und bezahlt dafür dass die Sünden vergeben werden. Protestantismus hat Prädestination von Augustinus angegriffen Spirituelle Prämie für wirtschaftliches Verhalten du darfst in Gottes Namen reich werden. Wer sich dem Müßggang (=Freizeit) enthält und kommerziell erfolgreich ist, gehört wahrscheinlich zu den Auserwählten man kann also bereits auf Erden sehen, ob man ein Auserwählter ist; wenn man reich ist, hat man sich dem Müßiggang zu enthalten Müßggang = Zeit der Versuchung Bsp. Erbschaft oder Geburt in Elite ist keine Leistung; man soll was aus sich machen; sein Calling vernehmen Man soll auf Erden das „Calling“ Gottes vernehmen Bsp.: Skandinavische Länder möchten mit nicht-existenter Witwen Pension erreichen, dass Frauen ihr Calling vernehmen und sich selbst realisieren Seite 25 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Martin Luther Neurotiker5 und Pionier des Antisemitismus6 Hat sich scharf gegen Aristotelismus gewandt, weil diese den Papst stärkt; Luther wandte sich gegen die Vernunft Hat jeden Fürsten akzeptiert, solange er ein Protestant war Luther hat die Reformation ausgelöst Kritik an Papstkirche mit Praktizierung des Bußgeldes, Ämterkauf etc Ab Luther war Akzeptanz da reich zu werden. Arbeit und Verweigerung/Verzicht des Müßiggangs war ein Indiz dafür, dass man einer der Auserwählten war; wenn man das „Calling“ Gottes bekam, dass man arbeiten soll und wenn man reich wurde, war es äußerst wahrscheinlich, dass man ein Auserwählter war. Man konnte also bereits im Diesseits schon feststellen, ob man ein Auserwählter war oder nicht. Bsp. Italien Ein Sonderwegstaat Späte Zentralisierung Söldnerheere 5 6 Jemand der unter Zwängen leidet (zB Waschzwang) Eine mit Nationalsozialismus, Sozialdarwinismus und Rassismus begründete Judenfeindlichkeit Seite 26 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Machiavelli 1469 – 1527 Kommt aus Florenz (damals italienische Zentralstadt) Lebte in einer Zeit, in der das Gleichgewicht der 5 Hauptmächte Italiens total durchgebrochen ist Will dass Florenz Italien regiert Vertreter der Trennung von Kirche und Staat die römische Kirche behindere die Einigung Italiens auch heute noch Vatikan selbstständiger Staat Er erkennt, dass Söldnerheere untaugliche Instrumente sind; Armee hat eine höhere Legitimation wenn es auf allgemeine Wehrpflicht basiert; Idee des Volksheeres Er argumentiert nicht humanistisch sondern nur nach der Funktion Il Principe (Der Fürst) Machiavelli’s Hauptwerk; hat schlechten Ruf; manche lesen es als Satire; Gründung einer schwarzen, politischen Theorie; Eine politische Theorie, in der Selbsterhaltung und Machtsteigerung des Staates das höchste Ziel sieht Es wird erklärt, dass alle Mittel recht sind, moralische oder unmoralische. Es geht nicht um das Gute/die Pflicht, sondern um das Nützliche und das Schädliche. Das versucht er historisch und psychologisch zu beweisen. Er sieht die Sache aus Perspektive der Elite Es gibt nur eine Tugend in der Elite Tatkraft/Durchsetzungsvermögen = VIRTU Es geht ihm immer nur um Aktion. Er hat sich bemüht wertfrei, realistisch zu denken. „Ein Mensch der immer nur Gutes tun will, muss zu Grunde gehen unter so vielen die nur das Böse wollen“ Es geht ihm darum Gegebenheiten zu akzeptieren; alle Dinge erörtern; kaum Veränderungsbedürfnis; er orientiert sich immer nur am Erfolg einer Strategie; Bsp. Sokrates: der gute Mann der an der bösen Gesellschaft stirbt. Sokrates hat nach Machiavelli falsch gehandelt. Er hat die Realität nicht so gesehen wie sie ist. Er hat zwar über Tatkraft verfügt, aber er hat sie nicht eingesetzt. Discorsi = Untersuchung über die ersten 5 Bücher des Livius (= römischer Geschichtsschreiber) über den Aufstieg und Untergang von Staaten Staaten sind entweder Republiken oder Fürstentüer Geschichte ist ständiger Kreislauf von Ordnung – Kraft – Müßiggang – Unordnung – Zerrüttung Die Geschichte ist keine Heilsgeschichte Geschichte hat keinen Sinn; hat nichts mit Vernunft zu tun; Es ist eine Gegebenheit und es kommt darauf an sich in dieser Begebenheit zu bewähren Es gibt Kämpfe und aus diesen Kämpfen entsteht entweder Alleinherrschaft oder Freiheit (= Republik), oder das Chaos (= Tyrannis) Seite 27 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Machiavelli favorisiert die freiheitlich organisierten Republiken, denn die sind der Ort der Freiheit. Wo Ungleichheit herrscht muss sich Monarchie durchsetzen, sonst ist die Herrschaft instabil. Gewaltenteilung Trennung von Exekutive – Legislative – Judikative = Unabhängig von Parlament – Verwaltung – Gerichte Alles durch Institutionen; keine Philosophenkönige Menschenbild Sehr pessimistisches Menschenbild Geht von einer konstanten, egozentrischen, wankelmütigen und undankbaren Menschennatur aus „Von den Menschen lässt sich nur Schlechtes erwarten wenn sie nicht zum Guten gezwungen werden“ Menschen sind misstrauisch, ehrgeizig, maßlos gierig, treuelos, verführbar Versuch einer Systematisierung der bösen Antriebe in uns er systematisiert was wir sind; unter welchen Rahmenbedingungen wir Politik machen Einbau des sog. „Bösen“ in politische Philosophie Hobbes hat 19 sozialfeindliche Haltungen in uns festgestellt Kant hat gesagt, dass wir von einer ungeselligen Geselligkeit besetzt sind. D.h. wir haben einerseits den Zug zueinander (Zoon Politikon), haben gleichzeitig aber die Kräfte in uns die diese gesellige Geselligkeit verhindern. Machiavelli registriert eine konstante Mischung aus guten und bösen Menschen. Das Wichtigste im Staat: Stabilität Freiheit Gottesfurcht (zB aufgrund Zensur) Waffentüchtigkeit und Ruhm erhalten wird ein Staat durch die Kräfte, die ihn gegründet haben 2 Arten von Fürstentümern Ererbte Fürstentümer Erhaltung durch Routine und dem Bauen auf der menschlichen Trägheit Neugegründete Fürstentümer Begründung durch Eroberungssucht des Fürsten ein Alphamännchen das sich durchsetzen will; Fürst muss eine besondere Ausprägung der Menschennatur haben; er muss sich durchsetzen können Seite 28 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Machiavelli zeigt, wie ein Fürst sich verhalten muss damit er sich richtig durchsetzt. Il Principe sagt: Du bist so, du willst den Erfolg, du bist bereit zur Grausamkeit, du willst nach oben und die anderen vernichten. Dem aufstrebenden Fürsten ist nichts verboten, weil er sein Leben riskiert. Fehlt es ihm an Energie/Virtu/Tatkraft/konsequentem Durchsetzungsvermögen, dann stirbt er. Er darf lügen, betrügen, töten (soll es sogar). Daniel Goldhagen: „Worse Than War“ Machiavelli will den Bürgerkrieg verkürzen, weil es eine grausame Zeit ist. Die Zeit des Kampfes, wo die potenziellen Fürsten gegeneinander antreten ist eine grausame Zeit. Es geht darum, demjenigen, der wirklich einen Durchsetzungswillen hat, möglichst schnell beizubringen wie er sich durchsetzt und die anderen umbringt, denn damit verkürzt sich diese grausame Zeit. Wer moralisch ist (wie Aristoteles), der soll sich der Politik enthalten. die christliche Moral hat uns geschwächt Er nimmt 4 Wege an, um die Herrschaft zu erlangen: Eigener Verdienst Glück Verbrechen Gunst (Wohlwollen) der Mitbürger durch eine von Glück begleitete Schlauheit Er denkt vom Standpunkt von jemandem, der von unten nach oben will. Er preist nicht das politisch gute Handeln, sondern die Dynamik; die Schnelligkeit und Radikalität der Entscheidung. Antithese zu Aristoteles, Erziehungsideal, Dante, Höllenkreise Im Fürstentum gibt es keine unterirdische Strafe (Hölle) für politische Mörder. Machiavelli sagt einfach, dass einer gewinnt weil er der Bessere war. andere Art mit dem Bösen umzugehen als bei Dante; keine Hölle sondern einfach Zerstörung Machiavelli verhasst nicht die Sündern, sondern die Schwachen; diejenigen ohne Energie; Er preist nicht das gute Handeln, sondern das Dynamische. Bsp.: Er preist nicht den an, der Vorschläge für Krisenbewältigung macht, sondern denjenigen, der die Krise löst. Seite 29 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Ein Fürst muss: Feldherr sein Historische Schlachten studieren Gebildet sein Es schaffen sein Volk waffentüchtig zu machen Heucheln, betrügen und morden Religiös sein Den guten Menschen spielen Meister der Verstellung sein Fuchs und Löwe sein Fuchs = listig, gewalttätig, schlau, entschlossen, brutal Löwe = stark, würdig, repräsentativ, einen Schein von Gerechtigkeit ausstrahlend, durchsetzungsfähig Machiavelli’s Rechtfertigung = Er will die Erlösung Italiens aus der Fremdherrschaft der Franzosen und Spanier. Er will Italien „von den Barbaren und ihrer stinkenden Herrschaft befreien“. [ Er will die Einigung Itliens (derzeit 5 Staatsmächte) ] Zusammenfassung: Il Principe Realistische Art des Herangehens Abstinenz von Moral Akzeptieren der Gegebenheiten völlige Abwesenheit einer Utopie Politik ist ein Feindverhältnis ( Vorläufer von Carl Schmitt) Republik ist kein Idealstaat, sondern seine persönliche Entscheidungskraft Er gibt für Republik keine pragmatische oder normative Begründung Nationale Unabhängigkeit Sicherheit Wohldurchdachte Verfassung Es ist sinnlos ein gutes politisches Ziel mit untauglichen Mitteln zu verfolgen. Seine Form der Vernunft: Ein Plan der gut ist, aber politisch nicht umsetzbar, ist kein guter Plan. 2 Formen politischer Ethik Gesinnungsethik die Absicht; einem Ideal verpflichtet; agiert nach Überzeugung im politischen Bereich; Verantwortungsethik den jeweiligen Folgen gewidmet; stellt die Überzeugungen in Frage; Seite 30 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Utopien Utopos = Nichtort; Ort den es nicht gibt Topos = Ort Beschreibung eines politischen Systems das es nicht gibt Eigenschaften von Utopien Eigentumsfeindlich Konsumfeindlich Müßiggangsfeindlich Kritisieren die bestehenden, realen Umstände Dystopien = negative Nichtorte; Anti-Utopie; Gesellschaft, die sich zum negativen entwickelt zB „Brave New World“ Erste Utopie: 1516 „Insel Utopia“ von Thomas Morus 24 Jahre nach Entdeckung Amerikas (Wissen, dass eine andere Welt möglich ist) 3 Jahre nach Il Principe (es kommt nur darauf an sich durchzusetzen) 1 Jahr vor Thesenanschlag Luthers; Beginn der Reformation Ernst Bloch Ist eine Utopie etwas Totalitäres? Sein Buch ist an Publikum adressiert, das sich Bücher leisten kann. 1448 geboren Humanist Wurde als Intellektueller noch im MA marginalisiert Erneuerung des Christentums Bis 1505 (27 Jahre) will er in Kloster eintreten; lässt sich das wieder ausreden und wird Jurist/Anwalt und opponiert gegen die Steuern die Heinrich XVII verhängt hat; Bsp. STEUERN Thomas Paine: „no taxation w/o representation“ – Wir zahlen keine Steuern wenn wir nicht mitregieren dürfen Welche Steuer ist nun gerecht? heißt das, dass die die mehr Steuern zahlen mehr mitregieren dürfen? die die nicht Steuern zahlen haben kein Mitsprachrecht? Sind alle gleich? wählt man nach Klasse? Seite 31 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Thomas Morus Erfolgreicher Beamter Parlamentsmitglied war Berater des Königs Ab 1529 Lordkanzler; Gegner der Reformation; Überträgt Heinrich XVIII sich die Oberhoheit über Kirche; König steht unmittelbar unter Gott; Daraufhin legt Morus Kanzleramt nieder; unterzeichnet keinen Eid; landet im Tower; 1535 wird er dafür hingerichtet und wird 1935 dafür heilig gesprochen Utopia = ein Reisebericht; erfolgreiches lit. Genre in folgenden 200 Jahren Gefährte des Amerigo Vespucci, mit Raphael Hythloday (??) Hat Land der Utopia besucht; Insel in südlichen Hemisphäre; mischt sich in politische Philosophie ein; Kippt die beiden platonischen Positionen: Philosoph als Berater des Königs weil würde dadurch seinen Platz verlieren Philosoph als König weil Verhältnisse würden ihn zwingen gegen seine Überzeugungen zu handeln Er kritisiert die bestehenden feudalen Verhältnisse von einem bürgerlich-urbanen Gesichtspunkt. Gleichzeitig überschreitet er aber das bürgerliche im Namen von Vernunft und Menschlichkeit. Friedrich Engels – „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ Das Urbane hat eine eigene Wertskala, die heute gegenüber dem Ruralen verschwunden ist. Damals aber noch sehr stark; Vernichtende Kritik der soziopolitischen Verhältnisse Englands und Europas, die sich auf das Rechtsinstitut des Privatrechts konzentriert. Dichterische Erzählung mit scharfer Kritik der Ausbeutung der unteren Klassen; diese sollte bekämpft werden; Die Diebe sollen gehängt werden. Bei Morus ist der Anlass Diebe zu hängen ungerecht und unvernünftig. Wer sind diese Diebe und was sind ihre Motive? Ex-Soldaten (Armee wurde aufgelöst), Adelspersonal (das Job verloren hat weil Adeliger kein Geld mehr hat), Opfer der Luxuskleidung (Plantagen wurden für Weiden für Schafe weggemacht, weil aufwändige Kleidung viel Stoff gebraucht hat – hat Nahrungsknappheit ausgelöst) Diebe = Opfer des Konsumismus der oberen Klassen; veramte Adelige, die durch Müßiggang zugrunde gegangen sind; Habgier der Gesellschaft hat sie zu Dieben gemacht Bevor er zum Idealstaat Utopia kommt, berichtet er über Reise zu den POLYLERITEN: Dort werden Diebe nicht gehängt, sondern versklavt; tragen spezielle Kleidung (= symbolische Bestrafung); Konzept der Strafe am Selbstwertgefühl. Tod gibt es erst wenn jemand versucht abzuhauen; allen wird ein Stück vom Ohr abgeschnitten, damit sie erkennbar sind Seite 32 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Utopia Mit Privateigentum kann allgemeines Wohl nicht gedeihen; es kann keine Gleichheit existieren Agrarischer Schwerpunkt und unterstützendem Handwerk Gemeinwesen ist gut organisiert Arbeitszwang (jeder arbeitet, auch der behinderte) Keine Mode, kein Luxus, kein überflüssiges Gut Kein Privatbereich; man isst gemeinsam; Es gibt keine Bettler Man spottet nur über Gold Es gibt keine Familie Ehebruch ist verboten Bei Hochzeit werden beide nackt voreinander gestellt um zu bewerten ob sie den Partner auch wirklich wollen Utopie schränk Freiheit ein, aber der vernünftige, christliche Mensch kann durch Institutionen eine vernünftige Gesellschaft schaffen Seite 33 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Thomas Hobbes of Malmesburry War Puritaner, Gelehrter, Logiker 1629-1680 in Revolution verstrickt Fragen die er sich stellte: o Moral und Politik o Verhältnis von Staat und Kirche o Handeln des Staatsmannes o Gesetze des öffentlichen Lebens More Geometrico Streng deduktives Herleiten auf Basis von Regeln, Axiomen etc Ausgehen von den Gegebenheiten, ohne ein höchstes Gut „Glaube nicht, dass das was einer für gut hält, auch wirklich das gute ist“ In der Zeit der beginnenden Empirie. Man ist nicht von einem Wert ausgegangen Ein Hinnehmen der Dinge, wo man das faktische integriert Empirie Gott rechtfertigt nichts Von Descarte bis Kant hat die kontinentale europäische Philosophie ihre Vorstellung vom Wesen der menschlichen Erkenntnis hauptsächlich aus der Mathematik abgeleitet, weil sie unabhängig von vorgehenden Erfahrungen liegt- Bertrand Russel: kritisiert Hobbes; er hätte so viele Fehler gemacht, dass man ihn nicht zu den echten Philosophen rechnen kann Leviathan = Hobbes Hauptwerk Hat mit dem Buch für damalige Verhältnisse die Kirche stark attackiert Gebote sind nur vertretbar, wenn sie auch vernünftig sind; Hobbes hält bestimmte Offenbarungen für fehlerhafte Überlieferungen Er wurde für das Buch nach England geschickt Er ist Theoretiker der absoluten Monarchie Gilt als Vater des Atheismus in England 3 Jahre vor seinem Tod hat Uni Oxford sein Hauptwerk verbrannt = erste staatliche Bücherverbrennung Lehre der Selbsterhaltung als Grundgesetz der menschlichen Natur (Im Gegensatz zu Sokrates, der seine Selbsterhaltung unter seine Pflicht stellte – er hätte auch abhauen können) Bei Hobbes ist der Staat, der bisher immer etwas Selbstverständliches war, eine Errungenschaft. Eine Errungenschaft, die nicht von selbst kommt; nicht von Gott gestiftet ist; Sondern aus einem Vertrag Kontraktualisten (= Vertragstheoretiker) Hobbes war der erste Kontraktualist Seite 34 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Hobbes hat alles theologische aus der ethischen und politischen Theorie rausgeworfen. Er hat mit mathematischen und mechanistischen Modellen gearbeitet und auf die Geschichtsund Gesellschaftslehre angewandt. Man würde ihn damals einen Materialisten nennen. Er lehnt die Willensfreiheit ab Wir sind determinierte Wesen Haben wir eine Wahl? ODER Definiert uns etwas? zB definiert uns Gott – ein Teil gehört zur Zivitas Terrena, der andere zur Zivitas Dei Jean Paul Sartre: Sind wir so frei, dass wir uns wählen können? Das Determinierte ist: Pech, Erziehung, Gene Aber das Determinierte schließt nicht aus, dass man einen Vertrag schließen kann. Es muss eine widerspruchsfreie Theorie der Politik geben. Eine Form, die sich gegen den Mythos wendet, wo etwas aus dem Wirken einer übermächtigen Person erklärt wird; wo die Reflexion erst nach der Handlung und dem Ergebnis einsetzt. Seine anthropologische Grundannnahme: Der Mensch ist ein Egoist Individuen sind Egoisten und werden hauptsächlich vom Selbsterhaltungstrieb geleitet. Wir sind kein Zoon Politikon (vgl. Aristoteles), das sich nur in einer vernünftig guten Gemeinschaft realisieren kann. Wir müssen unsere Natur überwinden. Wir sind nicht gut von Natur aus. Freud: Kultur ist Triebverzicht; Wir fühlen uns Unwohl, weil wir uns in der zivilisierten Gesellschaft einschränken müssen; das Zivilisierte schränkt ein; Hobbes postuliert nicht (wie Freud), sondern hat versucht zu berechnen. Der Begriff „Egoismus“ ist sehr weit. Bsp. Trinkgeld geben in Restaurant, in das man nie wieder geht Argument: wir sind doch ein Gesellschaftswesen Aber zB man gibt Trinkgeld um Freundin zu beeindrucken; man geniert sich wenn man kein Trinkgeld gibt; attraktive Kellnerin; auch das Trinkgeldgeben kann eine egoistische Seite haben! Hobbes versucht, den Egoismus in aller seiner Diversität zusammen zu bekommen. Er stellt fest, dass die Vielzahl der Interessen und Leidenschaften und Charaktere die Analyse schwer machen. Ist neu: Die Anerkennung der Pluralität gab es bisher nicht. zB Sokrates – lineares Menschenbild; Politeia differenziert nach Stand (Wächter, Bauer etc) zB Augustinus – Zivitas Dei vs Zivitas Terrena zB Machiavelli – Führer vs Geführte Diese Pluralität bei Hobbes impliziert verschiedene Formen des Guten seins. More Geometrico = unbeeinflusst davon zu sein was einer für gut hält, oder was als gut gilt. Sondern einfach hinnehmen. zB Kollege kommt mit verschwitzen T-Shirt und Kollegin daneben mag PolyesterScheißgeruch nicht Aristoteles würde sagen, dass allgemeine Rücksichtnahme eine Voraussetzung des Zoon Politikon ist - ab jetzt wird nur mehr mit Baumwolle auf Uni gegangen; man muss die Leute dazu erziehen das zu machen. Hobbes erzieht die Leute nicht. Er versucht auszurechnen, wie können die miteinander koexistieren? Heute Unzahl an verschiedenen Klassen Wie können diese Klassen miteinander auskommen? zB Charles Fourier: hat 116 Klassen des sexuellen Begehrens ausgerechnet Seite 35 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Hobbes reduziert indem er die Willensfreiheit ausklammert. Tatsache dass wir Denken können hat für ihn sekundäre Rolle gespielt. Grundantrieb der Furcht Angst ist bei Hobbes politisiert. Grundproblem der politische Theorie = Wissen, dass es im Naturzustand passieren kann, dass einer jemanden plötzlich tötet, schmerzt oder Schaden zufügt. Im Naturzustand sind Menschen nicht geneigt, Regeln zu befolgen, die allen die gleichen Freiheiten gewähren. Unser Begehren ist stärker als der Respekt vor Leben und Integrität des anderen. Dieser Angriff auf Willensfreiheit hat 2 Wurzeln: o Theologisch: der Mensch ist Spielball eines göttlichen Willens o Naturwissenschaftlich: das Universum hängt zusammen und ist nicht konsistent; lässt freien willen nicht zu. Wenn das Universum auf Regeln aufbaut, dann stecken wir mit unseren Begehrungen letztlich in einem determinierten System. Die Regeln des freien Willens lässt das Universum nicht zu Es geht darum, ein zwingendes optimales System zu finden, das allen gerecht wird. Er reduziert das auf den Grundtrieb: Angst und Selbsterhalten; alles Übrige sind Dualitäten; Hobbes ist Nominalist Der Name steht für die Sache. Hobbes unterscheidet zwischen Namen für Einzeldinge und Allgemeinbegriffe. Es gibt anziehende und abstoßende Triebe zB Liebe, Begehren, Lust, Schmerz, Abneigung, Furcht, Ehre, Unehre, Stolz, Streben etc Aber kein höchstes Gut (Summum Bonum) Summum Bonum = das höchste Ziel. Ein Gut, dem ein unbedingter Wert beigelegt wird und welches um dessen Willen angestrebt wird. Summum Bonum & More Geometrico More Geometrico = das Ausgehen von Gegebenheiten ohne ein höchstes Gut (summum Bonum) Bsp.: StEOP erweitert nicht das Weltbild; es dient nicht zur Emanzipation. Sie ist das was sie in ihrem Namen trägt, eine Eingangs- und Orientierungsphase. Sie hat laut Hobbes kein Summum Bonum Das Gute Das Gute als solches gibt es nicht. Was für den einen gut ist, muss für den anderen nicht gut sein. Hobbes macht sich nicht zum Schiedsrichter. Sokrates, als Rhetoriker, hätte Partei ergriffen! Gut ist dem Begehrenden der Gegenstand des Begehrens Ich begehre und mein Begehren ist mir gut. Freud würde sagen man betrügt sein Über-Ich Schlecht/Böse ist nicht Objektiv – es ist eine Abneigung Seite 36 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Prozess der Rücksichtnahme auf den anderen. Der natürliche Zustand ist nicht der bürgerlich gesettelete; Der zivilisierte Zustand, der die Angst und die Begehrung hat, wird akzeptiert. Jeder weiß, dass der andere Wünsche haben kann, die den anderen verletzten. Durch den Egoismus und die unterschiedlichen Begehrungen ist der Naturzustand etwas, das nicht gut ist. Diese unterschiedliche Begehrungen begründen einen Bellum Omnium Contra Omnes = Krieg Aller gegen alle; Aus dem Sicherheitsbedürfnis heraus, haben wir einen Wunsch nach Rechtssicherheit. Heute ist es selbstverständlich, dass alle gleich behandelt werden je nach Stand/Status; war damals nicht so. Hobbes’ Lösung: Rechtsschutz und Sicherheit finden sich erst wenn nach einer Übereinkunft (Vertrag) im Staat eine übergeordnete Gewalt geschaffen wird, der sich alle unterwerfen. Mensch hat 2 Optionen: Chaos (= Naturzustand) oder Staat Die Menschen sind nicht alle gleich, aber jeder will seine Freiheit bewahren und gleichzeitig sich zum Herrn vom anderen machen. Als Egoisten wollen wir alles. Gleichzeitig wollen wir aber, dass die anderen nicht alles wollen. Hobbes: „Homo homini lupus“ = Der Mensch ist dem Menschen Wolf in diesem Satz kommt nicht vor, dass es 2 Freiheiten gibt: die Freiheit der Wölfe die Freiheit der Schafe Nicht alle sind in allen Bereichen Wolf, es gibt auch Schafe. Die Freiheit des Wolfes ist die Freiheit das Schaf zu töten. Jeder hält seine Qualitäten für das zentrale. Man vollendet sich nicht im Staat erst. Der Staat ist ein defensives Organ gegen den neutralen Zustand. Das vorstaatliche Individuum hat seine Qualität; ist älter als die Vergesellschaftung; es hat natürliche Rechte; Rechte, die vor der Vergesellschaftung berücksichtigt werden müssen. Das Recht kommt zeitlich vor der Pflicht. (Platon: Pflicht ist wichtiger als das Recht) Hobbes ist Vorläufer des Liberalismus Wir haben Rechte, die sich aus unserer Beschaffenheit ergeben, aber diese Rechte können destruktiv sein. Das Recht des Wolfes auf Nahrung und Fleisch kann destruktiv sein für das Schaf, das er reißt. Bsp. Ansprüche an den Staat die wir heute stellen sind keinesfalls widersprüchlicher. Hobbes versucht das More Geometrico auszuschalten; Der Staatswille, verkörpert durch Herrscher oder Parlament, muss allmächtig sein und muss über dem Gesetz stehen. Leviathan = mythologisches Monster; Krokodil, Drache, … Behemoth = 2. Buch von Hobbes, benannt nach einem mythischen Monster. Seite 37 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Der Staat hat etwas Übermenschliches; etwas Göttliches; Aber er hat auch eine Gerechtigkeitspflicht. Er muss den Menschen vor dem Menschen schützen. In dem Augenblick wo er das nicht tut, gibt es ein Widerstandsrecht. Es gibt kein Widerstandsrecht gegen Korruption, aber wenn es eine gibt, dann gibt es bei Hobbes ein Widerstandsrecht. Friedlich Engels: „Der Staat ist die Angst der Menschheit vor sich selbst.“ Die Angst der destruktiven Kraft. Damit diese Angst gebannt wird, bestimmt der Staat alles, auch die Religion. Es gilt das Prinzip „Cuius regio eius religio“ = Religion des Herrschers, Religion des Untertanen; wem das Territorium gehört, der entscheidet über die Religion; Das ist die Form des Leviathan: den Schutz vor religiösen Konflikten in der Bevölkerung zu bannen. Hobbes schützt die Menschen und akzeptiert die Pluralität hat zu einem Umschlag geführt Bsp. Streng gläubige Menschen in USA, die aufgrund Religion Einsprüche haben zB kein Sport während Fastenzeit Leviathan ist ein künstliches Wesen, das uns alle vereinigt. Alles was über Urzustand gesagt wird, ist eine Fiktion. Aber es ist eine zwingende Ableitung auf Basis der Verschiedenheiten der Menschen. Es ist eine Entmachtung der Religion und des göttlichen Königs; es ist ein Vertrag. Ein Vertrag auf Augenhöhe. Die Menschen einigen sich auf den Leviathan. Dieser Vertrag ist aber unausweichlich. Kein Vertrag mit der Macht, sondern ein Vertrag der über der Macht steht, weil durch den Vertrag entsteht erst die Macht. Bsp. Bei „Vertrag“ zwischen Prof und Student ist kein Vertrag auf gleicher Ebene; Prof kann nur etwas gewähren. Bei Hobbes entsteht der Vertrag dass einer, das Parlament/der König herrschen soll. Damit ist der Einfluss der Bürger zu Ende. Wir schließen im Rahmen unserer Sicherheit einen freiheitseinschränkenden Vertrag. Es ist ein Vereinigungsakt der ursprünglich isolierten Individuen das stiftet erst das Zoon Politikon Im Leviathan werden wir politisch, aber wir verlieren gleichzeitig unsere ursprüngliche Rechtspersönlichkeit durch den Herrschaftsvertrag. Das Volk ist nur so lange Person, bis es den Herrscher bestimmt hat. Hobbes: Wo war eigentlich die Rechtssicherheit? Bei Hobbes gibt es nur absolute Anarchie oder absolute Herrschaft. Die frühere Souveränität geht verloren, aber dafür ist man sicher. Inhaber der obersten Gewalt hat das Eigentum auf alles; der regiert wirklich absolut; er dirigiert die Moral via Gesetz. Die Sittlichkeit hat aus Voraussetzung eine sich unterwerfende Vernunft. (Kant: „wage es selbstständig zu denken“ gibt es bei Hobbes nicht) Selbstständig denken kann man nur im Rahmen, den der Leviathan gesetzt hat. Seite 38 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Hat Hobbes gesehen, dass es Unrechtsstaaten gibt? Und wie ist er mit denen umgegangen? Wie wird diese Macht, die nach dem Vertrag da ist, verteilt? Welche Regeln gelten für die Elite? wird alles zurückgestellt in Sicherheit und Rechtssicherheit Das Titelbild des Leviathan zeigt den Leviathan aus lauter Menschlein zusammengesetzt suggeriert dass jeder mit sich den Vertrag eingeht. Es ist ein Konzept eines Staates, der allumfassender Regulator wird. = Vorläufer der Aufklärung Hobbes sieht den Staat als transpersonales Wesen, das nichts zu tun hat mit diesen Regungen der kleinen Leute. Der Staat ist die Fiktion des Adressaten unseres Begehrens. Heutiger Sozialstaat sagt: Ohne mich ist das Chaos da. Bei Hobbes gibt es keine Solidarität. Der Staat lebt vom Konflikt, der ohne ihn wäre. (Marx: Staat ist Macht, die von herrschenden Klassen gehalten wird) Staat ist der, der entscheidet was gerecht ist. Freiheit spielt bei Hobbes keine Rolle. 2 Gefahren die den Staat bedrohen: Anarchie (Naturzustand) Despotismus7 (wenn ein monarchischer Herrscher seinen Egoismus auslebt) Hobbes hat aber nur Anarchie als Gefahr gesehen Goldene Regel = Tu nicht etwas was du für dich als schädlich ansehen würdest zB nicht stehlen weil es eine Sünde ist, sondern weil du es auch nicht willst dass dir jemand etwas stiehlt Hobbes’ Naturzustand = ein Zustand, in dem alle ein Recht auf alles haben. Es führt zur Furcht. Man muss immer der stärkste sein. Man muss immer Angst vorm angegriffen werden haben. Im Naturzustand ist jeder zur Gewalt bereit. Hobbes erweitert das auf ein Friedensgesetz, Hilfesuchgesetz, Verteidigungsrecht Jeder muss jeder mit der Freiheit zufrieden sein, die er dem übrigen eingeräumt wissen will. Hobbes realisiert, dass das aber nicht funktioniert. Man benötigt etwas, das über der Vernunft steht. Staat mit Gesetzen 7 eine Herrschaftsform, in der das Staatsoberhaupt (der Despot) die uneingeschränkte Herrschaft ausübt. Seite 39 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Hobbes sieht die Gleichheit als eine Gefahr: „Jeder ist so gleich, dass er den anderen umbringen kann“ Wenn keiner über allem steht, kann jeder bedroht werden. Man braucht also eine höhere Macht, die die Menschen reguliert Self-Regulation: Die Leute halten sich an Gesetze, weil sie Angst vor der Bestrafung der höheren Macht haben. Der Naturzustand ist gefährlich für jeden Einzelnen Menschen schließen untereinander den Vertrag sich einer höheren Macht zu unterwerfen, dem Leviathan. Dadurch geben sie ihre Freiheit auf. Wie ist es uns möglich Sicherheit und Freiheit zu kombinieren? Hobbes schwankte ob der Leviathan König sein soll oder Parlament. Für ihn war Sicherheit zentraler Schwerpunkt. Hobbes hat Angst als politische Kategorie genommen. zB Angst vor Arbeitslosigkeit, Anspruch an Leviathan staatliche Lehrwerkstätten zu gründen Es entwickelt sich früher Liberalismus. Anm.: Typen von Freiheit: Intellektuelle Freiheit – zu Denken/Sagen was man will Moralische Freiheit – zu Handeln wie man will; sich zu versammeln Politische Freiheit Wirtschaftliche Freiheit Protestantische Ethik8 Heilige Schriften sind unklar Kamel durch Nadelöhr Da war ich bei euch auf Besuch und hab welche gesehen die haben gegessen und nichts gearbeitet Neue Entdeckung des Protestantismus; unmittelbare Beziehung zu Gott; nicht über fetten Mönch; es gibt Prädestination schärfste Sünde ist Müßiggang Calling (Ruf Gottes); auch ein Business Plan ist ein Calling; Fleißigkeit ist eine Tugend; man darf im Namen Gottes reich werden; es gibt eine spirituelle Prämie, dass man reich wird. Zusammenfassung – Leviathan Der Leviathan ist so lange legitimiert, so lange er das Volk vom chaotischen Naturzustand schützt, Rechtssicherheit gibt und die destruktiven Kräfte der Menschen bannt. Nichts steht über dem Leviathan. Zusammenfassung – Hobbes Chaotischer und gefährlicher Naturzustand in dem alle Menschen Egoisten sind und hauptsächlich nur um ihre Selbsterhaltung besorgt sind Vertrag, der für Sicherheit und Selbsterhaltung sorgt Konsequenzen: Aufgabe von Freiheit, aber dafür bekommt man Sicherheit und Schutz 8 Ethik des Erwerbs Seite 40 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) John Locke Recht auf das Streben nach Glückseeligkeit – Locke 1632 geboren aus puritanischem Milieu War Assistent von Dr. Boyle (erster Mediziner der Leichen öffnete) Zeichen für starke Hinwendung zur Empirie; was ist wirklich da? Frage ob uns Geräte täuschen; Zu Beginn der Restauration als Royalist beschreiben begonnen Hat auf Rückkehr Karl II gehofft Wurde Gesandter, Arzt Geht nach Frankreich Erkrankt an Asthma Wie erkennen wir überhaupt? Locke geht von einer Basisvernunft aus, die in einem drinnen lokalisiert ist. Naturrechte: haben wenig mit Gott oder unserer menschlichen Beschaffenheit zu tun; konstruieren Gesellschaften von Staat wieder von natürlichen Individualrechten, v.a. vom Selbsterhaltungsgesetz Eine auf Vertrag beruhende Schöpfung; Der Mensch ist Egoist. Egoismus ist legitim, aber er darf nicht wen anderen schaden. Selbsterhaltungsrecht als das was wir sind Uns hält wieder ein Vertrag zusammen aber die Bedeutung dieser Denkfigur wird ausgedehnt auf eine stärkere Orientierung an der Vernunft. Vertrag hat als Voraussetzung seiner Gültigkeit das mutuelle Einverständnis, bei voller Sicht auf das Problem Man muss zurechnungsfähig sein im Stande sein alle Konsequenzen des Vertrags zu verstehen. Vertrag zwischen Individuen die wissen, dass zB höhere Steuern mehr Staatsleistungen bedeutet Die Leute, die bei Locke Vertrag abschließen sind souverän. Intellektuelle Revolution mündet in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit Die Selbstverteidigungsrechte stehen gegeneinander. Diese sind fundamental, sacred/geheiligt und unalterable. Die Frage des Selbstverteidigungsrechtes hat sich in den letzten 200 Jahren immer mehr ausgedehnt. Ursprünglich nur wie man sein Leben schützt, aber jetzt bereits wie man sein Wohlleben, seine Ansprüche etc schützt. Seite 41 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Lösungsvorschlag/Waffe bei Locke = Eigentum, im weitesten Sinne Wir verlassen uns nicht nur auf den Staat, sondern auch auf uns selbst. Das gute, glückliche Zusammenleben der freien Bürger basiert auf dem Eigentum. Das sind Bürger, die arbeiten, akkumulieren, etc Eine fundamentale apriorische sozialphilosophische Aussage wird gemacht. Wir wollen produzieren, tauschen, handeln, uns bereichern. Wir wollen das gut tun und dabei beschützt werden. protestantische Ethik (Ethik des Erwerbs) (zB Geschäftidee kann Calling von Gott sein; man darf reich werden im Namen Gottes) Die Begehrungen sind weniger gefährlich bei Locke als bei Hobbes. Es gibt immer Widerstand gegen Tyrannis; der richtet sich gegen Einschränkung die die Tyrannis dem produzierenden/konsumierenden/erwerbenden Bürger entgegensetzt. Das ist stark in England mit Steuerprivileg verbunden. Widerstand gegen Tyrannis hat sich viel stärker gegen die obigen Eingriffe aufs Leben gerichtet. Adam = Urbild der menschlichen Autorität; diese Autorität wurde ihm von Gott verliehen. „Politische Autorität ist nicht elterlich und hat den Zweck Kinder zu vernünftigen Menschen zu erziehen.“ Poltische Gewalt = A right of making laws with penalties of death, and consequently all less penalties, for the regulating and preserving of property, and of employing the force of the community, in the execution of such laws, and in the defence of the common-wealth from foreign injury; and all this only for the public good. Ein Recht, das mit der Todesstrafe durchgesetzt wird, sowie mit anderen Bestrafung; Für die Regulierung und den Schutz des Eigentums; die Gewalt der Gemeinschaft wird benutzt für die Ausführung dieser Gesetze und zur Abwehr von fremden Schädigungen; alles für das öffentliche Wohl; Wir delegieren unsere Macht an eine politische Gewalt. Diese Gewalt steht aber unter rigiden Regeln. Der Staat hat nicht das Recht in persönliche Sphären einzudringen. Er lässt den Menschen die Freiheit über ihr Eigentum frei zu verfügen und behandelt sie als frei und gleich. Es gibt keine natürliche Ungleichheit wie bei Aristoteles (manche gehören zur Elite und manche sind Sklaven, weil es Gott so wollte; ist einfach so). Locke hat ein viel positiveres Menschenbild als Hobbes; bei beiden ähnliche Begehrungen, aber sie sollen der Allgemeinheit dienen Gier als eine konstruktive Kraft, die Waren schafft, der Güterversorgung dienen soll etc Der Handel hat uns zivilisiert. Locke – Urzustand: Menschen sind frei, verfügen über ihr Eigentum und sind gleich. Kein Mensch unterscheidet sich vom anderen. Es herrscht Gesetz der Natur, das jeder erkennen kann. State of Piece, Good Will, Mutual Resistence, Mutual Preservation Die, die sich nicht an Naturzustand halten = Wölfe Lämmer halten sich an alles und Wölfe korrupieren den Naturzustand. Es gibt nur einzelne Wölfe unter den Menschen, die man bändigen muss. Seite 42 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Es halten sich nicht alle an den Naturzustand. Was tut man wenn ein Vertrag nicht eingehalten wird? daher gibt es das Selbstverteidigungsrecht Es gibt noch keinen gemeinsamen und autorisierten Richter. Daher funktioniert der Naturzustand nicht. Frage der Selbsterhaltung als wesentlicher Trieb hat heute für uns anderes Selbstverständnis. Die protestantische Ethik mit Aufforderung zur Dynamik war ein kollektives Nachlassen des Spannungszustands, verbunden mit unbefriedigender Güterversorgung des Mittelalters. Hoher Selbstmord im Mittelalter. Vor protestantische Ethik steht der jahrhunderte lange Kampf der Kirche gegen den Selbstmord als schlimmste Sünde. Selbstmord im Sinne von „sich einfach sterben lassen“ Leute haben sich umgebracht aufgrund von unbefriedigender Nahrungsversorgung, Dürren etc – dagegen hat die Kirche gekämpft Frage – Womit schützt man sich? Man schützt sich nicht nur vor dem Begehren des anderen sondern auch vor der Gefahr durch das private Eigentum. Gott hat uns die Schöpfung zur Verfügung gestellt. Aber wirklich von Nutzen können alle diese Kriege nur sein, wenn wir sie aus dem Gemeineigentum trennen. Bsp. Schrebergarten ist besser als Nationalpark Nationalpark ist restriktiv, während man im eigenen Schrebergarten machen kann was man will. Wo gibt es für uns mehr Lebensmöglichkeiten? Im eigentumslosen Zustand, oder in einem Zustand wo wir Eigentum haben? Locke ist Gegner: Gemeinsames Eigentum/Staatseigentum ist sinnlos. (Niemand kümmert sich darum) Friedrich Engels: Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates Staat entsteht als Schutzinstitution des Privateigentums Alles war am Anfang OK, solange es Kollektiveigentum gegeben hat. Locke: meine Hände gehören mir, daher gehört auch das Werk meiner Hände mir. Jede Veränderung drückt meine Persönlichkeit aus. zB ich schnitze mit meinen Händen und verwandle damit Natur in mein Werk 2 Alternativen: Es gehört weiter allen VS Es gehört nur mir, weil nur ich kann es so machen Eigentumsrecht leitet sich aus der Arbeit die man leistet ab. Stoßrichtung gegen Feudalismus. Die haben nichts gearbeitet um Eigner zu sein. Die legitimieren sich nur mit Gott oder Blut. Thomas von Aquin: Eigentum ist bloße Übereinkunft; reversibel, einschränkbar, etc Hobbes: Recht aller auf alles im ungeregelten Naturzustand und dann hat Leviathan das Recht in bestehende Eigentumsverhältnisse einzugreifen; mit Leviathan darf man verstaatlichen; Seite 43 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Arbeitswertlehre = die aufgewandet Arbeitszeit bedingt den Wert des Produktes. Da sich Eigentumsrecht aus Arbeit ableitet, leitet sich Wert des Gutes aus der aufgewandten Arbeitszeit ab. Müßiggang ist im Protestantismus eine Todsünde. Der frühe Liberalismus hat eine Präferenz für das Eigentum, v.a. für das selbst Erarbeitete. etwas zu erben ist kein Calling (RICARDO – Gesetz des komparativen Kostenvorteils) Kein Unterschied zwischen Qualifikationen. Arbeit eines Arztes ist genauso viel Wert wie Arbeit einer Kuhmagd. Es darf sich nicht einer alles allein aneignen, denn da wird alles kaputt. Antimonopolistische Tradition. Der Maßstab ist der Eigenverbrauch. Jeder soll sich Güter von gleicher Güte und Qualität aneignen. Funktioniert auch gut in der 1. Phase des Naturzustandes. Als Gesellschaft sich von einer für den Eigenbedarf produzierenden vergrößert hat, zu einer Gesellschaft, die auch Handel betrieben hat und die auch für den Fremdbedarf produziert hat, haben sich Verhältnisse fundamental gewandelt. Geld Warum braucht man Geld? Damit man den Überschuss an verderblichen Gütern los wird und etwas aht, wofür man andere Güter, die es im Augenblick noch nicht gibt, kaufen kann. In 2. Phase des Lock’schen Naturzustandes entsteht der Markt. Antiker Markt VS Lock’sche Markt Antiker Markt: relativ beschränkt, keine Konkurrenz Lock’scher Markt: neuer und eigener Markt. Durch Export und Import verschieden Weinarten, versch. Qualitäten von Fässern. Man weiß dass bestimmte Fässer undicht sind bei bestimmten Händlern; neue Verkaufsstrategien etc Gedanke, dass Markt einen eigenen Menschentypus drinnen hat. Markt hat auf alles zugegriffen: Körper, Verhalten, Liebe, unsere berufliche Strategie etc Markt gibt auch Wahl und Freiheit. Freiheit, die sich selbst limitiert, aber dennoch da ist. Geld: Mit Geld konnten sich die bisher Gebremsten, Fleißigen und Tüchtigen austoben. Konnten Katastrophen vermeiden, hatten das Problem, dass Güter nicht haltbar waren etc. In Situation mit Markt und Transport konnte man großen Besitz erwerben, aber der ging über Eigenbedarf hinaus. Locke sagt: In dem Augenblick, wo Menschen dem Geld zugestimmt haben, haben sie der Ungleichheit zugestimmt. Ungleichheit wurde sanktioniert und war erlaubt. Natürliche Schranke dass jeder nur so viel produzieren soll wie er verbrauchen kann wurde aufgelöst. Jetzt: Kampf, dass Güter knapp werden, weil Land knapp wird. Es gibt den starken Regelbrecher, der dem Tüchtigen sein Eigentum nehmen will und der sich an diesen ersten ungeschriebenen Kontrakt nicht gehalten hat. Seite 44 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Gottgewollter Selbsterhaltungstrieb entartet: Desire of having more than needed. Geld macht gierig. Diese Gesellschaft des Geldes braucht den Staat. Der zivilisatorische Fortschritt zerstört auch eine Harmonie. In dieser Endphase des Naturzustandes, kann man diese Rechtsbrecher nicht mehr kontrollieren. Akzeptanz eines Königs. Diesem König, bzw dem Staat, wird aber nur so wenig übertragen, wie es zur Sicherheit des Eigentums notwendig ist. Amerikanische Unabhängigkeitserklärung ist stark von Locke beeinflusst. Auslöser des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges = Taxes; Engländer haben Steuern eingehoben Einteilung in 3 Phasen: 1.Phase: Holz(b)lock; jeder kann sich durch Arbeit und Verzicht auf Müßiggang Eigentum aneignen, aber es darf nicht einer alles haben. Maßstab ist der Eigenverbrauch. 2. Phase: Entstehung des Marktes und des Geldes 3. Phase: „Desire of having more than needed“; Gesellschaft braucht den Staat als Schutz für das Eigentum Seite 45 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Montesquieu Ein Adeliger; von oben 1689 – 1755 (knapp an Franz. Revolution) Kein Revolutionär, aber Vorläufer der franz. Revolution Hat lange in England gelebt und dort seine Hauptwerke verfasst „Betrachtung über Größe und Niedergang der Römer“ & „Geist der Gesetze“ War voll in der Aufklärung; Kampf um Aberglauben Nicht klar, ob er Christ war Hat von Descartes die Idee von der materiellen Welt als einen großen Mechanismus übernommen; ein Räderwerk, das man durch methodischen Zweifel ergründen könne; Lebt in einer Periode der Krise der Monarchie Nebenwerk: „Persische Briefe“ o 1721 anonym in Amsterdam erschienen o Kritik des Gegenwärtigen durch Beschreibung aus der Feder eines reisenden (persischen) Philosophen o Briefroman der Ideal der absoluten Monarchie und des römischen Katholizismus schwer attackiert o 3 Perser konstatieren Analogien (zB Koran ist die Bibel der Christen) in diesem Vergleich artikuliert sich zum ersten Mal eine relativierende Toleranz Hobbes: Naturzustand – Homo homini lupus; es gibt nur einen zwingenden Ausweg aus dem chaotischen Naturzustand, den Leviathan; Montesquieu: Naturzustand – Im Naturzustand schließen sich 2 zusammen, erleben Solidarität, gehen den Weg der Vernunft und damit den Weg der Tugend und kommen selbst (ohne Leviathan) aus dem Schlamassel des Naturzustandes heraus. Montesquieu ist also kein Kontraktualist, sondern es gibt auch im Urzustand ein Bewusstsein von der Tugend. Wir brauchen keinen Staat, sondern eine Gruppe, die uns stützt. Zeichen für den Niedergang der Römer = sie haben nicht mehr selbst gekämpft Montesquieu = Zyklentheoretiker; Theoretiker vom Aufstieg und Untergang der großen Imperien. Aufstieg = Imperien kämpfen selber Abstieg = Müdigkeit im Krieg; Verweichlichung; kaufen sich eine Armee; attackiert alle höfischen Gesellschaften seiner Zeit, denn die hatten alle Söldnerheer zum Schutz; Übergang von freiwilliger Wehrpflicht ins Berufsheer wäre demnach ein zentrales Abstiegssymptom Für Aufstieg und Abstieg gibt es allgemeine Ursachen. (Abstieg bei Platon = jedes System entwickelt eigene Dynamik an der es zugrunde geht; bei Platon trägt jedes System den Keim der Selbstzerstörung in seinem Prinzip) Bei Montesquieu gibt es immer eine benennbare, bestimmbare und dadurch von Vernunft kontrollierbare Auffassung. Seite 46 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Entscheidend für Wohl und Wehe der Völker sind nicht der Wille des Herrschers, oder die Stärke einzelner herrschenden Personen, sondern das Gesamtwesen der gesellschaftlichen und staatlichen Zustände. Staat und Gesetz sind nicht willkürlich entstanden, sondern erwachsen aus natürlichen und geschichtlichen Bedingungen. Das richtige Gesetz passt. Anpassung eines politischen Systems an eine gegebene Situation. Es gibt keine globalen Universalformen. Sein Zentralwert beim Regieren ist die persönliche Freiheit des Einzelnen = Reaktion auf Krise des Feudalismus9. Idee der Freiheit kommt auf, wenn Gefühl der Unfreiheit durch Existenz oder Denkbarkeit eines anderen Zustandes spürbar wird. Bsp. Trumanshow – Truman weiß nicht dass er eingesperrt ist; merkt erst spät, dass er nicht frei ist. Dieses Merken ist gebunden an eine Krise. (Krise des Feudalismus) Freiheit lebt als Idee vom Wissen um die Existenz von Alternativen zum Bestehenden und vom Erlebnis der Verhinderung. Frage - Wie schützen wir diese Freiheit? Englisches System der Teilung der Gewalten, wie bei Locke. Montesquieu hat hier eine Erweiterung vorgenommen. Vom Schutz zur Sicherung der Freiheit. Montesquieu hat Angst, dass einer die Oberhand gewinnt und damit die Freiheit der anderen einschränkt. Bei Montesquieu ist Freiheit an die staatliche Teilung der Gewalten gebunden. 3 Machtbereiche: Legislative (machen die Gesetze) Exekutive (ausführende Organe) Judikative (Gewalt der Gerichte) Locke: Trennung von Legislative und Exekutive, aber König war überall dabei und hatte Spezialrechte Montesquieu trennt schärfer: er setzt auf die judikative Gewalt; wenn die nicht unabhängig ist, dann droht die Despotie. Elitäre Philosophie weil sie den Einfluss der Funktionsträger definiert; eine der sich zurückgesetzt fühlenden Leistungsträger. Hauptwerk: „Vom Geist der Gesetze“ Mit der Vernunft des Geschehens, die in der Beschaffenheit der Verhältnisse liegt, kann man einen Umschlag erleben und dennoch vernünftige Verhältnisse schaffen. 3 Gesetzesbegriffe: Positive Gesetze und Rechtsordnungen Naturrecht, weder radikal noch revolutionär; nur die Pluralität der Gesellschaft, Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit umfasst Naturwissenschaftlich deskriptiv erfahrbarer Gesetzesbegriff 9 Feudalismus = Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters. Großteil der Bevölkerung bestand aus Bauern, die aber nicht Eigentümer ihres Landes waren. Dieses Land war Eigentum des Grundherrn Bauern waren persönlich abhängig vom Grundherrn und unfrei. Seite 47 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Regierungsformen nach Montesquieu Republik = ein Volksteil oder Volk regiert; kann Aristokratie oder Demokratie sein Monarchie = König, der auf gesetzlicher Grundlage regiert; fragwürdig, da König zahlreiche Privilegien hat Despotie = Einzelner, regiert ohne Gesetzesbindung Anders als bei Aristoteles Montesquieu hat 2 Kriterien: Anzahl der Inhaber der Souveränität Regierungsweise Zusätzlich: Leidenschaft, die ein Staatswesen trägt. In Demokratie bedarf es Tugend Aristokratie Mäßigung Monarchie Ehrgeiz der Höflinge Despotie Furcht der Untertanen Diesen Herrschaftstypen ordnet er bestimmte soziale Entwicklungen zu. Bestimmte soziale Umgebungen begründen bestimmte Regierungsformen. Demokratie ist stark mit dem agrarischen Kleinstaat verbunden, wo Mut, Selbstlosigkeit, Askese10 herrschen Monarchie = politische Wirklichkeit des 18. Jhd; Voraussetzung der Monarchie ist der Adel der den König stützt und vice-versa 3 Gewalten, die auf 3 verschiedene Machtträger verteilt sind. Ihm ist es wichtig dass diese Machtträger ausbalanciert sind. Sonst wird ein Einzelner, oder eine Körperschaft zu wichtig. Bsp. ÖVP Verkehrssprecher tritt zurück weil er seine Bedenken gegen bestimmtes ÖBB Finanzierungspaket vor dem Parlament nicht vortragen durfte. Sein Recht als Abgeordneter, es vorzutragen, wurde verletzt. Bsp. Abgeordnete können nicht alle Regierungsvorlagen lesen. Papierflut Verstößt gegen Ursprung der Idee der Gewaltenteilung Sein Ideal der Gerechtigkeit ist nur an die Verteilung der Macht gebunden. Inhalte schreibt er kaum vor. zB Sklaverei erklärt er kausal aus dem Klima; dort ist das halt so; Er lehnt sie persönlich ab und meint, dass der dortige Gesetzgeber sich darum kümmern sollte. Montesquieu ist sehr ökonomischer Denker der nicht viele Dinge auf einmal anreißt. Zentrales Thema = verschiedene Formen der Gesetze und wie man die Machtbalance innerhalb der Regierenden Gruppen herstellen kann. 10 Übungspraxis im Rahmen von Selbstschulung aus religiöser oder philosophischer Motivation. Angestrebt wird damit die Erlangung von Tugenden oder Fähigkeiten, Selbstkontrolle und Festigung des Charakters. Seite 48 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Jean-Jaques Rousseau Aufklärung = eine intellektuelle Strömung im 18. Jhd deren Schwergewicht in Frankreich lag; die die Vernunft über andere Wertsysteme stellte und eine bedeutende Rolle bei der Vorbereitung der französischen Revolution schaffte. Aufklärung zerfällt in technisch vernunftmäßige Seite; es gibt eine schwärmerisch, an den Trieben orientierte, gefühlsmäßig idealisierende Seite - für die steht Rousseau Augustinus - „Konfessionen“: stellen ein Individuum ins Zentrum; Bekehrung eines Naturmenschen, zu seiner verschütteten Natürlichkeit =Variante der Aufklärung, die sich gegen Zivilisationsprozess richtet. Es geht nicht (wie bei Augustinus) um die Bekehrung eines Lüstlings zu einem braven Christen, sondern um die Bekehrung eines Kulturmenschen zu seiner verschütteten Natürlichkeit. Damals noch kein Urheberrecht; Literarischer Erfolg Rousseaus hat ihm kein Geld eingebracht. Rousseau hatte 5 Kinder. Hat 2 Kinder in Heim gegeben Zeichen von Armut Hat dann aber trotzdem einen Erziehungsroman geschrieben. Kam dann in den Kreis der Aufklärer: Diderot und D’Alembert intellektuelle und kommerzielle Bewegung; Konflikte mit seiner Gefühlsreligion, die ihm gesagt hat dass es Gott gibt. Ging in Provinz und hat die neue Héloïse geschrieben. sehr sentimentaler Text, hatte großen Erfolg am Hof Schlagwort „Zurück zur Natur“ hat er selbst so nie geschrieben. Aber wird ihm unterlegt. Er wird nach dem contrat sociale mit Hofbefehlen gejagt und flieht in Schweiz. Seine Werke werden verbrannt 1770 kommt er zurück nach Frankreich. 1778 gestorben. Académie von Dijon – Preisfrage: „Hat die Wiederherstellung der Wissenschaften und Künste dazu beigetragen, die Sitten zu läutern?“ = Ausschreibungen für den besten Essay danach ist man anerkannter Intellekter Frage ob Herstellung der Künste und Wissenschaft der Renaissance zur Hebung der Sittlichkeit beigetragen hat. Zeit, in der gleichzeitig Frage gestellt wird, ob es nicht verlorene Naturunschuld gibt. Die sog. „Wilden“ (zB Friday bei Robinson Crusoe). Zeit des Zweifels; der opposition; Rousseau berichtet in seinen Konfessionen, dass diese Frage sein Leben verändert hat. Er nimmt Streit mit dieser klaren Vernunft auf und drückt neue leidenschaftliche Dinge aus. Seite 49 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Rousseau verneinte die Frage ob Kultur seit der Renaissance was gebracht hat. sehr provozierend damals Mehrheit der Menschen schmachtet in elender Abhängigkeit, lebt schlimmer als Tiere aber denen geht es besser weil sie unbefangen sind. Unsere Befangenheit haben wir durch die Kunst und die Wissenschaft gewonnen. Kultur öffnet uns zwar einen Blick, aber dieser Blick ist destruktiv. Künste, Wissenschaften sind nur Dokumente des Verfalls. Was brauchen wir Rechtswissenschaft, wenn es nicht Ungerechtigkeit durch kulturelle Verfeierung gäbe. Wozu brauchen wir Philosophie, wenn sich jeder auf die einfachen und angeborenen Tugenden besinnen würde. Die Zivilisation ist eine Geschichte des Abstiegs; eine Geschichte des Verlustes. Bildung läuft parallel zum Verfall der Sittlichkeit. Je gebildeter jemand ist, desto unsittlicher ist er, weil die Einsicht in die Komplexität immer Schlupflöcher ermöglicht. Er fordert ein Zurück zur Einfachheit, Unschuld, Unverfangenheit anstelle von Kunst und Wissenschaft. Die Verbindung zum wahren Menschen ist verloren gegangen. Freud: Discontent of Civilization (Das Unbehagen in der Kultur) Kultur bedeutet Triebverzicht. Deswegen ist Kultur immer frustrierend; aber sie ist notwendig, sonst würden wir unter Herrschaft des brutalen Urvaters leben. Ein Einziger der sich gegen gesamte Gesellschaft stellt. Er wird vor der Revolution Mode. Gesellschaft zweifelt an Zivilisation und begeistert sich am Edelmut der unzivilisierten Gesellschaften. Akademie stellt zweite Preisfrage – Wie Ungleichheit entstanden ist und ob sie durch das natürliche Recht begründet ist. Wie ist Ungleichheit entstanden? Gibt es ein natürliches Recht auf Gleichheit oder ist Ungleichheit ein natürlicher Zustand? Aufklärung hatte viele neue Elemente; Aristoteles - hat Ungleichheit akzeptiert. Montesquieu – verschiedene Kulturen, die sich artikulieren Machiavelli – ein Fürst mit Tatkraft Es war damals eine Sensation, dass Akademie so eine Frage überhaupt gestellt hat. = Zeichen, dass Aufklärung neue Fragen gestellt hat. Platon Klassifikation von Menschen nach sozialer Funktion Hobbes allgemeiner Egoismus Locke Beschreibung, dass Eigentum und Arbeit miteinander verbunden sind Bisher gab es aber noch nie die Frage – Wie handhaben wir diese verschiedenen Typen von Ungleichheit die bestehen und woher kommen die? Seite 50 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Rousseau unterscheidet zwischen natürlicher Ungleichheit physischer Ungleichheit. Politische Ungleichheit Politische Ungleichheit: beruht auf Übereinkunft bzw moralischer Duldung. In der Ungleichheit steckt ein verstecktes Element von Vertrag drinnen. Bei Rousseau gibt es kein natürliches Recht; kein vernünftige Gesetz; Das Recht entsteht aus der politischen Gesellschaft. Es gibt keine vorhergehende Einteilung zur Freiheit oder Unfreiheit. Der Naturzustand ist paradiesisch. Alle sind gesund weil Natur tilgt das Kranke schnell. Die Ärzte schaffen in Wirklichkeit die Krankheit. zB Alzheimer – früher sind Leute einfach gestorben bevor die Leute an Alzheimer erkrankten. Hier stimmt der Satz, dass Ärzte Krankheit geschaffen haben Im Urzustand war Sex einfache und unkomplizierte Sache. Man hat nicht gesprochen darüber. Reflexion war Zustand gegen Natur. Der denkende Mensch ist ein entartetes Wesen. Rousseau interessiert die politische Ungleichheit = Fähigkeit die den Starken dazu bringt den Schwachen in einen Diener zu verwandeln. Die ist von einer Art Übereinkunft geprägt. Es gibt menschliche Zustimmungen, die Privilegien begründen. Im Naturzustand waren wir unabhängig, hatten natürliche Freiheit, absolute Indifferenz gegenüber dem anderen; keine Empathie; Kein Zoon Politikon; Aber auch keine Hobb’sche Bosheit. Die Entstehung des Privateigentums wird nicht als ein Schutz genommen. = Erster und eigentlicher Fehler. Daraus resultieren andere Fehler. Einsetzen einer Obrigkeit – Herrscher und Beherrschter schafft Herren und Sklaven Entartet in Willkür Beginn einer Differenzierung; schafft Ästhetik Aus einem positiven Naturzustand hat uns Zivilisationsprozess in unerträgliche Konstellation gebracht. Wie kommen wir wieder raus? „Emile“ Rousseau’s Erziehungsroman Frage - Was wäre gewesen, wenn er einen natürlichen Menschen in damalige Gesellschaft gestellt hätte. Was wäre gewesen wenn der Mensch für sich geblieben wäre? Der Mensch kommt gut aus den Händen der Natur und das muss in der Erziehung erhalten bleiben. Rousseaus Erziehungsbild = lassen wir die Kinder wie sie sind Idee einer natürlichen Erziehung; Fernhaltung von verderblichen Einflüssen; einem reifen lassen des Guten; Seite 51 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Bsp: Houllebecq hat Buch geschrieben: Plot, dass Menschen ausgestorben sind; nur in einzelnen verschlossenen Häusern sitzen noch einzelne. Deren DNA liegt in einer Zentrale mit der sie per Internet verbunden sind. Das Essen wird ihnen bei Hintertür zugestellt. Wenn sie sterben kommt ein Replikat ihn ihre Stelle. Idee eines Menschen ohne kontaminierende Interaktion. Der Held hält das nicht aus. Er begibt sich auf Suche nach einer Frau. Idee eines alleinigen, natürlichen Lebens. Contrat Sociale: Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten. Rousseau fordert Synthese von notwendiger Autorität und natürlicher Freiheit. Notwendigkeit: Was ist notwendig? Jeder hat andere Definition davon. Rousseau argumentiert stark gegen Machiavelli: Macht kann nie ein Recht bilden. Der bloße Umstand, dass einer stärker ist, begründet immer eine Willkürherrschaft. Recht entsteht immer aus einem Vertrag / einer Übereinkunft. Rückblick: 3 Verträge Hobbes: Sicherheit Locke: Schutz des Eigentums Rousseau: jeder einzelne begibt sich freiwillig unter Autorität eines gemeinsamen Willens Aus Vertrag soll seelische Gesamtpersönlichkeit entstehen, das Volk. Der einzige Träger der Souveränität. Staat, der neue Natürlichkeit der Menschen respektiert. Mächtiger Staat; mächtiger als bei Hobbes weil er totale Selbstentäußerung beinhaltet. Talmond’s Kritik: Rousseau soll Begründer der totalitären Demokratie sein. Rousseau wollte Mensch umerziehen und einen „neuen Menschen“ schaffen. (Heute: wir leben auch in totalitärer Demokratie, es ist uns aber nicht bewusst. Wir fügen uns Idealen, werden heimlich von Medien beeinflusst etc) Der Einzelne bringt seine absolute Freiheit in den Staat ein und damit kann der Staat, ebenfalls in absoluter Freiheit, alles tun. Der Staat ist eine Institution in der man zur Freiheit kommt. Es geht nicht um Sicherheit, sondern um Wiedererzeugung des natürlichen Menschen im Staat. Das Wohl dieser Menschen; Volkssouveränität ist unbegrenzt; auch nicht durch Menschenrechte, Pateien, Versammlungsfreiheit etc einschränkbar. Rousseau verlegt die Volkssouveränität und die Unmittelbarkeit des Allgemeinwillens in die Legislative (unser Parlament). Diese Legislative ist dem Volk als Ganzes vorenthalten. Regierung ist jederzeit abrufbar. Frage – Wie bekommt man das Individualwohl und Gesamtwohl zusammen? durch Abstimmung Wie kann ein Mensch frei sein und doch gezwungen sich in dem fremden Willen anderer zu bequemen? Der Bürger willigt in alle Gesetze, selbst in die die gegen seinen Willen durchgegangen sind, oder die ihn bestrafen. Der beständige Wille aller Staatsglieder ist nämlich der Gemeinwille. Durch ihn sind sie Bürger und sind gleichzeitig frei. Seite 52 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Bei Gesetzesvorschlag wird nicht gefragt ob sie den Vorschlag annehmen oder verwerfen, sondern ob er dem Gemeinwillen, der auch der ihrige ist, gemäß ist oder nicht. Jeder gibt seine Stimme und sagt damit seine Meinung dazu. Aus der Berechnung der Stimmen ergibt sich die Feststellung des Gemeinwillens. Überwiegt die entgegengesetzte Meinung die meinige, so beweist das nur, dass ich mich geirrt und dass das was ich für den Gemeinwillen gehalten habe nicht war. Diese volonté générale (allgemeiner Wille) verlangt, dass die Interessen der Bürger wenigstens in einem Punkt zusammentreffen. Um die volonté générale zu verstehen, braucht man den Gegenbegriff, die volonté particuliaire. = Das Sonderinteresse, dass das Gemeinwohl nicht berücksichtigt. Parlament versucht eine Lösung zu finden, die nicht der Wille aller ist, sondern die ein allgemeiner Wille ist. Frage - Wie weit ist Sonderinteresse entfernt vom Allgemeinwillen? Jedes Sonderinteresse hat 2 Seiten: Das rein Individuelle und nur Individuelle Das Allgemeininteresse Bsp. Studiengebühren – Rektor Heinz Engel repräsentiert Sonderinteressen der Uni; Student Sonderinteresse dass er nichts zahlen will. Jeder der beiden Parteien hat Element des Allgemeininteresses. Beide wollen funktionierende Uni. In diesem Sonderinteresse steckt Element des Allgemeininteresses drinnen. Man muss das Allgemeine herausfiltern; Nicht das Sonderinteresse addieren, sondern das Allgemeine herausfiltern und integrieren. So stellt sich Rousseau eine Abstimmung vor: Die Sonderinteressen heben sich auf und die gleichmäßige Gemeinsamkeit des Interesses bleibt. Seite 53 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Wiederholung – 3 Vertragstheoretiker HOBBES Naturzustand: Krieg, jeder gegen jeden; es herrscht unbegrenzte Freiheit; jeder hat gleiche Bedürfnisse und dadurch Kampf gegeneinander; Mensch ist ein Egoist; Wolf; aufgrund der Unsicherheit und der Gefahr wollen Leute aus Naturzustand heraus Vertrag: entsteht aus Not heraus; Naturzustand ist so miserabel; Vertrag autorisiert den Leviathan Konsequenz: Sicherheit vor den anderen durch den Leviathan; Übermacht wird geschaffen; absoluter Monarch; Gewalt wurde monopolisiert – nur Leviathan kann Gewalt ausüben; diese Gewalt ist uneingeschränkt, außer Leviathan sorgt nicht für Frieden und Recht und Ordnung; LOCKE Naturzustand: Mensch ist fähig in Gemeinschaft zu leben und hat auch das Bedürfnis, aber das reicht nicht; Locke erweitert Begriff von Hobbes in Wölfe und Schafe; Mensch hat auch Bedürfnisse wie zB Ruhmsucht, was nicht unbedingt schlecht ist; Es gibt einzelne Menschen die sich nicht daran halten; Selbst- und Arterhaltung; Eigentum schützt einen vor dem anderen; Produzieren und Handeln, dann kommt Markt und Geld im Spiel; Komplexität entsteht und Schranke des Naturgesetzes fällt; es gibt einige Wölfe die mehr wollen als sie eigentlich brauchen; Vertrag: Wille zum Vertrag; man ist sich der Konsequenzen des Vertrages bewusst und stimmt ein; Freiheitseinschränkung, dafür hat man Eigentumssicherheit; Vertragsübereinstimmung durch Vernunft und Überlegung; unparteilicher Richter; Konsequenz: Eigentumssicherheit, persönliche Sicherheit; Gewaltenteilung ROUSSEAU Naturzustand: vor dem Verstand; der Mensch ist nicht böse weil er den Verstand nicht benutzt; es gibt kein natürliches Recht weil das Recht erst durch Vertrag entsteht; paradiesisch; das erste Privateigentum war der Sündenfall; Indifferenz; vor der Vergesellschaftung; falsche Vergesellschaftung durch Privateigentum Vertrag: Recht entsteht durch Vertrag; Bürger gibt Freiheiten auf und bekommt aber gleichzeitig auch Freiheiten; Recht entsteht aus der Übereinkunft; die einzelnen Sonderwillen stellen sich unter den Gemeinwillen; Konsequenz: Menschen erhalten bürgerliche Freiheit; sie sind Souverän und Untertan zugleich; sie geben sich Gesetze, die auf den Gemeinwillen gerichtet sind; als Untertanen müssen sie sich an Gesetze halten und in Einklang mit ihrem Sonderwillen bringen; Seite 54 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Immanuel Kant Guter Bürger und langweiliger Professor Sein Denken von gewalttätigen Strukturen, Ängste, unterdrückten Befürchtungen, Bedrängungen etc bestimmt gewesen Königsberg geboren; fast nicht verlassen; damals bedeutende Stadt, da bei Hafen und Kultur mischten sich; man konnte viel dort lernen und miterleben; Ist von Pietistischer Abstimmung Pietismus = religiöse Bewegung im Protestantismus; Vorform der Aufklärung im protestantischen Protest gegen kirchliches Denken; Desinteresse der sozialen Frage; Eigenstudium der Bibel; persönliche Erfahrung der radikalen Bekehrung; Pietismus ist eine Religion, die vorsieht, dass man darüber nachdenkt was eine Handlung bedeutet. Man stellt sich die Fragen: Aus welchem Grund tust du das? Liegt da ein Handlungsgrundsatz zugrunde? Negative Seite: Disziplin, Fanatismus11 Urzustand Urzustand ist bei Kant ein Schlechter Vertreib aus Paradies ist Beginn der Zivilisation Baum er Erkenntnis Idee der Freiheit steht in unlösbaren Konflikt mit tatsächlichen Gegebenheiten. Umstand, dass wir geboren werden ist gegen unseren Willen Geburtsschrei Wir wurden nicht gefragt ob wir geboren werden wollen. Wir wurden nicht gefragt ob wir diese Eltern wollen und die Eltern haben uns nicht ausgesucht. Autonomie des Menschen ist fragwürdig Das Wesentliche der Erziehungsidee = Herstellung der Mündigkeit Man soll nicht unter der Munt (=väterliche Gewalt) stehen lebenslanges Nachdenken über Selbstbestimmung, Freiheitsdrang und fremdbestimmten Daseinszwang Er hat Theologie studiert Hat eine enthusiastische Religiosität praktiziert mit innerlicher Erleuchtung, Selbstbeobachtung unter Einfluss von Christian Wolff (dt. Frühaufklärer); hat als erster Versucht Vernunft zu erklären; Schule wurde in ein College verwandelt mit dem Zweck, dass die Untergebenen aus ihrem geistlichen Verderben errettet und das pflichttreue Christentum ihren Herzen von Jugend auf eingepflanzt wird. Curriculum war auf Religion gerichtet; keine Physik, Chemie, Geschichte, Logik etc Philo ist demotivierend unterrichtet worden; Kant hat dennoch versucht philosophisch zu denken; 11 Fanatismus = das Besessensein von einer Idee, Vorstellung, oder Überzeugung Seite 55 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Wurde Hauslehrer bis 1754; hat mehrere Dissertationen geschrieben 1756: Die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels o Schwerkraft ist berechenbar; Entwicklung des Universums lässt sich rekonstruieren; o Die erste Theorie wo man keinen Gott braucht der eingreift; nur am Anfang stoßende Hand Gottes o Maubertius „Gebe mir Materie, ich will eine Welt daraus bauen“ o Konflikt um Rolle Gottes; o Erde besteht am Anfang aus chaotischer, flüssiger Masse; Elemente steigen auf und bilden von Wasser und Luft gefüllte Hohlräume Er leidet unter der Jobnot von damals; Hat Rousseau für den zweiten Newton gehalten; Moralische Prinzipien mit Ästhetischen verknüpft; Die sittliche Schönheit VS der sittlichen Erhabenheit Swedenborg: schreibt über seine mystischen Erfahrungen; Geister; angebliche Beweise; Kant verfasst „Die Träume eines Geistessehers“ = Abrechnung mit wilden Hinrgespinsten des ärgsten Schwärmers Metaphysik: das nicht Physikalische; nach der Physik; das Spekulative; nicht Mathematische/Medizinische; zB Lebenskraft – man kann es nicht sehen; es ist Etwas das schon da sein muss Kant: „Im Alltag sind wir alle Metaphysiker“ Im Zusammenhang mit Swedenborg hat er sich die Fragen gestellt: „Was können wir sehen?“, „Wie funktioniert Metaphysik?“ Wir denken alle spekulativ und dürfen Swedenborg nicht verurteilen. Es gibt Geister, weil unsere metaphysische Sehnsucht daran glaubt; Für die Existenz von Geistern gibt es keine Beweise. Kant widerlegt die Geschichten von Swedenborg, aber es ist kein Betrug. Höchstens Selbstbetrug. Es gibt eine intersubjektive Welt gemeiner Erfahrungsmöglichkeiten aller Menschen; übereinstimmende Erfahrungsbasen, die auf gemeinsamer Sprache beruhen. Die ganze Metaphysik ist sinnlos, weil sie sich jeder Überprüfung anhand intersubjektiv erfahrbarer Sätze entzieht. Im metaphysischen Feld mit dem Satz „ich glaube an Geister“ ist intersubjektiv nicht überprüfbar; jeder hat eine andere Vorstellung von Geistern Damit wird Metaphysik aufgewertet, zu einer Wissenschaft der Grenzen der menschlichen Vernunft. Seele und Geist sind psychologisch, physiologisch oder anthropologisch nicht fassbar; sie entziehen sich einer empirisch fundierten Erfahrungswissenschaft und müssen philosophisch erkennt werden; indem man praktische Vernunft und sittliches Leben kritisch betrachtet Seite 56 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) 2 Arten von Erkenntnis: Apriori = von vornherein; man weiß bereits vor der VO dass es langweilig wird Aposteriori = Erkenntnis auf Basis von Erfahrung Es ist langweilig, weil der Stoff kompliziert ist Kant will den Wahrheitsgehalt beider Richtungen vereinen, ohne Irrtümer. Beides gilt als richtig. Es geht darum, beide Erkenntnisstrategien miteinander zu kombinieren. David HUME: delegitimiert jede Metaphysik als eine Form des Wissens; 1781: „Kritik der reinen Vernunft“ Sinneswahrnehmung, Verstand, Anschauung, Denken, etc steht alles unvermittelt gegeneinander über, unter der Frage: Wie sind zusammengesetzte Urteile apriori möglich? Wie sind erkenntniserweiternde, neuer Erkenntnisse, möglich? Wie sind die Sätze die sie bringen möglich? Wie ist Wissenschaft möglich? Kritische Methode: = transzendentale Methode Man schaut nicht auf die Sachen, auf das Bild an sich, weil das nicht möglich ist; sondern auf das Subjekt. Wer nimmt was wahr? Man kann die Gesetze des menschlichen Denkens durch die transzendentale Reflexion erkennen. Maßstab des Erkennens wird im Subjekt des Denkenden gesucht. Das denkende Subjekt geht auf sich selbst zurück; setzt sich selbst zum Maßstab; Orientierung auf das vor aller Erfahrung gültige. Es gibt etwas, das vor unserer Erfahrung existiert und gültig ist. = das apriorische zB wir denken in den Kategorien von Raum und Zeit Mensch tritt als Schöpfer einer Wirklichkeit für ihn auf. Erkennen ist etwas sehr aktives; Auch Begriff der Kausalität ist metaphysisch. Warum muss etwas folgen, nur weil etwas geschieht? Bsp Schwäne; plötzlich auch schwarze Schwäne; Man geht nicht davon aus, dass es nicht geschehen wird, dass nichts geschieht. Bsp. Kreide – Druck – Bruch Dieses Zerbrechen ist nur die eigene apriorische Erfahrung, dass das immer so ist. Es ist seine eigene intersubjektive Welt, in der Kreiden aufgrund von einer bestimmten Druckausübung zerbrechen. Es ist gut, wenn man sich auf das ICH konzentriert, das davon ausgeht. Hier beginnt die Kritik Kant’s Motto: Sapere Aude – habe den Mut selbstständig zu denken Malinowski: hat in Dorf gelebt; hat Dorf Schönste und Hässlichste fotografiert; Erkenntnisobjekt unterliegt dem Subjekt; Die Schönheit wäre hier unglücklich, weil sie hier als hässlich gilt; während es möglicherweise einen Ort gibt, wo Dorfhässlichste als Schönheit gesehen wird. Seite 57 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Es gibt auch für Gott keinen Beweis. Das Denken, dass es keinen Beweis gibt ist kein Beweis für die Nichtexistenz. Wir denken an ihn trotzdem. Metaphysik der Sitten – Wie denken wir sittliche Gebote? Wie sollen sich Menschen zueinander verhalten? Kant weiß, dass es ein weiter Weg vom Denken zum Handeln ist. Es geht um die Revolution der Denkungsart; Nur Philosophen stellen die Frage was reine Sittlichkeit sei, weil sie in der reinen Menschenvernunft bereits längst entschieden sei. Reich der Sitten ist ein Reich der Zwecke Kategorischer Imperativ 1. Fassung: „Handle stets so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person jedes anderen zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Wendet sich gegen jede Form von Instrumentalisierung, ein höheres Ziel, für das nur ein Zweck ist Man soll den Menschen nicht immer bloß ausnutzen um seine eigenen Ziele durchzusetzen man soll den Menschen wertschätzen die Hilfe von anderen Menschen ist ein Weg zum Ziel 2. Fassung: „Handle nur nach der Maxime von der du wollen kannst dass sie allgemeines Gesetz werden können.“ Man sollte nur nach der Maxime handeln, von der man will, dass auch die anderen sie anwenden. Die Maxime die alle anwenden, und man dadurch auch selbst Opfer dieser Maxime wird. Eine Maxime kann nur dann Gesetz werden, wenn sie auch vernünftig ist. Bsp. Darf man sich an einem fremden Depot vergreifen? Leute haben Geld angelegt und wo ruhen lassen. Darf ein anderer dieses Geld in etwas investieren? Nein weil eine solche Regelung als Maxime würde die Idee des Depositums und daher Idee des Eigentums aufheben. Wozu gehört es jemandem dann, wenn ein fremder willkürlich damit handeln kann? Maxime der Vergrößerung meines Vermögens darf nicht ergänzt werden durch das Handeln des Vergreifens eines fremden Depositums, weil es Idee des Eigentums und damit die primäre Maxime (Vergrößerung des Eigentums) aufheben würde. kategorischer Imperativ: gehen auf das unbedingte Gebot; man prüft die eigene Motivation und fragt sich, ob das ein allgemeines Gesetz werden soll. Daraus entstehen vernunftorientierte Pflichten, die uns gleichzeitig schon implantiert sind. Wenn man subjektiv glaubt, dass etwas gut ist, sollte man auch so handeln. Pflichtgefühl Kant hat aus seiner pietistischen Vergangenheit ein ungeheures Pflichtgefühl. Das Pflichtgefühl ist in uns. Es ist das schlechte Gewissen. Das ist der Punkt, wo sich die seelische Anordnung und der Verstand in einer trefflichen Weise berühren. Es gibt ein implantiertes Sittengesetz. Indem ist zB die unbedingte Wahrhaftigkeit etwas zentrales Debatte mit Benjamin Constant, dass auch die Höflichkeitslüge etwas zu verwerfendes ist. Die Selbstständigkeit des inneren Menschen, der Unabhängigkeits- und Freiheitssinn, die Beherrschung der eigenen Leidenschaften, Mäßigkeit, Bescheidenheit, Gerechtigkeit, … All das gehört unter den Imperativ „bestimme aus dir selbst“ aber gleichzeitig „gehorche einer aus Vernunft und anthropologischer Gegebenheit garantierten Gesetzmäßigkeit“ Seite 58 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) 3 große Fragen von Kant: Was kann ich wissen? wie Erkenntnis zustande kommt Was soll ich tun? praktische Vernunft mit kategorischem Imperativ; Ethik; Was darf ich hoffen? Konflikt zwischen Ideal und was realisierbar ist religionsphilosophisch; was kann ich mir erhoffen nach dem Leben? geschichtlich: was darf ich hoffen hinsichtlich der Menschheit? Später Ergänzung: Was ist der Mensch? sind alles Fragen die man sich selbst stellt Tendenz zur Subjektivierung von Fragestellungen, die vorher objektiv beantwortet worden sind regt zum Denken an; Kant will nicht einfach dass der Mensch sich irgendwelche Regeln gibt Kategorischer Imperativ als soziales Regulativ. Kant hat das auf politische Philo angewandt; Adam Smith: Begründer der Markttheorie; Idylliker der Marktes. The invisible hand steuert alles. Frage - Worauf basiert die Geldgesellschaft? Wo liegt die Legitimation, dass man für das Brot was zahlen muss. Jeder hat Bedürfnisse, will aber nicht alle Prozesse dafür machen. Man will ein Brot, aber will kein Bäcker sein. Also muss man dafür etwas zahlen. Was wird aus der Commercial Society? Nachteil: Der Arbeiter wird durch Arbeitsteilung mental ruiniert; er interessiert sich für nichts mehr; zunehmende Einseitigkeit unserer Existenz; Erfahrung der Arbeitswelt wird immer geringer; Adam Smith überlegt wie man den Wohlstand der Commercial Society kombinieren kann mit einem menschlichen Leben. Antwort von Kant: Das Wesen aller Regierungen besteht darin, dass jeder seine Glückseligkeit selbst besorgt und jeder seine Freiheit hat in dieser Absicht mit jedem anderen in Verkehr zu treten. Handeln und Produzieren hatten zentralen Charakter. Bsp. Paradies – wir haben uns nicht den realen Umständen gestellt. Erkenntnis dass man arbeiten muss etc Mit Vertreibung aus Paradies setzt Vernunft ein. = erster Schritt einer Theologie, wo es besser wird Adam und Eva haben nicht vernünftig gelebt; nicht ressourcensparend zB; Mensch gibt sich Regeln selbst und damit seine eigene Freiheit Seite 59 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Das zentrale Prinzip bei Kant = Kritik Wendet sich gegen jeden Dogmatismus12; gegen rein apriorische Erfahrungen, denn auf die kann man sich nicht verlassen; es konzentriert sich auf den Menschen und was er überhaupt wissen kann. Die gesamte menschliche Ordnung soll revolutioniert werden indem wir alle allgemein werden. Individuelle Handlungen sollen wir so setzen, dass wir immer das Ganze repräsentieren. Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten können. „Zum ewigen Frieden“ 1795 erschienen Versuch, das was wir Frieden nennen können, vorzudefinieren. Friedenvertrag und Anwendung der Moralphilosophie mit Vernunft und Gerechtigkeit als Leitlinien auf Frage des Friedens zwischen Staaten. Aufgabe der Politik = Friedenssicherung (wie bei Hobbes) Politik, die sich der Idee eines allgemeinen Rechtssystems zu unterordnen hat. „Das Recht der Menschen muss heilig gehalten werden. Der herrschenden Klasse mag es noch so große Aufopferungen kosten.“ 6 Präliminarartikel Voraussetzungen, die man haben muss um Frieden zu haben 1. „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden ist.“ ein Friedensvertrag bindet beide Kriegsseiten und eliminiert Kriegsgründe der erste Weltkrieg hatte einen destruktiven Friedenvertrag, während der 2. WK einen konstruktiven Friedenvertrag hatte 2. „Es soll kein für sich bestehender Staat (klein oder groß, das gilt hier gleichviel) von einem anderen Staate durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können.“ Der Staat ist kein substanzielles Eigentum, sondern repräsentiert eine autonome Gesellschaft, die auf den Sozialvertrag beruht. Diesen Tauschen, Kaufen, Erben ist eine Entwürdigung der vertraglich verbundenen Staatsbürger Staat besteht aus Bürgern und Bürger können nicht verkauft werden 3. „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“ stehende Heere provozieren andere Staaten; lösen das Wettrüsten aus; 4. „Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.“ Wer Krieg anfängt, soll eine gefüllte Kriegskassa haben; unrealistisch; alle Kriege des 20. Jhd wurden durch Schulden finanziert; man soll keine Schulden in anderen Staaten machen – kann zum Staatsbankrott führen 12 Dogmatismus = unkritische, unhistorische, metaphysische Denkweise, die von überlieferten Meinungs- oder Glaubenssätzen ausgeht, ohne sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen Seite 60 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) 5. „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig einmischen.“ in einem kranken Staat darf man sich nicht einmischen, weil noch eine Selbstregulierung möglich ist heute zB verlangen wir, dass sich EU in Syrien einmischt 6. „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind, Anstellung der Meuchelmörder (percussores), Giftmischer (venefici), Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dem bekriegten Staat etc.“ Krieg erfordert gewisse Grundregeln, die eingehalten werden müssen, damit ein Mindestmaß an Vertrauen erhalten bleibt. Sonst ist ein später dauernder Frieden unmöglich. Sonst entstehen ewige Kriege und Erbfeinde. man muss sich so zivilisiert verhalten, dass man sich danach noch ins Gesicht sehen kann 3 Definitivartikel 1. Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch13 sein. Kant hat 4 Prinzipien: Freiheit der Glieder einer Gesellschaft als Menschen Abhängigkeit aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung als Untertanen Die nach dem Gesetz der Gleichheit als Staatsbürger gestiftete Verfassung Prinzip der Gewaltenteilung: Unterscheidung zwischen Republikanismus und Despotismus Republikanismus = Staatsprinzip der Absonderung der ausführenden Gewalt von der Gesetzgebenden nicht mehr Despotie = beide Gewalten fallen in eine Hand Der Staat mit republikanischer Verfassung ist nach Kant ein friedlicher Staat. Alle Staatsbürger müssen die Folgen ihrer Entscheidung selbst tragen. Sie übernehmen die Verantwortung für den Staat. Glaube an die Vernunft des Besitzes. Krieg kostet Geld und daher würden sich die meisten Menschen gegen Krieg entscheiden. 2. Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein. Die Staaten können sich durch ihr Nebeneinandersein schaden und die Bösartigkeit der menschlichen Natur wird deutlich sichtbar. Aber in einem Völkerstaat/in einer Weltrepublik schließen sich die bisherigen Staaten zu einem einzelnen Staat zusammen und es würde nur mehr ein Staat bestehen bleiben. Kant schließt diese Idee bisher aus, aber er plädiert für Alternative eines Völkerbundes; eines multilateralen Friedensvertrages für Erhaltung und Sicherung der Freiheit. Jeder Staat steht dann unter dem kategorischen Imperativ „Handle stets so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person jedes anderen zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ 3. Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein. Jeder darf andres Land besuchen, solange er sich rechtmäßig verhält; darf sonst nicht ausgewiesen sein; er hat kein Gastrecht, sondern nur Besuchrecht; Republik = ein Volk, das sich selbst Regeln setzt Mehrheit der Leute ist zufrieden, da sie selbst ihre Regeln bestimmt haben 13 Seite 61 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1770 in Stuttgart geboren Sein Projekt = Kluft zwischen Idee und Wirklichkeit zu schließen Kritik muss sich bewähren und in Wirklichkeit übergehen (Kant: Kluft zwischen der Denkweise der Maxime und dem Handeln; Denken kritisiert sich selbst; das bedeutet nicht dass der Mensch ein anderer wird; – das hat Hegel früh verworfen) Vernunft soll in Gestalt der Religion Eingang ins soziale Leben finden, ohne dabei zu schaden kommt Volksreligion muss total vernünftig sein durch Vermittlung zwischen Vernunft und Glauben; die reine Vernunft wie bei Kant gibt es nicht; er greift auf Aristoteles zurück: Vernunft liegt in den gelebten Formen unserer Existenz. zB Christenliebe ist unvernünftig – Warum soll man jemanden lieben den man nicht kennt? Warum soll man universell lieben? Liebe bewegt sich in den Grenzen die Aristoteles Freundschaft nennt. Vernunft und Verstand sind die beiden Pole des Widerspruches Vernunft: für Bestimmung der Identität Verstand: Fixierung der Mannigfaltigkeit14 Die Wirklichkeit ist widersprüchlich; wir haben keine widerspruchsfreie Zielorientierung Aristoteles mit Zoon Politikon sieht Widersprüchlichkeit nicht Hobbes mit homo homini lupus auch nicht Dort, wo ein naturwissenschaftlicher Ansatz glaubt widerspruchsfrei agiert zu haben, muss man den Widerspruch nachweisen. Dann wird sich selbst die universellste Allgemeinheit als Widerspruch darstellen. Wenn man diesen Widerspruch zulässt, hat man die Möglichkeit, ihn in seiner wahren Bedeutung zu begreifen. Er geht nach Jener zu Schelling (sein ehemaliger Kollege aus Tüblingen); Er versucht ein System zu entwickeln „Man muss die abstrakte Vernunft durch eine konkrete ersetzen“ Die Vernunft darf zB nicht nur an Tugend appellieren, sonder muss auch an das Glück appellieren. „Was vernünftig ist, das ist wirklich und was wirklich ist, ist vernünftig.“ Wenn ich den Widerspruch anerkenne, wird es vernünftig. Die Vernunft stellt sich gegen Kant’sche Maxime die in eine Richtung gehen. zB In Afrika verhungern Millionen von Menschen wir spenden mit Kant’scher Maxime dass wir Leben retten wollen; gleichzeitig durch moderne Medizin Überbevölkerungsproblem; Maxime der Medizin ist lediglich Leben zu retten. 14 Mannigfaltigkeit = Vielfältigkeit, Vielgestaltigkeit, Reichhaltigkeit, Fülle Seite 62 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Am Land bekommt Mutter 18 Kinder, normalerweise überleben 3. Plötzlich überleben 15 durch die Spenden, die jetzt versorgt werden müssen. Die Maxime sind widersprüchlich. Die Folge des widersprüchlichen Handelns ist, dass die Maxime sich aufheben und bei der Realisierung Grausamkeit erzeugen (viele Menschen verhungern). Dieses Grausame ist der Ausgangspunkt einer neuen Vernunft. Verhütungsmittel Etwas das auf den ersten Blick unvernünftig ist, kann aufgrund eines Zusammenstoßes mehrere Maxime plötzlich in gewisser Weise vernünftig sein; Bei Hegel geht es nicht um ein sollen, sondern um eine Selbstbewegung des Geistes die sich durch Maxime ausdrückt. Gute Maxime machen evtl. etwas Schlechtes, was aber gleichzeitig der Ausgangspunkt einer neuen Chance von Vernunft sein kann. Logik der Institutionen = Aus dem Widerspruch der Maxime (= Bewegung des Geistes) Bsp. Mit Steuern finanzierte Punkerhütten in Wien; die Punker machen lärm und sorgen für Unruhe. Gleichzeit ist es aber gut sie von der Straße zu nehmen. Das Punk-Sein ist eine Zwischenstation im Leben und später üben diese Menschen einen ordentlichen Beruf aus. DER STAAT Der Staat ist das, was sich im Prozess der Weltgeschichte seine Wirklichkeit gibt; ist die Wirksamkeit der konkreten Freiheit. Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit. Fortschritt hat Philosoph in seiner ständigen Notwendigkeit zu erkennen. Die Philosophie will die Vernunft in der Wirklichkeit begreifen. zB Was spielt sich derzeit in Krise ab? Krise ist Bedingung des Aufschwungs. Durch Krise werden Lager geleert sorgt für neue Nachfrage Griechische Krise ist Ausgangspunkt einer neuen Etappe der griechischen Vernunft. Sie gehen durch Phase der Entfremdung. Vernunft muss helfen den früheren Zustand wieder zu gewinnen in dem sie dem Bewusstsein den Begriff dazu liefert. Staat = Wirklichkeit der sittlichen Idee allgemeines vernünftiges Wollen Sitten Wenn Hegel von Sitten spricht, meint er keine politisch eingeführten Sitten, sondern bereits wirklich vorhandene Traditionen und Gewohnheiten. Das was gerade üblich ist; was allgemein anerkannt ist. Hegel will mit seiner Rechtsphilosophie einen sittlichen Staat wie bei Platon und Aristoteles rekonstruieren, unter Berücksichtigung der neuen Gesellschaft. Unter der Tatsache, dass alles sehr kompliziert ist, viel komplizierter als unter Platon und Aristoteles, die nur einen Begriff von Stadtstaaten hatten. Seite 63 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Naturzustand Hegel beginnt nicht in einem Naturzustand, sondern bereits in einem sittlichen Zustand. Eine Verfassung, die dem Menschen Recht einräumt ist immer schon vorhanden; die hat jede Gesellschaft. Manche sind mehr ausgereift, manche weniger. Selbstbewusstsein: Die Vereinigung des Einzelwillens und des allgemeinen Sollens zu einem substanziellen Willen. Der Einzelne kann Durchdringung zur Sittlichkeit allein nicht erreichen. Er muss sein subjektives Selbst auf die Substanz des Ganzen stellen. Die Spitze dieser allgemeinen Vernunft liegt im Monarchen. Der Monarch ist deshalb vernünftig, weil der durch die Geschichte via Geburt gerechtfertigt wird. Die Erbmonarchie ist der unmittelbar natürliche Willensausdruck des Staates sich in einem Individuum zu artikulieren. Der Staat braucht eine konkrete Objektivität des Willens. Die Persönlichkeit des Staates; die Gewissheit seiner Selbst. Der Revolutionär agiert als wirklicher Wille ist eine Anmaßung, da er nicht der allgemeine Wille ist. Die Einheit von Vernunft und Freiheit findet sich im Willen des Monarchen als der alles anhaltende, beschließende Wille des Staates. Konkrete Freiheit des Staates in der jeder Staatsbürger eingeschlossen ist. Der Einzelne kann sich im Staat nur wiederfinden, wenn er ihn aus historischer Perspektive betrachtet. Im Staat soll ein gemeinsames Leben möglich sein, in dem jeder seine Identität findet. Hegel sieht vor, das man seine Zugehörigkeit zu einem Stand frei wählen kann. Der Staat soll ein gemeinsames Leben konstituieren, in dem alle Identität finden. Dann kann man Sittlichkeit verwirklichen. Daher müssen die Menschen den Staat als mehr betrachten als eine Notwendigkeit, um private Interessen zur Übereinkunft zu bringen. Revolutionen Die Anfänge der Industriellen Revolution in England, dem damals modernsten Land der Zeit, sind in den 1780er Jahren zu beobachten. Der Übergang von Manufaktur zu Industrie interessiert im Detail nicht, sondern nur die grundlegende Entwicklung. Für Hegel wird die französische Revolution ein grundlegender Bestandteil seiner praktischen Philosophie, für seine Auseinandersetzung mit Politik. Die französische Revolution hat ihre langfristige und strukturelle Ursache (zusammenfassend) in einer Schwäche für die französischen Monarchie. Diese Schwäche, die der Revolution voraus ging, war die einer steigenden Verschuldung. Im 18. Jahrhundert hat die Wirtschaft wie nie zuvor floriert, aber der Staat ist arm geblieben. Ohne eine Steuerreform konnte der Staat seinen Aufgaben nicht mehr gerecht werden. Es gab privilegierte Stände, die fast keine Steuern zahlten (Adel und Klerus). Der Staat wurde ausschließlich durch das Bürgertum, welches Handel und Gewerbe betrieben hat, finanziert. 85% der Menschen lebten auf dem Land und hatten keinen Einfluss auf das öffentliche Leben, mussten aber dreifache Abgaben entrichten: An den Staat, an die Kirche und die unmittelbaren Grund- und Gerichtsherren. Seite 64 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) In dem Augenblick, wo Widerspruch sichtbar wird, kommt Situation dass Weltgeschichte etwas Unglückliches ist. Stufengang der Entwicklung Der wahre Fortschritt stellt sich dem Dialektiker im Rücken der Intentionen der Akteure her. Was wirklich den Fortschritt bedeutet, geht hinter dem Rücken. Davon wissen wir als Akteure nichts. „Eule der Minerva beginnt erst nach Dämmerung ihren Flug.“ man versteht erst danach; zB erst nach der Scheidung versteht man, was in der Scheidung falsch gelaufen ist. Seite 65 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Karl Marx MARXISMUS Karl Marx + Friedrich Engels KARL MARX 1883 gestorben Probleme des Marxismus: Sein Kollege Friedrich Engels hat seine Texte umgeschrieben/verfälscht, in einer Art und Weise wie Marx es nie gesagt hätte Er ist nie auf den Punkt gekommen; immer abgewichen; War Hegelianer; durch grotesken Ausspruch dass das Wirkliche vernünftig ist; Ihm wird klar, dass die Versöhnung des Bewusstseins mit der Wirklichkeit wie Hegel es sich vorstellt nicht gelungen ist. 11. These der Feuerbachthesen von Karl Marx: „Die Philosophen haben die Welt verschieden interpretiert. Es kömmt aber darauf an, sie zu verändern. „ Es geht nicht mehr darum, die Welt zu analysieren, sondern darum, die Welt zu verändern. Man muss den Blick auf die Philosophie verändern. = Materielle Basis o Produktionsverhältnisse unter welchen Bedingungen produziert wird o Produktionskräfte Produktionsmittel (Maschinen) und Menschen mit ihren Erfahrungen Hat damals den Hegel’schen Entfremdungsbegriff aufgegriffen; hat mit der industriellen Produktion verbunden; Es fand eine Trennung statt: Bsp. Locke: Schnitzerei – mein Werk von meiner Hand VS Commercial Society Arbeitsteilung Entfremdung von Produkt Produkt ist eine Ware, die zu möglichst niedrigem Preis herauskommt = Marx’ berühmter Traum einer Gesellschaft, in der jeder das tun kann was er will. zB malen ohne Maler zu sein; fischen ohne Fischer zu sein; etc Arbeit intendiert15 nicht ein Produkt, sondern eine Ware. große Veränderung im sozialen Kommunikationsprozess Ein Handwerker oder Architekt konnte sagen, dass es sein Werk ist. zB Heute: Mein Biobauer, der 1x wöchentlich sein eigenes Gemüse liefert 15 intendieren = die Aufmerksamkeit auf etwas richten; etwas vorhaben; Seite 66 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Der Arbeiter fühlte sich damals nicht mehr glücklich. Die Arbeit geschieht unter Zwang. Leben wird zum Lebensmittel. Entfremdung von Produkt wird zur Entfremdung von sich selbst und seinen Mitmenschen. Alles wird uns zum Mittel. Bsp. Man geht nicht in VO aus Interesse, sondern um die Prüfung zu machen universelle Durchdringung von Mittelrelation Der Mensch wird zur Ware, da er sich diversen Institutionen, Normen und Einrichtungen fügt. zB man zieht sich anders an wenn man in Kirche geht, auf Uni geht, in Club geht, zum Bewerbungsgespräch, etc Meine Meinung: früher war man viel weniger frei als heute; Man war Schmied weil Vater Schmied war und nicht aus Interesse. – Marx redet absoluten scheiß. Früher entfremdete man sich viel mehr als heute; zB „Das Hobby zum Beruf machen“ das gab es früher nicht Friedrich Engels Aufhebung des Privateigentums ist Aufhebung der Entfremdung Buch: „Vom Proudhon“ Eigentum ist Diebstahl, weil es die anderen ausschließt von seinem Nutzen. Religionskritik Beleg für intellektuelle Rückständigkeit Deutschlands Beleg dafür, dass Kant’s Lösung, dass es keinen Beweis für oder gegen Existenz Gottes gibt Glaube ist noch ein einzelmenschliches, psychologischen Phänomen. Wir erhöhen uns in Gott Marx: Religion ist ein sozialpathologisches16 Phänomen „Das Selbstbewusstsein und Selbstgefühl des Menschen, der sich entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Das verkehrte Selbstbewusstsein eines Wesen, das in einer verkehrten Welt lebt“ Ein getarnter Prozess gegen das wirkliche Leben. Die Religion lebt vom falschen, irdischen Leben. Es ist ein Trost um das Diesseits zu ertragen. Der Himmel ist eine Ideologie. 2 Seiten des Falschen: Warenprinzip mit seiner Entfremdung Religiöses Prinzip Marx kritisiert das Irdische. Im Gegensatz zu Rousseau und Hobbes in der Frage des Naturzustandes. Eine höhere Beherrschung der Natur würde die Religion zurückdrängen. 16 Sozialpathologisch = abweichendes Verhalten; Verhaltensweisen, die mit geltenden Normen und Werten nicht übereinstimmen. Seite 67 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Marx wirft Hegel vor, dass er die Maxime zum Subjekt macht. Dass er sein Denken nicht aus dem Gegenstand entwickelt. Bsp Afrika aus den Intentionen der Leute entwickelt und nicht aus der realen Situation Afrikas. Marx’s Vorwurf, dass seine Staatsphilosophie eine ist, in der die Bedingung zum bedingten, das bestimmende zum Bestimmten wird. Die Idee (die Maxime) wird der Ausgangspunkt. Marx erkennt, dass sich bei einigen Reichtum anhäuft, während andere verarmen. das kritisiert er an Hegel; die Hegel’sche Theorie stellt nur ein vorgestelltes harmonisches Verhältnis der Individuen dar, während die Wirklichkeit Klassenkampf und Ausbeutung bedeutet. Marx hat daraus neuen kategorischer Imperativ gewonnen: Mensch soll das höchste Menschwesen für den Menschen sein. Es gilt alle Verhältnisse aufzuheben, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes und verächtliches Wesen ist. Ist nicht Hegelianisch, weil es ein SOLLEN ist. Ideen, Institutionen, Moral, Gesetze, Dichtung, Maulerei, Staatsapparat – alles das entspricht dem jeweiligen Stand der Produktivkräfte. Das ist die materielle Basis. Nicht das Bewusstsein der Menschen das ihr Sein bestimmt, sondern ihr jeweiliges, gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Es gibt eine ökonomische Basis und einen Überbau. Entfremdung Die Arbeitsteilung führt dazu, dass der Mensch immer unwürdigere Arbeit übernimmt, immer weniger wirklich Produzent der Dinge ist, sondern nur noch Teile von Dingen produziert und keinen Bezug mehr hat zu den Waren die er herstellt. Er verliert den Bezug dazu, was es ausmacht ein Mensch zu sein, nämlich Dinge herzustellen oder andere Aktivitäten zu unternehmen. Er ist nur noch in seiner Freizeit bei sich. Marx und Hegel nennen das „Entfremdung“. Bei Hegel ist es das Ausscheiden aus dem sittlichen Ganzen, bei Marx ein Zustand aus der Veränderung einer soziologisch erfassbaren Gesellschaftsstruktur. Marx stellt fest, dass beide Klassen entfremdet sind, weil Arbeitsteilung so weit fortschreitet weil die Bedürfnisse so groß und so vielseitig sind. Die Bourgeoisie fühlt sich über die Entfremdung wohl, da sie über den Konsum Bestätigung findet. das Proletariat fühlt sich nicht sehr wohl. Das Eigentum am Produktionsmittel verschafft einen privilegierten Zustand zur Entfremdung und daher kein Interesse daran, den Zustand zu ändern. Bsp. Henry Ford Arbeiter ist gleichzeitig Konsument. Er gibt seinen Arbeitern höhere Löhne, dafür kaufen sie auch dann seine Autos. Diese Gesellschaft ist anders. Die Produktivkräfte sind das Fließband, die Maschinen, Dampfmaschine etc Seite 68 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Diese Produktivkräfte unterliegen Produktionsverhältnissen. Bei Fordismus sind Produktionsverhältnisse auf Eigentum orientiert. Bei ITs sind Produktionsverhältnisse diffus Marx: Situation, in der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse kollidieren Trusts werden immer größer Eigentum wird unüberblickbar Eigentumshülle ist nicht mehr im Stande Produktivkräfte zu bewältigen und platzt in einem revolutionären Akt Revolution der Manager, die die Eigentümer enteignet haben und jetzt Träger der Privilegien sind. Die Geschichte bei Marx ist eine der Klassenkämpfe. Unterschiede innerhalb der Gesellschaft entwickeln die Gesellschaft weiter. Revolutionen entstehen durch Widerspruch der Produktionsverhältnisse und Produktivkräfte wenn großer Widerspruch gegeneinander, dann ist Revolution notwendig Die Klasse, die die revolutionäre Klasse ist, ist die Arbeiterklasse; emanzipiert die gesamte Gesellschaft. Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse bilden den materiellen Hinterbau. Der formt den Überbau. Der Arbeiterklasse geht es so schlecht, dass sie bei Strafe des Untergangs die Revolution ziehen muss. So soll es sein und so wird es sein, wegen der Strafe des Untergangs und weil wir uns einmischen. Wir mischen uns ein weil wir vernünftig sind. Der Kampf der Klassen ist das gesellschaftlich bestimmende Prinzip. Bestimmte Gesellschaftsgruppen sind einander Wolf. Die Gesellschaftsgruppen haben unterschiedliche Interessen und kämpfen daher gegeneinander. Das ist das Bewegungsgesetz der Geschichte Marx’s. Das Kriterium der Klassen ist die Position zu den Produktionsmitteln Bourgeoise (Kapitalbesitzende Fabrikanten) Arbeiter (Grundklassen) Aristokratie, Bürokratie, Bauern (Zwischenklassen) Diese Klassen haben 1848 revoltiert. Idee vom Klassenkampf gemeinschaftliche Gruppen sind gegeneinander Wolf Der Klassenkampf bei Marx ist eine Notwendigkeit und kein SOLLEN wie bei Hegel. Mehrwert Selbstbewusstsein der Arbeiter, dass sie einen Mehrwert schaffen. G W G’ Geld Ware mehr Geld Es geht um den Faktor Arbeit der einen Mehrwert ausmacht, aus dem Profit wird. Seite 69 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Alexis de Tocqueville 1805-1859 Kommt aus einer alten Familie; nomadische Adelfamilie War Richter in Versailles Wurde überrascht von Revolution 1830 Idee ist, dass es nur eine Revolution gibt, die französische Revolution17 von 1789; die geht permanent durch die Geschichte; erreicht die ganze Welt; keine Differenzierung verschiedener Revolutionen; permanente Revolution o Neue Produktivkräfte haben eine unaufhaltbare Dynamik ausgelöst o Neues Verhältnis: Lohnarbeit und Kapital o Neue technische und finanztechnische Kräfte o Aufstieg Einzelner Bsp. Nordafrika – immerwährendes Einholen von 1789 Hat Revolution verbunden mit Bildung einer Mittelklasse Ist nach Amerika gereist und hat Staaten im Aufstieg beobachtet Dort hat er volldemokratische Gesellschaft konstatiert Phänomen der Gleichheit; Reist zurück und verfasst Klassiker über Demokratie in Amerika – „Demokratie und Verfassung in Amerika“ Er selbst sieht sich als Aristokrat, was für ihn mit Demokratie kompatibel ist Seine Definition von Demokratie: Eine Gesellschaft, in der alle das Gesetz lieben, weil sie es als ihr Werk betrachten Machtbefugnis der Regierung wird als notwendig angsehen Da sich jeder seine Rechte und deren Erhaltung gesichert hat, entsteht ein starkes gegenseitiges Vertrauen und Entgegenkommen Um die Vorteile der Gesellschaft genießen zu können, muss man sich ihren Verpflichtungen unterziehen Frage – Was passiert mit menschlicher Freiheit im demokratischen Zustand der Gleichheit? Er arbeitet in seinem Buch mit empirischem Material. Schreibt über Amerika; über Verfassung, Institutionen, Parteien, Pressefreiheit, Beamtengehälter, Verhältnis der 3 Rassen (Stellung der schwarzen Rasse und die Gefahren die sie für die weißen darstellen). Buch endet mit Prognose: das wird ein Land (Amerika) mit über 150 Mill. Menschen die gleich sind; gleiche Sprache sprechen, gleiche Religion, gleiche Familienstruktur, Bildung, Denken, etc Demokratie kann sich nur im Ausgleich von Freiheit und Gleichheit vollziehen. Abschaffung der ständischen Privilegien; Kampf des Bürgertums gegen den Adel 17 Französische Revolution: Abschaffung des damaligen feudalabsolutistischen Ständestaats; Kampf für bürgerliche Freiheitsrechte; Schaffung einer konstitutionellen Monarchie; Volksinitiativen für soziale Freiheit; Seite 70 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Prozess einer vereinheitlichten Gesellschaft, in der die Gleichheit nicht als Postulat18, sondern als Prozess sich durchsetzt. Prinzip hat auch seine Gefährlichkeit – Nicht Gleichheit der Demokratie ist gefährlich, sondern die straffe Zentralisierung der Verwaltung, die die Initiative des Einzelnen lähmt. Das Herstellen der Gleichheit, das Absichern, erfordert einen Apparat. Dieser Apparat birgt eine große Gefahr, nämlich den Konformismus. Die gleichen und einander ähnlichen Bürger liefern sich der größeren Zahl aus. Es werden kollektive Ideale geschaffen. Er hat die Gefahr hervorgehoben, dass man ausgegrenzt wird, man zum Sonderling wird etc Wenn alle das gleiche denken, dann wollen sie das gleiche und es wird monoton. Zum anderen ist auch ein Förderungsapparat notwenig, wie beispielsweise in der Schule. Kritik von Freerk Huisken: In der Schule werden Heranwachsende zu Konkurrenzsubjekten erzogen. Leistung and Anstrengung führen zum Erfolg; alle Schüler müssen gleichen Stoff in gleicher Zeit lernen; es geht um individuelle Leistung im Verhältnis zur Leistung der gesamten Klasse; Tocqueville beobachtet Gemeinschaften. Von Familien bis länderübergreifende Assoziationen. Wie sich in Gemeinschaften der Einzelne von der Gesellschaft entfernt. Politische Bewegung der Kommunitaristen19 Es entsteht ein Konformismus-Ideal. Die Gesellschaften konkurrieren; keine will, dass die andere herrscht. – Es kommt zu Zentralgewalten, die gefährlich sind. Die Mischung aus Konformismus und Konkurrenz produziert den Leviathan, der die Gestaltung der Sozialordnung und die Versorgung der Gesellschaft übernimmt. Die Kommunitaristen setzen auf kreative Gestaltungskraft der Gemeinschaften als einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Jeder ist für sich selbst verantwortlich – dann Verantwortung der Familien – dann Verantwortung der Gemeinschaft zB Einwanderer sind eine Gemeinschaft; erfolgreicher Einwanderer soll sich um neue Einwanderer kümmern. Erst wenn Gemeinschaft versagt, ist Gemeinschaft der Gemeinschaften zuständig. Kommunitaristen fordern einen Stopp für den Staat und eine Selbsterledigung der Dinge. Bsp. Seattle (Zeit vor Defibrillator) – an bestimmten Tagen des Jahres ist Herzinfarktrate hoch; Reanimationswägen zu teuer, aber man kann Leute auch nicht sterben lassen Gemeinschaft hat den dritten Weg gefunden: Leute haben gelernt zu reanimieren = gutes Beispiel dafür, dass es weder herzlose Lösung ist (es ist zu teuer), noch die wirtschaftlich unvernünftige Lösung (teuere Reanimationswägen kaufen); Sondern wir erzielen den Erfolg und es gibt eine Verantwortlichkeit der Gemeinschaft und Staat setzt erst dann ein, wenn das nicht mehr möglich ist. Staat beugt sich dem Konformismus und wird immer stärker. Es gibt eine Ambivalenz im Menschen: den Wunsch nach Freiheit und Führung Die ist dafür verantwortlich, dass es eine permanente Gefahr eines Umsturzes in eine vollkommene Diktatur gibt. 18 Postulat = Lehrsatz, Voraussetzung Kommunitarismus = Weltanschauung, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung und die soziale Rolle der Familie betont. 19 Seite 71 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Gleichheit wird leidenschaftlicher und beharrlicher geliebt als die Freiheit. Die Freiheit ist aber tiefer verankert. Gleichheit ist etwas Verständlicheres; leichter greifbar; was man eher sieht und spürt; Bsp. Boss VS H&M – man sieht, dass der eine Billigscheiß trägt Wunsch nach Freiheit wird viel artikuliert, aber ist oft eine Parole hinter der sich materielle Unzufriedenheit verbirgt. Ihm ist eine Welt denkbar, in der es dominierende Gleichheit gibt, aber keine Freiheit. Er apokalyptisiert es weiter, dass es eine Welt gibt in der die Gleichheit dominiert und die Freiheit verschwunden ist. In dieser Welt sinkt alles herunter. Tocquville will die Freiheit als kostbares Gut retten. Tocqueville setzt auf Erziehung, während heutige Anhänger mehr darauf setzen die Gemeinschaft nicht als einen Ort zu gebrauchen, wo Konformismus entsteht; sondern als einen Ort wo man gemeinsam sich die Freiheit vor dem Staat sichert. Bsp. Seattle man spart sich auch Steuereingriff durch Staat Hoher Anspruch wird an Bürger gestellt; These ist, dass Schwäche und Moral der Bürger den Leviathan stärkt. Seite 72 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) John Stuart Mill 1806-73 Hat Tocqueville eher kritisch rezensiert Gesamtwerk ambivalent gesehen hat Furcht vor rascher Unterwerfung geteilt Angst vor Stillstand Für Mill bedrohlich = Ungeheuerliche Größe der Masse die alles erdrückt Vertreter der moralischen Situation des Utilitarismus Utilitarismus = Frage – nützt eine Handlung bei der Beförderung des größtmöglichen Glücks der größtmöglichen Zahl? Problem: Minderheiten haben das Nachsehen Im Gegensatz zum kategorischen Imperativ von Kant, ist der Utilitarismus pragmatisch20 und praxisbezogen. Basiert nicht auf Grundsätzen. Der kategorische Imperativ gibt einen begrenzten Handlungsspielraum vor. Kant schließt auch die Minderheiten ein. Jeder Mensch ist selbst Zweck für sich und kann nicht nur als Mittel gebraucht werden; bei Utilitarismus können Minderheiten aber als Mittel gebraucht werden Flow macht uns Glücklich Flow = Gefühl einer leichten Überforderung, die wir positiv meistern; so lange wir das haben geht es uns gut; David Halpern – Glücksbeauftragter; Schema aufgestellt von Gesundheit, mäßigem materiellen Wohlstand, Freundschaft,. Gesicherte soziale Verhältnisse oft die eigenartigsten Länder aufgelistet, die angeblich die glücklichsten sind Glücksbegriff dieser Formel ist fragwürdig Glückdefinition, die für einen liberalen Theoretiker möglicherweise freiheitseinschränkend aus dem Mainstream kommt Den Minderheiten wird das Recht abgesprochen. Bsp Organspenden – Eine große Zahl an Menschen, nämlich die, die Organe bekommen, werden glücklich. Gleichzeitig erschwert man den Eltern die Trauerarbeit größtmögliches Glück kann großes Unglück produzieren Utilitarismus begreift Handeln als eine Art Investment und den Nutzen als Produkt / Profit. 20 pragmatisch in diesem Sinne = sachlich; auf Nützlichkeit ausgerichtet Seite 73 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Mill’s Gattin: Taylor – On the Subjection of Women Ab wann hat man Frauen als politische Subjekte wahrgenommen? Frauen hatten bei Kant noch kein bürgerliches Mitspracherecht. Im 19. bis Anfang 20. Jhd gab es eine eingeschränkte Gleichberechtigung der arbeitenden Frau im Bauerntum. Die erste „Gleichberechtigung“ war bei der Industriearbeiterin, die zwar schlechter bezahlt wurde als der Mann, aber formal gesehen gleichgestellt war. Man nimmt allgemein an, dass die feministische Bewegung eine Folge der Revolution ist. Olymp de Gourges Feministin in franz. Revolution; wurde geköpft; Daumier Charikaturist – immer Frau mit Hosen an Mill versucht Kombination von sozialen und politischen Fragen. Er kombiniert den Glauben an die Demokratie mit einer Angst vor der Bedrohung durch die Gleichheit. Einerseits Arbeiterklasse darf nicht verhungern Andererseits ist Eigentum nicht heilig man braucht geistigen Aufschwung der zu sozialen Regeneration führt Buch: „On Liberty“ Freiheit ist nicht ein erkenntnistheoretisches Problem, sondern ein sozialethischen und politisches Problem. Die Freiheit vom Staat ist für Mill in gewisser Weise durch die Gewaltenteilung selbstverständlich. Grundanliegen: Fixierung der Grenzen der Macht (nicht der Staat), die die Gesellschaft über das Individuum auswiegen darf Es gibt eine Tyrannei der Mehrheit die sich über dem Konsens herstellt. Muss nicht der Staat sein. Staat war damals eher Nachtwächterstaat21; kaum Steuern gegeben, kaum soziale Regulierungen, geringes Ausmaß an öffentlicher Gewalt. Es gab eine sehr starke gesellschaftliche Selbstregulierung. Da setzt Mill ein, wie die meisten liberalen mit der Idee von Fortschritt durch die gestaltende Kraft der Vernunft. Aus Vielzahl der Einzelinteressen soll sich zum Vorteil aller die Harmonie der Gesamtheit ergeben. das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl Am Anfang der Industrialisierung ist ein gigantisches Elend entstanden. Bauern waren zwar de facto befreit, nur die Landwirtschaft hat nichts mehr eingebracht wegen der ersten Industrialisierungen und sie sind in ein zeitweiliges Elend getrieben worden, aus dem die englische Arbeiterklasse entstanden ist. Idee einer Schwarm-Intelligenz des Marktes, in dem Staatseingriffe schädlich sind. Staat handelt immer als Einzelner; dieses Handeln ist nicht das Allgemeine, sondern nur Gruppeninteresse; Wenn der Staat handelt, handelt nicht eine neutrale Instanz, sondern zB ein Gewerkschaftsfunktionär, oder Funktionär des Wirtschaftsbundes als der zentrale Akteur. 21 Nachtwächterstaat = Ein Staat, der ausschließlich für den Schutz der persönlichen Freiheit und des Eigentums zuständig ist. Seite 74 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Der Staat kann Gesetze der Marktkonkurrenz nicht aushebeln. Regeln von Wert, Preis, Profit, Rente leiten den Markt unabänderlich. Unabhängig von der Einschätzung der Teilnehmer und unabhängig von den Menschenrechten. Vom Marktstandpunkt ist die Einschätzung des Teilnehmers am Arbeitsmarkt irrelevant. Es gibt kein Menschenrecht, dass jemand mit einer bestimmten Ausbildung ein bestimmter Job zusteht. Konkurrenz ist gut, sie liefert die narzisstische Dynamik. Der Sieg der Freiheit im Wirtschaftsleben begünstigt eine generelle Freiheitsstimmung. Die Gleichzeitigkeit einer Arbeiterklasse, die verhungert, verschmutzt etc, wird damit irrelevant.Ursache dieses geringen Lebensniveaus war das ungeheure Angebot an ungelernten Arbeitskräften und die niedrige Produktivität dieser Leute. Hat sich im Fordismus geändert. System: Leute gut ausbilden und gleichzeitig gut zu bezahlen. Arbeitnehmer als Kunden Durch Prinzip des Fließbands viel höhere Wertschöpfung der Arbeiter. Mill hat auch liberale Freiheit und liberale Gelcihheit als ein Spannungsverhältnis gesehen. Die Arbeiter die durch Industrialismus die Mehrheit der Bevölkeerung wurden, wollen die Herrschaft der Mehrheit. Sind die, die tagaus und tagein immer dasselbe machen wirklich auch so entscheidungsfähig wie die anderen? Frage der Kompetenz; zählt wirklich jede Stimme gleich? Mill ist ungeheuer optimistisch gegenüber dem industriellen Prinzip; Ist durch wachsende Bildungschancen möglich. Negative Folge: alle lesen das gleiche Der Exzentriker wird auf einmal ausgegrenzt Gegen die Folge, dass Dissenting Opinion auf einmal keine gesellschaftliche Dignität mehr hat. Die Gesellschaft darf gerade weil es diesen Hang zum Konformismus gibt nur aus Selbstschutz in Handlungsfreiheit des Einzelnen eingreifen. Individuum ist nicht rechenschaftspflichtig für Handlungen die nur sein Interesse betreffen. Sondern nur für solche die für andere schädlich sind. Distinktion ist von Anfang an bestritten worden. Alle Handlungen können schädlich sein. Prinzip = HARM PRINZIP Aus Selbstschutz darf die Gesellschaft in die Handlungsfreiheit des Einzelnen eingreifen. Das Individuum ist nicht rechenschaftspflichtig für Handlungen, die nur sein Interesse betreffen, aber bei solchen, die für andere schädlich sind. Gesellschaft darf nur dann in Handeln des anderen eingreifen, wenn er dem schwachen/unter ihm stehenden einen Schaden zufügt. Frage - Was ist der Schaden??? Bsp. Nicht anschallen Man schadet sich nicht nur selbst; wenn man schweren Unfall hat müssen alle die Krankenhauskosten dafür zahlen Seite 75 von 76 Einführung in die praktische Philosophie (StEOP PP) Bsp. Rauchen Rauchen produziert Lungenkrebs Der kranke verursacht Kosten Passivrauchen – der Raucher schädigt die Menschen um sich = Harmprinzip Bsp. Pornografie – ist noch unklar Ausdruck der persönlichen Freiheit? prinzipielle Herabwürdigung von Frauen und wann? Sex sales – zB geile Frau am Auto; Frage ob das erniedrigend ist? FEMEN Ukrainische Aktivistinnen die überall ihre Brüste herzeigen wo ein Missstand ist!!! Das Übel/Harm sieht man oft auch erst später (vgl. Hegel’sche Eule Minerva) Seite 76 von 76