Praktikumsbericht Crombach

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Bericht über das (sozial-)pädagogische Praktikum
in der „Schatzkiste“
vom 11.-18. Juli 2013
vorgelegt von
Nadine Crombach
LK Erziehungswissenschaft Stufe Q1
Juli 2013
1. Zur Einrichtung
Ich habe mein einwöchiges sozialpädagogisches Praktikum in der evangelischen
Kindertagesstätte „Die Schatzkiste“ in Stürzelberg absolviert, die im Ortskern in der Nähe
von Rhein und Zonser Heide gelegen ist.
Die „Schatzkiste“ besteht aus einem außengelegenen Spielplatz, zwei Gruppenräumen, einer
Küche, einer Turnhalle und zwei Badezimmern, die von 45 Kindern und 5 Mitarbeitern, mit
unterschiedlichen Qualifikationen (vier staatlich geprüfte Erzieherinnen, eine staatlich
geprüfte Kinderpflegerin, eine Märchenerzählerin (Zusatzqualifikation), eine EntspannungsPädagogin
(Zusatzqualifikation)
und
eine
Übungsleiterin
für
Breitensport
mit
Zusatzqualifikation für Bewegungserziehung) genutzt werden.
Unterstützt werden diese dabei durch eine Sprachtherapeutin (einmal pro Woche), einem
Organist (einmal pro Monat) und einem Pfarrer der nahegelegenen evangelischen Kirche.
Die betreuten Kinder, die in zwei Gruppen, die Elefanten- und Mäusegruppe, eingeteilt sind,
sind zwischen zwei und sechs Jahren alt.
Auf der Homepage der Kindertagesstätte sind die Ziele und Konzepte der Einrichtung zu
finden, die sich auch im Umgang mit den Kindern widerspiegeln.
Ein Waldtag, der jede Woche Freitags mit den Kindern durchgeführt wird, hat zum Beispiel
zum Ziel, die Kinder spielerisch ihre Umwelt und Natur entdecken zu lassen und ihnen
beizubringen, diese zu achten und zu schützen, genauso wie ihre eigene Beweglichkeit und
Geschicklichkeit zu fördern.
Außerdem sollen die Kinder ein selbstständiges und selbstbewusstes Handeln erlernen ohne
sich alleingelassen zu fühlen, denn Fragen an die Erzieherinnen werden in jedem Fall ernst
genommen und aufgegriffen. Ebenso Konflikte zwischen den betreuten Kindern werden
durch Hilfsangebote durch die Erzieher versucht zu lösen.
Die Erzieherinnen versuchen durch ihr Verhalten eine Balance zwischen Freiraum und
Grenzen zu schaffen, um so die Kreativität der Kinder zu fördern.
Da es sich bei der „Schatzkiste“ um eine evangelische Kindertagesstätte handelt, vermitteln
die Erzieherinnen mit der Unterstützung der nahegelegenen evangelischen Kirche den
christlichen Glauben (zum Beispiel durch das Singen christlicher Lieder).
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2. Zum Praktikum
In meinem Praktikum in der Kindertagesstätte wurde ich der Mäusegruppe, die circa 25
Kinder betreut, zugeteilt. Da es in dem Zeitraum jedoch sehr warm war und die
Erzieherinnen die meiste Zeit draußen mit den Kindern verbracht haben, hatte ich die
Möglichkeit mich mit allen 45 Kindern beschäftigen zu können. Lediglich morgens vor,
während und nach dem Frühstück befanden sich die Kinder in ihren Gruppen, in denen
gefrühstückt, gesungen, geplant und (wie in meiner Anwesenheit mitbekommen) auch
Geburtstage der Kinder gefeiert wurden.
Außer der täglichen Beschäftigung der Kinder auf dem außengelegenen Spielplatz konnte
ich zusätzlich einen Ausflug in ein Freilichttheater und den einmal pro Woche
durchgeführten Waldtag in die Zonser Heide miterleben, durch die ich einen vielseitigeren
Einblick auf das Verhalten der Kinder und Erzieherinnen bekommen konnte.
Jedoch konnte ich auch besondere Ereignisse der Kinder innerhalb der Kindertagesstätte
beobachten, wie ein von den Kindern selbst dargestelltes Theaterstück, oder das gemeinsame
monatliche Singen mit einem Organisten.
Durch das abwechselnde Beobachten des alltäglichen Alltags in der „Schatzkiste“ ebenso
wie die besonderen oder einmaligen Aktivitäten konnte ich einige Besonderheiten feststellen,
die ich im Folgenden kurz erläutern möchte.
Im Umgang der Erzieherinnen mit den zu betreuenden Kindern konnte festgestellt werden,
wie die Betreuer mit nicht erwünschtem Verhalten umgehen. Wenn ein Kind dieses zeigt,
wird es nach mehrmaligem Ermahnen zur Seite genommen, darf für eine bestimmte Zeit
nicht mehr mit den anderen Kindern spielen, oder ähnliches. Wichtig ist dabei, dass die
Erzieherinnen sich zu dem Kind setzen und es selbst reflektieren lassen, in dem sie es fragen,
ob es weiß, warum es die Strafe bekommen hat. So werden sich die Kinder bewusst, was sie
falsch gemacht haben und was die Konsequenzen daraus sind. Dieses Verhalten der
Betreuerinnen soll dafür sorgen, dass unerwünschtes Verhalten der Kinder seltener auftritt.
Eine andere Besonderheit konnte beobachtet werden, als sich zwei Kinder gestritten haben.
Üblicherweise wenden sich die Kinder in Streitsituationen sofort an die Betreuerinnen, die
die den Streit klären sollen. Jedoch ist es den Betreuenden in der „Schatzkiste“ besonders
wichtig, dass die Kinder Unstimmigkeiten selbst beseitigen, sodass nur in ausweglosen
Situationen die Erzieherinnen eingreifen müssen. Die Kinder werden also durch die
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Erzieherinnen zu einer Schlichtung herangeführt, das eigentliche Problem soll aber so gut es
geht durch die Kinder selbst gelöst werden.
Es gab jedoch auch Momente in denen sich, vorwiegend jüngere Kindergartenkinder,
komplett abgekapselt und dies in Form von Verweigerung jeglicher Anweisungen der
Erzieherinnen zum Ausdruck gebracht haben. Passierte dies, so haben die Erzieherinnen
nicht versucht das Kind mit ewigem Überreden oder sogar mit „Gewalt“ dazu zu bringen
etwas zu tun. Sie haben ihn lediglich in Ruhe gelassen und gewartet bis sich das Kind von
selbst beruhigt hat und wieder von alleine am Geschehen der Kindergartengruppe
teilnehmen wollte. Diese Methode soll bewirken, dass sich das Kind nicht unter Druck
gesetzt und eingeengt fühlt, denn das bringt laut den Erzieherinnen nicht das gewünschte
Ergebnis.
Die Eigenständigkeit der Kinder wird in der von mir beobachteten Kindertagesstätte sehr
gefördert, indem den Kindern nur dann bei alltäglichen Aufgaben (z.B. Jacke anziehen,
Schuhe zumachen etc.) geholfen wird, wenn sie aufgrund ihres Alters dazu noch nicht in der
Lage sind. Denn Kinder neigen dazu Aufgaben an die Erzieher oder auch an ihre Eltern
übertragen zu wollen, obwohl sie diese selbst bewältigen könnten. Kommen die Erzieher
oder Eltern diesen Bitten immer nach, weil es dadurch vielleicht schneller geht, so behindern
sie das „selbstständig werden“ der Kinder.
Eine letzte Besonderheit die mir aufgefallen ist, ist der Unterschied im Spielverhalten der
verschiedenen Altersgruppen (von 2-6 Jahren). Während die jüngeren Kinder eher allein
oder mit einer Erzieherin/ Praktikantin spielen, beschäftigen sich die älteren Kinder eher in
kleinen Gruppen ohne die ständige Anwesenheit eines Erwachsenen. Ihnen fällt es außerdem
viel leichter, sich etwas länger mit einem Spiel zu beschäftigen als den kleineren Kindern,
die schon nach ein paar Minuten schnell das Interesse an einer Betätigung verlieren und viel
mehr Abwechslung fordern.
Nun werde ich erläutern, welche Themen in der pädagogischen Arbeit aus Q1.1 und Q1.2 in
meinem Praktikum wiederzuerkennen waren.
Gut anzuwenden waren die Entwicklungstheorien von Piaget und Schäfer, die das Kind als
aktives und neugieriges Wesen sehen, das durch entdeckendes Lernen sein Wissen der Welt
selbsttätig konstruiert. Dabei ist es wichtig, dass die Erzieher das Kind anregen, anspornen
und motivieren, ihm jedoch auch die Freiheit lassen selbstständig zu agieren und durch
dieses Handeln zu lernen.
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In der zweiten Phase seiner kognitiven Entwicklungsstufen (präoperationale Phase: von 2-7
Jahren) bezeichnet Piaget Kinder als naive Realisten, die in dieser Phase ihren
Egozentrismus noch nicht bewältigt haben und nur langsam die Dezentrierung, das heißt das
gleichzeitige Wahrnehmen mehrerer Aspekte, ausbilden.
Mehrere Punkte dieser Theorien waren in meinem Praktikum in der Kindertagesstätte „Die
Schatzkiste“ im Zusammenhang mit dem Verhalten der Erzieher und Kinder zu entdecken.
Genauso wie es die zwei Pädagogen für ratsam halten, sind auch die Erzieherinnen der
Kindertagesstätte darauf bedacht, dass die Kinder eigenständig ihre Umwelt erkundigen und
kennenlernen. Dies war vor allem beim Ausflug in den Wald zu erkennen. Dort konnten sich
die Kinder ohne Vorgaben der Erzieherinnen beschäftigen. Wenn ein Kind jedoch eine Frage
hatte oder eine Anregung brauchte, so halfen die Erzieherinnen ohne dem Kind etwas
vorzugeben oder vorzuschreiben. Das Kind bleibt also wie bei Piaget und Schäfer der
Konstrukteur seines eigenen Weltwissens.
Auch der Egozentrismus der Kinder war in meiner Praktikumszeit gut zu beobachten, denn
die Kinder waren stets nur darauf bedacht, ihre eigenen Bedürfnisse zufrieden zu stellen.
Wenn sie jedoch mit diesem Egoismus einem anderen Kind Weh oder Unrecht getan haben,
bemerkten sie dies nicht und es fiel ihnen schwer sich, im Gespräch mit den Erzieherinnen,
in die Lage des anderen Kindes hinein zu versetzen.
Die langsam verblassende Zentrierung wird in der Beobachtung der verschiedenen
Altersgruppen deutlich. Je jünger das Kind war , desto schwerer fiel es ihm, sich auf mehrere
Aspekte gleichzeitig zu konzentrieren, wie zum Beispiel im Spiel mit mehreren Kindern
erforderlich. War es jedoch älter, so konnte es sich immer mehr Aspekten auf einmal widmen.
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3. Eigene Tätigkeit
Meine Haupttätigkeit in der Kindertagesstätte „Die Schatzkiste“ war die Betreuung und die
Beschäftigung mit den Kindern. Nur so war es mir möglich einen Einblick in das Verhalten
der 2-6-jährigen zu bekommen. Dabei war es den Erzieherinnen wichtig, dass ich die Kinder
nicht nur in ihrem Spiel beobachte, sondern dass ich aktiv daran teilnehme. Für die Kinder
sollte ich kein Erzieher sein, der ihnen etwas vorschreiben kann. Vermehrt sollte ich als
Spielkamerad angesehen werden und mich in Situationen in denen ich mich mit einem
Verhalten eines Kindes überfordert gefühlt habe, an die Erzieherinnen wenden.
Weitere Aufgaben innerhalb meines Praktikums waren das Unterstützen der Erzieherinnen,
wenn es um einfache Aufgaben, wie Spülen oder Fegen, ging.
Bei den zwei miterlebten Ausflügen war es wichtig, darauf zu achten, dass alle Kinder bei
der Gruppe blieben, sich kein Kind absetzt oder sogar verschwindet. Darüber hinaus musste
dafür gesorgt werden, dass die Kinder bei längeren Wanderstrecken motiviert blieben und
sich nicht ablenken ließen.
Natürlich habe ich in meiner Praktikumswoche versucht, mich mit möglichst vielen Kindern
zu beschäftigen und mich dabei nicht auf ein Paar zu beschränken. Jedoch war auffällig, dass
nicht alle Kinder gleich zugänglich waren. Während einige direkt an meinem ersten Tag zu
mir kamen, da ich natürlich jemand Fremdes war, sind manche Kinder bis zum letzten Tag
mir gegenüber sehr schüchtern aufgetreten.
Schwierig war für mich auch, jedem Kind gerecht zu werden, wenn mindestens fünf Kinder
zur gleichen Zeit meine Aufmerksamkeit wollten. Ständig hört man seinen Namen und
versucht alle Kinder zufrieden zu stellen. Diese Schwierigkeit legte sich jedoch nach ein
paar Tagen, da ich irgendwann einschätzen konnte, welche Kinder mehr Aufmerksamkeit
brauchten und welche sich auch gut alleine oder mit Anderen beschäftigen konnten.
Eine andere Belastung war für mich, den Kindern bei kleineren Aufgaben nicht zu helfen,
wenn sie mich darum gebeten haben. Es war sehr schwierig für mich einzuschätzen, was ein
Kind schon kann und wofür es noch Hilfe benötigt. Jedoch versuchte ich konstant zu bleiben
und habe die Kinder versucht zu motivieren, wenn es zum Beispiel um das Anziehen eines
T-Shirts ging. Meistens wurde ich auch in meiner Vermutung bestätigt, dass die Kinder viele
Sachen alleine können, es nur gewohnt sind dass Erwachsene ihnen helfen. Wenn sie eine
Aufgabe jedoch ohne fremde Hilfe geschafft haben, und dafür gelobt wurden, konnte man
-5sehen, wie viel es den Kindern hilft etwas selbst in die Hand zu nehmen und es war zu
erkennen wie stolz sie darauf waren.
Meine Haupterfahrung, die ich aus dieser Praktikumswoche mitnehme ist, dass der Beruf des
Erziehers ein anstrengender ist und dass diese Arbeit ganz schön belastend sein kann, gerade
wenn man es nicht gewohnt ist. Andererseits ist es aber auch ein Job, der einem viel Freude
bringt, denn es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder auch ohne jeglichen materiellen
Besitz (wie im Wald) stundenlang mit sich selbst, mit den anderen Kindern und mit der
Natur beschäftigen können, ohne dass ihnen langweilig wird. Und ich denke auch mir hat es
viel gebracht, denn auch ich konnte mit den Kindern im Wald spielen, ohne dass ich das
Gefühl hatte, mir würde etwas fehlen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir die Woche in der Kindertagesstätte gut gefallen
hat und mir einige Erfahrungen mitgeben konnte. Auch wenn ich später keinen Beruf in
diesem Aufgabenbereich anstrebe war es interessant in den Arbeitsalltag eines Erziehers
„hineinschnuppern“ zu dürfen.
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