Werte und Normen - Begriffsklärung Werte: grundlegende, allgemeine Zielvorstellungen und Leitlinien für menschliches Handeln und soziales Miteinander innerhalb einer Gesellschaft. Werte sind Dinge, die als wünschens- oder erstrebenswert angesehen werden, also Lebensinhalte, Handlungsziele, Sinndeutungen, welche Individuen, eine Gruppe, eine Schicht, oder die ganze Gesellschaft für erstrebenswert halten. Werte sind kulturbezogen und gestaltbar. Bereiche: Materielle (Besitz, Eigentum), soziale (Zusammenhalt, Höflichkeit), geistige (Bildung, Wissen), sittliche (Keuschheit, Treue), religiöse (Glaubensfestigkeit) Normen: Regeln, Maßstäbe, Gesetze, die von einer Institution oder Gruppe zur Verhaltenssteuerung an ihre Mitglieder herangetragen werden. Normen wollen Hilfen für verantwortliches Handeln bieten und die Gewissensentscheidung des Einzelnen erleichtern. Normen ermöglichen erst ein geordnetes Zusammenleben der Menschen. Die Einhaltung der Normen ist verbindlich, wird sanktioniert oder belohnt. Normen liegen in der Regel Werte zugrunde. Normen, die keine echten Werte beinhalten sind aufs kritischste zu hinterfragen! Vorteile: Orientierung: Normen sind Ersatz für die mangelnde Instinktgebundenheit des Menschen. Entlastung: der Mensch wird vom dauernden Reflektieren über „gut“ und „böse“ entlastet Stabilität: Integration des persönlichen Verhaltens in die soziale Gemeinschaft Schutz: z.B. Unverletzlichkeit der Würde jedes Menschen. Nachteile: Einschränkung der persönlichen Freiheit, Zwang zur Einhaltung, Nachlassen der kritischen Reflexionsbereitschaft, Belohnungsdenken. Bereiche: Technik (Deutsche Industrienorm DIN, ISA), Politik (Demokratie), Recht (Gesetze), Religion (Zehn Gebote) Soziale („Knigge“), Ethik (Tötungsverbot), Wirtschaft (Personalführung), Sport (Wettkampfregeln) usw. Kultur: Der Mensch ist von Natur aus ein Kulturwesen, das seine kulturelle Lebensweise erlernen und sich aneignen muss. Die Kultur (lat. cultura, „Bearbeitung“, „Pflege“, „Ackerbau“) ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft. Kultur ist nicht angeboren, sondern anerzogen! Häufig sind mit dem Kulturbegriff moralische Maßstäbe verbunden. Sozialisation: Soziale Systeme sind in ihrer Stabilität stets dadurch gefährdet, dass ihre Mitglieder wechseln, d.h. alte Menschen sterben und neue müssen in die Gesellschaft integriert werden. Durch die Sozialisation, der wir ein Leben lang ausgesetzt sind (diese Prozesse begleiten uns ein Leben lang), werden wir gesellschaftlich handlungsfähig. Es geht also vorrangig um die „Sozialwerdung“ des Menschen. Enkulturation: Enkulturation als Teil der Sozialisierung ist das unbewusste Hineinwachsen in den Kulturkreis. Es geht um das Erlernen kulturspezifischer Inhalte und Techniken (Sprache, Schrift) und Handlungen (Sitten, Rituale). Enkulturation ist die Inbesitznahme von Kultur, sowie die aktive Einflussnahme auf Kultur im Sinne einer kreativen und kritischen Veränderung – um gesellschaftlichen und kulturellen Wandel zu ermöglichen. Personalisation: Der Prozess der Personalisation geht über die Sozialisation und Enkulturation hinaus bzw. schließt sich daran an. Personalisation meint den Prozess, indem das Individuum sich seiner selbst bewusst wird und sich als eigenständige, denkende, urteilende und handelnde Person verstehen lernt. Die Identität ist die Voraussetzung für alles, was sie plant und unternimmt, letztendlich zu ihrem eigenen Nutzen. Nur aufgrund ihrer Identität kann eine Person „mündig“ werden. Personalisation schließt Reflexion mit ein bzw. setzt sie voraus. Das mündige Individuum ist gefordert, die kulturellen Angebote, Werte und Normen kritisch zu hinterfragen und muss entscheiden, inwieweit sie diese annehmen kann, ablehnen muss oder verändern will.