Wachstumspotenzial in Oberösterreich von green

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INFORMATION
zur Pressekonferenz
mit
Landesrat Rudi Anschober
Prof. Dr. Friedrich Schneider,
Energieinstitut an der JKU Linz
25. August 2015
zum Thema
"Grüne Jobs in Oberösterreich - Prognose der
Jobentwicklung 2015 & Untersuchung der JobAuswirkungen der Umwelt- und
Energieförderungen in Oberösterreich durch die
JKU Linz"
Rückfragen-Kontakt:
Mag. a Tina Schmoranz (+43 732) 77 20-12083 oder (+43 664) 600 72-12083
LR Rudi Anschober
Seite 1
"Grüne Jobs in Oberösterreich - Prognose der
Jobentwicklung 2015 & Untersuchung der JobAuswirkungen der Umwelt- und Energieförderungen in
Oberösterreich durch die JKU Linz"
Oberösterreich hat sich in den vergangenen 12 Jahren in vielen Bereichen zu
einer Modellregion der Umweltqualität in Europa entwickelt – Energiewende,
Klimaschutz, Entwicklung der Abfallwirtschaft in Richtung Kreislaufwirtschaft,
Miteinander von Umwelt und Wirtschaft, grüne Jobs – Oberösterreich ist vorne.
Umweltschutz ist in einer Industrieregion ebenso erfolgreich umsetzbar,
vielmehr noch, Umwelttechnologien bieten eine tolle Zukunftschance für den
Wirtschaftsstandort.
Oberösterreich
Kompetenzzentrum
für
grüne
ist
auf
dem
Technologien.
Weg
Schon
zu
jetzt
Europas
zählen
Oberösterreichs Unternehmen aus den Bereichen Biomasseheizkessel oder
Wechselrichter zu den Technologie- und Weltmarktführern.
Oberösterreich
erspart sich durch die Energiewende bereits jährlich über 1 Mrd. Euro an
Energieimporten und 8 Mio. Tonnen CO2-Emissionen. Vor sechs Jahren hat
Landesrat Rudi Anschober 50.000 Ökojobs (incl Handel und Öffentlicher
Verkehr) bis Ende 2015 für Oberösterreich als sehr ambitionierten Richtwert
definiert. Eine aktuelle Untersuchung des Energie-Instituts und Instituts für
Volkswirtschaft an der JKU zeigt, dass dieses Ziel trotz einer globalen
Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten Jahre erreichbar scheint und
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prognostiziert 49.200 Beschäftigte in diesen Bereichen für Ende 2015. Weltweit
steigen die Regionen in Energiewende und Klimaschutz ein - das schafft große
neue Märkte für grüne Technologien auch aus Oberösterreich. So wird alleine
im Bereich der Bioenergie der Bedarf an neuen Green Jobs in Europa mit einer
Million beziffert.
Grüne Jobs
green jobs werden sowohl national als auch international als vielversprechende
Beschäftigungsform
angesehen,
welche
durch
klima-
und
umweltpolitische
Maßnahmen und Regelungen stimuliert werden kann. Somit werden – analog zur
Theorie der doppelten Dividende umweltpolitischer Maßnahmen – mehrere Ziele
(ökologische und ökonomisch) gleichzeitig abgedeckt. Welchen Umfang jedoch
dieses Arbeitsmarktsegment tatsächlich besitzt, welche Berufe erfasst werden und
welche sozioökonomischen Konsequenzen dies impliziert, kann je nach angewandter
Definition unterschiedlich ausgelegt werden. Eine standardisierte Arbeitsdefinition
von green jobs für Institutionen, Regierungen und Wirtschaft ist notwendig, um eine
bessere Arbeitsmarktpolitik zu führen und Veränderungen in der (grünen) Wirtschaft
zu messen bzw. zu vergleichen.
Aktuelle statistische Definition unzureichend
Die aktuelle sogenannte „EGSS“ Definition (Umweltorientierte Produktion und
Dienstleistungen) von Eurostat spart jedenfalls so wichtige Bereiche wie den Handel
mit Umweltprodukten oder auch den öffentlichen Verkehr aus. So werden hierbei nur
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die Technologien, Produkte und Dienstleistungen berücksichtigt, welche den Umweltund Ressourcenschutz als ihr oberstes Produktionsziel haben. Waren und
Dienstleistungen, welche nicht in erster Linie für Umweltzwecke zur Verfügung
gestellt werden, werden durch dieses Konzept nicht erfasst. Produkte, die
hauptsächlich menschliche, technische oder wirtschaftliche Anforderungen für
Gesundheit und Sicherheit erfüllen, sind demnach ausgeschlossen. Aber auch zB
Trinkwasserversorgung oder der Schutz von Naturkatastrophen sind nicht enthalten.
Und auch der öffentliche Verkehr fällt nach dieser Definition heraus, da sein
Hauptzweck nicht im Umweltschutz liegt. 1 Bei „gemischten“ (nicht-spezialisierten)
Unternehmen, welche nicht ausschließlich im Bereich des Umweltschutzes und des
Ressourcenmanagements produzieren, wird jährlich der Umweltanteil an Umsatz
und Beschäftigten telefonisch erhoben. Für eine detaillierte Darstellung der Erhebung
der Anteile von green jobs in den jeweiligen Wirtschaftssektoren sei auf Statistik
Austria (2012) oder die Langfassung der Studie verwiesen.
UNO (UNEP) kritisiert diese Darstellung
Die Organisationen International Labour Organisation (ILO) und United Nations
Environment Programme (UNEP) hinterfragen diesen Ansatz kritisch, da es zwar
viele Technologien, Arbeitsprozesse, Produkte und Dienstleistungen gibt, welche den
ökologischen Fußabdruck verringern können, jedoch der nachhaltig ökologisch
positive Effekt auf die Wirtschaft nur marginal sein kann. 2 Ideal wären somit
1
2
Der Bau von Infrastruktur für die gesamte Elektrizitätswirtschaft wird jedoch sehr wohl erfasst.
Vgl. UNEP et al. (2008).
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wirtschaftliche Aktivitäten, welche einerseits keine Verschmutzung generieren und
andererseits Effizienz mit Ressourcen, Wasser und Energie gewähren. Demnach ist
es für die Einteilung einer Beschäftigung als green job wichtig, dass diese sichtlich
zur Erhaltung bzw. Erneuerung des Ökosystems beisteuert und zukünftige
Umweltschäden hemmt. Dabei handelt es sich laut UNEP et al. (2008) um
Arbeitsplätze in den Bereichen Landwirtschaft, Produktion, Installation und
Instandhaltung, ebenso wie wissenschaftliche, administrative und serviceorientierte
Aktivitäten, die hauptsächlich zur Erhaltung und Stärkung der Umwelt unterstützen,
indem die Nutzung von Energie, Ressourcen und Wasser verringert wird. Im
Vergleich zu den Definitionen der Eurostat werden in UNEP et al. (2008) ebenfalls
soziale Kriterien eingeführt. Dies führt dazu, dass für eine Einstufung einer Arbeit als
green job eine angemessene Entlohnung, ein sicherer Arbeitsplatz, die Wahrung von
ArbeitnehmerInnenrechten und die Möglichkeit zur Organisation von Gewerkschaften
notwendig sind, sodass ebenfalls die Eigenschaften eines decent job erfüllt sind.
green jobs in Oberösterreich
Im Auftrag des Umwelt- und Energieressorts des Landes Oberösterreich haben das
Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz und das Institut für
Volkswirtschaftslehre an der JKU eine Untersuchung zum Status Quo der green jobs
in Oberösterreich durchgeführt. Weiters wurden auch Berechnungen und Prognosen
bis zum Jahr 2020 vorgenommen.
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Unter Berücksichtigung des öffentlichen Verkehrs sowie des Groß- und
Einzelhandels ergab sich im Zeitraum 2008-2011 eine Anzahl an green jobs in
Oberösterreich von ca. 43.500.
Status Quo in Österreich
Laut Statistik Austria ergibt sich für das Jahr 2013 eine vorläufige Anzahl von
Beschäftigten im Bereich der umweltorientierten Produktion und Dienstleistung von
185.122 Beschäftigten bei einem Umsatz von 36,2 Mrd. € (siehe Tabelle 1). Dabei
wurden ca. 36% des Umsatzes (ca. 13,1 Mrd. €) durch etwa 51 % der Beschäftigten
(ca. 95.150 Beschäftigte) durch Umweltschutzaktivitäten erzielt und 64% (ca. 23,1
Mrd. €) des Umsatzes durch das Ressourcenmanagement mit 49 % des
Beschäftigtenniveaus (bzw. 89.970 Beschäftigte) generiert.
Tabelle 1: Umsatz und Beschäftigung in der Umweltwirtschaft und im
Ressourcenmanagement, Österreich, 2008-2013
Umweltumsatz
gesamt
Relativ zum BIP
(nominell)
green jobs gesamt
Einheit
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Mio. €
31.048
30.844
31.618
33.122
36.015
36.301
%
10,6
10,8
10,7
10,7
11,4
11,3
Personen
167.665
169.589
170.192
171.819
180.775
185.122
%
4,6
4,7
4,7
4,7
4,9
5,0
Relativ zur Anzahl
von Erwerbstätigen
Quelle: Statistik Austria
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Status Quo in Oberösterreich
Zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie sind seitens der Statistik Austria Daten
bezüglich
des
Umsatzes
und
der
Beschäftigung
des
Umweltschutzes
/
Ressourcenmanagements auf der Ebene Oberösterreichs nur für den Zeitraum
2008-2011 verfügbar. Die Ergebnisse weisen für Oberösterreich im Jahr 2011 im
Bereich der umweltorientieren Produktion und Dienstleistung einen Umweltumsatz
von 7,7 Mrd. € und ein Beschäftigungsniveau von 34.736 Personen auf. 27 % des
Umsatzes (ca. 2,1 Mrd. €) entfallen auf Umweltschutzaktivitäten, welche mit 48 %
(ca.
16.690
Beschäftigte)
zum
Beschäftigungsniveau
des
Segmentes
Umweltwirtschaft beitragen. Somit wurden 73 % des Umsatzes (ca. 5,6 Mrd. €) von
52 % der Umweltbeschäftigten (ca. 18.100 Beschäftigte) im Ressourcenmanagement
erwirtschaftet.
•
39 % der Umweltbeschäftigten (ca. 13.590 Beschäftigte) waren 2011 im
Dienstleistungsbereich 3 tätig und erzielten dabei 32 % (ca. 2,5 Mrd. €) des
Umweltumsatzes.
•
42 % (ca. 3,3 Mrd. €) des Umsatzes und 38 % der Beschäftigten (ca. 13.190
Personen) betrafen die Herstellung umweltfreundlicher Güter.4
3
Unter verbundenen Dienstleistungen werden solche verstanden, die direkt und ausschließlich dem
Umweltschutz bzw. dem Ressourcenmanagement dienen, z.B. die Installation von Solaranlagen.
Spezielle Umweltdienstleistungen sind „charakteristische“ Tätigkeiten. Ihr eindeutiger Zweck ist der
Umweltschutz bzw. das Ressourcenmanagement, z.B. Abfall- oder Abwasserbeseitigungsdienstleistungen.
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•
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Verbundene Güter5 kamen auf 5 % des Umsatzes (ca. 0,4 Mrd. €) und 5 %
der Beschäftigten (ca. 1.790 Personen).
•
End-of-pipe-Technologien6 erbrachten 5 % (ca. 0,4. Mrd. €) des Umsatzes mit
5 % der Beschäftigten (ca. 1.820 Beschäftigte).
•
Integrierte (saubere) Technologien7 erwirtschafteten 16 % (ca. 1,2 Mrd. €) des
Umsatzes. 13 % der Beschäftigten (ca. 4.460 Personen) waren in diesem
Bereich aktiv.
Nach internationaler Definition wird der öffentliche Verkehr sowie der Groß- und
Kleinhandel nicht als Teil der EGSS ausgewiesen. Da der öffentliche Verkehr
(Personenbeförderung
Eisenbahnverkehr
Personenbeförderung
im
sowie
im
Eisenbahnfernverkehr,
die
relevanten
Landverkehr)
aber
die
Anteile
Güterbeförderung
an
der
umweltfreundlicher
im
sonstigen
als
der
Individualverkehr ist, ist die Quantifizierung der Umweltbeschäftigten im öffentlichen
Verkehr durchaus zu rechtfertigen.
4
Umweltfreundliche Güter sind bei der Produktion, dem Verbrauch oder bei der Entsorgung weniger
belastend für die Umwelt bzw. werden deutlich ressourceneffizienter hergestellt als vergleichbare
herkömmliche Güter (z.B. biologische Lebensmittel, Recyclingprodukte).
5
Verbundene Güter dienen direkt und ausschließlich dem Umweltschutz bzw. dem
Ressourcenmanagement, z.B. Komponenten von Abwasseranlagen wie etwa Filter.
6 End-of-pipe (nachsorgende) Technologien dienen der Kontrolle, Behandlung und Beseitigung von
Umweltverschmutzung und Ressourcenabbau (beispielsweise Kläranlagen).
7
Integrierte („saubere“) Technologien sind weniger umweltverschmutzend bzw. ressourceneffizienter
als entsprechende konventionelle Technologien und Produktionsprozesse (z.B. Solaranlagen).
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Auf oberösterreichischer Ebene können nach eigenen Berechnungen basierend auf
Daten der Statistik Austria ca. 4.900 Umweltbeschäftigte im öffentlichen Verkehr im
Jahr 2011 gemessen werden. Der relative Anteil von möglichen green jobs im
öffentlichen Verkehr lag somit 2008 und 2011 bei ca. 11 %.
Der Handel mit Umweltprodukten ist in dem Konzept von Eurostat ebenfalls nicht
enthalten. Dieser wird deshalb ausgeschlossen, da die Integration zu einer
Überschätzung des Umweltumsatzes durch Doppelzählungen führen könnte, falls die
entsprechenden Umwelterzeugnisse bereits bei ihrer Produktion berücksichtigt
wurden. Bei der Betrachtung der Umweltbeschäftigten ist dieses Phänomen
allerdings kaum relevant.
Auf oberösterreichischer Ebene können nach eigenen Berechnungen basierend auf
Daten der Statistik Austria ca. 3.700 Umweltbeschäftigte im Groß- und Kleinhandel
im Jahr 2011 gemessen werden. Der relative Anteil von möglichen green jobs des
Groß- und Kleinhandels lag somit 2008 und 2011 bei ca. 9 %.
Tabelle 2 bietet einen Überblick dazu.
Tabelle 2: Beschäftigung in der Umweltwirtschaft und im Ressourcenmanagement (=green
jobs) inkl. öffentlichen Verkehr sowie Groß- und Kleinhandel , Oberösterreich, 2008-2011
Einheit
2008
2009
2010
2011
green jobs ohne ÖV und Handel
Personen
35.230
35.089
34.750
34.736
Umweltbeschäftigte im öffentlichen
Verkehr
Personen
4.775
4.810
4.823
4.876
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Umweltbeschäftigte im Groß- und
Kleinhandel
Personen
3.703
3.623
3.608
3.698
green jobs inkl. ÖV und Handel
Personen
43.709
43.522
43.181
43.311
%
7.2
6.9
6.9
6.9
Relativ zur Anzahl von Erwerbstätigen
Quelle: Statistik Austria und eigene Berechnungen
Wachstumspotenzial in Oberösterreich von green jobs
Mittels verschiedener Wachstumsprognosen ergibt sich in 2020 eine Anzahl
zwischen 47.100 bzw. 55.700 Umweltbeschäftigten (inkl. öffentlichen Verkehr
und Handel).
Insgesamt wurden drei verschiedene Szenarien für das Wachstumspotenzial von
green jobs aufbereitet:
•
Szenario 1: Weiterführung eines gewichteten geometrischen Mittelwertes
der Wachstumsraten der österreichischen Umweltbeschäftigten von
2008 bis 2013
Es werden die letzten Jahre höher gewichtet (d.h. beginnend bei der Wachstumsrate
der Periode 2008 auf 2009 mit einer Gewichtung von 10 %, steigt die Gewichtung
jedes Jahr um 5 % an, bis, bei der Wachstumsrate der Periode 2012 auf 2013, eine
Gewichtung von 30 % erreicht ist).
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•
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Szenario 2: Weiterführung der Prognose der Gesamtarbeitsmarktstatistik
für Oberösterreich des AMS und WIFO und Beibehaltung der konstanten
Anteile an green jobs in den Wirtschaftssektoren des Jahres 2011
•
Szenario 3: Weiterführung der Prognose der Gesamtarbeitsmarktstatistik
für Oberösterreich mit dynamischen Anteilen an green jobs in den
Wirtschaftssektoren
Die dynamischen Anteile beziehen sich darauf, dass die Anteile an green jobs in den
oberösterreichischen Wirtschaftssektoren mit der Wachstumsrate der Anteile an
green jobs in den österreichischen Wirtschaftssektoren von 2008 bis 2013 wachsen
bzw. sinken.
Insgesamt kommt es durch das inkludieren der Beschäftigten des öffentlichen
Verkehrs sowie den Umweltbeschäftigten im Groß- und Einzelhandel in allen drei
Szenarien zu einem Anstieg der Beschäftigtenanzahl zwischen 8.200 und 9.000
Personen im Jahr 2020. Bis zum Jahr 2020 beläuft sich die Anzahl an green jobs
(inkl. der Beschäftigten des öffentlichen Verkehrs sowie die Umweltbeschäftigten im
Groß- und Einzelhandel) auf 47.600 bis 55.700 Personen in Oberösterreich.
Tabelle
4-2:
Wachstumsprognosen
für
green
jobs
inkl.
öffentlichen
Verkehr
und
Umweltbeschäftigten des Groß- und Einzelhandels in Oberösterreich
Wachstumsprognose der Umweltbeschäftigten
Szenario 1
Szenario 2
Szenario 3
46.600
42.500
44.000
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2013 inkl. ÖV und Handel
Wachstumsprognose der Umweltbeschäftigten
2015 inkl. ÖV und Handel
Wachstumsprognose der Umweltbeschäftigten
2020 inkl. ÖV und Handel
48.900
46.200
49.200
55.700
47.600
54.500
-
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (A)
6.100
7.100
9.300
-
Herstellung von Waren (C)
20.100
12.800
17.200
-
Energieversorgung (D)
3.300
4.000
2.900
-
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung
und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (E)
4.300
3.700
3.800
-
Bau (F)
8.700
7.900
8.200
-
Handel; Instandhaltung und Reparatur von
Kraftfahrzeugen (G)
3.900
3.900
4.500
-
Verkehr und Lagerei (H)
5.100
4.300
4.000
-
Information und Kommunikation; Erbringung von
freiberuflichen, wissenschaftl. und techn. Dienstl. (J;
M)
2.500
2.600
2.300
Umweltbeschäftigte inkl. ÖV und Handel
Wachstum 2011-2020
28,7%
9,8%
25,8%
Durchschnittliches jährliches Wachstum (20112020)
2,8%
1,1%
2,6%
Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten von Statistik Austria AMS/WIFO (2014)
WIE WIRKEN SICH DIE UMWELT- UND ENERGIEFÖRDERUNGEN IN OBERÖSTERREICH AUS
Doppelte Dividende für Oberösterreich: die Umwelt- und Energieförderung in
OÖ bringen signifikante Wertschöpfungs- und Beschäftigungszuwächse
Über den Zeitraum von 2009 bis 2013 wurden 19.554 Förderungsfälle mit einem
Förderbarwert von ca. 64 Mio. € und einem Investitionsvolumen von ca. 322 Mio.
€ positiv erledigt. Dies bedeutet, dass für den Beobachtungszeitraum durchschnittlich
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3.911 Förderungsfälle pro Jahr mit einem Förderbarwert von durchschnittlich 13 Mio.
€ pro Jahr und einem Investitionsvolumen von durchschnittlich 64 Mio. € pro Jahr
durchgeführt wurden (siehe Tabelle 1).
Die Studie zeigt, dass die Umwelt- und Energieförderung des Landes Oberösterreich
signifikant positive volkswirtschaftliche Effekte im Zeitraum 2009 bis 2013 generiert
hat. (siehe Tabelle 2) Parallel dazu wurden CO2-Emissionen eingespart, sodass eine
doppelte Dividende des Förderprogramms vorliegt. Folgende Punkte sind für den
Zeitraum 2009 bis 2013 festzuhalten:
I.
Es zeigen sich positive Auswirkungen der Investitionen infolge der Umwelt- und
Energieförderung auf das oberösterreichische Bruttoregionalprodukt (BRP).
Insgesamt ergibt sich ein durchschnittlich um 105 Mio. € höheres jährliches
BRP. Für die Anzahl der Beschäftigten ist eine durchschnittliche Steigerung
von ca. 950 Personen pro Jahr zu verzeichnen.
II.
Durch den Anstieg der Beschäftigung kommt es zu einem Anstieg des
Masseneinkommens, sodass über die Erhöhung des privaten Konsums
wiederum positive Effekte auf die Volkswirtschaft generiert werden. Die
Investitionen infolge des Förderprogramms sowie der Anstieg des
privaten Konsums der Haushalte um 27 Mio. € pro Jahr infolge induzierter
Effekte der Investitionsimpulse sind Auslöser der volkswirtschaftlich positiven
Entwicklungen.
III. Die Wertschöpfungsabflüsse durch den Import ausländischer Materialien und
Technologien werden durch den Anstieg der Exporte infolge der allgemein
positiven
Wirtschaftsentwicklung
überlagert.
Durch
den
Anstieg
der
Beschäftigung kommt es zu einem Anstieg des Masseneinkommens, sodass
über die Erhöhung des privaten Konsums wiederum positive Effekte auf
die Volkswirtschaft generiert werden.
IV. Der ökologische Lenkungseffekt des Förderprogramms äußert sich in der
Einsparung von ca. 88.000 t CO2 pro Jahr
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V.
Seite 13
Im Rahmen des Förderprogramms wurden durch die Beschäftigungseffekte ca.
610 green jobs (ausgehend von der aktuellen Eurostat-Definition zur
Umweltbeschäftigung) pro Jahr generiert (siehe Tabelle 3).
Tabelle 1: Investitionsvolumen, Fördervolumen und Investitionsvolumen ohne Förderungen im
Rahmen der Umwelt- und Energieförderungen des Landes Oberösterreich im Zeitraum von
2009 bis 2013
Investitionsvolumen inkl.
Förderung
2009
2010
2011
2012
Ø
2013
[Mio. € pro Jahr]
Maßnahme
Klimarelevante Förderungen
52,5
47,8
44,9
34,9
40,8
44,2
Indirekt klimarel. Förderungen
7,1
8,4
2,4
3,9
3,1
5,0
Lärmschutz an Bahnen
1,9
1,6
2,6
1,1
1,1
1,7
Abfallförderungen
10,7
6,0
9,3
16,1
6,6
9,8
Sonderförderungen
3,7
3,9
3,4
3,7
4,0
3,7
Summe
75,9
67,7
62,7
59,7
55,5
64,3
Fördervolumen
2009
2010
2011
2012
2013
Ø
[Mio. € pro Jahr]
Maßnahme
Klimarelevante Förderungen
4,4
8,5
6,2
4,9
5,3
5,8
Indirekt klimarel. Förderungen
1,5
2,2
1,7
1,8
2,9
2,1
Lärmschutz an Bahnen
0,7
0,5
0,4
0,7
0,3
0,4
Abfallförderungen
2,2
3,2
2,1
2,1
4,1
2,6
Sonderförderungen
1,5
2,2
2,0
1,7
1,6
1,9
Summe
10,2
16,6
12,4
11,1
14,2
12,8
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Land Oberösterreich (2010, 2011, 2012, 2013, 2014)
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Tabelle 2: Auswirkungen auf zentrale makroökonomische Größen der oberösterreichischen
Volkswirtschaft und ökologischer Lenkungseffekt infolge der Investitionen durch die Umweltund Energieförderung, 2009-2013
Bruttoregionalprodukt
Investitionen
privater
Konsum
Nettoexporte
Beschäftigte
CO2Emissionen
[Mio. €]
[Mio. €]
[Mio. €]
[Mio. €]
[Personen]
[1.000 t]
Jahr
2009
74,6
69,5
18,8
-11,3
580
-25,8
2010
101,1
74,1
23,0
5,9
840
-64,4
2011
112,2
73,6
29,0
12,3
1020
-92,4
2012
117,4
73,1
31,8
14,9
1130
-113,5
2013
117,4
70,3
33,3
16,6
1200
-141,2
Ø
104,5
72,1
27,2
7,7
950
-87,5
Anmerkungen: Investitionen = Ausgaben der Unternehmen; privater Konsum = energetischer + nicht
energetischer Konsum; Nettoexporte = (energetische + nicht-energetische) Exporte - (energetische +
nicht-energetische) Importe; Erfassung der direkten, indirekten und induzierten Effekte. Gerundete
Werte.CO2-Emissionen inkl. Mehrrundeneffekte.
Quelle: Eigene Berechnungen anhand des Simulationsmodells MOVE2, Energieinstitut an der JKU
Linz, Linz, August 2015 und Daten der Förderberichte der Abteilung Umweltschutz (Land
Oberösterreich (2010, 2011, 2012, 2013, 2014).
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Tabelle 3: green jobs infolge der Umwelt- und Energieförderung in OÖ, 2009-2013
Einheit
2009
2010
2011
2012
2013
green jobs gesamt in OÖ
Personen
35.089
34.750
34.736
36.726
37.828
green jobs durch Umwelt- und
Energieförderung in OÖ
Personen
470
560
630
690
690
%
1
2
2
2
2
Relativ zur Anzahl von green jobs in
OÖ
Anmerkung: Die Anzahl der green jobs in OÖ für 2012 und 2013 wurden den Prognosen aus
Schneider et al. (2014) entnommen. Die angeführten green jobs beziehen sich auf die Definition nach
Euorstat und schließen Umweltbeschäftigte des öffentlichen Verkehrs und jene des Groß- und
Einzelhandels nicht mit ein.
Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Schneider et al. (2014) und Statistik Austria
Internationale politische Schwächen erschweren Ausbau der Grünen Jobs
Weltwirtschaftskrise und globale Finanzkrise sind auch an der Entwicklung des
grünen Marktes nicht spurlos vorbei gegangen. Auch der niedrige Ölpreis hat das
Tempo der Umsetzung der Energiewende verzögert. Hauptproblem für den Ausbau
der Grünen Jobs sind jedoch teilweise international fehlende Stabilität der
Rahmenbedingungen - wenn zum Beispiel in einem Hauptexportland über Nacht die
Förderungen
vollständig gestrichen
werden,
dann
kann
dies
zu
schweren
wirtschaftlichen Problemen führen.
Insgesamt wachsen die Märkte massiv:
So lag der Weltmarkt bei Erneuerbaren Energien (nur bei EE!!) 2004 bei 45 Mrd.
Dollar, so erreicht er heuer die 300 Mrd. Dollar und wird 2020 auf 400 Mrd. Dollar
anwachsen.
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Seite 16
Der angestrebte Abschluss eines Weltklimavertrages im Dezember bei der
Weltklimakonferenz in Paris wird darüber hinaus zu einem weiteren massiven
Marktwachstum führen.
8-Punkte-Programm für mehr Grüne Jobs in OÖ in der Zukunft
Landesrat Anschober will mit einem Schwerpunkt der Landespolitik in der
bevorstehenden Legislaturperiode den Beschäftigungsmotor der sogenannten
Grünen Jobs weiter forcieren und stellt hierfür ein 8-Punkte-Programm vor, welches
die nationalen und internationalen Möglichkeiten dieses Wirtschaftsfeldes für
Oberösterreich bestmöglich erschließen soll.
Die acht Eckpfeiler der „Initiativen für die Green Jobs der Zukunft“:
1. OÖ zum europäischen Kompetenzzentrum grüner Technologien machen
(verstärkter Forschungsschwerpunkt, Intensivierung und Forcierung der
Exportoffensiven, Ausbau des Heimmarktes)
2. 10%
Photovoltaikanteil
am
Stromverbrauch
2020
–
Verzehnfachung
bestehender Anlagen; Dachflächenpotential für Sonnenwärme und – strom bis
2030 ausschöpfen und intelligente vernetzte Speichertechnologien forcieren.
3. Umsetzung des Luxemburger Modell bei der thermischen Sanierung:
temporäre Reduktion des Steuersatzes auf 1%
4. Massiver Ausbau der Windkraftzulieferindustrie
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5. „Öffi-Milliarde“: eine Mrd. € in Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und die EMobilität bis 2030 investieren.
6. Steigerung der Sanierungsrate bei Wohn- und Dienstleistungsgebäuden auf 3
% bis zum Jahr 2020
7. Energiezukunft 2030: 100% Erneuerbare Energie bei Raumwärme und Strom
und damit Ankurbeln des Heimmarktes
8. Stärkung der Exportoffensive für grüne Technologien
Grüne Jobs sind die Arbeitsplätze kommender Generationen
Schon jetzt sind die Green Jobs eine Säule des Arbeitsmarktes, die nicht mehr
wegzudenken ist. Ein Boom im Bereich der Nachhaltigkeit – von Ökoenergie über
Ernährung bis Green Building – kommt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf
uns zu. Alleine von 2020 bis 2030 wird im Bioenergie-Sektor geschätzt eine Million
neue Stellen geschaffen werden. Der Schlüssel hierzu liegt in der Bildung, denn
ohne entsprechend ausgebildete MitarbeiterInnen ist dies nicht bewältigbar.
Die Erzeugung von Bioenergie zählt schon seit Jahren zu den Wachstumsbranchen.
2005 waren in Europa nach einer Studie des Fraunhofer Institut rund 875.000
Menschen im Bioenergie-Sektor tätig, von 2020 bis 2030 wird noch eine weitere
Million ArbeitnehmerInnen in Europa hierfür benötigt. Bioraffinerien, wie sie etwa in
Skandinavien oder auf Sardinien bereits existieren, erzeugen aus biologischen
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Ausgangsprodukten, wie Holz oder stärkehaltigen Pflanzen durch chemische
Prozesse Produkte von Futtermitteln über Chemikalien bis zu Energie in Form von
Kraftstoff, Wärme oder Strom.
So engagiert sich in diesem Bereich etwa verstärkt die Technische Universität Graz
im Europäischen Netzwerk für nachhaltige Energieinnovationen (Eseia) und hat
hierfür auch zwei neue Masterstudien konzipiert, die ab 2017 starten werden:
Biorefinery Engineers und Bioresource Value Chain Managers.
Die FH Wels wiederum bietet das Studium Öko-Energietechnik an. Hierbe wird ein
breites
Wissen
um
die
Energiezukunft
vermittelt,
von
Elektrotechnik
und
Maschinenbau bis zur Speicherung, Verteilung und effizienten Nutzung von Energie.
Eine Schwerpunktlegung gibt es auf energieeffiziente Gebäude und erneuerbare
Energien.
green jobs – Globale Entwicklungen
ILO (2008): Green jobs – Facts and Figures. International Labour Organization.
Der globale Markt für Umweltprodukte und Dienstleistungen bzw. dessen
Handelsvolumen wird bis 2020 auf 2.740 Milliarden US$ steigern
Millionen grüne Arbeitsplätze gibt es bereits in den Industrieländern,
Schwellenländern und den Entwicklungsländern, dh: in der Energieversorgung
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(erneuerbare Energiequellen), Energieeffizienz (vor allem in Gebäuden und Bau),
Transport, Grundstoffindustrie und Recycling, Landwirtschaft, Abfall, Wasser.
2,3 Millionen Personen haben in den letzten Jahren neue Arbeitsplätze im Sektor
erneuerbare Energien gefunden. Das Potential für einen Beschäftigungszuwachs in
der Branche ist groß. Die Beschäftigung im Segment der alternativen Energien kann
auf 2,1 Millionen im Bereich der Windkraft und 6,3 Millionen im Bereich Solarstrom
bis zum Jahr 2030 steigen.
Erneuerbare Energie erzeugt mehr Arbeitsplätze als die Beschäftigung in fossilen
Brennstoffen: Projizierte Investitionen von US$ 630 Milliarden im Jahr 2030 würde
mindestens 20 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren
Energien schaffen.
In der Landwirtschaft könnten 12 Millionen Menschen im Bereich „Biomasse zur
Energiegewinnung“ und verwandten Bereichen eingesetzt werden.
Ein weltweiter Übergang zu energieeffizienten Gebäuden würde Millionen von
Arbeitsplätzen generieren. Derweil bestehenden schätzungsweise 111 Millionen
Beschäftigten in der Baubranche, welche als green job einzuordnen sind.
Investitionen in eine verbesserte Energieeffizienz in Gebäuden könnten zusätzlich 23,5 Millionen green jobs in Europa und in den USA erzeugen, wobei in
Entwicklungsländern ein höheres Potential existiert.
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