Der Umgang mit Segregation und benachteiligten Wohnquartieren im europäischen Vergleich Doris Lüken-Klaßen europäisches forum für migrationsstudien (efms), Universität Bamberg Workshop „Neue Bewohner in benachteiligten Wohnquartieren – kann die nachträgliche Mischung ein Schritt zu einer besseren Integration im Stadtteil sein?" Darmstadt, 2. Dezember 2008 © CLIP-ERG/efms 2008 1 „Der rote Faden“ Begriffsklärung: Integration und Segregation Vorstellung des Städtenetzwerkes CLIP Ausgewählte Ergebnisse des ersten CLIP-Moduls zum Thema Wohnen © CLIP-ERG/efms 2008 2 Begriffsklärung: Integration und Segregation © CLIP-ERG/efms 2008 3 Integration Integration ist ein Zustand der Gesellschaft, in dem alle ihre Teile fest miteinander verbunden sind und eine nach außen abgegrenzte Einheit bilden. Der Begriff Integration bezieht sich auf alle Mitglieder einer Gesellschaft. Integration in der Migrationsforschung: Eingliederung der zugewanderten Bevölkerungsgruppen in 4 Dimensionen Strukturelle Integration Kulturelle Integration Soziale Integration Identifikatorische Integration Integration ist ein wechselseitiger Prozess. © CLIP-ERG/efms 2008 4 Räumliche Segregation Segregation = Trennung. Räumliche Segregation bedeutet: ungleiche Verteilung der Wohnstandorte von unterschiedlichen Gruppen im Raum. Segregation stellt nicht per se ein Problem dar. Problematisch wird Segregation dort, wo gleichzeitig ethnische Gruppen und sozioökonomisch benachteiligte Gruppen leben. „Ghettoisierung“: unfreiwillige, erzwungene Isolation einer Gruppe. © CLIP-ERG/efms 2008 5 Entstehung und Persistenz segregierter Viertel Angebotsseite Wohnungsmarkt-Struktur Politische und juristische Rahmenbedingungen & Verwaltungspraxis Diskriminierung Nachfrageseite Status und Ressourcenausstattung Subjektive Präferenzen Segregationsstrukturen: häufig stabil, aber nicht statisch © CLIP-ERG/efms 2008 6 Wechselwirkungen zwischen Integration und Segregation Die Integration beeinflusst die Wohnverhältnisse. Die Wohnverhältnisse beeinflussen die Integration. Oder? Segregation kann als Integrationskatalysator dienen. Segregation kann zur Mobilitäts- und Integrationsfalle werden. Problematisch, wenn benachteiligte Wohnquartiere zu benachteiligenden Wohnquartieren werden, und bestehende sozioökonomische Unterschiede größer werden. © CLIP-ERG/efms 2008 7 © CLIP-ERG/efms 2008 8 Was ist CLIP? Netzwerk von rund 30 europäischen Städten Wer dahinter steckt Stadt Stuttgart Europäische Stiftung zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in Europa („Eurofound“) Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates Europäische Kommission European Research Group efms (Bamberg), COMPAS (Oxford), IMES (Amsterdam), CEDEM (Liège), ISR (Wien) IMISCOE: Network of Excellence for Integration, Migration and Social Cohesion in Europe © CLIP-ERG/efms 2008 9 Die CLIP Städte Amsterdam Arnsberg Antwerp Breda Brescia Budapest Copenhagen Dublin Frankfurt am Main Izmir Liège Luxembourg Malmö Mataró Prague Sefton Stuttgart Tallinn Terrassa Torino Turku Valencia Vienna Wolverhampton Zagreb © CLIP-ERG/efms 2008 10 Warum (noch) ein Städtenetzwerk? Hintergrund Zuwanderung: Chance & Herausforderung Integration findet vor Ort statt – oder auch nicht Ziele Sammlung & Analyse innovativer (kommunal-) politischer Strategien und Maßnahmen Erfahrungsaustausch zwischen Städten: voneinander und miteinander lernen Verbesserung der lokalen integrationspolitischen Maßnahmen Weiterentwicklung einer europäischen Integrationspolitik © CLIP-ERG/efms 2008 11 Die Themen Integration & Wohnen (2006/2007) Diversitätspolitik (2007/2008) Interkultureller und interreligiöser Dialog (2008/2009) Ethnisches Unternehmertum (2009/2010) © CLIP-ERG/efms 2008 12 Kommunale Wohnpolitik zur Integration von Migranten Governance Segregation Zugang zu Wohnraum Physische Wohn- und Wohnumfeldbedingungen Soziales Umfeld / Nachbarschaft © CLIP-ERG/efms 2008 13 Einstellungen zum Thema Segregation Der Vergleich der unterschiedlichen europäischen CLIP-Städte zeigt: Das Ausmaß der Segregation ist sehr unterschiedlich. Die Problemwahrnehmung ist sehr ähnlich. © CLIP-ERG/efms 2008 14 Politikfeld Segregation (A) Direkte Anti-Segregationspolitik Umsiedlungen Abriss & Restrukturierung Quotenregelungen für Sozialwohnungen Umverteilung von Sozialwohnungen ... (B) Indirekte Anti-Segregationspolitik Stadterneuerung Niedrigschwelliges Informationsangebot Imageverbesserung & Kommunikationsstrategien ... © CLIP-ERG/efms 2008 15 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme: Umsiedlung in Izmir © CLIP-ERG/efms 2008 16 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme: Restrukturierung in Bijlmer/Amsterdam © CLIP-ERG/efms 2008 17 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme: Quoten für Sozialwohnungen Kopenhagen max. 50% ‘low resource families’ Frankfurter Vertrag 30 % Ausländer 15% Sozialhilfeempfänger 10 % Spätaussiedler „Lex Türkei“ der Stuttgarter SWSG Min. 80 % aus EU-Staaten Max. 20 % Drittstaatsangehörige © CLIP-ERG/efms 2008 18 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme: Förderkriterien für Sozialwohnungsneubauten in Arnsberg © CLIP-ERG/efms 2008 19 Indirekte Anti-Segregationsmaßnahme: Stadterneuerung Equal-Koinè Projekt (Brescia) & ‚Schipperkwartier‘ (Antwerpen) Sanierungsunterstützung für private Gebäude in benachteiligten Vierteln Instandsetzung öffentlicher Plätze Brescia: Ansiedlung von Institutionen, z.B. Universität, Bibliothek, Kinderkrippen, Studentenwohnheime Antwerpen: Analyse und Beachtung der Bedürfnisse, Zusammenarbeit mit Bewohnern Programm Soziale Stadt Frankfurt – Soziale Stadt – Neue Nachbarschaften © CLIP-ERG/efms 2008 20 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme Niedrigschwelliges Informationsangebot Wohndrehscheibe Wien: mehrsprachige Information, Beratung und Begleitung bei der Wohnungssuche Unterstützung bei (inter-) kulturellen Problemen © CLIP-ERG/efms 2008 21 Direkte Anti-Segregationsmaßnahme: Kommunikationsstrategie Antwerpen Die Stadt gehört allen. © CLIP-ERG/efms 2008 22 Empfehlungen Die kommunalen Akteure vernetzen. Den Zugang zu adäquatem Wohnraum erleichtern. finanzielle Unterstützung niedrigschwellige Antidiskriminierungs- und Informationsstellen städtische Beteiligung an Wohnungsgesellschaften und -unternehmen Eine nachhaltige Anti-Segregationspolitik umsetzen. bewusstes Gestalten gemischter Viertel Allokation einer guten Infrastruktur in benachteiligten Gegenden Aufwertung des Wohnumfeldes unter Einbeziehung der Anwohner Unterstützung eines konfliktfreien Miteinanders Erfolge der Ansätze messen. Erhebung einer breiten statistischen Datengrundlage Wirkungsanalyse © CLIP-ERG/efms 2008 23 Infos: Links & Kontakt Links: www.efms.de www.eurofound.europa.eu/ areas/populationandsociety/clip.htm www.eukn.org Kontakt: Doris Lüken-Klaßen (efms) [email protected] 0951-932020-14 © CLIP-ERG/efms 2008 24