Folien - Rafael Capurro

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Vorlesung
INFORMATIONS- und
WIRTSCHAFTSETHIK
Rafael Capurro
Hochschule der Medien
Lernziele




Grundkenntnisse ethischer Theorien und
Begriffe
Selbständige Problematisierung ethischer
Konflikte im Informationsbereich (->
Studienarbeit)
Übung im interkulturellen Dialog
Sensibilisierung für informationsethische
Fragen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
2
Übersicht
-> Warm up
1. Einführung in die Ethik
2. Informationsethik
3. Professionelle Ethik in der
Wirtschaftsinformatik
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
3
Warm up





ICIE: http://icie.zkm.de
IRIE: http://www.i-r-i-e.net
Nethics: http://www.nethics.net
Telepolis: http://www.heise.de/tp
WSIS: http://www.itu.int/wsis
:: Die Philosophie-Seiten von Dieter Köhler:
http://www.philo.de/Philosophie-Seiten/personen/index.shtml
:: Der Branchenführer: Philosophers Today von
Joachim Koch: http://www.philosophers-today.com/index.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
4
1. Einführung in die Ethik





Menschliches Handeln ist
“begründungsbedürftig”: Natur und Freiheit
Kants Fragen: “Was können wir wissen?
Was sollen wir tun? Was dürfen wir
hoffen? Was ist der Mensch?”
“Wollensethik” und “Sollensethik” (H.
Krämer)
Das “anstößige” der Moral und der “AnStoß” der Ethik
Allgemeine Ethik und angewandte Ethik
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
5
1. 1 Historische Aspekte




Herkunft und Bedeutung der Worte Ethik und
Moral (oder ethos)
Plato und die Idee des Guten: Ethik als Ideologie
Sokrates und die Sophisten: Selbstdenken
Aristoteles als Begründer der Ethik: “Ethik”,
“Ökonomie” und “Politik” (Praktische
Philosophie): das “gute Leben” (eu zen)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
6
1. 1 Historische Aspekte





Hellenismus: Die Kultur der “Selbstsorge”
und ihrer Aktualität (Michel Foucault)
Christliche Ethik: Thomas von Aquin:
summum bonum, lex aeterna und
Gottesebenbildlichkeit (theologische Ethik)
Neuzeitliche Ethik: Descartes,
Kant: http://idealismus.de/kant.phtml
Bentham, Mill: Utilitarismus
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
7
1. 1 Historische Aspekte

Ethik im 19. und 20. Jahrhundert



Hegel: Moralität und Sittlichkeit oder die
Vernünftigkeit des Realen
Marx: Protest gegen Geistmystifikationen; die
Macht des historischen Subjekts
Kierkegaard: das Ästhetische, das Ethische und
das Religiöse als Dimensionen der menschlichen
Existenz
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
8
1. 1 Historische Aspekte








Nietzsche: Kritik der Moral
Max Scheler: die materiale Wertethik
Analytische Ethik: Moore und Hare
Existentialistische Ethik: Camus, Sartre, Beauvoir, Levinas
Liberale/libertäre Ethik: von Hayek, Rawls, Nozick
Kommunitaristische Ethik: Etzioni, Taylor, Walzer
Diskursethik: Apel und Habermas
Postmoderne: Foucault
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
9
1.1 Historische Aspekte
www.capurro.de/raffael.htm
-> http://home.t-online.de/home/henkaipan/athen.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
10
1.2 Systematische Aspekte





Die Rolle der Moral in der Alltagserfahrung
Gruppenmoral und Universalmoral
Berufs- und Standesethos
Normenpluralismus, “goldene Regel” und
Verallgemeinerungsprinzip
Freiheit, Autonomie und Menschenwürde
(Moralität)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
11
1.2 Systematische Aspekte

Moral, Ethik und Recht:



Moral = gelebte Sitten und Traditionen
Ethik = kritischer Diskurs über Moral und Recht
Recht = staatlich sanktionierte Normen
Strafandrohungen: Geldstrafe , Freiheitsentzug
(Todesstrafe) (BGB, StGB)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
12
1.2 Systematische Aspekte



Vorrang der Moral über Ethik und Recht
(Fundamentalismus)
Vorrang des Rechts über Ethik und Moral
(Legalismus)
Vorrang der Ethik über Moral und Recht
(Ethischer Rigorismus)

> Abwägungsprozesse
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
13
1.2 Systematische Aspekte



Code-orientierte vs. Ethik-orientierte Moralen
(M. Foucault): Vorrang eines bestimmten
Codes gegenüber der bleibenden Aufgabe
der Lebensgestaltung
Ethik als “Ästhetik der Existenz” (M.
Foucault): Technologien der Produktion, der
Zeichen, der Macht und des Selbst
Vgl. http://www.capurro.de/self.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
14
1.2 Systematische Aspekte



Handlungen = von Personen wissentlich und
willentlich hervorgerufene Ereignisse
(Subjekt, Vollzug, Absicht, Ziel)
Herstellende (poiesis) und selbstzweckhafte
Handlungen (praxis) (Ziel außerhalb des
H.vollzugs bzw. nicht)
Gesinnungs- und Verantwortungsethik (Max
Weber): Handlung und Verantwortung
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
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1.2 Systematische Aspekte
Die Güter und das Gute:



Güter sind äußere Strebensziele
das Gute verweist auf die Art des Lebensvollzugs
(der Person) (Tugendethik)
> rationale Güterabwägung und vernünftige
Entscheidung bei Zielkonflikten (Gemeinwohl,
Gerechtigkeit): sittliche Urteilskraft
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
16
1.2 Systematische Aspekte

Die “Goldene Regel” (Konfuzius, Sieben Weisen,
Indien, NT...) negativ und positiv formuliert:

Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch
keinem andern zu
Behandle andere so, wie du auch von ihnen behandelt
sein willst.
> Abstand vom Selbstinteresse und Vergeltung
> Aufforderung zum wechselseitigen Respekt

Website: http://www.berlin-message.com/goldene-regel.html



Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
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1. 2 Systematische Aspekte
Kants Moralgesetz: “Handle so, daß die Maxime
deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer
allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.”




Prinzip der Willensautonomie
kategorischer Imperativ
Kausalität durch Freiheit
theoretische Deduktion des m.G. nicht möglich: “Faktum
der reinen Vernunft”
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
18
1.2 Systematische Aspekte
Interkulturelle Aspekte






Ethnozentrismus und Eurozentrismus
Islamische Ethik: Glaubensbekenntnis, Gebet, Abgaben,
Fasten, Pilgerfahrt
Jüdische Ethik: Gotteswille, Gesetz (Dekalog),
Gerechtigkeit
Hinduistische Ethik (Veden)
Chinesische Ethik (Konfuzius, Daoismus)
Buddhistische Ethik (Siddharta, Meditation)
:: polylog: Interkulturelle Philosophie http://prof.polylog.org/index-de.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
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1. 2 Systematische Aspekte
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Universal Declaration of Human Rights (UDHR)
 Achtung vor der Menschenwürde (Art. 1)






Vertraulichkeit (Art. 1, 2, 3, 6)
(Chancen-)Gleichheit (Art. 2, 7)
Recht auf Privatheit (Art. 3, 12)
Recht auf freie Meinungsäußerung (Art. 19)
Recht auf Beteiligung am kulturellen Leben (Art. 27)
Schutz der materiellen und geistigen Arbeit (Art. 27)
http://www.udhr.org/UDHR/ART01.HTM
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
20
1.2 Systematische Aspekte
Ziele der Ethik:



Reflexive Aufklärung von Praxis
Einübung in die kritische Beurteilung von Praxis
und Geltungseinsprüchen
Reflexive Aufklärung des Handelnden bezüglich
seines Handelns
(Quelle: http://www.we-wi-we.de/ethik_wirtschaft_eigenes.htm )
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
21
1.2 Systematische Aspekte
Grenzen der Ethik:





Die Ethik ist nicht die Praxis, aber ihr Ziel ist die Praxis
Die Ethik macht uns nicht moralisch(er)
Die Ethik ist keine Supermoral
Die Ethik ist keine Fallsammlung (Kasuistik): Rolle des
Fallbeispiels: die Vermittlung von Norm und Situation
veranschaulichen
Die Ethik gibt uns keine konkreten Handlungsanweisungen,
sondern fordert uns auf, zu problematisieren und selbst zu
entscheiden
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
22
1.2 Systematische Aspekte
Grundformen ethischer Argumentation oder


was sind “gute Gründe”?
Moralische Begründungen: Bezugnahme auf ein Faktum,
auf Gefühle, auf mögliche Folgen, auf einen Moralkodex, auf
moralische Kompetenz, auf das Gewissen
Ethische Begründungen: logische Methode (deontische
Logik), diskursive Methode (Konsensustheorie), dialektische
Methode (Platon), Analogische Methode (Klugheit,
Lebensformen: Aristoteles), transzendentale Methode
(Maximen: Kant), analytische Methode (begrifliche
Zerlegung), hermeneutische Methode (Auslegung)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
23
1.2 Systematische Aspekte
Grundtypen ethischer Theorie:



Deskriptive Ethik: beschreibt menschliche Praxis
als ein empirisches, geschichtliches Geschehen.
Normative Ethik: systematische Begründung
moralischer Geltungsansprüche und Normen in
bezug auf ein höchstes Gebot (Moralprinzip)
(Theologische E., utilitaristische E., teleologische
E., deontologische E.).
Emanzipatorische Ethik (marxistische E.,
feministische Ethik, Philosophie der Befreiung...):
gegen Bevormundung und Diskriminierung.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
24
1.2 Systematische Aspekte

Metaethik: ob und wie sich moralische Urteile
(sprachanalytisch) rechtfertigen lassen:




Non-Kognitivismus (Hume): der Bereich des Sittlichen ist
keiner wissenschaftlichen Erkenntnis fähig
Kognitivismus: Prinzipielle Erkennbarkeit des Sittlichen. Moral
als empirische Wiss. Problem: naturalistischer Fehlschluß
oder Sein-Sollen-Fehlschluß (Moore)
Logizismus (deontische Logik): Analyse der moralischen
Argumentationsmethodik
Realismus/Antirealismus: Gibt es moralische Tatsachen
unabhängig von unseren moralischen Urteilen?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
25
1.2 Systematische Aspekte
Drei Arten sozialkritischer Moralphilosophie
nach Michael Walzer:



“Pfad der Entdeckung”: Rückgriff auf göttliche
Offenbarung
“Pfad der Erfindung”: Rückgriff auf die
menschliche Vernunft (Habermas, Rawls)
“Pfad der Interpetation”: Rückgriff auf die reale
moralische Praxis (Walzer)
Vgl. M. Walzer: Kritik und Gemeinsinn, Berlin 1990
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
26
1.2 Systematische Aspekte
Ethische Theorien in der aktuellen Diskussion:
Kommunitarismus: betont das Gewicht (kleinere) Gemeinschaften
(engl. communities) mit ihren kulturellen Besonderheiten (vs.
anonyme und pluralistische Gesellschaften. Autoren:
Kommunitarismus: Amitai Etzioni, Alasdair MacIntyre, Michael
Walzer, Charles Taylor. Herkunft: Aristoteles, Locke, J.S. Mill,
Rousseau, Hegel.
Liberale/libertäre Positionen: Vorrang der Freiheit und Autonomie
der Person gegenüber dem Staat. Autoren: Friedrich A. von
Hayek, John Rawls, Robert Nozick. Herkunft: Locke, Kant, J.S.
Mill.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
27
1.2 Systematische Aspekte
Utilitarismus (lat. utilis=nützlich): Das Kriterium der
Sittlichkeit ist die Optimierung des Glückes (oder...)
aller Betroffenen aufgrund einzelner Handlungen
(Handlungs-U.) , von Handlungsregeln (Regel-U.)
oder von Präferenzen (Präferenz-U.) (->
Konsequentialismus) (vs. deontologische E.)
Autoren: J.J.C. Smart, J.O. Urmson.
Herkunft: J. Bentham, Th. Hobbes, J.S.Mill
J. Bentham http://www.woodford.redbridge.sch.uk/rs/utilitarian.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
28
1.2 Systematische Aspekte
Deontologische Ethik (gr. to deon=das
Erforderliche): Eine Handlung gilt als sittlich
richtig, wenn sie Maximen folgt, die an sich
gut sind (vs. empirisch-pragmatische oder
utilitaristische Überlegungen) (kategorischer
Imperativ) (vs. utilitarische E.)
Autoren: O. Höffe, R. Wimmer, D. Mieth.
Herkunft: christliche Ethik, Kant
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
29
1.2 Systematische Aspekte
Diskursethik: strittige soziale und politische Fragen
sollten nach dem Prinzip einer gewaltfreien,
rationalen und allgemein zustimmungsfähigen
Lösung aufgrund eines auf Konsens hin geführten
Diskurses gelöst werden.
Autoren: Karl-Otto Apel, Jürgen Habermas
Herkunft: Kant, Ch. S. Peirce
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
30
1.2 Systematische Aspekte
Angewandte Ethik (Bereichsethiken):







Politische Ethik
Rechtsethik
Wirtschaftsethik
Bioethik (Ökologische Ethik, Genethik, Medizinethik)
Technikethik
Wissen(schafts)ethik,
Informationsethik (Medienethik, Netzethik)
Vgl.: J. Nida-Rümelin Hrsg.: Angewande Ethik, Stuttgart 1996
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
31
1.2 Systematische Aspekte
Infoethics
Code
Morality
Ethics
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
32
2. Informationsethik: Bill Viola: The City
of Man/ ZKM: http://on1.zkm.de/zkm/mnk/archiv/Stations
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
33
2. Informationsethik: Bill Viola: The City
of Man

Foto: Kira Perov
© Bill Viola 2000 Mit The City of Man (1989) hat
Viola ein Bild geschaffen, das spätmittelalterlichen
Flügelaltären ähnlich sieht. Zwei schmale Flügel
rahmen ein größeres Mittelfeld. Wie in den
mittelalterlichen Vorbildern steht im Zentrum eine
Versammlung, seitlich sind nach den Vorbildern von
Himmel und Hölle eine Stadtlandschaft und ein
brennendes Haus zu sehen. Die drei Flügel zeigen
die amerikanische Demokratie, die vom irdischen
Glück in der Vorstadtsiedlung und der Bedrohung
dieser Zivilisation durch das Böse begleitet wird
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
34
2. Informationsethik
ICIE: http://icie.zkm.de
Int. Review of Inf. Ethics: http://www.i-r-i-e.net
Digitale Bibliothek: www.capurro.de/db.htm
R. Capurro: Ethik im Netz (Stuttgart 2003)
R. Capurro: Leben im Informationszeitalter
(Berlin 1995)
R. Kuhlen: Informationsethik (Konstanz 2004)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
35
2 Informationsethik: Einführung
Informationsethik im weiteren Sinne umfaßt
ethische Fragen:


in der Informatik (Computerethik)
in den Massenmedien (Medienethik,
journalistische Ethik)
Informationsethik im engeren Sinne umfaßt
ethische Fragen:

im Internet (Netzethik, Cyberethik)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
36
2 Informationsethik: Einführung
Informationsethik als deskriptive Theorie:
beschreibt die verschiedenen Strukturen und
Machtverhältnisse, die das Informationsverhalten in
verschiedenen Kulturen und Epochen bestimmen
Vgl. R. Capurro: Mediale (R-)Evolutionen
 Informationsethik als normative und
emanzipatorische Theorie: befaßt sich mit der
Kritik der Entwicklung moralischen Verhaltens im
Informationsbereich. Sie umfaßt individuelle,
kollektive und menschheitliche Aspekte.

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
37
2 Informationsethik: Einführung
Informationsethik soll:



Die Entwicklung moralischen Verhaltens im
Informationsbereich beobachten und bewerten.
Die Strukturen und Machtverhältnisse, die das
Informationsverhalten bestimmen, analysieren
und bewerten.
Die neuen Informationsmythen aufdecken und
kritisieren.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
38
2 Informationsethik: Einführung


Verdeckte Widesprüche der herrschenden
theoretischen und praktischen Sprachregulierung
offenlegen.
Die Entwicklung informationsethischer
Fragestellungen beobachten.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
39
2. Informationsethik: Einführung


Die Grundfrage der Informationsethik lautet:
Wie gestalten wir individuell und als
(Welt-)Gesellschaft unsere Freiheit im
Kontext der digitalen Weltvernetzung?
Diese Frage betrifft einen formalen (den
„code“) und einen inhaltlichen Aspekt
(„knowledge sharing“). Sie zielt auf eine
Kultur des freien Einschlusses zur digitalen
Kommunikation.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
40
2 Informationsethik: Einführung
Hauptthemen der Informationsethik:
- Produktion von Information: Eigentumsrecht
(copyright) (vs. freies Gut)
- Selektion von Information: Recht auf freie
Meinungsäußerung (vs. Zensur)
- Verbreitung von Information: Recht auf Privatheit
und auf freie Meinungsäußerung (vs.
Bevormundung) / Recht auf Kommunikation (r2r,
r2w)
- Interkulturelle Informationsethik
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
41
2. Informationsethik: Einführung

-
-
Hauptthemen der Informationsethik (nach: www.nethics.net )
Menschenrechte / IuKrechte
Wem gehört das Wissen?
Einschränkungen von Informationsfreiheit
Mißbrauch von Informationsfreiheit
Digital Divide
Privacy und Sicherheit
Kulturelle Vielfalt
Mediale Öffentlichkeit
Telemedialisierung
Wissensökologie
Professionelle IE
Eper Ethik
Vertrauen
Theorien der IE
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
42
2. Informationsethik: Einführung
Lawrence Lessig: „Code and Other Laws of Cyberspace“
MARKET
Architecture
LAW
Norms
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
43
2. Informationsethik: Einführung

L. Lessig: Code und andere Gesetze des Cyberspace.
Berlin 2001. S. 161 ff.
Normen: arbeiten mit der Stigmatisierung durch
die Gemeinschaft (Stigmatisierung/Nicht-S.)
 Märkte: arbeiten mit Preisen (teuer/billig)
 Architekturen: arbeiten mit physischen
Erschwernissen. Pendant dazu im Cyberspace:
der Code (Zugang/kein Zugang)
 Recht: arbeitet mit der Androhung von Strafen
Die Regulierung des „Punkts“ (=Gesellschaft) ist die
Summe dieser vier Einschränkungen

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
44
2. Regulierungsformen im Internet
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Quellen_0.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
45
2 Informationsethik: Einführung
Leitende moralische und rechtliche Grundsätze:
-> Grundsatz der “informationellen Selbstbestimmung”
(Schutz personenbezogener Daten)
-> Recht auf informationelles Eigentum
-> Grundsatz der “informationellen Grundversorgung” (Recht
des freien Zugangs zum Netz, als “negatives” und/oder
“positives” Recht, d.h. als gesell. Aufgabe zur Verhinderung
des digital divide)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
46
2 Informationsethik: Einführung

Recht auf freie Meinungsäußerung:

Art. 5 GG: “Jeder hat das Recht, seine Meinung in
Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu
verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen
Quellen ungehindert zu unterrichten. Die
Pressefreiheit und die Freiheit der
Berichterstattung durch Rundfunk und Film
werden gewährleistet. Eine Zenstur findet nicht
statt.”
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
47
2 Informationsethik: Einführung

Recht auf Privatheit:

Art. 13 Abs. 1 GG: “(1) Die Wohnung ist unverletzlich. (2)
Durchsuchungen dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im
Verzuge auch durch die in den Gesetzen vorgesehenen anderen
Organe angeordnet und nur in der dort vorgeschriebenen Form
durchgeführt werden. (3) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im
übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr oder einer
Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes
auch zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche
Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung der
Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum
Schutze gefährderter Jugendlicher vorgenommen werden.”
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
48
2 Informationsethik: Einführung

Allg. Erklärung der Menschenrechte, Art. 12: “No
one shall be subjected to arbitrary interference
with his privacy, family, home or correspondence,
nor to attacks upon his honour and reputation.
Everyone has the right to the protection of the law
against such interference or attacks.”
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
49
2 Informationsethik: Einführung

Recht auf informationelle Privatheit



Freie Entscheidung, wer in den privaten informationellen
Raum eintreten darf
Informierter Konsens (informed consent)
Einschränkung der Verbreitung und/oder des
Zugangs zu bestimmten Inhalten im Netz?


Filterung oder Überwachung?
Wer kontrolliert die Kontrolleure? -> starke/schwache
Rolle des Staates?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
50
2 Informationsethik: Einführung
Wie lassen sich das Wohl der Individuen und das der
Gesellschaft im Medium der digitalen
Weltvernetzung fördern?
 auf nationaler Ebene: durch Gesetze sowie durch
demokratisch legitimierte Institutionen
 zwischen den Nationen (und ihren Bürgern):
durch Deklarationen und Verträge, die sich aber
nur schwach durchsetzen lassen.
-> Spannung zwischen Gemeinwohl- und
Individualwohl orientierten Ethiken
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
51
2 Informationsethik: Einführung

Orientierungsrahmen:







Herstellung informationeller Gerechtigkeit
Wahrung informationeller Autonomie
Wahrung informationellen Eigentums
Wahrung des freien Zugangs zum Netz
Wahrung kultureller Vielfalt und informationeller
Selbstbestimmung
Wahrung des Rechts auf Kommunikation
...
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
52
2 Informationsethik: Einführung
“Informationsethik / Informationskultur
Die Frage nach der Ethik im Zusammenhang mit
Information und Informationsarbeit stellt sich nicht
erst seit der Globalisierung der Computernetze
durch das Internet. Informationsethik und
Informationskultur sollen ein „Informationsklima“
schaffen, in dem ein freier Zugang zu und
Austausch von Information jederzeit möglich ist.”
Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
53
2 Informationsethik: Einführung
“In der (Informations-)Wirtschaft treten ethische
Fragen z.B. im Zusammenhang mit Informationsund Wissensmanagement auf ( z.B. Mobbing
durch Informationsvorenthaltung). Ein Problem
des Wissensmanagements könnte der gläserne
Mensch sein: was ich weiß, gehört (auch) meiner
Firma; meine Firma weiß, was ich (nicht) weiß.
Ganz allgemein formuliert könnte der ethische
Grundsatz für die Informationswirtschaft lauten:
Das Interesse der Nutzer ist auch das Interesse
der Informationswirtschaft.” Zitat: Virtuelles Handbuch
Inf.wiss. Uni Saabrücken
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
54
2 Informationsethik: Einführung
“Informationswirtschaft und Informationskultur” von
Heinz-Dirk Luckhardt in Anschluß an Dieter
Schumacher, ONLINE gmbh
- “Das Hauptziel der Informationswirtschaft ist die
Verbreitung qualitativ hochstehender
Informationsprodukte.
- Den Kern der Informationswirtschaft bilden die
klassischen Informationsproduzenten, die
Informationsanbieter und die Informationsvermittler.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
55
2 Informationsethik: Einführung
- Das Interesse der Nutzer ist auch das Interesse der
Informationswirtschaft.
- Die Nutzer sollen informationell autonom sein: dazu
gehört die bedarfsgerechte, ungehinderte
Versorgung mit reichhaltigen, langlebigen, nicht
manipulierbaren Informationsgütern.
- Einmal produziertes Wissen soll auch (im Idealfall
immer) abrufbar bleiben.”
Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
56
2 Informationsethik: Einführung
Daraus ergeben sich für Luckhardt/Schumacher
folgende Thesen:
1. Die Informationskultur wird unter der Überschrift
“Globalisierung” zunehmend rein wirtschaftlichen
und branchenfremden Interessen unterworfen.
2. Die Großkonzerne nutzen die Informationsbranche
zur eigenen Machtvergrößerung, ohne ein wirkliches
Interesse an Produkt “Information” zu haben.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
57
2 Informationsethik: Einführung
3. Branchenfremde instrumentalisieren die
Informationsbranche: sie behaupten, dem
Informationswesen dienen zu wollen, stimulieren
aber nur ihr Wachstum, um IT-Tools,
Netzwerkverbinbungen und PR-Gags zu verkaufen.
4. Einziges Ziel vieler Websites ist es, Traffic auf ihren
Seiten zu erzeugen. In dem Sinne sind gute
Informationsdienste kein Ziel an sich, sondern
bestenfalls Mittel zum Zweck.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
58
2. Informationsethik: Einführung
5. Information Retrieval mit Suchmaschinen
bedeutet einen Rückfall in die frühen 80er
Jahre
6. Gravierende Nachteile von
Webinformationen sind: Manipulierbarkeit
und ungewisse Lebensdauer von Webseiten.
7. Zu jeglicher Informationskultur gehört, dass
einmal produzierte Informationen auch
abrufbar bleiben.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
59
2. Informationsethik: Einführung
8. Die Regierungsprogramme zur Förderung der
Informationskultur (Fachinformationsprogramme,
seit 1974) sind oft den aktuellen Entwicklungen
hinterhergehinkt.”
Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
60
2.1 Historische Aspekte



Freiheit der Rede (parrhesia) als Grundlage
der griechischen Demokratie (Sokrates,
Sophisten, Kyniker): Orale Kulturen (freedom
of speech)
Freiheit des gedruckten Wortes: Buchkultur,
Reformation, Aufklärung, Zensurfreiheit,
Pressefreiheit (freedom of the press)
Freiheit des Zugangs zum Internet (freedom
of access)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
61
2.2 Ethische Problemfelder des Internet
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Quellen_0.htm

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
62
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild7.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
63
2.2 Ethische Problemfelder…
nach B. Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild6.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
64
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild5.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
65
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild4.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
66
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild3.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
67
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild2.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
68
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Bild1.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
69
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin
http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Quellen_0.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
70
2.2 Ethische Problemfelder…
nach Bernhard Debatin
1.
2.
3.
4.
5.
http://www.uni-leipzig.de/~debatin/lectures/sem98/Quellen_0.htm
Handlungsbereich privater Kommunikation:
“Web-Surfen”, Diskussionsforen u. -listen, Chat, Spielwelten... Anerkennung, Reziprozität,
Sprechchancen
=> Netiquette, Help-Manners
2. Handlungsbereich wissenschaftlicher Kommunikation:
Diskussionsforen, Wissens- und Informationsaustausch, Telelearning... Nachprüfbarkeit,
Achtung, Autorschaft
=> Wissenschaftliche Ethikcodizes
3. Handlungsbereich wirtschaftlicher Kommunikation:
Intranet, Geldverkehr, Kundenkontakt, Werbung, Teleshopping... Nutzenmaximierung,
Wohlfahrt, Verteilung
=> Unternehmensethik
4. Handlungsbereich öffentlicher (Massen-)Kommunikation:
Online-Journalismus, Informationsdienste, Gerüchteküche... Information, Kritik,
Privatsphäre, Wahrheit
=> Journalistische Ethik
5. Handlungsbereich staatlich/politischer Kommunikation:
Selbstdarstellung, Intranet, Bürgerkontakt, Ordnungspolitik... Demokratische Rechte,
offene und dezentrale Netzstrukturen, öffentliche Zugangsmöglichkeiten,
Sozialverträglichkeit
=> Zivilgesellschaftliche Ethik
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
71
2.3 Gipfelthemen gipfelthemen.de








Digitale Spaltung: nur eine Frage der Technik?
Medien & Kompetenz: was heißt Medienkompetenz?
Inhalte & Vorbilder: Was ist ein guter Inhalt?
Wissen & Besitz: Wem gehört das Wissen?
Multi & Kulti: Vielfalt der Kulturen im Netz?
Beteiligung & Spielregeln: Was ist eGovernment?
Piraten & Terroristen: Wie gefährlich ist
Cyberkriminalität?
Daten & Schutz: Wie lassen sich individuelle Rechte
ohne digitale Überwachung schützen?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
72
2.4 Deklarationen, Verfassungen, EthikKodizes
Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten mit George Washington,
Benjamin Franklin und Alexander Hamilton (v.r.n.l. im Vordergrund) (1787)
http://de.wikipedia.org/wiki/Verfassung_der_Vereinigten_Staaten
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
73
2.4 Deklarationen…
Erster Zusatzartikel / First Amendment („Bill of Rights“) (1789/1791)
„Der Originaltext des 1. Zusatzes zur Verfassung der Vereinigten Staaten
von Amerika lautet:
“Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or
prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of
speech, or of the press; or the right of the people peaceably to
assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.”
„Der Kongress darf kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer
Staatsreligion zum Gegenstand hat, die freie Religionsausübung
verbietet, die Rede- oder Pressefreiheit oder das Recht des Volkes
einschränkt, sich friedlich zu versammeln und die Regierung durch
Petition um Abstellung von Missständen zu ersuchen.“
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/1._Zusatz_zur_Verfassung_der_Vereinigten_Staaten_von_Amerika
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
74
2.4 Deklarationen…
Erklärung der Menschen- und Bügerrechte /
Déclaration des droits de l‘homme et du
citoyen (Frankreich 1789)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
75
2.4 Deklarationen…
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
76
2.4 Deklarationen…
Artikel 11
„La libre communication des pensées et des opinions est un des
droits les plus précieux de l'homme: tout citoyen peut donc
parler, écrire, imprimer librement, sauf à répondre de l'abus de
cette liberté, dans les cas déterminés par la loi.“
Die freie Äußerung von Meinungen und Gedanken ist eines der
kostbarsten Menschenrechte; jeder Bürger kann also frei reden,
schreiben und drucken, vorbehaltlich seiner Verantwortlichkeit für
den Missbrauch dieser Freiheit in den durch das Gesetz
bestimmten Fällen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erkl%C3%A4rung_der_Menschen-_und_B%C3%BCrgerrechte
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
77
2.4 Deklarationen…
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte /
Universal Declaration of Human Rights
(UDHR) (1948)
Quelle: http://www.unhchr.ch/udhr/lang/ger.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
78
2.4 Deklarationen….
Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde
und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im
Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
79
2.4 Deklarationen…
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte
und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse,
Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder
sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft,
Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der
politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes
oder Gebiets, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses
unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine
Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität
eingeschränkt ist.
Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
80
2.4 Deklarationen…
Artikel 12
„Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein
Privatleben, seine Familie, seine Wohnung
und seinen Schriftverkehr oder
Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines
Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat
Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen
solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.“

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
81
2.4 Deklarationen
Artikel 17
Jeder hat das Recht, sowohl allein als auch in Gemeinschaft mit
anderen Eigentum innezuhaben.
Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.
Artikel 18
Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und
Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine
Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit,
seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft
mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung,
Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
82
2.4 Deklarationen…
Artikel 19
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie
Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein,
Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art
und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und
Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Artikel 20
Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und
zu Vereinigungen zusammenzuschließen.
Niemand darf gezwungen werden, einer Vereinigung anzugehören.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
83
2.4 Deklarationen…
Artikel 22
Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf
soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch
innerstaatliche Maßnahmen und internationale
Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der
Organisation und der Mittel jedes Staates in den
Genuß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die
freie Entwicklung seiner Persönlichkeit
unentbehrlich sind.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
84
2.4 Deklarationen…
Artikel 26
Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum
mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende
Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und
Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht
werden, und der Hochschulunterricht muß allen gleichermaßen
entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.
Die Bildung muß auf die volle Entfaltung der menschlichen
Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den
Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muß zu
Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen
und allen rassischen oder religiösen Gruppen beitragen und der
Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens
förderlich sein.
Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu
wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
85
2.4 Deklarationen…
Artikel 27
Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der
Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den
Künsten zu erfreuen und am
wissenschaftlichen Fortschritt und dessen
Errungenschaften teilzuhaben.
Jeder hat das Recht auf Schutz der geistigen
und materiellen Interessen, die ihm als
Urheber von Werken der Wissenschaft,
Literatur oder Kunst erwachsen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
86
2.4 Deklarationen…
Europäische Konvention zum Schutze der
Menschenrechte und Grundfreiheiten
vom 4. November 1950, geändert durch
Protokoll Nr. 11 vom 11.5.1994
(= Europäische Menschenrechtskonvention)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Menschenrechtskonvention
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
87
2.4 Deklarationen…
Artikel 10
(1) Jeder hat Anspruch auf freie Meinungsäußerung.
Dieses Recht schließt die Freiheit der Meinung und
die Freiheit zum Empfang und zur Mitteilung von
Nachrichten oder Ideen ohne Eingriffe öffentlicher
Behörden und ohne Rücksicht auf Landesgrenzen
ein. Dieser Artikel schließt nicht aus, daß die
Staaten Rundfunk-, Lichtspiel- oder
Fernsehunternehmen einem
Genehmigungsverfahren unterwerfen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
88
2.4 Deklarationen…
(2) Da die Ausübung dieser Freiheiten Pflichten und Verantwortung
mit sich bringt, kann sie bestimmten, vom Gesetz vorgesehenen
Formvorschriften, Bedingungen, Einschränkungen oder
Strafdrohungen unterworfen werden, wie sie vom Gesetz
vorgeschrieben und in einer demokratischen Gesellschaft im
Interesse der nationalen Sicherheit, der territorialen
Unversehrtheit oder der öffentlichen Sicherheit, der
Aufrechterhaltung der Ordnung und der Verbrechensverhütung,
des Schutzes der Gesundheit und der Moral, des Schutzes des
guten Rufes oder der Rechte anderer, um die Verbreitung von
vertraulichen Nachrichten zu verhindern oder das Ansehen und
die Unparteilichkeit der Rechtsprechung zu gewährleisten,
unentbehrlich sind.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
89
2.4 Deklarationen…
Charta der Grundrechte der Europäischen
Union (Nizza 2000): eine noch nicht bindende
Kodifizierung der Grundrechte auf Ebene der
EU. Sie bildet den Teil II des (vorgesehenen)
Europäischen Verfassungsvertrages.
Quelle: http://www.datenschutz-berlin.de/recht/eu/ggebung/charta.htm#Artikel%2010
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
90
2.4 Deklarationen…
Artikel II-68 Schutz personenbezogener Daten
(1) Jede Person hat das Recht auf Schutz der sie
betreffenden personenbezogenen Daten.
(2) Diese Daten dürfen nur nach Treu und Glauben für
festgelegte Zwecke und mit Einwilligung der
betroffenen Personen oder auf einer sonstigen
gesetzlich geregelten legitimen Grundlage
verarbeitet werden. Jede Person hat das Recht,
Auskunft über die sie betreffenden erhobenen
Daten zu erhalten und die Berichtigung der Daten
zu erwirken.
(3) Die Einhaltung dieser Vorschriften wird von einer
unabhängigen Stelle überwacht.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
91
2.4 Deklarationen…
Artikel II-71 Freiheit der Meinungsäußerung und
Informationsfreiheit
(1) Jede Person hat das Recht auf freie
Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die
Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen
und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne
Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und
weiterzugeben.
(2) Die Freiheit der Medien und ihre Pluralität werden
geachtet.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
92
2.4 Deklarationen…
Grundgesetzt der Bundesrepublik Deutschland
(1949)
Quelle:
http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/index.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
93
2.4 Deklarationen…
I. Die Grundrechte
Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller
staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu
unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrechten als Grundlage jeder
menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der
Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden
Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und
Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
94
2.4 Deklarationen…
Artikel 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild
frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein
zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die
Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch
Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet
nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der
allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum
Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die
Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
95
2.4 Deklarationen…
Artikel 10
(1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und
Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.
(2) Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes
angeordnet werden. Dient die Beschränkung dem Schutze der
freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder des Bestandes
oder der Sicherung des Bundes oder eines Landes, so kann das
Gesetz bestimmen, daß sie dem Betroffenen nicht mitgeteilt wird
und daß an die Stelle des Rechtsweges die Nachprüfung durch
von der Volksvertretung bestellte Organe und Hilfsorgane tritt.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
96
2.4 Deklarationen…
Artikel 13
(1) Die Wohnung ist unverletzlich.
(2) Durchsuchungen dürfen nur durch den
Richter, bei Gefahr im Verzuge auch durch
die in den Gesetzen vorgesehenen anderen
Organe angeordnet und nur in der dort
vorgeschriebenen Form durchgeführt
werden.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
97
2.4 Deklarationen…

(3) Begründen bestimmte Tatsachen den Verdacht, daß jemand
eine durch Gesetz einzeln bestimmte besonders schwere Straftat
begangen hat, so dürfen zur Verfolgung der Tat auf Grund
richterlicher Anordnung technische Mittel zur akustischen
Überwachung von Wohnungen, in denen der Beschuldigte sich
vermutlich aufhält, eingesetzt werden, wenn die Erforschung des
Sachverhalts auf andere Weise unverhältnismäßig erschwert
oder aussichtslos wäre. Die Maßnahme ist zu befristen. Die
Anordnung erfolgt durch einen mit drei Richtern besetzten
Spruchkörper. Bei Gefahr im Verzuge kann sie auch durch einen
einzelnen Richter getroffen werden.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
98
2.4 Deklarationen…
(4) Zur Abwehr dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit,
insbesondere einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr,
dürfen technische Mittel zur Überwachung von Wohnungen nur
auf Grund richterlicher Anordnung eingesetzt werden. Bei Gefahr
im Verzuge kann die Maßnahme auch durch eine andere
gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet werden; eine richterliche
Entscheidung ist unverzüglich nachzuholen.
(5) Sind technische Mittel ausschließlich zum Schutze der bei einem
Einsatz in Wohnungen tätigen Personen vorgesehen, kann die
Maßnahme durch eine gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet
werden. Eine anderweitige Verwertung der hierbei erlangten
Erkenntnisse ist nur zum Zwecke der Strafverfolgung oder der
Gefahrenabwehr und nur zulässig, wenn zuvor die
Rechtmäßigkeit der Maßnahme richterlich festgestellt ist; bei
Gefahr im Verzuge ist die richterliche Entscheidung unverzüglich
nachzuholen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
99
2.4 Deklarationen…
(6) Die Bundesregierung unterrichtet den Bundestag jährlich über
den nach Absatz 3 sowie über den im Zuständigkeitsbereich des
Bundes nach Absatz 4 und, soweit richterlich
überprüfungsbedürftig, nach Absatz 5 erfolgten Einsatz
technischer Mittel. Ein vom Bundestag gewähltes Gremium übt
auf der Grundlage dieses Berichts die parlamentarische Kontrolle
aus. Die Länder gewährleisten eine gleichwertige
parlamentarische Kontrolle.
(7) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr
einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr für einzelne
Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung
dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung,
insbesondere zur Behebung der Raumnot, zur Bekämpfung von
Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher
vorgenommen werden.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
100
2.4 Deklarationen…
Artikel 18
Wer die Freiheit der Meinungsäußerung,
insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Absatz 1),
die Lehrfreiheit (Artikel 5 Absatz 3), die
Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die
Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post und
Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum
(Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum
Kampfe gegen die freiheitliche demokratische
Grundordnung mißbraucht, verwirkt diese
Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß
werden durch das Bundesverfassungsgericht
ausgesprochen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
101
2.4 Deklarationen…
Deutsches Recht:
- Grundsatz der “informationellen
Selbstbestimmung” (Schutz
personenbezogener Daten)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Informationelle_Selbstbestimmung
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
102
2.4 Deklarationen…
„Das informationelle Selbstbestimmungsrecht
ist eine Ausprägung des allgemeinen
Persönlichkeitsrechts und wurde vom
Bundesverfassungsgericht im so genannten
Volkszählungsurteil 1983 als Grundrecht
anerkannt. Ausgangspunkt für das
Bundesverfassungsgericht ist das Allgemeine
Persönlichkeitsrecht, also Art. 2 Abs. 1 GG
i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG (unter B II 1 a) des
Urteils).“
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
103
2.4 Deklarationen…
„Schutzbereich:
Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist
weit gefasst. Es wird nicht unterschieden, ob mehr
oder weniger sensible Daten des Einzelnen
betroffen sind. Das Bundesverfassungsgericht
stellte fest, dass unter den Verarbeitungs- und
Verknüpfungsmöglichkeiten der
Informationstechnologie auch ein für sich gesehen
belangloses Datum einen neuen Stellenwert
bekommen könne und es insoweit keine
belanglosen Daten gebe.“
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
104
2.4 Deklarationen…
„Eingriffe
Einschränkungen des Grundrechts seien zwar
möglich, bedürften aber einer gesetzlichen
Grundlage. Dabei habe der Gesetzgeber
abzuwägen zwischen dem
Geheimhaltungsinteresse des Betroffenen und dem
öffentlichen Informationsinteresse der
verarbeitenden Stelle.
Einschränkungen sind nur zulässig im überwiegenden
Allgemeininteresse. Sie bedürfen einer gesetzlichen
Grundlage, die dem Gebot der Normenklarheit
entsprechen muss.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
105
2.4 Deklarationen…
„Es wird differenziert zwischen Maßnahmen,
die ohne oder gegen den Willen des
Betroffenen vorgenommen werden, und
solchen, die freiwillig erfolgen. Für erstere
muss die gesetzliche Ermächtigung auch
"bereichsspezifisch, präzise und
amtshilfefest" (BVerfGE 65, 1, 46) sein.“
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
106
2.4 Deklarationen…
„Zudem kann man unterscheiden zwischen
anonymisierten Daten, die keinen
Rückschluss auf den Betroffenen zulassen
(z.B. für statistische Erhebungen), bei diesen
ist die Zweckbindung gelockert. Für Daten,
die personalisierbar sind, gilt eine strenge
Zweckbindung. Der Gesetzgeber muss
Vorkehrungen treffen, um Datenmissbrauch
zu verhindern (Verfahrensvorschriften,
Datenschutzbeauftragte,...).“
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
107
2.4 Deklarationen…
Vgl. die doppelte Bestimmung von Privatheit nach R.
Kuhlen: Informationsethik (Konstanz 2004, 175ff)
 „Privacy“: „right to be let alone“ (Privatbereich, Recht
auf ein Privatleben als Menschenrecht). Später
erweitert durch Datenschutz.
 Informationelle Privatheit: Das Recht des Einzelnen
die Kontrolle auszuüben, was andere über ihn
wissen, in welchem Umfang und unter welchen
Bedingungen sie dieses Wissen (inbes. in
elektronischen Räumen) verwenden dürfen (=
Informationelle Selbstbestimmung bzw.
Informationsautonomie).
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
108
2.4 Deklarationen…
Grundsatz der “informationellen
Grundversorgung” als Recht des freien
Zugangs zum Netz, als “negatives” und/oder
“positives” Recht, d.h. als gesell. Aufgabe zur
Verhinderung des digital divide).
Der Begriff ist juristisch nicht festgelegt. Er ist
gemäß Art 5 GG als Auftrag an den Staat
(implizit) zu verstehen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
109
2.4 Deklarationen…
World Summit on the Information Society
(WSIS) (Genf/Tunis 2003/2005)
- Declaration of Principles
Quelle: http://www.itu.int/wsis/docs/geneva/official/dop.html
- Plan of action
Quelle: www.itu.int/wsis
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
110
2.4 Deklarationen…
We, the representatives of the peoples of the world, assembled
in Geneva from 10-12 December 2003 for the first phase of
the World Summit on the Information Society, declare our
common desire and commitment to build a people-centred,
inclusive and development-oriented Information Society, where
everyone can create, access, utilize and share information and
knowledge, enabling individuals, communities and peoples to
achieve their full potential in promoting their sustainable
development and improving their quality of life, premised on the
purposes and principles of the Charter of the United Nations and
respecting fully and upholding the Universal Declaration of
Human Rights.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
111
2.4 Deklarationen…
19. We are resolute in our quest to ensure that everyone can
benefit from the opportunities that ICTs can offer. We agree that
to meet these challenges, all stakeholders should work together
to: improve access to information and communication
infrastructure and technologies as well as to information and
knowledge; build capacity; increase confidence and security in
the use of ICTs; create an enabling environment at all levels;
develop and widen ICT applications; foster and respect cultural
diversity; recognize the role of the media; address the ethical
dimensions of the Information Society; and encourage
international and regional cooperation. We agree that these are
the key principles for building an inclusive Information Society.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
112
2.4 Deklarationen…
B. An Information Society for All: Key Principles
19. (…)
1) The role of governments and all stakeholders in the
promotion of ICTs for development
2) Information and communication infrastructure: an
essential foundation for an inclusive information
society
3) Access to information and knowledge
4) Capacity building
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
113
2.4 Deklarationen…
5) Building confidence and security in the use of ICTs
6) Enabling environment
7) ICT applications: benefits in all aspects of life
8) Cultural diversity and identity, linguistic diversity and
local content
9) Media
10) Ethical dimensions of the Information Society
11) International and regional cooperation
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
114
2.4 Deklarationen…
10) Ethical Dimensions of the Information Society
 56.The Information Society should respect peace
and uphold the fundamental values of freedom,
equality, solidarity, tolerance, shared responsibility,
and respect for nature.
 57.We acknowledge the importance of ethics for the
Information Society, which should foster justice, and
the dignity and worth of the human person. The
widest possible protection should be accorded to the
family and to enable it to play its crucial role in
society.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
115
2.4 Deklarationen…
Tunis Agenda for the Information Society
(WSIS) (2005)
Quelle:
http://www.itu.int/wsis/documents/doc_multi.asp?lang=en&id=2267|0
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
116
2.4 Deklarationen…
7. We recognise the existence of the digital divide (…)
28. We welcome the Digital Solidarity Fund (DSF) (…)
46. We call upon all stakeholders to enrure respect for
privacy and the protection of personal information
and data (…)
53. (…) we also support local content development,
translation and adaptation, digital archives, and
diverse forms of digital and traditional media, and
recognise that these activities can also strengthen
local and indigenous communities. (…)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
117
2.4 Deklarationen…


58.The use of ICTs and content creation should
respect human rights and fundamental freedoms of
others, including personal privacy, and the right to
freedom of thought, conscience, and religion in
conformity with relevant international instruments.
59.All actors in the Information Society should take
appropriate actions and preventive measures, as
determined by law, against abusive uses of ICTs,
such as illegal and other acts motivated by racism,
racial discrimination, xenophobia, and related
intolerance, hatred, violence, all forms of child
abuse, including paedophilia and child pornography,
and trafficking in, and exploitation of, human beings.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
118
2.4 Deklarationen...
“Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige
Wissensgesellschaft” (Heinrich-Böll-Stiftung):
www.worldsummit2003.de
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
119
2.4 Deklarationen...
Die ethischen Werte der “Charta”:
1. Wissen ist Erbe und Besitz der Menschheit und
damit frei.
2. Der Zugriff auf Wissen muss frei sein.
3. Die Verringerung der digitalen Spaltung muss als
Politikziel hoher Priorität anerkannt werden.
4. Alle Menschen haben das Recht auf Zugang zu den
Dokumenten öffenlticher und öffentlich kontrollierter
Stellen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
120
2.4 Deklarationen...
5. Die ArbeitnehmerInnenrechte müssen auch in der
elektronisch vernetzten Arbeitswelt gewährleistet
und weiterentwickelt werden.
6. Kulturelle Vielfalt ist Bedingung für individuelle und
nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.
7. Mediale Vielfalt und das Angebot von Information
aus unabhängigen Quellen sind unerlässlich für den
Erhalt einer aufgeklärten Öffentlichkeit.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
121
2.4 Deklarationen...
8. Offene technische Standards und offene
Formen der technischen Produktion
garantieren die freie Entwicklung der
Infrastrukturen und somit eine
selbstbestimmte und freie Kommunikation
9. Das Recht auf Achtung der Privatheit ist ein
Menschenrecht und ist unabdingbar für die
freie und selbstbestimmte Entfaltung von
Menschen in der Wissensgesellschaft.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
122
2.4 Deklarationen…
Africa Information Ethics Conference (2007)
http://icie.zkm.de/africainfoethics
Tshwane Declaration on Information Ethics in
Africa
http://icie.zkm.de/TshwaneDeclaration
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
123
2.4 Deklarationen…
Principles
All people have equal rights as set out in the Universal
Declaration of Human Rights. To exercise their
human rights people need and should have access
to information as well as the ability to benefit from it.
Information should be recognized as a tool for
promoting the goals of freedom, democracy,
understanding, global security, peace and
development and should be used as such.
Information should be made available, accessible and
affordable across all linguistic groups, gender,
differently abled, elderly and all cultural and income
groups.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
124
2.4 Deklarationen…
World-wide, the centrality of information is manifested as nations
move towards Information and Knowledge Societies. To make
the global Millennium development goals a reality, Africa should
be a key player in this movement.
Policies and practices regarding the generation, dissemination and
utilisation of information in and about Africa should be grounded
in an Ethics based on universal human values, human rights and
social justice.
Indigenous knowledge and cultural diversity is a valuable
contribution Africa can make to the global Information Society. It
should be preserved, fostered and enabled to enrich the world
body of knowledge.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
125
3. Professionelle Ethik in der
Wirtschaftsinformatik


Quelle: Kenneth C. Laudon, Jane P. Laudon,
Detlef Schoder: Wirtschaftsinformatik. Eine
Einführung. Pearson Studium 2006, Kap. 5,
221-270
Homepage von K.C. Laudon:
http://pages.stern.nyu.edu/~klaudon/
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
126
3. Professionelle Ethik in der WI
3.1 Ethische, soziale und politische Fragen in
Zusammenhang mit IT
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft
3.3 Moralische Dimension von IS
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
127
3.1 Ethische, soziale und politische Fragen
in Zusammenhang mit IT



3.1.1 Modell zur Betrachtung ethischer,
sozialer und politischer Fragen
3.1.2 Moralische Dimensionen des
Informationszeitalters
3.1.3 Techniktrends führen zu neuen
ethischen Fragen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
128
3.1 Professionelle Ethik…
3.1.1 Ethische, soziale und politische
Fragen in Zusammenhang mit IT
Informationstechnik und –systeme auf der
Ebene des/der:
- Einzelnen: Ethische Fragen
- Gesellschaft: Soziale Fragen
- Gemeinwesens: Politische Fragen

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
129
3.1 Professionelle Ethik…

3.1.2 Moralische Dimensionen:






Informationsrechte und –pflichten
Eigentumsrechte und –pflichten
Zurechenbarkeit und Kontrolle
Systemqualität
Lebensqualität
3.1.3 Techniktrends führen zu neuen
ethischen Fragen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
130
3.2 Professionelle Ethik…
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft:
 3.2.1 Grundkonzepte: Verantwortlichkeit,
Zurechenbarkeit und Haftung
 3.2.2 Ethische Analyse
 3.2.3 Verhaltenskodex von Berufsverbänden
 3.2.4 Ethische Probleme aus der Praxis
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
131
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft

3.2.1 Grundkonzepte:



Verantwortlichkeit
Zurechenbarkeit
Haftung
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
132
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft

3.2.2 Ethische Analyse:





Die Fakten identifizieren und klar beschreiben
Konflikt oder Dilemma definieren und beteiligte
höhere Werte identifizieren
Interessengruppen identifizieren
Vernünftige Handlungsalternativen beschreiben
Potenzielle Folgen der Handlungsalternativen
identifizieren
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
133
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft

Ethische Prinzipien:






Goldene Regel: „Was du nicht willst, dass man dir
tut, das füg auch keinem anderen zu!“
Kants Kategorischer Imperativ (Universalität)
Descartes‘ Änderungsregel (Wiederholbarkeit)
Das utilitaristische Prinzip (gemeinsch. Nutzen)
Das Prinzip der Risikovermeidung
„Alles hat seinen Preis“-Regel
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
134
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft

3.2.3 Verhaltenskodizes von Berufsverbänden







ACM: Code of Ethics and Professional Conduct
GI: Ethische Leitlinien der Gesellschaft für Informatik
Internet Society: Code of Conduct for Individual Members
of the Internet Society
ICCA: Code of Ethics der Independent Computer
Consultants Association
Society of Competitive Intelligence Professionals
Pressekodex
3.2.4 Ethische Probleme aus der Praxis
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
135
3.2 Ethik einer Informationsgesellschaft
ACM/IEEE-CS Joint Task Force on Software
Engineering Ethics and Professional
Practices
Software Engineering Code of Ethics and
Professional Practice
Short Version

http://www.acm.org/serving/se/code.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
136
2.3 Ethik der Informationsgeselschaft
Preamble
Software engineers shall commit themselves to
making the analysis, specification, design,
development, testing and maintenance of
software a beneficial and respected
profession. In accordance with their
commitment to the health, safety and welfare
of the public, software engineers shall adhere
to the following Eight Principles:
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
137
3.2 Ethik in der Informationsgesellschaft




1. PUBLIC - Software engineers shall act
consistently with the public interest.
2. CLIENT AND EMPLOYER - Software engineers
shall act in a manner that is in the best interests of
their client and employer consistent with the public
interest.
3. PRODUCT - Software engineers shall ensure that
their products and related modifications meet the
highest professional standards possible.
4. JUDGMENT - Software engineers shall maintain
integrity and independence in their professional
judgment.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
138
2.3 Ethik in der Informationsgesellschaft




5. MANAGEMENT - Software engineering
managers and leaders shall subscribe to and
promote an ethical approach to the management of
software development and maintenance.
6. PROFESSION - Software engineers shall
advance the integrity and reputation of the
profession consistent with the public interest.
7. COLLEAGUES - Software engineers shall be fair
to and supportive of their colleagues.
8. SELF - Software engineers shall participate in
lifelong learning regarding the practice of their
profession and shall promote an ethical approach to
the practice of the profession.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
139
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
GI: Ethische Leitlinien der Gesellschaft für Informatik
vom Präsidium der GI verabschiedete Fassung am
29.01.2004
Autoren (Arbeitskreis „Verantwortung): Karl-Heinz Rödiger
(Sprecher), Peter Bittner, Rafael Capurro, Wolfgang Coy, Eva
Hornecker, Constanze Kurz, Britta Schinzel, Ute
Twisselmann, Roland Vollmar, Karsten Weber, Alfred Winter,
Cornelia Winter
http://www.gi-ev.de/fachbereiche/IUG/IE/el.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
140
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Präambel
I. Das Mitglied
Art. 1 Fachkompetenz
Art. 2 Sachkompetenz und kommunikative
Kompetenz
Art. 3 Juristische Kompetenz
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
141
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
II. Das Mitglied in einer Führungsposition
Art. 5 Arbeitsbedingungen
Art. 6 Organisationsstrukturen
Art. 7 Beteiligung
III. Das Mitglied in Lehre und Forschung
Art. 8 Lehre
Art. 9 Forschung
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
142
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
IV Die Gesellschaft für Informatik
Art. 10 Zivilcourage
Art. 11 Soziale Verantwortung
Art. 12 Mediation
Art. 13 Interdisziplinäre Diskurse
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
143
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
ISOC Internet Society
Code of Conduct (January 2003)
„The code serves to define a form of
professional identity. Although many aspects
also apply to every user of the Internet, it is
intended to give ISOC members a sense that
they belong to a community with shared
values and shared responsibilities.“
http://www.isoc.org/members/codeconduct.sht
ml
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
144
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
The Code of Conduct
When designing, implementing, operating and
using Internet technology and services,
when formulating or influencing relevant
policies, laws, and regulations,
and in all professional and personal dealings an
ISOC member will

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
145
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
1. Take all reasonable care to ensure that his or
her work and the products of his or her work
cause no avoidable danger or physical harm
to any person.
2. Take all reasonable steps to minimise waste
of natural resources, damage to the
environment, and damage to products of
human skill and industry.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
146
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
3. If his or her professional advice is not accepted,
take all reasonable steps to ensure that all persons
neglecting or over-ruling this advice are aware of the
possible danger or damage which may result.
4. Avoid deploying technologies that defeat generally
accepted technical principles of the Internet, as
documented primarily by the Internet Engineering
Task Force (IETF). In particular, avoid technologies
that tend to subdivide access to the Internet rather
than preserving its universal, unique, and
international nature, except as required by security
mechanisms mentioned in the next paragraph.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
147
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
5. Pay particular attention to the protection of Internet
services against disaster and against a physical or
electronic attack, and to the protection of the
integrity and privacy of stored or transmitted
information.
6. Take all reasonable steps, including education and
the wide spreading of knowledge, to ensure the
Internet can be available, accessible, and useful to
everyone.
7. Only offer or claim to offer opinions or services that
lie within the member's actual knowledge or
competence.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
148
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
8. In the case of financial or material conflict between personal and
professional interests, or between two professional interests,
declare this conflict to all interested parties and if appropriate in
public.
9. Respect the generally accepted norms of Internet etiquette for
human communications, especially by avoiding communications
that are false or are likely to be considered as discourteous,
objectionable, malicious, unwanted, or causing unjustified loss of
prestige. Avoid fraudulent or deceptive statements.
10. Respect the rights of all Internet users to privacy of, and
freedom of access to, information and communication; promote
these rights within the limits of his or her power.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
149
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
11. Treat all users and colleagues fairly and on equal
terms.
12. Respect legitimate intellectual property rights, do
not plagiarize the work of others, and give credit to
the originators of ideas.
13. Encourage others to follow this code of conduct,
and discourage breaches of this code. Offer and
accept honest and constructive criticisms of opinions
and work as they relate to this code.
14. Not associate with, and not allow ISOC's name to
be associated with, persons or organizations
consistently in breach of this code.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
150
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
ICCA Independent Computer Consultants
Association
Code of Ethics (1995)
http://www.icca.org/ethics.asp
http://www.icca.org/ethics.asp
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
151
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
These are the ethical standards that the ICCA upholds
as essential not only for its members but for the
computer consulting industry as a whole.
 Consultants will be honest and not knowingly
misrepresent facts.
 Consultants will install and use only properly
licensed software on their systems as well as the
clients' systems.
 Consultants will divulge any potential conflicts of
interest prior to accepting the contract or as soon as
possible after the conflict is discovered.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
152
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft



Consultants will only represent opinions as
independent if they are free from subordinated
judgment and there is no undisclosed interest in the
outcome of the client's decision.
Consultants will ensure that to the best of their
knowledge they can complete the project in a
professional manner both in terms of skill and time.
Consultants will keep the client informed of any
matters relating to the contract even if the
information is unfavorable, or may jeopardize the
contract.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
153
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft




Consultants will safeguard any confidential
information or documents entrusted to them and not
divulge any confidential information without the
consent of the client.
Consultants will not take advantage of proprietary
information obtained from the client.
Consultants will not engage in contracts that are in
violation of the law or that might reasonably be used
by client to violate the law.
ICCA member firms, their principals and employees
will uphold the principles of the ICCA and not
commit acts discreditable to the ICCA.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
154
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
SCIP Society of Competitive Intelligence
Professionals
 http://www.scip.org/2_code.php
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
155
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Code of Ethics for CI Professionals
 To continually strive to increase the
recognition and respect of the profession
 To comply with all applicable laws, domestic
and international
 To accurately disclose all relevant
information, including one's identity and
organization, prior to all interviews
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
156
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft




To avoid conflicts of interest in fulfilling one‘s
duties
To provide honest and realistic
recommendations and conclusions in the
execution of one‘s duties.
To promote this code of ethics within one‘s
company, with third-party contractors and
within the entire profession.
To faithfully adhere to and abide by one‘s
company policies, objectives, and guidelines.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
157
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Deutscher Presserat
Pressekodex (12.12.1973)
http://www.presserat.de/Pressekodex.pressekodex.0.html
http://www.presserat.de/Pressekodex.presseko
dex.0.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
158
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Präambel
Die im Grundgesetz der Bundesrepublik verbürgte Pressefreiheit
schließt die Unabhängigkeit und Freiheit der Information, der
Meinungsäußerung und der Kritik ein. Verleger, Herausgeber und
Journalisten müssen sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung
gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer Verpflichtung für das
Ansehen der Presse bewusst sein. Sie nehmen ihre
publizistische Aufgabe fair, nach bestem Wissen und Gewissen,
unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden
Beweggründen wahr.
Die publizistischen Grundsätze konkretisieren die Berufsethik der
Presse. Sie umfasst die Pflicht, im Rahmen der Verfassung und
der verfassungskonformen Gesetze das Ansehen der Presse zu
wahren und für die Freiheit der Presse einzustehen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
159
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Die Regelungen zum Redaktionsdatenschutz gelten
für die Presse, soweit sie personenbezogene Daten
zu journalistisch-redaktionellen Zwecken erhebt,
verarbeitet oder nutzt. Von der Recherche über
Redaktion, Veröffentlichung, Dokumentation bis hin
zur Archivierung dieser Daten achtet die Presse das
Privatleben, die Intimsphäre und das Recht auf
informationelle Selbstbestimmung des Menschen.
Die Berufsethik räumt jedem das Recht ein, sich über
die Presse zu beschweren. Beschwerden sind
begründet, wenn die Berufsethik verletzt wird.
Diese Präambel ist Bestandteil der ethischen Normen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
160
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die
wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.
Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und
die Glaubwürdigkeit der Medien.
Ziffer 2 – Sorgfalt
Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur
Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der
nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen
und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung,
Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden.
Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar
zu machen. Symbolfotos müssen als solche kenntlich sein oder erkennbar
gemacht werden.
Ziffer 3 - Richtigstellung
Veröffentlichte Nachrichten oder Behauptungen, insbesondere
personenbezogener Art, die sich nachträglich als falsch erweisen, hat das
Publikationsorgan, das sie gebracht hat, unverzüglich von sich aus in
angemessener Weise richtig zu stellen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
161
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 4 – Grenzen der Recherche
Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten,
Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen keine
unlauteren Methoden angewandt werden.
Ziffer 5 – Berufsgeheimnis
Die Presse wahrt das Berufsgeheimnis, macht vom
Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und gibt Informanten ohne
deren ausdrückliche Zustimmung nicht preis.
Die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.
Ziffer 6 – Trennung von Tätigkeiten
Journalisten und Verleger üben keine Tätigkeiten aus, die die
Glaubwürdigkeit der Presse in Frage stellen könnten.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
162
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet,
dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder
geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche
Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden.
Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf
eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und
Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die
ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Ziffer 8 – Persönlichkeitsrechte
Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen.
Berührt jedoch das private Verhalten öffentliche Interessen, so kann es
im Einzelfall in der Presse erörtert werden. Dabei ist zu prüfen, ob
durch eine Veröffentlichung Persönlichkeitsrechte Unbeteiligter verletzt
werden. Die Presse achtet das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung und gewährleistet den redaktionellen Datenschutz
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
163
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 9 – Schutz der Ehre
Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen
Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu
verletzen.
Ziffer 10 – Religion, Weltanschauung, Sitte
Die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder
sittliche Überzeugungen zu schmähen.
Ziffer 11 – Sensationsberichterstattung, Jugendschutz
Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle
Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse beachtet
den Jugendschutz.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
164
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 12 – Diskriminierungen
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder
seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder
nationalen Gruppe diskriminiert werden.
Ziffer 13 – Unschuldsvermutung
Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Strafverfahren und
sonstige förmliche Verfahren muss frei von Vorurteilen erfolgen. Der
Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt auch für die Presse.
Ziffer 14 – Medizin-Berichterstattung
Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen
sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete
Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte.
Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden,
sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt
werden.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
165
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Ziffer 15 – Vergünstigungen
Die Annahme von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein könnten,
die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redaktion zu
beeinträchtigen, sind mit dem Ansehen, der Unabhängigkeit und
der Aufgabe der Presse unvereinbar. Wer sich für die Verbreitung
oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lässt, handelt
unehrenhaft und berufswidrig.
Ziffer 16 – Rügenabdruck
Es entspricht fairer Berichterstattung, vom Deutschen Presserat
öffentlich ausgesprochene Rügen abzudrucken, insbesondere in
den betroffenen Publikationsorganen.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
166
3.2 Ethik der Informationsgesellschaft
Netiquette (Wikipedia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Netiquette
Die klassische Netiquette von Arlene H. Rinaldi (1995)
 Elektronische Post
 Telnet
 FTP
 Elektronische Kommunikation
 Listserver und Diskussionsgruppen
 Die 10 Gebote der Computerethik
Netiquette in E-Mails
http://www.netplanet.org/netiquette/email.shtml
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
167
3.3 Moralische Dimension von IS

3.3.1 Informationsrechte: Privatsphäre und
Freiheit im Informationszeitalter:



Privatsphäre
Datenschutz
Datensicherheit
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
168
3.3 Moralische Dimension von IS

Datenschutz in USA (Federal Trade
Commission http://www.ftc.gov/)





Hinweis/Bewusstsein (Kernprinzip)
Wahlfreiheit (Kernprinzip)
Zugang/Beteiligung
Sicherheit
Durchsetzung
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
169
3.3 Moralische Dimension von IS

Datenschutz in Europa:




Data Protection Directive (97/66/EC) vom
15.12.1997
http://ec.europa.eu/justice_home/fsj/privacy/law/in
dex_en.htm#proposals
Einwilligung
Freiwillige Selbstkontrolle
International Save Harbor Privacy Principles
http://www.ita.doc.gov/td/ecom/shprin.html
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
170
3.3 Moralische Dimension von IS

Datenschutz in Europa:



Europäsiche Datenschutzrichtlinie für elektronische
Kommunikation (2002/58/EG) vom 12. Juli 2002:
http://www.tkrecht.de/egtk/2002L0058.html
Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr
(2000/31/EG) vom 8. Juni 2000 (e-commerce Richtlinie):
http://www.lrz-muenchen.de/~Lorenz/material/ecomrl.htm
Europäische Datenschutzrichtlinie (95/46/EG) vom 24.
Oktober 1995: http://www.datenschutzberlin.de/infomat/heft24/dde.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
171
3.3 Moralische Dimension von IS

Datenschutz in Deutschland

Recht auf informationelle Selbstbestimmung (15.12.1983)
http://www.afs-rechtsanwaelte.de/volkszaehlung.htm





Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Informationelle_Selbstbestimmung
Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)
http://www.netlaw.de/gesetze/bdsg.htm
Teledienstdatenschutzgesetz (TDDSG) http://www.edvrechtsberatung.de/gesetzestexte/tddsg.htm
Mediendienstestaatsvertrag (MDStV)
http://www.datenschutz-berlin.de/recht/de/stv/mdstv.htm
Telekommunikationsgesetz (TKG) http://www.datenschutzberlin.de/recht/de/rv/tk_med/tkg_de1.htm
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
172
3.3 Moralische Dimension von IS

Herausforderungen für den Datenschutz im
Internet:



Cookies
Web-Bug
Spyware
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
173
3.3 Moralische Dimension von IS

Technische Lösungen:


Platform for Privacy Preferences (P3P)
Beispiele für Datenschutztools:






Verwalten von Cookies
Blockieren von Werbeanzeigen
Schützen des Computers vor Spyware
Schützen von E-Mail- oder Datenübertragungen
Anonyme E-Mai
Anonymes Surfen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
174
3.3 Moralische Dimension von IS



Ethische Fragen: Unter welchen Umständen
soll/darf ich in die Privatsphäre anderer
eindringen?
Soziale Fragen: Welche Lebensbereiche
sollen wir als Gesellschaft als „privaten
Bereich“ ansehen?
Politische Fragen: In welchem Umfang
sollten E-Commerce-Sites und andere
Unternehmen berechtigt sein,
personenbezogene Daten zu speichern?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
175
3.3 Moralische Dimension von IS
Weiterführende Literatur:
Michael Nagenborg: Das Private unter den
Rahmenbedingungen der IuK-Technologie.
Ein Beitrag zur Informationsethik. VS Verlag
Wiesbaden 2005.

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
176
3.3 Moralische Dimension von IS

3.3.2 Eigentumsrechte: geistiges Eigentum




Geschäftsgeheimnisse
Urheberrecht
Patente
Gefahren für die Rechte an geistigem Eigentum


Framing
Digital Millenium Copyright Act (DMCA)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
177
3.3 Moralische Dimension von IS



Ethische Fragen: Welchen Wert hat es, geistiges
Eigentum zu schützen, das so einfach kopiert und
über das Internet verteilt werden kann?
Soziale Fragen: Viele Stimmen behaupten, dass die
gegenwärtigen Gesetzen zum Schutz geistigen
Eigentums im Informationszeitalter versagen.
Politische Fragen: Schaffung neuer Maßnahmen
zum Schutz der Investitionen, die von den
Erzeugern neuer Software, elektronischer Bücher
und elektronischer Unterhaltung getätigt werden.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
178
3.3 Moralische Dimension von IS
Rainer Kuhlen: Informationsethik. UVK Verlag
Konstanz 2004: Wem gehört das Wissen? S. 311 ff
8.1. Rahmenbedingungen des Umgangs mit
Wissen und Information („constraints“) (in
Anschluß Lawrence Lessig)




Mediale technische und informationsmethodische
Gegebenheiten
Organisationsformen und Geschäftsmodelle
Rechtliche Regelungen
Normatives Verhalten
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
179
3.3 Moralische Dimension von IS
„Über die Regelungen des Zugangs und des
Zugriffs zu/auf Wissen und Information
entscheiden sich:


die Chancen eines jeden Einzelnen, in
gegenwärtigen Informations- und
Kommunikationsgesellschaften erfolgreich
abschneiden und sein Leben selbstbestimmt
(informationell autonom) führen zu können,
die Chancen zukünftiger Generationen, auf den
Bestand vorangegangenen Wissens aufbauen zu
können.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
180
3.3 Moralische Dimension von Is
die Chancen der Länder des Südens, die Formen der
digital divides zu überwinden;
entscheidet sich
 die Innovationsfähigkeit der Wissenschaft,
 die Innovationskraft der Wirtschaft,
 die Kreativität der Künste,
 Welche Kommunikationsstrukturen sich in den
elektronischen Umgebungen entwickeln können (freie,
offene oder weit gehend kontrollierte, überwachte) und
 ob neue Formen medialer Öffentlichkeit und deliberativer
Demokratie entstehen können oder ob sich bestehende
Distributionsformen klassischer Medien und
Entscheidungsstrukturen repräsentativer Demokratie eher
verstärken“ (Kuhlen, a.a.O. S. 314-315)

Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
181
3.3 Moralische Dimension von IS
8. 2. Widersprüche gegenwärtiger
Informationsgesellschaften


„Nie war es schwieriger, aus Wissen auf elektronischen
Märkten Informationsprodukte zu erzeugen, für die Leute
bereit sind, Geld auszugeben.“ (Kuhlen, a.a.O. S. 319)
„Die existierende Weltordnung für Wissen und Information
ist zumindest widersprüchlich. Sie trägt weder zum
größtmöglichen Nutzen einer größtmöglichen Anzahl von
Menschen bei (zumindest nicht in globaler Perspektive)
noch ist sie mit den informationsethischen Prinzipien der
Inklusivität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit verträglich.“
(Kuhlen a.a.O. S. 321)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
182
3.3 Moralische Dimension von IS
8.3 Zum Stand von IPR-Regelungen

IPR-Rechtstraditionen





Angelsächsische Tradition de Copyright (Statute of Anne
1709): Werk und Autor werden nicht strikt gebunden,
Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund
Kontinentaleuropäische Tradition „droit d‘auteur“
Seit der Berner Konvention bis zu TRIPS-Abkommen,
WIPO-Verträgen, EU-Richtlinien…
Verknappungsstrategie oder Freizügigkeitsstrategie?
Sicherung von Rechten über Patente
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
183
3.3 Moralische Dimension von IS

Die globale Dimension von IPR-Regelungen:




Ausprägungen der digital divides
Dynamische flexibilisierte Umgang mit IPRBestimmungen
Ausgleichverfahren
Gegenmodelle
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
184
3.3 Moralische Dimension von IS

IPR im Kontext der Telemediatisierung


Begriff des Originals löst sich im elektronischen
Medium weit gehend auf
Herstellung und Verteilung von Kopien IPRgeschützter Werke ist einfacher geworden
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
185
3.3 Moralische Dimension von IS
8.4 Zur Organisation des Umgangs mit
Wissen und Organisation

Verknappungsstrategien – ein medialer
Determinismus?


Pauschalierung vs. Individuelle Abrechnung
Lizenzierung – Digital Rights Management
8.5 Balancen oder Umschichtungen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
186
3.3 Moralische Dimension von IS
„8.6 Geschäfts- und Organisationsmodelle
 Eigenverantwortlichkeit der Urheber für Publikation
und Distribution
 Zurücknahme des individuellen Werk- und Autoren/Urheberanspruchs
 Zunahme der Formen verteilter kollaborativer
Wissensproduktion, nicht nur bei Software
 Offene File-sharing-Verfahren anstatt proprietärer
Verknappung durch technische Schutzmaßnahmen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
187
3.3 Moralische Dimension von IS




Peer-to-peer-Verfahren anstatt Client-serverArchitektur und zentraler Speicher- und
Verteilformen
Einschalten der Endnutzer in die Produktions-,
Aufbereitungs-, Speicher- und Distributionsprozesse
selber
Verteilte an Stelle zentraler Publikations- und
Archivierungsformen
Rücknahme der (kommerziellen) Mittlerfunktionen
bzw. Entstehen neuer Mittlerformen
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
188
3.3 Moralische Dimension von IS



Höherer Stellenwert der Formen reputativer
Anerkennung gegenüber direkter monetärer,
materieller Anerkennung
Anspruch auf Privatheit und Anonymität bei
der Nutzung von Wissen und
Informationsprodukten
Anspruch auf Ausweitung des Public-domainWissens und Erhalt und Förderung kultureller
und medienbezogener Vielfalt.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
189
3.3 Moralische Dimension von IS




Abwehr von informationellen und medialen
Monopolen
Beachten des Prinzips intergenerationeller
Gerechtigkeit (Nachhaltigkeitspostulat)
Adaptierbarkeit der Informationsprodukte an
individuelle Bedürfnisse, Flexibilisierung und
Hypertextifizierung von Informationsprodukten
Erweiterung der informationellen Grundprodukte
durch flexible und adaptierbare
Mehrwertleistungen.“ (Kuhlen a.a.O. 364-365)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
190
3.3 Moralische Dimension von IS
8.7 Selbstorganisation von Wissen in der
Wissenschaft
„Wissenschaftlern wird empfohlen, für die
eigenen Arbeiten das Self-archiving-Prinzip
durchgehend anzuwenden, d.h. also die
erarbeiteten Materialien in eigenen oder von
der zugeordneten wissenschaftlichen
Institution, z.B. der Bibliothek, offenen
Archiven abzulegen.“ (Kuhlen, a.a.O. 375)
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
191
3.3 Moralische Dimension von IS

BOAI (Budapest Open Access Initiative) „will
den Aufbau neuer Open-access-Journals
fördern bzw. bestehende Journale dazu
ermutigen, sich in Open-access-Journals
umzuwandeln.“ (Kuhlen a.a.O. S. 375(
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
192
3.3 Moralische Dimension von IS

3.3.3 Zurechenbarkeit, Haftung und Kontrolle


Computerbezogene Haftungsproblematik
Ethische Fragen: ob Einzelpersonen und
Organisationen, die Systeme (Hard- und
Software) entwickeln, produzieren und vertreiben,
für die Folgen von deren Verwendung moralisch
verantwortlich sind. Und wenn ja, unter welchen –
Bedingungen?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
193
3.3 Moralische Dimension von IS

Soziale Fragen: Sollten Einzelpersonen (und
Unternehmen) dazu ermutigt werden, eigene
Sicherungsmaßnahmen zu entwickeln, um
wahrscheinliche oder vorhersehbare
Systemausfälle abzudecken, oder sollten nur
die Unternehmen für die von ihnen
bereitgestellten Systemdienste haften?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
194
3.3 Moralische Dimension von IS

Politische Fragen: Sollte der Gesetzgeber die
Haftung von Dienstanbietern ausweiten oder
einschränken?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
195
3.3 Moralische Dimension von IS

3.3.4 Systemqualität: Datenqualität und
Systemfehler

Die drei wichtigsten Quellen für schlechte
Systemleistung:



Software-Fehler
Hardware- oder Gebäudeschäden
Qualitativ schlechte Eingabedaten
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
196
3.3 Moralische Dimension von IS



Ethische Fragen: An welchem Punkt sollte ich
Software oder Dienstleistungen für die
Verwendung durch andere freigeben?
Soziale Fragen: Möchten wir als Gesellschaft
Menschen dazu ermutigen, zu glauben, dass
Systeme unfehlbar und Datenfehler
unmöglich sind?
Politische Fragen: Sollten der Industrie
verbindliche Qualitätsstandards
vorgeschrieben werden?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
197
3.3 Moralische Dimension von IS

3.3.5 Lebensqualität: Wert, Zugang und
Grenzen




Machtverteilung: Zentrale oder Peripherie
Schneller Wandel bedeutet, schneller auf die
Konkurrenz reagieren zu müssen
Betriebliche Mitbestimmung
Wahrung von Grenzen: Familie, Arbeit und
Freizeit
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
198
3.3 Moralische Dimension von IS






Abhängigkeit und Angreifbarkeit
Computerkriminalität und –missbrauch
Computerforensik
Arbeitsmarkt: Technik und Arbeitsplatzverlust
Gleichheit und Zugang: Zunahme „digitaler
Spaltung“
Gesundheitsrisiken: RSI, CTS und Technostress
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
199
3.3 Moralische Dimension von IS
3.3.6 Managementmaßnahmen:
Verhaltenskodizes von Unternehmen
 SAP AG Code of Business Conduct for
Employees (Version: March 2006) (pdf)
 Google
 Sie versuchen, für jede der fünf moralischen
Dimensionen eine Reihe von auf das IS
bezogenen ethischen Standards zu
entwickeln.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
200

-> Netiquette, Blogethik
:: Netiquette (Wikipedia)
:: Die klassische Netiquette (Arlene H.
Rinaldi)
:: Netiquette in E-Mails
:: Rebecca Blood Weblog Ethics
:: Johathan Delacour weblog_ethics
:: EFF Legal Guide for Bloggers
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
201
3.3 Moralische Dimensione von IS
Netiquette (Wikipedia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Netiquette
Die klassische Netiquette von Arlene H. Rinaldi (1995)
 Elektronische Post
 Telnet
 FTP
 Elektronische Kommunikation
 Listserver und Diskussionsgruppen
 Die 10 Gebote der Computerethik
Netiquette in E-Mails
http://www.netplanet.org/netiquette/email.shtml
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
202
3.3 Moralische Dimension von IS

Internetkriminalität und –missbrauch:






Spam
Hacker
Denial-of-Service-Angriffe
Schad-Software
Sniffing
Spoofing
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
203
3.3 Moralische Dimension von IS

Blickpunkt Management:


Ist Spam ein wichtiges Managementproblem?
Begründen Sie Ihre Antwort.
Blickpunkt Organisation:

Führt Fremdbeschaffung in Billiglohnländern zu
einem ethischen Dilemma? Begründen Sie Ihre
Antwort.
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
204
3.3 Moralische Dimension von IS

IT in der Praxis:




Finanz- und Rechnungswesen
Beschaffung, Fertigung und Produktion
Personalwesen
Vertrieb und Marketing
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
205
3.3 Moralische Dimension von IS




Aufgabe: Dirt Bikes U.S.A. –
Datenschutzrichtlinien für eine Website
entwickeln
E-Commerce-Projekt: Internet-Newsgroups in
der Online-Marktforschung einsetzen
Gruppenprojekt: Ethische Normen für ein
Unternehmen formulieren
Fallstudie: Sicherheit und Datenschutz – Wie
wirkt sich der Terrorismus auf die Diskussion
aus?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
206
3. Zusammenfassung





1. Welche ethischen, sozialen und politischen
Fragen ergeben sich im Zusammenhang mit IT?
2. Gibt es bestimmte Verhaltensgrundsätze, die als
Orientierungshilfe für Entscheidungen bei ethischen
Dilemmas dienen können?
3. Warum ist der Schutz persönlicher Daten und der
Schutz geistigen Eigentums durch moderne IS
gefährdet?
4. In welcher Weise beeinflussen IS das tägliche
Leben?
5. Wie können Unternehmen Richtlinien für
ethisches Verhalten entwickeln?
Rafael Capurro: Informations- und
Wirtschaftsethik
207
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