Mikro I Marktorganisation • Wir kennen jetzt die Erlössituation der Unternehmen (Theorie des Haushalts). • Weiter kennen wir die Kostenseite der Produktion (technische Bedingungen) bei gegebenen Faktorpreisen. • Beide zusammen bestimmen den Gewinn G = E - C = px x - C Goethe - Universität, Frankfurt/Main 227 Mikro I Kritischer Punkt: px • Kann der Unternehmer den Preis des Outputs fixieren (Monopolist) oder ist er für ihn gegeben. • Kann der Unternehmer den Preis von Inputs beeinflussen (Monopsonist) oder sind diese für ihn gegeben. • Dies hängt von der Marktorganisation bzw. der Stellung des Unternehmens am Markt ab. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 228 Mikro I Erste Marktform: Vollständige Konkurrenz • Die Essenz: Es besteht keine Rivalität zwischen den Anbietern, sie sehen nicht, daß sie im Wettbewerb zueinander stehen. • Vollständige Konkurrenz ist damit das völlige Fehlen von Wettbewerb (diametral entgegengesetzt zur landläufigen Sprachweise). • Eine Parabel: Der Walrassche “Auktionator” • Alternativ dazu: das “recontracting”. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 229 Mikro I Vollständige Konkurrenz: Bedingungen • Jeder Teilnehmer betrachtet den Preis als gegeben (Annahme der “atomistischen Konkurrenz”, ist aber nicht notwendig). • Homogenität des Produkts. • Mobilität von Produkten und Faktoren. • Keine Monopolisierung von Prozessen. • Keine Zugangsbeschränkungen zum Markt. • Vollständige Voraussicht. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 230 Mikro I Das kurzfristige Produktionsgleichgewicht • Bei gegebenem Preis ist der Gesamterlös: E = x . px. • Bei gegebener Kostenfunktion wird das Gewinnmaximum G = E - C(x) dort erreicht, wo der Abstand zwischen Erlös- und Kostenfunktion am größten ist. • In marginaler Betrachtung gilt dG/dx = px - MCx = 0 oder MCx = px Goethe - Universität, Frankfurt/Main 231 Mikro I Das Produktionsgleichgewicht: Gesamtkostenansatz E, C Erlös = x . px B Kosten A FC 0 xA Goethe - Universität, Frankfurt/Main x 232 Mikro I Das Produktionsgleichgewicht: Grenzkostenansatz MC DC MC px A px DC xA Goethe - Universität, Frankfurt/Main x 233 Mikro I Till: animieren DC DVC MC px Das Produktionsgleichgewicht: Kurzfristige Angebotsfunktion DC MC A DVC px B xA Goethe - Universität, Frankfurt/Main x 234 Mikro I Das Produktionsgleichgewicht: Kurzfristige Angebotsfunktion • Ob es zu einem Gewinn oder Verlust kommt, hängt davon ab, ob der Preis die Durchschnittskosten überschreitet oder nicht. • Im Minimum der DVC-Kurve („Betriebsminimum“ B) ergibt sich eine “kurzfristige Preisuntergrenze”. • Unterhalb von B stellt der Produzent die Produktion ein. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 235 Mikro I Das Produktionsgleichgewicht: Kurzfristige Angebotsfunktion • Im Minimum der DC-Kurve (A) liegt das “Betriebsoptimum”. • Im “Betriebsoptimum” ist der Gewinn des Produzenten = 0 (bis auf “reine Profite”). • Die MC-Kurve oberhalb von B stellt die Angebotskurve des Produzenten bei vollständiger Konkurrenz dar. • Er verhält sich als “Mengenanpasser”. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 236 Mikro I Das Marktangebot • Das Marktangebot erhalten wir aus der horizontalen Summe der individuellen Angebotsfunktionen aller Produzenten. • Komplikation: Wenn eine Firma expandiert, darf man annehmen, Input-Preise seien konstant, nicht aber wenn alle dies tun. • Wenn Input-Preise mit steigendem x zunehmen, werden alle MC-Kurven steiler. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 237 Mikro I Das Marktangebot Trotz steileren Verlaufs ist die Marktangebotsfunktion genau determiniert. Die positive Beziehung zwischen Preis und Menge bleibt erhalten. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 238 Mikro I Das kurzfristige Gleichgewicht der Produktion p MARKT p S (p) EINZELNER ANBIETER MC DC p* D (p) X* Goethe - Universität, Frankfurt/Main X x x* 239 Mikro I Eingriffe in den Markt Eine Regierung benötige Geld. • Der Finanzminister will eine Benzinsteuer von 1 DM / l erheben. • Der Kanzler will Birnen mit 1 DM / kg besteuern. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 240 Mikro I Eingriffe in den Markt: Die Benzinsteuer p MARKT S’ (p) S (p) Steuerbetrag p EINZELNER ANBIETER MC’ B’ A’ B A MC DC’ p*+t DC p* D (p) X* Benzin Goethe - Universität, Frankfurt/Main x* x 241 Mikro I Benzinsteuer: Wirkung • Die Benzinsteuer treffe auf eine preisunelastische Nachfragefunktion; damit wird bei steigendem Preis die gleiche Menge abgesetzt wie zuvor. • Die Steuer erhöht die marginalen und die durchschnittlichen Kosten der Produzenten. • Die Produzenten können diese Kosten über p+t voll auf die Konsumenten abwälzen. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 242 Mikro I Eingriffe in den Markt: Die Birnensteuer p MARKT S’ (p) S (p) p EINZELNER ANBIETER DC’ Steuerbetrag B’ B A’ A x*’ x* DC p* D (p) C X*’ MC’ MC X* Birne n Goethe - Universität, Frankfurt/Main x 243 Mikro I Birnensteuer: Wirkung • Die Birnensteuer treffe auf eine unendlich preiselastische Nachfrage-funktion; damit kaufen die Konsumenten bei p p* alles, bei p > p* nichts. • Der Produzent muß jetzt seine Menge an die gestiegenen MC anpassen, so daß MC‘ = p*. • Die Produzenten tragen die Birnensteuer selbst, bei reduzierter Menge und fallendem Gewinn. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 244 Mikro I Eingriffe in den Markt: Die Birnensteuer p MARKT S’ (p) S (p) p EINZELNER ANBIETER MC’ MC Steuerbetrag B’ DC’ A’ B D (p) C X*’ X* Birne n Goethe - Universität, Frankfurt/Main B’ x*’ A DC p* B x* x 245 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung • Die europäischen Kleinbauern erzielen beim herrschenden Marktpreis Verluste. Die EU setzt daher den Preis für Agrarprodukte höher als den Gleichgewichtspreis. Welches sind die Konsequenzen – – – – 1. für das Gesamtangebot; 2. für die Gewinne der Kleinbauern; 3. für die Gewinne der Großbauern; 4. für die Kosten der Landwirtschaft ? Goethe - Universität, Frankfurt/Main 246 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung p MARKT p S (p) EINZELNER KLEINBAUER MC A’ E B C A DC pfi x p* D (p) X* XS Goethe - Universität, Frankfurt/Main X x* x*’ x 247 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung p MARKT p S (p) D EINZELNER KLEINBAUER MC A’ E pfi B C DC x B’ A p* D (p) XD X* XS Goethe - Universität, Frankfurt/Main X x* x*’ x 248 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung p MARKT p S (p) D x A C D (p) X* MC A’ pfi DC E XD EINZELNER GROSSBAUER XS Goethe - Universität, Frankfurt/Main X B x* B’ p* x*’ 249 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung im Agrarsektor • Durch die Preisfixierung erhöht sich das Gesamtangebot, die Nachfrage geht zurück. • Das Überschußangebot muß preisunwirksam “aus dem Markt genommen” werden. • Jeder einzelne Produzent bietet mehr an als beim Gleichgewichtspreis. Dieser Effekt ist jedoch beim Großbauern stärker, weil dessen Grenzkostenkurve flacher verlaufen dürfte. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 250 Mikro I Eingriffe in den Markt: Preisfixierung im Agrarsektor • Die Gewinne der Landwirtschaft steigen, jedoch haben Großbauern bei besserer Technologie eine bessere Ausgangslage. • Die Kosten der Landwirtschaft steigen, bei Groß- wie bei Kleinbauern. • Die Politik wird vom “Grenzanbieter” bestimmt, jedoch fördert die Preisstützung ineffiziente Produzenten. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 251 Mikro I Durchschnittspreise und Güterangebot • Auf bestimmten Märkten kommt es zu einer Durchschnittspreiskalkulation. Welches sind die Folgen? • Beispiel: Die EU gewährt den ACP-Ländern Preise für Rohstoffe, die deutlich über dem Weltmarktpreis liegen. • Der Durchschnitt zwischen Marktpreis und EUPreis wird den Produzenten ausgezahlt. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 252 Mikro I Durchschnittspreise und Güterangebot Nachfragefunktion für Zuckerexporte Swasilands 1993/94 Preis in Emalangeni 2000 EG/ACP 1500 MC USA p Regional 1000 SASA DC Simbabwe Kanada 500 pWelt 0 0 100 200 300 400 Tausen exportierte Tonnen Goethe - Universität, Frankfurt/Main 253 Mikro I Durchschnittspreise und Güterangebot • Durch den höheren Durchschnittspreis wird ineffiziente Produktion angeregt. Außerdem wird Monokultur gefördert. • Die Durchschnittskosten der Produktion liegen in diesem Fall sogar über dem Weltmarktpreis. Das Land könnte billiger importieren als selbst produzieren. • Ausweg: Besteuerung der „Renten“. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 254 Mikro I Das langfristige Produktionsgleichgewicht • Langfristig kann der Produzent – die Technologie verändern (Größenordnung der Produktion) sowie – die produzierte Menge variieren. • Langfristig werden daher Grenzanbieter ausscheiden, aber es kommen auch “newcomer” mit besseren Technologien auf den Markt. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 255 Mikro I Das langfristige Produktionsgleichgewicht KMC1 KDC1 DC MC p p’ KMC2 A xA Goethe - Universität, Frankfurt/Main KDC2 LMC B C LDC xC xB x 256 Mikro I Das langfristige Produktionsgleichgewicht • Der Produzent mit der Technologie 1 macht beim Preis p’ einen Verlust (Punkt A) und scheidet langfristig entweder aus oder wechselt zur Technologie 2. • So lange der Preis höher ist als die LDC, d.h. x ist größer als das langfristige Betriebsoptimum, wird die Branche expandieren, weil in B “reine Gewinne” gemacht werden. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 257 Mikro I Die langfristige Preisanpassung im Markt • Wenn die Branche expandiert, wird sich die Angebotskurve nach rechts verlangern. • Dies gilt so lange, bis keine “reinen Gewinne” mehr existieren. • Entstehen der Branche langfristig Verluste, so findet eine Kontraktion des Angebots statt. • Die Angebotskurve verlagert sich dann nach links. Die Branche produziert in min(LDC). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 258 Mikro I Die langfristige Preisanpassung im Markt S1 (p) S2 (p) p p1 p2 D (p) X1 X2 Goethe - Universität, Frankfurt/Main X 259 Mikro I Preisanpassung bei unvollkommener Information • Wie kommt es langfristig zu einer Preisanpassung an das betriebliche Optimum bei unvollkommener Information? • Durch „Herantasten“ (tâtonnement). • Der dynamische Prozeß wird „Spinnweb“Modell bezeichnet. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 260 Mikro I „Spinnweb“-Modell • Wir definieren z. B. lineare Angebots- und Nachfragefunktionen. xdt = a pt - b, mit a < 0, b > 0 xst = c pt-1 + d, mit c > 0. • Schließlich fordern wir xdt = xst • Die Anpassung erfolgt hier mit einer zeitlichen Verzögerung (time lag). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 261 Mikro I „Spinnweb“-Modell • Das Gleichungssystem führt zu einer Differenzengleichung 1. Ordnung: a pt - b = c pt-1 + d, oder pt = (c/a) pt-1 + (d-b)/a • Wir nehmen an, der Produzent wähle in eine Menge x0 beliebig. • Der Markt gibt die Information p0. Goethe - Universität, Frankfurt/Main t=0 262 Mikro I „Spinnweb“-Modell • In der nächsten Periode produziert er wegen p0 die Menge x1. Jetzt signalisiert der Markt die Information p1. p A 0 p C 1 Goethe - Universität, Frankfurt/Main B x x 0 1 263 Mikro I „Spinnweb“-Modell • In der nächsten Periode produziert er wegen p1 die Menge x2. p0 p2 p1 A E F D • Jetzt signalisiert der die C Markt Information p2. x0 Goethe - Universität, Frankfurt/Main B x2 x1 264 Mikro I „Spinnweb“-Modell • Die Bewegung von A, B, C, D, E, F usw. erinnert an ein Spinnennetz. Diese Bewegung konvergiert hier gegen den Gleichgewichtspreis. Eine Konvergenz ist nicht zwingend. Das Ergebnis hängt von den Parametern der Angebots- und Nachfragefunktion ab. Divergenz ist möglich. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 265 Mikro I „Spinnweb“-Modell • Die Lösung der Differenzengleichung pt = (c/a) pt-1 + (d-b)/a ist (ohne Beweis): t c 1 t a d b c pt p0 a c a 1 a Goethe - Universität, Frankfurt/Main 266 Mikro I „Spinnweb“-Modell: Die Größe c a • Da c/a < 0 kommt es von Periode zu Periode zu Oszillationen. Entscheidend für die Frage der Konvergenz ist, ob |c/a| < 1. Dann wird die Größe mit steigendem t kleiner, d.h. der Preis konvergiert zum GG-Preis, im anderen Falle nicht. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 267 t Mikro I Zusammenfassung: Preise bei vollständiger Konkurrenz • Langfristig gilt: Die Produzenten bieten Mengen an, die dem „Betriebsoptimum“ entsprechen, also p = min(LDC). • Dadurch wird mit den geringsten Stückkosten produziert und verkauft. • Der Unternehmer erhält dabei langfristig den „üblichen Profit“; nur kurzfristig sind „reine Profite“ möglich.. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 268