Mikro I Teil III:THEORIE DER UNTERNEHMUNG Das Unternehmen hat eine doppelte Funktion: • Die Produktion von Gütern und Diensten zum Zwecke der Bedürfnisbefriedigung (Konsum) bzw. von Zwischenprodukten. • Der Einsatz und die Kombination von Produktionsfaktoren und die Verteilung von Einkommen (Wertschöpfung). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 147 Mikro I Die Theorie der Unternehmung • Gründe für die Entstehung von Unternehmen nennt schon Adam Smith: Adam Smith 1723-90 • Arbeitsteilung in Bezug auf Güter und Dienste (komparative Vorteile). • Arbeitsteilung innerhalb der Produktion eines Gutes bzw. Dienstes (Team-Produktion). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 148 Mikro I Ziel der Unternehmenspolitik • In der traditionellen Mikrotheorie ist das Ziel der Unternehmung die Maximierung des Gewinns (Profits) • Der Gewinn ist definiert als Gewinn = Erlös - Kosten • Die Kosten werden unterschieden in Kosten = variable Kosten + fixe Kosten Goethe - Universität, Frankfurt/Main 149 Mikro I Theorie der Unternehmung: Annahmen • Homogene Entscheidungseinheit • Produktion nur eines Gutes • Keine Lagerhaltungsprobleme, d.h. produzierte = abgesetzte Güter beschaffte = eingesetzte Faktoren • Keine externen Effekte Goethe - Universität, Frankfurt/Main 150 Mikro I Produktionstheorie • Wenn ein Input fix, der andere variabel ist, ändern sich die Proportionen der Faktoren, wenn der Output variiert wird. • Derselbe Output kann mit verschiedenen Kombinationen von Inputs erzeugt werden, zumindest langfristig, aber auch kurzfristig, wenn es mehr als nur einen variablen Input gibt. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 151 Mikro I Allokationsfunktion des Unternehmers Der Unternehmer muß • das Outputniveau festlegen, und • die Faktorenkombination optimal bestimmen. • Er bedient sich hierzu einer gegebenen Technologie, die durch eine Produktionsfunktion reflektiert wird. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 152 Mikro I Die Produktionsfunktion • Die Produktionsfunktion ordnet nicht-negative Faktoreinsatzmengen einer nicht-negativen Produktionsmenge zu. Sie sei einwertig und habe stetige Ableitungen ersten und zweiten Grades, d.h. x = x(L, K), wobei dx / dL > 0 und d2x /dL2 < 0 (Ertragsgesetz) Goethe - Universität, Frankfurt/Main 153 Mikro I Produktion mit nur einem variablen Einsatzfaktor • Wir nehmen an, es gäbe nur einen variablen Input (i.a. Arbeit). • Dieser Faktor kann in verschiedenen Proportionen mit einem fixen Input kombiniert werden (i.a. Land). • Was variable und fixe Inputs sind, hängt von der Betrachtungsweise ab (kurz- bzw. langfristig). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 154 Mikro I Das Ertragsgesetz bei einem variablen und einem fixen Faktor L 1 2 3 4 5 6 7 8 K/L 10 5 3,33 2,5 2 1,67 1,43 1,25 Goethe - Universität, Frankfurt/Main x 10 24 39 52 61 66 66 64 x/L 10 12 13 13 12,2 11 9,43 8 dx/dL 14 15 13 9 5 0 -2 155 Mikro I Durchschnittliches und marginales Produkt 15 x/L=DP 10 5 dx/dL=MP 0 -5 1 2 3 4 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 5 6 7 8 156 Mikro I Durchschnittliches und marginales Produkt: Relation • Zunächst steigen beide Kurven an, erreichen ihr Maximum und fallen danach wieder ab. • Im Grenzfall geht x/L gegen 0, denn x kann 0 werden; dx/dL kann sogar negativ werden. • Es gilt: Solange MP › DP DP steigt. Wenn MP = DP, DP = max. Solange MP ‹ DP DP fällt. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 157 Mikro I Durchschnittliches und marginales Produkt: Geometrie A 0,7 C 0,6 0,5 0,4 0,3 B 0,2 0,1 0 0 5 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 10 15 20 158 Mikro I Durchschnittliches und marginales Produkt: Geometrie Zone I 0,08 Zone II B 0,06 Zone III C 0,04 DP 0,02 A 0 -0,02 MP -0,04 0 5 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 10 15 20 159 Mikro I Stadien der Produktion Man unterscheidet 3 Stadien der Produktion: • In der Zone I wächst DP, der Produzent kann also durch Expansion der Produktion die Lohnstückkosten senken. • In der Zone III wird der Produzent nicht operieren, weil hier das Grenzprodukt negativ ist. • Effiziente Produktion liegt in der Zone II. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 160 Mikro I PF mit mehreren Inputs: Output von Zwiebeln H e c t a r L a n d 7 6 5 4 3 2 46 42 37 30 24 12 2 69 66 60 54 39 17 3 91 88 80 72 52 21 4 108 106 100 85 61 24 5 123 120 113 93 66 26 6 134 128 120 95 66 25 7 Zahl der Landarbeiter Goethe - Universität, Frankfurt/Main 161 Mikro I Produktionsfunktion mit mehreren Inputs: Output von Zwiebeln 150 100 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8 Arbeiter Land Goethe - Universität, Frankfurt/Main 162 Mikro I Analogie zum “Nutzengebirge” • Es besteht eine Analogie zwischen dem “Nutzengebirge” und dem “Ertragsgebirge” • Auch hier gibt es Schnitte senkrecht und parallel zur L-Achse bzw. zur K-Achse. Sie spiegeln das “Ertragsgesetz” wider. • Horizontale Schnitte parallel zur Grundfläche ergeben “Isoquanten” (analog zur Indifferenzkurve). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 163 Mikro I Isoquante: Definition Eine Isoquante repräsentiert verschiedene Input-Kombinationen, die ein bestimmtes Produktionsniveau erzeugen. Für Bewegungen auf der IQ bleibt also x konstant. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 164 Mikro I Isoquante: Geometrie K-Achse L-Achse Goethe - Universität, Frankfurt/Main 165 Mikro I Isoquante: Analytische Herleitung • Wir fragen wieder nach den Punkten, für die der Wert der Funktion bei verschiedenen Inputs konstant ist. • Wir erhalten die Kombinationen von L und K, indem wir das totale Differential der PF berechnen und gleich 0 setzen. MP = x x dL dK 0 L K Goethe - Universität, Frankfurt/Main 166 Mikro I Steigung der Isoquante: MRTS • Wir erhalten x x dK dL K L x K x dL L Goethe - Universität, Frankfurt/Main dK 167 Mikro I Steigung der Isoquante: MRTS • Die Steigung der Isoquanten nennt man die “Grenzrate der technischen Substitution” des Faktors K durch L. • Die MRTSKL ist gleich dem umgekehrten Verhältnis der Grenzproduktivitäten MPL/MPK. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 168 Mikro I Sprachregelung: • Wir definieren y MRSxy = -dy/dx Substitution von y durch x. x MRTSKL = -dK/dL Substitution von K durch L. K L Goethe - Universität, Frankfurt/Main 169 Mikro I Steigung der Isoquante: MRTS • Hinreichend für die negative Steigung der Isoquante sind – Ein positives Grenzprodukt – Unbegrenzte Faktorergiebigkeit d.h. MPK und MPL sind größer als 0. • Isoquanten sind im allgemeinen konvex zum Ursprung. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 170 Mikro I Steigung der Isoquante: Konvexität • Konvexität erhält man, wenn sich die MRTSKL mit steigendem L verringert. • Wir nehmen an: Wenn L , dann MPL und MPK bleibt konstant bzw. nimmt nicht ebenfalls ab oder nimmt sogar zu. • Dann ergibt sich MPK/MPL und -dL/dK oder dL/dK Goethe - Universität, Frankfurt/Main 171 Mikro I “Machbare Region” (feasible region) Was passiert, wenn • MPL mit steigendem K fällt, oder • MPK mit steigendem L fällt? Goethe - Universität, Frankfurt/Main 172 Mikro I “Machbare Region” (feasible region) K KA A B L LB Goethe - Universität, Frankfurt/Main 173 Mikro I “Machbare Region” (feasible region) K L Goethe - Universität, Frankfurt/Main 174 Mikro I Leontieff-Produktionsfunktion • W. Leontief unterstellt fixe zwischen K und L: K Goethe - Universität, Frankfurt/Main Proportionen Wassily Leontieff *1906 Nobelpreis 1973 tan K/L = “Kapitalintensität” Gegensatz: “Arbeitsintensität” L 175 Mikro I Leontieff-Produktionsfunktionen: Mehrere Prozesse Wir nehmen an, es bestünden verschiedene Leontieff-Prozesse nebeneinander. Prozeß OA OB OC OD K/L 11:1 8:2 5:4 3:7 Goethe - Universität, Frankfurt/Main K 110 80 50 30 Produkt 100 100 100 100 176 Mikro I Leontieff-Produktionsfunktionen: Mehrere Prozesse 140 A 120 B 100 80 C 60 D 40 20 E 0 0 20 40 60 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 80 100 120 140 177 Mikro I Cobb-Douglas-Produktionsfunktion • Eine “Cobb-Douglas”-Funktion ist homogen vom Grade 1 (linear-homogen). • Konkret ist die “Cobb-Douglas”-Funktion: x = A L K, wobei A = das Produktionsniveau > 0. und 0 < < 1. Goethe - Universität, Frankfurt/Main 178 Mikro I Cobb-Douglas-PF: Beweis der Linear-Homogenität • Wir erhöhen die Inputs um den Faktor . und erhalten: x x x x = = = = A ( L) ( K) A L K A L K A L Kx Goethe - Universität, Frankfurt/Main 179 Mikro I Cobb-Douglas-PF: Graphische Darstellung 1000 800 600 400 200 0 1 2 3 4 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 5 6 180 Mikro I Cobb-Douglas-PF: Weitere Eigenschaften DP und MP hängen von dem Verhältnis der eingesetzten Inputs ab. Sie sind unabhängig von dem Produktionsniveau (den eingesetzten Faktoren). Goethe - Universität, Frankfurt/Main 181 Mikro I Cobb-Douglas-PF: DP und MP DPL = x/L = (A L K/L = DPL = A L K = A (K/L ) MPL = dx/dL = A L K MPL = A (K/L ) Goethe - Universität, Frankfurt/Main 182 Mikro I Cobb-Douglas-PF: MRTSKL • Die Isoquanten werden von einem beliebigen Strahl durch den Ursprung in Punkten gleicher Steigung geschnitten. • Wir erinnern uns: MRTSKL = MPL/MPK • Wir haben gesehen, daß MPL = konstant, so lange K/L konstant. Gleiches gilt für MPK, also auch für MRTSKL . Goethe - Universität, Frankfurt/Main 183 Mikro I Cobb-Douglas-PF: x = L0,4K0,6 200 150 100 x=30 x=20 50 x=10 0 0 5 Goethe - Universität, Frankfurt/Main 10 15 20 184