Verteilte Snapshots Vortrag im Rahmen des Seminars Parallele und verteilte Programmierung Matthias Bedarff Agenda ■ Einleitung ■ Grundlagen ▪ Globale Zustände in verteilten Systemen ▪ Modell eines verteilten Systems ■ Festhalten von globalen Zuständen ▪ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse ■ Zusammenfassung 2 Agenda ■ Einleitung ■ Grundlagen ▪ Globale Zustände in verteilten Systemen ▪ Modell eines verteilten Systems ■ Festhalten von globalen Zuständen ▪ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse ■ Zusammenfassung 3 Einleitung ■ „Computersysteme durchleben eine Revolution“ (A. Tanenbaum 2004) ▪ bis in die Mitte der 80er-Jahre waren Computer groß und teuer ▪ Unternehmen hatten nur wenige Computer ▪ Computer arbeiten unabhängig voneinander ■ Fortschritte in der Entwicklung ▪ günstigere Mikroprozessoren ▪ leistungsfähigere Computernetzwerke günstige Computer zu Computersystemen zusammenstellen ■ Verteilte Systeme ▪ Globaler Zustand: Zustand des gesamten verteilten Systems zu einem gewissen Zeitpunkt ▪ Schnappschuss: festgehaltener globaler Zustand 4 Agenda ■ Einleitung ■ Grundlagen ▪ Globale Zustände in verteilten Systemen ▪ Modell eines verteilten Systems ■ Festhalten von globalen Zuständen ▪ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse ■ Zusammenfassung 5 Globale Zustände in verteilten Systemen (1/2) ■ Gründe für das Erstellen von Schnappschüssen ▪ Ermittlung globaler Prädikate • Deadlock • Terminierung der Berechnung ▪ Erstellung von Rücksetzpunkten • Wiederaufnahme der Berechnung nach Absturz ▪ Testen von verteilten Anwendungen • Debuggen und Testen während Entwicklung und Wartung ■ Prozesse physikalisch getrennt ▪ kein gemeinsamer Speicher ▪ keine gemeinsame Uhr ▪ Nachrichtenkanäle besitzen abweichende Verzögerungen perfekt synchronisierter Schnappschuss nicht möglich 6 Globale Zustände in verteilten Systemen (2/2) ■ Schnappschuss einer Überweisung Globaler Zustand 1 Konto 1 Kanal 1 leer Kanal 2 leer Konto 2 500 € 200 € Globaler Zustand 2 Festgehaltener Schnappschuss Kanal 1 50 € Kanal 1 50 € Konto 1 Kanal 2 leer Konto 2 450 € 200 € Þ Konto 1 500 € Kanal 2 leer Konto 2 250 € Globaler Zustand 3 Konto 1 450 € Kanal 1 leer Kanal 2 leer Konto 2 250 € Nach dem Fortsetzen der Berechnung mit dem festgehaltenen Zustand: 100 € zuviel im verteilten System 7 Modell eines verteilten Systems (1/5) ■ Bestandteile eines verteilten Systems ▪ Prozesse (Anzahl begrenzt) ▪ Nachrichtenkanäle zwischen Prozessen (Anzahl begrenzt) • gerichtet (Übertragung nur in eine Richtung möglich) • Nachrichtenpuffer ist unbegrenzt • Empfangsreihenfolge entspricht Absendereihenfolge (FiFo) ■ Lokale Zustände ▪ Prozess • besitzt einen Anfangszustand { Anfangszustand } { alle eingetretenen Ereignisse } ▪ Nachrichtenkanal • zu Beginn einer verteilten Berechnung leer { seit Beginn verschickte Nachrichten } \ { bereits empfangene Nachrichten } 8 Modell eines verteilten Systems (2/5) ■ Ereignis ▪ unteilbare Aktivität, die den lokalen Zustand verändert ▪ gehört zu einem einzigen Prozess ▪ betrifft höchstens einen Kanal (falls ein Kanal betroffen, dann Versand oder Empfang einer Nachricht) ▪ Formal: Ein Ereignis e für einen Prozess p • s ist der lokale Zustand von p unmittelbar vor dem Eintreten von e • s' ist der lokale Zustand von p unmittelbar nach dem Eintreten von e • falls kein Kanal betroffen: ◦ c und M sind null • falls ein Kanal betroffen: ◦ c ist der veränderte Kanal ◦ M ist die versendete oder empfangene Nachricht 9 Modell eines verteilten Systems (3/5) ■ Globaler Zustand ▪ setzt sich aus lokalen Zuständen aller Prozesse und Nachrichtenkanäle zusammen Globalen Anfangszustand: • alle Prozesse befinden sich in ihrem jeweiligen Anfangszustand • alle Nachrichtenkanäle sind leer ■ Nächster globaler Zustand ▪ Funktion next(S, e) beschreibt die Auswirkung des Ereignisses e ▪ Voraussetzungen • verteiltes System befindet sich in dem globalen Zustand S • Ereignis e kann in S eintreten (d. h. Prozess p befindet sich in s) 10 Modell eines verteilten Systems (4/5) ■ Kanal c geht aus Prozess p heraus Globaler Zustand S Globaler Zustand next(S, e) Kanal c Prozess p ... Kanal c Ereignis e s Prozess p ... M s' ■ Kanal c geht in Prozess p herein Globaler Zustand S Globaler Zustand next(S, e) Kanal c ... Kanal c M Prozess p s Ereignis e ... Prozess p s' 11 Modell eines verteilten Systems (5/5) ■ Berechnung ▪ Abfolge von n Ereignissen aller Prozesse eines verteilten Systems seq (ei : 0 i n) ▪ falls jedes ei in Si eintreten kann stellt seq die Berechnung eines verteilten Systems dar und es gilt S i 1 next( S i , ei ) für 0 i n 12 Konsistente Schnappschüsse (1/3) ■ Grund für Inkonsistenz im Überweisungsbeispiel ▪ Konto 1 kennt Nachricht nicht ▪ Konto 2 hat Nachricht bereits empfangen, die sich noch im Kanal 1 befindet Globaler Zustand 1 Konto 1 Kanal 1 leer Kanal 2 leer Konto 2 500 € 200 € Globaler Zustand 2 Konto 1 Kanal 1 50 € Kanal 2 leer Konto 2 450 € 200 € Globaler Zustand 3 Konto 1 450 € Kanal 1 leer Kanal 2 leer Konto 2 250 € 13 Konsistente Schnappschüsse (2/3) ■ Voraussetzungen für Konsistenz ▪ für die Prozesse p und q und einen Kanal c zwischen p und q gilt: 1. 2. 3. 4. n = | { verschickte Nachrichten im festgehaltenen lokalen Zustand von p } | n' = | { verschickte Nachrichten im festgehaltenen lokalen Zustand von c } | m = | { empfangene Nachrichten im festgehaltenen lokalen Zustand von q } | m' = | { empfangene Nachrichten im festgehaltenen lokalen Zustand von c } | (Erfassung erfolgt unmittelbar vor Aufzeichnung) ▪ Hiermit muss gelten: 1. n = n' 2. m = m' 3. n' m' Konsistenter Zustand: • n m „Anzahl der von p gesendeten Nachrichten muss mindestens so groß sein wie die Anzahl der von q empfangenen Nachrichten“ 14 Konsistente Schnappschüsse (3/3) ■ Schnappschüsse im Prozess-Zeit-Diagramm S11 S12 P1 P2 P3 ▪ ▪ ▪ ▪ S21 S22 S31 S32 S23 S33 sij ist der j-te lokale Zustand des Prozesses pi {s11, s21, s31} ist ein streng konsistenter Schnappschuss {s11, s22, s32} ist ein inkonsistenter Schnappschuss {s12, s23, s33} ist ein konsistenter Schnappschuss 15 Agenda ■ Einleitung ■ Grundlagen ▪ Globale Zustände in verteilten Systemen ▪ Modell eines verteilten Systems ■ Festhalten von globalen Zuständen ▪ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse ■ Zusammenfassung 16 Chandy-Lamport Algorithmus (1/3) ■ Pseudo-Code Darstellung des Algorithmus 17 Chandy-Lamport Algorithmus (2/3) ■ Terminierung des Algorithmus ▪ Voraussetzungen: 1. kein Marker darf endlos in einem eingehenden Kanal verbleiben 2. Aufzeichnung eines lokalen Zustands muss in endlicher Zeit erfolgen 3. Prozessgraph muss zusammenhängend sein (Weg von einem beliebigen Prozess zu jedem anderen existiert) Marker wird von allen Prozessen über jeden eingehenden Kanal empfangen ■ Verteilung der lokalen Zustände ▪ Verschiedene Strategien: Jeder Prozess sendet seinen lokalen Zustand … • nur in Richtung des initiierenden Prozesses • über alle ausgehenden Kanäle an alle Prozesse • an eine Gruppe von Prozessen 18 Chandy-Lamport Algorithmus (3/3) ■ Aufwand des Algorithmus ▪ Betrachtung der Aufzeichnung der lokalen Zustände • O(e) Nachrichten, wobei e die Anzahl der Nachrichtenkanäle ist • O(d) Zeit, wobei d der Durchmesser des Prozessgraphs darstellt ▪ Aufwand für Verteilung hängt von gewählter Strategie ab 19 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (1/6) ■ Festgehaltener Schnappschuss globaler Zustand Globaler Zustand S0 Globaler Zustand S2 Kanal 1 Kanal 1 M Konto 1 Konto 2 Konto 1 Kanal 2 500 € 200 € 450 € 50 Kanal 2 Konto 2 M 25 175 € e0 e2 Globaler Zustand S1 Globaler Zustand S3 Festgehaltener Schnappschuss S* Kanal 1 Kanal 1 Kanal 1 Konto 1 50 M Konto 2 Kanal 2 450 € 200 € 50 Konto 1 25 Kanal 2 475 € M Konto 2 175 € Þ Konto 1 Konto 2 Kanal 2 500 € 25 175 € e1 Globaler Zustand S2 Globaler Zustand S3 Kanal 1 Kanal 1 Konto 1 50 M Konto 2 Kanal 2 450 € 25 175 € Konto 1 25 M 475 € 50 Konto 2 Kanal 2 175 € 20 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (2/6) ■ Fragestellung 1. Lässt sich der festgehaltene Zustand vom Initiierungszustand des Algorithmus erreichen? 2. Lässt sich der Zustand bei Terminierung des Algorithmus vom festgehaltenen Zustand erreichen? ■ Formale Definitionen ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ verteilte Berechnung seq = (ei, 0 i) Si globaler Zustand unmittelbar vor Eintritt von ei, 0 i S globaler Zustand bei Initiierung des Algorithmus S globaler Zustand bei Terminierung des Algorithmus S* festgehaltener Schnappschuss Zu beweisen: 1. S* ist erreichbar von S 2. S ist erreichbar von S* 21 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (3/6) ■ Behauptung ▪ verteilte Berechnung seq' = (ei', 0 i) existiert, für die gilt: 1. 2. 3. 4. i, i i : ei' = ei (ei', i ) ist Permutation von (ei, i ) i, i i : Si' = Si k, k : S* = Sk' ■ Vorgehensweise ▪ Einteilung aller Ereignisse in zwei Gruppen: 1. vor Aufzeichnung stattfindende Ereignisse, falls der lokale Zustand des betroffenen Prozesses nach dem Eintreten aufgezeichnet wurde 2. nach Aufzeichnung stattfindende Ereignisse, falls der lokale Zustand des betroffenen Prozesses vor dem Eintreten aufgezeichnet wurde ei, i sind vor Aufzeichnung stattfindende Ereignisse ei, i sind nach Aufzeichnung stattfindende Ereignisse 22 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (4/6) ■ Vorgehensweise (Fortsetzung) ▪ nach Aufzeichnung stattfindendes ej-1 kann vor einem vor Aufzeichnung stattfindendem ej stattfinden mit j Bedingung: ej-1 und ej ereignen sich auf verschiedenen Prozessen ■ Permutation der Ereignisse ▪ Ziel: alle vor Aufzeichnung stattfindenden Ereignisse liegen vor den nach Aufzeichnung stattfindenden Ereignissen S0 S0' e0 e0 ' S1 S1' e1 e 1' S S2 S2' e2 e2' S* S3 S 3' S durch Verschieben von e0 gilt S* = S2' Ist diese Permutation erlaubt? Wird immer S* erreicht? 23 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (5/6) ■ Beweis, dass … ▪ Permutation erlaubt ist: • Voraussetzung: ej-1 beeinflusst nicht ej in ej wird keine in ej-1 verschickte Nachricht empfangen Prozess des ej müsste zuvor einen Marker von dem Prozess des ej-1 erhalten haben ▪ ein zu S* äquivalenter globaler Zustand erreicht wird: • lokale Zustände der Prozesse ◦ nach Definition muss der lokale Zustand eines Prozesses aus den vor Aufzeichnung stattfindenden Ereignissen bestehen • lokale Zustände der Nachrichtenkanäle ◦ nur bei Prozessen mit mehreren eingehenden Kanälen relevant ◦ Aufzeichnung eines Kanals c … - beginnt nach Empfang eines Markers über den ersten weiteren Kanal - und endet mit Empfang eines Markers über Kanal c selbst ergibt sich nach dem letzten vor Aufzeichnung stattfindenden Ereignis 24 Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse (6/6) ■ Gültigkeit globaler Prädikate in Schnappschüssen ▪ Betrachtung eines globalen Prädikats y(S) • y(S) endgültig und endgültig y(S) Prädikat kann nur auf wahr wechseln ▪ Betrachtung eines Schnappschusses S* • y(S) y(S*) y(S) • Begründung, da S* von S und S von S* erreichbar ist ein in S* gültiges Prädikat ist auch nach Terminierung gültig 25 Agenda ■ Einleitung ■ Grundlagen ▪ Globale Zustände in verteilten Systemen ▪ Modell eines verteilten Systems ■ Festhalten von globalen Zuständen ▪ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ Eigenschaften festgehaltener Schnappschüsse ■ Zusammenfassung 26 Zusammenfassung ■ Bedarf nach Möglichkeit Schnappschüsse zu erstellen ▪ Fortschritte in der Entwicklung machten verteilte Systeme möglich ▪ Gründe: globale Prädikate, Rücksetzpunkte und Testen ■ Chandy-Lamport Algorithmus ▪ konsistenter Schnappschuss ▪ Schnappschuss muss keinem realen globalen Zustand entsprechen ▪ aber aufgezeichneter Schnappschuss und Zustand bei Terminierung sind von dem Zustand bei Initiierung erreichbar globale Prädikate sind auch nach Terminierung gültig ■ Modifikationen und Erweiterungen des Algorithmus ▪ bei schwächeren Annahmen an Nachrichtenkanäle ▪ parallele Ausführung des Algorithmus ▪ wiederholte Ausführung des Algorithmus 27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bestehen noch Fragen?