KAHNBEINFRAKTUREN UND MRI Matthias Pilgerstorfer 0348913 Sebastian Eder 0525274 Georg Nagl 0542047 Arjanne Belarmino 0742159 KAHNBEINFRAKTUREN Klassifikation Diagnostik Kahnbein Therapie und MRI Klassifikation Kahnbein (os scaphoideum) Größter Knochen der proximalen Handwurzelreihe In Längsausdehnung schräg zu orthogonalen Raumebenen: 45° nach radial 45° nach palmar Überragt Mediokarpalgelenk nach distal Kuppelstange zwischen den beiden Handwurzelreihen Kahnbein (os scaphoideum) Es artikuliert proximal mit dem Radius, ulnarseitig mit dem Lunatum und dem Kapitatum, distal und dorsal mit dem Trapezium und dem Trapezoideum Kahnbein (os scaphoideum) [salk.at] Blutversorgung besitzt Gefäßeintrittspforten an radialer, palmarer und dorsaler Seite: proximale Pol erhält Gefäße über die dorsale Knochenkante distalen 20-30% werden von Ästen der A.radialis versorgt Komplikationen Proximale Skaphoidfrakturen können mit Nutritions- und Heilungsstörungen einhergehen Pseudarthrose bei 36% der Frakturen des proximalen Pols, 20% der Frakturen der Skaphoidmitte, 0% der Frakturen des distalen Pols Avaskuläre Osteonekrose PSEUDARTHROSE Stadium I: Nach 3–4 Monaten vermehrte Entkalkung an frakturnahen Fragmentabschnitten Stadium II: irreversible Entwicklungsphase der Pseudarthrose Stadium III: Resorptionszysten in der Regel in beiden Kahnbeinfragmenten, Osteosklerose der Fragmentränder, die wie abgedeckelt erscheinen Avaskuläre Osteonekrose Vitalität MRT-Muster Vitalität des proximalen Skaphoidfr agments A Normal, ohne Ödem B Anzahl Häufigkeit (%) 72 15 Normal, mit Ödem 125 26 C Partiell nekrotisch 103 21 D Komplett nekrotisch 183 38 [Vogl et al. 1994 und Schmitt et al. 1997] Häufigkeiten, Unfallhergang Frakturen an der Handwurzel betreffen mit gut 60% aller Fälle das Skaphoid Skaphoidfrakturen treten meist im Rahmen eines Sturzes auf die hyperextendierte Hand auf Begleiterscheinungen Je nach Schwere und Ort des einwirkenden Kraftvektors können neben dem Kahnbein noch weitere Handwurzelknochen verletzt sein meist entlang des sog. „greater arc“, eines nach distal konvexen Bogens durch das Skaphoid, Kapitatum, Hamatum und Triquetrum, lokalisiert Frakturklassifizierung Nach Verlauf häufig: Querfrakturen mit senkrechtem Verlauf zur Kahnbeinlängsachse selten: Schrägfrakturen unterschieden. Nach Lage Proximaler Pol (ca 32%) – Mittleres Drittel (ca 58%) – Distaler Pol (ca 10%) (bei einer Studie mit 333 Patienten) Frakturklassifizierung Nach Stabilität Stabil: - Frakturen des Tuberculum ossis scaphoidei - inkomplette Frakturen (Infraktionen) - nichtdislozierte Querfrakturen des mittleren Skaphoiddrittels Instabil: - distale Schrägfrakturen - dislozierte Querfrakturen des mittleren Drittels - Frakturen des proximalen Drittels - transskaphoidale perilunäre Luxationsfrakturen Frakturklassifizierung [Coblenz G, 2006] Diagnostik Diagnosepfad vor Einführung der Schnittbilddiagnostik: Traumaanamnese, Symptomatik mit Verdacht auf Skaphoidfraktur Skaphoidquartett – Aufnahmen Frakturnachweis kein Frakturnachweis Therapie Gips; RÖ-Kontrolle nach 14 Tagen Frakturnachweis Therapie kein Frakturnachweis; keine Symptomatik kein Frakturnachweis; weiterhin Symptomatik weiter Gips; weiter RÖKontrollen Projektionsradiographie (1) radiologische Grundlage [Coblenz G, 2006] Projektionsradiographie (2) Skaphoidquartett Aufnahme nach Stecher (Faustschluss in Ulnarduktion) Aufnahme nach Schreck (45°Schreibfederstellung) Aufnahme nach Bridgeman (30°Dorsalextension) Hyperpronationsaufnahme Sensitivität unter 70% Multislice-CT (1) [Coblenz G, 2006] Multislice-CT (2) genaueste ossäre Morphologie höhere Sensitivität Traumastaging Frakturverlauf Anzahl der Fragmente Fragmentdislokation Multislice-CT: Anwendung Nachweis oder Ausschluss von Frakturen Operationsplanung Kontrolle der Therapie MRT Heutiger Diagnosepfad mittels Schnittbildverfahren: Traumaanamnese, Symptomatik mit Verdacht auf Skaphoidfraktur Skaphoidquartett – Aufnahmen Frakturnachweis Therapie kein Frakturnachweis Abklärung durch CT oder MRT weiterführende CT oder MRT zur genaueren Abklärung Frakturnachweis kein Frakturnachweis; sicherer Ausschluss Therapie weiter Gips; weiter RÖKontrollen Therapie Untersuchungstechnik in der MRT: MRT-Sequenzen nach BREITENSEHER MJ (2005): eine koronale STIR ist für den Frakturausschluss ausreichend; bei positiver STIR folgt eine koronale T1w-SE, um eventuell eine zusätzliche trabekuläre Frakturlinie zu erkennen, und eine parasagittale STIR, eher als T1w-SE, um das Frakturausmaß sicherzustellen. Untersuchungstechnisch sollten Dünnschichten von 2mm mit einem FoV (Field of View) von 80100 mm zur Anwendung kommen [Coblenz G, 2006]. MRT-Frakturzeichen: Knochenmarködem: Abgrenzung von Kahnbeinfraktur und Knochenkontusion (bone bruise); Signalreich in STIR- und T2w Sequenzen; MRT Frakturzeichen: Knochenmarködem Coronale T2wSequenz: deutlich sichtbares hyperintenses Knochenmarködem; [mypacs.net] Frakturlinie: Darstellung: T2w und STIR hypointens zum Knochenmarködem Im Falle einer Fragmentdislokation kann der Frakturspalt von einem Erguss gefüllt sein -> T2w und STIR signalreich Frakturlinie: Coronale STIR Sequenz: Der Frakturspalt stellt sich hyperintens dar (flüssigkeitsgefüllt) [Coblenz G, 2006] Pseudarthrose und Osteonekrose: indizieren eine Kontrastmittel unterstütze MRT; Pseudarthrose: Beurteilung des Pseuarthrosespalts flüssigkeitshaltig (T2w sehr signalreich) oder fibrös-narbig (T2w dunkelgrau) Pseudarthrose und Osteonekrose: Osteonekrose: Beurteilung der Vitalität von Knochenfragmenten[1]: a) b) c) T1w signalarm mit KM-Anreicherung -> Ödem bzw. einer Frakturheilung T1w signalarm mit inhomogener KM-Anreicherung > partielle Nekrose T1w signalarm ohne KM-Anreicherung -> komplette Osteonekrose Vorteile der MRT sensitivste Methode, Sensitivität und Spezifität beträgt 100% [Breitenseher, 1997]; Beurteilung von Weichteilverletzungen wie Band- oder Diskusverletzungen; Die kontrastmittelunterstützte MRT erlaubt die Beurteilung der Knochenvitalität (AVN); keine Strahlungsexposition (Kinder); Nachteile der MRT Risiko der Verwechslung einer Kahnbeinfraktur und einer Knochenkontusion; längere Untersuchungszeit; Fraktur- und Pseudarthrosestaging sind mit der MSCT besser bewertbar; Kontraindiziert bei Patienten mit Platzangst und Metallimplantaten; Therapie THERAPIE konservative Therapie operative Therapie palliative Therapie Operative Therapie Spongiosaplastik nach Matti-Russe Perkutane Schraubenfixation Spongiosaplastik nach Matti-Russe in Kombination mit Kirschner-Drähten und Herbert-Schraube Spongiosaplastik nach MattiRusse [Schaller HE, 2006] Perkutane Schraubenfixation Herbert-Schraube aus Edelstahl an beiden Enden mit Gewinden versehen [Schaller HE, 2006] Röntgenbilder von einem Trümmerbruch des Scaphoids [Wozasek GE, 1991] pre-operativ post-operativ 5 Monate später: zeigt geringe avaskuläre Veränderungen des prox. Bruchstückes Resultat nach 9 Jahren Quellen [1] Breitenseher MJ; Der MR-Trainer, Obere Extremität; Thieme 2005; [2] Coblenz G. et al.; Skaphoidfraktur- und pseudarthrose; Der Radiologe; Aug 2006; Band 46, Heft 8; 664-676; [3] Breitenseher MJ et al.; Radiographically occult scaphoid fractures: value of MR imaging in detection; Radiology. 1998 Jan; 2006(1):291-2; [4] Kapelov SR et al.; Bone contusions of the knee: increased lesion detection with fast spin-echo MR imaging with spectroscopic fat saturation; Radiology. 1993 Dec; 1989(3):901-4; [5] Hunter JC et al.; MR imaging of clinically suspected scaphoid fractures. AJR Am J Roentgenol 186:1287-1293; 1997; [6] Sauerbier M, Müller M; Scaphoid fractures: diagnosis, surgical approach, and complications; Zentralbl Chir. 2007 Jun;132(3):W42-53; quiz W54-5 [7] Krimmer H, Schmitt R, Herbert T.;Scaphoid fractures--diagnosis, classification and therapy; Der Unfallchirurg. 2000 Oct;103(10):8129 [8] Memarsadeghi M, Breitenseher MJ, Schaefer-Prokop C, Weber M, Aldrian S, Gäbler C, Prokop M; Occult scaphoid fractures: comparison of multidetector CT and MR imaging--initial experience. Radiology. 2006 Jul;240(1):169-76 [9] Herbert TJ; The fractured scaphoid; Quality Medical Publishing, 1990, St. Louis [10] Schaller HE, Weise K. Behandlungsverfahren und Ergebnisse in der Therapie von Kahnbeinfrakturen und Kahnbeinpseudarthrosen der Hand von 1997-2000. InauguralDissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität zu Tübingen. 2006.