AMB- Ringvorlesung: Zusammenfassung Prof. Kuhn

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AMB- Ringvorlesung: Zusammenfassung Prof. Kuhn - Mikrobiologie
1. Geschichte der Mikrobiologie
1.1.
Übersicht
- 1850 – 1900 Entdeckung, das Bakterien Fermentationsprozesse und
Krankheiten verursachen
- Um 1650 erste visuelle Betrachtung vom Bakterium
- 2000 v. Chr. Anwendung von Fermentationstechniken
1.2.
wichtige Erkenntnisse und Entwicklung wichtiger Methoden
- „Lebewesen entstehen nicht spontan.“
o Lazzaro Spallancani *1729
→ Mikroorganismen können durch Hitze abgetötet werden
→ „Suppenexperiment“
o Louis Pasteur *1822
→ Endgültige Widerlegung der Abiogenesetheorie
(= Lebewesen entstehen zu jeder Zeit von neuem aus unbelebter Materie)
- „Gärung wird durch Mikroorganismen verursacht!“
o Pasteur
→ Entdeckung der Fermentation
→ Milchsäuregärung
o Liebig
→ spontaner Zerfall von Zucker in Alkohol
- „Endosporen werden durch Tyndallisieren inaktiviert!“
o Tyndall *1820
→ Entdeckung von hitzeresistenten Bazillussporen in Heuaufguss
→ Sterilisation erst durch wiederholte Erhitzung
⇒ Tyndallisation: fraktioniertes Sterilisieren, 15-30 min., bei 100°C an drei
aufeinander folgenden Tagen
- „Anaerobes Wachstum bei Clostridien!“
+
(Clostridien sind Gram , Stäbchenförmige Bakterien, die unter O2-Abschluss
leben können) → Pasteur
- „Färbetechniken zur systematischen Charakterisierung!“
o Mehtylblau
+
o Gram , Gram (Hans-Christian Gram *1853)
o Flagellenfärbung
o Ziehl-Neelson
- „Entwicklung aseptischer Methoden in der Medizin!“
o Josef Lister *1827
→ Begründer der Antisepsis
§ Desinfektionstechniken
§ Sterilisation des OP-Bestecks
- „Nachweis einer bakteriellen Infektionskrankheit!“
o Robert Koch *1843
→ Bacillus anthracis (= Milzbranderreger)
⇒ Koch´sche Postulate
§ In jedem Kranken muss das Bakterium nachweisbar sein.
§ Die Bakterien müssen isoliert und in Reinkulturen gezogen
werden können.
§ Die Krankheit muss ausbrechen, wenn mit der Reinkultur infiziert
wird.
§ Die Bakterien müssen von den Infizierten wieder isoliert werden
können.
⇒ Anerkannte Kriterien zum Nachweis von infektiösen und
parasitären Erregern, welche Krankheiten verursachen!
„Schutzimpfung“
o Eduard Jenner *1749
→ Begründer der Pockenschutzimpfung
o Pasteur
1
-
-
o Behring
o Koch
„DNA ist Träger der Erbinformation!“
o Oswald Avery *1877
→ Isolierung der DNA aus Pneumokokken
→ Transformationsexperiment 1944
Transformation von nicht-pathogenen R-Stämmen mit DNA aus pathogenen
S-Stämmen
→ R-Stämme erwerben S-Phänotyp und werden pathogen
„Begründer der Molekularbiologie“
o Max Dellbrück *1906
o Salvador Luria *1912
2. Systematik der Organismen
2.1.
alte Einteilung → bis 19. Jahrhundert
- Pflanzen: unbeweglich
- Tiere beweglich
- Pilze und Algen waren zunächst Pflanzen zugeordnet
- Flagellaten: (= Bakterien und Protozoen) den Tieren zugeordnet als Infusorien
(= „Aufgusstierchen“, bilden sich binnen 14 Tagen aus Dauerstadien bei
Feuchtigkeit, Wärme und Licht)
2.2.
1866 Ernst Haeckel ⇒ neue Systematik
- Einteilung in 3 Gruppen: Pflanzen, Protisten und Tiere
→ Protista (Kriterium: einzellig)
o Monera (Prokaryont)
o Algae
o Funghi
o Protozoa (Tierähnliche Mikroben wie Amöben)
2.3.
ab 1950 → Entdeckung von Zellstrukturen durch das Elektronenmikroskop → Fortschritt
der Zellbiologie
- Einteilung in Prokaryoten (kein Zellkern, (freie) Zellorganellen) und Eukaryoten
(Zellkern, (kompartimentierte) Zellorganellen)
⇒ 5 Reiche System = Einteilung in 5 Domänen: Pflanzen, Tiere, Funghi, Protozoa,
Monera
→ Unterschiede zwischen Pro- und Eukaryoten
Prokaryotische Zelle
•
•
•
•
•
•
•
eukaryotische Zelle
sind die Zellen von Bakterien (Bacteria
und Archaea)
1 - 10 µm
besitzen keinen Zellkern, die DNA liegt als
in sich geschlossenes Molekül (als
Bakterienchromosom oder Plasmid→
haploid) frei im Cytoplasma vor (im
kernäquivalenten Bereich)
kleinere Ribosomen
besitzen keine membranumgebenen
Zellorganellen
kein Cytoskelett, Zellwand aus Murein
es gibt nur eingeschränkt die Fähigkeit zur
Differenzierung (siehe Sporulation,
Myxobakterien)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
2
sind tierische und pflanzliche Zellen sowie
Pilze und Protisten, also sowohl Einzeller
als auch Mehrzeller
10 – 100 µm
besitzen einen Zellkern, der die DNA
enthält (diploid)
besitzen neben dem Zellkern weitere
Zellorganellen wie Mitochondrien,
Plastiden (nur Pflanzen), ER, GolgiApparat und Vesikel, Peroxisomen,
Lysosomen (nur Tiere), Vakuolen (nur
Pflanzen)
Zellwand (Pflanzen) aus Cellulose
größere Ribosomen
Kompartimentierung: Membranumhüllte
Zellorganellen
besitzen ein Cytoskelett
Zellen von Mehrzellern haben die
Fähigkeit zur Differenzierung
Organisation einer typischen eukaryotischen Tierzelle.
1. Nukleolus. 2. Nukleus. 3. Ribosomen. 4. Vesikel. 5. Raues ER. 6. Golgi-Apparat. 7. Mikrotubuli. 8.
Glattes ER. 9. Mitochondrien. 10. Lysosom. 11. Zytoplasma. 12. Microbody. 13. Zentriolen
2.4.
1970 Karl Woese → Verwandtschaft auf Grund der DNA-Sequenz
(Evolutionsbeziehungen)
- Einteilung in:
o Eucarya: Pflanzen, Tiere, Protisten (meist einzellige Eukaryoten)
+
o Eubacteria (am weitesten verbreitete Eukaryoten): Gram , Gram
o Archaea: Leben in extremen Lebensräumen wie Salzseen und
kochendheißen Quellen
3. Systematische Gruppen der Prokaryoten
3.1.
Eubacteria
- alte Gruppen
o Äquificales: leben in heißen Quellen
o Thermotogales: thermopile Bakterien mit auffälliger Hülle (Toga)
o Grüne Nichtschwefelbakterien: photosynthetische im Wasser lebende
Bakterien
o Deinococci: können an Orten mit hoher radioaktiver Strahlung leben
(Kernkraftwerke)
- Neue Gruppen (8 Phyla)
o Cyanobakterien: Phototrophe (nutzen Lichtenergie) Wasserbakterien,
Thylakoide, Gasvesikel
o Proteobacteria: Alpha, Beta, Gamma, Sigma, Epsilon
o Chlamydiae: Parasiten, können kein ATP synthetisieren
o Plantomyces: freilebende Wasserbakterien, Vermehrung durch
Abknospen
o Spirochaetes: Spiralförmige in Wasser lebende Bakterien
o Grüne Schwefelbakterien: phototrophe bspw. Thermopile Bakterien
o Bacteroiade und Flavobacteria: Abwasserbakterien, Zahnbelag,
Säugerrumen
+
o Gram -Bakterien: Streptokokken, Staphylokokken, Clostridien, Bacillen,
Lactokokken, Listerien, Corynebakterien
3.2.
Archaea (3 Phyla/Stämme)
- Korarchaeota: thermopil, bisher nicht kultivierbar
- Crenarchaeota: hypothermopile, marine Bakterien
- Euarchaeota: Methanogene (beziehen Energie dadurch, dass sie mit Hilfe von
CO2 H oxidieren → Abfallprodukt: Methan), Halopile und thermopile Bakterien
4. Zellbiologie der Bakterien (Escherichia coli = Darmbakterie)
4.1.
Bau der Membran
3
-
Alle Membranen bestehen hauptsächlich aus Proteinen und Lipiden
Manchmal mit Kohlenhydraten gebunden → Glykolipide/-proteine
Jeder Zelltyp hat eigene Glykoproteinstruktur (Glykokalix), die für die Spezifität
der Zelle sorgt
Doppellipidschicht (Gleiches löst sich in Gleichem) aus Phosphorlipiden
o Hydrophobe Fettsäurereste lagern sich an einander
o Hydrophiler Teile (Glycerinphosphatkopf) jeweils oben und untern
angeordnet
→ amphipathisch
Zusammenhalt der Lipiddoppelschicht durch hydrophobe
Wechselwirkungen zwischen Fettsäureresten (auf Grund der
sehr schwachen Kräfte: eher flüssiger Charakter der
Membran)
- Fluid-Mosaik-Modell (Fluid-Mosaik-Bilayer) → wegen
ständiger Veränderungen der Membranen, Integrale
Proteine und Lipidmoleküle „schwimmen“ständig in der
Membran umher
→ häufig: seitliche Bewegung, selten: Flip-FlopBewegung
-
Laterale Bewegung von Temperatur und
Fettsäurekette abhängig
- Ungesättigte Fettsäure (Doppelbindung)
- Gesättigte Fettsäure (ohne Doppelbindung)
→ mehr ungesättigte Fettsäurereste: Fluidität
(Flüssigkeitseigenschaft) der Membran erhöht, da
diese Knicke haben, die die Moleküle am dichten
zusammen drücken hindern
- Bei Eucaryotischen Membranen:
Stabilisierung durch Einlagerung von
Chlosterein → weniger fluid
- Wasser kann durch Zellmembran rasch
hindurch (auch andere lipidlösliche Stoffe
bspw. Alkohol und bestimmte Gase, bspw. O2,
CO2) → Ionen und polare Moleküle nicht
-
4
Phospholipid: Lipid mit nur 2 Fettsäuren und einer mit Phosphat veresterten
Seitengruppe (Glycerinphosphatkopf)
⇒ wichtigstes Lipid der Biomembran ist Lecithin = Diglycerid, das anstelle einer 3.
Fettsäure ein Cholinmolekül besitzt
-
Struktur von Membranproteinen
- Integrale Proteine: fest in Membran verankert, besitzen α-helikale
(Schraubenförmig) Struktur → Tunnel durch Membran
- Periphere Proteine: nur lose an Oberfläche der Membran gebunden
⇒ es gibt α-Helix- und β-Faltblattstruktur
o β-Faltblatt: Abschnitte der Kette verlaufen parallel zu einander und
werden durch H-Brücken zusammen gehalten → Proteine der äußeren
Membran haben Bakterien haben diese Struktur (Porine = β-Fässer)
o α-Helix: feine Spirale (vgl. DNA), durch H-Brücken an jeder 4.
Aminosäure zusammen gehalten → Proteine der inneren Membran
haben α-helikale Struktur (= Transmembranhelices und Membrananker)
Funktionen der bakteriellen Zellmembran
- Transport (Zucker, AS, etc.)
- Energiegewinnung (Atmung, Photosynthese)
- Bewegung (Flagellen)
- Sekretion (Hämolysin und Toxine)
⇒ für alle dieser Funktionen sind Membranproteine nötig
+
-
Gram -, Gram -Zellwand
+
- Gram -Bakterien haben Zellwände mit hohem Anteil an Peptidoglycan (Murein)
- Gram -Bakterien enthalten wenig Peptidoglycan, welches sich zwischen
Plasmamembran und äußerer Membran befindet
→ die Gram-Färbung ist eines der wertvollsten Werkzeuge zur Identifizierung von
Eubakterien: die Zellen werden mit Kristallviolett oder Iod gefärbt, mit Alkohol gespült
und dann mit dem roten Farbstoff Safranin gegen gefärbt
+
→ Gram : Kristallviolett bleibt haften
→ Gram : Kristallviolett wird ausgewaschen, rote Farbe bleibt zurück
4.2.
Transportsysteme (bakterielle)
- passiver Transport
o Poren, Porine (nur in äußerer Membran)
o Uniporter (Glycerintransporter, Aquaporin)
- aktiver Transport
o ATP-angetrieben (primärer Transport) → ATP
o Ionen-gekoppelt (sekundärer Transport) → Gradient
§ Symport
§ Antiport
o Gruppentranslokation → PEP (=Phosphoenolpyruvat)
5
Passiver und
ATPangetriebener
Transport
→ Diffusion und
erleichterte
Diffusion: Zelle
muss keine
Energie
aufwenden
→ primärer
Transport
Ionen-gekoppelter Transport
→ Beim Co-Transport koppelt ein Membranprotein den Transport zweier gelöster Stoffe
- Symport: beide Transporte laufen gleich gerichtet ab
+
o gelöste Moleküle oder Ionen z. B. H werden auf einer Seite der Membran
+
angereichert (bei H z. B. durch Membrangebundene Protonenpumpe)
o wenn die Teilchen dann über spezifische Transportproteine passiv durch
die Membran durchwandern, nehmen sie andere Moleküle mit, wie z. B.
+
Saccharose. Das Protein durch das H mit Saccharose jetzt wandert heißt
Co-Transporter.
- Antiport: Transporte verlaufen entgegen gesetzt
Die 3 unterschiedlichen Aufnahmesysteme (s. 3.Folie Bild 12,13)
- Permease: (z. B. Lactose-Permease) = Kanalproteine, die aktiv Moleküle oder
Ionen durch Membranen transportieren, sie sind ATP-unabhängig und
6
entnehmen die Energie aus Konzentrationsgradienten oder dem
Membranpotential → Lactosetransport
- ABC-Transporter: funktionieren mit ATP und bestehen aus 3 Untereinheiten →
Maltosetransport
- Phosphotransferasesystem (PTS): Glucose wird bei Durchtritt phosphorylliert,
um damit die Konzentration der freien Glucose im Inneren der Zelle niedrig zu
halten
→ Phosphoryllierungskaskade (Gruppentranslokation → PEP)
→ Substratphosphoryllierung (s. 3.Folie Bild 15)
Energiegewinnung durch Elektronentransportkette= Atmungskette
- Fluss der Elektronen wird kaskadenartig in mehrere Energieliefernde Schritte
zerlegt
- NADH setzt Elektronen der Nährstoffmoleküle frei
- Elektronen fließen stufenweise von einem Übertragungsprotein zum nächsten
das Energiegefälle abwärts
- Verlieren jeweils nur kleinere Energiebeträge, bis sie O2 erreichen und dort mit
Protonen aufgenommen werden → Entstehung von H2O (s. 3. Folie Bild 20, 21)
Wichtig!!!
- Reduktionsenergie (NADH) wird in Membranständigen Atmungsketten in einen
Protonengradienten umgewandelt.
- Der transmembrane Protonengradient wird für die Synthese von ATP im
Cytoplasma gebraucht.
- Die ATPsynthase ist ein rotierender Enzymkomplex, der in der
Cytoplasmamembran befestigt ist. → häufigste Aufgabe: Biosynthese von ATP
4.3.
DNA bei Bakterien
- 1947 entdeckte Chargaff die Basenpaarung
- Watson und Crick entdecken die DNA-Struktur(Doppelhelix)1953
- Form:
§ Gegenläufige Doppelhelix(5`3`; 3`5`)
§ Spiralförmig
§ Leiterform: Holme
= Phosphorsäure(H3PO4)+Zucker
(Desoxiribose; C5H10O4 )
Sprossen = 4 Stickstoffbasen
(Adenin, Thymin; Guanin, Cytosin )
→ Bei der Basenpaarung gehen G und C eine Bindung mit 3 HBrücken und A und T eine Bindung mit 2 H-Brücken ein!
- komplementäre Polynucleidstränge der DNA sind durch H-Brücken zu HBrücken verbunden
Nucleosid = Zucker + Base
Nucleotid = Phosphorsäure +Zucker + Base
-
-
die DNA liegt im Cytoplasma als „Nucleoid“in gefalteter Form
(supercoiled=
superspiralisiert) vor und besteht aus ca. 5 Millionen Basenpaaren! (DNA bei
Bakterien immer Plasmid = doppelsträngiger Ring)
Gene sind lineare Abschnitte auf der DNA, die für ein bestimmtes Protein
codieren
7
→ Die ersten bakteriellen Gene wurden herausgefunden
1.) bei auxotrophen Mutanten:
man macht sich zu Nutze dass diese Mutantenstämme im Gegensatz zum
Wildtyp bestimmte essentielle Moleküle nicht synthetisieren können und in
Medien in denen diese Verbindung nicht enthalten ist nicht überleben können
2.) bei metabolischen Mutanten:
(Metabolismus = Gesamtheit des Stoffwechsels)
- seit 1995 sind einige Genomsequenzen bekannt
4.4.
Replikation
(Dauer bei Prokaryoten ca. 20 min.)
=Verdopplung eines DNA- Moleküls nach dem semikonservativen Prinzip (d.h. halbalt=
jede DNA besteht zur Hälfte, also ein Strang, aus alter DNA und ein Strang wird neu
synthetisiert)
- Replikation beginnt am origin
- Das Enzym Helicase löst Wasserstoffbrücken zwischen Basen der beiden
Stränge auf und entwindet so die
Helix
→ Replikationsblase
→ dabei ATP- Verbrauch
- Stelle an der sich Einzelstränge
voneinander trennen
= Replikationsgabel
- Proteinkomplexe verhindern das
wieder aneinander lagern der beiden
Stränge
- Stränge der DNA verlaufen
gegenläufig:
→ Leitstrang, auch Vorwärtsstrang
oder Matrizenstrang (3`- 5`
Richtung
→ Folgestrang auch Rückwärtsstrang (5`-3`Richtung)
- DNA-Polymerase kann nur Nucleotide an 3´-Ende anknüpfen,
arbeitet also nur in 3`-5` Richtung
-
-
-
-
bei der Synthese des Leitstrangs
(Elongation) knüpft DNAPolymerase kontinuierlich die
komplementären Nukleotide an
bei dem Folgestrang ist das nicht möglich,
da er in die „falsche“
Richtung verläuft
deshalb wird von Primasen (RNAPolymerase) ein RNA-Molekül
erstellt, ein sog. Primer, der den Startpunkt
für die DNA-Polymerase darstellt
→ Synthese am Folgestrang
diskontinuierlich, da DNA-Polymerase nach
etwa 100 Nucleotiden abbricht um an
weiter gewanderten Replikationsblase
erneut zu beginnen
→ dadurch entstehen DNA-Fragmente =
Okazaki-Fragmente
RNA-Primer werden z.B. von
Ribonucleasen entfernt
Lücken werden von DNA-Polymerase
auggefüllt
Das Enzym Ligase stellt schließlich zwischen den neu synthetisierten DNASträngen die Phosphordiesterbindung her (Okazaki-Fragmente)
8
-
→ Ligation
das Enzym Gyrase bildet die Supercoils
Meselson- Stahl (1958)
→ haben semikonservative Replikation nachgewiesen
Versuch: Sie haben als Nährstoff eine Stickstoffquelle mit unterschiedlicher Schwere
15
14
genommen (zuerst ein N-Medium und dann ein N-Medium)
und kamen nach Zentrifugation zu dem Ergebnis, dass die DNA zur Hälfte
15
14
aus N-schwerer DNA und aus, zur anderen Hälfte, N-schweren DNA
besteht
14
N-markierte, replizierte DNA
N-markierte, parentale DNA
15
4.5.
Genexpression (Transkription, Translation)
1.allgemeiner Ablauf
Transkription und Translation laufen bei Prokaryonten gleichzeitig im
Cytoplasma ab.
a) Transkription:
• Promotor gibt Startsignal ab wo m-RNA gebildet werden soll
• Terminator beendet Sequenz eines Gens
- Initiation:
o RNA-Polymerase bindet in Promotorregion und wandert in Richtung des
Operators
o Beim Startsignal spaltet RNA-Polymerase DANN auf→ Replikationsblase
- Elongation:
o RNA-Polymerase kopiert Matrizenstrang (Leitstrang) komplementär→
RNA (Ribonucleinsäure)
RNA im Gegensatz zu der DNA
o T ersetzt durch U (Uracil)
o aus Ribose (nicht Desoxyribose)
o immer einsträngig u. kürzer (nur 1 Gen)
- Termination:
o Beendung der komplementären Abschrift durch Terminator (Stopsignal)
→ m-RNA (messenger-RNA) wandert durch Diffusion zum Ribosom
b) Translation:
→Ribosom tastet m-RNA ab
- Initiation:
t-RNA (Anticodon) heftet sich komplementär an m-RNA und bringt
Aminosäure mit
- Elongation:
9
AS werden am Ribosom durch Peptidbindungen verknüpft
(t-RNA ist jetzt leer und holt sich neue aber gleiche AS aus
Cytoplasma)
- Termination:
Beendung der AS-Sequenz durch Stopcodon
(UAG→amber , UAA→ochre , UGA→opal)
→AS-Sequenz faltet sich in entsprechende räumliche Struktur→ Protein (Emzym)
2.) Detailansicht der einzelnen Strukturen u. Abläufe
a) RNA-Polymerase (bei E-coli)
1. Aufbau:
→ besteht aus 6 Untereinheiten (Proteinen)
α 2mal
Ø Promotorbindung
Ø Motor der entlang des DNAStranges schiebt
Ø Zusammenhalt des Enzyms
β 1mal → Nucleotidbindung (ATP,GTP,UTP,CTP)
β’1mal → Matrizenbindung des Enzyms (in –10-Region, Pribnow-Box)
δ 1mal → Initiation (erkennt Srartstelle der Transkr.)
→ bindet an –35-Region
ω 1mal
→ 2α, β, β’werden als Core-Protein (core=Kern)
bezeichnet, zusammen mit δ-Untereinheit bilden sie das Holoenzym
2. Bindung an DNA
→ RNA-Polymerase (Holoenzym) bindet an Promotor (Stelle genau vor zu
exprimierendem Gen) am Matrizenstrang
→ auffällige Promotornucleotidsequenzen:
1.) Pribnow-Box (TATA-Box, -10-Region):
- hat Ähnlichkeit mit der Folge 5’
-TATAAT-3’
- liegt etwa 10 Basenpaare stromaufwärts vor dem Startpunkt der
RNA-Synthese (stromaufwärts=Sequenzen vor Startpunkt stromabwärts=
Sequenzen hinter Startpunkt)
2.) 35-Sequenz:
- liegt 35 Nucleotide stromaufwärts vom Start
- oft vorkommende Folge 5’
-TTGACA-3’
→ Pribnow-Box und 35-Sequenz weden durch Operator beeinflusst, der
entweder vor 35-Sequenz oder nach Startpunkt liegt
b) Termination der Transkription
a) p-abhängige Termination:
RHO-Protein (ein Hexamer von pProteinen) bindet an m-RNA und zieht
diese aus der RNA-Polymerase
b) RHO-unabhängige oder einfache
Termination:
Nutzt Terminationssequenz am
„Ende“des Gens bzw. des
Transkripts, die aus einem GCreichen Abschnitt und einer Folge von
Uridin-Resten bestehen
→ bilden zusammen
Haarnadelstruktur
=Schleife,Nucleotide eines
Stranges paaren sich mit Nucleotiden desselben Stranges und
bilden so Schlaufe, diese hält Polymerase auf,
wodurch sie abfällt
c) Ribosom:
Die Ribosomenstruktur wurde durch Kristallisation aufgeklärt.
Neben Bindungsstellen für m-RNA hat ein Ribosom 3
Bindungsstellen für t-RNAs
10
o
o
o
P-Stelle: bindet die t-RNA mit der wachsenden
Polypeptidkette
A-Stelle: bindet t-RNA die neue AS anliefert
E-Stelle: ungebundene t-RNAs verlassen Ribosom über EStelle
d) Initiation der Translation:
- Kleine 30s Ribosomen-Untereinheit muss sich an m-RNA-Molekül
anlagern. Dies
geschieht an Shine-Dalgarno-Sequenz. Etwa 10 Nucleotide hinter S-D-Sequenz liegt
jetzt Startcodon (AUG)
→ Beginn Translation
- Prokaryonten können mehrere Proteine auf einer m-RNA codieren
→ polycistromische m-RNA
deshalb werden auch dementsprechend viele Shine-Dalgarno-Sequenzen (AGGASequenz) und ebenso viele Start- und Stopcodons benötigt
- der Translationsvorgang selbst beginnt, sobald eine Initiator-t-RNA mit dem
Startcodon eine Basenpaarung eingeht. Diese Initiator-DNA ist bei Bakterien mit NFormylmethionin (fMet) beladen. AUG (Startcodon) bindet fMet-t-RNA in der P-Stelle
des Ribosoms (alle anderen binden an die A-Stelle )
- den Komplex aus m-RNA, 30s-Untereinheit und Formylmethionin-tRNA
- nennt man Initiationskomplex
e) t-RNA (transfer-RNA)
1.) Struktur (Kleeblattstruktur):
- 4 Basengepaarte Regionen und 3 Schleifen erzeugen
Kleeblattstruktur aus RNA-Strang von 80 Nucleotiden Länge
- Basenfolge der Anheftungsstelle für AS am 3’
-Ende ist bei allen
t-RNAs gleich (ACC)
- das Anticodon –Triplett ist für jeden t-RNA-Typ anders
- jedes t-RNA-Molekül nimmt die zu seiner Struktur passende AS aus
Cytosol
2.) t-RNA Synthetase Komplex
- das Enzym Aminoacyl-tRNA-Synthetase katalysiert die
kovalente Bindung einer t-RNA mit ihrer passenden AS
→endergonische Teilreaktion die unter ATP-Verbrauch abläuft
→Hydrolyse
- ATP verliert 2 Phosphatgruppen und wird zu AMP
(Adenosin-Monophosphat). Dadurch liefert es Energie für diese
Reaktion.
Die „Aminoacylierung“der t-RNAs ist der eigentliche
Übersetzungsvorgang der Nucleinsäuresprache in die
11
Proteinsprache.
- Es gibt 20 von diesen Enzymen in der Zelle, für jede AS eines
- das aktive Zentrum jedes Typs der Synthetasen passt nur zu
spezifischer Kombination von AS und t-RNA
- die entstandene Verbindung von t-RNA mit AS wird „aktivierte
Aminosäure“genannt
3.) der genetische Code
der (1.) genetische Code:
Zuordnung (Komplementarität) von Triplett der m-RNA und
Anticodon der t-RNA
der (2.) genetische Code :
Zuordnung von AS und t-RNA
- 3 Nucleotide auf DNA (Triplett/Codon) stehen für eine AS
3
4 = 64 Kombinationen (es gibt 4 Basen, hoch 3, da Triplett für eine AS steht)
Es codieren nicht alle Codons für eine AS, manche sind Startoder Stopsignale, 3 Stop (UAA,UAG,UGA), 1 Start (AUG), also
würden noch 60 AS bleiben.
Es gibt aber nur 20 AS:
→ es stehen 2-6 verschiedene Codons für die gleiche AS, dies
dient zur Absicherung bei Abschriftfehlern, dass Mutationsgefahr
verringert ist.
→ Degenerativer Code
4.6.
Genregulation
Bedeutung: Einsparung von Energie. Enzyme die gerade nicht gebraucht
werden, werden aus energetischen Gründen nicht gebildet
1.) Grundlagen
a) Anabolische Enzyme (aufbauender Stoffwechsel):
- sind für Synthesen der Zellen zuständig
- werden durch Endprodukt ausgeschalten (Endprodukthemmung / Feedback
Inhibition)
- Beispiele: → Tryptophan und Argininsynthese
→ Pyrimidinsynthese (Aspartat-Carbamoyl-transferase)
Katabolische Enzyme (abbauender Stoffwechsel):
- sind für Verdauung und Abbau zuständig
- werden durch Substrat ausgeschalten (Substratbindung)
- Beispiele: → Lactosespaltung
b) Endprodukthemmung (Feedback inhibition):
= negativer Rückkopplungsmechanismus
12
→ Prozess wird durch sein Produkt reguliert
→ ein Stoffwechselweg wird durch die Anwesenheit seines
Endproduktes verlangsamt oder zum Stillstand gebracht
2.) Genregulation auf Proteinebene (Enzym)
(Enzyme haben einen An- und Ausschalter)
Allosterische Hemmung:
bestimmte Enzyme besitzen neben aktivem Zentrum noch eine weitere Bindungsstelle →
allosterisches Zentrum
- bindet ein bestimmter Stoff (Effektor) an dieses Zentrum, wird die
- Aktivität des Enzyms gehemmt oder gesteigert
- durch Bindung des Effektors ans allosterische Zentrum verändert sich
- das aktive Zentrum, → Substrat kann nicht mehr binden, Enzym kann
- seine Aufgabe nicht mehr erfüllen
→ T-Zustand = inaktiver Zustand
→ R-Zustand = aktiver Zustand
T-Zustand
R-Zustand
3.) Genregulation auf Transkriptionsebene (DNA)
= Gene haben einen An- und Ausschalter, oft auch Dosisschalter
4.) Regulation der Tryptophan-Synthese
(Protein- und Transkriptionsebene)
- Trp-Operon = reprimierbares Operon, da Transkription durch Tryptophan gehemmt
wird
- Reprimierbare Enzyme in der Regel an anabolen Prozessen beteiligt
- negative Genregulation, weil Operon durch aktive Form des Repressorproteins
abgeschalten wird
- E-coli (Darmbakterium) z. B. braucht Tryptophan zum Überleben.
- Falls in seinem Millieu Mangel an der AS Tryptophan herrscht, stellt es eigenes
Tryptophan her. Wenn wieder Tryptophan im Millieu vorhanden ist, schaltet
Bakterienzelle ihre eigene Tryptophanproduktion wieder ab.
→ diese Kontrolle geschieht auf 2 Ebenen:
13
1. Zellen können Expression bestimmter Gene regulieren und so Konzentration spez. Enzyme
verändern (Transkriptionsebene /Operon)
2. Zellen können Aktivität bereits vorhandener Enzyme beeinflussen (
Proteinebene/allosterische Hemmung)
Das Operon-Modell:
(1961 von Francis Jacob und Jacques Monod)
- Tryptophan (AS) wird ausgehend von einer Vorstufe in mehreren
Schritten synthetisiert
- Jede Reaktion wird durch ein spezifisches Enzym katalysiert
- 5 Gene codieren für Polypeptide dieser Enzyme (liegen eng benachbart auf
dem Chromosom)
- ein Promotor dient für alle Gene gemeinsam, diese bilden also eine einzige
Transkriptionseinheit (Promotor=Bindungsstelle der RNA-Polymerase)
→ es entsteht also ein langes m-RNA-Molekül aus den 5 Genen des
Tryptophanstoffwechsels
- das m-RNA-Molekül wird in 5 getrennte Polypeptide translatiert, da m-RNA am
Anfang und Ende eines jeden Polypeptids durch Start- und Stopcodons
gegliedert ist
→ Gene können alle durch einen einzigen Schalter reguliert werden
(Hauptvorteil) →dieser Schalter heisst Operator
Operator liegt innerhalb des Promotors oder zwischen Promotor und
Strukturgenen
- er kontrolliert den Zugang der RNA-Polymerase zu den Strukturgenen
- Operon: Promotor + Operator + Strukturgene (also der ganze, für Produktion
der Enzyme der Tryptophansynthese erforderliche DNA-Abschnitt) →hier: TrpOperon
- Der Operator allein bedeutet „Ein“:
RNA-Polymerase kann an Promotor binden und Gene transkribieren
- Wenn ein Repressor (Protein) an Operator bindet, dann wird dadurch der
Zugang der RNA-Polymerase zum Promotor blockiert
→ Operon „Aus“→keine Transkription der Gene
- Repressorproteine sind spezifisch, binden nur an Operator eines bestimmten
Operons
- Regulatorgen codiert für Repressor, liegt in einiger Entfernung vom Operon
das es kontrolliert
- Repressor gelangt durch Diffusion zum Trp-Operon
- Regulatorische Gene werden kontinuierlich, aber mit niedriger Rate
transkribiert
→ einige Repressormoleküle befinden sich immer in der Zelle
- Repressor-Protein = allosterisches Protein (also aktive und inaktive Form)
sonst wäre Operon immer abgeschalten!
Außerdem ist Bindung des Repressors an Operator reversibel, d. h. Operator
wechselt ständig zwischen an- und abgeschaltenem Zustand, wobei Dauer
jeder Phase von der Zahl der aktiven Repressoren abhängt
- Repressor wird zuerst in inaktiver Form synthetisiert
- Wenn Tryptophan an allosterisches Zentrum des Repressors bindet wird dieser
aktiv → kann an Operon binden → Operon ausgeschalten
- Tryptophan funktioniert bei dieser Regulation als Corepressor
(Corepressor = kleines Molekül, das in Zusammenarbeit mit Repressor das
Operon abschaltet)
14
5.) Regulation der Lactose-Spaltung
- Lac-Operon: induzierbares Operon, da es stimuliert (d.h. induziert) wird
Substratinduktion = das Substrat Lactose löst die Genexpression für die
Enzyme für seinen Abbau selbst aus
- Induzierbare Enzyme in der Regel an katabolen Prozessen beteiligt
- Negative Genregulation, weil Operon durch aktive Form des Repressorproteins
abgeschalten wird
- Lactose: (Milchzucker)
Disaccharid aus Glucose + Galactose
→ wird zur Energiegewinnung verwendet
Spaltung (Hydrolyse) in Glucose und Galactose durch β-Galactosidase
(Enzym). Glucose liefert Energie in Form von ATP C6H12O6 + 602
→
6CO2
+ 6H2O + ATP
- Lactose für E-coli nur verfügbar wenn der menschliche Wirt Milch trinkt
Das Operon-Modell:
- Ohne Lactose sind nur ein paar Moleküle des Enzyms β-Galactosidase
vorhanden
- kommt Lactose dazu, steigt die Zahl der β-Galactosidase-Moleküle
- Lac-Operon: (polycistronisches Operon)
enthält Gene für
o β-Galactosidase (Lactose-Spaltung)
o Transacetylase (macht Acetylgruppe auf Lactose)
o Permease (sorgt dafür das Lactose in Zelle aufgenommen
wird)
+ Promotor
+ Operator
-
-
-
-
Das regulatorische Gen lac1 liegt außerhalb des Operons
→codiert für Reressor (der Lac-Operon abschalten kann indem er am Operator bindet)
→(bis jetzt ähnlich wie Regulation des Trp-Operons)
Gravierender Unterschied:
o Trp-Repressor war ursprünglich inaktiv und wird durch Tryptophan (Corepressor)
aktiviert um am Operator binden zu können!
Im Gegensatz dazu ist Lac-Repressor aktiv, bindet an Operator und schaltet LacOperon ab)
→ ein Induktor (Allolactose = Isomer der Lactose, das sich durch
Lactoseanwesenheit in kleinen Mengen bildet) inaktiviert den Repressor
In Abwesenheit von Lactose (und damit auch Allolactose)
→ Repressor aktiv
→ Strukturgene des Lac-Operons werden nicht transkribiert
mit Lactose
→ Allolactose bindet an Lac-Repressor
→ Repressor inaktiv, kann nicht mehr an Operator binden
→ je nach Bedarf werden also vom
Lac-Operon m-RNA für die Enzyme
des Lactose- Abbaus produziert!
15
Übersicht:
- Reprimierbar
o an anabolen Prozessen beteiligt (unter Aufwand von chemischer
Energie wird aus Vorstufe energiereiches Endprodukt gebildet)
o wenn genügend Endprodukt vorhanden ist wird dessen Produktion
abgeschalten (Feedback-Hemmung)
- Induzierbar
o an katabolen Prozessen beteiligt (Nährstoffe werden in einfachen
Prozessen abgebaut)
o zum Abbau benötigtes Enzym wird nur dann gebildet wenn Nährstoff
vorhanden ist
6.) positive Genregulation
(Feinregulation am Beispiel des Lac-Operons)
positive Regulation, da ein Aktivator-Molekül direkt mit dem Genom interagiert und die
Transkription anschaltet
E-coli bevorzugt immer Glucose (Diauxie) als Substrat für Glycolyse und andere
Stoffwechselwege, Enzyme zum Lactoseabbau werden also nur synthetisiert wenn kein
Einfachzucker wie Glucose vorhanden ist
(Enzyme für Glucoseabbau [Glycolyse] sind immer anwesend)
Wie misst man die E. coli - Glucosekonzentration?
Wieder Interaktion von allosterischem regulatorischem Protein mit einem kleinen organischen
Molekül
→ cAMP (zyklisches AMP) ist das kleine organische Molekül
cAMP häuft sich an, wenn wenig Glucose vorhanden ist
→ cAMP entsteht durch Glucosespaltung → ATP + cAMP
dann Glucose weniger und cAMP mehr
das regulatorische Protein ist das CRP (cAMP-Rezeptor-Protein)
es ist ein „Aktivator“der Transkription, daher auch CAP: Katabolit-Aktivator-Protein genannt
wenn cAMP am allosterischen Zentrum auf CAP bindet, nimmt das Protein (CAP) seine aktive
Konformation ein und kann an eine bestimmte Stelle stromaufwärts vom Lac-Promotor binden
→ RNA-Polymerase kann leichter an Promotor binden und Transkription der Enzyme zur
Lactose-Spaltung starten
da CAP regulatorisches Protein ist, das Genexpresion direkt stimuliert ist der Prozess eine
positive Regulation
wenn Glucosespiegel steigt, so fällt die Konzentration von cAMP (cAMP-Konzentration
umgekehrt proportional zur Glucose-Konzentration)
→ ohne cAMP löst sich CAP vom Operon
→ CAP inaktiv
→ Transkription des Lac-Operon geht auf niedriges Niveau zurück, sogar in Anwesenheit von
Lactose
Also:
Glucose in niedriger Konzentration→ cAMP aktiviert CAP→ Lac-Operon produziert reichlich
m-RNA für Lactoseabbau
Glucose in hoher Konzentration→ cAMP-Konzentration niedrig→ CAP kann Transkription
nicht stimulieren
→ daher Lac-Operon unter doppelter Kontrolle
o negative Kontrolle durch Lac-Repressor (Alles-oder-nichts-Regulation)
o positive Kontrolle durch CAP (quantitative Kontrolle)
16
4.7.
Flagellen (Geißeln)
= Fortbewegungsorganellen der Bakterien die aus Proteinen (Flagellin) bestehen. Sie sind
mit einem Motorkomplex in Zellmembran und Zellwand verankert. Sie werden durch
Protonengradienten angetrieben.
1.) Flagellenanordnung
Nach Anordnung und Anzahl der Flagellen unterscheidet man versch. Begeißelungstypen mit
unterschiedlicher Schwimmgeschwindigkeit:
o Polar (monotrich): die Zelle hat nur eine einzige Flagelle
o Bipolar (amphitrich): Zelle hat nur 2 Flagellen an gegenüberliegenden Zellpolen
o Subpolar: beide Flagellen an einem Zellpol
o Peritrch: viele Flagellen sind gleichmäßig über die Zelloberfläche verstreut
o Lophotrich (polytrich-monopolar): die Flagellen stehen in einer Gruppe an einem Ende
der Zellpole
o Polytrich-bipolar: die Flagellen stehen in 2 gegenüberliegenden Gruppen an den
Zellpolen
2.) Flagellenaufbau
Die Proteine (Flagellin) der Flagellen sind in enger Spirale aufgewunden und bilden
starres, schraubenförmiges Filament → helicaler Aufbau
Dieses Filament besteht aus Tubus aus
Flagellen mit Durchmesser von ca. 20nm
Das Filament wächst an der Spitze indem
Flagellin-Monomere durch den Tubus
wandern
Dieses Filament ist mit einem anderen
Protein verbunden, welches einen
gebogenen Haken bildet
Flagelle ist in Basalapparat (Motor)
verankert, der die Flagelle dreht und Zelle
somit bewegt
3.) Flagellenbewegung
Motor wird durch Konzentrationsunterschied
an Protonen angetrieben
→Protonen diffundieren in Zelle hinein
Der Protonengradient wird durch ATPgetriebene Protonenpumpen aufgebaut
4.) Bewegungsrichtung
→ verschiedene Umweltfaktoren können Bewegungsrichtung der Bakterien beeinflussen
a) Chemotaxis
= Beeinflussung der Ortsbewegung durch Stoffkonzentrationsgradienten (chem.
Stimuli)
- Positive Chemotaxis: Bewegung geht in Richtung höherer Konzentrationen des
Stoffes→ Lockstoff
- Negative Chemotaxis: Bewegung vom Stoff (toxischer Substanz) weg→
Schreckstoff (Repellent)
- Bakterien sind durch Chemotaxis in der Lage, Orte mit optimaler Konz. eines
Nährstoffes oder von Sauerstoff aufzusuchen und Orte mit schädlichen Stoffen
zu meiden
17
Die chemotaktischen Rezeptorproteine:
- MCP (Methyl-akzeptierende Chemotaxis-Proteine)
- Die Adaption der Chemorezeptoren erfolgt durch Methylierung
- In E. coli 4 MCPs
o Tsr (erkennt Serin [AS])
o Trg (erkennt Glucose, Ribose)
o Tap (erkennt Dipeptide)
o Tar (erkennt Aspartat [AS] , Maltose)
-
-
Bei hoher Lockstoffkonzentration → MCP wird mit Hilfe der Methyltransferase
CheR methyliert
→ Je mehr Methylreste auf Protein vorhanden, desto besser nimmt der
Rezeptor den jeweiligen Stoff auf
Bei geringer Lockstoffkonzentration → Methylrest wird von Methyltransferase
CheB abgespalten
→ Rezeptor nimmt Stoff schlechter auf
→ MCP-Rezeptoren geben chemotaktische Signale
-
-
Taumeln (Zustand bei dem Bakterium sich neu anordnet um anschließend
wieder in Richtung der höheren Lockstoffkonz.zu schwimmen) :
o Mehrere methylierte MCPs lagern sich in Membran
zusammen und aktivieren Proteinkinase CheA
(Kinase=phosphorylierendes Enzym ATP→ADP )
o CheA überträgt Phosphatrest auf CheY
o CheY schaltet den Flagellenmotor auf Taumeln
(CheZ stopt Taumeln wieder)
o Also: die aktivierten MCP (gebundener Schreckstoff / nichtgebundener Lockstoff) führen zu phosphoryliertem CheY, das
an Flagellenmotor bindet und Taumeln hervorruft
Lockstoffe: Zucker, AS, Peptide, Nitrat
Schreckstoffe: Phenol, organische Lösungsmittel
b) Magnetotaxis
= Orientierung der Bewegungsrichtung in einem Magnetfeld (magnetisches
Feld der Erde)
- Magnetosomen (in Membran eingehüllte Kristalle von Magnetit oder Greigit)
tendieren zu Ausrichtung im Magnetfeld
18
-
-
Magnetotaktische Bakterien sind aquatisch vorkommend und microaerophil (an
geringe Sauerstoffkonz. angepasst)
→ meistens Spirillen (Magnetospirillum magnetotactikum)
Bakterien auf Nordhälfte der Erde bewegen sich beim Schwimmen in Richtung
Nordpol (Bewegung schräg nach unten gerichtet)
Bakterien auf Südhälfte bewegen sich Richtung Südpol (Bewegung schräg
nach unten)
Durch Abwärtsbewegung gelangen die Bakterien schnell in tiefer gelegene
Wasserschichten wo sie bessere Lebensbedingungen haben
c) Phototaxis (beim Rhodospirillum)
= Orientierung der Bewegungsrichtung im Bezug auf die Einstrahlungsrichtung von
Licht
- Positive Phototaxis: Bewegung in Richtung der Lichtquelle
- Negative Phototaxis: Bewegung von der Lichtquelle weg
- Manche Flagellaten zeigen bei schwacher Beleuchtung positive Phototaxis und
bei starker Beleuchtung negative Phototaxis
- Phototaktische Organismen verfügen über Lichtrezeptor
4.8.
Mutationen
1.) Natürliche Mutationsrate von E.coli:
-3
10 Mutationen pro Generation
-7
10 Mutationen pro Gen pro Generation
-10
10 Mutationen pro Base pro Replikation
→ eine Mutation ist eine Veränderung des Erbguts eines Organismus
durch Veränderung der Abfolge der Nucleotidbausteine oder durch
Veränderung der Chromosomenanzahl
Durch eine Mutation wird die in der DNA gespeicherte Information
verändert und dadurch können einzelne Merkmale (der Phänotyp)
verändert werden
19
2.) Punktmutation
→ Fehler bei der DNA-Replikation
→ spezifische Art der Genmutation
→ nur wenige oder ein einzelnes Basenpaar betroffen
→ durch degenerativen Code relativ harmlos
- neutrale Mutation (keine Veränderung)
- missense M. (andere AS)
- nonsense M. (Verkürzung des Proteins)
- Rastermutation (andere AS-Sequenz)
→ Fehler der DNA-Polymerase können sich als spontane Mutation auswirken
a) neutrale Mutation:
keine Änderung der AS, trotz Änderung des Basen-Tripletts auf Grund des
degenerativen Codes
b) missense Mutation (Fehlsinnmutation)
eine Base der DNA wird gegen eine andere ausgetauscht (Substitution)
→ geschieht das am codogenen Strang, kann das den Einbau einer
abweichenden AS bewirken → veränderstes Protein
(kann seine Aufgabe, je nach Lage der Mutation und der substituierten AS nicht
oder nicht mehr vollständig ausführen)
→ geschieht das am nicht codogenen Strang wird bei der nächsten Replikation
ein DNA-Doppelstrang falsch aufgebaut
c) nonsense Mutation (Unsinnmutation)
→ es entstehen durch Substitution Stop-Codons, die zur
Verkürzung des Proteins führen
- die 3 Stopcodons:
UGA= opal
UAG= amber
UAA= ochre
d) Rastermutation
→ wenn eine Nucleotidbase komplett wegfällt (Deletion) oder eine
neue hinzu kommt (Insertion)
- m-RNA verliert hinter der Mutation seinen ursprünglichen Sinn, da
er verschoben wird
- Proteine haben später völlig andere Struktur (ursprüngliche Form geht dabei
meist verloren)
→ schlimme Punktmutation
3.) Genmutation
→ auf einem Chromosom ist ein Gen mutiert (z.B. Punktmutation)
- Insertion (neuer Abschnitt eingefügt)
- Duplikation (Abschnitt verdoppelt)
- Inversion (DNA-Abschnitt gedreht)
- Translocation (Abschnitt versetzt)
a) Insertion (Addition)
Einbau von zusätzlichen Nucleotiden in DNA-Sequenz (Gegenteil Deletion)
→Führt zur Rastermutation (frameshift) soweit nicht Triplett-Codons eingebaut
werden
b) Duplikation
→ entstehen z.B. durch ungleiches crossing-over (entweder zwischen
homologen Chromosomen oder Schwesterchromatiden)
c) Inversion
DNA-Abschnitt dreht sich und baut sich falsch herum wieder ein
d) Translocation
DNA-Abschnitt löst sich und wird an andere Stelle wieder eingebaut
→ Genmutationen können durch Transposons verursacht werden :
- Transposon= Springendes Gen, DNA-Abschnitt bestimmter Länge
auf einem Chromosom (umfasst ein oder mehrere Gene)
- Transposon ist beiderseits von einer kleineren, gegenläufig
20
-
identischen, nicht informativen Nucleotidsequenz (Insertionssequenz= IS)
begrenzt
T. kann mit Hilfe von Transposasen aus dem Chromosom gelöst werden und an
anderer Stelle des Genoms wieder eingefügt werden
Kann auch auf Plasmid oder Phagengenome übertragen werden
→ infektiöse Mutation (z.B. kann so eine neu eingefügte Sequenz eine
Antibiotika-Resistenz bei Bakterien auslösen)
4.) Mutagene
→ lösen Mutationen aus
- z.B. mutagene Strahlung
o Röntgenstrahlung (verursacht Doppelstrangbruch)
o UV-Strahlung (bilden Thymindimere, 2 Thymine werden durch eine
kovalente Bindung nebeneinander zusammen gelagert → werden von
Polymerase nicht mehr erkannt und übersprungen)
- Mutagene Chemikalien
o Basenanaloga, basenähnliche Stoffe werden bei der Replikation in die
DNA eingebaut (z.B. Cyber-Green)
o Interkalierende Substanzen
→ schieben sich in Basenfolge ein (Rastermutation) z.B. Ethidiumbromid
o Basenmodifizierer
z.B. salpetrige Säure
→ durch salpetrige Säure wird die Amino-Gruppe Cytosin in eine
Hydroxylgruppe umgewandelt
→ Transitionsmutanten: es entsteht aus Cytosin Uracil
→ bei der Replikation führt das zu einer fehlerhaften Basenpaarung→
veränderte Basensequenz →verändertes Protein
-
Ames-Test
= Testverfahren, um (chemische) Mutagene zu identifizieren;
wurde von Bruce Ames entwickelt
→ Prinzip:
o Bakterien die durch Punktmutation nicht mehr in der Lage sind eine
bestimmte AS zu synthetisieren (Auxothropie), werden auf einen diese
AS nicht enthaltenden Nährboden aufgebracht (Agar)
o Bakterien sind auf diese AS angewiesen, würden deshalb auf diesem
Mangelmedium absterben
o Nun setzt man die Bakterien dem potentiellen Mutagen aus
21
→ wenn sich danach Kolonien bilden, haben die Bakterien die Fähigkeit zur
Synthese der entsprechenden AS wieder zurück gewonnen (Revertanten, die
zur Auxothropie führende Punktmutation wieder rückgängig gemacht wurde
→ wurden wieder phototroph)
→ diese Rückmutation wird dem potentiellen Mutagen zugeschrieben (→ es
ist also wirklich ein Mutagen, da es eine Punktmutation bewirkt hat)
o meist werden zum Ames-Test E. coli (Tryptophan-Auxothropie) eingesetzt
o oder auch Salmonella tynimurium (Histidin-Auxothropie)
o Anwendung: z. B. in der Pharmazie zum Testen auf Mutagenität
potentieller Medikamente!
4.9.
Reparatur von DNA-Schäden
→ durch DNA-Reparatur-Mechanismen können schadhafte Veränderung
der DNA-Struktur beseitigt werden
→ solche DNA-Schäden entstehen spontan bei der DNA-Replikation oder
mutagene Substanzen
Reperaturmechanismen
1.) Photoreaktivierung durch Photolyase
Photolyase ist in der Lage die vornehmlich durch UV-Strahlung
entstandenen Thymin-Dimere zu beseitigen.
Sie spalten Thymin-Dimere (Pyrimidindimere) unter Nutzung der
Energie des Lichts.
Photolyase hat ein absorbierendes Agenz, welches Lichtenergie
aufnimmt und Elektronen an den Cofaktor FAD abgibt.
Die reduzierte Form FADH2 liefert nun die Energie die zum Spalten
des Dimers notwendig ist.
→ nur bei Prokaryonten, und wenigen Eukaryonten, nicht bei
Säugetieren
2.) Uvr-Reparatur-System (Exisions (=Ausbau)-Reparatur)
→ es werden auch Schäden beseitigt die durch UV-Strahlung
entstanden sind (Thymindimere)
- UvrA Protein erkennt Dimer
- UvrB Protein an UvrA
- Durch UvrC findet Einzelstrangbruch statt
- UvrD-Helicase entwindet DNA-Helix
- Exonuclease baut den TT-haltigen Strang ab (ca. 12 Basen)
- Polymerase, Gyrase und Ligase synthetisieren und verknüpfen fehlendes Stück
neu
3.) Reparatur von Punktmutationen (Mismatch)
- Punktmutation führt zu einer Nichtpaarung (Mismatch)
→ schon bei der Replikation/Synthese des Neustrangs wird das
Erbgut auf solche Mutationen untersucht, und zwar durch
MutS ,welche überprüft und erkennt
22
-
defekte DNA wird durch Exonuclease abgebaut und durch
Polymerase 3 (E.coli) wieder aufgebaut
um den bei Replikation entstandenen (fehlerhaften) Tochterstrang vom
Matrizenstrang zu unterscheiden, wird dieser durch DNA-Methylase methyliert
(der neue Strang wird etwas später als die Matrize an den Adeninresten der
Sequenz GATC methyliert)
4.) Rekombinationsreparatur
= Reparatur von DNA-Schäden unter Verwendung einer zweiten Kopie
(z. B. nach Replikation diploides Genom)
→ dabei wird der schadhafte Strang durch Austausch mit der Kopie
ersetzt
Dies geschieht mit Hilfe des Proteins RecA, das an ss-, ds-, und tsDNA bindet
4.10.
Gentechnologie
1.) Restriktionsenzyme (Restriktionsendonucleasen)
- zelleigene Enzyme der Bakterien, die Fremd-DNA
zerschneiden
→ bakterielle Abwehrreaktion
- zelleigene DNA wird durch Restriktionsenzyme nicht
abgebaut da sie durch leichte Veränderung, wie z.B.
Anheftung von Methylgruppen an Adenin und
Cytosin, gekennzeichnet ist (einige Viren
durchdringen die Restriktionsabwehr durch
glykosylierte DNA)
- RE erkennen meist Sequenz aus 4-8 Basenpaaren
Basensequenz muss palindromisch angeordnet sein
(z.B. OTTO, ANNA)
- RE erzeugen häufig klebrige Enden, sog. Sticky
ends
→ Sticky ends haben einsträngigen Überhang und
können wieder
mit komplementärer Basensequenz paaren !
→ dabei ist egal ob diese Basensequenz aus artfremder DNA is
-
2.) Plasmide
= ringförmige Bakterien-DNA von 3-4 Genen (die neben eigentlicher
DNA des Bakteriums vorliegen können)
- werden in der Gentechnologie als Vektoren verwendet um
um Fremdgene zu übertragen
- sind einfach aus der Zelle zu isolieren
- haben selektierbare Eigenschaften (Resistenzen)
- transformierbar
- stabil in den Zellen
23
-
Plasmide tragen oft Gene die den Bakterien zusätzliche Eigenschaften
verleihen, wie z.B.:
o Resistenzen (Antibiotika, Schwermetalle)
o Ori= Ansatzstelle der DNA-Polymerase
Plasmidtechnik (Plasmid als Vektor)
- in-vivo Genklonierung, da mit Vermehrung auch die FremdDNA vervielfältigt wird
- bakterielle RE schneiden ihre spezifischen Erkennungsfrequenzen ein (an
künstlich eingebauter MCS= multiple cloning side, enthält Schnittstelle der RE)
- so können Bakterien menschliche Gene tragen und menschliche Genprodukte
liefern (z.B. Hormone)
- Plasmid und menschliche DNA werden mit demselben RE behandelt, sodass
beide die selben sticky ends aufweisen
- DNA-Bruchstücke (Wunschgen) werden zu geöffneten Plasmidringen gegeben
- Lagern sich durch sticky ends in geöffnete Plasmide ein (schließen sich wieder
zu einem Ring)
- Ligase verknüpft den Ring vollständig durch kovalente Bindungen
- Plasmid wird in geeignetes Bakterium eingeschleust
- Nun erfolgt die Herstellung des gewünschten Genprodukts durch das
Bakterium!!!
4.11.
Pilus (pl. Pili, lat. Haar/Faser) und Konjugation
- Pili sind Adhäsionsorgane der Bakterien (spezifische Anheftung an
eine Wirtszelle)
- sie sind in der Zellwand verankert
- dienen z.B. der Übertragung von DNA von einer Zelle auf eine andere bei der
Konjugation (horizontaler Gentransfer)
- es gibt viele verschiedene Pili, die sich in ihrem Protein, ihrer Länge (0,1-20
µm) und ihrem Durchmesser (2-20 nm) unterscheiden und unterschiedliche
Funktionen haben
- sie werden unter bestimmten Umweltbedingungen exprimiert (Phasenvariation)
- spielen eine wichtige Rolle bei Darmflora und Harnleiterinfektionen
- Pili-Proteine werden durch eine Translocase in das Periplasma transloziert,
durch Chaperone gefaltet und dann assembliert (zusammen
geschlossen)(Pförtnerproteine)
Bsp. F-Pilus (Sexualpili)
- spezieller Pili für horizontalen Gentransfer (Konjukation)
- dick und hohl
- meistens wird je Individuum nur ein F-Pilus gebildet (von
F-Plasmid welches die Gene für F-Pilussynthese und
Konjugation trägt)
+
- es wird vom Donator-Bakterium (F -Zelle) chemotaktisch
ausgebildet
- nach Kontaktaufnahme mit einem EmpfängerIndividuum (Akzeptor/F Zelle)wird der Pilus von Donator
abgebaut und der Abstand zwischen den beiden Zellen
verringert sich (so verbundene
Zellen=Hochzeitspaar=mating pair)
- ist der Abstand dann gering genug kann außerhalb des
Pilus eine Plasmidbrücke etabliert werden, über die
genetische Information in Form von DNA ausgetauscht
werden kann (z.B. Resistenz (R-) Faktoren, Fertilitäts (F) Faktoren)
- dabei wird der DNA-Doppelstrang in Einzelstränge
aufgewunden
- Teile vom Einzelstrang wandern vom Donator zum
Akzeptor
- Danach löst sich Plasmabrücke und beide Bakterien
24
vervollständigen den Einzelstrang zu einem Doppelstrang (DNA-Replikation)
- Die Fähigkeit zur Konjugation verleiht den Bakterien das F-Plasmid (auch
Fertilitätsfaktor genannt), ein extrachromosomaler DNA-Ring (der ins
Chromosom integriert werden kann)
- Das F-Plasmid ermöglicht einen gerichteten Gentransfer vom Spender (dieser
besitzt den F-Faktor) zum Empfänger
- Dabei wird auch das F-Plasmid mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf den
Empfänger übertragen
→ dadurch wird der Empfänger auch zu einem potenziellen Spender
→ es gibt auch Pili die den Genaustausch zwischen Bakterien und
Pflanzen dienen (durch T-Pili von Agrobacterium tumifaciens)
→ es können an Hand der zeitlichen Abfolge des Gentransfers sog.
Genkarten aufgestellt werden
4.12.
Bakterielles Zellwachstum und Zellteilung
→ bei optimalen Bedingungen teilen sich Bakterienzellen alle 20 Minuten
a) Wachstumsphasen einer Bakterienkultur
1.) Anlaufphase (lag-Phase):
→ noch keine Zellvermehrung
→ Stoffwechselaktivität erkennbar
→ Beginn der Proteinsynthese (hauptsächlich „HaushaltEnzyme“)
→ Beginn der DNA-Replikation
→ Zunahme der Zellgröße
2.) Exponentielle Wachstumsphase (Lg-Phase)
→ Bakterien beginnen sich zu teilen
→ Synthesen laufen maximal
3.) Stationäre Phase
→ Wachstumsstillstand (wenn sich zunehmend störende
Stoffwechselprodukte anreichern
→ Synthesen laufen auf
Minimum
4.) Absterbephase
→ Alterung der Zellen führt
zum Absterben
→ Das exponentielle Wachstum pro Zeit lässt
sich bei einer Halblogarithmischen Darstellung
als Gerade aufzeichnen
25
b) Der bakterielle Zellzyklus
Prokaryoten vermehren sich durch einfache Zweiteilung (binäre Spaltung).
Sie haben alle Gene auf einem Chromosom, das aufgewunden und gefaltet in
der Zelle vorliegt
→ der Zellzyklus beginnt nach der Teilung (new born cells)
Wachstum
Replikation
Teilung der Nucleotide
Zellteilung
1. Phase
- Wachstum:
Zellen verlängern sich durch Zellwandsynthese (Mureinsynthese)
2. Phase
- Replikation und Teilung der Nucleotide:
1. Sobald DNA-Replikation begonnen hat, wandern
die Kopien des zuerst verdoppelten Abschnitts
(Replikationsursprung) schnell auseinander
2. Replikation setzt sich fort, an jedem Ende der Zelle befindet
sich jetzt ein Exemplar des Replikationsursprungs
3. nach Replikation hat das Bakterium ungefähr das doppelte
seiner ursprünglichen Größe erreicht
- Zellteilung:
= Einziehen der Trennwand (Septum)
1. Plasmamembran wächst nach innen und trennt
Ausgangszelle in 2 Tochterzellen. Gleichzeitig wird zwischen
den Tochterzellen eine neue Zellwand angelegt
→ dies beginnt mit der Ausbildung eines Septumrings (FtsZ)
in der Zellmitte
→ die Zellmitte wird durch oszillierende (schwingen, pendeln)
Gradienten der MinC, MinD und MinE-Proteine ermittelt
c) Replicon Modell von Jacob und Brenner (1963)
→ dachten die Chromosomenteilung bei Bakterien ergibt sich dadurch, dass
die beiden Chromosomenkopien an verschiedenen Stellen der
Plasmamembran geheftet sind und sich zwischen den Stellen neue Membran
bildet
26
4.13.
Phagen
= Viren die nur Bakterien befallen können (auch Bacteriophagen)
- besitzen Kopf (Capsid) an dem sich Schwanzteil mit Schwanzfäden
anschließt
- Schwanzteil besteht aus hohlem Schwanzstift durch den
Erbmaterial in Wirtszelle gelangen kann
- Schwanzfäden sorgen für wirtsspezifische Anheftung (z. B. T2Phage vermehrt sich nur in E. coli)
a) Vermehrung
→ Man unterscheidet 2 Zyklusformen
1.) Lytischer Zyklus
Adsorbtion:
- Phagen sind nicht aktiv beweglich
- Kommen passiv zu ihrer Wirtszelle
- Phage bindet an Zelloberfläche mittels Kontaktaufnahme über
Schwanzfäden an Oberflächenrezeptoren
Injektion:
- durch Schwanzteil schleust Phage DNA in die Wirtszelle
ein
- Schwanzstift durchbohrt dabei Wand und Membran des Bakteriums
- DNA kann durch Stift in Wirtszelle eingespritzt werden
- Capsid verbleibt außen
Latenzphase/ Ruhephase:
- Bakterienchromosom wird durch virale Enzyme
abgebaut
- Proteinbiosyntheseapparat der Wirtszelle arbeitet nur
noch für Erbmaterial des Virus
- zunächst werden nur Phagenproteine synthetisiert,
danach wird Phagen-DNA vermehrt
Reifung:
- synthetisiert Einzelteile der Phagen werden im Inneren
zusammengebaut
- Kopf, DNA und Schwanz setzten sich von selbst
zusammen
Freisetzung:
- durch Lysozyme wird Wirtszellwand abgebaut (Lyse)
- Bakterienzelle platzt und gibt mehrere 100 Phagen frei
- Diese können nun neue Zellen infizieren
2.) Lysogene Zyklus
→ im Unterschied zum lytischen Zyklus wird hier das Bakterienchromosom
nicht abgebaut
→ Phagengenom baut sich in Bkt.-Chromosom ein = Prophage (wenn
Genom eingebaut ist)
→ Wirtszelle teilt sich mit Phagengenom weiter, so wird auch das
Phagenerbgut vermehrt
→ Ein Prophage kann ohne erkennbaren Grund wieder in den lytischen
Zyklus übergehen
→ ob ein Phage den lytischen oder lysogenen Zyklus einschlägt kann
von Umweltfaktoren abhängig sein, z.B. Temperaturschock,
Chemikalien!!
b) Versuch: Hershey und Chase (1952)
→ Welche Teile eines Phagen wirken infektiös? (Welche Teile sind Erbträger?)
Markierungsexperiment:
32
35
- E. coli wurde auf Nährboden mit radioaktivem P und S
angezogen
- T2-Phagen werden hinzu gegeben und infizieren E. coli
27
Es entstand zweite Generation an Phagen die radioaktive Stoffe
eingebaut hatten (Phosphor in DNA des Phagen, Schwefel in Hülle
des Phagen)
- Diese Phagenkultur wird zu E. coli gegeben die auf normalem
Nährboden gewachsen sind
- Phagen infizieren E. coli:
Nur radioaktive DNA in E. coli, radioaktive Hülle verbleibt außen
(wird abgewaschen)
- die 3.Generation enthielt nur noch die radioaktive DNA,
keine radioaktive Hülle
→ nur die DNA des Phagen ist infektiös, nicht die Hülle!!!
-
c) Besondere Phagen
1.) T7-Phage
Codiert seine eigene RNA-Polymerase.
Diese erkennt nur die phagenspezifischen Promotoren und ist daher
gentechnisch interessant
2.) Bacteriophage λ
Der Phage λ kann lytischen und lysogene Zyklus betreiben.
Mit einer Integrase (Int) kann er sich in das Chromosom an einer bestimmten
Stelle (att) einbauen.
Im lysogene Zustand wird der λ-Repressor synthetisiert und blockiert die
Expression der späteren Gene.
Im lytischen Zustand wird ein Cro-Repressor synthetisiert und kein λRepressor.
Der Cro-Repressor blockiert die Expression der früheren Gene und der
Integrase.
3.) Der filamentöse Phage M13
Filamentöse Phagen infizieren Bakterien an ihrem F-Pili.
Die einzelsträngige Phagen-DNA (ssDNA) wird über rolling circle
Mechanismus repliziert.
→ rolling circle:
- DNA-Ring wird am Origin gespalten
- Ans 3`-Ende werden Nucleotide synthetisiert, welche 5`-Ende
verdrängen
- Ans 5`-Ende werden kurze Okazaki-Fragmente angebaut
- So entstehen schließlich viel aneinander gereihte Kopien
- Diese Kopien werden dann enzymatisch von einander getrennt
Das M13-Phagencapsid wird an der Plasmamembran
assembliert und ohne Lyse sekretiert
Outer membrane
Inner membrane
28
4.14.
Sporen
(z. B. Bacillus anthracis= Milzbrand)
+
1.) Endosporen sind Überdauerungsformen von einigen gram Bakterien,
als Reaktion auf einen Hungerzustand (Mangel an Guaninnucleotiden)gebildet
werden
→ DNA der Sporen befindet sich kondensiert in dem sog. Protoplasten, umhüllt von
Sporenrinde, Cortex,Sporenhülle und Exosporium
- im Gegensatz zu anderen Sporen handelt es sich bei Endosporen
nicht um Vermehrungsformen, da jede Zelle nur eine (bzw. in seltenen Fällen 23) Endosporen bilden kann und an deren Freisetzung zu Grunde geht
- Endosporen weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Hitze,
Austrocknung, Strahlung und extreme pH-Werte auf
→ diese beruht auf einer mehrschichtigen Hülle, die
Calciumdipicolinat enthält.
Die DNA der Endosporen wird durch SASP (small acid spore
Protein) geschützt → Schutz gegen UV-Strahlung
2.) Schritte der Sporenbildung
→ Invagination= Einstülpung der DNA
→ Konzentrierung der DNA
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→ die Sporenbildung dauert ca. acht Stunden und es sind etwa 200 Gene daran
beteiligt!
Übersicht:
1. Phase: in der Zelle wird eine Vorspore gebildet und Murein
aufgelagert
++
2. Phase: Sporenrinde (Cortex) wird gebiltet, in die CA , saure
Proteine (SASPs) und Dicolinsäure eingelagert werden
3.) Regulation der Sporogenese
→ die Sporogenese wird über eine Kaskade von sigma–Faktoren
reguliert
Sigma-Faktor: Protein das für die Initiation der Transkription notwendig
ist. Es bindet an den Promotor und erhöht damit drastisch
die Bindungswahrscheinlichkeit der Polymerase
4.) Keimung der Sporen
Sporen können nach Jahren durch Wasseraufnahme oder einen Hitzepuls auskeimen
→ Dauer der Keimung ca. eine Stunde
Ablauf:
- Aufbrechen der Sporenhülle
- Ausbildung eines Keimschlauches
- Ausscheidung der Dipicolinsäure
- Eintritt in die Wachstumsphase
→ dieser Prozess wird auch Reifung genannt!
Polare Keimung polare Keimung
laterale Keimung
Alle Angaben ohne Gewähr von Katharina Bülow und Eva Heim
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