Meningitis

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Meningitis
Internistische Klinik I.
Station für Infektiologie
Kovács Beáta
2016
Meningitis - Definition
 Eine
Entzündung des Zentralnervensystems kann potenziell durch
alle menschlichen Erreger ausgelöst werden, aber manche Erreger
weisen eine spezifische Affinität zum Nervengewebe auf.
 Die
Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und
Rückenmarkshäute. Meningitis kann als „eitrig” und „serös” oder
„bakteriell” und „viral” kategorisiert werden.
 Enzephalomyelitis
Rückenmarks.
ist eine Entzündung des Gehirns und des
Akute bakterielle Meningitis
 Die
akute bakterielle Meningitis wird in die primäre Form und in die
sekundäre Form unterteilt.
 Die
sekundäre Form kann durch eine Infektion benachbarter Organe
(Sinusitis, Mastoiditis, Otitis, Hirnabszess, subdurales Empyem) oder
entfernter Organe (Endokarditis, Pneumonie, Sepsis), aber auch
iatrogen (Ventrikeldrainage, paravertebrale Infektion, epidurale
Anästhesie, Lumbalpunktion) oder posttraumatisch auftreten.
 Abhängig
von dem Erreger kann die Letalität sogar 20% betragen.
Akute bakterielle Meningitis
 Die
ambulant erworbene, primäre Meningitis wird am häufigsten von
Streptococcus
pneumoniae,
Neisseria
meningitidis,
Haemophilus influenzae und, insbesondere im höheren Lebensalter,
von Listeria monocytogenes verursacht.
 Höheres
Alter, Alkoholismus, Zustand nach Splenektomie und
Infektionen im HNO-Bereich sind Risikofaktoren für eine
Pneumokokken-, Meningokokken- und Haemophilus-Meningitis.
Die seltenen Defekte des Komplement-Systems können
wiederholten Erkrankungen durch N. meningitidis führen.
zu
Bei Patienten mit einer Grundkrankheit oder mit einer
Immundefizienz gehören L. monocytogenes, Enterobakterien und
Enterokokken zu den häufigsten Erregern.
Im Säuglingsalter wird die bakterielle Meningitis von Streptococcus
agalactiae, Escherichia coli und L. monocytogenes verursacht.
 Nach
neurologischen Eingriffen und bei posttraumatischen
Infektionen
können
überwiegend
koagulasenegative
Staphylokokken, Staphylococcus aureus und Streptokokken
nachgewiesen werden.
Infektionsweg



Meningokokken, H. influenzae und S. pneumoniae werden aerogen
übertragen.
Eine L. monocytogenes-Infektion entsteht nach oraler Aufnahme der
Bakterien (durch frische Milch, ungewaschenes Gemüse, weichen Käse und
ungekochtes Fleisch).
Die Neugeborenen-Meningitis wird durch Infektion mit Bakterien aus der
mütterlichen Vaginalflora verursacht.
Pathogenese

Die Bakterien kolonisieren den Oro-/Nasopharynx, dann verursachen sie
eine Bakteriämie. Möglicherweise aufgrund spezifischer Bindung an
Gefäßendothelien und die den Plexus choroideus und die Ventrikel
auskleidenden Epithelien entsteht die Meningitis. Bakterielle Bestandteile
schädigen die Blut-Hirn-Schranke und induzieren einen massiven
Entzündungsreiz, der den Einstrom von Leukozyten in den Liquor nach
sich zieht und zu einem Hirnödem führt.
Symptome
 Leitsymptome
sind Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteife,
Photophobie und Übelkeit. Opisthotonus, Verwirrtheit und
epileptische Anfälle können auftreten. Neben der Nackensteife sind
auch die Dehnungszeichen nach Kernig und Brudzinski häufig positiv.
 Typisch,
aber nicht spezifisch für die Meningokokken-Meningitis und
Meningokokken-Sepsis
sind
hämorrhagische
Exantheme
(Petechien, flächige Einblutungen, insbesondere an den unteren
Körperpartien wie z.B. an dem Gesäß und an den Beinen).
 In
10-15% aller Meningokokken-Meningitiden (aber auch bei
Infektionen mit S. pneumoniae und anderen Bakterienspezies)
entsteht als besonders schwere Form des septischen Schocks das
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom (auch als Purpura fulminans
bezeichnet), das mit einer akuten hämorrhagischen Nekrose der
Nebennieren einhergeht. (Infolge der Verbrauchskoagulopathie führt
es zu Hautblutungen.)
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
Listeriose
Eine Meningitis bzw. Enzephalitis durch L. monocytogenes sollte bei
Neugeborenen bzw. im Alter von >50 Jahren, bei gleichzeitiger Infektion
der Meningen und des ZNS-Parenchyms, bei subkortikalem Hirnabszess
und bei neurologischen Herdsymptomen in Betracht gezogen werden. In
5-10% der Fälle präsentiert sich die Listeriose des ZNS als isolierte
Hirnstammenzephalitis.
In typischen Fällen zeigt die Erkrankung einen biphasischen Verlauf.
Im Prodromalstadium fehlen meningitische Zeichen. In der zweiten
Phase
treten
rasch
Meningitis
sowie
Herdsymptome
und
Hirnnervenausfälle (III, V, VI, VII, IX) auf.
Diagnostik
 Beim
Verdacht einer ZNS-Entzündung soll eine Liquorprobe zur
Bestimmung des Liquorsediments (Zellzahl, Zellverteilung), des
Liquorprotein- und Glukosespiegels, zusätzlich zur mikrobiologischen
Untersuchung (zur Kultur und Gram- und Ziehl-Neelsen-Färbung)
entnommen werden.
 Wenn
der Patient Bewusstseinsstörung oder fokale neurologische
Symptome hat, sollte nach Beginn der Antibiotikatherapie eine KopfCT durchgeführt werden. Bei klinischen Zeichen der Einklemmung
(einseitig erweiterte und auf Licht nicht reagierende Pupille,
Streckkrämpfe) oder einer deutlichen Raumforderung bei der Kopf-CT
ist die Lumbalpunktion kontraindiziert.
 Zugrunde
liegende Erkrankungen (Sinusitis, Otitis, Hirnabszess)
können mittels Kopf-CT demonstriert werden.
Liquordiagnostik
 Die
Gesamtzellzahl und die Zellverteilung werden durch die
mikroskopische Untersuchung des Liquors bestimmt.
 Bei allen akut entzündlichen Prozessen im ZNS kann mit einer
Pleozytose im Liquor gerechnet werden.
 Eine bakterielle Meningitis führt rasch zu einer granulozytären
Reaktion mit mehr als 1000 Zellen/ul, die makroskopisch als Trübung
erkennbar ist.
 Ausnahmen hiervon sind Patienten mit Immundefekten und Patienten
mit einer Meningitis durch Listeria monocytogenes, Borrelia
burgdorferi oder Mycobacterium tuberculosis, bei denen eine adäquate
granulozytäre Reaktion fehlt.
 Die
lymphozytäre Reaktion ist typisch für eine Virusinfektion der
Meningen und des Gehirns, aber in der Frühphase der viralen
Meningitis können jedoch auch Granulozyten überwiegen. Bei einer
Virusmeningitis liegt die Gesamtzellzahl unter 1000 Zellen/ul.
 Der
normale Wert von Liquor/Serum-Glukosequotient liegt bei 0,6.
Liquoreiweißkonzentration
 Zur
orientierenden Beurteilung der Blut-Liquor-Schrankenfunktion
eignet sich die Bestimmung der Liquoreiweißkonzentration.
(Der Normalwert des Liquoreiweißspiegels liegt unter 500 mg/l.)
 Ein erhöhter Liquor/Serum-Albuminquotient weist auf eine erhöhte
Blut-Liquor-Schrankenpermeabilität hin, wodurch eine Entzündung des
Zentralnervensystems gekennzeichnet wird.
Liquor/Serum-Albuminquotient
(Normalbereich <0,008)
mögliche Erkrankung
bis 0,01 (leichter Anstieg)
Zoster-Ganglionitis
multiple Sklerose
chronische HIV-Enzephalitis
blande virale Meningitis
bis 0,02 (mittelgradiger Anstieg)
virale Meningitis
opportunistische Meningoenzephalitiden
über 0,02 (hochgradiger Anstieg)
eitrige Meningitis
tuberkulöse Meningitis
HSV-Enzephalitis
Guillain-Barré-Polyradikulitis
Typische Liquorbefundkonstellation bei
verschiedenen Formen der Meningitis
„eitrige”
Meningitis
„seröse”
Meningitis
Neuroborreliose
Viren
B. burgdorferi
L. monocytogenes
trüb
klar
klar
klar
klar
>1000
<1000
<1000
<1000
<1000
granulozytär
lymphozytär
lymphozytär
lymphozytär
gemischt
Gesamtprotein
(mg/l)
>1000
<1000
>1000
<1000
>1000
Liquor/SerumAlbuminquotient
>0,02
<0,02
>0,02
keine gesicherten
Daten
>0,02
Liquor/SerumGlukosequotient
<0,5
>0,5
>0,5
>0,5
<0,5
N. meningitidis
S. pneumoniae
H. influenzae
makroskopische
Beurteilung
Zellzahl
(Zellen/ul)
Differenzialzellbild
Listeriose
tuberkulöse
Meningitis
M. tuberculosis
Spezifische Diagnostik
 Zur
Identifikation des Erregers und Erstellung eines Antibiogramms
sollte eine Liquorprobe möglichst vor Therapiebeginn zur direkten
mikroskopischen Untersuchung und zur Kultur geschickt werden.
Nach Gram und Ziehl-Neelsen gefärbte Liquor-Präparate können auf
den Infektionserreger hinweisen. (Pneumokokken sind grampositive
Diplokokken, Meningokokken sind gramnegative intrazelluläre
Diplokokken, Haemophilus influenzae ist ein gramnegatives Stäbchen,
Mykobakterien sind säurefeste Bakterien.)
 Latex-Agglutinationstests
erfassen erregerspezifische Antigene von
Neisseria meningitidis / Escherichia coli K1
Streptococcus pneumoniae
Haemophilus influenzae Typ b
Streptococcus agalactiae.
Ein Latex-Agglutinationstest kann auch nach dem Beginn der
Antibiotika-Behandlung eine spezifische Diagnose liefern.
 Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren
(PCR) werden für
Nachweis von Viren und Mykobakterien im Liquor eingesetzt.
den
Therapie der bakteriellen Meningitis
 Die
wichtigste Behandlungsmaßnahme
bei einer schweren
lebensbedrohlichen Meningitis ist die rasche Gabe von Antibiotika
unmittelbar nach der neurologischen Untersuchung und Entnahme der
Untersuchungsmaterialien für den Erregernachweis.
 Bei
der empirischen Wahl des Antibiotikums soll das mögliche
Erregerspektrum der bakteriellen Meningitis berücksichtigt werden.
Ein ausreichend liquorgängiges Antibiotikum soll verwendet werden.
 Im
Neugeborenenalter (unter sechs Wochen) kommen gehäuft
gramnegative Enterobakterien (E. coli K1), Gruppe-B-Streptokokken
(S. agalactiae) und L. monocytogenes vor, sodass eine empirische
Initialtherapie mit Ampicillin in Kombination mit Cephalosporinen der
dritten Generation (z.B. Cefotaxim oder Ceftriaxon) oder mit einem
Aminoglykosid empfohlen wird.
L. monocytogenes hat eine natürliche Resistenz gegen
Cephalosporine, aber Ampicillin ist wirksam gegen den Erreger!
Therapie der bakteriellen Meningitis
 Bei
Kindern bis zum zwölften Lebensjahr sind N. meningitidis,
S. pneumoniae und H. influenzae die häufigsten Erreger, deshalb
wird ihnen eine Monotherapie mit Cephalosporinen der dritten
Generation (z.B. Cefotaxim oder Ceftriaxon) empfohlen.
 Bei
Kindern ab dem zwölften Lebensjahr und bei Erwachsenen
ohne Grundkrankheiten wird zur initialen Antibiotikatherapie einer
ambulant erworbenen Meningitis (N. meningitides, S. pneumoniae)
ein Cephalosporin der dritten Generation verwendet, wenn Kokken im
Liquor (Grampräparat) nachweisbar sind.
 Lassen
sich im Grampräparat keine Bakterien nachweisen, so kann
initial ein Cephalosporin mit Ampicillin (und eventuell auch mit
Gentamicin) kombiniert werden, um eine Wirksamkeit gegen L.
monocytogenes zu erhalten. Diese Kombination ist besonders bei
älteren Patienten mit Abwehrschwäche empfehlenswert, da die
Listeriose in dieser Gruppe häufig auftritt.
Therapie der bakteriellen Meningitis
 Geht
der Meningitis ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein
neurochirurgischer Eingriff voraus, wird bei der empirischen Therapie
ein Cephalosporin der dritten (Ceftazidim) oder vierten (Cefepim)
Generation, oder Meropenem, plus Vancomycin (ein AntiStaphylokokken-Antibiotikum, das auch gegen MRSA wirksam ist)
verabreicht.
 Bei
einer Shunt-Infektion sollte der Shunt entfernt und
vorübergehend eine externe Liquordrainage angelegt werden. Die
Antibiotikatherapie muss gezielt entsprechend dem nachgewiesenen
Isolat hoch dosiert und für einen Zeitraum von ca. drei Wochen
vorgenommen werden.
Bei der empirischen Therapie werden Vancomycin+Cefepim oder
Vancomycin+Ceftazidim oder Vancomycin+Meropenem verwendet.
Eine zusätzliche intrathekale Antibiotikaapplikation von Vancomycin
(10-20 mg täglich), Teicoplanin (5-10 mg täglich) bei Staphylokokkenund Enterokokken-Infektionen oder Tobramycin (2x5-10 mg täglich)
bei Infektion von Pseudomonas aeruginosa kann sinnvoll sein.
Therapie der bakteriellen Meningitis
 Die
Therapiedauer beträgt bei ambulant erworbenen Meningitiden
nicht weniger als sieben Tage. Bei S. pneumoniae ist die
Therapiedauer 10-14 Tage. Eine Meningitis von S. agalactiae sollte
14-21
Tage
behandelt
werden.
Eine
Meningitis
bzw.
Meningoenzephalitis durch L. monocytogenes oder Enterobakterien
sollte 3-4 Wochen behandelt werden.
 Eine
Kontroll-Liquoruntersuchung am Ende der Behandlung ist bei
komplikationslosem Verlauf nicht erforderlich.
 Lediglich
bei der neonatalen Meningitis durch Enterobakterien und P.
aeruginosa ist eine Kontrollpunktion relevant, denn die Therapiedauer
hängt von dem Ergebnis ab. Die gramnegative Meningitis des
Neugeborenen soll noch zwei Wochen nach der ersten negativen
Liquorkultur
weiterbehandelt
werden.
Die
minimale
Behandlungsdauer beträgt in diesem Fall drei Wochen.
Therapie der bakteriellen Meningitis
 Bei
der Pneumokokken-Meningitis ist der routinemäßige Einsatz von
Kortikosteroiden empfohlen, weil ein besserer Verlauf erreicht werden
kann und signifikant weniger Hörschäden und neurologischen
Spätschäden auftreten werden. Empfohlen wird die Gabe von 4x0,15
mg/kg Dexamethason über vier Tage jeweils 15 Minuten vor
Verabreichung des Antibiotikums.
 Bei
Patienten mit einer Meningitis als Folge einer bakteriellen
Endokarditis wird der Einsatz von Kortikosteroiden nicht empfohlen.
 Ein
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
intensivmedizinische Therapie.
erfordert
eine
 Bei
Hirnödem und Hirndruckzeichen kommen eine Osmotherapie mit
Mannit, Oberkörperhochlagerung von 30 Grad und gegebenenfalls
Hyperventilation in Frage. Bei einer Liquorabflussstörung bzw. bei
Hydrozephalus ist die Anlage einer externen intraventrikulären
Liquordrainage oder eines ventrikuloperitonealen Shunts wichtig.
 Beim
Auftreten eines epileptischen Anfalls ist eine antikonvulsive
Medikation erforderlich.
Alter
typische Erreger
empirische Therapie
Neugeborene
< 6 Wochen
Escherichia coli
Streptocossus agalactiae
Listeria monocytogenes
Cephalosporin der 3. Generation
(Ceftriaxon 2x50 mg/kg/Tag)
plus Ampicillin (4x50-100
mg/kg/Tag)
Kinder bis zum 12.
Lebensjahr
Neisseria meningitidis
Streptococcus pneumoniae
Haemophilus influenzae
Cephalosporin der 3. Generation
(Ceftriaxon 2x50 mg/kg/Tag)
Kinder ab dem 12.
Lebensjahr
und Erwachsene
Neisseria meningitidis
Streptococcus pneumoniae
Listeria monocytogenes
Cephalosporin der 3. Generation
(Ceftriaxon 2x2 g/Tag) evtl. in
Kombination mit Ampicillin
(6x2g/Tag)
nosokomial erworben,
postoperativ bzw.
posttraumatisch
Staphylokokken
Enterobakterien
Pseudomonas aeruginosa
Vancomycin (30-45 mg/kg/Tag in 23 Dosen geteilt)
plus Cefepim (3x2 g/Tag)
oder plus Ceftazidim (3x2 g/Tag)
oder plus Meropenem (3x2 g/Tag)
abwehrgeschwächte
und ältere Patienten
Streptococcus pneumoniae
Listeria monocytogenes
Cephalosporin der 3. Generation
(Ceftriaxon 2x2 g/Tag) plus
Ampicillin (6x2g/Tag)
Shunt-Infektion
Staphylococcus aureus
Staphylococcus epidermidis
Pseudomonas aeruginosa
Propionibacterium acnes
Vancomycin (30-45 mg/kg/Tag in 23 Dosen geteilt)
plus Cefepim (3x2 g/Tag)
oder plus Ceftazidim (3x2 g/Tag)
oder plus Meropenem (3x2 g/Tag)
Prävention
 Ein
Patient mit einer Meningokokken-Meningitis muss bis zu 24
Stunden nach Beginn einer wirksamen Therapie isoliert werden. Das
mit der Pflege des Patienten betraute Personal sollte für diesen
Zeitraum Schutzkittel, Handschuhe und Nasen- und Mundschutz
tragen sowie die grundlegenden Hygienemaßnahmen einhalten.
 Das
Erkrankungsrisiko für enge Kontaktpersonen von Patienten mit
einer Meningitis durch H. influenzae Typ b oder Meningokokken ist
200- bis 1000fach höher als das Risiko der Allgemeinbevölkerung.
 Bei
Meningokokken-Meningitis ist eine Chemoprophylaxe zur
Eradikation von Erregern aus dem Nasopharynx für Mitglieder
desselben Haushaltes, für Personen mit engem Kontakt zum
Erkrankten
und
fürs
Krankenhauspersonal
indiziert,
das
wahrscheinlich vor Therapiebeginn Kontakt mit respiratorischen
Sekreten des Patienten hatte.
Chemoprophylaxe
bei Meningokokken-Meningitis
Antibiotikum
Erwachsene
Kinder
Rifampicin
2x600 mg täglich p.o.
für 2 Tage
2x10 mg/kg täglich p.o.
für 2 Tage
Ciprifloxacin
1x500 mg
nicht empfohlen
Ceftriaxon
1x250 mg i.m. oder i.v.
(für Schwangere)
1x125 mg i.m. oder i.v.
Prävention
 Der
Impfstoff gegen H. influenzae Typ b bildet einen Teil der
Grundimmunisierung im Kindesalter.
 Die
Impfung gegen Pneumokokken bildet schon einen Teil der
Grundimmunisierung im Kindesalter. Diese Impfung wird aber auch
bei Personen mit einem hohen Risiko für eine PneumokokkenInfektion empfohlen (Asplenie, Sichelzellanämie, nephrotisches
Syndrom).
 Verschiedene
konjugierte Immunstoffe gegen Meningokokken (gegen
Serogruppe A,C,Y,W135) stehen zur Verfügung. Diese Impfung wird
Personen, die sich in Meningokokken-Endemiegebieten aufhalten (z.B.
Pilgerfahrt nach Mekka), gefährdetem Laborpersonal und Patienten
mit Asplenie empfohlen.
 Eine
rekombinante Vakzine gegen N. menengitidis der Serogruppe B,
(häufigster Erreger der Meningokokken-Infektionen) steht seit einigen
Monaten auch zur Verfügung.
Chronische Meningitis
 Von
einer chronischen Meningitis kann gesprochen werden, wenn die
klinischen Symptome einer Meningitis zusammen mit entzündlichen
Liquorveränderungen länger als vier Wochen andauern. Die Infektion
kann die Meningen betreffen oder im Hirnparenchym lokalisiert sein.
 Häufige
Erreger einer chronischen Meningitis sind Borrelia
burgdorferi, Mycobacterium tuberculosis, Treponema pallidum
und Toxoplasma gondii. Als weitere Erreger kommen Brucellen,
Aspergillen, Aktinomyzeten, Nokardien, Histoplasma capsulatum,
Coccidioides immitis oder auch Helminthen (Zystizerkose,
Echinokokkose) in Frage. Zu den seltenen Erregern
gehören
Rickettsien, Ehrlichien, Bartonellen, Tropheryma whippelii und
Cryptococcus neoformans (bei HIV-infizierten Patienten).
 Nichtinfektiöse
Ursachen sind
Vaskulitis und Morbus Wegener.
Meningiosis,
Sarkoidose,
ZNS-
Chronische Meningitis
 Kopfschmerzen,
Fieber und Nackensteife sind die führenden
Symptome, die Infektion kann aber auch sehr bland verlaufen. In
manchen Fällen liegen weitere Befunde vor, die auf eine spezifische
Ätiologie hinweisen. Diese sind das Erythema chronicum migrans bei
Neuroborreliose, Hirnnervenausfälle bei Tuberkulose, bihiläre
Adenopathie bei Neurosarkoidose oder extrazerebrale Neoplasie bei
Meningiosis.
 Im
Blut sind meist unspezifische Entzündungsparameter vorhanden.
Erregerspezifische Antikörper sind im Serum nachweisbar.
 Im
Liquor sind Hinweise für eine Entzündung im ZNS zu finden
(Pleozytose, Proteinerhöhung, Immunglobulinsynthese im ZNS).
 Bei
der
MRT
können
die
chronische
Kontrastmittelgabe
sichtbar
gemacht
Hirnparenchymbeteiligung beurteilt werden.
Meningitis
und
nach
eine
Chronische Meningitis

Wegen des breiten Erregerspektrums soll eine ätiologische Therapie
anwenden. Bei Neuroborreliose soll man ein Cephalosporin der dritten
Generation (Ceftriaxon) verwenden.
 Wenn
eine Antibiotika-Monotherapie keine Besserung bringt,
soll mit einer tuberkulostatischen Therapie begonnen werden,
auch wenn die Ergebnisse der Erregernachweise noch nicht
vorliegen. Diese sollte so lange fortgeführt werden, bis eine
tuberkulöse Meningitis mit Sicherheit ausgeschlossen werden
kann. Die Therapiedauer beträgt bei entsprechendem Verdacht
auf eine tuberkulöse Meningitis zwölf Monate.
 Eine
negative PCR auf M. tuberculosis aus dem Liquor, ein negative
Liquorbefund und ein negativer Tuberkulintest schließen eine
Tuberkulose nicht aus.
 Die
BCG-Impfung verhindert die TB-Infektion nicht, vermindert aber
die Progression zu einer klinischen Erkrankung und ist hochwirksam
zur Verhinderung einer disseminierten Erkrankung mit Meningitis im
Kleinkindalter (60-80 % Risikoreduktion). Bei älteren Kindern ist die
Wirksamkeit deutlich schlechter und im Erwachsenenalter konnte in
den meisten Studien keine Schutzwirkung nachgewiesen werden.
Virusmeningitis, aseptische Meningitis,
seröse Meningitis
 Im
Gegensatz zu den bakteriellen Infektionen sind der klinische
Befund und Liquorveränderungen geringer ausgeprägt. Je nach
auslösendem Erreger können zusätzlich Symptome von Seiten anderer
Organsysteme (z.B. Hautexanthem oder Transaminasenanstieg)
vorhanden sein.
 Aseptische
Meningitiden bleiben in der Mehrzahl der Fälle ätiologisch
ungeklärt, da sie spontan und ohne Residuen abheilen oder aus
anderen Gründen keine eingehende virologische Diagnostik erfolgt.
 Die
am häufigsten nachgewiesenen Erreger sind
 Enteroviren, wobei ECHO-und Coxsackie-B-Viren dominieren
 Mumpsvirus (relativ selten infolge der Impfmaßnahmen)
 FSME-Virus
 Herpesviren (HSV 1, 2, EBV, CMV, VZV)
 Adenoviren
 Masernvirus
 Rötelnvirus
 Influenza- und Parainfluenzaviren
 lymphozytäre Choriomeningitisvirus (LCMV)
 Rotavirus
Infektionsweg
Wegen des breiten Spektrums der in Frage kommenden Erreger sind die
Infektionswege sehr unterschiedlich:
 Tröpfcheninfektion (meistens)
 sexuelle Übertragung (HSV 2)
 Zeckenstich, rohe Milch (FSME-Virus)
 Inhalation von Staub, der den eingetrockneten Urin von Mäusen
enthält (LCMV)
Klinik
Typische Symptome der Virusmeningitis sind Kopfschmerzen,
Nackensteife, Photophobie, Übelkeit und Fieber. Meist bestehen auch
Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitmangel,
Myalgien, Brechreiz, Bauchschmerzen, Durchfall und Hautausschläge.
Fokale neurologische Ausfälle und Bewusstseinsstörung gehören aber
nicht zum klinischen Bild der aseptischen Meningitis.
Diagnostik
 Im
Blut sind die Entzündungsparameter und die Leukozyten meist
leicht erhöht, das Differenzialblutbild ist lymphomonozytär verändert.
 Im
Liquor kann initial ein granulozytäres Zellbild vorhanden sein,
das aber schon sehr früh in eine mononukleäre Pleozytose (<1000
Zellen/ul) übergeht. Der Gesamtproteinspiegel ist normal oder nur
leicht erhöht, auch der Liquorglukosespiegel ist normal oder nur
leicht gesunken.
 Eine
intrathekale Antikörperproduktion tritt erst im weiteren
Krankheitsverlauf auf (frühestens zwei Wochen nach der Infektion)
und kann retrospektiv zur Diagnosesicherung beitragen.
 Die
Viren
können
im
Liquor
durch
Amplifikationsverfahren (PCR) nachgewiesen werden.
 Zur
Nukleinsäure-
Abklärung einer Infektion ist der erregerspezifische IgMAntikörpernachweis im Serum meist ausreichend.
Ein viermaliger Anstieg der IgG-Serumantikörper kann zwischen
Akutserum und Zweitserum (10-12 Tage später) bestimmt werden und
die Verdachtsdiagnose retrospektiv erhärten.
Therapie der viralen Meningitis
Die virale Meningitis verläuft fast immer gutartig, selbstlimitierend und
heilt ohne Residuen ab.
Dementsprechend ist die Behandlung symptomatisch und besteht aus
Bettruhe, gegebenenfalls aus Analgetika und Antipyretika.
Eine Therapie mit Aciclovir (3x5-10 mg/kg/Tag i.v. für sieben Tage) ist
bei Verdacht auf eine Meningitis durch Herpesviren erforderlich. Die
Herpes-simplex-Enzephalitis ist eine lebensbedrohliche Krankheit, kann
die hämorrhagische Nekrose des Temporallappens verursachen. Die
Diagnose kann mithilfe einer MRT gestellt werden und durch Serologie
bestätigt werden.
Prophylaxe
Die Impfung gegen Mumps-, Masern- und Rötelnvirus bildet einen Teil
der Grundimmunisierung.
Unter den zahlreichen Enterovirus-Serotypen ist eine Impfprophylaxe
nur gegen die drei Polioviren möglich, diese ist allerdings sehr effektiv
und hat in Amerika, Australien und Europa bereits zum vollständigen
Verschwinden dieser Viren geführt.
Differenzialdiagnostisch müssen die viralen Meningitiden von
einigen bakteriellen Meningitiden, die ebenfalls mit dem Liquorbefund
einer lymphozytären Meningitis einhergehen, abgegrenzt werden. Hinzu
zählen Meningitiden durch
Borrelia burgdorferi
 Treponema pallidum
 Mycobacterium tuberculosis
 Leptospira spp.
 Mycoplasma pneumoniae
 Chlamydophila pneumoniae
 Coxiella burnetii

Auch Protozoen und Pilze können eine seröse Meningitis auslösen.
Plasmodium falciparum
 Toxoplasma gondii
 Candida albicans
 Cryptococcus neoformans
 Histoplasma capsulatum
 Blastomyces dermatitidis

Auch parameningeale Infektionen, neoplastische Meningitiden sowie
nichtinfektiöse Entzündungen bei Vaskulitiden kommen als
Differentialdiagnosen in Frage.
FSME-Virus
Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus
Tick-borne encephalitis virus
 Das
FSME-Virus ist ein kleines, umhülltes Plusstrang-RNA-Virus aus
der Familie Flaviviridae, Genus Flavivirus.
 Das
Erregerreservoir sind kleine Nager und andere wild lebende
Säugetiere. Die Hauptvektoren des Virus stellen Zecken (Ixodes
ricinus, Ixodes persulcatus) dar. Die Übertragung auf den Menschen
erfolgt fast immer durch Zeckenstich, aber auch durch Verzehr roher
Milch, da auch Haustiere (insbesondere Ziegen) infiziert werden
können.
 Die
überwiegende Zahl der FSME-Infektionen verläuft inapparent.
Manifeste Erkrankungen zeigen meist einen biphasischen Verlauf.
Zunächst kommt es zu einem unspezifischen fieberhaften Infekt mit
Kopf- und Gliederschmerzen von einigen Tagen bis zu einer Woche.
Nach einem symptomfreien Intervall von einigen Tagen kommt es
dann bei 10-30% der Erkrankten in der zweiten Phase zur Beteiligung
des
Zentralnervensystems
(als
aseptische
Meningitits,
Meningoenzephalitis, Meningomyeloradikulitis).
FSME-Virus
Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus
Tick-borne encephalitis virus
 Wirksame
Virustatika zur Behandlung der FSME sind nicht
vorhanden.
 Als
bleibende Residuen können postenzephalitische Syndrome und
persistierende schlaffe Lähmungen auftreten.
 Die
Letalität liegt unter 2%.
 Routinemäßig
wird für die Diagnostik der Nachweis von IgM- und IgGAntikörpern im Serum und auch im Liquor durchgeführt.
 Für
die aktive Immunisierung stehen Totimpfstoffe aus Formalininaktiviertem Virus zur Verfügung. Die Grundimmunisierung besteht
aus drei Impfungen, Auffrischimpfungen werden alle 3-5 Jahre
empfohlen.
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