Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht

Werbung
Kayhan Alci, Lea Berdnik, Matthias Staubli, Ersin Yorulmaz
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Wahrnehmung von weiblichen bzw. männlichen Stimmen? Genau auf diese Fragen
soll in dieser Arbeit eingegangen werden.
Beeinflussung in der Werbung durch das
Im Folgenden wird eine Analyse der Beeinflussung der Werbezielgruppen durch
männliche bzw. weibliche Werbestimmen vorgenommen. Zuerst wird die Theorie
Geschlecht der Stimme
des Geschlechts und der Stimme in der Werbung kurz erläutert, anschliessend
werden eine Untersuchung und ihre Resultate präsentiert und interpretiert. Danach
„Werbung dient der gezielten und bewussten Beeinflussung des
Menschen zu meist kommerziellen Zwecken. Der Werbende
folgt ein Vergleich zur Arbeit des Soziologen Erving Goffman. Schliesslich wird ein
Fazit gezogen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
spricht Bedürfnisse teils durch emotionale, teils informierende
Werbebotschaften zum Zweck der Handlungsmotivation an“.
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Mit der Wirkung von Geschlecht in der Werbung und speziell der Stimme befassten
sich schon einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Stimme und Werbung
Werbung ist ein weitläufiger Begriff, der uns überall im Alltag begegnet – häufig
berühren verschiedene Forschungsbereiche wie Marketing, Biologie, Psychologie
auch unbewusst. Wir werden regelrecht von Werbung überflutet, sei dies auf
oder Soziologie.
Plakaten, in Magazinen, im Fernseher oder im Radio. Der Stimme kommt dabei
eine sehr wichtige Bedeutung zu. Die Stimme ist es, welche die Werbesprache
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beeinflusst und somit den Kontakt zwischen dem Produzenten und den potentiellen
Kunden herstellt. Die Stimme stellt somit ein Mittel zur Herstellung eines Dialoges
zwischen Produzenten und Kunden dar. Das Ziel besteht darin, den Kunden durch
mehr oder weniger direkte Aufforderung zum Kauf zu bewegen. Ob sinnlich sexy
oder nüchtern fachlich, die Stimme sagt oft sehr viel über die eigentliche
Werbebotschaft aus. Sowohl Stimmen als auch Werbung sind allgegenwärtig. Eine
Bazil und Piwinger (2001) haben sich mit der Funktion der Stimme in der
Kommunikation beschäftigt. Sie behaupten, dass von der Stimme ein Drittel der
Wirkung abhängt, die Menschen auf ihre Umwelt ausüben. Reden, Gespräche,
Verhandlungen, Kundenpflege in Call Center und Telefonzentralen sind auf den
bewussten Einsatz der Stimme angewiesen (Bazil und Piwinger, 2001). Das
Erscheinungsbild von Unternehmen, welche nicht nur eine visuelle sondern auch
eine akustische Identität haben, wird von der Stimme geprägt.
Werbung ohne Stimme ist kaum vorzustellen. Doch welche Stimme spricht das
Zielpublikum mehr an? Welche Stimmt passt zu welchem Produkt? Dies führt uns
Wie bereits erwähnt, wirkt die Stimme von Frauen und Männern anders auf
zur leitenden Forschungsfrage: Was sind die wesentlichen Unterschiede in der
Zuhörende. Während Kinder und Frauen in der Regel eine Stimmfrequenz im hohen
Bereich haben, befindet sich die Frequenz bei Männern im unteren Bereich
(Bentele, Piwinger et al. 2001). Frauen haben eine stimmliche Dominanz, da ihre
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Gefunden am 06.05.2009 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Werbung
In der ganzen Arbeit wird meist ausschliesslich die männliche Form benützt. Es sind jedoch jeweils beide
Geschlechter gemeint, wo nicht ausdrücklich auf eine Unterscheidung hingewiesen wird.
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Stimme
die
männliche
übertönt.
Allerdings
belegen
Studien,
dass
tiefe
Männerstimmen, soweit sie nicht verstellt sind, bevorzugt werden. In Werbespots
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
kommt dies ausdrücklich zum Vorschein. Oft schliessen tiefe Männerstimmen die
stillstehende Plakate und Fotografien. Dabei erklärt er explizit, dass er dadurch nicht
Reklamespots mit einer zusammenfassenden Bewertung des Produkts ab. Aus
das Geschlechterverhältnis in Wirklichkeit untersuchen kann, sondern nur wie es in
sozialer Perspektive ist man der Meinung, dass es heute gesellschaftlich eher
der Werbung abgebildet wird. „Die Signalwirkung, die eine Werbung ja haben muss,
akzeptabel sei, nicht so weiblich zu klingen, da eine tiefere Stimme mit Reife und
kann durch „Stereotype“ vom Zuhörer einfacher eingeordnet und verstanden
Autorität verbunden wird. Eine andere Studie von Karmasin Motivforschung
werden“(Goffman, 1976). Der Autor bemerkt: „Worin die menschliche Natur von
(Karmasin, 2004) aus in Österreich zeigt, dass die Stimme für den beruflichen Erfolg
Männern und Frauen in Wirklichkeit besteht, ist ihre Fähigkeit Abbilder von
ausschlaggebend wirkt. Wenn eine Stimme Autorität, Durchsetzungsvermögen,
Männlichkeit und Weiblichkeit entwerfen und verstehen zu lernen, sowie die
Glaubwürdigkeit und Kompetenz ausstrahlt, hört man ihr gerne zu. Die Studie zeigt
Bereitschaft, bei der Darstellung solcher Bilder nach einem Plan zu verfahren. […]
ausserdem, dass der Stimme bei öffentlichen Auftritten und im Verkauf die höchste
es gibt keine Geschlechts-Identität, nur einen Plan für das Porträtieren einer
Bedeutung zukommt. Erstkontakte, Präsentationen, Schulungen und Vorträge,
Geschlechtszugehörigkeit“ (Goffman, 1976).
Durchsetzung
in
Teams,
Bewerbungsgespräche
und
zwischenmenschliche
Bereiche sind weitere sehr wichtige Bereiche. Bentele, Piwinger et al. (2001) stellen
fest, dass die Stimmenforschung für Call Center und das Direktmarketing hohe
wirtschaftliche Bedeutung hat. Über den Erfolg des Erstkontakts und den Aufbau
einer langfristigen Kundenbindung entscheidet die sympathische oder die
unsympathische Stimme.
Weiter fügt Goffman hinzu, dass der Unterschied zwischen Frau und Mann unser
zeremonielles Leben so nachhaltig prägt, dass wir von einem systematischen
Gegenspieler-Verhältnis sprechen können. Goffman unterscheidet symmetrische
und asymmetrische Verhältnisse, die in der Werbung vor allem zwischen den
Geschlechtern, zwischen Alten und Jungen sowie Erwachsenen und Kindern
(1976). Die Gesamtheit von Verhalten und Erscheinung eines darstellenden
Daraus kann geschlossen werden, dass die Stimme nicht nur Wirkung auf den
Individuums informiere diejenigen, die es beobachten, ein wenig über seine soziale
Verkauf von Produkten und Dienstleistungen hat, sondern dass durch die Stimme
Identität, über seine Stimmung, seine Absicht und seine Erwartungen, über den
auch
Dieser
Stand seiner Beziehungen zu ihnen. Goffman untersucht Werbeplakate anhand der
Zuschreibungsprozess wird bewusst oder unbewusst auf den Sender sowie
ein
Geschlecht
zum
Ausdruck
kommt
und
vertreten
wird.
Themenkreise relative Grösse zwischen den Geschlechtern und untereinander, die
Empfängerseite konstruiert. Dies zeigt unter anderem auch der Soziologe Erving
weibliche Berührung, Rangordnung nach Funktion, die Familie, Rituale der
Goffman anhand seiner visuellen Analyse von Werbebildern.
Unterordnung und zulässiges Ausweichen. Diese Kriterien sind zwar auf Bildern,
nicht aber in der Stimme zu erkennen. Ein Vergleich der Interpretationen Goffmans
und die der Werbespots werden im dritten Teil der Arbeit vorgenommen.
„Gender, not religion, is the opiate of the masses.”
(Goffman, 1977, p. 315)
Erving Goffman (1922-1982) untersuchte das Abbild der Geschlechter in der
amerikanischen Werbung in den 1970er Jahren. Er konzentrierte sich auf
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
unten eingeblendet wird. Im Hintergrund singt eine männliche Stimme. Das
Empirische Untersuchung
Publikum wird ermahnt, dass übermässiger Konsum von Alkohol Geschlechts-
Vorgehen
verkehr nicht verbessert oder sogar verhindert. Das Bundesamt für Gesundheit
Um unsere Forschungsfrage beantworten zu können, wurden aus der unendlich
(BAG) produzierte den Werbefilm, um vor allem jugendliche Partybesucher vom
grossen Masse an Werbungen zwei Werbefilme ausgesucht, bei denen die
übermässigen Trinken abzuhalten. In der Originalversion erzählt eine Frau mit
sprechende Person eine zentrale Rolle spielt. Diese Stimmen wollten wir
verführerischer Stimme, wie viel man trinken kann bis daraus statt Sex nur noch
manipulieren und in das andere Geschlecht ändern. Da es uns nicht möglich war
Mundgeruch resultiere. Somit baut diese Werbung sehr stark auf die emotionale
die Werbefilme nachzuspielen, mussten es Filme mit Offsetstimmen sein. Trotzdem
Basis auf und spricht Jugendliche direkt bei Wünschen und Vorstellungen an
wollten wir uns nicht auf reine Audiowerbung beschränken, da sie für Testpersonen
unattraktiv sein könnten und ein Bild zusätzlich einen Kontext vorgibt, durch den die
Relevanz der Wirkung wiederum beeinflusst wird. Weiter wollten wir zwei möglichst
verschiedene Werberichtungen erfassen, um eine qualifiziertere und differenziertere
Antwort geben zu können. Der Entscheid fiel auf eine emotionale Werbung und eine
aus dem Geschäftsbereich.
Um unsere Forschungsfrage beantworten zu können, wurden aus der unendlich
.
grossen Masse an Werbungen zwei Werbefilme ausgesucht, bei denen die
sprechende Person eine zentrale Rolle spielt. Diese Stimmen wollten wir
Abbildung 1 Werbeclip 1, emotionaler Clip
manipulieren und in das andere Geschlecht ändern. Da es uns nicht möglich war
die Werbefilme nachzuspielen, mussten es Filme mit Offsetstimmen sein. Trotzdem
wollten wir uns nicht auf reine Audiowerbung beschränken, da sie für Testpersonen
Beim zweiten Spot (business clip) bietet eine Beratungsfirma während 39 Sekunden
unattraktiv sein könnten und ein Bild zusätzlich einen Kontext vorgibt, durch den die
ihre Unterstützung beim Werben, Schulen und Planen an. In rasch wechselnden
Relevanz der Wirkung wiederum beeinflusst wird. Weiter wollten wir zwei möglichst
Szenenausschnitten werden Mitarbeitende beider Geschlechter gezeigt. Zu
verschiedene Werberichtungen erfassen, um eine qualifiziertere und differenziertere
instrumentaler Hintergrundmusik spricht die Stimme aus der „Wir-Perspektive“ des
Antwort geben zu können. Der Entscheid fiel auf eine emotionale Werbung und eine
Unternehmens. Hier steht das rationale Überzeugen und Verkaufen von
aus dem Geschäftsbereich.
geschäftlichen Dienstleistungen im Vordergrund.
Der erste Werbeclip (emotional clip), den wir bearbeitet haben, dauert 45 Sekunden,
in denen schrittweise ein Glas mit einem alkoholischen Getränkt gefüllt wird. Dazu
spricht entweder eine männliche oder eine weibliche Stimme den Text, der zugleich
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Untersuchung weitgehend bestätigt. Wie man aus nachfolgender Grafik entnehmen
kann, haben die Probanden bei dem emotionalen Clip die weibliche Stimme
vorgezogen, während im geschäftlichen Clip die Stimme eines Mannes bevorzugt
wurde, und zwar unabhängig des Geschlechtes der Testpersonen.
Abbildung 2 Werbeclip 2, buisness Clip
Nach der Filmauswahl wurden die Filme nachgesprochen, neu geschnitten und
vertont. Um bei der Umfrage die Probanden nicht allzu lange zu beanspruchen,
entschieden wir uns, nur wenige Fragen auf unserem Fragebogen zu platzieren.
Der Fragebogen ist im Anhang zu finden.
Abbildung 3 Bevorzugung der Stimme in Clip1 & 2, beide Geschlechter.
Nachfolgend soll differenziert auf die beiden Clips eingegangen werden. Als erstes
befassen wir uns mit dem emotionalen Clip (Clip 1) und anschliessend mit dem
business Clip (Clip 2).
Datenanalyse und Interpretation
Mehr als 2/3 der Befragten beider Geschlechter fühlen sich durch die verschiedenen
Die erhaltenen Resultate stellten wir in einer Übersicht und in einzelnen
Diagrammen zusammen. Ausserdem verglichen wir unsere Hypothesen mit den
Interpretationen der Untersuchungsergebnisse. Zuletzt versuchten wir unsere
Stimmen unterschiedlich stark angezogen. Diese unterschiedliche Reaktion ist
geschlechtsunabhängig, wobei bei den Frauen prozentual mehr den Clip überhaupt
nicht ansprechend finden (37.5 % zu 31 %)
Erkenntnisse mit denen von Erving Goffman in Beziehung zu stellen und
Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede festzustellen.
Allgemeine Stereotypen
Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Werbe- und Genderforschung
sowie unseren persönlichen Erfahrungen bestanden unsere Hypothese bezüglich
der Assoziationen mit den Stimmen darin, dass die weibliche Stimme eher
Sinnlichkeit und Emotionalität ausstrahlt, während die männliche viel mehr Seriosität
und Sachlichkeit vermittelt. Diese Grundannahme wurde in der empirischen
Abbildung 4 Anziehungskraft der verschiedenen Stimmen in Clip 1&2, beide Geschlechter.
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Emotionaler Clip (Clip 1)
Abbildung 6 Geschlecht der Stimme in der Originalversion in Clip 1, beide Geschlechter.
Nach den bisherigen Erkenntnissen erstaunt es nicht, dass praktisch alle
Abbildung 5 Bevorzugung der Stimme in Clip 1, geschlechtsgetrennt.
Testpersonen mit Erfolg das Geschlecht der Stimme in der Originalversion
herausgefunden haben. Nur 11.43% der Befragten gaben an, diese Werbung sei
Wie aus oben stehenden Abbildungen ersichtlich ist, bevorzugen 95% der befragten
ursprünglich von einem Mann gesprochen worden. Somit deckt sich diese Antwort
Männer eindeutig die weibliche Stimme, währenddessen bei den Frauen nur 75%
mit der zuvor herausgearbeiteten Stereotypisierung der Stimmen.
dieser Ansicht sind. Somit kommen wir zum Schluss, dass bei einer solchen
emotionalen Werbung geschlechterunabhängig die weibliche Stimme bevorzugt
wird. Dies hängt auch gemäss unseren Umfrageergebnissen damit zusammen,
Business Clip (Clip 2)
dass allgemein die weibliche Stimme als sinnlicher wahrgenommen wird. aber doch
Wie zuvor behandelt, wird mit einer männlichen Stimme generell Seriosität und
weniger von den Frauen? Was machen Sie mit dem Teil des Ergebnisses? Da es
Sachlichkeit suggeriert. Dies lässt sich auch bei unserer empirischen Analyse zu
sich im Clip um das Thema Sexualität und Erotik handelt, wird durch die Stimme
Clip 2 (business Clip) erkennen. Unabhängig vom Geschlecht haben 82.3% der
einer Frau die Botschaft viel besser vermittelt. Viele Männer fühlen sich laut
Befragten angegeben, in diesem Kontext eine männliche Stimme zu bevorzugen.
Umfrage unwohl und nicht betroffen, wenn diese Aussage von einem Mann getätigt
wird. Obwohl wir die Vermutung hatten, dass die Frauen eher eine männliche
Stimme bevorzugen würden, wurde dies widerlegt. Viele Frauen empfinden diese
Aussagen mit der männlichen Stimme als sexistisch und mit dem eindeutigen Ziel,
eine Frau ins Bett zu bekommen. Wie erklären Sie sich das? Hier können Sie auf
courtship behavior mit aktiver/passiver Rollenverteilung beim Hofmachen bei
Goffman zurückgreifen!
Abbildung 7 Bevorzugung der Stimme in Clip 2, beide Geschlechter.
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Erstaunlicherweise fiel aber die Zustimmung der Männer geringer aus, als diejenige
der Frauen. Nur 70.5% der befragten Männer gaben an, von der männlichen
Stimme stärker angesprochen zu werden. Bei den Frauen dagegen fiel das
Ergebnis mit 94% eindeutiger aus.
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Diskussion der Ergebnisse
Im Gegensatz zu Erving Goffman analysieren wir die Stimmen und nicht die
bildliche Darstellung in Werbungen des deutschsprachigen Raums. Während
Goffman sich vor allem auf die weibliche Rolle konzentriert, wurden hier beide
Geschlechter gleichermassen untersucht.
Wir erkennen gleich wie Erving Goffman, dass die Stimme bewusst verändert
werden kann um ihre Signalwirkung zu verstärken. Man kann beispielsweise hoch,
lieblich, wütend reden und so die zu überbringende Botschaft übertreiben. Wenn
Stimmen beschrieben werden müssen, werden sie oft Emotionen zugeordnet z.B.
Abbildung 8 Bevorzugung der Stimme in Clip 2, geschlechtsgetrennt.
aggressiv, sinnlich, usw. und diese werden wiederum einem Geschlecht zugeordnet
z.B. sinnlich zu weiblich, aggressiv zu männlich.
Als Erklärung wurden unterschiedliche Gründe angegeben. Die Frauen empfanden
Menschen können Stimmen verändern und „etwas vorspielen“. Der Mann im
die männliche Stimme passe besser in die Geschäftswelt, da sie Stärke und
Alkoholclip wirkte auf die Probanden komisch, aber genau das macht die Werbung
Disziplin verkörpere. Hingegen bewerteten die Männer die männliche Stimme
aus, weil man über sie spricht. Des Weiteren wird die erotische Stimme der Frau
oftmals als zu kalt und zu herrschend. Einige hören lieber einer Frau zu. Generell
aus dem Kontext einer intimen Beziehung genommen und setzt sie in einen Kontext
lässt sich jedoch zusammenfassen, dass die männliche Stimme für dieses Thema
der Belehrung und Information.
geeigneter ist.
Goffman beschreibt, wie eine Darstellung, also auch eine Stimme, den Zuhörenden
Diese These wird auch in der folgenden Grafik widergespiegelt, wo die meisten
etwas über die soziale Identität, über die Stimmung, Absicht und die Erwartungen
Probanden behaupten, dass die männliche Stimme in der Originalversion benutzt
der Sprechenden aussagt (1976). Unbewusst treten wir in eine Beziehung zum
wurde. Diese Vermutung jedoch ist falsch, da die Hersteller der Werbung sowohl die
Werbenden und stellen ein bestimmtes Verhältnis her. Er erklärt weiter, dass es
männliche als auch die weibliche Stimme verwendet haben.
eine Hierarchie der Eigenschaften gibt, die der Reihe nach angesprochen werden.
So wurden auch vor allem beim Clip 2 (business Clip) bei den Antworten zuerst die
fachlichen Kompetenzen angesprochen und erst in einem zweiten Schritt die
emotionalen Eindrücke. Aber genau mit diesen Klischees kann auch bewusst
gespielt werden, wenn zum Beispiel die Frau im Alkoholclip mit ihrer sexy Stimme
den Mann „belehren“ kann, ohne dass er es sich bewusst ist. Goffman belegt dies
mit der Erkenntnis: „Das Ausdrucksverhalten ist vorwiegend nicht instinktiv
Abbildung 9 Angabe über vermutete Stimme in der Originalversion, beide Geschlechter.
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Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
angelegt, sondern sozial gelernt und sozial geprägt; es ist eine gesellschaftlich
definierte Kategorie, die einen bestimmten Ausdruck findet; ausserdem ein
gesellschaftlich festgelegter Plan, der bestimmt, warum welche Ausdrucksform
wann angebracht ist“ (1976).
Beeinflussung in der Werbung durch das Geschlecht der Stimme
Schlusswort
Der in den Gender Studies oft verwendete Begriff „Doing Gender“ kommt auch hier
zur Geltung. Oft beeinflusst unsere Prägung, unsere Vergangenheit, unsere Kultur
und Erziehung, in welchen Kontext wir eine Stimme setzen. So ist es ein klares
Die Themenkreise, die Goffman zur Untersuchung festlegte, kann man nicht analog
Resultat dieser empirischen Analyse, dass eine männliche Stimme eher mit Erfolg
auf eine Analyse nur der Stimmen anwenden. Wenige Beispiele, die bei beiden
im business gleichgesetzt wird als eine Frau. Dagegen wird bei emotionalen
Untersuchungen anwendbar sind, sind die Rolle der weiblichen Berührung und die
Themen wie der Sexualität, viel lieber der sinnlichen und verführerischen Stimme
Anspielung auf den weiblichen Körper, der im Alkoholclip implizit angesprochen
einer Frau zugehört. Goffman analysierte in seinen Untersuchungen vor allem die
wird. Goffman interpretiert, dass der weibliche Körper etwas Kostbares und
Wirkung von Bildern in der Werbung. Doch lassen sich seine Theorien auch gut auf
Empfindliches sei und geschützt werden muss, z.B. durch verminderten
unsere Forschungsergebnisse übertragen. Der Mann, dem sich alle andern
Alkoholkonsum.
unterordnen müssen, wird vor allem in die Geschäftswelt suggeriert. Die Frau,
Ein Widerspruch zu Goffman ergibt sich daraus, dass der 1. Clip mit der weiblichen
welche mehr Wert auf ihren Körper legt, da er etwas Kostbares ist, wird optimal bei
Stimme besser angekommen ist als die männliche Stimme. Denn Goffman schreibt
emotional-berührenden Werbespots eingesetzt. Diese Erkenntnisse werden auch in
unter dem Kriterium der Rangordnung nach Funktion, dass Belehrung mit einer
der Welt des Telefonmarketings und in Call Center eingesetzt. Die Stimme
Unterordnung einhergeht und Männer, die Frauen belehren, werden öfters
beeinflusst die Art und Weise der Kommunikation sowie der Botschaft bewusst oder
abgebildet als umgekehrt (Goffman, 1976). Bei Goffman ist das Ritual der
unbewusst sehr.
Unterordnung der Frau, des Kindes und des Schwächeren zum Mann sehr zentral.
Diese wird durch die Rolle der Frau im Alkoholclip symbolisiert, die über Sex reden
will, sich dadurch als sexuell verfügbar darstellt und durch ihre (liegende Stellung
und) die sinnliche Stimme in eine Abhängigkeit von Wohlwollen der Umgebung
Quellenverzeichnis
Bazil, V. und Piwinger, M. (2001). Über die Funktion der Stimme in der
macht. Anderseits spiegelt es auch unsere intuitive Annahme wider, dass die
Kommunikation. Gefunden am 7. Mai 2009 unter http://www.piwinger.de/
männliche Stimme besser in den business Clip passt als eine weibliche. Somit wird
aktuell/funktionderstimmeinderkommunikation.html
der Mann erneut in seine Rolle als Machtmensch, Kämpfer und Sieger gezwängt.
Goffman, E., (1976), Geschlecht und Werbung, edition suhrkamp: Frankfurt am
Main.
Karmasin, H. (Juli 2004). Wer sich im Beruf durchsetzt, braucht Stimme. Abgerufen
am
07.
Mai
2009
von
https://www.dozentenscout.de/News/details/
Wer-sich-im-Beruf-durchsetzt-braucht-Stimme/913
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