- 10 - Lösung zu Aufgabe 1: 1.1 Planen und Entscheiden – Grundbausteine (12 Punkte) 1.1.1 Welche drei Elemente gehören zum Planen und Entscheiden? Planen ist gestaltendes Denken für die Zukunft. Es ist der Versuch, sich ein vereinfachtes Bild von der Realität und den Konsequenzen unterschiedlicher Handlungsweisen zu verschaffen, um auf dieser Grundlage eine Entscheidung zu treffen. Zum Planen und Entscheiden gehören drei Elemente: • Ziele • Handlungsalternativen • Ressourcen 1.1.2 Erläutern Sie das Ceteris-Paribus-Prinzip! Ein unverzichtbares Charakteristikum ökonomischer Modelle ist das Ceteris-ParibusPrinzip. Dahinter steckt folgende Vereinfachung: Es wird gedanklich nur ein Einflussfaktor variiert, während alle übrigen Faktoren konstant gehalten werden. Ein Beispiel hierfür ist die Analyse des Einflusses der Stickstoffdüngung auf den Weizenertrag. Dabei wird lediglich die Einsatzmenge von Stickstoff variiert und der Weizenertrag gemessen, während alle anderen Faktoren (wie z.B. Bodenqualität, Temperatur, Niederschlag, Bearbeitungsverfahren, Fruchtfolgestellung etc.) vernachlässigt oder konstant gehalten werden. 1.2 Planen und Entscheiden – neoklassische Produktionstheorie (11 Punkte) 1.2.1 Welche sechs vereinfachenden Annahmen sind in der neoklassischen Produktionstheorie unterstellt? Die neoklassische Produktionstheorie vereinfacht die Wirklichkeit. Dies spiegelt sich in den nachfolgenden Prämissen wieder: • Das Unternehmen kauft Produktionsmittel zu und transformiert diese in Produkte, die auf dem Markt verkauft werden. Man abstrahiert davon, dass Produktion Zeit benötigt. Diese Sichtweise nennt man statische Betrachtung. Genau genommen ist eine solche statische Welt eine Welt, in der die Zeit nicht existiert. Da es den meisten Menschen schwer fällt, sich dieses vorzustellen, denke man am besten an eine Welt, in der die Produktion innerhalb einer einzigen Periode stattfindet. Dabei gibt es nach dieser Vorstellung keine Beziehungen zwischen unterschiedlichen Zeitperioden, da es ja nur eine Zeitperiode gibt. Für den landwirtschaftlichen Betrieb ist dies natürlich eine sehr einschränkende Annahme, denn hier spielen länger andauernde Produktionsprozesse und Produktionsmittel unterschiedlicher Lebensdauer eine große Rolle. Trotzdem ist sie für das Verständnis ökonomischer Zusammenhänge sehr hilfreich. Entscheidend dabei ist, dass wir die Komplikationen, die durch die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Produktionsperioden auftreten, in der Betrachtung erst einmal ausschließen können. • Das wesentliche Ziel des Unternehmers ist die Gewinnmaximierung. Andere denkbare Ziele, wie etwa ausreichende Freizeit, persönliche Geltung, Prestige oder ökologische Zielsetzungen, werden – auch aufgrund ihrer teilweise schweren Quantifizierbarkeit – zunächst nicht berücksichtigt. • Der Unternehmer besitzt vollkommene Information. Er weiß alles, was für ihn wichtig ist aus technischer, wirtschaftlicher und agrarpolitischer Sicht. Das Problem der Unsicherheit und des Risikos, das in der Wirklichkeit eine bedeutende Rolle spielt, wird vernachlässigt. - 11 • • • Transaktionskosten werden in der einfachen Form der neoklassischen Produktionstheorie nicht berücksichtigt. Unter Transaktionskosten versteht man alle Kosten, die mit dem Austausch von Gütern und Rechten verbunden sind. Dabei kann es um die die Kosten der Vertragsanbahnung, zum Beispiel das Finden des Käufers, oder auch um die Frage der Einhaltung von Verträgen gehen. Transaktionskosten entstehen also, wenn zwei Wirtschaftsakteure zueinander in Beziehung treten. Muss der Landwirt erst herausfinden, ob sein Vertragspartner ein zuverlässiger Geschäftsmann oder ein Hochstapler ist, so ist dies mit Aufwand verbunden, den man zu den Transaktionskosten rechnet. Transaktionskosten setzen dabei voraus, dass der Unternehmer in der Ausgangssituation keine vollständige Information über seine Vertragspartner und deren Verhalten besitzt. Die neoklassische Produktionstheorie macht es sich an dieser Stelle einfach: Es wird unterstellt, dass sich alle Wirtschaftsakteure an die Gesetze halten und es für alle betrachteten Güter gut funktionierende Märkte gibt, die jederzeit kostenlos nutzbar sind. Es wird unterstellt, dass alle Produkte und Produktionsmittel beliebig teilbar sind und zu konstanten Preisen beschafft oder verkauft werden können. Wir nehmen an, dass vollkommene Konkurrenz herrscht, die impliziert, dass der Unternehmer Mengenanpasser ist und damit den Preis für Produkte und Produktionsmittel als vorgegeben anzusehen hat. Seine angebotene oder nachgefragte Menge hat also keinen fühlbaren Einfluss auf die Marktpreise. 1.2.2 Wie lautet die Bedingung für die Bestimmung der optimalen Einsatzmenge eines Produktionsmittels bei der Erzeugung eines Produktes? Aus dem Grenzertrag oder dem Ertragszuwachs lässt sich durch Multiplikation mit dem zu erzielenden Verkaufspreis der monetäre Grenzertrag (=Grenzerlös) ermitteln. Diesem Grenzerlös lassen sich die Grenzkosten gegenüberstellen. Dies sind die zusätzlichen Kosten, die durch die Steigerung des N-Einsatzes je kg entstehen. Es zeigt sich, dass die optimale Einsatzmenge des variablen Faktors dann erreicht ist, wenn der Grenzerlös gerade noch die Grenzkosten deckt. Bei optimalem Faktoreinsatz muss gelten: Grenzerlös = Grenzkosten Mathematisch ausgedrückt: Δ y • py = Δ x • q wobei: py = Preis je Einheit des Produkts y q = Preis je Einheit des variablen Faktors x 1.3 Produktionstheorie (10 Punkte) 1.3.1 Welche technischen Austauschbeziehungen von Produktionsfaktoren gibt es? Um die ökonomische Frage nach der optimalen Kombination der Produktionsfaktoren beantworten zu können, ist es zunächst erforderlich, die technischen Austauschbeziehungen zwischen den beiden Produktionsfaktoren zu kennen. Je nach Grad der Austauschfähigkeit wird unterschieden in • austauschbare (substituierbare) Faktoren: Das sind solche Faktoren, die sich gegenseitig in bestimmten Grenzen oder vollständig ersetzen können (wie z.B. Maissilage und Grassilage in der Rindviehfütterung, Weizen oder Gerste in der Schweinefütterung, Ammonium-Harnstoff-Lösung oder Kalkammonsalpeter in der Düngung) - 12 • ergänzende (limitationale) Faktoren, für die der Einsatz des einen Faktors den Einsatz eines anderen Faktors bedingt (z.B. Stickstoffdüngung und Halmverkürzer oder Schlepper und Schlepperfahrer). Man sagt auch: Die Faktoreinsatzmengen sind technisch eindeutig determiniert. 1.3.2 Wie wird die optimale Kombination von Produktionsfaktoren (Minimalkostenkombination) bestimmt? Erläutern Sie dies anhand eines Beispiels. Gegeben seien der Verlauf einer Produktionsfunktion mit: • Y = a + b• N +c• N2 + d• P + e•P2 + f• N•P, und folgende Preise: • py Preis je Einheit des Produktes y • pN Preis je Einheit des variablen Faktors N • pP Preis je Einheit des variablen Faktors P und ein Ertragsziel mit • YIsoquante = a + b• N +c •N2 + d• P + e•P2 + f• N•P (Nebenbedingung) oder • eine Budgetbegrenzung: Isokosten = N • pN + P • pP (Nebenbedingung) Es gilt die Optimumbedingung für die Minimalkostenkombination: dy dN = pN dy pP dP Aus dieser Gleichung erhält man zunächst keine Lösung, sondern die Gleichung für den Expansionspfad, auf dem alle Minimalkostenkombinationen unseres Beispiels liegen. Dieser Expansionspfad muss entweder mit der Isoquante oder mit der Isokostenlinie geschnitten werden (durch Einsetzen der Gleichung des Expansionpfades in die Isoquante / Isokostenlinie), je nachdem, was gegeben ist. Dann erhält man die Lösung NMMK und PMMK. 1.4 Transaktionskosten und asymmetrische Information (11 Punkte) 1.4.1 Was sind Transaktionskosten? Es geht um alle Kosten, die mit dem Austausch von Gütern und Rechten, also mit Transaktionen verbunden sind. Sie sind eindeutig von den Produktionskosten zu unterscheiden. Zu den Transaktionskosten gehören etwa die Kosten, einen Vertragspartner zu finden, die Informationssammlung über die Charakteristika des ausgetauschten Gutes oder Rechtes und die Kosten der Durchsetzung von Vereinbarungen, falls sich ein Vertragspartner nicht an die Vereinbarungen hält. Der Austausch kann dabei zwischen unterschiedlichen Unternehmen, aber auch über eine organisatorisch-technische Schnittstelle innerhalb eines Unternehmens stattfinden. Zu den Transaktionskosten eines Schlepperkaufs können beispielsweise gehören: die Kosten für die landtechnischen Zeitschriften, der Besuch von Messen und Feldvorführungen, die Kosten für den Abschluss des Kaufvertrages (Gespräche, Fahrtkosten), aber auch Rechtsanwaltskosten. Letztere können anfallen, wenn der Hersteller zum Beispiel eine Garantieleistung verweigert. - 13 1.4.2 Was sind die Kernpunkte des Prinzipal-Agenten Problems? Unter einem Prinzipal stellt man sich am besten eine Auftraggeber vor, unter einem Agenten einen Auftragnehmer. Der Agent ist also derjenige, der ein Gut oder eine Dienstleistung erstellt, der Prinzipal ist derjenige, der ihn damit beauftragt. Im Bereich der Landwirtschaft könnte der Agent ein landwirtschaftlicher Facharbeiter, der Prinzipal der Betriebsleiter eines Großbetriebes sein. Die Grundidee ist nun, dass sowohl Prinzipal als auch Agent ihren Interessen nachgehen. Der Prinzipal, in unserem Beispiel der landwirtschaftliche Betriebsleiter, will den Gewinn des Betriebes maximieren. Der Agent (hier der landwirtschaftliche Facharbeiter) ist daran interessiert nicht mehr zu arbeiten als unbedingt notwendig. Die Überwachung des der Arbeitsqualität und der Arbeitsmenge des Agenten durch den Prinzipal gestaltet sich als schwierig: So ist beispielsweise die Pflanzenproduktion witterungsabhängig und die einzelnen Schläge sind weiträumig verteilt. Daher hat der Agent in der Modellvorstellung einen erheblichen Informationsvorsprung. Dies nutzt er – ohne dass der Prinzipal dies merkt – um sich soweit wie möglich ein angenehmes Leben zu machen: er agiert als Aufwandsminimierer (möglichst geringer Arbeitsaufwand bei gegebenem Lohn). Im Sinne des Unternehmers arbeitet der Agent nicht effizient genug. Vor allem arbeitet er erheblich weniger effizient als der Prinzipal – gleiche Fähigkeiten vorausgesetzt. Das Prinzipal-Agenten-Problem tritt in Familienbetrieben nicht auf, es stammt ursprünglich aus der eher volkswirtschaftlich orientierten Theorie der „Neuen Institutsökonomik“. 1.5 Produktionsfaktoren in der landwirtschaftlichen Produktion (6 Punkte) 1.5.1 Inwiefern erbringen Maschinen und Geräte einen Ertrag? Welche Kosten und Erfordernisse abgesehen vom Ertrag entstehen beim Einsatz moderner Maschinen? Maschinen und Geräte können allgemein als Hilfsmittel zur Arbeitserledigung oder Arbeitshilfsmittel bezeichnet werden. Analog zu den Gebäuden liefern sie nur mittelbar einen Ertrag, der im Wesentlichen besteht aus • Einsparung von Arbeitszeit • Verbesserung der Arbeitsqualität • Erleichterung der Arbeit und Erhöhung der Arbeitssicherheit Der Maschineneinsatz erfordert unter Umständen eine höhere Qualifikation der Arbeitskräfte und einen hohen Kapitaleinsatz je Arbeitsplatz in der Landwirtschaft.