10. Vorlesung EP I. Mechanik 7. Schwingungen (freie, gedämpfte und erzwungene Schwingung, Resonanz, Schwebung) Versuche: Pendel mit zwei Längen Sandpendel ohne/mit Dämpfung erzwungene Schwingung mit ω < ω0, ω = ω0, ω > ω0 („Texastower“) „Tacoma Bridge“ Film zwei gekoppelte Pendel EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler 7. Schwingungen Schwingungen Schwingung: räumlich und zeitlich wiederkehrender (=periodischer) Vorgang Zu besprechen: •ungedämpfte freie Schwingung •gedämpfte freie Schwingung •erzwungene gedämpfte Schwingung Ungedämpfte freie Schwingungen Beispiel Federpendel (a) in Ruhe (b) gespannt: Auslenkung x Rückstellkraft der Feder a) b) FR = −Dx (c) losgelassen c) Bewegung erfolgt nach den bekannten Gesetzen: M a = −Dx (2. Newtonsches Axiom) EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Hier werden wir mal differenzieren: a= dv dt ; dx d 2x v= ergibt a = 2 dt dt (mit unseren Differenzen ∆ könnten wir auch schreiben: a= ∆v ; ∆t ∆x ∆ ∆x ∆t v= ergibt a = ∆t ∆t Mit diesen Ableitungen erhalten wir aus dem 2. Newtonschen Axiom eine neue Gleichung: (*) d 2x M 2 + Dx = 0 dt ist eine Differentialgleichung. Die Lösung muß eine Funktion x(t) sein, deren 2. Ableitung proportional zur Funktion selber ist. EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Lösungsansatz: (**) x( t ) = A0 cos(ω 0 t + ϕ 0 ) (Sinusfunktion wäre auch möglich.) „harmonische Schwingung“ x(t) ≡ momentane Auslenkung A0 = maximale Auslenkung = maximale Amplitude φ(t): = ω0t + φ0=Phase der Schwingung, wobei Anfangsphase φ0 beliebig. dϕ = ω0 dt = Kreisfrequenz ω0 1 → f0 = = 2π T ist Frequenz der Schwingung. T ist die Periode der Schwingung EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Setzen wir (**) in (*) ein und verwenden, dass d(sin(ω 0 t) = ω 0 cos(ω 0 t) dt ist, so erhalten wir: -Mω02 cos(ω0t + ϕ0) + D cos(ω0t + ϕ0) = 0. ω0 = d(cos(ω 0 t) = −ω 0 sin(ω 0 t) und dt Daraus folgt: D M Maximalamplitude A0 ist beliebig und hängt nur von der Anfangsbedingung ab. Graphische Darstellung der Lösung: x(t) =A0 cos(ωt + φ0) = A0 cos(φ(t)) Wenn die Kraft auf einen Körper proportional zur Auslenkung aus der Ruhelage ist, vollführt er eine harmonische Schwingung. EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Anderes Beispiel: Schwerependel Idealfall „mathematisches Pendel“: Punktmasse m, Faden masselos (sonst: „physikalisches Pendel“) Die Schwerkraft FG= mg wird zerlegt in F´ (wird durch Fadenspannung FFaden kompensiert) und Ftangential = =sin α·mg ≈ α · mg (kleine Auslenkung). Diese bewirkt eine Beschleunigung d2x/dt2 = ℓ·d2α/dt2: m·ℓ·d2α/dt2 = α·m·g d2α/dt = (g/ℓ)·α Lösung: α = α0 ·cos ωt (Newton II), F´ = -FFaden Einsetzen in obige Differenzialgleichung ergibt: ω= Bogenstrecke dx = ℓ·α, d2x d 2α = l⋅ 2 dt 2 dt g l l hängt also g nicht von der Masse ab, nur von der Fadenlänge. Die Schwingungsdauer T = 2π/ω =2π EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Gedämpfte Schwingung Zusätzlich zur Rückstellkraft (-D·x) wirkt eine Reibungskraft (-γ·v=- γ·dx/dt) z.B. Stokesche Reibung bei Schwingung in Flüssigkeit oder Gas. Kräftegleichung (Differentialgleichung) d 2 x dx M 2 + γ + Dx = 0 dt dt Ansatz: x(t) = A0e-δt cos(ω t + φ0) Diese Funktion erfüllt die Gleichung und ergibt δ=γ/(2M) und ω = D − δ 2 = ω02 − δ 2 M Im Vergleich mit der ungedämpften Schwingung (s.o., ω = ω0 = D / M ist die Schwingung langsamer und nimmt exponentiell ab. Versuch Sandpendel mit Styroporplatte ) „Einhüllende“ e-δt mit „Dämpfungsfaktor“ δ EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Starke Dämpfung Obige Lösung gilt für schwache Dämpfung (ω0 > δ). Bei stärkerer Dämpfung schwingt das System nicht mehr, sondern „kriecht“ zum Nullpunkt. Kriechfall Anwendungen des aperiodischen Grenzfalls: Stoßdämpfer, Anzeigegeräte D − δ2 < 0 m D − δ2 = 0 m D − δ 2 > 0 (gedämpfte m Schwingung) EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Erzwungene (gedämpfte) Schwingung Treibende periodische Kraft mit Kreisfrequenz ω x1(t) x1(t) x(t) x(t) Bewegungsgleichung: d 2 x dx M 2 + γ + Dx = F1 ⋅ cos(ωt ) dt dt EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Lösung x(t) = A2·cos(ωt – φ2) für t >> Einschwingzeit Nach Einschwingvorgang verblüffend einfach: • Schwingung mit anregender Frequenz ω • Amplitude und Phase abhängig von relativer Anregungsfrequenz (und Dämpfung) Phasenverschiebung φ2 gegenüber der Auslenkung der Anregung 2γω tan ϕ2 = 2 ω0 − ω 2 Maximale Auslenkung kleine Dämpfung große Dämpfung EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Das Phänomen Resonanz Bei erzwungenen Schwingungen reichen kleine Kräfte aus, um mit der Zeit sehr große Amplituden zu erzeugen. Voraussetzung: Antriebsfrequenz ganz nahe an Resonanzfrequenz ω0 und schwache Dämpfung. → Auto mit kaputten Stoßdämpfern (siehe Diagramm auf voriger Seite) (d.h. Schwingung läuft der Kraft um 90° = π/2 hinterher) EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Anharmonische periodische Vorgänge Viele periodische Vorgänge kann man nicht durch eine einzelne Sinus- oder Kosinusfunktion beschreiben, obwohl die Bewegung einen definierte Periode (T = 1/f0 = 2π/ω0) besitzt. Mathematisch kann man aber beweisen (Fourier-Theorem), dass ein periodischer Vorgang durch eine Summe (Überlagerung) von (i. A.) sehr vielen harmonischen Teilschwingungen (sin(ωnt), cos(ωnt) mit ωn=n · ω0) beschrieben werden kann: x(t ) = a 0 + a 1 cos (ω 0 t )+ a 2 cos (2 ⋅ω 0 t ) + ... b1 sin (ω 0 t ) + b 2 sin (2 ⋅ω 0 t ) + ... Fourieranalyse: Zerlegung einer periodischen Funktion in diese Teilschwingungen EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Überlagerung von Schwingungen ähnlicher Frequenz führt zu Amplitudenmodulationen bzw. Schwebungen 5 Perioden 5.5 Perioden EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Versuch: gekoppelte Pendel Durch die schwache Federkopplung wirkt eine erzwingende Kraft F2 auf das zunächst ruhende Pendel. Nach mehreren Schwingungen nimmt die Amplitude von x1(t) ab, während m2 mit wachsender Amplitude schwingt, bis m1 still steht. Dann wiederholt sich der Vorgang in umgekehrter Richtung, d.h. die Schwingungsenergie wechselt periodisch von Pendel 1 zu Pendel 2. Jedes Pendel vollführt somit eine Schwebung. Diese läßt sich als Überlagerung von 2 Schwingungen mit leicht verschiedenen Frequenzen darstellen. → sogenannte „Eigenschwingungen“. EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler Gekoppelte Oszillatoren z.B. 2 Schwerependel mit zwischengespannter Feder. Es gibt zwei Schwingungsmoden („Eigenschwingungen“): Überlagerung beider Schwingungsmoden ergibt Schwebung: Oszillation wechselt von einem Pendel zum anderen EPI WS 2007/08 Dünnweber/Faessler