Mikroökonomik Kapitel 6: „Statische Oligopoltheorie“ 6.1 Duopol à la Cournot 6.2 Allgemeines Cournot-Oligopol 6.3 Kostendifferenzen 6.4 Cournot ohne homogene Güter 6.5 Preis als strategische Variable 6.1 Duopol à la Cournot Marktstruktur: Viele kleine Nachfrager, wenige Anbieter, möglicherweise mit Größenvorteilen, ein vollkommen homogenes Gut Marktverhalten: Gewinnmaximierung (zunächst durch Entscheidung über Outputmenge) Marktergebnis? Das Besondere der oligopolistischen Situation: Entscheidungen eines Unternehmens haben fühlbare Auswirkungen auf die Gewinnsituation der anderen Unternehmen (bei Duopol: des anderen Unternehmens). Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 1 Mikroökonomik Eine einfache (beispielhafte) formale Darstellung: Wir betrachten 2 Unternehmen • Output des Unternehmens i yi , i = 1, 2 • Preisabsatzfunktion P (y1, y2) = a - b (y1 + y2) • Kostenfunktion C (yi) = F + c yi , i = 1, 2 Der Gewinn des Unternehmens 1: (a - b (y1 + y2)) y1 - F - c y1 hängt offenbar von y2 ab. Eine Möglichkeit, mit dieser wechselseitigen Abhängigkeit umzugehen, besteht in der Nutzung rationaler Erwartungen und Entscheidungen: Sie sind charakterisiert durch die Forderungen: • gegeben die Erwartung an die Entscheidung des anderen, wähle die Gewinn maximierende Alternative • Übereinstimmung der Entscheidung mit der Erwartung an diese Entscheidung durch den jeweils anderen (sich erfüllende Erwartungen) Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 2 Mikroökonomik Im Rahmen unseres formalen Beispiels: Kalkül des Unternehmens 1: Erwartung von 1 über y2: ye2 Erwarteter Gewinn des Unternehmens 1: (a - b (y1 + ye2)) q1 - F - c y1 Gewinnmaximierung bei y1 = a−c 1 e − y 2 =: y1 y 2e 2b 2 y2 = a−c 1 e − y1 =: y 2 y1e 2b 2 ( ) Analog: Kalkül des Unternehmens 2: ( ) Erfüllte Erwartungen: y1 = y1e ; y 2 = y 2e Dies ergibt 4 Gleichungen für die 4 Unbekannten y1 , y1e , y 2 , y 2e Das Ergebnis (Lösung dieses Gleichungssystems) und - damit das Marktergebnis - ist ⇒ y1c = ( ) a−c 2(a − c) = y 2c , Y c = y1c + y 2c = 3b 3b Anmerkung: y 2 y1e heißt „Beste Antwort Funktion“ oder „Reaktionsfunktion“ von 2. Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 3 Mikroökonomik Für spätere Analysen ist folgende Notation nützlich: Marktgröße = Nachgefragte Menge bei p = c: S = (a – c)/b Damit lässt sich das Marktergebnis schreiben als y1c = 2S S = y 2c , Y c = y1c + y 2c = 3 3 2 ⎛S⎞ ⇒ π 1c = π 2c = b⎜ ⎟ − F ⎝3⎠ Man beachte: Obwohl die Kostenfunktion subadditiv ist, können mehrere Unternehmen profitabel tätig sein. Exkurs Spieltheorie: Nash Gleichgewicht hier vereinfacht für n = 2 Spieler Beschreibung des "Spiels" durch • Ai : Strategiemenge des Spielers i, i = 1, 2 • πi Auszahlungsfunktion des Spielers i Definition eines Nash Gleichgewichts: Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 4 Mikroökonomik (a , a )∈ A × A heißt Nash Gleichgewicht <=> π (a , a ) ≥ π (a , a ) für alle a ∈ A und π (a , a ) ≥ π (a , a ) für alle a ∈ A * 1 * 2 1 1 2 ( * 1 * 1 2 * 2 * 2 1 2 1 * 2 1 * 1 2 2 1 2 ) Das Cournot Gleichgewicht y1c , y 2c ist ein Nash-Gleichgewicht des folgenden Spiels: • A1 = A2 = [0, ∞) , yi entspricht ai • π i (a1 , a 2 ) = π i ( y1 , y 2 ) = (a − b( y1 + y 2 )) y i − F − cyi Bedingung für Nash Gleichgewicht für Spieler 1: π 1 (a1* , a2* ) ≥ π 1 (a1 , a2* ) für alle a1 ∈ A1 <=> a1* maximiert π 1 bei gegebenem a2* Im Cournot Modell: ( ) y1* = y1 y 2* = S y 2* − 2 2 Bedingung für Nash Gleichgewicht für Spieler 2 analog Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 5 Mikroökonomik Im Cournot Modell: ( ) S y1* y = y2 y = − 2 2 * 2 * 1 Im Nash Gleichgewicht müssen beide Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein. y 2* = S y1* − 2 2 y1* = S y 2* − 2 2 Lösung: y1* = y 2* = S = y1c = y 2c 3 Ende Exkurs Spieltheorie. Kritik des Cournot-Modells: • hyperrational • Wer bestimmt den Preis? Beide Kritikpunkte überzeugen nicht! Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 6 Mikroökonomik Zur Frage des Preises: Man interpretiere die Mengen als Produktionskapazitäten, über die vor der Produktion entschieden werden muss. Gegeben diese Kapazitäten können dann die Unternehmen über die Preise entscheiden. Formalisiert man diese Situation (Kreps/Scheinkman), so resultiert (unter gewissen Annahmen) dasselbe Resultat für die Kapazitäten wie im Cournotmodell für die Mengen. Hyperrationalität: Die Rationalitätsannahme ist nicht unbedingt notwendig: y2 y1( ) y2c y2( ) y1c y1 Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 7