Patienteninformation Betablocker bei Herzinsuffizienz Herzinsuffizienz oder Herzmuskelschwäche ist eine schwere Erkrankung des Herzens. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, die Organe mit genügend Blut und damit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Gleichzeitig kann das von den Organen kommende Blut nicht mehr schnell genug weitergepumpt werden und staut sich vor dem Herzen an. Bei Schwäche der linken Herzhälfte staut sich das Blut in der Lunge, was zu Luftnot führt. Bei Schwäche der rechten Herzhälfte kommt es zum Rückstau in den Körperkreislauf und zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) in den Beinen und an den Knöcheln, in schwereren Fällen auch im Bauchbereich. Das Körpergewicht nimmt dabei zu. Häufig sind beide Herzhälften betroffen. Herzinsuffizienz wird zuerst bei körperlicher Anstrengung als verminderte Belastbarkeit, später auch in Ruhe – vor allem in der Nacht beim Liegen – wahrgenommen. Symptome bei Herzinsuffizienz Eine leichte Herzinsuffizienz wird selten erkannt, weil nur geringe Beschwerden bestehen. Allgemeine Symptome der Herzinsuffizienz sind: n Starke Müdigkeit: Durch die verringerte Pumpleistung der Herzens kommt es zu einer Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff. n Schmerzen in der Brust (Angina pectoris): Das Herz erhält nicht genügend Blut und Sauerstoff und muss mehr pumpen. n Kurzatmigkeit: Die Pumpleistung der linken Herzhälfte ist verringert, und in der Lunge sammelt sich Flüssigkeit an, die die Lungenfunktion behindert (Luftnot). Kurz- atmigkeit kann sowohl bei körperlicher Anstrengung als auch in Ruhe sowie im Schlaf auftreten. Husten und Rasselgeräusche treten ebenfalls auf. n Schwindel, Benommenheit und Gedächtnisstörungen entstehen durch die schlechte Versorgung des Gehirns mit Blut. n Schwellungen der Beine: Weil auch die Niere nicht gut mit Blut versorgt wird, staut sich viel Flüssigkeit im Körper an – vor allem in den Beinen und Füßen –, anstatt ausgeschieden zu werden. Warum Betablocker? Wenn Ihr Arzt bei Ihnen eine Herzinsuffizienz festgestellt hat, ist es wichtig, dass Sie die verschriebenen Medikamente regelmäßig und zuverlässig einnehmen, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Die Wahl der Medikamente richtet sich nach der Vorerkrankung, die bei Ihnen zur Herzinsuffizienz geführt hat. Wird die Grunderkrankung behandelt, so kann auch die nachhaltige Schädigung des Herzens aufgehalten werden. Die Basistherapie bei Herzinsuffizienz umfasst heutzutage Diuretika und ACE-Hemmer bzw. alternativ AT1-Rezeptorblocker (bei Unverträglichkeit), eventuell Aldosteron-Antagonisten und Herzglykoside sowie die zusätzliche Gabe eines Betablockers. Ihr Arzt hat Ihnen einen Betablocker verschrieben, da Betablocker zu einer deutlichen Verbesserung des Krankheitsverlaufs und zu einer Verminderung der Sterblichkeit führen. Wie wirken Betablocker? Die wichtigste Wirkung der Betablocker ist die Senkung der Stresshormonwirkung, welche die Herzinsuffizienz fördert. Die Senkung der Herzschlagfrequenz in Ruhe ist das deutlichste Zeichen der Wirkung. Auch der Sauerstoffbedarf des Herzens wird verringert, wodurch das Voranschreiten der Herzinsuffizienz verhindert und die Beschwerden langfristig vermindert werden. Therapie mit Betablockern Foto: BilderBox.com Was ist Herzinsuffizienz? Ein Service des Die Betablocker-Therapie bei Herzinsuffizienz erfordert eine langsame Dosissteigerung mit regelmäßigen Kontrollen. Da sich der Körper erst an die Wirkung des Betablockers (z.B. niedrige Herzfrequenz) gewöhnen muss, und um Nebenwirkungen zu verhindern, wird mit einer sehr niedrigen Dosis begonnen, die über mehrere Wochen erhöht wird. Vor jeder Dosissteigerung ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Zusätzlich sollte täglich eine Gewichtskontrolle durchgeführt werden. Dennoch kann es dabei zu einer vorübergehenden Leistungsverschlechterung kommen. Nach einigen Monaten übersteigt die Belastbarkeit aber den ursprünglichen Zustand deutlich. Die häufigste Nebenwirkung einer Therapie mit Betablockern ist ein zu langsamer Herzschlag. Hier sollte jedoch nicht der Betablocker abgesetzt, sondern nur in seiner Dosis angepasst werden. Ein zu niedriger Blutdruck tritt selten auf. Hier sollte immer erst nach anderen Ursachen gesucht werden. Dies kommt vor allem bei herzschwachen Patienten vor, was jedoch keinen Anlass geben sollte, die Medikamente abzusetzen. Vorsicht ist geboten, wenn der niedrige Blutdruck mit Symptomen einer Mangeldurchblutung im Gehirn einhergeht wie etwa Schwindel und Schwarzwerden vor den Augen. Das gilt auch für einen zu langsamen Herzschlag unter Betablocker-Therapie. Bei Beschwerden sollten Sie Rücksprache mit dem Arzt halten, der Ihnen den Betablocker verordnet hat. Andere seltene Nebenwirkungen können meist durch einen Wechsel des Betablockers umgangen werden. Patienteninformation Betablocker bei Herzinsuffizienz Auch in Phasen, in denen Sie sich gut fühlen, muss mit einem Fortschreiten der Herzinsuffizienz gerechnet werden. Daher sollten die verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen werden, auch wenn keine oder kaum Beschwerden auftreten. Die Medikamenteneinnahme sollte einen festen Platz in Ihrem Tagesablauf haben. Achten Sie darauf, dass Ihnen die Medikamente nicht ausgehen, und bitten Sie rechtzeitig Ihren Arzt, Ihnen ein neues Rezept auszustellen. Wenn sich Ihr Gesundheitszustand verschlechtert oder Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie Ihren behandelnden Arzt aufsuchen. Abgesehen von Medikamenten gibt es noch andere Möglichkeiten, die Zunahme der Beschwerden zu vermindern und das Herz zu entlasten: n nicht rauchen n Stress reduzieren n Alkoholkonsum vermeiden bzw. senken n Normalgewicht anstreben n tägliche Blutdruck- und Herzfrequenz- kontrolle n ausgewogene Ernährung n körperliche Aktivität bzw. Sport (Intensität mit Ihrem Arzt absprechen) Patienteninformation Betablocker bei Herzinsuffizienz n Impfung gegen Grippe & Lungenentzündung Expertenmeinung „Betablocker sind ein Eckpfeiler in der Therapie der Herzinsuffizienz und werden in über 90 Prozent der Patienten in den empfohlenen Dosierungen vertragen. Ein Absetzen der Therapie kann nicht nur zu einem deutlichen Einbruch in der Befindlichkeit führen, sondern auch die Krankheit in einem Ausmaß verschlechtern, sodass als Folge eine Einweisung ins Spital erfolgen muss oder die Lebenszeit verkürzt werden kann.“ n Was ist Herzinsuffizienz? n Symptome bei Herzinsuffizienz Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann Klinische Abteilung für Kardiologie Univ.-Klinik für Innere Medizin II MedUni Wien Diese und weitere Patienteninformationen können Sie unter www.aerztemagazin.at herunterladen. Impressum Verleger, Eigentümer & Herausgeber: Medizin Medien Austria GmbH., Geschäftsführung: Thomas Zembacher, Redaktion: Mag. Nicole Martinek, Verlagsanschrift: 1050 Wien, Wiedner Hauptstraße 120–124. n Warum Betablocker? n Wie wirken Betablocker? Stand: März 2012 Was kann ich selbst tun? n tägliche Gewichtkontrolle Foto: brandXpictures Die Therapie mit einem Betablocker sollte bei Herzinsuffizienz lebenslang erfolgen, weil nach Absetzen des Medikaments mit einer Verschlechterung zu rechnen ist. Ein Service des n Therapie mit Betablockern n Was kann ich selbst tun? In Kooperation mit